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Da hast Du schon recht, dass es nicht vergleichbar ist. Ich konnte nur der Versuchung nicht widerstehen, ebenfalls einen Beitrag zum Thema „gelungene Lyrik“ zu liefern und zugleich mal das Vorurteil etwas anzusägen, dass es bei Blumfeld immer so verkopft und verklausuliert, um nicht zu sagen „pseudointellektuell“, zugehe.
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WerbungDick Laurentnatürlich ist es einfach, wie sollte man denn sonst eine Fallunterscheidung in zwei Zeilen packen. Dass es Ausnahmen gibt und blahblah ändert nichts an der mehrheitlichen Richtigkeit meiner Aussage. Wie lange hast du im Ausland gelebt?
Körperlich oder geistig?
Aber Spass beiseite: ich denke, eine zweizeilige Lösung für die Frage reicht nicht aus. Es geht auch darum, wer was wann und in welchem Kontext liest. Da sind native speaker nicht unbedingt immer die besseren.MikkoAbgesehen mal davon, dass ich die Sprache und den Ausdruck dieses durchaus hübschen Gedichts von Diestelmeyer nicht mit dem Nena Text vergleichbar finde, es kommt ja dann auch noch die Musik und der Vortrag dazu. Und da regt sich bei mir dann doch Widerstand, wenn ich Blumfeld musizieren höre.
Bei mir auch.
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.Sonic JuiceTja.
[Snip]
Naja, es gibt aber auch zahlreiche französischsprachige Künstler, die in den USA und England hohes Ansehen genießen. Natürlich können sie zahlenmäßig mit Amerikanern und Briten nicht mithalten, haben aber die Popmusik auch nicht erfunden.
Ich denke schon, dass die Geschichte eine gewisse Rolle spielt, vor allem wenn es darum geht auf deutsch zu singen. Dagegen gab und gibt es speziell deutsche Vorbehalte, die in anderen Ländern so nicht diskutieren. Ein Beispiel ist die immer wieder geäußerte Frage: „Darf bzw. sollte man das denn?“
In Deinem übrigen Text sagst Du sehr viel richtiges, duckst Dich aber vor der entscheidenden Frage, warum das denn so ist. Das Argument, das versäumt wurde ein richtiges Fundament zu begründen, reicht mir jedenfalls nicht, denn die logische Frage ist, warum das versäumt wurde. Die Zwänge eines Musikers hast Du nachvollziehbar beschrieben, aber das dürfte nur älteren Musikern klar sein, als Band wie Tokio Hotel machst Du Dir darüber keine Gedanken. Es muss also noch mehr Gründe geben und ich denke, sie wurden auch schon genannt: Es ist die Geringschätzung der Popkultur einerseits und dann aber natürlich auch die Bagatellisierung der einheimischen Popmusik (Schlager). In diesem Zusammenhang würde mich die Frage interessieren, ob der deutsche Schlager in den 1950ern dem Eskapismus in eine heile Welt huldigte (wie der deutsche Film) und sich dadurch in eine Sackgasse manöverierte, aus der es bis zum heutigen Tag kein Entrinnen gab. Mit anderen Worten: Es fehlt eben an deutschen Musikern, die es schaffen mit den Traditionen zu spielen, sozusagen wie Dylan gleichzeitig nach vorne und zurück blicken. Wie siehst Du das?
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.nail75Naja, es gibt aber auch zahlreiche französischsprachige Künstler, die in den USA und England hohes Ansehen genießen.
(…)
In Deinem übrigen Text sagst Du sehr viel richtiges, duckst Dich aber vor der entscheidenden Frage, warum das denn so ist. Das Argument, das versäumt wurde ein richtiges Fundament zu begründen, reicht mir jedenfalls nicht, denn die logische Frage ist, warum das versäumt wurde. Die Zwänge eines Musikers hast Du nachvollziehbar beschrieben, aber das dürfte nur älteren Musikern klar sein, als Band wie Tokio Hotel machst Du Dir darüber keine Gedanken. Es muss also noch mehr Gründe geben und ich denke, sie wurden auch schon genannt: Es ist die Geringschätzung der Popkultur einerseits und dann aber natürlich auch die Bagatellisierung der einheimischen Popmusik (Schlager). In diesem Zusammenhang würde mich die Frage interessieren, ob der deutsche Schlager in den 1950ern dem Eskapismus in eine heile Welt huldigte (wie der deutsche Film) und sich dadurch in eine Sackgasse manöverierte, aus der es bis zum heutigen Tag kein Entrinnen gab. Mit anderen Worten: Es fehlt eben an deutschen Musikern, die es schaffen mit den Traditionen zu spielen, sozusagen wie Dylan gleichzeitig nach vorne und zurück blicken. Wie siehst Du das?
