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:: Ready to Do My Thing!! ::
Im März 1970 lief Brown wie schon erwähnt der Grossteil seiner Band davon:
It was March 9, 1970. The funk vine quickly spread the news: James Brown lost his entire band.
Disgruntled and burned out, the musicians had confronted Brown with a list of ultimatums just before a show in Columbus, Georgia. Instead of mulling over their demands, Brown called his Cincinnati office and set his staff in motion: „Mr. Patton,“ he told his agent, „you gotta find Bootsy and those kids now!“
Bob Patton tracked down bassist Bootsy Collins, his guitar playing brother Phelps, horn players Clayton Gunnels, Daryl Jamison and Robert McCullhough, and drummer Frank Waddy, at a dive called the Wine Bar. Veteran JB sidekick Bobby Byrd made the call. In a matter of hours, a teenage band that had only briefly toured behind Hank Ballard and Marva Whitney was on its way to Columbus in Brown’s Lear jet.~ Alan Leeds: „Take it to the Bridge“, Liner Notes zu: James Brown: „Funk Power – 1970: A Brand New Thang“, Polydor CD, 1996.
Die Band war unter den Namen Pacemakers, Blackenizers und New Dapps aufgetreten. Laut Leeds Liner Notes ist es unklar, ob Brown nur bluffen wollte und damit rechnete, dass seine Band nachgibt, oder ob er tatsächlich mit den jungen neuen Musikern spielen wollte. Zwei Wochen nach dem Debut, so Leeds, sei die neue Band „everything the classic Brown bands were not“ gewesen, nämlich: „loose, unpolished, occasionally out of tune and small.“ Drummer John „Jabo“ Starks war neben Bobby Byrd der einzige, der Brown treu blieb. Lees zitiert Byrd wie folgt:
„It was quite scary at first,“ recalls Byrd, who coached the new lineup from behind the organ. „They basically knew James‘ licks but it wasn’t the way it’s supposed to be done. I wondered whether they’d ever be able to do it.“
~ Alan Leeds: „Take it to the Bridge“, Liner Notes zu: James Brown: „Funk Power – 1970: A Brand New Thang“, Polydor CD, 1996.
Ein paar Wochen später hatte sich das alles geändert: um das energetische, an Sly Stones Bassist Larry Graham orientierte Spiel Bootsy und die Achse zu seinem Bruder Phelps an der Gitarre hatte die neue Band ein rhythmisches Moment geschaffen, das noch nie dagewesen war. Ein neuer Groove, neue Arrangements für alte Brown-Knaller wie „There Was a Time“, „Bewildered“ und vor allem „Give It Up or Turnit a Loose“ wurden zu Höhepunkten der Konzerte mit der neuen Band.
Auch Bobby Byrd wurde in der neuen Band wieder wichtiger – nachdem Maceo Parker verschwunden war, der in den Jahren zuvor der wichtigste musikalische Partner Browns geworden war. Byrd wurde öfter als je zuvor zum Co-Leadsänger und Mitkomponist von Brown.
:: Sex Machine ::
Die Musik Browns entwickelte sich so rasant, dass es gar nie zum einem Album kam, das diese Zeit adäquat dokumentiert hätte. Umso willkommener ist die oben abgebildete CD von 1996. Das Album „Sex Machine“ bestand zum grösseren Teil aus Live-Aufnahmen (und zwei Studio-Tracks) mit der Band von 1969, kurzfristig wurden „Sex Machine“ und ein Medley in einer Studio-Session eingespielt und mit Fake-Applaus versehen. Alan Leeds dazu:
Brown had assembled a disc of 1969 concert recordings, then called an impromptu session at King Studios to create a second disc from his new show. Without a qualified engineer available on short notice, King label president Hal Neely and a petrified trainee manned the board. It was a tense evening, peppered with technical glitches and false starts, but a determined Brown led the J.B.’s through killer re-makes of „Sex Machine“ and „Give It Up or Turnit a Loose,“ which were later overdubbed with canned audience reaction to simulate the live atmosphere on disc one.
~ Alan Leeds: „Take it to the Bridge“, Liner Notes zu: James Brown: „Funk Power – 1970: A Brand New Thang“, Polydor CD, 1996.
Die Single-Version von Sex Machine ist auf Star Time zu finden, eine 10 Sekunden kürzere Version auch auf der CD of JB. Die Single erschien als nächste nach „Brother Rapp“ und erreichte wie diese #2 der R&B Charts (und #15 der Pop Charts). Die neue Musik ist stark auf den Rhythmus konzentriert, die Gitarre und der Bass werden zu zentralen Elementen, wichtiger als die Bläser, auf denen zuvor das Augenmerk lag. Die Single ist sowohl als Opener auf „Funk Power“ zu finden als auch auf „Star Time“, beide Male in der Stereo-Version.
:: I Got Soul… and I’m Super Bad! ::
Die nächste Single war „Super Bad“ (R&B #1, Pop #13) – die A-Side ist in Stereo auf „Star Time“ zu finden, eine 3-minütige Mono-Version auf der „CD of JB“, die komplette Mono-Version mit neun Minuten ist auf „Funk Power“ nachzuhören. Saxophonist Robert McCullough macht seinem Übernamen „Chopper“ alle Ehre und spielt zwei kreischende Coltrane/Sanders/Ayler-inspirierte Soli… davon sollten in der Folge noch einige zu hören sein.
