Filmmusik (Scores)

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    scorechaser

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    Heute Abend gibt es das erste Komponisten-Portrait, und dreimal dürft Ihr raten, wer der erste sein wird… :lol:

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    "Film is a disease. And the only antidote to film is more film." - Frank Capra
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    #6311143  | PERMALINK

    scorechaser

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    Film Music Composer Tribute No.1:

    Jerry Goldsmith

    Jerry Goldsmith wurde am 10. Februar 1929 in Los Angeles geboren. Seine Eltern merkten schon früh seine Begabung für Musik, und schickten ihn zu dem Pianisten Jakob Gimpel, der den jungen Jerry das Klavierspielen beibringen sollte. Ursrpünlich wollte er ein Concert Hall Composer werden, doch er merkte, das er in dem Beruf nie genug Möglichkeiten hätte, Musik zu schreiben. Im Alter von 14 Jahren sah er Alfred Hitchcock´s „Spellbound“. Dieser Film hatte eine große Wirkung auf sein Leben, wie er sich später erinnern sollte. „Als ich „Spellbound“ das erste Mal sah, wußte ich, das ich zwei Dinge in meinem Leben machen wollte: Ich wollte Filmmusik schreiben, und Ingrid Bergman heiraten.“ Der Score von Miklos Rozsa hat Goldsmith so imponiert, das er direkt nach dem Kinobesuch beschloß, Filmmusik-Komponist zu werden. Später sollte er sogar unter seinem großen Vorbild Rozsa studieren. Im Jahre 1950 wurde Goldsmith von CBS als desk clerk angestellt, seine Aufgabe war es, die Scores andere Komponisten abzutippen und zu kopieren. Eine ideale Schule für einen angehenden Komponisten. Man bemerkte schnell sein Talent für Komposition, und so erhielt Goldsmith ziemlich rasch seine ersten Aufträge, allerdings erstmal fürs Fernsehen, bei solchen Shows wie Playhouse 90,Romance, CBS Radio Workshop und Climax. Goldsmith blieb bei CBS bis 1960, zu der Zeit hatte er bereits zu mehreren Folgen der sehr erfolgreichen Serie THE TWILIGHT ZONE die Musik geschrieben.
    1962 war ein einschneidendes Jahr in der Karriere des Jerry Goldsmith. Zum einen wurde er zum ersten Mal für den Oscar nominiert, und zwar für seine herrvorragende Partitur zu John Huston´s „Freud“, das leider ein ziemlicher Flop wurde. Zum anderen lernte Jerry den berühmten Alfred Newman kennen, Newman erkannte Jerry´s Talent, und empfahl ihn an Kirk Douglas und Universal. So komponierte Jerry Goldsmith für „Lonely are the Brave“ seinen ersten Western-Score. Dieser Score half ihm auch, sich bei Universal zu empfehlen, und man engagierte ihn als einen contract composer, dh ein Komponist, der nur für das eine Studio arbeitete. Diese Methode war damals bei Schauspielern Gang und Gebe, so zb bei Clark Gable, den sich David Selznick von MGM ausleihen musste.
    Zusammen mit seinem engen Freund Alex North war Jerry Goldsmith einer der Vorreiter der Moderne, der nie scheute, neues auszuprobieren, egal ob es gerade in war oder nicht. Zu Beginn der 70ger Jahre war Jerry Goldsmith bereits ein etablierter und wichtiger Filmmusikkomponist, der bereits solch verschieden Filme wie A Patch of Blue, Lillies of the Field, The Sand Pepples, The Blue Max, Papillon und sein bisheriges Meisterwerk The Planet of the Apes komponiert hat. Besonders Planet of the Apes war ein radikaler Umbruch in der Filmmusikwelt, da er die Zwölftonmusik des Arnold Schönberg als erster verwendete, und somit einen völlig neuen Weg einschritt. Waren doch bis dahin die großorchestralen Partituren eines Max Steiners, Alfred Newmans, Erich Wolfgang Korngolds, oder auch von Goldsmith´s Vorbild Miklos Rozsa vorrangig. Mit Planet of the Apes schuf Goldsmith einen völlig neuen Typus Filmmusik, der viele Komponisten inspirierte, und auch bis heute