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Declan MacManusDanke, Napo!
„Mamma Roma“ und das Evangelium sind in meiner Videothek schon mal vorrätig, einige andere auch – aber wie kommt man an die Dokumentarfilme? Gibt es die im Videodrom?
Wo ist denn hier im Rhein-Main-Gebiet eine Videothek, wo man Mamma Roma ausleihen kann? Bitte weitersagen, da will ich auch hin. Und was ist das Videodrom?
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Werbungnerea87Wo ist denn hier im Rhein-Main-Gebiet eine Videothek, wo man Mamma Roma ausleihen kann? Bitte weitersagen, da will ich auch hin. Und was ist das Videodrom?
Das Videodrom ist eine Videothek in Berlin, die ich aber nur vom Hörensagen kenne. Napo kann sicher mehr dazu sagen.
Hier in Mainz gibt es die Filmpassage gegenüber vom Stadion. Die haben ein ziemlich beglückendes Angebot, wie ich finde, auch wenn man natürlich auch hier immer wieder an Grenzen stößt. Ich bin jedenfalls heilfroh, dass es die Filmpassage hier gibt. Keine Selbstverständlichkeit für eine Stadt von dieser Größe.
Davon abgesehen gehe ich davon aus, dass die filmwissenschaftlichen Institute in Franfurt und Mainz einiges zu bieten haben. Ich weiß aber nicht, ob man als Externer dort ausleihen kann.
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Lately I've been seeing things / They look like they float at the back of my head room[/B] [/SIZE][/FONT]In Frankurt kann ich Video-City im Sandweg empfehlen. Die haben einiges von Pasolini und sonst auch fast alles.
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Das sieht auch toll aus, Zed!
Was mich etwas irritiert, sind die 60 Euro Pfand “für jeden gewünschten Mietfilm“. Wie ist das zu verstehen?
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Lately I've been seeing things / They look like they float at the back of my head room[/B] [/SIZE][/FONT]Declan MacManusDas sieht auch toll aus, Zed!
Was mich etwas irritiert, sind die 60 Euro Pfand “für jeden gewünschten Mietfilm“. Wie ist das zu verstehen?
Edit: Ich habe Fernverleih übersehen. Sorry, kann ich dir nicht sagen, weil ich das nie gemacht habe.
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Declan MacManusJa, „Salò“ hat mir wirklich gefallen (falls man bei diesem Film tatsächlich von „gefallen“ reden kann). Meines Wissens ist er aber durchaus fertig geworden. Pasolini ist zwei Tage vor den Aufnahmen zur französischen Synchronfassung erschossen worden. Wenn ich die Aussagen im Dokumentarfilm „Salò d’hier à aujourd’hui“ (2002, enthalten auf der „Kino kontrovers“-DVD) richtig im Kopf habe, war der Film da aber auf Italienisch schon fertig gestellt oder zumindest fertig geschnitten.
Ich habe fast das Gefühl, dass Dich das tatsächlich interessiert.
Bei SALO ist so ziemlich alles mysteriös (Entstehungsgeschichte, Produktion, Veröffentlichung, Indizierung, Verbot, erneute Veröffentlichung). Bei ausreichend Forscherdrang sind dazu im Internet auch seriöse Fakten zu finden. So hat Pasolini noch am Vortag seiner Ermordung (er wurde mehrfach mit dem Auto überfahren) versucht, gestohlenes Material seines Films wiederzubekommen, was wie wir wissen, nicht so glücklich ausging. Diese fehlenden Teile findet man natürlich in keiner der vielen Versionen des Films. Die Erstaufführung des umstrittenen Films (in Italien übrigens vor allem der hochbrisanten politischen Bezüge wegen), war 145 Minuten lang, die aktuellen DVD-Fassungen liegen unter 2 Stunden (Criterion z.B. 112 Minuten; eine japanische 117 Minuten). Wenn man zudem weiß, wie viel Zeit Pasolini üblicherweise im Schneideraum verbrachte, bevor ein fertiges Werk an die Öffentlichkeit gelangte, dürfte verstehen was ich an anderer Stelle mit Fragment meinte. Einen wirklichen Director’s Cut von SALO wird es bedauerlicherweise nie geben.
Nur drei von vielen Links, aber ein spannender Einstieg:
http://www.corpusweb.net/index.php?option=com_content&task=view&id=400&Itemid=35
http://www.moviemaze.de/forum/pier-paolo-pasolini-1922-1975-t3071.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Republik_von_Sal%C3%B2--
Tut mir leid, die Antwort mußte etwas auf sich warten lassen, ich kam nicht so schnell von der Arbeit los wie gedacht. Nun:
Zu Pasolinis 30. Todestag liefen einige seiner dokumentarischen Filme auf 3sat, ua. der genannte „La Rabbia“, meiner Meinung nach Pasolinis persönlichstes Stück Celluloid. Seitdem ist immerhin „Comizi d’amore“ als eigene DVD auf dem Label der anderen, zweitbesten Berliner Videothek „Filmgalerie 451“ erschienen, dt. Titel „Gastmahl der Liebe“. Einiges, wie zB. „Le Mura di Sana“ ist als Bonus-Feature an Spielfilme gehängt worden (hier: Der „Raro Video“ Release von „Medea“). Alle seine sehenswerten Kurzfilme befinden sich in der „Les années 60“ – Box des Centre National de la Cinématographie. Sämtliche Spielfilme, die nicht als deutscher Release vorliegen (sei es „Arthaus“ oder eben Filmgalerie) bekommst du als britischen Release über „Tartan“ oder das British Film Institute. Schau‘ mal, was du bekommst, den Rest kann ich dir sehr gerne ausleihen.
