Fishing Faschos? "Rechte" Symbolik in der Popkultur

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  • #6743837  | PERMALINK

    thomlahn

    Registriert seit: 11.11.2003

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    kramerRichtig. Morrissey bezieht äusserst selten deutlich Position in seinen Songs. Er kommt nie mit Holzhammer-Moral und dafür schätze ich ihn ungemein. Auch die Darstellung des „David“ in dem Song ist mir viel sympathischer, weil menschlicher und realistischer als in den üblichen deutschen „Nazis sind doof“ Songs.

    Was den NFD-Text angeht: Übereinstimmung. Aber ansonsten nehme ich (ohne alles zu kennen oder sich intensiv mit den Texten beschäftigt zu haben) als oft sehr wertend Menschen gegenüber wahr. Eventuell ist mir die feine Ironie in „Irish Blood, English Heart“ (da könnte man ihn für einen Nationalisten halten) oder „The Wold is Full of Crashing Bores“ („Uniformed whores, Educated criminals“) aber auch bisher entgangen. Ehrliche Frage.

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    #6743839  | PERMALINK

    kingberzerk

    Registriert seit: 10.03.2008

    Beiträge: 2,219

    lathoWobei Wagners Stücke ja nicht explizit antisemitisch sind, auch wenn Antisemiten sich in „Wagners Welt“ gerne einfinden. Wahrscheinlich gut, dass im Nibelungenlied keine Juden auftauchen…
    Schwieriger wird es, wenn Ansichten des Autors auch im Text auftauchen – ich denke da immer an Comic-Autor Dave Sim, bei dem sich das durchmischt und eine Rezeption unangenehm macht.

    Wagners Werke nicht, wohl aber Wagners Schriften.

    Bin ja gespannt, wann der Internationale Frühschoppen hier bei Ernst Jünger anlangt oder Carl Schmitt.

    Ich wüsste auch nicht, warum die Situation gerade mit dem Werk eines Comic-Autors schwieriger als im Fall Wagner sein sollte, nur weil dessen Ansichten in seinen Geschichten offenbar werden. Aus meiner Sicht macht es das eher leichter.

    --

    Tout en haut d'une forteresse, offerte aux vents les plus clairs, totalement soumise au soleil, aveuglée par la lumière et jamais dans les coins d'ombre, j'écoute.
    #6743841  | PERMALINK

    weilstein

    Registriert seit: 10.10.2002

    Beiträge: 11,095

    thomlahn“The Wold is Full of Crashing Bores“ („Uniformed whores, Educated criminals“)

    Wo liegt denn hier Dein Problem?

    --

    #6743843  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    Close to the edgeÄh, was jetzt genau.
    Dass der Song oberflächlich ist, oder dass er den Onkelz Futter geliefert hat ? Die haben das Stück sogar mit einem Eigenen beantwortet.

    Die Auseinandersetzung mit dem Thema ist in dem Ärzte Song so oberflächlich wie sie es notwendigerweise sein muss in einem Popsong. Sie ist dennoch sehr angemessen und wirklich gelungen. Wenn manche rechte Dumpfbacke das falsch versteht oder falsch verstehen will, dann ist das eben so. Die Reaktion der Onkelz kenne ich nicht (abgesehen von ihren rechtlichen Maßnahmen), aber sie zeigt letztlich doch wohl nur, dass der Seitenhieb saß. Im Übrigen dürfte die Schnittmenge von Ärzte und Onkelz Fans relativ gering sein. Geringer jedenfalls als die von Hosen und Onkelz Fans. Der Humor der Ärzte ist für die Anhänger dieser beiden Bands nämlich meist zu weit von ihrem eigenen entfernt (ich vermeide mal die Formulierung „zu hoch“).

    --

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    #6743845  | PERMALINK

    thomlahn

    Registriert seit: 11.11.2003

    Beiträge: 8,143

    weilsteinWo liegt denn hier Dein Problem?

    Ich bin Polizist. :-)

    Quatsch, ich finde es ist nicht hilfreich wertend gegenüber Menschen zu sein. Ich meinte diese Stelle (es dürfte viele andere geben) als Beispiel, daß M eben doch den Holzhammer schwingt.

