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und nun wieder ein gitarrentrio
bola sete, fred schrieber, johnny rae, tour de force (1964)
ein samba-gitarrentrio anfang der 60er ist so halbwegs erwartbar, bola sete ist aber ein eigenartiger fall: ein früh in rio de janeiro jazzinfizierter gitarrist, der sich an christian, reinhardt und kessel orientiert, über ein langes italiengastspiel an der us-westküste aufschlägt und dort gitarrenmusik als novelty act präsentiert, hier mit der ausgeborgten rhythm section von cal tjader. ruy castro behauptet, bola sete hätte mit bossa nova so viel zu tun gehabt wie sein eigener namensvetter fidel, und verbucht den auftritt beim legendären bossa-carnegie-hall-konzert 1962 (bola sete spielte u.a. seine gitarre auf dem rücken) als tiefpunkt der repräsentation brasilianischer musik vor us-publikum. gleichzeitig ist es ja überhaupt nicht ungewöhnlich, dass sich die bossa-nova-leute mit barney kessel und charlie christian beschäftigt haben. „tour de force“ ist allerdings kein meilenstein unter den gitarrentrioalben, das ist eher was für leute, die gitarre weder in jazz-, noch in klassik-zusammenhängen kennen (bola sete spielt hier auch bachs bourrée in e-moll und segovias transkription von albeniz‘ „asturias“) und für die bossa nova 1964 auch noch was neues ist. und außerdem ist es kein gitarrentrioalbum, weil ein nicht aufgeführter percussionist bei den meisten stücken dabei ist. aber: ziemlich toll gespielt, vor allem in den jazzstücken. ein virtuose und mucker halt, dem jede aufgabenstellung und alles mögliche an material keine tieferen probleme bereitet.
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Werbungron jefferson, roland haynes, buz saviano, ron jefferson choir (1965)
das ist eine wirklich ungewöhnliche aufnahme, 1965 in paris entstanden, nach einer afrika-tour der drei, die ich vorher überhaupt nicht kannte. erroll parker ist eine verbindung von haynes und jefferson, aber über den gitarristen buz saviano finde ich überhaupt nichts. gekauft habe ich das album, weil es 2020 bei sam records von den originalbändern nochmal neu aufgelegt wurde (in kooperation mit dem ron jefferson estate, also alles im grünen bereich). das ist musikalisch ein bisschen hölzern bzw. bewusst unelegant, schielt bereits zu free-techniken und -ideen hinüber und hat ein paar witzige extras: eine summende frauenstimme im ersten stück, jeffersons wechsel zu flöte und einer afrikanischen trommel (lumba) im zweiten. die zweite seite ist allerdings eine wilde improvisation, fast 25 minuten lang, auf modaler grundlage von sowas wie „milestones“, mit sehr frei ausgeführten soli.
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barney kessel, jerry scheff, frank(ie) capp, on fire (1965)
kessel ohne weitere poll winners und zum ersten mal in diesem format live dokumentiert, mit zwei mitstreitern aus der westküsten-sessionmusiker-szene, schien kein label interessiert zu haben, also brachte er es selbst raus. dann hat man auch die freiheit, seine kunst selbst „fantastic“ zu nennen und nackte frauen tanzen zu lassen. die aufnahmen selbst klingen weniger sensationell als vielmehr – wie bei kessel üblich – sorgfältig, durchdacht, ungeheuer facettenreich, aber eher niederschwellig angeboten. die ganze konplexität fällt einfach überhaupt nicht auf: was man nach dieser version von „the shadow of your smile“ (im jahr der erstveröffentlichung, wes montgomery griff auch sofort danach) noch hinzufügen könnte, wüsste ich nicht. eine schöne pointe ist außerdem die samba-version von „recado (bossa nova)“, 1959 von djalma ferreira für maysa geschrieben und über die westküste (und vielleicht almeida) in die usa gekommen, wodurch sich ein kreis schließt: der von kessel inspirierte jobim kann jetzt kessels interpretation von bossa nova hören.
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Jerry Scheff! Diese ganzen Studio-Leute sind schon krass – ich hab die Tage die Lang-Fassung von Roy Orbisons „A Black and White Night“ geguckt, da ist Scheff am Kontrabass dabei (sowie der ganze Rest der TCB Band) und gerade habe ich die Robert Craft Columbia-Box ein erstes mal angeschaut, dort taucht neben Laurindo Almeida auch Jack Marshall auf. Es gibt da echt Leute mit den wildesten Credits!
