Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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    gypsy-tail-wind
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    Gestern im Kino ein Programm mit vier Kurzfilmen von Jane Campion – und verdammt, sind die toll! Wie kommt es, dass ich das Werk Campions bisher fast völlig verpasst habe? („Fast“, weil ich im Herbst 2023 schon „Bright Star“ entdecken konnte – ein Meisterwerk!)

    Konkret:
    Passionless Moments (AU 1983, 13 min, sw)
    A Girl’s Own Story (AU 1984, 27 min, sw)
    An Exercise in Discipline – Peel (AU 1982, 9 min)
    The Water Diary (FR/AU 2006, 18 min)

    Die lakonische Erzählweise, die einprägsamen Bilder, der ganze Erzählgestus … wirklich umwerfend. Den heutigen Nachmittag verbringe ich dann mit „An Angel at My Table“.

    Im Heimkino:

    Taking Sides (István Szabó, DE/FR/AT/UK 2001)
    Aheds Knie (Nadav Lapid, FR/DE/IL 2021)

    Dass ich ausgerechnet den Furtwängler-Film nie im Kino sah entbehrt wohl nicht einer gewissen Ironie, aber 2001 hörte ich noch keine klassische Musik. So wirklich gelungen ist der Film nicht bzw. irgendwie als Film, für sich genommen, schon, aber als Geschichtslektion halt dann doch nicht … oder auch das, wenn Szabós Plan mehr ist, anzuecken denn die Geschichte zu erzählen.

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #162: Neuentdeckungen aus dem Katalog von CTI Records, 8.4., 22:00; # 163: 13.5., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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    #12453423  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Biomasse

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    Beiträge: 68,342

    Samstag im Kino: An Angel at My Table (Jane Campion, NZ 1990) – und wieder bin ich ziemlich begeistert. Die über zweieinhalb Stunden vergehen unglaublich schnell, obwohl der Film sich viel Zeit lässt, Bilder schafft und ihnen viel Raum und Zeit gibt. Das funktioniert wohl deshalb so gut, weil die Erzählweise elliptisch ist, vieles nur angedeutet wird, Fragment bleibt – aber der Fluss der Bilder sorgt dafür, dass die Erzählung flüssig durch läuft. Nach drei Vorstellungen (plus „Bright Star“ vor eineinhalb Jahren) bin ich wirklich begeistert vom Werk von Jane Campion.

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    #12453451  | PERMALINK

    motoerwolf

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    Beiträge: 6,343

    Juror #2 (Clint Eastwood, 2024)

    Eastwoods wahrscheinlich letzter Film ist ein Gerichtsdrama geworden. Schon das Genre sorgt dafür, dass der Film ein eher ruhiger geworden ist, der nur sehr wenig (wenn überhaupt) Action bietet. Statt dessen bietet Juror #2 eine dramatische Geschichte, in der es nicht nur um Schuld oder Unschuld des Angeklagten geht, der im Streit seine Freundin ermordet haben soll, sondern auch um die Frage, ob ein Geschworenengericht überhaupt eine gute Idee ist, um die Schwierigkeit, mit zwölf Menschen, die ganz unterschiedliche Interessen an dem Fall haben, zu einem fairen Urteil zu kommen. Um eine Staatsanwältin, die mit ihrer Anklage politische Motive verfolgt. Und natürlich um den Juror #2, der eine ganz besondere Beziehung zu dem Fall hat, wie sich früh herausstellt. Dadurch gerät er in deutlich stärkere Gewissenskonflikte als seine elf Kollegen, denn es liegen nun sein und des Angeklagten Schicksal in seinen Händen.

    Das Ganze ist ruhig erzählt, fesselt aber über die kompletten zwei Stunden. Ich hätte mir insgesamt eine stärke Kritik am Justizsystem gewünscht, aber dafür ist Eastwood wohl der falsche Mann. Er gesteht dem System zu, fehlerhaft zu sein, aber wie so oft in Hollywood werden diese Fehler wettgemacht durch das Engagement der daran Beteiligten.

    Ein weiterer Kritikpunkt ist die überraschende Wende zu Beginn, die den titelgebenden Juror mit dem Fall verbindet. Da fühlte ich mich an so manchen Tatort erinnert, bei dem Privatleben der Ermittler und der Fall auf einmal zusammengehören. Das wirkt bei der ARD konstruiert und das tut es auch hier. Aber wenn man diese Kröte geschluckt hat, überwiegen die Stärken des Films bei weitem.

    Service-Anmerkung: eine Post Credit Szene wäre bei diesem Film albern und daher gibt es auch keine. Mit dem letzten Bild ist alles gesagt.

    Hundreds of Beavers (Mike Cheslik, 2022)

    Auf diesen Film habe ich mich seit Jahren gefreut, auch wenn ich nicht mehr erwartet habe, ihn noch im Kino sehen zu dürfen. Der Film ist eine Naturgewalt, so gelacht habe ich lange nicht mehr, und damit war ich nicht allein. Dabei klingt eine Beschreibung des Films erstmal nicht zwangsläufig nach einem Film, der das heutige Publikum begeistert, ist er doch in schwarz-weiß gedreht und fast vollständig frei von Dialogen. Doch was man hier zu sehen bekommt ist so unglaublich absurd, dabei charmant und komisch, dass ich dennoch behaupte, hier einen zukünftigen Kultfilm gesehen zu haben, der regelrecht kanonisch werden wird. Die Handlung folgt einem Apfelweinverkäufer, der in die amerikanische Wildnis des 19. Jahrhunderts zieht und dort als Pelzjäger bestehen muss. Dabei beginnt er mit nichts als ein paar dünnen Klamotten am Leibe, die ihn kaum vor dem grimmigen Winter schützen. Also setzen ihm Kälte, Hunger und etliche Wildtiere enorm zu. Der Film mischt bei der Darstellung der Natur vogelwild gefilmte Bilder mit Zeichentrickelementen und fast alle Tiere werden von Menschen in entsprechenden Kostümen gespielt, was dazu führt, dass man als Zuschauer glaubt, in eine Mischung aus einem Chaplin-Film und einem Looney Tunes-Cartoon gelandet zu sein. Das ist alles noch so viel irrsinniger, als es sich anhört, man MUSS es einfach gesehen haben. Ich hatte zunächst Bedenken, ob das Konzept über 1:48 Stunden trägt, aber da Cheslik den Wahnsinn stetig steigert, funktioniert das mühelos. Geht ins Kino, schaut diesen Film, dankt mir später.

    Service-Anmerkung: eine Post Credit Szene gibt es nicht.

    zuletzt geändert von motoerwolf

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    #12453693  | PERMALINK

    pfingstluemmel
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    Zuletzt gesehen:

    Jade (Regie: William Friedkin – USA, 1995) 6/10
    Krazy House (Regie: Steffan Haars/Flip van der Kuil – Niederlande, 2024) 7/10
    GladIIator (Regie: Ridley Scott – USA/Großbritannien, 2024) 5/10
    The Toxic Avenger IV: Citizen Toxie (Regie: Lloyd Kaufman – USA, 2000) [Re-Watch] 7,5/10

    Drehbuchautor Joe Eszterhas hatte eine ganze Zeit lang ein Abo auf ziemlich egale Erotikthriller, Friedkin holt noch etwas aus dem Script von Jade heraus, vermag die groben Fehler aber nicht auszubügeln, sie nur mit ein paar gelungenen Einstellungen zu übertünchen.

    Der Humor von Haars und van der Kuil mag Geschmackssache sein, im Gegensatz zu so vielen anderen Comedy-Regisseuren wissen sie aber, ihre Filme eigen und auffallend zu gestalten. Das zieht sich seit New Kids-Tagen durch.

    GladIIator fehlt vor allem Massivität und Schwere im Set-Design, wie man sie von einem Monumentalfilm erwartet. Rom sieht aus, als würde ein laues Lüftchen das Collosseum hinfort tragen können. (Immerhin hat hier Godzilla genächtigt!) Würde ich vielleicht einem Low-Budget-Sandalenfilm aus dem Italien der 1950er und 1960er verzeihen, nicht aber einer aktuellen 200-Millionen-Dollar-Produktion.

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    #12453725  | PERMALINK

    onkel-tom

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    Alien Romulus (Fede Alvarez – 2024)

    Spielt zeitlich nicht nur zwischen dem ersten und zweiten Teil der Reihe sondern orientiert sich  m.E. auch vom Handlungsablauf und der Optik  stark an diesen Beiden. Das gefiel mir gut. Fand ihn insgesamt sehr sehenswert.

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    #12453919  | PERMALINK

    jackofh

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    Beiträge: 3,741

    Der Vollständigkeit halber noch ein kurzes Resümee der Berlinale, auch wenn ich diesmal gar nicht so viel geguckt habe. Dafür relativ viel Wettbewerb, um zu sehen, in welche Richtung die neue Intendantin Tricia Tuttle will. „Drømmer“ von Dag Johan Haugerud ist ein wirklich schöner Film und verdienter Sieger des Goldenen Bären – nach zuletzt so vielen seltsamen Entscheidungen. Wenn ich meinen Eindruck von Tuttles Premiere auf Schlagworte reduzieren sollte: Wieder (etwas) mehr Glamour, mehr Arthouse, weniger Politik, weniger Filmkunst. Dazu passt, dass mit der Sektion „Encounters“ der „kleine Wettbewerb“ gestrichen wurde, mit dem Vorgänger Carlo Chatrian filmisch kühneres Kino auszeichnen ließ. Was nun wiederum zur (Wieder-)Aufwertung des Forums führte, aus dem folgerichtig auch die beiden Filme stammen, die mich wirklich tiefgreifend begeistert haben. Die neu geschaffene Sektion „Perspectives“ für Filmdebüts ist dagegen völlig Banane und kann gerne direkt wieder abgeschafft werden (einen Preis für das beste Erstlingswerk gab es sektionenübergreifend eh immer). Insgesamt für mich kein großer Schritt nach vorne, aber auch keine Enttäuschung. Das nächste Jahr wird interessant, zumal wenn die Union wirklich den Geldhahn zudrehen sollte.

    Berlinale 2025:

    1. Palliativstation (Philipp Döring, Forum) 10/10 *****
    2. Canone Effimero (Gianluca & Massimiliano De Serio, Forum) 9,5/10 *****-
    3. Reflet Dans Un Diamant Mort (Hélène Cattet & Bruno Forzani, Wettbewerb) 9/10 ****1/2
    4. Kaj Ti Je Deklica (Urška Dukić, Perspectives) 9/10 ****1/2
    5. Geu Jayeoni Nege Mworago Hani (Hong Sangsoo, Wettbewerb) 9/10 ****1/2
    6. Drømmer (Dag Johan Haugerud, Wettbewerb) 8,5/10 ****1/2-
    7. Wenn Du Angst Hast Nimmst Du Dein Herz In Den Mund Und Lächelst (Marie Luise Lehner, Forum) 8,5/10 ****+
    8. La Memoria De Las Mariposas (Tatiana Fuentes Sadowski, Forum) 8/10 ****
    9. Peter Hujar’s Day (Ira Sachs, Panorama) 8/10 ****
    10. Mad Bills To Pay (Joel Alfonso Vargas, Perspectives) 8/10 ****

    11. Little Boy (James Benning, Forum) 8/10 ****
    12. La Tour De Glace (Lucile Hadžihalilović, Wettbewerb) 8/10 ****
    13. Têtes Brûlées (Maja-Ajmia Yde Zellama, Generation) 8/10 ****
    14. Unsere Zeit Wird Kommen (Ivette Löcker, Forum) 7,5/10 ****-
    15. Restitucija, Ili, San I Java Stare Garde (Želimir Žilnik, Forum) 7,5/10 ****-
    16. Fwends (Sophie Sommerville, Forum) 7,5/10 ***1/2+
    17. Le Rendez-vous De L’été (Valentine Cadic, Perspectives) 7,5/10 ***1/2+
    18. Mickey 17 (Bong Joon Ho, Special) 7/10 ***1/2
    19. Die Möllner Briefe (Martina Priessner, Panorama) 7/10 ***1/2
    20. Vaghachipani (Natesh Hegde, Forum) 7/10 ***1/2

    21. Space Cadet (Kid Koala, Generation) 7/10 ***1/2
    22. Welcome Home Baby (Andreas Prochaska, Panorama) 7/10 ***1/2
    23. After Dreaming (Christine Haroutounian, Forum) 6,5/10 ***1/2-
    24. Evidence (Lee Anne Schmitt, Forum) 6,5/10 ***1/2-
    25. Zirkuskind (Julia Lemke & Anna Koch, Generation) 6,5/10 ***+
    26. Das Deutsche Volk (Marcin Wierzchowski, Special) 6,5/10 ***+
    27. Dreams (Michel Franco, Wettbewerb) 6/10 ***
    28. I Agries Meres Mas (Vasilis Kekatos, Generation) 5,5/10 ***-
    29. Paul (Denis Côté, Panorama) 5,5/10 **1/2+
    30. Mit Der Faust In Die Welt Schlagen (Constanze Klaue, Perspectives) 5/10 **1/2

    31. Bedrock (Kinga Michalska, Panorama) 5/10 **1/2
    32. A Complete Unknown (James Mangold, Special) 4,5/10 **1/2-
    33. Sunshine (Antoinette Jadaone, Generation) 4,5/10 **1/2-
    34. Xiang Fei De Nv Hai (Vivian Qu, Wettbewerb) 4,5/10 **+
    35. Den Stygge Stesøsteren (Emilie Blichfeldt, Panorama) 4/10 **
    36. Colosal (Nayibe Tavares-Abel, Forum) 3,5/10 **-

