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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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gypsy tail wind
Kleinigkeit: von Tabla bildet man meines Wissens keine Pluralform, Tabla meint sowohl die kleine der beiden Trommeln wie auch das Set beider zusammen.Tabletten …. ?
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Dies ist (laut Fans und Kritikern) die beste Folge von „Friends“
WerbungsoulpopeTabletten …. ?
längst korrigiert.
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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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vorgartenund schnell ECM 1040 hinterher –
gary burton: seven songs for quartet and chamber orchestrain hamburg mit dem ndr-sinfonieorchester aufgenommen, ein weiteres kapitel also im buch ambitionierter jazz&klassik-fusion. gary burton (dessen ecm-aufnahmen übrigens am allerschwersten im netz zu finden sind) hat kompositionen seines lehrers michael gibbs eingespielt, der ist auch dabei und dirigiert, es geht um relativ funktionale, meist homophone streicherwogen, dazu passt das quecksilbrige vibrafon recht gut, aber die elektrische verstärkte band dahinter eher weniger. funktioniert für mich nicht, ist aber angenehmer zu hören als der die jarrett-sinfonie oder burtons jazzrock. der kollege von den ecm-reviews ist ganz hin und weg und sowieso ein burton-fan, so subjektiv ist das alles.
Diese Scheibe geht wiederum bei mir gar nicht …. und zum Thema „ECM Reviews“ meine ich, daß der Verfasser grundsätzlich bemüht ist das Positive hervorzuheben – man aber nach der Lektüre mehrerer Rezensionen sukzessive ein Gefühl dafür entwickelt, wo er sich dabei eher schon anstrengen muss ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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ECM 1269
Dave Holland Quintet „Jumpin‘ In“Dave Holland bass, cello
Steve Coleman alto saxophone, flute
Kenny Wheeler trumpet, pocket trumpet, cornet, fluegelhorn
Julian Priester trombone
Steve Ellington drums
Recorded October 1983 at Tonstudio Bauer, Ludwigsburg
Engineer: Martin Wieland
Produced by Manfred EicherProgrammatisch wohl schon die Widmung auf dem Backcover „This album is respectfully dedicated to the memory and music of Charles Mingus“ und der titelgebende Track folgt dieser Vorgabe bereits auf den Punkt …. Holland ist auch auf diesem Album wieder der Anchorman des Geschehens und im Gespann mit Steve Ellington ergeben sich reizvolle Gegensätze zwischen Hollands technisch feinziseliert-präzisem Spiel und der geradlinig trockenen Taktarbeit von Ellington.
Mit Kenny Wheeler hat er einen alten Bekannten im Schlepptau und engagiert hier als zusätzlichen Eckpfeiler den Posaunisten Julian Priester (exzellente Wahl !!) – das lässt Raum für mehr Risiko und da ist der junge Wilde Steve Coleman genau der richtige Mann …. ich weis, daß Coleman und seine Solokarriere mit den „Five Elements“ hier im Forum eine gefestigte Anhängerschaft hat, nichts desto trotz empfinde ich diese „Reifeprüfung“ in Hollands Band als wesentlich(st)en Vermerk in seiner Discographie und selbst in der in 1988 folgenden Trioaufnahme mit Holland erreicht er nicht mehr diese Intensität und Begehrlichkeit nach Licht wie hier …. ich habe „Jumpin`In“ schon lang nicht mehr gehört und das hat jetzt sehr gut „gepasst“ ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)ECM 1052
Steve Kuhn: TranceAufgenommen im November (oder eher, s.u., im September?) 1974 in den Generation Sound Studios in New York (Kongshaug hat später abgemischt) hören wir Steve Kuhn nicht nur am Klavier sondern auch am E-Piano (teils mit Overdubs), dazu Steve Swallow am Bass, Jack DeJohnette am Schlagzeug, und als ob das alles noch nicht genug Dreck wäre auch noch Sue Evans an der Percussion. Natürlich hören wir hier keinen rohen Funk à la electric Miles, aber doch ein tolles Klanggebräu, an dem alle vier gleichermassen beteiligt sind. Keiner hier spielt einfach nur einen Part. Swallow greift auch wenn er walkt melodisch ins Geschehen ein, DeJohnette ist nun echt kein Trommler, neben den man noch