    --

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    #6743847  | PERMALINK

    weilstein

    Registriert seit: 10.10.2002

    Beiträge: 11,095

    thomlahnIch bin Polizist. :-)

    Quatsch, ich finde es ist nicht hilfreich wertend gegenüber Menschen zu sein. Ich meinte diese Stelle (es dürfte viele andere geben) als Beispiel, daß M eben doch den Holzhammer schwingt.

    Aber warum sollte man ein Problem/Ärgernis nicht beim Namen nennen? Was meinst Du mit „wertend gegenüber Menschen“? In diesem Fall macht das Herauspicken zweier Schlagwörter auch wenig Sinn, man muss den Text schon als Ganzes betrachten. Klassischer Morrissey. Ist hier aber wohl OT.

    --

    #6743849  | PERMALINK

    thomlahn

    Registriert seit: 11.11.2003

    Beiträge: 8,143

    weilsteinIst hier aber wohl OT.

    Das wäre eine Diskussion über Weltbilder und in wie weit diese Sinn machen und was Bewertungen eigentlich sind. Das würde hier den Rahmen sprengen.

    --

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    #6743851  | PERMALINK

    sonic-juice
    Moderator

    Registriert seit: 14.09.2005

    Beiträge: 10,983

    latho
    Ich fände es, nur ausgehend von dem NFD-Text auch etwas übertrieben, daraus pro-National-Front-Propaganda zu ziehen.

    Propaganda ist das sicherlich nicht, genauso wenig wie ein Protestsong „gegen Rechts“. Aber ich habe immer noch nicht die Stelle gefunden, die es einem NF-Sympathisanten unmöglich machen würde, sich den Song zueigen zu machen. Oder die zeigt, dass Morrissey damit nicht auch rechte Jugendliche ansprechen will (ohne sie zugleich auf eine andere Spur zu bringen) – siehe Thread-Überschrift. Zugespitzt: Was ist an dem Song eindeutig, wenn er sowohl in der Indie- als auch in der NPD-Disco gespielt werden könnte? Wenn man keine Wertungen vornimmt (in diesem Song, in anderen Songs geizt Morrissey ja durchaus nicht mit seiner eigenen Ansicht), dann wird man diese Deutungsmöglichkeit doch nicht ausschließen können.

    Zeilen wie

    „England den Engländern! England den Engländern!“

    oder

    „Es gibt ein Land, in dem lebst Du nicht;
    aber eines Tages möchtest Du es;
    Und wenn du ihnen zeigst, was in Dir steckt
    Oh, dann könntest Du es schaffen“

    finde ich jedenfalls nicht eindeutig, schon gar nicht in Verbindung mit dem hymnischen Vortrag. Und ich finde auch nicht, dass sie hinreichend relativiert werden, da Morrissey ja eben ausgerechnet bei der National Front die Position des wertungsfreien Betrachters einnimmt. Zumal er sich ja auch als Person eben des öfteren zu Themen wie „Überfremdung“ und „Verlust nationaler Identität“ geäußert hat (… und beim Vortrag des Songs auch mal gerne mit dem Union Jack gewedelt hat, wenn ich recht informiert bin? Da lasse ich mich aber gerne korrigieren.).

    Ungeachtet der aufgezeigten Problematik halte ich „National Front Disco“ allerdings für einen interessanten Song, über den das Nachdenken und Streiten absolut lohnt. Insofern dann doch: gelungene Kunst. Was ich nicht über „Asian Rut“ sagen kann, der mir unangenehmste Morrissey-Song.

    Day oh so late
    Strangely the sun still shone
    Ooh asian boy
    What are you on ?
    Day oh so late
    Strangely the sun still shone
    Oh asian boy
    What drugs are you on ?

