Startseite › Foren › Kulturgut › Das musikalische Philosophicum › Gute Texte – mit Begründung!
-
AutorBeiträge
-
Wir hatten mal ein Assoziations-Thread.
--
five to sevenHighlights von Rolling-Stone.de„Helter Skelter“ entstand, als die Beatles vollkommen betrunken waren
Fesselnde Bankraub-Serien auf Netflix: Achtung, das ist ein Überfall!
Die 50 besten Doppel-Alben aller Zeiten
Alle Schlagzeuger von The Who: Keith Moon, Zak Starkey und Co.
Die 100 besten Hardrock- und Metal-Alben: die komplette Liste
Der wilde, aber romantische Westen: „Der mit dem Wolf tanzt“
WerbungschussrichtungMingMingMingMingMingVase und MurmelMurmelMurmelMurmelMurmelTIER! halte ich beide für gelungene Texte. Angesichts der Tatsache das es sich hier um Hörtexte handelt, wird die Erwartung des Hörers ins schier unermessliche gesteigert bevor die alltäglich anmutende Auflösung kommt. Anmutend, da der künstlerische Wert dieser beiden Texte aus dem Bekannten heraus ins nicht Ausdeutbare reicht.
Wirst Du die beiden Songs in Deiner nächsten StoneFM-Sendung singen oder spielen?
--
Vroom! Vroom! Eine epische Teenager-Tragödie in knapp drei Minuten und aus der Sicht des Mädchens erzählt. Der großartige Text dieser kurzen Liebesgeschichte ohne happy end zwischen Betty (right side of town) und Jimmy (wrong side of town) beginnt als typischer girls talk und endet mit blood on the track. Waren es 1955 in „Rebel without a cause“ (im Mittelpunkt eine Judy und ein Jim) chicken runs mit Automobilen, geht es 1964 um eine halbwüchsige Motorradgang, die Adoleszenz mit gefährlichen Spielen verbindet. Hätte Betty nicht auf Druck ihrer Eltern Schluss gemacht, wäre dann ihr Jimmy wohl noch am Leben?
Songtext:
Is she really going out with him?
Well, there she is. Let’s ask her
Betty, is that Jimmy’s ring you’re wearing?
Mm-hmm
Gee, it must be great riding with him
Is he picking you up after school today?
Mm-mm
By the way, where’d you meet him?
I met him at the candy store
He turned around and smiled at me
You get the picture? (Yes, we see)
That’s when I fell for the leader of the pack
My folks were always putting him down (down down)
They said he came from the wrong side of town
Whatcha mean when you say that he came from the wrong side of town?
They told me he was bad
But I knew he was sad
That’s why I fell for the leader of the pack
One day, my dad said find someone new
I had to tell my Jimmy we’re through
Whatcha mean when you say that you better go find somebody new?
He stood there and asked me why
But all I could do was cry
I’m sorry I hurt you, leader of the pack
He sort of smiled and kissed me goodbye
The tears were beginning to show
As he drove away on that rainy night
I begged him to go slow
But whether he heard, I’ll never know
No no no no no no no
Look out, look out, look out, look out!
I felt so helpless, what could I do?
Remembering all the things we’ve been through
In school, they all stop and stare
I can’t hide the tears but I don’t care
I’ll never forget him, the leader of the pack
Ooh-ooh-ooh-ooh
(Gone) The leader of the pack, now he’s gone[THE SHANGRI-LAS – Leader Of The Pack]
--
redbeansandricewenn ich über gute (deutsche) texte nachdenke, dann ist „sind so kleine hände“ auch einer der ersten, der mir einfällt…
Das Lied lebt allerdings von der Intensität, die in erster Linie Bettina Wegners Stimme einbringt, von der glaubhaften Ernsthaftigkeit. Das ist kein Lied für gelungene Coverversionen.
