Ich höre gerade … Jazz!

Ansicht von 15 Beiträgen - 60,676 bis 60,690 (von insgesamt 67,327)
  • Autor
    Beiträge
  • #12092441  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 69,350

    redbeansandrice
    Hip Holland Hip hatt ich gestern im Laden in der Hand, aber hab nochmal gewartet… Wie ist das Booklet/irgendwelche Highlights?

    Bin erst etwas weiter als die Hälfte … vielleicht sind ein paar Stücke zu viel von der „hippen“ Sorte drauf, zumindest am Anfang (also alles so catchy Stücke à la Timmons/Blakey/Adderley) … die Diamond Five finde ich super, Schoonderwalt sticht für meine Ohren auch anderswo heraus. Und dann sind da die Leute, die ich nur namentlich kenne bisher: Harry Verbeke (die Blue Jack-CD der Diamond Five ist allerdings da, lief aber noch nie), Toon van Vliet … oder Leute, von denen ich glaub ich noch gar nie gehört habe: Tony Vos, Martin Verlinden …

    Das Booklet ist grosszügig, geschrieben hat alles Lander Lenaerts, sieben Seiten zur Einleitung, danach eine Seite pro Stück inkl. Abbildung der zugehörigen Cover, vollständiger Angaben und kurzer Text zu jedem Stück (so dick, dass es mit der Zeit hinten einreissen wird, wenn man beim Zurückstecken nicht acht gibt).

    EDIT:
    Fehler im Booklet: es gibt nur zu 17 Tracks Infos, keine zu #16 „Wives and Lovers“ (Reys mit Nelson), stattdessen ist die #17 (Schonderwalt, „My Plea“, wie Reys von einem der wenigen Alben, die ich kenne) als #16 drin, und dann blättert man um und findet #18 „Comin‘ Home Baby“ vom Tony Vos Trio nochmal als #15 nummeriert. Schade. Eine Seite wäre noch da gewesen, wenn man die Produktions-Credits von der letzten Innenseite auf die Rückseite des Booklets geschoben hätte.

    Aber musikalisch ist das wirklich gut, was es hier zu hören gibt, und der finger-snapping-foot-patting-Start legt sich, das Programm wird mit der Zeit abwechslungsreicher.

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    Highlights von Rolling-Stone.de
    Werbung
    #12092451  | PERMALINK

    thelonica

    Registriert seit: 09.12.2007

    Beiträge: 4,397

    DIZZY REECE – Manhattan Project

    Höre das via YT. Ich muss zugeben, dass ich von Reece zu wenig kenne, aber die Musik finde ich originell.

    --

    #12092457  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 69,350

    Das ist ja auf Bee Hive, einem der Label, die in den Siebzigern auftauchten und dieser Art Jazz einen Platz gaben (Stichwort Renaissance und so) – interessant jedenfalls, denn das Label produzierte auch Alben mit Ronnie Mathews (zwei), Roland Hanna, Dick Katz und Junior Mance (zwischen 1978 und 1984) – aber kein einziges davon im Trio, stets ist mindestens ein Bläser dabei.

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #12092465  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 14,586

    Gypsy, danke, muss wohl doch her wg dem booklet, an sich ist es ja eine super schöne Serie, und Lenaerts mag ich eigentlich… Die Tony Vos Quartett Stücke müssten aus Jazz behind the Dikes sein, von dem her weniger obskur, aber er selbst hat später nicht mehr so viel Jazz gespielt, scheint mir, Credits vor allem als Komponist und Produzent…

    Ein Album, das ich irgendwann finden will ist das hier, allein schon wg dem Cover:

    Vos ist der ältere Herr oben links

    --

    .
    #12092515  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 69,350

    Ja, es sind mehrere Tracks von „Jazz Behind the Dikes“ dabei – wenn ich was Bestimmtes an Infos raussuchen soll einfach sagen! Sehr schade, der Fehler mit dem Booklet … da hätte nur nochmal jemand halbwegs aufmerksam durchblättern müssen am Ende (bei der jüngsten Tubby Hayes von Jazz in Britain passierte wohl auch sowas, hab sie noch nicht, aber da wurde immerhin schon ein PDF mit dem kompletten Essay von Simon Spillett in Aussicht gestellt, von dem ein Stück zu fehlen scheint).

    Bin jetzt beim zweiten Durchgang hiervon – nur 33 Minuten leider, aber klasse – mit grossem Dank (immer wieder :yes: ) nach Wien!

