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cassandra wilson, blue light til dawn (1993)
vor dem wiederhören nach langer zeit hatte ich ein bisschen angst. aber ich hör die heute tatsächlich nochmal ein bisschen anders als damals. all das, was das cover will, hat mich natürlich noch nie wirklich interessiert, aber das ding ist natürlich auch mehr als eine feuilletonistisch ausgewalzte moderne kontatkaufnahme zu den quellen von wilsons heimat, auch wenn robert johnson hier schon sehr stark über allem steht. man hört schon noch die experimente mit jean-paul bourelly darin, aber klugerweise ist das hier reduzierter und rein akustisch zusammengefaltet: stimme, percussion, akustisch verzerrte gitarre, daraus entwickelt sich alles, es kommen nur noch ein paar instrumente dazu, die oft tiere imitieren, den hellhound (olu dara), die black crow (don byron), ein paar singende zikaden (charlie brunham of james blood ulmer odyssey fame), und frösche (gib wharton). die arrangements sind so minimalistisch (idee des nachbarn craig street, dem wilson hier zu seinem ersten produzentenjob verhilft, hey, ich bin jetzt bei blue note, willst du nicht…?), wie sie verschwenderisch sind, nicht ökonomisch: erst wenn wilson fertig ist, wenn sie ausgeatmet und durchkoloriert hat, spielt die band den akkordwechsel. ganz am ende erst kommen zwei tatsächliche songs, das titelstück und van morrisons tupelo honey, da verliert mich das album auch ein wenig (um mich mit chris whitleys mitschwingender resonatorgitarre wieder einzufangen). das ist schon ganz schön kunstvolle mood music aus sehr tiefen schichten.
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