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AutorBeiträge
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friedrich
vorgartendanke, das ist vor allem druch die beschreibungen (wie das klingen sollte!) sehr aufschlussreich. new yorker hipstertum in der frühen blütephase, handwerk, alte medien, rehabilitierung des modrigen und uncoolen, aber vor allem: die euphorie darin! auf foursquare (hier) kam das smalls 2019 noch auf platz 10 der besten hipster-orte, aber das fat cat (der interimsclub, als das smalls mal kurz schließen musste, dort ist das hekselman-album aufgenommen worden) kommt auf 5: „basically hipster disney land in a basement“, „a parallel time space you thought that didn’t exist anymore“ usw.
ich meine das alles nicht despektierlich, ich glaube halt, dass das zum verständnis der traditionalistischen gitarrentrios hilft, um die ich gerade mitte der nuller kreise.Was ich bin ich doch für eine coole Sau!
Meine Gefährtin und ich gerieten – zugegeben erst Mai 2022 – ins Smalls, ohne die geringste Ahnung zu haben, wie hip das ist. Sah auch tatsächlich eher modrig und uncool aus. Enge Kellertreppe runter, Partykellerathmosphäre, wir quetschten uns auf gedrängt stehende Klappstühle, hatten einen schlecht gekühlten Drink und saßen den Musikern fast auf dem Schoß. Fassungsvermögen maximal 75 Gäste, wie ein Schild der Baupolizei oder Feuerwehr am Eingang verriet. Ich kann mich leider nicht mehr an den Namen der Band erinnern. Leader ein schlaksiger schwarzer E-Bassist älteren Semesters, dem ein paar Zähne fehlten und der sympathisch mit dem Publikum plauderte, und seine jüngeren Begleiter. Wohl eher eine lokale Größe. War ein sehr entspannter und unterhaltsamer Abend!
falls jemand den Abend nochmal Nacherleben will--
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Werbungdanke, hab jetzt vor allem mal durchgescrollt in der hoffnung, friedrich & begleitung zu entdecken
gilad hekselman, joe martin, marcus gilmore [, mark turner], this just in (2013)
lief gestern schon, heute habe ich meine dabei entstandene begeisterung überprüft. wir sind hier nicht im gepflegten neobop (naja, ein bisschen schon, was den gitarrenton angeht…), sondern in einer neuen form des gitarrenjazztrios, die – nicht nur durch den ausgeborgten drummer – ziemlich deutlich auf der spur des klaviertrios von vijay iyer ist. gilmore und martin spielen einen abstrahierten, dabei total tranparenten groove an der grenze zum ad libitum, und die themen und akkordfolgen schrauben sich in steigender intensität immer weiter durch, werden allenfalls im letzten akkord gelöst. beeindruckend ist, was hekselman dazu alles einfällt, der diese freien grooves wirklich inkorporiert hat – und dabei klingt alles viel schlanker und intimer als wenn ein klavier dabei wäre. ich wäre im himmel, wenn nicht dreimal mark turner auftauchen würde, auf dessen ton ich allergisch reagiere (bin zu faul gerade, aber ich könnte wohl auch jenseits von geschmack begründen, warum). und die kurzen snippets zwischendruch mit dezenter elektronik („newsflash“ genannt) müssten für mich auch nicht unbedingt sein. ich höre hier jedenfalls etwas neues.
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mary halvorson, michael formanek, tomas fujiwara [thumbscrew], thumbscrew (2013)
weiterer innovations-alarm. das trio gibt es nicht aus formatgründen, sondern weil es zwischen den beteiligten geklickt hat. daraus entsteht aber ein freies pollwinners-konzept, drei bandleader, die kein isoliertes spotlight verlangen. es geht viel durcheinander hier, fast könnte man sagen: alle solieren gleichzeitig, wenn soliert werden soll, aber das bleibt wunderbar durchscheinend. der autoritäre bass, das kraftvolle schlagwerk, dazwischen, daneben eine gitarre mit großem akustischen charme, an den saiten abgenommen, der ton ist einzigartig. manchmal distortion, manchmal der glitchende delay-effekt, aber nichts, was sich allzusehr vom bass oder den drums entfernte. kompositiorisch ist das eckiger gedacht als z.b. hekselman, man hört braxton und seinen gitarristischen vermittler morris heraus, ein stück heißt: „still doesn’t…swing“. der witz liegt im „still“, denn sie wollen swingen und tun es auch, manchmal. still…
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marc ribot, henry grimes, chad taylor, marc ribot trio live at the village vanguard (2012/14)
das passt jetzt sehr gut und führt aus der intimität heraus. man kann ja von ribots postmoderner showmanship halten, was man will, aber das trio hier mit seinem irrlichtern zwischen tin pan alley und ayler/coltrane, bei dem die ekstatischen bells den ol‘ man river zum überlaufen bringen und das sonnenschiff vor der liebeserklärung von 1930 reißaus nimmt, ist so unmittelbar umwerfend, das man gerne mal ein bisschen lauter stellt. die letzte großtat von henry grimes wahrscheinlich, der hier so spielt, als wäre das alles seine idee, wobei er mit chad taylor keinen partner hat, der gefühlvoll hinterher spielt (also genau den richtigen), dazu die live-atmosphäre des geflashten village-vanguard-publikums (ein ort, an dem forensiker vielleicht noch spuren des zusammenspiels von grimes & ayler finden würden), das alles bringt meine ribot-skepsis ordentlich ins wanken. aber das passiert öfter mal.