    Oh… strange

    Tooled-up asian boy
    Has come to take revenge
    For the cruel, cold killing
    Of his very best friend
    Tooled-up asian boy
    Has come to avenge
    The cruel, cold killing
    Of his only friend

    Ha! la, la, la, oh …

    There’s peace through our school
    It’s so quiet in the hall
    It’s a strange sign for one
    Of what’s to come
    Tough and cold and pale
    Oh, they may just impale you on railings
    Oh, english boys
    It must be wrong
    Three against one ?

    Oh …

    Brakes slammed, and
    His gun jammed, and
    As far as I could tell
    Brave asian boy
    Was dealt a blow and fell

    I’m just passing through here
    On my way to somewhere civilised
    And maybe I’ll even arrive
    Maybe I’ll even arrive

    Er ist m.E. künstlerisch missraten, trotz seines dick aufgetragenen, aber dann doch eher teilnahmelos bzw. süffisant klingenden Mitleids für den Rächer, der zum Opfer wird, da verhebt sich Morrissey am Thema, to say the least. Die Schlusszeilen (von Pointe will ich hier nicht sprechen) deuten daraufhin, dass der Erzähler nur zufällig Zeuge des Geschehens wird und sich an einen zivilisierteren Ort wünscht. Tja.

    Bei dem Begriff „Asian Rut“ stoße ich übrigens an die Grenzen meines Englisch, kann jemand sagen, was das in diesem Kontext bedeutet?

    --

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    #6743853  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Sonic JuicePropaganda ist das sicherlich nicht, genauso wenig wie ein Protestsong „gegen Rechts“. Aber ich habe immer noch nicht die Stelle gefunden, die es einem NF-Sympathisanten unmöglich machen würde, sich den Song zueigen zu machen. Oder die zeigen, dass Morrissey damit nicht auch rechte Jugendliche ansprechen will (ohne sie zugleich auf eine andere Spur zu bringen) – siehe Thread-Überschrift. Zugespitzt: Was ist an dem Song eindeutig, wenn er sowohl in der Indie- als auch in der NPD-Disco gespielt werden könnte? Wenn man keine Wertungen vornimmt (in diesem Song, in anderen Songs geizt Morrissey ja durchaus nicht mit seiner eigenen Ansicht), dann wird man diese Deutungsmöglichkeit doch nicht ausschließen können.

    Zeilen wie

    „England den Engländern! England den Engländern!“

    oder

    „Es gibt ein Land, in dem lebst Du nicht;
    aber eines Tages möchtest Du es;
    Und wenn du ihnen zeigst, was in Dir steckt
    Oh, dann könntest Du es schaffen“

    finde ich jedenfalls nicht eindeutig, schon gar nicht in Verbindung mit dem hymnischen Vortrag. Und ich finde auch nicht, dass sie hinreichend relativiert werden, da Morrissey ja eben ausgerechnet bei der National Front die Position des wertungsfreien Betrachters einnimmt. Zumal er sich ja auch als Person eben des öfteren zu Themen wie „Überfremdung“ und „Verlust nationaler Identität“ geäußert hat (… und beim Vortrag des Songs auch mal gerne mit dem Union Jack gewedelt hat, wenn ich recht informiert bin? Da lasse ich mich aber gerne korrigieren.).

    Ungeachtet der aufgezeigten Problematik halte ich „National Front Disco“ allerdings für einen interessanten Song, über den das Nachdenken und Streiten absolut lohnt. Insofern dann doch: gelungene Kunst. Was ich nicht über „Asian Rut“ sagen kann, der mir unangenehmste Morrissey-Song.

    Er ist m.E. künstlerisch missraten, trotz seines dick aufgetragenen, aber dann doch eher teilnahmelos bzw. süffisant klingenden Mitleids für den Rächer, der zum Opfer wird, da verhebt sich Morrissey am Thema, to say the least. Die Schlusszeilen (von Pointe will ich hier nicht sprechen) deuten daraufhin, dass der Erzähler nur zufällig Zeuge des Geschehens wird und sich an einen zivilisierteren Ort wünscht. Tja.

    Bei dem Begriff „Asian Rut“ stoße ich übrigens an die Grenzen meines Englisch, kann jemand sagen, was das in diesem Kontext bedeutet?

