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kramerUm Gottes willen! Es geht mir nicht darum, dass das „anrüchig“ wäre! Das ist es in keinster Weise. Mir ging es nur darum, dass Morrissey sich von Anfang an von Klassifizierungen wie „homoerotisch“ distanziert hat. „Erotisch“ macht Sinn. „Homoerotisch“ dagegen ist in seinen Augen ein ungemein unglückliches bzw. sinnloses Wortkonstrukt und da stimme ich ihm zu. Das ist ähnlicher Bullshit wie z.B. die Bezeichnung „Female Songwriter“. Man sagt doch auch nicht „Male Songwriter“. Mit Truman Capote bezogh ich mich auf schwule role models. „Tough“ war der nur im Geiste.
Ok, dann hatte ich das falsch gedeutet, sorry. Soweit auch d’accord. Wobei ich schon denke, dass Sex, Gender und sexuelle Orientierung eines Kreativen (und irgendeine solche Orientierung wird Morrissey schon haben) durchaus bei der Deutung seines/ihres Werkes eine legitime Rolle spielen, zumal wenn er/sie sich ausführlich Liebe, Romantik und Erotik in ihrer Kunst widmen. Und dass es darin durchaus eine explizit bzw. typisch männliche und weibliche ebenso wie eine hetero- und homosexuelle Sichtweise, Stilistik und Ästhetik gibt – mit einer Vielzahl an Grenzverwischungen natürlich. Morrissey ist da sicherlich exzeptionell schwer dingfest zu machen.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Sonic JuiceMorrissey ist da sicherlich exzeptionell schwer dingfest zu machen.
Natürlich. Das macht ja auch einen nicht unerheblichen Teil der Faszination aus, die von ihm ausgeht. Es ist immer wieder interessant zu beobachten, wie sich vor allem Teile des männlichen Publikums bei Morrissey-Konzerten benimmt. Der gute Mozzer scheint da etwas auszulösen, was einer Art Befreiung gleichkommt und auch viele unumstößlich heterosexuelle Männer extrem anspricht. Zumindest habe ich bis jetzt bei keinem anderen Künstler, keiner anderen Band diese kompromißlose Verehrung von Seiten des Publikums beobachtet.
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Ich denke, man sollte zunächst sein Vorgehen gegenüber einem Songtext klären (auf keinen der hier Postenden bezogen): nehme ich den Song für bare Münze, schließe vom Inhalt, bzw. meiner Interpretation desselben auf die „tatsächliche“ Intention des Verfassers oder gehe ich über den reinen „Text“ (im Sinne von Inhalt) hinaus und erkundige ich mich nach dem Umfeld, zusätzlichen Äußerungen, anderen Texten des Künstlers. Ich bevorzuge Letzteres, da ich dann auch nicht in die Falle tappe, dass ich dem Autor Ansichten einer von ihm erfundenen (und ihm ungleichen) Figur unterstelle.
Dass manche favorisierten Künstler im Licht ihrer Texte nicht immer gut dastehen, muss man akzeptieren. Ich denke da zB. an Mick Jaggers Mysoginie. Auf der anderen Seite bin ich mir bei Jagger nie ganz sicher, ob da nicht eine erfundene Person oder ein „Mega-Jagger“ als absichtliche Karikatur seiner selbst spricht.
Was die faschistischen Symbole angeht – ausgehend von Rammstein (es gibt da aber sicherlich noch andere): die Verwendung von faschistischen Symbolen ist nicht gleich Faschismus, wer Riefenstahl, tatsächlich oder in Imitation, in seinen Videos zitiert, benutzt diese Symbole ist, aber dadurch noch kein Faschist. Ein Provokateur ja, sicherlich auch kein intelligenter, aber noch kein Faschist. Banal, ich weiß, aber diese notwendige Trennung sollte erwähnt werden.--
If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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lathoIch denke, man sollte zunächst sein Vorgehen gegenüber einem Songtext klären (auf keinen der hier Postenden bezogen): nehme ich den Song für bare Münze, schließe vom Inhalt, bzw. meiner Interpretation desselben auf die „tatsächliche“ Intention des Verfassers oder gehe ich über den reinen „Text“ (im Sinne von Inhalt) hinaus und erkundige ich mich nach dem Umfeld, zusätzlichen Äußerungen, anderen Texten des Künstlers. Ich bevorzuge Letzteres, da ich dann auch nicht in die Falle tappe, dass ich dem Autor Ansichten einer von ihm erfundenen (und ihm ungleichen) Figur unterstelle.
Dass manche favorisierten Künstler im Licht ihrer Texte nicht immer gut dastehen, muss man akzeptieren. Ich denke da zB. an Mick Jaggers Mysoginie. Auf der anderen Seite bin ich mir bei Jagger nie ganz sicher, ob da nicht eine erfundene Person oder ein „Mega-Jagger“ als absichtliche Karikatur seiner selbst spricht.
Was die faschistischen Symbole angeht – ausgehend von Rammstein (es gibt da aber sicherlich noch andere): die Verwendung von faschistischen Symbolen ist nicht gleich Faschismus, wer Riefenstahl, tatsächlich oder in Imitation, in seinen Videos zitiert, benutzt diese Symbole ist, aber dadurch noch kein Faschist. Ein Provokateur ja, sicherlich auch kein intelligenter, aber noch kein Faschist. Banal, ich weiß, aber diese notwendige Trennung sollte erwähnt werden.Eigentlich sollte das klar sein, aber ein Erinnerung kann an dieser Stelle nicht schaden.
Der „National Front Disco“ Text ist meiner Meinung nach eindeutig. Egal ob man nun Morrisseys Umfeld und seine Hintergründe kennt, oder nicht.
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lathoIch denke, man sollte zunächst sein Vorgehen gegenüber einem Songtext klären (auf keinen der hier Postenden bezogen): nehme ich den Song für bare Münze, schließe vom Inhalt, bzw. meiner Interpretation desselben auf die „tatsächliche“ Intention des Verfassers oder gehe ich über den reinen „Text“ (im Sinne von Inhalt) hinaus und erkundige ich mich nach dem Umfeld, zusätzlichen Äußerungen, anderen Texten des Künstlers. Ich bevorzuge Letzteres, da ich dann auch nicht in die Falle tappe, dass ich dem Autor Ansichten einer von ihm erfundenen (und ihm ungleichen) Figur unterstelle.
Schwieriges Thema. Es kommt nicht nur auf den Künstler, sein Umfeld, seine Intention an, sondern auch auf den Rezipienten.
Politisch neutrales Beispiel: Randy Newmans „Short People“. Graham Parker fand den Song toll, weil sich ein Kleinwüchsiger sarkastisch über die Vorurteile gegenüber sich und seinesgleichen hermache. Als Parker aber efuhr, daß Newman alles anderes als klein sei, war er stocksauer. Warum eigentlich? Kann ein Großer keine Vorurteile gegenüber Kleinen anprangern?--
What's a sweetheart like me doing in a dump like this?kramerEigentlich sollte das klar sein, aber ein Erinnerung kann an dieser Stelle nicht schaden.
War natürlich nicht auf Dich bezogen, sondern quasi Überrest aus dem Rammstein-Thread.
kramer
Der „National Front Disco“ Text ist meiner Meinung nach eindeutig. Egal ob man nun Morrisseys Umfeld, seine Hintergründe kennt, oder nicht.Ich fände es, nur ausgehend von dem NFD-Text auch etwas übertrieben, daraus pro-National-Front-Propaganda zu ziehen. Soweit ich die Debatte mitverfolgen konnte (und es hier auch erwähnt wurde) hat sich Morrissey ja distanziert.
Interessant fand ich die Bemerkung (von wem, muss ich nochmal nachsehen) in Bezug auf „Exorzismus“ durch den Gebrauch faschistischer Symbole. Also: ich benutze sie, um sie zu entwerten, zu banalisieren. Schwierig dürfte da die Trennung zum unreflektierten Gebrauch nur zur Provokation sein: Kiss habe ich eine ernsthafte Beschäftigung mit der SS nie abgenommen, das Provokationspotential kann man, wenn ich mich noch richtig erinnere, an haufenweise spezifisch deutschen Aufnähern sehen, die eben nicht die SS-Runen hatten.
Dass es eine homoerotische Variante in Richtung Uniform, Muskeln, „klassische“ Körper gibt, ist ja bekannt. Aber auch das halte ich eher für ein Spiel als für eine Ännäherung. Wäre ja auch dumm.
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lathoSoweit ich die Debatte mitverfolgen konnte (und es hier auch erwähnt wurde) hat sich Morrissey ja distanziert.
so wie die Onkelz? Auch die Relevanz einer Distanzierung liegt ja im Auge des Betrachters.
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waSchwieriges Thema. Es kommt nicht nur auf den Künstler, sein Umfeld, seine Intention an, sondern auch auf den Rezipienten.
Politisch neutrales Beispiel: Randy Newmans „Short People“. Graham Parker fand den Song toll, weil sich ein Kleinwüchsiger sarkastisch über die Vorurteile gegenüber sich und seinesgleichen hermache. Als Parker aber efuhr, daß Newman alles anderes als klein sei, war er stocksauer. Warum eigentlich? Kann ein Großer keine Vorurteile gegenüber Kleinen anprangern?Nein, ich als Großer mache mich ständig über Kleine lustig. Nur Westernhagens „Dicke“ darf ich nicht mehr mitsingen…
Aber ernsthaft: es läßt sich vielleicht auf die Frage des „Außens“ und „Innens“ eines Songs reduzieren. Nehme ich nur den Song zur Kenntnis kann ich so ziemlich alles hineininterpretieren: Newman ist ein Arsch (ein kleines, ein großes), Satiriker etc. Parker wurde ja auch erst sauer, als vom „Außen“ erfuhr, Newmans Körpergröße in diesem Fall. Erinnert mich an das etwas beflissene „Der Autor ist selber Jude“, wenn man einen Israel-kritischen Text zu lesen bekommt. Zunächst einmal zum Verständnis des Texts nicht notwendig, bei weiterer Beschäftigung eventuell schon.
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.Close to the edgeDer Umgang mit dem Thema ist in „Schrei nach Liebe“ vielleicht doch etwas oberflächlich. Und die Erwähnung der Onkelz im Song hat den Frankfurten viel Futter für ihr Rührstück beschert.
Blödsinn!
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Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!Dick Laurentso wie die Onkelz? Auch die Relevanz einer Distanzierung liegt ja im Auge des Betrachters.
Keine Ahnung, die Gruppe verfolge ich nicht, nachdem ich mal ein Lied von ihnen gehört habe.
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.MikkoBlödsinn!
Äh, was jetzt genau.
Dass der Song oberflächlich ist, oder dass er den Onkelz Futter geliefert hat ? Die haben das Stück sogar mit einem Eigenen beantwortet.--
Mikko…ich bin der Meinung, man sollte solche Dinge grundsätzlich einzeln und individuell beurteilen und bewerten.
Nur so geht es. Ein buntes Themen-Allerlei kann nur schwerlich zu einem Gesamtergebnis zusammengeführt werden.
Wie unterschiedlich gerade die Rezeption ausfallen kann, zeigt bspw. eine Aussage Reich-Ranickis zur Debatte Wagner und der Antisemitismus: „Wagner gehört zu den aggressivsten Antisemiten in der Geschichte der Kultur. Aber unter den bedeutenden Wagner-Dirigenten war immer schon der Anteil der Juden besonder groß – von Hermann Levi, der die ´Parsifal´-Uraufführung leitete, über Bruno Walter und Otto Klemperer bis Leonard Bernstein und Georg Solti, bis zu Daniel Barenboim und James Levine. Sie alle hielten und halten Wagners Musik für wichtiger als seine Publizistik, zumal jene Arbeiten die Hassausbrüche eines Wirrkopfs sind.“--
"Wenn man richtig liest, löst man einen innerlichen kreativen Prozess aus. Die meisten Leser inszenieren einen Film. Weswegen es überhaupt kein Wunder ist und mediengeschichtlich konsequent, dass der Roman des 18. und 19. Jahrhunderts in die Erzählkino-Kultur des 20. Jahrhunderts übergegangen ist." (Peter Sloterdijk)Close to the edgeDer Umgang mit dem Thema ist in „Schrei nach Liebe“ vielleicht doch etwas oberflächlich. Und die Erwähnung der Onkelz im Song hat den Frankfurten viel Futter für ihr Rührstück beschert.
Kann ich überhaupt nicht verstehen „Rührstück“ ?
Plötzlich kannte sogut wie wirklich jeder den Unterschied zwischen weissen und roten Schnürsenkeln z.B.( übrigens: Kennt jemand die band „Feindflug“ oder hat sich schonmal clips von denen angeguckt ? )
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NachtmahrNur so geht es. Ein buntes Themen-Allerlei kann nur schwerlich zu einem Gesamtergebnis zusammengeführt werden.
Wie unterschiedlich gerade die Rezeption ausfallen kann, zeigt bspw. eine Aussage Reich-Ranickis zur Debatte Wagner und der Antisemitismus: „Wagner gehört zu den aggressivsten Antisemiten in der Geschichte der Kultur. Aber unter den bedeutenden Wagner-Dirigenten war immer schon der Anteil der Juden besonder groß – von Hermann Levi, der die ´Parsifal´-Uraufführung leitete, über Bruno Walter und Otto Klemperer bis Leonard Bernstein und Georg Solti, bis zu Daniel Barenboim und James Levine. Sie alle hielten und halten Wagners Musik für wichtiger als seine Publizistik, zumal jene Arbeiten die Hassausbrüche eines Wirrkopfs sind.“Wobei Wagners Stücke ja nicht explizit antisemitisch sind, auch wenn Antisemiten sich in „Wagners Welt“ gerne einfinden. Wahrscheinlich gut, dass im Nibelungenlied keine Juden auftauchen…
Schwieriger wird es, wenn Ansichten des Autors auch im Text auftauchen – ich denke da immer an Comic-Autor Dave Sim, bei dem sich das durchmischt und eine Rezeption unangenehm macht.--
If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.Flint Hollowayan den ganz grossen abnutzungseffekt glaube ich auch nicht. aber für einen jungen noch nicht politisch orientierten rammstein-fan der diese ästhetik ohne verknüpfung mit politischen inhalt kennt z.b. schon.
Das glaube ich eben nicht. Dieser junge Hörer wird irgendwann Kontakt mit der Bedeutung dieser Dinge in der Geschichte haben, vielleicht üben sie dann deshalb gerade eine besondere Faszination aus, die ihnen beser nicht zukommen sollte.
lathoWas die faschistischen Symbole angeht – ausgehend von Rammstein (es gibt da aber sicherlich noch andere): die Verwendung von faschistischen Symbolen ist nicht gleich Faschismus, wer Riefenstahl, tatsächlich oder in Imitation, in seinen Videos zitiert, benutzt diese Symbole ist, aber dadurch noch kein Faschist. Ein Provokateur ja, sicherlich auch kein intelligenter, aber noch kein Faschist. Banal, ich weiß, aber diese notwendige Trennung sollte erwähnt werden.
Dies ist natürlich im Kontext zu sehen und was der Künstler damit macht. Werden diese Symbole einfach nur verwendet, ohne Kommentar wird es halt irgendwann anrüchig. Z.B. sind die gekreuzten Hämmer bei Pink Floyd – The Wall sicherlich dem Hakenkreuz nachempfunden, kein Mensch käme auf die Idee Roger Waters als Faschisten anzusehen.
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