Salò: Natürlich fertiggestellt, wenngleich die Premierenfassung gut zwanzig Minuten länger gedauert haben soll, was allerdings nicht letztgültig verbürgt ist. Alleine schon evident sichtbar am Pasolini eigenen streng beherrschten Schnittrhythmus. Ist ja schon eine Gewalttat für sich, daß sich die rohen, unmitelbar aufgenommenen Bilder mit der durchdachten äußeren Form der Postproduktion beißen. Hat mich bei jedem Wiedersehen immer mehr umfangen und schockiert. Lesenswert übrigens das vom BFI herausgegebene Bändchen zum Film, geschrieben von Gary Indiana. Überdies zu empfehlen: Enzo Sicilianos Standardwerk zu Pasolinis Vita, die gute niederländische Filmdoku von Philo Bregstein (engl. Verleihtitel: „Whoever Says The Truth Shall Die“ und ganz besonders das sehr ausführliche Begleitheft zur 2005er Pasolini Retrospektive im Berliner Arsenal Kino. Die haben meiner Meinung nach mittlerweile zu einer ganzen Reihe von Regisseuren die jeweils beste Publikation in deutscher Sprache verfasst, stets eine Sammlung aus Interviews, eigenen Filmanalysen und rezeptionsgeschichtlich klug ausgewählten Kritiken. Sicherlich über die Seite des Arsenals beziehbar.
Romane: Pasolini malte, filmte, schrieb Romane, kunstgeschichtliche Essays, Gedichte, politische Betrachtungen, Zeitungskolumnen. Würde man Laura Betti, seine Muse und eine der wenigen Freunde auf intellektueller Augenhöhe fragen, hat er vermutlich auch noch Schafe gehütet, Häuser gebaut und eine Schulklasse unterrichtet. Keine Ahnung, jedenfalls: Von seinen Romane empfehle ich besonders zwei Stück. „Vita Violenta“, das die Themen der frühen Pasolini Filme gebündelt vorweg nimmt. Und „Petrolio“, ein 700-seitiges Fragmentmonstrum, ideologische Weiterführung von „Teorema“ sowie eine grausige Phantasmagorie, die noch „Salò“ in den Schatten stellt. Eines der unfaßbarsten Bücher, das ich je gelesen habe, trotz seiner Unfertigkeit.
Noch was zu Pasolini? Ach ja: In Carlo Lizzanis geilem Italowestern „Requiescant“ spielt er einen mordenenden Priester!
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A Kiss in the DreamhouseZedIn Frankurt kann ich Video-City im Sandweg empfehlen.
Oh ja, mein dritter Wohnsitz.
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"By the way, did you know that there are emus in the Île de France?"tolomoquinkolomIch habe fast das Gefühl, dass Dich das tatsächlich interessiert.
Ääh, ja, sonst würde ich nicht nachhaken. Was willst du mit dieser Bemerkung sagen?
Überfahren, nicht überschossen, klar. Mein Fehler.
Danke für die Links. Werde sie mir morgen anschauen.
Napo, vielen Dank für die sehr aufschlussreiche ausführliche Antwort und das Angebot, mir gegebenenfalls etwas auszuleihen.
Eines habe ich aber nicht verstanden. Im Zusammenhang mit Pasolinis „streng beherrschtem Schnittrhythmus“ schreibst du über „Salò“:
Napoleon DynamiteIst ja schon eine Gewalttat für sich, daß sich die rohen, unmitelbar aufgenommenen Bilder mit der durchdachten äußeren Form der Postproduktion beißen. Hat mich bei jedem Wiedersehen immer mehr umfangen und schockiert.
Was genau beißt sich da und was genau hat dich umfangen und schockiert?
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Lately I've been seeing things / They look like they float at the back of my head room[/B] [/SIZE][/FONT]@Napo
Thanks für die Ausführungen! Salò war mir etwas zu heftig, als dass ich so ganz unvoriengenommen beurteilen könnte, wahrscheinlich muss ich den Film nochmal Weihnachten sehen. Auf der Arsenal-Kino-Seite sehe ich mich mal um, das klingt interessant.--
If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.War das dies hier?
