Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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Ich finde diese frühen Aufnahmen von Scott sehr, sehr toll. Bisschen schwieriger Abend gestern, ich hörte dann die ganze erste CD durch (24 Tracks, nach den frühen auf Roost geht es 1955 mit Savoy-Sessions weiter, bei denen u.a. Budd Johnson oder Kenny Clarke in den Bands auftauchen). Die Box enthält dann übrigens auf der zweiten Hälfte der dritten CD auch noch das Album von 1975, aber so weit hatte ich es noch nie geschafft (von den frühen Sessions kannte ich auch vorab schon was via eine Denon-Einzel-CD). Billy Vera erzählt in seinen ziemlich schwatzhaften Liner Notes, dass Scott nach den Anfängen bei Lionel Hampton stets gerne ein Vibraphon in der Band gehabt hätte, und dass er – weil der Meister nicht zur Verfügung stand – Terry Gibbs und Milt Jackson als „the next best thing“ betrachtet habe. Die zwei Alben – „Falling In Love Is Wonderful“ und „The Source“ – finde ich beide grandios, vielleicht Scotts zwei beste Stunden? Jedenfalls mussten allerdings beide rasch aus dem Verkehr gezogen werden, weil der Vertrag, den Gauner Lubinsky mit Scott abgeschlossen hatte selbst 1975 für Atlantic noch zu stichfest war, als dass sie das Wagnis eingehen wollten. Aber selbst über all die Jahre Scott anständig behandeln – daran hatte man halt dann doch kein Interesse. Schon tragisch, das alles. Dies Sessions von 1955 bis 1960 haben auf zwei CDs Platz, danach ausser Platzhirsch-Gebahren anderen Labeln gegenüber: nichts. Und dass es eine mögliche Behandlung für die Erkrankung gegeben hätte, an der Scott und auch sein Bruder litten, Scott diese aber nicht wagen wollte, weil er Angst um seine Stimme, sein Alleinstellungsmerkal (wieder nach Vera), gehört wohl mit zur Tragik (vielleicht auch nicht, wie will man so etwas beurteilen, ohne in den Menschen reingucken zu können).

Hier läuft:

Marc Hemmeler – Walking in L.A. | Aus den Neunzigern sind nur die CD-Reissues der zwei mir in dem Format vorliegenden Hemmeler-Alben, die Aufnahmen sind von März 1980 (Ray Brown und Shelly Manne sind das natürlich auf dem Cover) bzw. März 1981 („Easy Does It“ mit Brown und Daniel Humair – ein drittes, „Feelings“, 1982 aufgenommen, ist als LP da). Geboren, gestorben und als Musiker aktiv gewesen ist er zwar in Frankreich, aber wie es scheint war Hemmeler ein Schweizer. Auf „Feelings“ ist das zumindest dem Line-Up (Peter Frei am Bass und Wahlschweizer Alvin Queen am Schlagzeug – „American-born Swiss jazz drummer born in the Bronx“ sagt Wiki da inzwischen sogar) anzumerken.

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba