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Anonym
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Sonic JuiceDas stimmt. Aber den Vorwurf des Rassismus habe ich mir ja auch nicht zueigen gemacht. Es geht mir immer nur um die Frage, wie man brisante Themen künstlerisch verarbeitet, was man damit aussagen will und wen man damit anspricht. Hat man als Popmusiker die Verantwortung – ggf. auf Kosten der Kunst -, sich bei bestimmten Themen ggf. so eindeutig zu äußern, dass immer die Distanzierung und Bewertung rechtsradikaler Gesinnung zweifelsfrei und fett gedruckt in den Zeilen steht? In Deutschland jedenfalls wäre eine mehrere Deutungen zulassende oder meinetwegen auch wertungsneutrale Behandlung der Themen, die Morrissey in den besagten drei Songs aufgreift, in einem Popsong nicht ohne öffentlichen Aufschrei denkbar. (Im U.K. ja offenbar auch nicht so ganz.)
Man stelle sich das mal als Thema in einem Popsong unter dem Titel „Asiatische Brunft/Spur/Trott (??)“ vor: Ein Ausländer wird von einem Neonazi ermordet, dessen bester Freund nimmt Drogen und bewaffnet sich, um ihn zu rächen, wird in einen Hinterhalt gelockt und ebenfalls ermordet. „Oh, drei gegen einen, das ist doch nicht fair!“ Der Erzähler kommt zum Fazit, dass er lieber an einem zivilisierteren Ort leben würde. Was will uns der Autor damit sagen?
Bitte, bitte, nach Ihnen.
Brisante Themen sollten grundsätzlich jeden ansprechen und zwar so, dass man sich selbständig Gedanken darüber macht. Natürlich ist es verlockend, über rassistischen Wahnsinn zu schreiben und diesen zu verurteilen. Aber gerade mit Songs wie „Schrei nach Liebe“ regt man ganz sicher nicht zum Nachdenken an, sondern provoziert das Gegenüber, was eher zur Trotzreaktion und zu einer Verhärtung der Standpunkte führt.
Die Zeilen:
Oh, english boys
It must be wrong
Three against one ?
sind natürlich äusserst zynisch, da es hier schon längst nicht mehr um Fairness, etc. geht.
Bengali, Bengali
Bengali, Bengali
No no no
He does not want to depress you
Oh no no no no no
He only wants to impress you
Oh..Bengali in platforms
He only wants to embrace your culture
And to be your friend forever
ForeverBengali, Bengali
Bengali, Bengali
Oh, shelve your Western plans
And understand
That life is hard enough when you belong hereA silver-studded rim that glistens
And an ankle-star that … blinds me
A lemon sole so very high
Which only reminds me; to tell you
Break the news gently
Break the news to him gently
„Shelve your plans; shelve your plans, shelve them“Bengali, Bengali
It’s the touchy march of time that binds you
Don’t blame me
Don’t hate me
Just because I’m the one to tell youThat life is hard enough when you belong here
That life is hard enough when you belong here
Oh…
Shelve your Western plans
Oh…
Shelve your Western plans
‚Cause life is hard enough when you belong
Life is hard enough when you belong here
Oh…
Shelve your Western plans
Oh…
Shelve your best friends
‚Cause life is hard when you belong here
Oh…
Life is hard enough when you belong
Die viel diskutierten Zeilen in diesem Song sind ja wohl „Life is hard enough when you belong here“ und auch in diesem Fall würde ich sagen, dass Morrissey aus der sicht des Outsiders spricht, der während seiner Jugend kaum Freunde hatte und dem quasi die Rolle des „village iditots“ zukam. Selbst als „Eingeborener“ also, fühlte er sich in der Gesellschaft nicht wohl und fühlte sich nicht dazugehörig. Natürlich muss man hier auch die politische Situation im England des Jahres 1988 berücksichtigen, die ich nicht wirklich kenne. Man könnte es auch so verstehen, dass Morrissey die Vorstellen und Illusionen vom „gelobten Land“ in den Köpfen mancher Einwanderer realistisch betrachet.
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