    … und auf der „Woche der Kritik“:
    Vulcanizadora (Joel Potrykus) 8/10 ****

    --

    #12453921  | PERMALINK

    shanks

    Registriert seit: 08.02.2009

    Beiträge: 16,081

    Hier ebenfalls gar nicht so viel:

    Reflet dans un diamant mort (Bruno Forzani, Hélène Cattet) * * * * *
    Drømmer (Dag Johan Haugerud) * * * * 1/2
    Le rendez-vous de l’été (Valentine Cadic) * * * *
    Kaj ti je deklica (Urška Djukić) * * * *
    La tour de glace (Lucile Hadžihalilovic) * * * *
    Lesbian Space Princess (Leela Varghese, Emma Hough Hobbs) * * *

    Plus 2x Retrospektive:

    Männer sind zum Lieben da (Eckhart Schmidt, 1970) * * * 1/2
    Einer von uns beiden (Wolfgang Petersen, 1974) * * * 1/2

    --

    Slept through the screening but I bought the DVD
    #12454069  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 37,711

    Danke, ihr zwei!

    Der hier

    jackofh
    […]
    1. Palliativstation (Philipp Döring, Forum) 10/10 *****
    […]

    wäre bei mir too close to home. Und dass der hier

    shanks
    […]
    Lesbian Space Princess (Leela Varghese, Emma Hough Hobbs) * * *
    […]

    nicht gut ist, ist ja wohl bei dem Titel die Enttäuschung überhaupt.

    --

    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #12454645  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Gestern im Kino: Citizen Rosi (Carolina Rosi, Didi Gnocchi, IT 2019) – sehr eindrücklich und auch sehr erhellend. Die Filme schaffe ich in der laufenden Retro leider nicht, aber die wichtigsten kenne ich („Salvatore Giuliano“, „Le mani sulla città“, „Lucky Luciano“, „Cadaveri eccellenti“, „Il caso Mattei“, „Cristo si è fermato a Eboli“ … und nur im Fernsehen in Synchronfassung noch „La Tregua“). Der Durchgang durch die Filme wird zu einer Geschichtsstunde, die mit dem schmutzigen Deal der USA mit der Mafia beginnt, ein wenig Licht darauf wirft, dass Italien den USA über viele Jahre als Testlabor diente (u.a. auch für die späteren Umstürze in Lateinamerika). Heftig jedenfalls, und Rosi umso bewundernswerter in seiner Hartnäckigkeit. Das reflektiert ja auch der Filmtitel: „cittadino“ ist eine Art Ehrentitel, den der Regisseur via eine Retrospektive in New York kurz vor seinem Tod quasi verliehen gekriegt hat.

    --

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    #12455397  | PERMALINK

    pipe-bowl
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    Für vier neuere Filme habe ich meine Western-Rallye der letzten Wochen unterbrochen, aber noch nicht abgeschlossen. Wobei einer der vier Filme auch dem Genre zuzurechnen ist.

    The Dead Don’t Hurt (2023 / Viggo Mortensen) ****
    Auf angenehme Art ruhig verlaufender Western, der sein Augenmerk verstärkt auf die beiden Protagonisten legt, die von Vicky Krieps und Viggo Mortensen beeindruckend gespielt werden. Am Anfang brauchte es zumindest bei mir ein wenig, um die Zeitsprünge vor und zurück auf die Kette zu bekommen.

    Memory (2023 / Michael Franco) ****
    Auch bei diesem Film liegt die Stärke in der Figurenzeichnung und dem Spiel der beiden Hauptakteure, dargestellt von Jessica Chastain und Peter Sarsgaard. Sie versucht von ihrer bösen Vergangenheit loszukommen und er versucht sich an seine zu erinnern. Eine eigentlich zum Scheitern verurteilte Beziehung, die zu einem Eskalationspunkt kommen muss, um bestehen zu können.

    The Apprentice – The Trump Story (2024 / Ali Abbasi) ****
    Donald Trump wollte die Veröffentlichung des Films verhindern, weil er „eklatant falsche Behauptungen“ enthielte. Witzig. Beim Ansehen des Films dürfte ihm die zweite Hälfte vermutlich eher gefallen haben, als er zu dem skrupellosen Mann und Dealmaker geworden war, der rücksichtslos seine Ziele verfolgt. Die erste Hälfte, die seinen Aufstieg in der Immobilienbranche und seine Rolle innerhalb der Familie Trump beleuchtet, zeigt ihn mitunter verunsichert, abhängig und gegenüber seinem damaligen Anwalt Roy Cohn geradezu unterwürfig. Sebastian Stan spielt Donald Trump, soweit ich das beurteilen kann, punktgenau. Auch in den weiteren Rollen (Anwalt, Eltern, Bruder Fred, Ivana Trump) empfand ich den Film gut besetzt. Kleines Highlight: Trumps Gespräch auf einer Party mit Andy Warhol.