zusätzliche Percussion stellen müsste, doch das funktioniert sehr gut, die Palette an Klängen wird durch Evans erweitert um Sounds wie man sie von Airto (bei Miles oder inzwischen auch bei Corea) kennt – und Kuhn selbst ist nicht der abgeklärte grosse Meister, der er später werden sollte (und den ich enorm schätze) sondern findet mitten drin an seinem Fender Rhodes wieder. Der Pianist hatte 1967-71 in Stockholm gelebt, war zurück in New York und pleite, das Rhodes hatte Bill Evans ihm überlassen. Wir hören nebeneinander treibende Latin-Grooves, freie Kollektivimprovisationen, romantische Klaviermelodien über abgrundtiefem Bass und Percussions-Gefrickel, im Titelstück einen in der Tat tranceartigen Drone-Groove, in „Silver“ ein ausgreifendes kurzes Klaviersolo, bei dem man heute sofort „ECM!“ denkt … und zum Abschluss in „Life’s Backward Glance“ noch die archetypische mise en abyme. Kuhn rezitiert: „It was a dark and stormy night at sea. The captain called his men on deck and said, ‘Men, I have a story to tell.’ And this is the story he told. It was a dark and stormy night at sea. The captain called his men on deck and said, ‘Men, I have a story to tell.’ And this is the story he told.“
Kuhns zweites Album für Eichers Label, „Ecstasy“ (ECM 1058), entstand im November 1974 im Arne Bendiksen Studio in Stockholm. In Bob Blumenthals Liner Notes zur Box „Life’s Backward Glances“ von 2009 (sie umfässt die Alben „Ecstasy“, „Motility“ und „Playground“ mit Sheila Jordan) steht jedoch, Eicher „came to new York in September 1974 to record the quartet album Trance, and then mixed the record at Arne Bendiksen’s Studio. During the mixing session, Eicher suggested that Kuhn record a solo album the next day.“ (zu finden auf S. 10 des Booklets).
Trivia: Steve Kuhn zählt zu den Schülern von Margaret Chaloff aus Boston (der Mutter Serge Chaloffs).
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbasoulpopeich weis, daß Coleman und seine Solokarriere mit den „Five Elements“ hier im Forum eine gefestigte Anhängerschaft hat
haha, die genau aus einem einzigen mitglied besteht.
ich mag JUMPIN IN natürlich sehr gerne, aber was coleman angeht, ist er auf TRIPLICATE schon deutlich weiter in seinem idiom, was heißt, dass da intensität anders hergestellt wird. nichtsdestotrotz ist sein zusammenspiel mit wheeler (gab es auch auf seiner eigenen RHYTHM IN MIND) sehr besonders.--
ECM 1041
jan garbarek – bobo stenson quartet: witchi-tai-toich weiß, es wäre jetzt angebracht, in den allgemeinen beifall über dieses album einzusteigen, der ja sogar bis zu 5 stars im down beat reichte. de facto mühe ich mich aber seit gestern ein bisschen damit ab. „hasta siempre“ ist mir zu kitschig, danielssons ballade mag ich auch gar nicht. aber in carla bleys „a.i.r.“ und don cherrys „desireless“ funktionieren die großen steigerungsbögen hervorragend, mit stensons ambivalenten tyner-akkorden, deren umspielung nie so richtig auf den punkt kommen darf und garbareks ebenso dezent neben dem erwartbaren liegendem spiel. das ist wohl auch das geheimnis – man erwartet ein spiel, dass sich aus US-formeln heraus auf solchen vorlagen bewegt und dann kommt diese europäisch-esoterische variation eben als interessanter twist.
das material auf jeden fall originell, volksliedhaft, aber eben nicht die experimente mit den skandinavischen „wurzeln“, sondern bley, cherry, pepper und puebla. ein konzept, dass stenson ja bis zum ende verfolgt hat.
Jan Garbarek soprano and tenor saxophones
Bobo Stenson piano
Palle Danielsson bass
Jon Christensen drums
Recorded November 27/28, 1973 at Arne Bendiksen Studio, Oslo
Engineer: Jan Erik Kongshaug
Produced by Manfred Eicher--
vorgartenECM 1041
jan garbarek – bobo stenson quartet: witchi-tai-toLäuft hier gerade, nachdem ich Deinen Post vorhin beim Einkaufen las … ich kann Deine Skepsis wohl verstehen, mein enthusiastisches Urteil ist 13 (!) Jahre alt bzw. beruht auf dieser ursprünglichen Begeisterung, die danach wohl noch ein paar Male iteriert wurde, aber seit Jahren nicht mehr wirklich nachgeprüft … aber gut, das Stück von Puebla packt mich halt schon, da bin ich ein sentimentaler Hund.