Wie das Beispiel des von Declan MacManus zitierten PUR-Textes zeigt, ist man häufig von der Aussage eingenommen, wenn sie dem eigenen Verständnis entspricht. Der Text als solcher ist nicht wirklich gut, was die Bilder und Reime betrifft. Jeder geschulte Leiter eines Texterworkshops kann ihn zerpflücken, bis nur noch Krümel übrigbleiben.bullschuetz
3. Ich habe nichts gegen einfache Sprache in Songtexten, ich brauche nicht dauernd große Metapern, im Gegenteil, die geniale Lakonie in vielen Randy-Newman-Texten empfinde ich als große Kunst. Aber der Kinder-Text kommt mir nicht bloß einfach vor, sondern grobschlächtig. Beispiel: eine grammatikalisch böse holpernde Zeile wie „könn sie sonst nicht gehn“.
4. Ich habe mir überlegt, ob das ein Stilmittel sein könnte – sozusagen ein Lied aus der Perspektive eines Kindes, in einfacher, bewusst unbeholfener Kindersprache (in diese Richtung zielt der oben zitierte tolle Lyle-Lovett-Text).
Det is balinarisch. Die Wegner redet nu mal Dialekt.
Ein Text, den sehr liebe:
Ich hab uns ein Haus gebaut,
bezaubernd und schön und so fotogen,
die Leute bleib’n stehn.
Wenn es einmal fertig ist,
bist du stolz wie ein Pfau, das weiß ich genau.
Ich bau und ich bau.Täglich muß ich meißeln und verkalken,
täglich schlepp ich meterlange Balken.
Ich nagle und mische mit lautem Gezische ein großes Gerüst.
Und ich täte das nie, wenn ich nicht wüßt:Das Holz für unsern Gartenzaun bringst du.
Du steckst den Zaun und machst die Türe zu.
Wenn ich dann im Flachsitz auf unserem Dach sitz in luftigen Höhen,
können mich die Leute, die draußen vorbeigehn, nicht mehr sehen.Vorm Erker blüht bereits dein kleiner Strauch.
Und wenn ich rauch, dann raucht der Rauchfang auch.
Ich hämmre am Gebälk herum und singe ab und zu:
Das Holz für unsern Gartenzaun bringst du.Überhaupt sind die „Seltsamen Liebeslieder“ von Georg Kreisler eine Fundgrube. Man höre oder lese nur mal „Das Wort ‚Verlassen‘ (Irgendwo am Strand)“ oder „Ich hab dich zu vergessen vergessen“.
--
Noch mehr Comics für alle! Jetzt PDF herunterladen!
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
ReinoWie das Beispiel des von Declan MacManus zitierten PUR-Textes zeigt, ist man häufig von der Aussage eingenommen, wenn sie dem eigenen Verständnis entspricht. Der Text als solcher ist nicht wirklich gut, was die Bilder und Reime betrifft. Jeder geschulte Leiter eines Texterworkshops kann ihn zerpflücken, bis nur noch Krümel übrigbleiben.
Ähm, hier muss ich, wenn’s sonst niemand tut, Declan Mac Manus in Schutz nehmen: Ich glaube, er findet Pur im allgemeinen und diesen Text im besonderen nicht WIRKLICH gut …
Danke für den Kreisler-Text, toll! Das Verblüffendste: Er hat einen Flow und eine Reimdichte, dass man beim Lesen fast ins Rappen verfällt. Und inhaltlich: Ein Lob der Sesshaftigkeit – dieser Topos ist spätestens seit Peter Fox auch wieder sehr zeitgemäß („Haus am See“ finde ich auch gut, vielleicht finde ich demnächst Zeit zur Begründung – in der Hoffnung, dass dann ein paar Leute heftig widersprechen und wie bei „Kinder“ eine erkenntnisfördernde Debatte entsteht).