noch inspiriert. In den 70gern war sich Goldsmith auch nicht zu schade, immer wieder für das Fernsehen zu arbeiten, für das er seine teilweise besten Arbeiten ablieferte. So zb für die Miniserie Masada oder auch QBVIII. Mit seiner Titelmelodie zu den Waltons schuf Jerry Goldsmith eine der beliebtsten und heute noch weltberühmtesten Themen der Fernsehgeschichte. Die frühen Siebziger waren eine der fruchtbarsten Schaffensperioden, in denen er so grandiose Arbeiten ablieferte wie The Wind and the Lion, Chinatown, The Wild Rovers und Papillon. Ausserdem erhielt er als Krönung 1976 den Oscar zu seinem grandiosen Score für The Omen. Jerry Goldsmith beendete die Siebziger mit seinen Scores für Alien und den ersten Star Trek Film.
    Die 80ger zeigten, das Goldsmith noch lange nicht zum alten Eisen gehörte, schuf er doch so wegweisende Scores wie Rambo, Under Fire, Poltergeist, Twilight Zone: The Movie, Gremlins und Star Trek V. 1992 begann eine seiner fruchtbarsten Zusammenarbeiten, und zwar mit Paul Verhoeven. Goldsmith schrieb den Score zu Basic Instinct, der einer seiner am meisten geschätzten und besten Arbeiten wurde. Mit Basic Instinct schuf Goldsmith einen völlig neuen Typus des Thrillerscores, der bis heute immer noch kopiert wird.
    1993 schuf er einen seiner besten Scores: Er schrieb die Musik zu Paul Verhoeven´s Sci-Fi Meisterwerk Total Recall, mit Arnold Schwarzenegger in der Hauptrolle. Dieser Score war auch für Goldsmith die Arbeit, auf die er am Ende am stolzesten sein sollte. 1993 war anscheinend ein sehr gutes Jahr für ihn, den er schrieb auch den sehr schönen Score zu „Rudy“, der ein Fan-Favorite wurde.
    Doch in den 90gern schien Goldsmith´s sicheres Händchen für gute Stoffe ihn ein wenig im Stich zu lassen, und so komponierte er die Musik für solche Gurken wie Mom and Dad saved the World, Leviathan, Mr. Baseball oder auch First Knight. Doch immer schaffte er es, diese Welt besser aussehen oder anhören zu lassen, als sie waren. Doch Ende der 90ger fing er sich wieder, und schrieb mit Air Force One, The Mummy und die grandiose Partitur zu Curtis Hanson´s L.A. Confidential. Für diesen Score wurde er auch für den Oscar nominiert.
    Goldsmith, der zu Beginn des neuen Jahrtausends an Krebs litt, sah dies aber nicht als Grund an, seine Arbeitsweise umzustellen, und schrieb weiter fleißig seine Musik. Auch mit Verhoeven arbeitete er wieder zusammen, und zwar bei Hollow Man, der eine gewisse Ähnlichkeit zu Basic Instinct nicht verleugnen lässt. 2003 war aber leider seine Krankheit so weit fortgeschritten, das er nur noch an 2 Projekten arbeitete. Besonders schön war es natürlich, das dies für 2 Freunde war: Für Richard Donner vertonte Jerry Goldsmith seinen Film „Timeline“. Der Film war jedoch von Anfang an in Schwierigkeiten, und wurde am Ende so zerschnitten, das der Score abgelehnt wurde. Donner fragte Goldsmith zwar, ob er nicht einen neuen Score schreiben wolle, doch sah sich dieser auf Grund seiner Krankheit nicht dazu imstande. Seinen letzten Score schrieb Goldsmith für einen ebenfalls langjährigen Freund: Joe Dante. Dessen Looney Tunes: Back in Action inspirierte Goldsmith zu einer seiner spritzigsten und witzigsten Partituren, die stark an das Micky Mousing angelehnt war, aber dennoch sein Eigenleben hatte. Jerry Goldsmith starb am 21. Juli 2004 in Los Angeles friedlich in seinem Schlaf. Er hinterließ seine Frau, 5 Kinder und mehrer Enkelkinder, sowie ein Urenkelkind. Ausserdem hinterließ der Komponist Jerry Goldsmit eines der größten Werke der Filmmusik. Er war einer der originellsten und frischesten Komponisten seiner Zeit, und wusste seinen Regisseure und seine Fans mit jedem Score aufs neue zu überraschen.
    Jerry Goldsmith und seine Musik wird immer weiterleben, und niemals vergessen werden. Danke, Jerry!

    Top Ten Scores:

    1. „Planet of the Apes“ (1969)
    2. „Alien“ (1979)
    3. „Total Recall“ (1990)
    4. „Basic Instinct“ (1992)
    5. „The Wind and the Lion“ (1975)
    6. „The Mummy“ (1999)
    7. „Star Trek: The Motion Picture“ (1979)
    8. „Wild Rovers“ (1971)
    9. „Freud“ (1962)
    10. „Patton“ (1970)

    Eine komplette Diskographie mit aller erschienen CDs und LPs:

    http://www.soundtrackcollector.com/catalog/composerdiscography.php?composerid=27

    [Bei „Go to Years“ kann man die Jahreszahlen ändern]

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    #6311145  | PERMALINK

    Anonym
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    Schöner, umfangreicher Text über deinen Helden, scorechaser. Liest sich sehr gut! Ich selber schätzte bei Goldsmith (neben seinen Ausflügen in die Avantgarde) ja stets dessen ausladende Orchesterarrangements absolut klassischer Schule und die dortige Anordnung bestimmter kleiner Hintergrundgimmicks (Kastanietten, „geschlagene“ Piano- und Saitenakkorde etc.) ganz besonders. In dieser Hinsicht ist der Einfluss von Alex North sicherlich nicht zu überhören.

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    #6311147  | PERMALINK

    scorechaser

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    Danke, pinch. Ja, Jerry war immer offen für neues. Er war auch einer der ersten, die in ihren Scores Synthesizer benutzten. Es gibt sogar eine Reihe seiner Scores, die komplett von Synthesizern eingespielt wurden, so zb Alien Nation oder Runaway. Er hatte sogar extra Leute, die in LA rumgefahren sind, um seltsame Geräusche für seinen Star Trek: The Motion Picture-Score aufzunehmen.

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    #6311149  | PERMALINK

    scorechaser

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    1. Intro/Logos
    2. Prelude
    3. The City
    4. Marion and Sam
    5. Temptation
    6. The Rainstorm
    7. The Peephole
    8. The Murder
    9. The Clean Up
    10. The Car
    11. The Swamp
    12. The Curtain
    13. The Search
    14. The Stairs
    15. The Knife
    16. The 1st Floor
    17. The Search B
    18. The Hill
    19. The Bedroom
    20. The Cellar Pt. 1
    21. The Discovery
    22. The Finale

    Film Music Review No. 9: „Psycho“ (Bernard Herrmann, 1960)

    Es gibt viele legendäre Szenen des zeitgenössischen Kinos. Aber keine ist so legendär wie die Dusch/Mordszene aus Alfred Hitchcock´s „Psycho“ aus dem Jahre 1960. Alfred Hitchcock drehte die Szene mit 90 Schnitten und plante sie ohne Musik. Doch sein Hauskomponist Bernard Herrmann dachte anders, und komponierte heimlich eines der berühmtesten Themen der Filmmusik. Die kreischenden Geigen, wer wird sie je vergessen, wen er sie einmal gehört hat?

    Bernard Herrmann und Alfred Hitchcock waren ein perfektes Team. Gleich ihre erste Zusammenarbeit, „The Trouble with Harry“ im Jahre 1955 war ein großer Erfolg. Es sollte eine der fruchtbarsten Zusammenarebeiten des Jahrhunderts werden, bis sich beide über den Score für „Torn Curtain“ („Der zerrissene Vorhang“) zerstritten. Hitchcock und das Studio wollten einen der Zeit angepassten Pop-Score, während Bernard Herrmann, der ein Klassiker der alten Schule war, einen ernsten, tief romantischen Score komponierte. Dies führte zum Bruch, und sie sollten nie wieder ein Wort miteinander sprechen. Es kam zwar noch zu einem Treffen, aber Hitchcock weigerte sich Herrmann zu empfangen.
    Bernard Herrmann begann seine Karriere übrigens mit Orson Welles´“Citizen Kane“ aus dem Jahre 1941. Er starb am Weihnachtsabend 1975, nur wenige Stunden, nachdem er die Aufnahmen zu Martin Scorsese´s „Taxi Driver“ beendet hatte.

    In dem gesamten Score zu „Psycho“ kommt nur ein Instrument vor: Die Geige, in all ihren Variationen. Mal dezent romantisch, mal stürmisch peitschend, wie in dem legendären „The Murder“ das die beschriebene Duschszene untermalt.
    Es ist ein kammermusikalischer Score, sehr dezent in seiner Umsetzung, genauso wie Alfred Hithcock seinen Film „Psycho“ konzipiert hatte. Der Score scheint am Anfang ein wenig monoton, doch entwickelt er mit der Zeit einen Sog, dem man sich nicht entziehen kann. Bernard Herrmann hat mit „Psycho“ eines seiner größten und unvergesslichsten Meisterwerke geschrieben.

    Die beste Einspielung ist die oben abgebildete Einspielung von Danny Elfman und Steve Bartek zu dem eher vergesslichen Remake von Gus van Sant, das ich gar nicht sehen möchte. Aber die Neueinspielung von Elfman und Bartek ist sehr dynamisch, kraftvoll, und doch zart in den richtigen Momenten. Meisterlich!

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    #6311151  | PERMALINK

    scorechaser

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    1. MAIN TITLE (03:19)
    2. REMEMBER MAMA (01:07)
    3. ATTICUS ACCEPTS THE CASE / ROLL IN THE TIRE (02:05)
    4. CREEPY CAPER / PEEK-A-BOO (04:09)
    5. EWELL’S HATRED (03:30)
    6. JEM’S DISCOVERY (03:46)
    7. TREE TREASURE (04:22)
    8. LYNCH MOB (03:03)
    9. GUILTY VERDICT (03:09)
    10. EWELL REGRET IT (02:10)
    11. FOOTSTEPS IN THE DARK (02:07)
    12. ASSAULT IN THE SHADOWS (02:25)
    13. BOO WHO! (02:59)
    14. END TITLE (03:25)

    Film Music Review No. 10: „To kill a Mockingbird“ (Elmer Bernstein, 1962)

    Im Jahr 2004 erlebte die Filmmusikwelt drei schwere Verluste. Innerhalb von wenigen Monaten starben Jerry Goldsmith (im Juli), David Raksin (im August) und Elmer Bernstein (ebenfalls im August). David Raksin schrieb unter anderem das weltberühmte Thema zu „Laura“.
    Elmer Bernstein, der nicht verwandt war mit Leonard Bernstein (die beiden waren aber sehr eng befreundet), war (wie Ennio Morricone) hauptächlich durch seine Western-Scores bekannt. So schrieb er die berühmten Scores zu The Magnificent Seven, The Hallelulja Trail oder auch The Great Escape (auch wenn das kein Western ist.). Die Melodie von „The Magnificent Seven“ erlange später durch die Marlboro-Werbung weltumreichende Berühmtheit.
    Elmer Bernstein, der 1922 geboren wurde, war allerdings in allen Genres zu Hause. So wurde er in den späten 70gern und frühen 80gern ein gern genommener Komponist der damals aufkommenden Comedies, und konnte sich erst mit „The Field“ und dem mit dem Oscar ausgezeichnetem „My Left Foot“ frei-komponieren.

    Der Film „To kill a Mockingbird“ basiert auf dem Roman von Harper Lee, eine enge Freundin von Truman Capote. Gregory Peck spielt hier eine seiner größten Rollen, und wurde 2003 zum größten Filmhelden aller Zeiten gewählt.

    Der Score von Elmer Bernstein ist eine wunderschöne, sehr zurückgehaltende, fast traurige Partitur. Mit einem kleinen Orchesterapparat, und vereinzelt herausgeholten Instrumenten überzeugt diese Musik. Der Score beginnt ganz leise mit einem einsamen Klavier, bis das ganze Orchester nachzieht. In seiner Einfachheit ist dieser Score einfach brillant, und traumhaft schön.

    Die oben abgebildete CD ist die Neueinspielung des Komponisten selbst, und stammt aus dem Jahre 1995. Soweit ich weiß handelt es sich um die komplette Partiur.

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    scorechaser

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    Der kleine CD-Tipp (kommt immer mal sporadisch)

    The Essential Charlie Chaplin Collection

    Prague Philharmonic Orchestra, Carl Davis

    Charlie Chaplin schrieb zu seinen Filmen immer selbst auch die Musik, und schuf so teilweise großartige Scores, die Carl Davis und das Prague Philharmonic Orchestra meisterlich eingespielt haben. Neben den großen Filmen wird auch hier so zum ersten Mal den Kurzfilmen Tribut gezollt. Eine sehr feine CD, mit einer tollen Musik von Charlie Chaplin.

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    scorechaser

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    1. Aftermaths (04:08)
    2. Graysmith (01:29)
    3. Law & Disorder (04:16)
    4. Trailer Park (02:51)
    5. Dare To Dream (01:21)
    6. Avery & Graysmith, Toschi & Armstrong (03:29)
    7. Graysmith Obsessed (04:09)
    8. Are You Done? (02:22)
    9. Closer & Closer (03:14)
    10. Confrontation (03:34)
    11. Graysmith’s Theme (02:35)
    12-13 bonus tracks:
    12. Toschi’s Theme (Unused) (02:10)
    13. Graysmith’s Theme (Piano version) (01:48)

    Film Music Review No. 11: „Zodiac“ (David Shire, 2007)

    Von 1969 bis in die frühesten 80gern hielt ein Serienkiller San Francisco und Umgebung in Angst und Schrecken. Er tötete vorzugsweise Paare, und wurde bis heute nicht gefasst. Auch heute ist nicht wirklich geklärt worden, wer der sogenannte „Zodiac“-Killer wirklich war.

    David Fincher gehört zu originellsten und interessantesten Regisseuren unserer Zeit. Mit seinem ersten Film „Alien³“ legte er eine Bruchlandung hin, doch schon mit seinem nächsten Film „Se7en“, einem brutalen und verstörenden Psychothriller zeigte er, was er wirklich drauf hatte. „Se7en“ wurde oft kopiert, und gilt als stilweisend in dem Genre des Thrillers. 10 Jahre und 3 Filme später nahm sich Fincher 2007 erneute dem Genre des Serienkillers an. Er inszenierte einen faszinierenden Film über die Jagd auf den Zodiac-Killer. Der Film ist eine Mischung aus „All the President´s Men“ und „Dirty Harry“. Großartig besetzt mit Jake Gyllenhaal, Robert Downey Jr und Mark Ruffallo wurde „Zodiac“ zu einem der erfolgreichsten Filme des Jahres.

    Für seine 3 vorangegangenen Filme komponierte der „Herr der Ringe“ und David Cronenberg Hauskomponist Howard Shore die Musik. Umso überraschender kam es dann, als bekannt wurde, das David Fincher Altmeister David Shire verpflichtet hatte. Doch die Besetzung machte Sinn. Shire, der vor allem in den 70gern große Erfolge als Filmmusik-Komponist vorzuweisen hatte, war die ideale Wahl für einen Film, der so von der Stimmung der Zeit geprägt ist. Shire, der unter anderem die Filme „The Hindenburg“, „All The President´s Men“ und Coppola´s Debut-Film „The Conversation“ kongenial vertonte, wählte für „Zodiac“ eine dem Thriller untypische Partitur. Angelehnt an Bernard Herrmann´s „Psycho“ wählte Shire einen kleinen Klangapparat, bestehend aus Klavier und Streichern. Auch wie bei „Psycho“ scheint dieser Score eher monoton, doch entwickelt er unter der Haut ein Eigenleben, und erzeugt eine unglaubliche Gänsehaut. Angenehm zurückhaltend, und fast nie ins Actionscoring abdriftend, beweist Shire, das seine Wahl gerechtfertig ist, und das er noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Eine sehr interessante und lohnenswerte Partitur, die hoffen lässt, das David Shire wieder mehr Arbeit bekommt.

