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AutorBeiträge
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Mal noch etwas frühen Jimmy Scott … kenne ich bisher schlecht, die Box hab ich hier mal bei einem Laden gefunden, der inzwischen zugemacht hat (die Pandemie war da nur der vom Inhaber vermutlich eh heimlich herbeigesehnte Anlass – schade ist es trotzdem sehr). Los geht es mit neun Tracks, die 1952 für Roost entstanden sind und dann von Savoy gekauft wurden. Die ersten sechs sind mit prominentem Vibraphon von Terry Gibbs, Arrangeur Howard Biggs am Klavier, Hy White an der Gitarre, unbekanntem Bassisten und kaum zu hörendem Louis Bellson am Schlagzeug. Das ist natürlich auch schon super. Das 3-CD-Set ist allerdings eher nichts, was ich am Stück hören mag.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #162: Neuentdeckungen aus dem Katalog von CTI Records, 8.4., 22:00; # 163: 13.5., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaHighlights von Rolling-Stone.deVideo: Tagesthemen berichtet 1994 über den Tod von Kurt Cobain
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Mal noch etwas frühen Jimmy Scott …die savoy-aufnahmen kenne ich gar nicht, nur das album auf dem label von ray charles und das atlantic-album THE SOURCE, die ich beide unverzichtbar finde.
ellis & branford marsalis, loved ones (1996)
porträts „unvergesslicher frauen“ aus den tin-pan-alley- & hollywood-songschmieden, ursprünglich als klaviersolo konzipert, dann kam der sohne für ca. 2/3 der songs dazu. schöne, unangestrengte auftritte von delilah (gypsy!), bess, maria, lulu, laura, stella, miss otis, sweet lorraine u.a., pianistisch gefällt mir das sehr gut, branford stört aber auch nicht, weil das zwiegespräch zwischen vater und sohn sehr vertraut und respektvoll ist. zwischendurch spielen sie „angelica“, da scheint dann die vorlage ellington/coltrane auf, aber es sind viel mehr facetten, die sie hier zeigen, auch kitsch, roter vorhang, auch witz und film noir.
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Ich finde diese frühen Aufnahmen von Scott sehr, sehr toll. Bisschen schwieriger Abend gestern, ich hörte dann die ganze erste CD durch (24 Tracks, nach den frühen auf Roost geht es 1955 mit Savoy-Sessions weiter, bei denen u.a. Budd Johnson oder Kenny Clarke in den Bands auftauchen). Die Box enthält dann übrigens auf der zweiten Hälfte der dritten CD auch noch das Album von 1975, aber so weit hatte ich es noch nie geschafft (von den frühen Sessions kannte ich auch vorab schon was via eine Denon-Einzel-CD). Billy Vera erzählt in seinen ziemlich schwatzhaften Liner Notes, dass Scott nach den Anfängen bei Lionel Hampton stets gerne ein Vibraphon in der Band gehabt hätte, und dass er – weil der Meister nicht zur Verfügung stand – Terry Gibbs und Milt Jackson als „the next best thing“ betrachtet habe. Die zwei Alben – „Falling In Love Is Wonderful“ und „The Source“ – finde ich beide grandios, vielleicht Scotts zwei beste Stunden? Jedenfalls mussten allerdings beide rasch aus dem Verkehr gezogen werden, weil der Vertrag, den Gauner Lubinsky mit Scott abgeschlossen hatte selbst 1975 für Atlantic noch zu stichfest war, als dass sie das Wagnis eingehen wollten. Aber selbst über all die Jahre Scott anständig behandeln – daran hatte man halt dann doch kein Interesse. Schon tragisch, das alles. Dies Sessions von 1955 bis 1960 haben auf zwei CDs Platz, danach ausser Platzhirsch-Gebahren anderen Labeln gegenüber: nichts. Und dass es eine mögliche Behandlung für die Erkrankung gegeben hätte, an der Scott und auch sein Bruder litten, Scott diese aber nicht wagen wollte, weil er Angst um seine Stimme, sein Alleinstellungsmerkal (wieder nach Vera), gehört wohl mit zur Tragik (vielleicht auch nicht, wie will man so etwas beurteilen, ohne in den Menschen reingucken zu können).