Nr. 84 Pier Paolo Pasolini, 1994, 182 S., EURO 7,50
Außerdem:
Nr. 94 Yasujiro Ozu, 2003, 191 S.(vergriffen)
Mist.
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.latho[…] Salo […] nochmal Weihnachten sehen […]
Ja, unbedingt. Einer der ganz großen unentdeckten Weihnachtsfilme.
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Declan MacManusWas genau beißt sich da und was genau hat dich umfangen und schockiert?
Ist schon ein unfaßbarer Versuch von Dialektik: Einerseits sehr direkt, schmucklos mit Steadycam aufgenommene Bilder, eine Gewalttat an Unmittelbarkeit. Andererseits jedoch wie jeder andere Pasolini Film auch in der Verknüpfung der Szenen vollkommen rigide durchdacht, ein Meisterwerk an Timing und Abblenden, in seiner äußeren Erscheinungsform, dem Schnitt also, durch und durch artifiziell. Beispiel? Beachte doch mal wie komponiert die rasche Bilderfolge ist, als zu Beginn einer der Jungen gefangen genommen wird und die Mutter ihm mit seinem Schal nach läuft. Fiel mir wohlgemerkt bei erster Sichtung nicht im Geringsten auf, da wirkte das Rohe der Bilder alleine schon zu stark, letztendlich davon überreizt war ich recht schnell verärgert und enttäuscht darüber, ab einem gewissen Punkt nur noch passiv den Film als gleichförmiges Ganzes über mich ergehen lassen zu müssen (das war vor gut fünf Jahren zusammen mit zwei anderen Forumianern bei einem meiner ersten Ausflüge nach Berlin, darüber waren wir uns, glaube ich, alle vollkommen einig). Richtig berührt hat er mich dann erst später bei erneuter Vorführung, die Frage läßt mich seitdem auch nicht mehr los, ob für einen solchen Film nicht letztlich doch Pasolini ein ästhetisch zu gebildeter und fähiger Regisseur ist. Macht den Film nämlich für mich um so erschreckender, da ich nicht weiß, wie sehr er sich dessen bewußt war. That’s * * * * * for the record, versteht sich. Ich bin schon ein Sensibelchen, die Sterne einstmals im alten Pasolini-Thread in Klammern gesetzt zu haben.
@latho
Genau. Oh, sehe gerade, daß die von mir gesehene Retrospektive tatsächlich bereits nur ein Remake war. Zu Ozu: Vielleicht kannst du das Bändchen ja noch über Bibliotheken beziehen? Die nehmen sowas gerne als Präsenzexemplare auf. Ansonsten mache ich dir Kopien, irgendwie muß ich mich ja auch mal für „Forgetting Sarah Marshall“ etc. revanchieren!--
A Kiss in the DreamhouseNapoleon Dynamite[…] die Frage läßt mich seitdem auch nicht mehr los, ob für einen solchen Film nicht letztlich doch Pasolini ein ästhetisch zu gebildeter und fähiger Regisseur ist. Macht den Film nämlich für mich um so erschreckender, da ich nicht weiß, wie sehr er sich dessen bewußt war. […]
Ohne den Film so oft gesehen zu haben, finde ich die Frage sehr interessant. Also wenn Bresson einen Punk-Splatter-Film drehen würde?
Napoleon Dynamite
@latho
Genau. Oh, sehe gerade, daß die von mir gesehene Retrospektive tatsächlich bereits nur ein Remake war. Zu Ozu: Vielleicht kannst du das Bändchen ja noch über Bibliotheken beziehen? Die nehmen sowas gerne als Präsenzexemplare auf. Ansonsten mache ich dir Kopien, irgendwie muß ich mich ja auch mal für „Forgetting Sarah Marshall“ etc. revanchieren!De nada, compadre. Ich gucke mich mal um, ansonsten melde ich mich. Zudem habe ich ja noch Bordwells Ozu and the Poetics of Cinema auf der Platte (da wurde hier mal ein Link gepostet).
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.Jetzt verstehe ich, was du meinst, Napo. Zu dem Thema hat sich Pasolini übrigens auch selbst geäußert. In dem weiter oben schon erwähnten „Salò d’hier à aujourd’hui“ (Kennst du den Film?) sind Interview-Sequenzen mit Pasolini am Set von „Salò“ enthalten. Er sagt dort in etwa, sein bisheriges Vorgehen sei immer gewesen, Unmengen von Material zu drehen, gerade bei den Laiendarstellern sehr lange draufzuhalten und dann erst im Schnitt die kurzen Momente der Wahrheit herauszugreifen und aus diesen Momenten Stück für Stück den Film entstehen zu lassen. Bei „Salò“ hingegen schneide er den Film hingegen sozusagen schon am Set. Erstaunlich.
(Ich hoffe, ich gebe das hier richtig wieder – war beim Schauen der Doku noch ziemlich geplättet vom Hauptfilm.)
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Lately I've been seeing things / They look like they float at the back of my head room[/B] [/SIZE][/FONT] -
Schlagwörter: Film
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