    Mir ist kein Auftritt bekannt, bei dem er gerade während „The National Front Disco“ mit dem Union Jack wedelt. Nicht einmal bei dem damals heiß diskutierten Madstock-Auftritt war das der Fall. Der Vortrag bei jenem Konzert, nach dem der NME ja seine „Morrissey is a racist“-Kampagne begann, war auch alles andere als hymnisch. Im Gegenteil.

    Was „Asian Rut“ (eine klare Übersetzung in diesem zusammenhang würde mich auch interessieren) betrifft: Die von Dir erwähnte Süffisanz kann ich nicht ausmachen. Wohl eine Interpretationsfrage, die uns hier nicht wirklich weiterbringt. Ich halte „Asian Rut“ im Gegensatz zu „The National Front Disco“ für keinen sonderlich aufregenden Song, mißraten ist er aber nicht. Auf jeden Fall rechtfertigt er die Rassismus-Vorwürfe in keinster Weise. Morrissey ist hier ja noch mehr der unbeteiligte Beobachter, der die Vorgehensweise beider Seiten mit keinem Wort gutheißt, sondern als „unzivilisiert“ beschreibt.

    So, jetzt „Bengali In Platforms“?

    --

    #6743855  | PERMALINK

    sonic-juice
    Moderator

    Registriert seit: 14.09.2005

    Beiträge: 10,983

    kramer Auf jeden Fall rechtfertigt er die Rassismus-Vorwürfe in keinster Weise.

    Das stimmt. Aber den Vorwurf des Rassismus habe ich mir ja auch nicht zueigen gemacht. Es geht mir immer nur um die Frage, wie man brisante Themen künstlerisch verarbeitet, was man damit aussagen will und wen man damit anspricht. Hat man als Popmusiker die Verantwortung – ggf. auf Kosten der Kunst -, sich bei bestimmten Themen ggf. so eindeutig zu äußern, dass immer die Distanzierung und Bewertung rechtsradikaler Gesinnung zweifelsfrei und fett gedruckt in den Zeilen steht? In Deutschland jedenfalls wäre eine mehrere Deutungen zulassende oder meinetwegen auch wertungsneutrale Behandlung der Themen, die Morrissey in den besagten drei Songs aufgreift, in einem Popsong nicht ohne öffentlichen Aufschrei denkbar. (Im U.K. ja offenbar auch nicht so ganz.) Ausgangsthese war ja u.a., dass alle drei Songs heikler sind, als alles was mir z.B. von Rammstein bekannt ist.

    Man stelle sich das mal als Thema in einem Popsong unter dem Titel „Asiatische Brunft/Spur/Trott (??)“ vor: Ein Ausländer wird von einem Neonazi ermordet, dessen bester Freund nimmt Drogen und bewaffnet sich, um ihn zu rächen, wird in einen Hinterhalt gelockt und ebenfalls ermordet. „Oh, drei gegen einen, das ist doch nicht fair!“ Der Erzähler kommt zum Fazit, dass er lieber an einem zivilisierteren Ort leben würde. Was will uns der Autor damit sagen?

    kramer
    So, jetzt „Bengali In Platforms“?

    Bitte, bitte, nach Ihnen.

    --

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    #6743857  | PERMALINK

    popkid

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    Sonic JuiceIn Deutschland jedenfalls wäre eine mehrere Deutungen zulassende oder meinetwegen auch wertungsneutrale Behandlung der Themen, die Morrissey in den besagten drei Songs aufgreift, in einem Popsong nicht ohne öffentlichen Aufschrei denkbar. (Im U.K. ja offenbar auch nicht so ganz.)

    was wohl keine wunder ist, schaut man sich die deutsche geschichte an. solche themen werden hier nunmal sensibler behandelt.