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    vega4

    Registriert seit: 29.01.2003

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    scorechaserDer kleine CD-Tipp (kommt immer mal sporadisch)

    The Essential Charlie Chaplin Collection

    Prague Philharmonic Orchestra, Carl Davis

    Charlie Chaplin schrieb zu seinen Filmen immer selbst auch die Musik, und schuf so teilweise großartige Scores, die Carl Davis und das Prague Philharmonic Orchestra meisterlich eingespielt haben. Neben den großen Filmen wird auch hier so zum ersten Mal den Kurzfilmen Tribut gezollt. Eine sehr feine CD, mit einer tollen Musik von Charlie Chaplin.

    Da ich mir gerade einige Chaplin-Filme gekauft habe: Danke für die Info!

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    Der Teufel ist ein Optimist, wenn er glaubt, dass er die Menschen schlechter machen kann. "Fackel" - Karl Kraus
    #6311159  | PERMALINK

    scorechaser

    Registriert seit: 02.05.2003

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    Sind das diese neuen DVD-Editionen für 9,90? Wenn ja, wie sind die?

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    #6311161  | PERMALINK

    bullitt

    Registriert seit: 06.01.2003

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    scorechaser

    Bernard Herrmann und Alfred Hitchcock waren ein perfektes Team. Gleich ihre erste Zusammenarbeit, „The Trouble with Harry“ im Jahre 1955 war ein großer Erfolg. Es sollte eine der fruchtbarsten Zusammenarebeiten des Jahrhunderts werden, bis sich beide über den Score für „Torn Curtain“ („Der zerrissene Vorhang“) zerstritten. Hitchcock und das Studio wollten einen der Zeit angepassten Pop-Score, während Bernard Herrmann, der ein Klassiker der alten Schule war, einen ernsten, tief romantischen Score komponierte. Dies führte zum Bruch, und sie sollten nie wieder ein Wort miteinander sprechen. Es kam zwar noch zu einem Treffen, aber Hitchcock weigerte sich Herrmann zu empfangen.

    Jaja, das war der Anfang vom Ende für Hitchcock. Burks weg, Tomasini weg und dann auch noch Herrmann vergrault. Auf der DVD zu Torn Curtain sind ja einige Szenen mit Herrmanns Score im Bonusmaterial. Gerade die Mordszene gewinnt mit Musik deutlich an Spannung und Glaubwürdigkeit. Unglücklichweise hat Hitch hier endgültig seine fixe Idee von einer Musik freien Umsetzung durchgesetzt. Vielleicht war im Herrmann zu groß geworden. In Psycho ist der Score im Endeffekt wichtiger als die Dialoge.

    Sie haben sich nochmal getroffen, ohne dass Hitch ihn empfangen hat? Wie geht denn das?

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    #6311163  | PERMALINK

    scorechaser

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    In his final years, Bernard Herrmann was being re-discovered by an entirely new generation of film directors who had grown up inspired by classic films featuring his music. He had even begun a series of newly recorded albums in which he conducted excerpts from many of his most prestigious scores. The first of these, recorded with the National Philharmonic Orchestra, was „Music From The Great Movie Thrillers“, an affectionate homage to his work for the films of Alfred Hitchcock. When the album was released in 1968 Herrmann hoped that its appearance might soften Hitchcock’s heart toward him. With his new bride, Norma, at his Side, Herrmann returned to Los Angeles from England and visited Hitchcock’s office, wanting to introduce her to his old friend. Hitchcock, lurking on the other side of the door, refused to see him, sending Herrmann into a rage, storming out the door to the director’s office for the last time.

    von der Seite: http://www.bernardherrmann.org/articles/misc/torncurtain/

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    scorechaser

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    1. Twentieth Century Fox Fanfare (00:13)
    2. Main Title (02:13)
    3. Crash Landing (06:40)
    4. The Searchers (02:25)
    5. The Search Continues (04:55)
    6. The Clothes Snatchers (03:09)
    7. The Hunt (05:10)
    8. A New Mate (01:04)
    9. The Revelation (03:20)
    10. No Escape (05:39)
    11. The Trial (01:45)
    12. New Identity (02:24)
    13. A Bid for Freedom (02:36)
    14. The Forbidden Zone (03:23)
    15. The Intruders (01:09)
    16. The Cave (01:20)
    17. The Revelation, Part 2 (03:15)
    18. Suite from „Escape from the Planet of the Apes“ (16:27)

    Film Music Review No 12: „Planet of the Apes“ (Jerry Goldsmith, 1968)

