Startseite › Foren › Kulturgut › Das musikalische Philosophicum › Fishing Faschos? "Rechte" Symbolik in der Popkultur › Re: Fishing Faschos? "Rechte" Symbolik in der Popkultur
Anonym
Registriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Sonic JuicePropaganda ist das sicherlich nicht, genauso wenig wie ein Protestsong „gegen Rechts“. Aber ich habe immer noch nicht die Stelle gefunden, die es einem NF-Sympathisanten unmöglich machen würde, sich den Song zueigen zu machen. Oder die zeigen, dass Morrissey damit nicht auch rechte Jugendliche ansprechen will (ohne sie zugleich auf eine andere Spur zu bringen) – siehe Thread-Überschrift. Zugespitzt: Was ist an dem Song eindeutig, wenn er sowohl in der Indie- als auch in der NPD-Disco gespielt werden könnte? Wenn man keine Wertungen vornimmt (in diesem Song, in anderen Songs geizt Morrissey ja durchaus nicht mit seiner eigenen Ansicht), dann wird man diese Deutungsmöglichkeit doch nicht ausschließen können.
Zeilen wie
„England den Engländern! England den Engländern!“
oder
„Es gibt ein Land, in dem lebst Du nicht;
aber eines Tages möchtest Du es;
Und wenn du ihnen zeigst, was in Dir steckt
Oh, dann könntest Du es schaffen“finde ich jedenfalls nicht eindeutig, schon gar nicht in Verbindung mit dem hymnischen Vortrag. Und ich finde auch nicht, dass sie hinreichend relativiert werden, da Morrissey ja eben ausgerechnet bei der National Front die Position des wertungsfreien Betrachters einnimmt. Zumal er sich ja auch als Person eben des öfteren zu Themen wie „Überfremdung“ und „Verlust nationaler Identität“ geäußert hat (… und beim Vortrag des Songs auch mal gerne mit dem Union Jack gewedelt hat, wenn ich recht informiert bin? Da lasse ich mich aber gerne korrigieren.).
Ungeachtet der aufgezeigten Problematik halte ich „National Front Disco“ allerdings für einen interessanten Song, über den das Nachdenken und Streiten absolut lohnt. Insofern dann doch: gelungene Kunst. Was ich nicht über „Asian Rut“ sagen kann, der mir unangenehmste Morrissey-Song.
Er ist m.E. künstlerisch missraten, trotz seines dick aufgetragenen, aber dann doch eher teilnahmelos bzw. süffisant klingenden Mitleids für den Rächer, der zum Opfer wird, da verhebt sich Morrissey am Thema, to say the least. Die Schlusszeilen (von Pointe will ich hier nicht sprechen) deuten daraufhin, dass der Erzähler nur zufällig Zeuge des Geschehens wird und sich an einen zivilisierteren Ort wünscht. Tja.
Bei dem Begriff „Asian Rut“ stoße ich übrigens an die Grenzen meines Englisch, kann jemand sagen, was das in diesem Kontext bedeutet?
Mir ist kein Auftritt bekannt, bei dem er gerade während „The National Front Disco“ mit dem Union Jack wedelt. Nicht einmal bei dem damals heiß diskutierten Madstock-Auftritt war das der Fall. Der Vortrag bei jenem Konzert, nach dem der NME ja seine „Morrissey is a racist“-Kampagne begann, war auch alles andere als hymnisch. Im Gegenteil.
Was „Asian Rut“ (eine klare Übersetzung in diesem zusammenhang würde mich auch interessieren) betrifft: Die von Dir erwähnte Süffisanz kann ich nicht ausmachen. Wohl eine Interpretationsfrage, die uns hier nicht wirklich weiterbringt. Ich halte „Asian Rut“ im Gegensatz zu „The National Front Disco“ für keinen sonderlich aufregenden Song, mißraten ist er aber nicht. Auf jeden Fall rechtfertigt er die Rassismus-Vorwürfe in keinster Weise. Morrissey ist hier ja noch mehr der unbeteiligte Beobachter, der die Vorgehensweise beider Seiten mit keinem Wort gutheißt, sondern als „unzivilisiert“ beschreibt.
So, jetzt „Bengali In Platforms“?
--