Im Booklet der Box „Dansere“ (mit den Alben „Sart“, „Witchi-Tai-To“ und „Dansere“) gibt es in den ausführlichen Liner Notes von Michael Tucker die Story dazu, wie „Witchi-Tai-To“ entstand und da passt natürlich, was Du sagst, haargenau:
Michael TuckerIn an interview with the late English writer Richard Cook, published in JAZZ REVIEW in may 2002, Garbarek recalled how the group had started in 1973: „I was invited to the Polish Jazz Jamboree, and because Jon and Palle were there already, it was suggested that we do a trio thing. When I went down there, Bobo was there as well [to play with Don Cherry] and the day before the concert there was a jam session at a club, and the four of us played together. Because the four of all came out of that Coltrane thing, we just went off and it was great, a magic night. It was obvious that for the concert Bobo would join us, and it was a very nice concert. […] Bobo had already been invited by Manfred to do an album, and then Bobo suggested that I also join. And so we did WITCHI-TAI-TO, which was Bobo’s session.
(die eckigen Klammern sind so aus dem Booklet übernommen, Jazz Review kenne ich überhaupt nicht, auch Michael Tucker ist ein mir unbekannter Name)
Jedenfalls ist mir das heute auch alles wieder etwas zu geschleckt, gerade mit Stenson werde ich kaum warm und die Grooves und der Kitschton von Garbarek (der zu selten gebrochen wird und selbst wenn er bricht ist er noch kitschig) – das ist schon alles eine Spur zu simpel. Da könnte man nun meinetwegen etwas über den skandinavischen Mittelstand herziehen (aber gut, der war ja wohl komplett besoffen bis die Band auf die Bühne kam) oder meinetwegen auch über die (vermutlich so gar nicht norwegische) Hyggeligkeit der Dänen oder so. So gesehen ist das halt schon irgendwie universelle – universell-gemütliche – Musik, auch wenn sie hervorragend gemacht ist.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbadanke für die hintergundinformationen. bei garbareks typischer zurückhaltung gibt er vielleicht stenson mehr credit als nötig (irgendwie ist es ja doch seine stimme, die hier das charakteristischte ist), aber ich kann solch einen enthusiasmus sehr nachvollziehen, und ich glaube, es gelingt dieser musik all das, was sie will: im coltrane-stil weitermachen, dafür aber neues, interessantes material zu verwenden (und die waren echt gut informiert offensichtlich, wo gutes material 1973 so herumliegt) und dann aber die eigene stimme darin zu finden. ich glaube: zu der zeit wäre ich komplett darauf abgefahren, heute hört sich das ein bisschen schräg an (vielleicht tatsächlich so, wie du sagst: simpel, aber wahnsinnig gut gemacht).
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ECM 1042
eberhard weber: the colours of chloëdirekt das nächste kultalbum, dessen beunruhiges cover (und zur beunruhigung gehört, das es wohl gar nicht beunruhigend gemeint ist) einem heute permanent auf flohmärkten, aus den beständen aktueller wohnungsauflösungen also, entgegenspringt. eberhard webers bewegung aus dem daunertrio und aus dem rockjazz hinaus führt hier zu einem ersten ausgesprochen produzierten entwurf, in dem vieles überraschend montiert ist, artifizielle raumbewegungen inszeniert werden, sich instrumente in ihren eigenen echos verfangen oder bis zum nächsten cut in phasenverschiebungen gefangen sind.
auf den drei stücken auf seite 1 ist das etwas anstrengend altbacken, mit den homophonen celli, rainer brüninghaus‘ katzenvertreiber-synthiesound, vor allem aber mit dem weinerlichen, suchenden, divös in den vordergrund gestellten bass von weber selbst. und es hilft leider überhaupt nicht, dass ack van rooyen und ralf hübner plötzlich mal zwischen zwei cuts (rock-)jazz spielen dürfen. die große suite auf seite 2, „no motion picture“, aber ist ziemlich nah am meisterwerk, wo sich die einzelnen, für sich genommen spannenden teile in hypnotischen kreisen wiederholen, in einzelphasen aufsplitten, die aufmerksamkeit plötzlich wieder auf kleine details der percussion eingefordert wird, man aber insgesamt staunen muss: was sind das nur für sounds, wie wird damit umgegangen, dass das irgendwie zusammen sinn ergibt?
für mich bleibt die klangsprache webers ohnehin immer mit einem eindeutig positiv besetzten moment der popmusikgeschichte verbunden, den alben von kate bush, ich kann und mag mich nicht davon distanzieren. ich bleibe also dabei und bin gespannt auf die nächsten versuche, mit den nächsten beunruhigenden covergemälden der ehefrau…
Eberhard Weber bass, cello, ocarina
Rainer Brüninghaus piano, synthesizer
Peter Giger drums, percussion
Ralf Hübner drums
Ack van Rooyen fluegelhorn
Cellos of the Südfunk Symphony Orchestra Stuttgart
Recorded December 1973 at Tonstudio Bauer, Ludwigsburg
Engineers: K. Rapp and M. Wieland
Produced by Manfred Eicher--
Ich wollte gerade mitziehen – und stelle fest, die CD, auf der Eberhard Weber, „The Colours of Chloe“ steht, ist in Wahrheit Gary Burtons „Dreams So Real“ (die ich ja als LP habe). Hm. Hab ich damals beim Kauf (für Kleingeld im Secondhand-Laden, in einem Zustand, der Gracenote unmöglich macht) nur ein- oder zweimal im Hintergrund oder im Nebenzimmer angehört, wie es scheint (die einzige dumpfe Erinnerung ist Enttäuschung)
Vielleicht ein rares Sammmlerobjekt …
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaECM 1043
bennie maupin: the jewel in the lotusdieses album (und das nächste) ist (sind) ein bisschen der grund, warum ich das hier mache. nicht etwa, weil es exakt so alt ist wie ich selbst (aufgenommen im märz 1974), sondern weil ich mich immer gefragt habe, wo die ganzen unfassbaren klangwelten 1972 hingegangen sind, die hancocks mwandishi-band vorher für ein paar jahre erzeugt hatte. manfred eicher, der seine ohren eben auch dort hatte, muss man das große verdienst zuschreiben, eine art würdigen nachklapp zu diesen, sich woanders in kommerziellere funk-richtungen hinbewegenden, jazztrips produziert zu haben.
THE JEWEL IN THE LOTUS ist eine unendlich faszinierende, sich nach den letzten klängen aber sofort wieder entziehende space opera, in der alles entrückt still steht. maupin und hancock, die damals schon (genau wie der elektronik-pionier patrick gleeson, der hancocks kongenialer partner in den späten mwandishi-entwicklungen war und auch viele nachfolgeprojekte produziert hat, julian priesters ecm-album z.b.) zu headhunters geworden waren, verdichten hier das mwandishi-konzept auf die reinen soundwolken, in der der bass von buster williams eine bewegung bloß nur noch andeuten darf. zarte melodien stehen im raum, daneben, wie getrennt davon vorgefunden, eine sehr subtile percussion von immerhin drei drummern (billy hart, freddie waits und bill summers). maupin schwebt darüber, auf dem sopran und der flöte, später kommt noch eine unisono spielende gedämpfte trompete dazu. glockenspiel, marimba, dann plötzlich ein leicht irres auftreten menschlicher stimmen, maupins berühmte, aus den tiefen auftauchende bassklarinette, plötzlich entsteht dunkles, aggressives chaos (summers instrument hier laut credits eine mit wasser gefüllte mülltonne), bevor sich hancock mit zarten klavierläufen vorerst verabschiedet –
– und mit ringmodulierten synthsounds wiederkommt. die reise auf seite 2 läuft gemäßigter ab und endet romantisch, dennoch sind auch hier die klangfarben nicht recht herleitbar. sie sind nicht organisch entwickelt (wie auf marion browns FAUN) oder zusammenmontiert (weber), sie stehen einfach enigmatisch im raum. THE JEWEL ist nicht zuletzt auch kompositorisch eine riesengroße leistung. eins der tollsten alben der 70er, die ich kenne, kein bisschen verstaubt, sondern wahrscheinlich immer noch so rätselhaft wie damals – vielleicht liegt anderer staub darüber, nicht der von irdischen, toten dingen, sondern sternenstaub.
für die wiederveröffentlichung auf cd (mit anderem cover) haben sich eicher und kongshaug nochmal dran gesetzt. ich kenne allerdings nur den ursprünglichen vinylmix.
