Re: James Brown

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gypsy-tail-wind
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Auf dieser schönen Compilation von 2007 finden sich Stücke von dem Album mit Louis Bellson/Oliver Nelson, dem Album mit Dee Felices Trio und Stücke mit der regulären Band um Nat Jones.
Zu den Highlights gehört der Opener, „That’s My Desire“, vertraut von Soul on Top – die Big Band von Bellson röhrt, Maceo spielt sein geniales Solo, aber es geht eigentlich fast nur um JB!
Es folgen ein paar Stücke der regulären Band mit schönen Soli von Leader Nat Jones (as), Mack Johnson (t) und auf dem ersten, „After You’re Through“ (ein erweiterter alternate mix vom Smash-Album Grits & Soul), JB (org). Die hübscheste Überraschung für mich ist „Tengo Tango“, eine Komposition von Nat & Cannonball Adderley – und Cannonball ist auch ein guter Vergleich für Nat Jones‘ Spiel, obwohl sein Ton nicht annähernd so satt ist wie jener des wohlbeleibten Jazzers aus Florida. Diese Aufnahme ist hier zum allerersten Mal zu hören.
Es folgt „Home at Last“, ein alternate Mix vom Album Thinking About Little Willie John (And a Few Nice Things). Arrangiert hat Sammy Lowe, die Band hinter Brown (voc), besteht abgesehen vom Leader Alfred „Pee Wee“ Ellis, der am Piano sitzt, aus Studio-Musikern erster Güte. Jimmy McGriffs „All About My Girl“ erschien zuerst auf dem Smash-Album James Brown Plays New Breed, Solisten sind wieder Brown (org) und Jones (as).
Mit „There“ folgt ein weiterer unedited take vom „Grits & Soul“ Album mit einem tollen Tenorsolo von Maceo (das auf dem Album fehlte). Brown spielt Piano und die Musik klingt sofort weniger schwerfällig… sein Solo allerdings ist nicht grad umwerfend, kommt aber am Ende doch gut rüber (eben: er macht einen glauben, er sei der grösste, egal ob er’s ist oder nicht… als Pianist und Organist war er’s definitiv nicht).
„All the Way“ – JB?!? Ja! Mit dem „Cocktail-Trio“ von Drummer Dee Felice (mit Frank Vincent-p; Lee Tucker-b) entstand im Dezember 1968 das Album Gettin‘ Down to It – Brown klingt leicht heiser, singt für seine Verhältnisse sehr verhalten, und in der Tat: das kommt super!
Dann folgt ein weiteres Stück aus der Band von Cannonball Adderley: Joe Zawinuls „Why Am I Treated So Bad“ – es stammt vom Album The Popcorn und wurde – wie ein halbes Dutzend der Stücke auf „Soul Pride“ – am 26. August 1968 am Konzert in Dallas, TX aufgenommen, im Band-Set, noch ohne Brown. Nach einem langen Gitarrensolo von Jimmy Nolen glänzt Fred Wesley an der Posaune.
Vom Album James Brown Plays the Real Thing stammt das hart-swingende „What Do You Like“, von dem hier die Stereo-Single-Version zu hören ist. Die Band besteht etwa zur Hälfte aus JB-Leuten und aus Studio-Musikern, Brown ist an der Orgel, Pee Wee Ellis am Altsax zu hören. Die Musik ist sehr von Basies New Testament Band geprägt, der Beat (Bernard „Pretty“ Purdie!) geht aber mehr Richtung Shuffle als Swing, es ist alles eine Spur weniger subtil als bei Basie.
Es folgt nochmal ein Stück vom „Thinking About Little Willie John…“ Album, diesmal mit Ellis an der Orgel: Brown singt „Cottage for Sale“, einen alten Standard von Willard Robison (der hätte auch verdient, im Songwriter-Thread erwähnt zu werden!) – wie bei „All the Way“ funktioniert das erstaunlich gut, Brown deutet viele seiner vokalen Markenzeichen an, ohne sie auszukosten, was der Performance etwas zurückgenommen-verhaltenes gibt, das die Spannung erhöht. Sammy Lowes Arrangement ist toll!
Es folgt das zickige „Go On Now“ mit Brown an der Orgel und Maceo (ts) und Jimmy Nolen (g) als Solisten. „Jabo“ Starks trommelt einen feinen Beat mit Besen – sehr schöne Aufnahme! Es handelt sich um einen alternate Mix der Aufnahme, die auf Nothing But Soul erschienen ist.
Den Abschluss macht ein weiterer alternate Mix von „Soul on Top“: Brown singt relaxt auf „For Once in My Life“, Maceo umspielt ihn kongenial… ich krieg grad wieder Lust drauf, das ganze „Soul on Top“ zu hören! Brown improvisiert dazu eine schlüpfrige oder zumindest zweideutige Erweiterung, während die Band rifft… You gotta have a thing… everybody need a thing… use your thing… and do your thing… good gawd… yeah yeah yeah yeah yeah yeah! … yeeeeeeah, yeee-aaaaaah!

Unter dem Strich eine unprätentiöse kleine Compilation mit vielen schönen und einigen tollen Stücken – sicher nicht essentiell, aber ich würd wohl ***1/2 bis **** geben und grad denen, die „Soul Pride“ mögen würd ich sie wärmstens als Ergänzung empfehlen!

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