    Hampton Hawes – Piano Improvisation | Zum Einstieg zwei Takes von „Autumn Leaves“, der erste aus Rom 1968 mit Jimmy Woode und Kenny Clarke, der zweite aus Paris 1967 mit Gilbert Rovère und Daniel Humair – und dieser zweite, mit über neun Minuten das längste Stück der CD, beschwört für meine Ohren tatsächlich schon fast das Keith Jarrett Trio herauf. Das hat viel mit der aktiven Begleitung von Humair zu tun, die z.B. auf „Still Live“ sehr gut passen würde. Wom selben Auftritt (oder ca. derselben Zeit) folgt an dritter Stelle ein Duo über George Wallingtons „Godchild“ mit Martial Solal (dessen Rhythmusgruppe Hawes auslieh – diese Solal-Trios der mittleren/späten Sechziger sind ja grosse klasse und stehen einigermassen quer in der Landschaft, so von wegen Renaissancen und so). Danach folgen noch zwei Stücke mit denselben Trios wie davor: „Fly Me to the Moon“ aus Rom und „Softly As in a Morning Sunrise“ aus Paris.

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #12092543  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 69,350

    Hampton Hawes Trio – High in the Sky | 1970 zurück in Kalifornien und wieder mit Donald Bailey … das Bass-Lick, das Leroy Vinnegar in „The Look of Love“ spielt, könnte auch von The Necks sein … und Bailey ist dahinter wieder einmal umwerfend (aber auf der Fresh Sound-CD sind die Toms und Bass-Drum mehr zu erahnen, während die Becken und die Snare sehr präsent sind). Das ist dann gleich ein sehr anderes Trio als die beiden Pick-Up-Formationen aus Europa (mit dem Rovère/Humair-Line-Up würde ich echt gerne mehr hören). Auch im Opener spielt Hawes dann lange mit einem Jamal-Riff (3:44 bis 3:58), wenn mich nicht alles täuscht? Ich glaub, solchen Parallelen kann, ja muss man aber auch fast ziehen hier? Was ich meine: Jamal (1971 in Paris – die Impulse-CDs sind hier leider nach wie vor verschollen) und Hawes hier am Flughafen von L.A. finden schon in mancher Hinsicht vergleichbare Wege, im tonalen, groovenden Jazz völlig frei zu werden.

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #12092615  | PERMALINK

    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

    Registriert seit: 02.12.2013

    Beiträge: 56,930

    gypsy-tail-wind Hampton Hawes Trio – High in the Sky | 1970 zurück in Kalifornien und wieder mit Donald Bailey … Bailey ist dahinter wieder einmal umwerfend (aber auf der Fresh Sound-CD sind die Toms und Bass-Drum mehr zu erahnen, während die Becken und die Snare sehr präsent sind). Das ist dann gleich ein sehr anderes Trio als die beiden Pick-Up-Formationen aus Europa (mit dem Rovère/Humair-Line-Up würde ich echt gerne mehr hören). Auch im Opener spielt Hawes dann lange mit einem Jamal-Riff (3:44 bis 3:58), wenn mich nicht alles täuscht? Ich glaub, solchen Parallelen kann, ja muss man aber auch fast ziehen ….

    Tolle Scheibe …. und ja, mit Rovere (btw unterschätzter Bassist – siehe auch Al Haig Trio „Invitation“, Martial Solal Trio „Sans Tambour Ni Trompette etc) + Humair hätte ich auch gerne mehr ….

    --

      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #12092663  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 69,350

    Ich gehe nochmal nach England … die ersten Aufnahmen von Joe Harriott, noch bevor die mit Tony Kinsey entstanden, die ich gestern anhörte: vier Stücke mit Dill Jones-p, Jack Fallon-b und Phil Seamen-d, im Februar 1954 in London für Melodisc aufgenommen.

    Zwischen Sessions 1 und 2 des Tony Kinsey Quartets fällt der „Akee Blues“ mit Buddy Pipp’s Highlifers (Pete Pitterson-t, Bruce Turner und Harriott-as, Oscar McKay-p, Denny Wright-g, Joe Sampson-b, Kinsey-d, Alf Hayward-maracas, Pipp-cga) – und das ist wieder so ein Zwischending, das – wie manches von Graham – doch recht nah an der Musik ist, die aus den Kolonien nach London gelangte. Harriott ist auf dem Stück der gefeaturte Solist und klingt toll.