--
Nina Nastasia – „Our Day Trip“ (besondere Betonungen kursiv):
Let’s not go to work this morning
Let’s not wait to leave the city
We’ve got just enough moneyLet’s see how far we can amble
One day can make all the difference
Rinse the red dirt in the waterCan you stay with me and tell them you’re sick
I’ll pack us a meal for our day tripWe’ll be safe out in the sun
We’ll split a bottle on a boat
Two souls alone out on a lakeIt will be the perfect afternoon
We can lose our clothes and have a swimYour free hand waving from the gate
The metal shining at your waist
You had so much more ambitionSongtexte können auf viele verschiedene Weisen gut sein (im Eingangspost stehen ja schon ziemlich viele Möglichkeiten). Rein spielerische oder unsinnige Texte haben ebenso ihren Reiz wie solche, die uns etwas vor Augen führen (einen Charakter, eine Szene, eine Situation, ein Gefühl). Wichtig ist, dass der Text dem Hörer etwas zu tun gibt, etwas zum Spielen oder zum Nachdenken (oder zum Wundern).
An „Our Day Trip“ mag ich, dass der Text nicht zu viel sagt, uns aber die Situation des Paars erahnen lässt (nicht viel Geld und nicht viel Zeit füreinander…). Mehrere Strophen lang malt der Sprecher seinen Wunsch aus, der ihm sehr wichtig ist („one day can make all the difference“), bis in der letzten Strophe die Realität hereinbricht: Der Partner winkt zum Abschied, und wir wissen: Der herbeigesehnte Ausflug wird nicht stattfinden. Die Schlusszeile „‚You had so much more ambition“ deutet an, dass es ein Scheißjob ist, den der Partner tagein tagaus zu leisten hat. „Our Day Trip“ ist damit ein gelungenes Beispiel für sparsames Storytelling.
Einen auf ganz andere Art guten Text von Nina Nastasia hat hier übrigens Carrot Flower analysiert. „Counting up your Bones“ besticht durch seine Bilder und seine Vieldeutigkeit – der Song gibt sein Rätsel nicht so leicht preis, und gerade das ist reizvoll.
--
To Hell with PovertyIch schlag‘ mal was Neues vor: BARENAKED LADIES – Call & Answer
I think its getting to the point
Where I can be myself again
I think its getting to the point
Where we have almost made amends
I think its the getting to the point
That is the hardest part.And if you call, I will answer
And if you fall, Ill pick you up
And if you court this disaster
Ill point you homeYou think I only think about you
When were both in the same room
You think Im only here to witness
The remains of love exhumed
You think were here to play
A game of who loves more than whomAnd if you call, I will answer
And if you fall, Ill pick you up
And if you court this disaster
Ill point you homeYou think its only fair to do whats
Best for you and you alone
You think its only fair to do the same
To me when youre not home
I think its time to make this something that is
More than only fairSo if you call, I will answer
And if you fall, Ill pick you up
And if you court this disaster
Ill point you home.But Im warning you, dont ever do
Those crazy, messed up things that you do
If you ever do
I promise you Ill be the first to crucity you
Now its time to prove that youve come back
Here to rebuild.Es ist sicherlich nicht der lyrisch anspruchvollste und originellste Text den es gibt. Er hat mich aber vor Jahren in einer Situation erwischt, da hat er einfach gestimmt. Sehr tröstlich also, und deshalb gut.
--
I'm pretty good with the past. It's the present I can't understand.Am liebsten sind mir Lyrics, die ein bestimmtes grundsätzliches Gefühl oder einen Gedanken einfangen. Ob das jetzt sprachlich sehr kreativ geschieht, mit Bildern, die vielerlei Deutungsmöglichkeiten bieten und mich lange herumrätseln lassen, oder als nüchternes „So ist es“, ist fast egal. Ersteres lädt ein zu mind games, Letzteres ist oft ergreifender.