    --

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    #6743859  | PERMALINK

    Anonym
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    Sonic JuiceDas stimmt. Aber den Vorwurf des Rassismus habe ich mir ja auch nicht zueigen gemacht. Es geht mir immer nur um die Frage, wie man brisante Themen künstlerisch verarbeitet, was man damit aussagen will und wen man damit anspricht. Hat man als Popmusiker die Verantwortung – ggf. auf Kosten der Kunst -, sich bei bestimmten Themen ggf. so eindeutig zu äußern, dass immer die Distanzierung und Bewertung rechtsradikaler Gesinnung zweifelsfrei und fett gedruckt in den Zeilen steht? In Deutschland jedenfalls wäre eine mehrere Deutungen zulassende oder meinetwegen auch wertungsneutrale Behandlung der Themen, die Morrissey in den besagten drei Songs aufgreift, in einem Popsong nicht ohne öffentlichen Aufschrei denkbar. (Im U.K. ja offenbar auch nicht so ganz.)

    Man stelle sich das mal als Thema in einem Popsong unter dem Titel „Asiatische Brunft/Spur/Trott (??)“ vor: Ein Ausländer wird von einem Neonazi ermordet, dessen bester Freund nimmt Drogen und bewaffnet sich, um ihn zu rächen, wird in einen Hinterhalt gelockt und ebenfalls ermordet. „Oh, drei gegen einen, das ist doch nicht fair!“ Der Erzähler kommt zum Fazit, dass er lieber an einem zivilisierteren Ort leben würde. Was will uns der Autor damit sagen?

    Bitte, bitte, nach Ihnen.

    Brisante Themen sollten grundsätzlich jeden ansprechen und zwar so, dass man sich selbständig Gedanken darüber macht. Natürlich ist es verlockend, über rassistischen Wahnsinn zu schreiben und diesen zu verurteilen. Aber gerade mit Songs wie „Schrei nach Liebe“ regt man ganz sicher nicht zum Nachdenken an, sondern provoziert das Gegenüber, was eher zur Trotzreaktion und zu einer Verhärtung der Standpunkte führt.

    Die Zeilen:

    Oh, english boys
    It must be wrong
    Three against one ?

    sind natürlich äusserst zynisch, da es hier schon längst nicht mehr um Fairness, etc. geht.

    Bengali, Bengali
    Bengali, Bengali
    No no no
    He does not want to depress you
    Oh no no no no no
    He only wants to impress you
    Oh..

    Bengali in platforms
    He only wants to embrace your culture
    And to be your friend forever
    Forever

    Bengali, Bengali
    Bengali, Bengali
    Oh, shelve your Western plans
    And understand
    That life is hard enough when you belong here

    A silver-studded rim that glistens
    And an ankle-star that … blinds me
    A lemon sole so very high
    Which only reminds me; to tell you
    Break the news gently
    Break the news to him gently
    „Shelve your plans; shelve your plans, shelve them“

    Bengali, Bengali
    It’s the touchy march of time that binds you
    Don’t blame me
    Don’t hate me
    Just because I’m the one to tell you

    That life is hard enough when you belong here
    That life is hard enough when you belong here
    Oh…
    Shelve your Western plans
    Oh…
    Shelve your Western plans
    ‚Cause life is hard enough when you belong
    Life is hard enough when you belong here
    Oh…
    Shelve your Western plans
    Oh…
    Shelve your best friends
    ‚Cause life is hard when you belong here
    Oh…
    Life is hard enough when you belong

    Die viel diskutierten Zeilen in diesem Song sind ja wohl „Life is hard enough when you belong here“ und auch in diesem Fall würde ich sagen, dass Morrissey aus der sicht des Outsiders spricht, der während seiner Jugend kaum Freunde hatte und dem quasi die Rolle des „village iditots“ zukam. Selbst als „Eingeborener“ also, fühlte er sich in der Gesellschaft nicht wohl und fühlte sich nicht dazugehörig. Natürlich muss man hier auch die politische Situation im England des Jahres 1988 berücksichtigen, die ich nicht wirklich kenne. Man könnte es auch so verstehen, dass Morrissey die Vorstellen und Illusionen vom „gelobten Land“ in den Köpfen mancher Einwanderer realistisch betrachet.