    Und dann springe ich schon zu CD 2 (die erste enthält auch noch die zweite und dritte Session mit Kinsey), die mit dem „Blues in Threes“ vom Februar 1955 öffnet, Kenny Baker with the Jazz Today Unit, u.a. mit Keith Christie, Jimmy Skidmore und Harry Klein – in einer Combo, die irgendwo zwischen den Armstrong All Stars und etwas modernerem Swing changiert. Solistisch ist hier ein Altsax-Trio zu hören, Bruce Turner, der wie Johnny Hodges klingt, dann nehme ich an Harriott und wohl zuletzt Bertie King, bei dem ich eher an Benny Carter oder Willie Smith denke, der aber auch ein paar moderne Passagen einstreut, danach übernimmt Dill Jones, der schon bei Harriotts Debut dabei war am Klavier, dann folgen Keith Christie (tb) und zuletzt der Leader an der Trompete. Danach musste Harriott wegen eines Tuberkulose-Schubs in Krankenhaus. Im Mai war er wieder aktiv, nahm für Decca vier Stücke mit dem Quartett von Tony Kinsey auf (mit Bill Le Sage-vib/p, Eric Dawson-b) – zwei lange erschienen auf einer EP, die beiden kurzen auf einer Single.

    Zehn Tage später ist Harriott erneut im Studio, jetzt wieder unter eigenem Namen und mit Streichern (3-1-1), Harfe (Maria Korchinska) und Dirigent (Laurie Johnson, auch Filmkomponist). Die Harriott-Combo besteht neben dem Leader aus Max Harris-p, Sammy Stokes-b und Phil Seamen-d. Entstanden sind zwei etas längere Stücke (drum läuft die 7″-Platte als „EP“, die erschien auf dem Label Polygon, genauer in dessen Reihe „Jazz Today“), „I’ll Remember April“ und „Easy to Love“. Natürlich kommen da Erinnerungen an Bird with Strings hoch – aber das klingt dann doch anders, die Arrangements sind sehr süsslich, eine Solo-Geige schlängelt sich ganz dezent zwischen dem Sax und der Rhythmusgruppe hindurch, die Harfe haut immer wieder üppig Arpeggi raus oder zupft ziemliche dichte auf- und absteigende Läufe. Im Solo von Harriott über „April“ setzen die dann alle erstmal aus, in „Easy to Love“ haben sie dafür gleich ihr eigenes Intermezzo – läuft trotz des schnelleren Tempos ähnlich ab, einfach ohne solistische Violine und mit viel mehr Harfe … seltsam, und doch ganz schön, einfach wegen Harriott

    Im Juli ging das Kinsey Quartet mit der Sängerin Lita Roza (2916-2008) ins Studio – verzögert, weil das Kinsey Quartet mit Ella und Peterson durch Grossbritannien touren sollte, inkl. zehn Minuten pro Abend für die Band – doch Norman Granz überlegte es sich in letzter Minute anders: nur Stokes und Kinsey durften spielen, Kinsey insistierte aber, dass Harriott und Le Sage wenigstens bezahlt wurden. „Harriott’s solos are attractive, but as this was Rosza’s date, he is very restrained. On most tracks he breathily caresses the melody and Kinsey uses brushes throughout.“ (Alan Robertson, „Joe Harriott: Fire in His Soul“, S. 41). Nur ein Stück ist in der Proper-Box zu finden, „You’ll Never Know“, mit einem sehr schönen Harriott-Solo. (Die Proper-Box enthält übrigens auf CDs 1 und 2 – von wie üblich 4 – exakt dasselbe wie das 2-CD-Set „Killer Joe“ von Giant Steps.)

    Die nächste EP – mit vier Stücken nimmt Hariott dann im August für das Label Pye Nixa auf, wieder mit Harris, Stokes und Seamen. Neben den Originals „Just Goofin'“ und „Joe’s Blues“ sind zwei Standards zu hören, die Ballade „Everything Happens to Me“ und das mittelschnelle „Just Friends“.

    Später im Jahr spielt Harriott mit der kurzlebigen Big Band von Ronnie Scott, die im Oktober ins Studio geht – auch zur Band gehörten u.a. mit Hank Shaw, Ken Wray, Pete King, Benny Green, Norman Stenfalt, Eric Peter und Phil Seamen. Das Frontcover der EP ist generisch, aber auf der Rückseite ist die ganze Band zu sehen. Eins der vier Stücke, „With Every Breathe I Take“, fehlt in den Harriott-Anthologien – das war wohl Scotts Balladenfeature. Dass Phil Seamen ein toller Big-Band-Drummer war ist kein Geheimnis, hier kann man das hören. Im schnellen „Bang“ ist Hank Shaw der erste Solist, gefolgt von Harriott, Dougie Robinson (ebenfalls as), dem Leader und zuletzt Seamen. Dann folgt „A Night in Tunisia“, in dem Ken Wray da Thema präsentiert, danach sind Harriott und Senfalt zu hören. Das letzte Stück, „The Big Fist“, stammt wie „Bang“ von Dizzy Reece und bietet Platz für Soli von Harriott, Shaw, Scott und Seamen. Die Arrangeure sind nur für „Bang“ und „Tunisia“ bekannt: Victor Feldman und Johnny Keating. Generell scheinen sich alle einig zu sein: die individuellen Talente in der Band waren besser als „the sum of its parts“. Harriott bekundete Mühe, sich dem Lead-Saxer Robinson unterzuordnen, Scott bedauerte später, die Band je gegründet zu haben, das Projekt sei „one of my worst ever“ gewesen (Robertson, S. 46).  Und dennoch sind die Aufnahmen hörenswert … auch das fehlene Stück natürlich, das  tatsächlich ein Balladenfeature für den Leader ist:

    Nachdem Scotts Band im Dezember aufgelöst wurde, spielte Harriott mit dem Quintett von Phil Seamen, das leider nie aufgenommen hat. Im Juli 1956 geht Harriott dann als Leader für MGM ins Studio und nimmt die Hälfte einer EP (die andere stammt von Don Rendell) auf, mit Johnny Weed-p, Major Holley-b und Seamen, von dessen Quintett hier der Gitarrist Dave Goldberg fehlt (den ich grad mit Dizzy Reece gehört habe).

    „Blues Original“ ist ein snappy Harriott-Original mit einem two-beat-Feeling und einem satten Backbeat von Seamen, der dann in „My Heart Belongs to Daddy“ einen komplizierteren, sehr tänzerischen Beat an den Besen hinlegt, während Harriott jetzt – Sommer 1956 – seinen reifen Sound gefunden zu haben scheint. Wahnsinnig schön, und obendrein eh ein Lieblingsstück von mir.

    Hier noch ein Bild der Box, aus der ich das alles gerade gehört habe: CD 1 in Auszügen (den Rest hörte ich gerade auf der japanischen Esquire-CD) und die ganze CD 2; danach springt die Proper-Box ins Jahr 1959 zum Album „Southern Horizon“, das in den USA bei Jazzland erschien (aufgenommen wurde es in London, die erste Hälfte im Mai 1959 mit einem frühen Line-Up des Joe Harriott Quintet mit Hank Shaw an der Trompete und Bobby Orr an den Drums, die zweite im April 1960 und erstmals mit Shake Keane, dem kongenialen Partner an Trompete und Flügelhorn und dem alten Bekannten Phil Seamen am Schlagzeug. Danach enthält die Box noch das Album „Free Form“, das erste Meistwerk des Quintetts, sowie – lizenziert, ganz wie es sich gehört – die Cadillac-Scheibe „Swings High“ aus dem Jahr 1967, mit Stu Hamer anstelle von Keane, aber weiterhin mit Pat Smythe, Coleridge Goode und Seamen, die schon bei „Abstract“ zu hören sind. Sehr empfehlenswert jedenfalls.

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #12092717  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 69,350

    Ein Nebengeleise: Tony Kinsey machte natürlich weiter, als Harriott nicht mehr zu seiner Band gehörte. Vor vielen Jahren konnte ich mal zwei Kinsey-Veröffentlichungen von Dutton/Vocalion für Kleingeld kriegen. Die erste ist diese Doppel-CD mit seinen zwei Decca-Alben von 1957. „Introducing the Tony Kinsey Quintet“ wurde im Dezember 1956 und im Januar 1957 bei vier Sessions eingespielt. Mit dabei sind Don Rendell (ts), Ronnie Ross (bari), Bill Le Sage (p/vib) und Pete Blannin (b). Das Klangbild ist entsprechend dunkler – aber auch kühler. Harriott war die Art von Musikern, die eine Combo (aber nicht notwendigerweise eine Big Band – bei Scott kam noch dazu, dass es eine Pokerrunde innerhalb der Band gab) besser klingen lassen, sobald sie dabei sind. Das fehlt hier. Stattdessen gibt es kompetenten kühlen Kammerjazz, der von Bill Le Sages Arrangements lebt. Die Saxer und Le Sage wie üblich an seinen beiden Instrumenten steuern schöne Soli bei – alles ganz hübsch und klanglich gerade wenn die Vibes im Trio mit b/d zu hören sind („Sweet and Lovely“ mal in schnellem Tempo) schon sehr attraktiv – aber es fliegen halt wirklich kaum Funken. Schön auch das direkt folgende Ross-Feature „You Are Too Beautiful“. Rendell bleibt für meine Ohren – wie eigentlich immer vor dem Quintett mit Ian Carr – meistens etwas farblos.