Hier läuft:
Marc Hemmeler – Walking in L.A. | Aus den Neunzigern sind nur die CD-Reissues der zwei mir in dem Format vorliegenden Hemmeler-Alben, die Aufnahmen sind von März 1980 (Ray Brown und Shelly Manne sind das natürlich auf dem Cover) bzw. März 1981 („Easy Does It“ mit Brown und Daniel Humair – ein drittes, „Feelings“, 1982 aufgenommen, ist als LP da). Geboren, gestorben und als Musiker aktiv gewesen ist er zwar in Frankreich, aber wie es scheint war Hemmeler ein Schweizer. Auf „Feelings“ ist das zumindest dem Line-Up (Peter Frei am Bass und Wahlschweizer Alvin Queen am Schlagzeug – „American-born Swiss jazz drummer born in the Bronx“ sagt Wiki da inzwischen sogar) anzumerken.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #162: Neuentdeckungen aus dem Katalog von CTI Records, 8.4., 22:00; # 163: 13.5., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
Harold Land – Take Aim--
.rodney kendrick, the secrets of rodney kendrick (1993)
mit handschriftlichem exzellenzschreiben von abbey lincoln (im booklet abgedruckt) produziert allard das debüt von kendrick. es gibt das trio mit tarus mateen und turu alexander, dazu zwei bläser-teams, garrett/hargrove und haynes/person, und dreimal darf man raten, welches mir besser gefällt. bei kendrick hat man es mit einem sehr originellen spieler zu tun, dessen stil alte vorbilder hat, der einen puls bevorzugt, weniger die akkordwechsel (was er aber – mit garrett/hargrove auch beherrscht), dazu ist er ein super balladenspieler. wie verläuft dann solch eine karriere? vier alben in den 90ern, dann gerät sie ins stocken. die nachkommenden leute spielen wahrscheinlich lieber mit den leuten, die sie an ihren hochschulen kennengelernt haben, zu mehdau-star-ruhm hat es nicht gereicht, vielleicht ist kendrick ja auch zufrieden mit regionalen engagements oder unterrichtet. ich finde es trotzdem erstaunlich, wie eine solche stimme plötzlich wieder verschwindet.
der closer ist lincolns „down here below“, 2 jahre früher als von ihr selbst aufgenommen, ein geschenk. garrett soliert, hat mühe, sich von den komplizierten akkorden freizuspielen. kendrick begleitet wieder nur. schade. eins der titelgebenden geheimnisse.
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The Roy Haynes Trio | Das Album habe ich erst mit ein paar Jahren Verspätung gekauft – damals im Radio gehört und mitgeschnitten und im Bedarfsfall diesen Mitschnitt angehört (das lief damals bei so manchen aktiven Bands so bei mir). Die erste Hälfte ist im Studio aufgenommen, die zweite dann ebenfalls live, es gibt Bebop-Klassiker („Wail“, „Sippin‘ at Bells“ sowie „Shulie a Bop“ von George Treadwell/Sarah Vaughan), Monk („Bright Mississippi“ und „Green Chimneys“ – die zwei längeren der vier Live-Stücke), Metheny („Question and Answer“), Corea („Folk Song“) und ein paar Klassiker („Prelude to a Kiss“, „Dear Old Stockholm“, „Easy to Remember“). Das ist schon ziemlich gut, Haynes selbst bringt eine unglaubliche Frische rein – der sich aufdrängende Vergleich ist wohl jener mit dem letzten Album von Tony Williams („Young at Heart“ mit Mulgrew Miller und Ira Coleman, 1996 aufgenommen) – und da liegt Haynes für meine Ohren deutlich vorn. Perez/Patitucci waren 2001, als diese CD herauskam (aufgenommen wurde sie im Herbst 1999) bereits zusammen mit Brian Blade im neuen Quartett von Wayne Shorter unterwegs („Footprints Live“ mit Aufnahmen vom Sommer 2001 kam 2002 heraus).
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #162: Neuentdeckungen aus dem Katalog von CTI Records, 8.4., 22:00; # 163: 13.5., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaMarc Hemmeler – Easy Does It
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #162: Neuentdeckungen aus dem Katalog von CTI Records, 8.4., 22:00; # 163: 13.5., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
ornette coleman, sound museum (three women/ hidden man) (1996)
14 kompositionen, je 2 takes, 2 cds. denardo produziert, für harmolodic und verve, allard bekommt für seine mitarbeit eine komposition („monsieur allard“). das quartett ist unfassbar dicht, geri allen probiert auf engem raum verschiedene voicings aus, geht in ihren soli bis zu taylorschen clustern, dazu kommt der denkbar aufwendige bass von charnett moffett und denardos oft zu schnell oder zu langsam gespielte rhythmuspatterns, die immer noch die punkige unvorhersehbarkeit haben. ornette spielt drüber weg, tankt aber immer aus der dichte, den bewegungen etwas auf – und wird durch geri allen überhaupt nicht eingeengt. ich könnte nicht sagen, dass ich fan bin, aber das ist schon in ihrere selbstverständlichkeit irre und eigenwillige musik, mit einer schmalznummer, kaputten maschinen, verschlepptem funk, ein gewusel, das aber immer von sich denkt, tanzbar zu sein.
p.s. gewidmet ed blackwell und don cherry, 1992 und 1995 gestorben.