Bennie Maupin reeds, voice, glockenspiel
Herbie Hancock piano, electric piano
Buster Williams bass
Frederick Waits drums, marimba
Billy Hart drums
Bill Summers percussion, water-filled garbage can
Charles Sullivan trumpet
Recorded March 1974, Record Plant, New York
Engineer: Dennis Ferrante
Produced by Manfred Eicher
Remastered by Manfred Eicher with Jan Erik Kongshaug in Oslo in February 2007--
soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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vorgartenECM 1041
jan garbarek – bobo stenson quartet: witchi-tai-toich weiß, es wäre jetzt angebracht, in den allgemeinen beifall über dieses album einzusteigen, der ja sogar bis zu 5 stars im down beat reichte. de facto mühe ich mich aber seit gestern ein bisschen damit ab. „hasta siempre“ ist mir zu kitschig, danielssons ballade mag ich auch gar nicht. aber in carla bleys „a.i.r.“ und don cherrys „desireless“ funktionieren die großen steigerungsbögen hervorragend, mit stensons ambivalenten tyner-akkorden, deren umspielung nie so richtig auf den punkt kommen darf und garbareks ebenso dezent neben dem erwartbaren liegendem spiel. das ist wohl auch das geheimnis – man erwartet ein spiel, dass sich aus US-formeln heraus auf solchen vorlagen bewegt und dann kommt diese europäisch-esoterische variation eben als interessanter twist.
das material auf jeden fall originell, volksliedhaft, aber eben nicht die experimente mit den skandinavischen „wurzeln“, sondern bley, cherry, pepper und puebla. ein konzept, dass stenson ja bis zum ende verfolgt hat.
Mein Feedback an Deine Originalpost (wobei ich auch „gypsy’s“ Gedanken mithineintrage) geheftet – bei mir hat`s diese Scheibe schwer – psychologisch schon deshalb, da ich natürlich den titelgebenden Song bis zum Abwinken oft (besonders von und mit seinem Schöpfer Jim Pepper) gehört habe – so quasi mein „Hey Jude“ des Jazz …. und die diese Scheibe überwuchernde – auch deiner-/Eurerseits proklammierte – Naivität hat für mich hier das Masz des Interessanten schon längst überschritten und wenn ich Rezensionszitate lese wie
“ ….but Witchi-Tai-To, along with Dave Holland’s Conference of the Birds, is one of the two finest jazz albums that ECM ever released, and simply one of the very top jazz albums of the ’70s.“
bleibt nur mehr ein verwundertes Augenreiben. Und zum Positiven zu kommen, Garbarek weckt in mir hier immer wieder Hoffnung – nämlich das er das folklore-klischeehafte Konstrukt wegbläßt – aber es bleibt über weite Strecken (in meiner) Vorstellung ….
Wenn schon Stimmungsmusik dann eine solche die situativ entsteht und dies bietet für mich die indente Besetzung auf „Dansere“ – und um letztgenannte Wertzuschätzen ist hier ein Quervergleich zu „Belonging“ (mit Jarrett statt Stenson) angebracht – beides eingenständige Statements ohne formelhafter Anbiederung …. aber darüber wer me jo no redn :teufel: …. später ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)soulpope bei mir hat`s diese Scheibe schwer – psychologisch schon deshalb, da ich natürlich den titelgebenden Song bis zum Abwinken oft (besonders von und mit seinem Schöpfer Jim Pepper) gehört habe – so quasi mein „Hey Jude“ des Jazz …. und die diese Scheibe überwuchernde – auch deiner-/Eurerseits proklammierte – Naivität hat für mich hier das Masz des Interessanten schon längst überschritten
das sind natürlich andere voraussetzungen. ich muss gestehen, dass ich wenig mit jim pepper vertraut bin, ich hatte mal DAKOTA SONG auf vinyl, die mochte ich ganz gerne, aber der heilige ernst, in dem viele musikr über ihn geredet haben, hat sich mir nie so ganz erschlossen. zu „witchi-tai-to“ kam ich also jetzt jungfräulich, aber die pepper-version habe ich vorhin auch mal angehört – auch wieder so ein fall, wo man wohl zur entstehungszeit drauf kommen musste, um den effekt zu verstehen…
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ECM 1044
julian priester pepo mtoto: love, lovewährend maupins THE JEWEL AND THE LOTUS sich aus der mwandishi-erfahrung ganz den klangmalereien widmet, die dort zwischen zwei grooves stattfanden, konzentriert sich das viel unmittelbarer anknüpfende album von julian priester (z.t ein jahr zuvor entstanden) auf das gegenteil: die hypnose der grooves, um die herum sich geräusche, stimmen, fremdkörper anlagern. mit dem elektronikpionier patrick gleeson in dessen different-furs-studio zusammen konzipiert, wird hier etwas weitergesponnen, was bei hancock zu früh zu ende ging – das zeigt sich auch an dem beharren auf den afrikanischen namen (mwandishi stand ja für hancock, hier sind jetzt pepo, umbra, ndugu, nyimbo, kamau und mguanda zu hören).