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[leider kann ich das letzte album von peter leitch, LANDSCAPE (2014), mit ray drummond und steve johns, nirgends auftreiben, hat das zufälligerweise jemand?]
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Mikkel Ploug Trio – At Black Tornado (2014)
Der dänische Gitarrist setzt auf relativ kurze Songs, Einiges erinnert an den frühen Abercrombie, gelegentlich schimmert allerdings auch Frisell durch. Durch den Double Bass wird für klassische Jazzelemente gesorgt und der Drummer agiert nicht nur als reiner Rhythmusgeber, sondern als Mitgestalter…
Mikkel Ploug (guitar)
zuletzt geändert von asdfjkloe
Jeppe Skovbakke (double bass)
Sean Carpio (drums)--
mikkel ploug sagt mir gar nichts bisher, merci.
so, nach 4 tagen der herausforderungen auf dem berliner jazzfest (die ich schönerweise teilen konnte), natürlich war auch ein (super) gitarrentrio dabei, ist der kopf wieder frei hierfür.
bobby broom, dennis carroll, makaya mccraven, my shining hour (2014)
frisch arrangiertes standards-album, sehr schön aufgenommen (weit vorne, trocken und warm), mit einer eigenartig hüpfenden begleitung, in die sich ein paar hiphop-echos mischen. reizvoller kontrast zum alten material, aber das ganze scheint mir ein bisschen zu modern für den leader geraten zu sein, den ich hier zwar sehr überzeugend und facettenreich finde, der aber einfach stilistisch und gedanklich alte schule bleibt. deshalb strengt mich das nach 4 stücken etwas an, aber es ist auf jeden fall spannend, mccraven mal als wachen, dabei fast traditionellen jazzdrummer zu hören, der ideenreich kommuniziert. vielleicht empfiehlt sich die kombination mccraven/broom eher für ein orgelalbum, dachte ich zwischendurch.
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gilad hekselman, joe martin, marcus gilmore / jeff ballard [,katie lower], homes (2014)
hier hatte ich große hoffnungen, da das tolle trio von THIS JUST IN hier ohne mark turner als gast auskommt. aber das bedeutet nicht unbedingt, dass das album reduzierter daherkommt. das katapultiert sich weit in die ambitionierte jazzgegenwart, anders als beim broom-album verschmelzen hier die frischen ansätze miteinander. aus einem guss ist das trotzdem nicht. die ganze virtuosität auf zehenspitzen lächelt mal den abercrombie der 70er an, flirtet wenig später den metheny der 80er, will radiohead sein, aber schielt dann doch zu ecm hinüber. ein schönes detail jagt das nächste, aber von track zu track braucht es viel umstellung und neujustierung. mit etwas mehr persönlichkeit wäre hekselman mein aktueller lieblingsgitarrist, aber ich fürchte, ich muss ihm dafür noch ein 20 jahre zeit geben. wenn man mal eine wirklich fantastische version von „parisian thoroughfare“ für gitarre hören will, ist man hier richtig, aber das stück davor und danach erzählen wieder andere geschichten.
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mary halvorson, michael formanek, tomas fujiwara [thumbscrew], convallaria (2015)
das zweite thumbscrew-album, das mir deutlich weniger gefällt, obwohl sich am konzept nicht so viel geändert hat. hier wollen sie vielleicht tatsächlich nicht mehr swingen. die punk-gesten zwischendurch kann ich nicht so ganz ernst nehmen, dafür haben sie spürbar zu lange vorher gebüffelt. den titel verstehe ich auch nicht, eine pflanzengattung, zu der auch das maiglöckchen gehört, das im jahr vor der aufnahme zur „giftpflanze des jahres“ gewählt wurde…
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julian lage, scott colley, kenny wollesen, arclight (2016)
erster trioauftritt von julian lage hier. wenn man über vorbilder dieser vergleichsweise jungen gitarristen nachdenkt, ist hekselman zu dieser zeit beim frühen abercrombie angelangt, während ich bei lage deutlich marc ribot raushöre, mit der damit einhergehenden chamäleonhaftigkeit und einem ton, der nichts mit cool- oder bop-gitarristen zu tun haben will. die begleitung passt hier auch zum konzept einer verkomplizierten intrumentalen popmusik, in die dann aber „i’ll be seeing you“ oder „persian rug“ eingewebt wird, während wollesen sich ansonsten weitgehend weigert, swing zu spielen.