Kannst Du mal einige der vielen französischen Pop/Rockmusiker nennen, die in den USA und England hohes Ansehen genießen?
Ansonsten: Ich ducke mich nicht willentlich weg vor den Gründen, aber ich habe da halt auch keine erschöpfende Antwort. Den Schlager-Eskapismus seit den 50ern habe ich ja erwähnt, das fehlende Interesse für die musikalische Mitte zwischen Klassik und Schlager/Volkstümlichem auch. Ebenso die deutsche Ungelenkigkeit mit allem, was zu deutsch ist – eben als „teutonisch“ anmutet. Alles, was Du in ähnlicher Weise auch betonst.
Ich weiß vor diesem Hintergrund auch nicht, ob man so viel Hoffnung auf den Pop-Nachwuchs setzen kann, weil dessen Popkulturverständnis ja nahezu vollständig amerikanisiert ist. Was soll da in der Regel schon raus kommen, als eine mehr oder meist weniger gelungene Kopie der Vorlagen mit mehr oder meist weniger gelungenen deutschen Texten?
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I like to move it, move it Ya like to (move it)Sonic JuiceKannst Du mal einige der vielen französischen Pop/Rockmusiker nennen, die in den USA und England hohes Ansehen genießen?
Ansonsten: Ich ducke mich nicht willentlich weg vor den Gründen, aber ich habe da halt auch keine erschöpfende Antwort. Den Schlager-Eskapismus seit den 50ern habe ich ja erwähnt, das fehlende Interesse für die musikalische Mitte zwischen Klassik und Schlager/Volkstümlichem auch. Ebenso die deutsche Ungelenkigkeit mit allem, was zu deutsch ist – eben als „teutonisch“ anmutet. Alles, was Du in ähnlicher Weise auch betonst.
Ich weiß vor diesem Hintergrund auch nicht, ob man so viel Hoffnung auf den Pop-Nachwuchs setzen kann, weil dessen Popkulturverständnis ja nahezu vollständig amerikanisiert ist. Was soll da in der Regel schon raus kommen, als eine mehr oder meist weniger gelungene Kopie der Vorlagen mit mehr oder meist weniger gelungenen deutschen Texten?
Naja, beispielsweise Francoise Hardy, Jacques Brel, Serge Gainsbourg. Im Hip-Hop gibt es sicherlich auch noch einige, aber da kenne ich mich nicht aus.
Ok, dann sind wir uns wirklich fast vollkommen einig. Ich bin mir allerdings gar nicht sicher, ob es denn so schlecht ist, wenn die deutschen Bands sich am UK und den USA orientieren, denn dort spielt nun einmal die Musik (har!har!). Solange das keine bloße Kopie ist, sondern sich bemüht die amerikanischen und englischen Stile sinnvoll in einen deutschen Kontext zu überführen, habe ich damit kein Problem, halte es im Gegensatz für fast unabdingbar.
Ich setze meine Hoffnungen auf positive Ansätze der Gegenwart, kann sogar Bands wie Juli oder Silbermond positives abgewinnen. Immerhin singen Sie auf deutsch, ohne sich groß dafür rechtzufertigen und gelegentlich gelingt ihnen auch noch ein ordentliches Lied. Natürlich gibt es andere und bessere Bands, Blumfeld und Tocotronic, Element Of Crime u.a. und einige Bands, die immerhin mit einzelnen Songs überzeugen können wie die Helden. Das ist ein langsamer und mühsamer Prozess, aber ich meine, defintiv Fortschritte erkennen zu können. Deutschsprachige Popmusik hat sich weitgehend etabliert und junge Bands bemühen sich, ihren eigenen Weg zu gehen. Alles andere wird sich weisen.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.nail75Naja, beispielsweise Francoise Hardy, Jacques Brel, Serge Gainsbourg.
Das habe ich mir fast gedacht, dass die kommen. Aber gerade Brel ist ein halt Chansonnier, dessen Werk nach meiner Wahrnehmung nur ganz geringe Berührungspunkte zum US- und UK-Pop-/Rock aufweist. Bei Gainsbourg und Hardy mag es schon mehr Anverwandlungen geben. Wenigstens hast Du Piaf nicht genannt. Im übrigen sind alles auch nicht mehr die jüngsten bzw. die lebendigsten.
Der klassische französische Chanson ist für mich, wie oben bereits geschrieben, eine ganz typische Stilrichtung, die aus sich heraus lebt (ohne zwingende Bezüge zum Rock’n’Roll) und die man mit einem Volk und Landstrich verbindet – so wie den Beat mit der Insel, den Fado mit Portugal, den Bossa Nova mit Brasilien und den Tango mit Argentinien. Eine solche eigenständige lebendige Tradition und Stilistik nationaler Popularmusik, auf die man wie selbstverständlich zurückgreifen und sie fortentwickeln kann, sehe ich aber in Deutschland gerade nicht. Da helfen auch die mehr oder weniger plumpen Versuche eines Achim Reichel nicht, der das Volkslied wiederbeleben will.
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I like to move it, move it Ya like to (move it)Sonic Juice
Warum kriegt man „I love you“ oder „Je t’aime“ einfacher über die Lippen als „Ich liebe Dich“, obwohl einem bewusst ist, dass die Bedeutung die gleiche ist (ist sie natürlich auch nicht 100 %, weil auch die Bedeutungsschwere solcher Aussagen je nach Kulturraum sehr verschieden sein können)? Eine Fremdsprache schafft jedenfalls immer eine gewisse Distanz zur Aussage, wenn man nicht in ihr lebt, spricht und träumt.Wir sollten das mal die vielen deutschen Bands fragen die englisch texten. In der Regel machen die das ja vermutlich deshalb weil sie nichts zu sagen haben.
Oder weil sie den englischsprachigen Markt im Visier haben.Allerdings führt das ja dann nur wieder zur Frage, warum die Engländer soviel weniger Probleme auch mit banalen Liedtexten in ihrer Sprache haben.
Das habe ich mich auch schon sehr oft gefragt. In der englischen Sprache haben schlechte Texte wohl einfach mehr Tradition.
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Close to the edge[…]
Das habe ich mich auch schon sehr oft gefragt. In der englischen Sprache haben schlechte Texte wohl einfach mehr Tradition.
Unsinn.
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.Sonic JuiceDas habe ich mir fast gedacht, dass die kommen. Aber gerade Brel ist ein halt Chansonnier, dessen Werk nach meiner Wahrnehmung nur ganz geringe Berührungspunkte zum US- und UK-Pop-/Rock aufweist. Bei Gainsbourg und Hardy mag es schon mehr Anverwandlungen geben. Wenigstens hast Du Piaf nicht genannt. Im übrigen sind alles auch nicht mehr die jüngsten bzw. die lebendigsten.
Der klassische französische Chanson ist für mich, wie oben bereits geschrieben, eine ganz typische Stilrichtung, die aus sich heraus lebt (ohne zwingende Bezüge zum Rock’n’Roll) und die man mit einem Volk und Landstrich verbindet – so wie den Beat mit der Insel, den Fado mit Portugal, den Bossa Nova mit Brasilien und den Tango mit Argentinien. Eine solche eigenständige lebendige Tradition und Stilistik nationaler Popularmusik, auf die man wie selbstverständlich zurückgreifen und sie fortentwickeln kann, sehe ich aber in Deutschland gerade nicht. Da helfen auch die mehr oder weniger plumpen Versuche eines Achim Reichel nicht, der das Volkslied wiederbeleben will.
Nein, das sehe ich anders. Die Berührungspunkte sind groß, schon weil der Musikstil sich letztlich doch sehr ähnelt und zahlreiche gegenseitige Einflussnahmen offensichtlich sind, im Falle von Brel bezieht sich das u.a. auf Scott Walker. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, da besondere stilistische Barrieren zu erkennen.
Dem Rest kann ich zustimmen, die Gründe haben wir ja bereits herausgearbeitet, auch wenn man die Frage nie wirklich beantworten kann.