Das Jefferson-Album habe ich erst einmal gehört, dein schöner Text wäre Grund für einen neuen Anlauf!
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #156 – Benny Golson (1929–2024) – 29.10.2024 – 22:00 / #157: Benny Golson & Curtis Fuller – 12.11.2024 – 22:00 / #158 – 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy-tail-windJerry Scheff! Diese ganzen Studio-Leute sind schon krass – ich hab die Tage die Lang-Fassung von Roy Orbisons „A Black and White Night“ geguckt, da ist Scheff am Kontrabass dabei (sowie der ganze Rest der TCB Band) und gerade habe ich die Robert Craft Columbia-Box ein erstes mal angeschaut, dort taucht neben Laurindo Almeida auch Jack Marshall auf. Es gibt da echt Leute mit den wildesten Credits!
ja, krass. scheff neben orbison u.a. bei the everly brothers, nancy sinatra, den doors, elvis, bette midler, bob dylan, fest bei elvis costello (the confederates), johnny cash, john denver… jazz nur in seiner frühphase.
das ron-jefferson-album läuft bei mir gar nicht selten, obwohl ich es kein großes meisterwerk finde – es hat ein attraktives cover, ist abwechslungsreich, aber es hat einfach auch mit der instrumentierung zu tun, sehr viel raum für gitarre im sparsamen jazzsetting.
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charlie byrd, joe byrd, bill reichenbach, travellin‘ man (1965)
kessel akustischer schatten byrd hatte 1965 bereits keine lust mehr, bossa nova zu spielen, zumindest nicht direkt. sehr viel blues hier, aber auch „nuages“ von reinhardt, und hier auch schon legrand, der lovesong aus den parapluies („i will wait for you“). das ganze album kickt irgendwie durchgängig, vor allem durch die innovative begleitung, die gar keinen credit bekommt (dafür aber der produzent, teo macero). bossa nova dann doch, bei legrand natürlich, aber auch ein wilder samba über „yesterdays“, der sich aus einer traunhaft schönen ruhigen version von den „folks who live on the hill“ herausschält.
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bola sete, sebastião neto, paulinho da costa, bola sete at the monterey jazz festival (1967)
wenn charlie byrd keine lust mehr hat, bossa nova vorzuführen, muss es eben bola sete machen. ein perfekter wow-act mit seinem eigenen trio, die art von zirkusakrobatik, mit der man mich jagen kann. der sambazug fährt einmal komplett über das publikum drüber, und sie juchzen und schreien vor vergnügen wie kinder in der geisterbahn. und weil wir im gitarrenzirkus sind, muss auch mindstens eine nummer flamenco liefern, da wird es noch entsprechende nachfolger geben. september 1966 – letzter gitarren-euphorieschub vor hendrix.
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[nebengleis]
wes montgomery, ron carter, grady tate, [ray barreto, george devens, orchestra], tequila (1966)
es ist einfach sehr schade, dass montgomery mit seinem raumfüllenden akkordspiel nie sich aufs trio beschränkt hat, selbst hier nicht, obwohl seltenerweise zumindest ein pianist fehlt. barreto ist fast überall dabei, dazu gibt es manchmal ein paar sparsame vibrafon-akzente, und das ogerman-orchester wie aus dem kino nebenan, manchmal geht die tür auf, dann darf es lauter werden. am nahesten am trio vielleicht die version von bacharachs „what the world needs now is love“, die ich sehr liebe. der sound ist wirklich anders als bei anderen gitarristen, fast komplett akkordisch, weich mit dem daumen gestrichen, die fingernägel sind aus dem spiel, ein plektron sowieso. welche töne da übrig bleiben vom akkord, was abgestoppt wird, was ausklingen darf, wie schnell das kombiniert wird, verändert grundsätzlich das verhältnis von melodie und rhythmus, das eine wird aus dem anderen entwickelt, nicht solo & begleitung. wenn sich überhaupt jemand für ein bandkonzept ohne weiteres harmonie-instrument empfielt, dann montgomery, aber, tja, er sah das wohl anders.
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Das mit Wes Montgomery ist wirklich schade … sowas wie „The Incredible Jazz Guitar“ ohne Klavier wäre schon toll zu haben!