Von derselben Session findet sich auf „Funk Power“ auch das Stück „Since You Been Gone“ – auch das ein Remake, die Version von 1956 kann hier angehört werden. Auf „Funk Power“ ist der Original-Mix zu hören, auf Motherlode findet sich eine etwas längere Version.
Das Album Super Bad enthielt ausser der Hit-Single wenig überzeugendes und nichts, was die neue musikalische Ausrichtung wiedergegeben hätte. Es floppte und sollte das letzte bleiben, das auf King erschien… aber zuerst zurück zum Album Sex Machine!
:: Get Up I Feel Like Being… (Remake) ::
Wie schon erwähnt, bestand das Album in erster Linie aus Material, das schon im Vorjahr mitgeschnitten bzw. im Studio eingespielt wurde. Das Titelstück und zugleich der Opener des Doppel-Albums aber war eine neue, auf über zehn Minuten angewachsene Version von „Sex Machine“, ein Remake des ersten Hits der neuen Band, der wohl wesentlich dazu beitrug, dass das Album in die Charts gelangte (#29). Eine grossartige Aufnahme, in der auch Bobby Byrd („Get Up!“) wieder sehr präsent ist. Als im Juli diese Aufnahmen gemacht wurden, war Clyde Stubblefield an den Drums auch wieder mit dabei.
Das zweite Stück, das in der kurzfristig anberaumten Session am 23. Juli 1970 in Cincinnati eingespielt wurde, war ein Medley aus „Bewildered“, „I Got the Feelin'“ und „Give It Up or Turnit a Loose“. Letzteres ist ohne Fake-Applause auch auf „Funk Power“ und in einem Remix auf In the Jungle Groove zu finden, auf „Funk Power“ findet sich überdies das Remake von „There Was a Time (I Got to Move)“, das während derselben Session entstand. Phelps ist hier mit einem Gitarrensolo zu hören und es wird einmal mehr klar, wie anders die neue Band war: verzerrte Sounds, die aber doch immer funky sind – dahinter ein dünner Bläsersatz (immer noch Chicke und Hasaan an Trompeten und Chipper am Tenor) am riffen – zu viel mehr hat’s bei denen wohl auch nicht gereicht… wenn man jetzt bösartig sein wollte, könnte man „There Was a Time“ fast als eine nostalgische Ode an die Bands mit Nat Jones und Pee Wee Ellis deuten – allerdings machen Bootsy und Phelps diese Mankos wieder wett mit ihrer traumwandlerischen rhythmischen Sicherheit, die auch den altgedienten John „Jabo“ Starks am Schlagzeug miteinbezieht.
:: Talkin‘ Loud! ::
… and Sayin‘ Nothin’… laut Alan Leeds‘ Notes in „Funk Power“ war die nächste aufgenommene Single „Talkin‘ Loud and Sayin‘ Nothing“ (die Gilles Petersons 1990 gegründetem Acid Jazz Label den Namen gab) „a prime example of the locked rhythmic communication between Bootsy and Jabo“. Die Single erschien erst 18 Monate nach der Aufnahme als erste des Jahres 1972 (R&B #1, Pop #27). Die Single war wie so oft eine gekürzte Version, auf „In the Jungle Groove“ findet sich ein 7:42 langer Remix, auf „Star Time“ die ungekürzte 8:59 lange Version, auf „Funk Power“ dann die komplette Version, die 14:42 lange dauert!
Herlon „Cheese“ Martin war inzwischen an der Gitarre zur Band gestossen und St. Clair Pinckney war der erste Rückkehrer der alten Band (der war ja auch schon längere Zeit vor der Nat Jones-Version in der Band). Jerome „Jassan“ Sanford hatte überdies „Chicken“ Gunnels an der Trompete abgelöst.
Ist das hier wirklich die laut Infos im Booklet von „In the Jungle Groove“ nicht veröffentlichte Single King S45-9359, die im Januar 1971 hätte erschienen sollen? Die Polydor-Single erschien ja dann erst im Februar 1972!
In der Zwischenzeit erschienen einige weitere Singles von Brown Ende 1970 „Hey America“ und „Santa Claus Is Definitely Here to Stay“ (beide zweiteilig mit instrumentalen B-Sides), und dann das kurz nach „Talkin‘ Loud… “ aufgenommene „Get Up, Get Into It, Get Involved“ (R&B #4, Pop #32), von dem die Mono-Version auf „In the Jungle Groove“, die Stereo-Version auf „Star Time“ und „Funk Power“ zu hören ist.
Auch hier ist der Groove mitreissend, sehr repetitiv, Phelps ist im Ensemble mit seiner leicht verzerrten Gitarre zu hören, die dem Ensemble einen sehr anderen Sound gibt als die klare Blues-Gitarre von Jimmy Nolen.
Das war die letzte Single, die 1970 erschien, das kurze Intermezzo mit den Original J.B.’s dauerte noch ein paar Monate, dann ging’s in Browns Band wieder drunter und drüber, als Bootsy und Phelps sich mit George Clintons Mothership auf die Reise machten und Fred Wesley bei Brown für Ordnung sorgte… mehr davon demnächst.
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