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    #6743861  | PERMALINK

    kleinunddick

    Registriert seit: 10.10.2006

    Beiträge: 710

    lathoNein, ich als Großer mache mich ständig über Kleine lustig. Nur Westernhagens „Dicke“ darf ich nicht mehr mitsingen…

    Aber ernsthaft: es läßt sich vielleicht auf die Frage des „Außens“ und „Innens“ eines Songs reduzieren. Nehme ich nur den Song zur Kenntnis kann ich so ziemlich alles hineininterpretieren: Newman ist ein Arsch (ein kleines, ein großes), Satiriker etc. Parker wurde ja auch erst sauer, als vom „Außen“ erfuhr, Newmans Körpergröße in diesem Fall. Erinnert mich an das etwas beflissene „Der Autor ist selber Jude“, wenn man einen Israel-kritischen Text zu lesen bekommt. Zunächst einmal zum Verständnis des Texts nicht notwendig, bei weiterer Beschäftigung eventuell schon.

    das erinnert mich an den dj, der sich mitte der 90er „warmduscher“ genannt hat. ich hab mich zunächst fürchterlich darüber aufgeregt, bis ich erfahren habe, dass warmduscher homosexuell ist. peinlich fand ich den namen aber dennoch. aber vielleicht passt das ganz gut in flints verständnis vom entreissen von symboliken. ;-)

    --

    #6743863  | PERMALINK

    popkid

    Registriert seit: 04.06.2003

    Beiträge: 7,763

    kramerAber gerade mit Songs wie „Schrei nach Liebe“ regt man ganz sicher nicht zum Nachdenken an, sondern provoziert das Gegenüber, was eher zur Trotzreaktion und zu einer Verhärtung der Standpunkte führt.

    dieser song hat für mich unterstes niveau, was wohl nicht zuletzt daran liegt, dass die ärzte (zumindest damals) auch keinen wirklichen plan vom thema hatten.

    --

    I'm forever blowing bubbles, pretty bubbles in the air... Girls, go home! ...verdammt gut schaut er aus!
    #6743865  | PERMALINK

    sonic-juice
    Moderator

    Registriert seit: 14.09.2005

    Beiträge: 10,983

    kramerBrisante Themen sollten grundsätzlich jeden ansprechen und zwar so, dass man sich selbständig Gedanken darüber macht. Natürlich ist es verlockend, über rassistischen Wahnsinn zu schreiben und diesen zu verurteilen. Aber gerade mit Songs wie „Schrei nach Liebe“ regt man ganz sicher nicht zum Nachdenken an, sondern provoziert das Gegenüber, was eher zur Trotzreaktion und zu einer Verhärtung der Standpunkte führt.

    Das sehe ich ähnlich. Weiß eigentlich auch nicht so recht, was dieser „Rock gegen Rechts“ eigentlich bezwecken will außer demonstrativer Abgrenzung, die Leute anspricht, die eh schon bekehrt sind. Das besungene „Arschloch“ mit den Störkraft- und Onkelz-Alben (diese pauschale Bündelung beider Bands ist mir damals schon als sehr dämlich aufgefallen) wird sich in der Tat nicht motiviert fühlen, seine Überzeugungen zu überdenken.

    kramer
    Die viel diskutierten Zeilen in diesem Song sind ja wohl „Life is hard enough when you belong here“ und auch in diesem Fall würde ich sagen, dass Morrissey aus der sicht des Outsiders spricht, der während seiner Jugend kaum Freunde hatte und dem quasi die Rolle des „village iditots“ zukam. Selbst als „Eingeborener“ also, fühlte er sich in der Gesellschaft nicht wohl und fühlte sich nicht dazugehörig. Natürlich muss man hier auch die politische Situation im England des Jahres 1988 berücksichtigen, die ich nicht wirklich kenne. Man könnte es auch so verstehen, dass Morrissey die Vorstellen und Illusionen vom „gelobten Land“ in den Köpfen mancher Einwanderer realistisch betrachet.

    In keinem Fall könnte man es natürlich einfach wörtlich verstehen: dass der arme Bengali halt einfach nicht nach England gehört, egal welche albernen Anstrengungen er unternimmt, um dazu zu gehören. Irgendjemand muss ihm das mal stecken, das ist nur höflich.;-)

    --

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