Am anregendsten sind Texte, die zwar auch ohne Musik zu deuten sind, also wie ein Gedicht, die aber durch die Musik noch eine weitere Deutungsebene erhalten (wie etwa „Concrete Walls“ von Fever Ray).Zu meinen liebsten Lyrics gehört „I See A Darkness“ von Bonnie ‚Prince‘ Billy; Es ist einer von den „So ist es“-Texten, der viele meiner Gedanken zu Einsamkeit, Freundschaft, Zweifel und Utopie genau auf den Punkt bringt und mich immer auf die gute Art völlig fertig macht. Sprachlich ist er eher nüchtern (Will Oldham kann auch ganz anders) und würde anders auch nicht seine Wirkung entfalten. Allein die ersten beiden Zeilen gehören zum Herzzerreißendsten, was ich kenne; wenn das lyrische Ich ganz leise, quasi im Hinterkopf, sich dieser Freundschaft gar nicht so sicher zu sein scheint, wie es zuerst den Anschein hat.
Und zum Ende hab ich in einem anderen Thread geschrieben: „We can stop our whoring / And pull the smiles inside / And light it up forever / And never go to sleep“ verbindet erwachsene Resignation so schön mit kindlicher Unendlichkeitsillusion, dass mir immer ganz illuminiert zumang wird.well you’re my friend
(that’s what you told me)
and can you see
(what’s inside of me)
many times
we’ve been out drinking
and many times
we’ve shared our thoughts
but did you ever, ever notice
the kind of thoughts I gotwell you know I have a love
a love for everyone I know
and you know I have a drive
to live I won’t let go
but can you see its opposition
comes a-rising up sometimes
that it’s dreadful and position
comes blacking in my mindand that I see a darkness
and that I see a darkness
and that I see a darkness
and that I see a darkness
and did you know how much I love you
is a hope that somehow you you
can save me from this darknesswell I hope that someday, buddy
we have peace in our lives
together or apart
alone or with our wives
that we can stop our whoring
and pull the smiles inside
and light it up forever
and never go to sleep
my best unbeaten brother
this isn’t all I see--
the pulse of the snow was the pulse of diamonds and you wear it in your hair like a constellationDas Original LE MORIBOND von Jacques Brel halte ich für einen unnötig gehetzten Vortrag mit Zirkusmusik. Dagegen ist die Pop-Version SEASONS IN THE SUN ein wehmütiger Ohrwurm, dessen anrührender Text sich ohne Pathos mit dem Sterben und Abschiednehmen von seinen Lieben auseinandersetzt. Eigentlich war das Stück als Beach Boys Song geplant, die Aufnahmen wurden aber nicht abgeschlossen und die Produzenten Susan und Terry Jacks beschlossen den Song selbst zu veröffentlichen.
Die für mich zärtlichste Version stammt von Black Box Recorder, auch wenn Sarah Nixey und Luke Haines dafür einige Veränderungen des Textes vornahmen. So wurde der Refrain verschoben, zwei Textzeilen gestrichen (“but the wine and the song, like the seasons, all have gone”), aus “little” wurde “precious”, aus “pretty girls” wurde “pretty boys” und aus “when you see them I’ll be there” wurde einmal “think of me and I’ll be there”. Auch was Kurt Cobain aus diesem Songtext macht, geht mir sehr nahe (was sicher auch mit dessem persönlichen Schicksal zu tun hat). Die Lorbeeren gehören natürlich allein der zuerst genannten Person.
Songtext:
Goodbye to you, my trusted friend
We’ve known each other since we’re nine or ten
Together we’ve climbed hills and trees
Learned of love and ABC’s
Skinned our hearts and skinned our knees
Goodbye my friend, it’s hard to die
When all the birds are singing in the sky
Now that the spring is in the air
Pretty girls are everywhere [Pretty boys are everywhere]
When you see them I’ll be there [Think of me and I’ll be there]
We had joy, we had fun, we had seasons in the sun
But the hills that we climbed
were just seasons out of time
Goodbye, Papa, please pray for me
I was the black sheep of the family
You tried to teach me right from wrong
Too much wine and too much song
Wonder how I got along
Goodbye, Papa, it’s hard to die
When all the birds are singing in the sky
Now that the spring is in the air
Little children everywhere
When you see them I’ll be there
[But the wine and the song
Like the seasons, all have gonge]
Goodbye, Michelle, my little one [Goodbye, Michelle, my precious one]
You gave me love and helped me find the sun
And every time that I was down
You would always come around
And get my feet back on the ground
Goodbye, Michelle, it’s hard to die
When all the bird are singing in the sky
Now that the spring is in the air
With the flowers everywhere
I whish that we could both be there
We had joy, we had fun, we had seasons in the sun
[But the hills that we climbed
Where just seasons out of time
We had joy, we had fun, we had seasons in the sun]
But the stars we could reach
Were just starfishs on the beach[TERRY JACKS / BLACK BOX RECORDER – Seasons In The Sun]
--
tolomoquinkolomDer großartige Text dieser kurzen Liebesgeschichte ohne happy end zwischen Betty (right side of town) und Jimmy (wrong side of town) beginnt als typischer girls talk und endet mit blood on the track.