ein rascheln leitet den prolog ein, ein bass in space, dann rutscht ein etwas schwülstiges piano hinein, um kurz eine andere ecm-welt anzudeuten, die schleunigst wieder verlassen wird. irre flöten bleiben über, ein moog-rauschen, in der ferne hört man schon die snare. und dann schiebt sich der mörderbeat nach vorne, die snare im phaser, ein fetter e-bass, der für die verbleibenden 18 minuten ein 10-ton-riff wiederholt. 15/8.
die hypnose kommt zu ihrem vollen recht, keine entwicklung, keine erzählung. in der ferne ab und zu ein kleines bläser-motiv, das der weltraumsynthesizer mitspielt. es gibt ein langgezogenes e-gitarren-solo, nach pete-cosey-art-verzerrt, aber ganz nach vorne darf es nicht. ganz hinten flüstert und rauscht es, statische entladungen funken durch den raum, der leader ist an der posaune entweder gar nicht oder so elektronisch verzerrt zu hören, dass er sich mit der gitarre verwebt. priester und gleeson lassen ihre arp-synthesizer zwitschern, aber niemals penetrant werden. ok, irgendwann ein sopransaxssolo, relativ klar im raum. aber auch das geht in elektronische verzerrung über, man weiß nicht, hat jemand übernommen oder sich die stimme nur verändert. langsam schält sich noch eine zweiakkord-fender-rhodes-fläche heraus. congas. aber die ganze zeit: snare, bass, 15/8. eine ganz dünne synthiewand kommt immer häufiger, wenn auch wie aus einem anderen film. auf ihr endet der groove macht das aufwachen unvermeidlich.
der zweite teil (dreigeteilt: „images“/“eternal worlds“/“epilogue“) klingt wesentlich anders, ist auch fast ein halbes jahr später, mit z.t. anderen musikern aufgenommen worden. die groovemaschine von eric gravatt und ron mcclure weicht zunächst einem freien wirbel von leon chancler und henry franklin, in den sich geräusche, echos und fanfaren mischen, priesters so verlorene posaunenstimme macht sich hier zum ersten mal bemerkbar, auch calimans bassklarinette (die hier maupin ersetzt), bevor alles im elektronischen rauschen entschwebt. dann setzt ein swingrhythmus ein, der gegen ein bass-ostinato gesetzt ist und zu dem ein thema akustisch nochmals in einem anderen metrum erklingt. die elektronik wird hier auf wenige effekte zurückgefahren, die improvisationen und kollektiven akzente beziehen ihre spannung jetzt in einem kinetischen fluss aus den gegeneinander arbeitenden rhythmen (die sich manchmal in einer latin sophistication etwas begradigen). priester hat auf dem höhepunkt einen großen moment, wo er quasi darüberatmet, walgesänge unterschiebt, den vollen musikalischen raum mit staccati zerhackt. gleichzeitig ist sein sound der wärmste und humanste von allen, zart und doch dominierend. im epilog übernehmen natürlich wieder die moogs und arps und die bläser verschwimmen im echo. doch ganz am ende kommen sie noch einmal mit einer romantischen melodie, wie ein ellington-orchester aufschluchzend.
was für ein trip.
Julian Priester trombones, horns, whistle flute, percussion, synthesizers
Pat Gleeson synthesizers
Hadley Caliman flute, saxophones, clarinet
Bayete Umbra Zindiko pianos, clavinet
Nyimbo Henry Franklin basses
Ndugu Leon Chancler drums
Mguanda David Johnson flute, saxophone
Kamau Eric Gravatt drums, congas
Ron McClure bass
Bill Connors electric guitar
Recorded June 28 & September 12, 1973 at Different Fur Music, San Francisco
Engineers: John Viera and Dane Butcher
Produced by Julian Priester and Pat Gleeson--
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Schlagwörter: ECM, Free At Last, Jazz, Labels, Manfred Eicher
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