Ja, die Texte – schwierige Frage…Ich bin kein Sprachwissenschaftler, aber die englische Sprache ist in ihrer Grundstruktur relativ einfach, auch wenn sie sehr komplex ist, wenn man sich näher mit ihr beschäftigt. Wenn man sich auf die einfachen Elemente beschränkt, dann kann man zahlreiche Reime bilden wie:
I am so much in love
With the girl from above
I watched her tonight
She makes me feel right
I want to hold her tight
So I pray every night
That she will end my plightund so weiter
Ganz schlimm, ich weiß, aber in 2 Minuten „gedichtet“. Ich behaupte mal, dass das im Deutschen nicht geht, der Sprachrhythmus ist völlig anders. Außerdem gibt es im Englischen so viele, wenn auch banale Reime, dass man sehr viele Möglichkeiten der Kombination hat. Zudem funktionieren die Bilder im Deutschen nicht. Man stelle sich ein Liebeslied vor, in dem der Sänger betet – das geht gar nicht. Im Englischen macht das Wenigen etwas aus, auch wenn das Bild noch so ausgelutscht ist.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Close to the edgeWir sollten das mal die vielen deutschen Bands fragen die englisch texten. In der Regel machen die das ja vermutlich deshalb weil sie nichts zu sagen haben.
Oder weil sie den englischsprachigen Markt im Visier haben.Das habe ich mich auch schon sehr oft gefragt. In der englischen Sprache haben schlechte Texte wohl einfach mehr Tradition.
Ernsthafte Frage: Wie kommt man auf so einen Schwachsinn? Oder gehörst du auch zu diesen Typen, die immer von „ehrlicher“ und vor allem „handgemachter Musik“ blubbern? Dann hätte sich die Frage erübrigt…
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Close to the edge
Das habe ich mich auch schon sehr oft gefragt. In der englischen Sprache haben schlechte Texte wohl einfach mehr Tradition.Manche hören einfach komplett über die Texte hinweg, die Erfahrung habe ich jedenfalls mit einigen englischen Muttersprachlern gemacht.
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kramerErnsthafte Frage: Wie kommt man auf so einen Schwachsinn? Oder gehörst du auch zu diesen Typen, die immer von „ehrlicher“ und vor allem „handgemachter Musik“ blubbern? Dann hätte sich die Frage erübrigt…
Warum bist Du eigentlich immer so unhöflich ? Das kann man doch auch netter sagen.
Und wieso Schwachsinn ? Nimm z.B. unsere ganzen Metalhelden die ihr Geld ja wirklich weitgehend im Ausland verdienen. Die Scorpions, Accept, MSG, Blind Guardian, Herr Pell, u.s.w. Findest Du wirklich, die haben was zu sagen ? Hast Du dir die Welthits der Scorpions mal übersetzt ?
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Ich denke es spielen viele Faktoren eine Rolle, warum deutsche Popmusik (alles andere als mein Spezialgebiet) keine wesentlichere Rolle spielt. Um ein paar zu nennen:
1.) Ich habe mal eine Zeit lang in Manchester gelebt. Überspitzt könnte man sagen, daß dort in jedem zweiten Pub eine Bühne stand- die Auswahl sich abends ein Konzert auszusuchen war einfach gewaltig. Eine entsprechende Infrastruktur kann ich hier nicht entdecken.
2.) Generell denke ich, daß (wie in allen Epochen davor) diejenige Kultur dominiert, die wirtschaftlich, militärisch, politisch eben die Großmacht stellt. Und dies ist nun mal immer noch die USA- über einen langen Zeitraum befanden sich dort auch die wichtigsten und finanzkräftigsten Plattenfirmen. Vielleicht kommt in einigen Jahrzehnten tatsächlich Lock`n Loll aus China.
3.) Inwieweit die Sprache hier eine Rolle spielt kann ich genausowenig wie nail75 einordnen, ich bin auch kein Sprachwissenschaftler. Was ich aber am Englischen liebe, ist, daß man in relativ kurzen Sätzen zu unheimlich exakten Aussagen kommen kann – geradezu prädestiniert für den dreiminütigen Popsong.
4.) Natürlich war die deutsche Sprache in der Nachkriegszeit „vorbelastet“ mit den entsprechenden Assoziationen. Gerade deswegen wurde von Minderheiten amerikanische Kultur und Rock`n Roll als Befreiung empfunden.--
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
StaggerleeWas ich aber am Englischen liebe, ist, daß man in relativ kurzen Sätzen zu unheimlich exakten Aussagen kommen kann – geradezu prädestiniert für den dreiminütigen Popsong.
ich finde das Englische ja wesentlich schwammiger und weniger exakt als die deutsche Sprache, daher geradezu prädestiniert für den dreiminütigen Popsong.
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Findest Du? Ich habe während meines Studiums bevorzugt englische und vor allem amerikanische Bücher gelesen, denn ich habe die kurze prägnante Formulierung sehr geschätzt (etwas, daß mir selten gelingt, was aber vielleicht auch an meiner Formulierungsunfähigkeit liegt).
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Schlagwörter: Deutschsprachig
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