Sehr gutes Beispiel. Man könnte eine ganze Reihe Shangri-Las-Texte zitieren, wobei einige auf dem Papier vermutlich und ohne die Interpretation und Inszenierung wohl weniger eindrucksvoll sind (z.B. I Can Never Go Home Anymore). Insgesamt halte ich es für problematisch, Poptexte aus ihrem musikalischen Kontext zu lösen.
tolomoquinkolomDas Original LE MORIBOND von Jacques Brel halte ich für einen unnötig gehetzten Vortrag mit Zirkusmusik.
Eigentlich die einzige Brel-Eigeninterpretation, die mir gefällt (kenne allerdings nicht viel). Da aber „le moribond“ vermutlich „der Totgeweihte“ heißt und auf den antiken Gladiatorengruß verweist, passt die musikalische Umsetzung durchaus. Die Aussage des Textes ist auch eine ganz andere, wenn ich es recht verstehe, eher ein „kein Grund, traurig zu sein“. „Seasons In The Sun“ ist dagegen – todtraurig. Auch ein bißchen selbstmitleidig.
--
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
„How dare you assume I want to parlez-vous with you?
You Gretchen Franklin nosey matron thing.“(Mark E. Smith/THE FALL: Telephone Thing, 1990)
ohne Begründung.
--
Das Mantra Gavin Bryars in der 74minütigen Endlosschleife. Ein sehr meditatives Stück. Sehr beruhigend, man muß es lieben.
Jesus‘ blood never failed me yet
Never failed me yet
Jesus‘ blood never failed me yet
This one thing I know
For He loves me so--
Herr RossiEigentlich die einzige Brel-Eigeninterpretation, die mir gefällt (kenne allerdings nicht viel). Da aber „le moribond“ vermutlich „der Totgeweihte“ heißt und auf den antiken Gladiatorengruß verweist, passt die musikalische Umsetzung durchaus. Die Aussage des Textes ist auch eine ganz andere, wenn ich es recht verstehe, eher ein „kein Grund, traurig zu sein“. „Seasons In The Sun“ ist dagegen – todtraurig. Auch ein bißchen selbstmitleidig.
Findest Du?
Ich hielt das früher (als ich den Text noch missachtete) für eine fröhliche Popnummer.--
Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!Herr RossiMan könnte eine ganze Reihe Shangri-Las-Texte zitieren, wobei einige auf dem Papier vermutlich und ohne die Interpretation und Inszenierung wohl weniger eindrucksvoll sind (z.B. I Can Never Go Home Anymore). Insgesamt halte ich es für problematisch, Poptexte aus ihrem musikalischen Kontext zu lösen.
Klar, die getrennte Betrachtung von Text und Song ist ein wenig unfair, da die jeweilige Entstehung sich nahezu stets auf den anderen Teil bezieht; egal ob zuerst Text oder Song entstanden. Andererseits gibt es viele Songtexte, die auch von ihrer Präsentationsform losgelöst eine enorme, auch literarische, Stärke entwickeln. Ob sie dadurch ihren Pop-Charakter verlieren, wäre eine interessante Frage. Natürlich ist in dieser Betrachtung auch von Belang, wie von den Vortragenden geschriebener Text umgesetzt wird. In LEADER OF THE PACK (auch bei I CAN NEVER GO HOME ANYMORE) stehen den gesungenen auch gesprochene Passagen gegenüber, die in reiner Textform nicht diese Wirkung entfalten. Ist es das, was Du mit der Inszenierung ansprichst?