Heute wäre Lenny Breau 82 – und den kriege ich bisher kaum zu fassen, scheint aber auch ein ziemlich umfassend gitarristischer Gitarrist gewesen zu sein? Hier was im Trio – allerdings ist das reine Begleitung, Breau war sich wohl selbst genug:
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #156 – Benny Golson (1929–2024) – 29.10.2024 – 22:00 / #157: Benny Golson & Curtis Fuller – 12.11.2024 – 22:00 / #158 – 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaNur kurz, Chuck Wayne hat Mitte der 60er noch zwei Alben im Format (Tapestry und Morning Mist), die ich leider beide nich nicht kenne ..
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.breau und wayne sind noch leerstellen für mich, solche hinweise werden dankbar angenommen.
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„Morning Mist“ habe ich gestern erfolglos gesucht … lief länger nicht mehr, ich hab’s als schön aber eher etwas verhalten im Kopf.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #156 – Benny Golson (1929–2024) – 29.10.2024 – 22:00 / #157: Benny Golson & Curtis Fuller – 12.11.2024 – 22:00 / #158 – 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
Tapestry hab ich mir eben auf Spotify angehört, gehört eindeutig in den Thread, auch wenn Chuck Wayne gelegentlich sein Banjo auspackt (das er übrigens auch dem Leadbelly Album von Clifford Jordan spielt) – Frisell darf das schließlich auch … Manche Tracks sind so verhalten, wie man erwarten würde, andere doch deutlich bunter und lebhafter… das psychedelische Cover passt trotzdem nicht…Das Material scheint er sich teils bei Coltrane abgeguckt zu haben… Greensleeves, My Favorite Things, Softly… aber natürlich sind diese Stücke nicht von sich aus Avantgarde oder gar psychedelisch… Müssen sie auch gar nicht--
.Die heutigen Gitarrengeburtstage fördern noch ein Trio-Album aus meinem Regal zutage, aber eins von 1994, das einzige von Joe Diorio (1936-2022), das ich habe, „I Remember You“, eine Montgomery-Hommage (!) mit Steve LaSpina und Steve Bagby. Dasselbe Trio hat 1993 schon „More Than Friends“ eingespielt – und bei Discogs gibt’s einen Eintrag für das Joe Diorio Trio (Bob Magnusson, Jim Plank) mit einem Album names „Live“, das 2008 erschien – gemäss Allmusic ein „entirely unrehearsed“ Live-Set mit Standards, aufgenommen 1991. Vielleicht gibt es da auch noch mehr im Trio?
(Ansonsten Baden Powell (1937-2000) und Eddie McFadden (1928-1992) … ersterer spielte meines Wissens bzw. in meinen Beständen mit grösseren Bands (oder solo), McFadden hat als Leader wie es scheint nicht mal eine Single gemacht – und war auf Orgeljazz abonniert.)
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #156 – Benny Golson (1929–2024) – 29.10.2024 – 22:00 / #157: Benny Golson & Curtis Fuller – 12.11.2024 – 22:00 / #158 – 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
Sean Levitt – Vol 1. Alone Togetherewige Lieblingsaufnahmen… Levitt (1955-2002) hat nicht viel aufgenommen, aber… Er hat immerhin so lange gelebt, dass es neben den Trioaufnahmen aus den 80ern (die vor allem auf Vol. 3 zu finden sind), auf denen der Bass grausig klingt, auch eine schöne Triosession von 2002 gibt, die ich gerade höre… Ich greife also in gewisser Weise weit vor – andererseits ist Levitt, Ziehsohn von Al Levitt und Jugendfreund von John Raneys Sohn Doug ein echter Bebopper der zweiten Generation (in dem Sinne, dass bereits die Eltern Bebopper waren)… Und dadurch, dass es 2002 ist, klingt die Band prima, Gilles Naturel und John Betsch ist, wen man zu der Zeit in Paris hatte, beides Topleute… Das Programm sind Standards, bestimmt nicht viel geprobt… Wovon das alles lebt, ist, dass Levitt ein fantastischer Gitarrist ist, und das Trioformat eine wendige Besetzung, in der Interaktion sofort funktioniert…
Kann man streamen, die ersten 5 Tracks / 35 Minuten sind diese Session, dann kommen zwei Tracks aus den 80ern, einer im Quartett, der andere wieder im Trio (Ze Eduardo, b, und einer junger Jorge Rossy, gleiches Lineup wie auf Vol 3)
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Schlagwörter: Gitarre, guitar jazz, Jazzgitarre
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