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Eureka Brass Band – New Orleans Funeral & Parade--
.geri allen, eyes … in the back of your head (1997)
das ist ein ziemlich hermetisches werk, aus dem solospiel herausgearbeitet, dann in duos (ornette coleman, wallace roney, cyro baptista) und trios (roney + baptista) kommunikativ erweitert. man hört, wie sie ihr spiel vertieft hat, die anfänge sind präsent (vor allem in den untergründigen latin-rhythmen), aber man hört vor allem die weiterentwicklung, die beeindruckend ist, bei der mir aber auch was verlorengegangen scheint, der witz, das spröde, die hipness, das impulsive stottern und rollen und rumpeln. macero hat das produziert für somethin‘ else/ blue note, die aufnahme klingt fantastisch. aber das ist eine andere liga als gut gecasteter postbop, es empfiehlt sich für große kompositionsaufträge und professuren. ein bisschen wird das allerdings durch die nächste aufnahme (THE GATHERING, muss ich nochmal hören) ausbalanciert, die ja viel dreckiger, muskulöser, auch heterogener ist.
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cassandra wilson, blue light til dawn (1993)
vor dem wiederhören nach langer zeit hatte ich ein bisschen angst. aber ich hör die heute tatsächlich nochmal ein bisschen anders als damals. all das, was das cover will, hat mich natürlich noch nie wirklich interessiert, aber das ding ist natürlich auch mehr als eine feuilletonistisch ausgewalzte moderne kontatkaufnahme zu den quellen von wilsons heimat, auch wenn robert johnson hier schon sehr stark über allem steht. man hört schon noch die experimente mit jean-paul bourelly darin, aber klugerweise ist das hier reduzierter und rein akustisch zusammengefaltet: stimme, percussion, akustisch verzerrte gitarre, daraus entwickelt sich alles, es kommen nur noch ein paar instrumente dazu, die oft tiere imitieren, den hellhound (olu dara), die black crow (don byron), ein paar singende zikaden (charlie brunham of james blood ulmer odyssey fame), und frösche (gib wharton). die arrangements sind so minimalistisch (idee des nachbarn craig street, dem wilson hier zu seinem ersten produzentenjob verhilft, hey, ich bin jetzt bei blue note, willst du nicht…?), wie sie verschwenderisch sind, nicht ökonomisch: erst wenn wilson fertig ist, wenn sie ausgeatmet und durchkoloriert hat, spielt die band den akkordwechsel. ganz am ende erst kommen zwei tatsächliche songs, das titelstück und van morrisons tupelo honey, da verliert mich das album auch ein wenig (um mich mit chris whitleys mitschwingender resonatorgitarre wieder einzufangen). das ist schon ganz schön kunstvolle mood music aus sehr tiefen schichten.
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Wooden Joe NicholasWooden Joe Nicholas (1883-1957) ueberzeugte scheinbar irgendwann Anfang der 40er Jahre die richtigen Leute davon, dass sein holpriger Trompetenstil nicht etwa seinem Alter oder mangelnder Kompetenz geschuldet war… sondern dass Buddy Boldens unverfaelschter Stil nun mal einfach so klingt wie er klingt, die Venus von Milo schaut ja auch nicht aus wie die Mona Lisa… schoene Aufnahmen sind es aber schon geworden, gerade auch wegen Albert Burbank an der Klarinette, und weil der „authentische“ Jazzstil, auf den die Produktion zielte, schon seinen Charme hat – unabhaengig davon wie authentisch oder kompetent ausgefuehrt die Musik letztlich ist…
Herr Nicholas, wollen Sie fuer das Coverfoto vielleicht kurz die Hose zumachen? Na, das lohnt sich doch nicht… (uebrigens der Onkel von Albert Nicholas)--
.ich brauchte kurz einen break –
arto lindsay trio, aggregates 1-26 (1995)
es gibt niemanden, der so sexy gitarre spielt wie lindsay, lauter elektrische entladungen in schläfrig-aufreizenden grooves, verschroben gehauchte texte, eine art brasilianisierter keiji haino. bevor er seine reihe postmoderner samba-alben in den 90ern aufnahm, kam noch dieses ding hier, im trio mit melvin gibbs (in meiner e-bassisten-top-5) und lizards-drummer dougie bown, knitting factory, 1995. 26 stücke zwischen 0:26 und 3:47, zwischen noise und groove, irrlichternd, aber durch gibbs‘ sehr sehr tiefen bass aufgefangen, ideales setting für die irgendwiegestimmte gitarre, die sich funky gegen feste strukturen auflehnt. sowas habe ich selbst ende der 90er zu spielen versucht in gleicher besetzung, da kannte ich zwar lindsay schon, aber nicht dieses album, das eigentlich ein klassiker nichtklassifizierbarer musik sein sollte.
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ein traum.
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Das ist vermutlich mein Lieblingsalbum von Jeanne Lee – wurde mir neulich beim Wiederhören klar. Die Aufnahmen mit Ran Blake sind grandios, dort geschehen Dinge, die mit Waldron nicht passieren. Aber „After Hours“ hat eine andere Qualität, etwas Menschliches irgendwie, was mich sehr berührt.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #162: Neuentdeckungen aus dem Katalog von CTI Records, 8.4., 22:00; # 163: 13.5., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba -
Schlagwörter: Ich höre gerade..., It's about the melody stupid, Jazz, Tagebuch
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