Eigentlich das einzige Brel-Stück, das ich kenne und das mir gefällt. Da aber „le moribond“ vermutlich „der Totgeweihte“ heißt und auf den antiken Gladiatorengruß verweist, passt die musikalische Umsetzung durchaus. Die Aussage des Textes ist auch eine ganz andere, wenn ich es recht verstehe, eher ein „kein Grund, traurig zu sein“. „Seasons In The Sun“ ist dagegen – todtraurig. Auch ein bißchen selbstmitleidig.
Okay. “Die Totgeweihten grüßen dich” ist auch eine Lesart. Ob Brel beim Texten in diese Richtung dachte, weiß ich nicht. Für mich hat der Sterbende eher etwas Trotziges, wobei ich diese Haltung wiederum eher für eine nicht unsympathische Schwindelei halte, um der Ehefrau, den Angehörigen, diesen Abschied zu erleichtern. In Wirklichkeit hängt auch der Protagonist des Songs an seinem Leben; der Text macht das schon deutlich. Allerdings kann sich Brel die autobiographische Anspielung auf die untreue Ehefrau, trotz großer Liebe, nicht ganz verkneifen.
Terry Jacks’ SEASONS IN THE SUN ist eine Annäherung an den Brel-Text, aber nicht unbedingt eine wortgetreue Übersetzung, wenngleich viele Bilder und auch einige Bezüge erhalten bleiben. Aus den Zeilen die z.B. direkt die Ehefrau betreffen (in etwa: “goodbye, my wife, I loved you well” und “but I’m leaving for the flowers with my eyes closed, my wife, because I closed them so often”) macht das Ehepaar Jacks “goodbye, Michelle, my little one” bzw. “flowers everywhere”. Nur oberflächlich wird hier der Song dadurch etwas unverbindlicher, denn die von Terry Jacks besungene Michelle ist niemand anderes, als Brels erste Ehefrau Miche.
Das von Dir genannte (bisschen) Selbstmitleid erkenne ich in SEASONS IN THE SUN nicht. Ich sehe eher etwas wie die melancholische Erinnerung an schöne Momente in einem zu kurzen Leben und – das schon – eine gewisse Traurigkeit darüber, vor der Zeit gehen und geliebte Personen zurücklassen zu müssen. Die vielleicht romantisierende Version von Terry Jacks (bzw. von Nirvana oder Black Box Recorder) geht mir viel näher, als jene von Brel. Kann sein, dass da etwas in mir ist, das mich auch veranlasst den Film LOVE STORY sehr zu mögen (obwohl es dabei nie ohne Taschentücher geht :-)).
--
MikkoFindest Du?
Ich hielt das früher (als ich den Text noch missachtete) für eine fröhliche Popnummer.Echt? Schon das Intro verbreitet doch einen melancholischen Grundton.
tolomoquinkolomNatürlich ist in dieser Betrachtung auch von Belang, wie von den Vortragenden geschriebener Text umgesetzt wird. In LEADER OF THE PACK (auch bei I CAN NEVER GO HOME ANYMORE) stehen den gesungenen auch gesprochene Passagen gegenüber, die in reiner Textform nicht diese Wirkung entfalten. Ist es das, was Du mit der Inszenierung ansprichst?
Auch. Ich meine die gesamte musikalische Umsetzung.
Das von Dir genannte (bisschen) Selbstmitleid erkenne ich in SEASONS IN THE SUN nicht. Ich sehe eher etwas wie die melancholische Erinnerung an schöne Momente in einem zu kurzen Leben und – das schon – eine gewisse Traurigkeit darüber, vor der Zeit gehen und geliebte Personen zurücklassen zu müssen.
Das schließt sich nicht aus.
--
-
Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.