    Im Mai 1957 war Joe Harriott zurück bei Kinsey. Bob Efford am Tenorsax ist neu dabei, Le Sage und Blannin waren auch an dem Abend im Flamingo dabei, der hier dokumentiert ist. Es gibt sechs längere Stücke, zweimal aus dem Ellington-Orbit („Hi-Ya!“ und „I’m Beginning to See the Light“), zwei vom Chef-Arrangeur de Combo Bill Le Sage und je eines von Kinsey und Harriott („Just Goofin'“). Das wirkt lebendiger, nicht nur wegen der neuen Frontline sondern wohl auch wegen des Live-Settings, des direkteren, zupackenderen Spiels besonders des Leaders, der schon im Opener ziemlich aktiv zur Sache geht. Bob Efford klingt zwar ebenfalls recht cool, aber auf eine irgendwie ziemlich heisse Art, vielleicht ähnlich wie Al Cohn? Die Flektionen in seinem Spiel, seine Intonation erinnern auch an heisse Leute wie James Moody. Ich kenne von ihm nicht viel, aber an dieser Stelle überzeugt er mich mehr als Don Rendell.

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #12092719  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 13,113

    ralph peterson jr., geri allen, essiet okon essiet, triangular (1988)

    das klaviertrio aus der sicht des schlagzeugers, dessen leader-debüt das hier ist. die pianistin kriegt einen special credit, wie mag sich das für den bassisten anfühlen, als einziger ungenannt im trio aufzugehen? jüngst angeschafft, um lücken im geri-allen-output zu füllen, aber heute erstmals wirklich laut angehört – und genau so ist die aufnahme gemeint. power piano trio, wie es vorher und nachher keins gab, mit herausgespielter sophistication (arrangiert ist hier eigentlich nichts), von bop-stücken ausgehend (bemsha swing, move , just you just me) kommen die drum-explosionen und das murmel-stotter-aufschrei-klavier, das unbedingt perkussiv verstanden werden will und jeden heißgelaufenen rhythmus nochmal leicht anschärft. ich habe jetzt nicht alles gehört, was in diesem format so 1988 aufgenommen wurde, aber dass das hier in seiner originalität wirklich herausgeknallt ist, kann ich mir vorstellen. essiet okon essiet ist übrigens super.

    --

    #12092723  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 14,586


    Immerhin hin durfte der Bassist mit aufs Foto und Trio wurde auch nicht in Anführungszeichen gesetzt…

    --

    .
    #12092727  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 13,113

    :-)

    tatsächlich wird er bei meiner ausgabe durch den obi strip verdeckt…

    --

    #12092733  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 13,113

    don pullen, gary peacock, tony williams, new beginnings (1989)

    klaviertrio geht auch so: ein bassist und ein schlagzeuger wollen mal wieder miteinander aufnehmen. kommt ein pianist dazu und reißt alles an sich. das album lässt mich jedes mal völlig fertig zurück, obwohl ich vom ersten takt an verliebt bin. solche motoren, die die hier starten, konnten damals eigentlich noch gar nicht gebaut werden. sehr interessant auf jeden fall der vergleich zum moderneren allen/essiet/peterson-trio, da gibt es viele parallelen, auch die lautstärke, auch die idee, wie ein cecil taylor zu spielen, der time hält, aber geri allen hat einen viel deutlicheren bezug zum bop-piano, zu monk und nichols und hope, das radikalisiert sie, während pullen aus dem freien spiel kommt und daraus ein klavierschlagzeug gebastelt hat. NEW BEGINNINGS ist aber eindeutig noch größer, irrer, maßloser und auch emotionaler. die konnten nicht anders.

    --

    #12092741  | PERMALINK

    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

    Registriert seit: 02.12.2013

    Beiträge: 56,930

    Michel Sardaby Trio „Come From Nowhere“ (Disques Debs)           1967 …. hier mit Gilbert Rovere (b) und Phillipe Combelle (dr) eine kompakte „groove attack“ …. so geht Piano Trio ….

    --

      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #12092757  | PERMALINK

    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

    Registriert seit: 02.12.2013

    Beiträge: 56,930

    Covermania revisited 408 …. :

    Martial Solal Trio „Caravan/Somebody Loves me/Lover Man/Lady Bird“ (Columbia France)  1966 …. Martial Solal (p) im Team mit  Gilbert Rovère (b) und Charles Bellonzi (dr)  „live“ @ The Blue Note, Paris in 1966 …. spannend ….

    --

      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
Ansicht von 15 Beiträgen - 60,676 bis 60,690 (von insgesamt 67,327)

Schlagwörter: 

Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.