witzig, dass lage damit heute bei ecm gelandet ist, hekselman aber nicht.--
fred frith, jason hoopes, jordan glenn, another day in fucking paradise (2016)
speaking of chamäleon – fred frith hätte ich beinahe vergessen, hätten wir ihn nicht beim jazzfest vor augen gehabt. gut, dass er erst in den zehnern anfing mit diesem jazztrio. ich habe von diesem album jetzt ca. die hälfte gefunden. das ist musikalisch sehr frei, von der gitarre kommen diverse soundscapes, während der bass sehr viel druck erzeugt, elektrisch und akustisch, und die drums dazu perkussiv-abgestoppte akzente setzen. mir mäandert das zu stark, aber ein argument ist das nicht, weil das eigentlich beabsichtigt ist – hier weiß niemand, was er 10 sekunden später spielen wird. passt eigentlich zu nichts, was hier bisher lief, trotzdem hält sich die herausforderung in grenzen.
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vorgarten
julian lage, scott colley, kenny wollesen, arclight (2016)
erster trioauftritt von julian lage hier. wenn man über vorbilder dieser vergleichsweise jungen gitarristen nachdenkt, ist hekselman zu dieser zeit beim frühen abercrombie angelangt, während ich bei lage deutlich marc ribot raushöre, mit der damit einhergehenden chamälionhaftigkeit und einem ton, der nichts mit cool- oder bop-gitarristen zu tun haben will. die begleitung passt hier auch zum konzept einer verkomplizierten intrumentalen popmusik, in die dann aber „i’ll be seeing you“ oder „persian rug“ eingewebt wird, während wollesen sich ansonsten weitgehend weigert, swing zu spielen. witzig, dass lage damit heute bei ecm gelandet ist, hekselman aber nicht.Blue Note, nicht ECM… Auf irgendeine Art das gleiche, aber dann auch wieder überhaupt nicht (bin ein großer Fan von dem Album)
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.redbeansandrice
vorgarten
julian lage, scott colley, kenny wollesen, arclight (2016)
erster trioauftritt von julian lage hier. wenn man über vorbilder dieser vergleichsweise jungen gitarristen nachdenkt, ist hekselman zu dieser zeit beim frühen abercrombie angelangt, während ich bei lage deutlich marc ribot raushöre, mit der damit einhergehenden chamälionhaftigkeit und einem ton, der nichts mit cool- oder bop-gitarristen zu tun haben will. die begleitung passt hier auch zum konzept einer verkomplizierten intrumentalen popmusik, in die dann aber „i’ll be seeing you“ oder „persian rug“ eingewebt wird, während wollesen sich ansonsten weitgehend weigert, swing zu spielen. witzig, dass lage damit heute bei ecm gelandet ist, hekselman aber nicht.Blue Note, nicht ECM… Auf irgendeine Art das gleiche, aber dann auch wieder überhaupt nicht (bin ein großer Fan von dem Album)
right, habe ich mit jacob young verwechselt. heute ist nicht mein tag… du bist fan von ARCLIGHT oder von den jüngeren blue-note-alben?
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Vor allem tatsächlich von Arclight (das ich meistens aber Track 2 höre), mit dem Programm (und seinem working trio) hab ich ihn auch live gesehen, Tributary oder wie das hieß mit Frisell an der zweiten Gitarre fand ich auch sehr gut (und das fühlt sich trotz BN fast wie ECM an, auch optisch)
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.die beiden alben mit frisell habe ich jetzt auch hier stehen…
jeff parker, eric revis, nasheet waits, eastside romp (2016/22)
das ist ein bisschen der auslöser für diesen thread, weil ich in diesem sound quasi bade, seit das album endlich herausgekommen ist (aufnahme 2016, mix 2018, vö 2022). ich würde sagen: meisterwerk, auf vinyltauglichen 40 minuten viele facetten des gitarrentrios, aus einem guss, kann man gleichermaßen gitarren-, bass- und schlagzeugfans empfehlen, sich aber auch am gesamtklang berauschen. von einer sanft explodierenden kinderliedmelodie von marion brown ausgehend verläuft die bewegung in schönen wellen, immer leicht kratzig, untief, an der oberfläche glitzernd. parkers gitarre kommt irgendwo aus blues, r&b über postrock zum jazz, oft kann man mitsingen, aber derek bailey ist auch anwesend. statt des „power trios“ schlagen die liner notes die neue kategorie des „empowerment trios“ vor, das finde ich sehr passend, es ist so, als ob sie sich permanent was schenken – die kompositionen der einen sind in der regel showcases für die anderen. ich könnte das täglich hören.
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Schlagwörter: Gitarre, guitar jazz, Jazzgitarre
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