    Das Jahr 1968 war für Jerry Goldsmith sehr zwiespältig. Zum einen ließ er sich von seiner ersten Frau scheiden, ein Ereignis, das er in seinem Werk „Music for Orchestra“ verarbeitete. Zum anderen schrieb er einen der epochalsten Filmmusiken aller Zeiten. Franklin Schaffner, mit dem Goldsmith bereits bei CBS in den 50gern zusammen arbeite, woraus sich eine enge Freundschaft entwickelte, engagierte ihn für seinen großen Science-Fiction-Film „Planet der Affen“, mit Charlton Heston in der Hauptrolle. In dem Film geht es um einen Astronauten, der auf einem Planeten landet, der von Affen beherrscht wird, nicht von Menschen. Zusammen mit anderen Menschen gerät er in Gefangenschaft. Im übrigen behielt Goldsmith trotz seiner privaten Probleme seinen Humor, und dirigierte den Score während der Recording Sessions mit einer Affenmaske auf dem Kopf. Der Film war ein großer Erfolg, und zog mehrere Fortsetzungen nach sich, zu dem 2. Teil schrieb Goldsmith selber noch die Musik.

    Großes Interesse zeigte Goldsmith stets an der Zwölftonmusik von Arnold Schönberg, der ihn immer wieder inspirierte. Am prägnantesten in seinem Score zu „Planet of the Apes“. Die völlig atonal komponierte Musik wirkt im ersten Höranlauf sehr kompliziert. Der Komponist realisierte sämtliche Klänge mit dem ihm zur Verfügung stehenden klassischen Orchesterapparat, es wurde nichts synthetisch hinzugefügt. Höhepunkte sind die Cues „Crash Lading“ und „The Hunt“, das zweitere ein treibendes Action-Stück, daß das Orchester bestimmt ziemlich ins Schwitzen gebracht hat. Planet of the Apes ist einer der ersten puren avantgardistischen Scores, die Instrumente die Goldsmith verwendete sind so verschieden wie das Xylophon oder eine Cuika, ein brasilianisches Percussionsintrsument. Ausserdem verwendete Goldsmith Pfannen, die aus seiner eigene Küche stammten, wie er einmal beichtete. In der Tat, eine sehr interessante Mixtur, und ein Meisterwerk, in der Geschichte der Filmmusik, und der Karriere des Jerry Goldsmith.

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    solea

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    Beiträge: 65

    guter Thread, in der Tat!

    Schön, auch Rezis zu (neueren) Scores abseits der ganz grossen Classics zu lesen.

    Allerdings muss ich gleich zugeben dass ich mich mit der Filmmusik von heute nur selten wirklich anfreunden kann, d.h. für mich nicht abseits des Films funktionieren.

    Auch mit Goldsmith hab ich bisweilen eher Mühe, wobei zu bemerken ist, dass jener auch viel Müll für miese Filme abgeliefert (Rambo, Basic Instinct, Poltergeist II etc.) hat – die anscheinend wirklich grössten Werke wie Capricorn One oder Patton kenn ich allerdings nicht, genausowenig wie die Filme.

    Wie auch immer … meine grosse Leidenschaft gehört den zumeist europäischen (plus zwei famosen argentinischen) Komponisten der 60er und 70er.

    Würd mich auch mal freuen, etwas zu den legendären Scores zu ‚Blade Runner‘ oder ‚The Empire Strikes Back‘ (Williams bester) zu lesen.

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    #6311169  | PERMALINK

    solea

    Registriert seit: 18.05.2005

    Beiträge: 65

    und um gleich doch noch was Moderneres einzubringen

    (und man gestatte mir das ‚ausschliesslich Score-Etikett‘ zu ignorieren:

    Shigeru Umebayashis Score (plus die zusätzlichen Stücke) zu Wong Kar Wais In the Mood For Love und dessen Nachfolger sind absolut grossartig und gehören zu meinen Favoriten. Ebenfalls das Schaffen eines Joe Hisaishi (Mononoke Hire, Hana Bi und mehr) schätze ich sehr.

    Auch auf dem Soundtrack zu „2046“ vertreten ist Zbigniew Preisner – aussergewöhnliche und ebenfalls jüngere Filmmusik, die mir sehr zusagt.

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