    Love lies bleeding (2024 / Rose Glass) ****
    Thelma und Louise können einpacken. Hier kommen Jackie und Lou. Nach „The dead don’t hurt“ und „Memory“ die dritte Beziehungsgeschichte in diesem Quartet. Aber diese kommt als düsterer Thriller daher, der vor massiver Gewalt nicht zurückschreckt und in der zwei Frauen, die Bodybuilderin Jackie und die Fitness-Studio-Managerin Lou, ihre Beziehung gegen den despotischen Vater von Lou mit allen Mitteln verteidigen. Eine noch bessere Bewertung verhindert tatsächlich bei mir der Showdown zwischen den drei Akteuren, der mir dann doch zu krass überzeichnet war. Ansonsten ein erstklassiger Film mit hervorragenden Darstellern.

    --

    there's room at the top they are telling you still but first you must learn how to smile as you kill
    #12455671  | PERMALINK

    motoerwolf

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    Mortensens Film fand ich auch gut, mit ähnlichen Einschränkungen wie du. Glass‘ Film mochte ich uneingeschränkt. Und The Apprentice habe ich mir nicht angeschaut, weil ich diesen Kerl nicht auch noch im Kino ertragen kann. Man kommt ja im real life seit Jahren nicht um ihn herum, da will ich ihn nicht in meinem Rückzugsraum haben.

    --

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    #12456039  | PERMALINK

    lezin

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    Beiträge: 62

    2025/02
    (9 Filme)

    Stand by me (Rob Reiner 1986) 9/10
    Der Swimmingpool (J. Deray 1969) 9/10
    Die Fliege (K. Neumann 1958) 8/10
    Fraktus (L. Jessen 2012) 7/10
    Die Farbe des Geldes (M. Sorcese 1986) 8/10
    The Killers (R. Siodmak 1946) 8/10
    Der Informant (St. Soderbergh 2010) 6/10
    Lifeboat (A. Hitchcock 1944) 9,5/10
    Das Indische Tuch (A. Vohrer 1963) 7/10

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    #12456783  | PERMALINK

    pfingstluemmel
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    Beiträge: 7,417

    Zuletzt gesehen:

    V/H/S/85 (Regie: Mike P. Nelson/Natasha Kermani/Scott Derrickson/David Bruckner/Gigi Gaul Guerrero – USA, 2023) 7/10
    The Burrowers (Regie: J. T. Petty – USA, 2008) [Re-Watch] 7,5/10
    The Family (Regie: Rosie Jones – Australien/Großbritannien/USA, 2016) 6,5/10
    Das Wunder (Regie: Eckhart Schmidt – Deutschland, 1985) 7/10

    Eckhart Schmidt lenkt sein religiös konnotiertes Melodram über Bande der Münchener Schickeria auf die Bahnen der Popkultur und bewegt sich naiv, aber durchaus faszinierend, in messianischer Erwartung inbrünstig zwischen Tanztempel und Wallfahrtsort. Mit Anouschka Renzi in ihrer ersten Kinorolle als mysteriöse Marienfigur und Penny McLean (of Silver Convention-Fame) in ihrer Paraderolle als Esoteriktante. Außerdem darf „Seewolf“ Raimund Harmstorf keine Kartoffel zerdrücken, dafür einen Apfel auf spezielle Art schälen und Gewichte stemmen. Plus Dagmar Lassander, Sibylle Rauch und Anja Schüte. Ansprechend von Bernd Neubauer fotografiert.

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    #12457307  | PERMALINK

    cleetus

    Registriert seit: 29.06.2006

    Beiträge: 17,574

    Twisters (2024) – Aus der Kategorie „Solche Filme werden ja heutzutage überhaupt nicht mehr gedreht“ kommt dieses All American Sweetheart mit Windstärke 3000 über die Plains von Oklahoma gedonnert. Meinem 12jährigen Ich hats sehr gut gefallen, mein jetziges Ich hat sich sehr über die überraschend gekonnt nostalgische Regie und Fotografie gefreut. Alles war sehr leicht und optimistisch und einzelne Bilder riefen eine tief-zufriedene Erinnerung an 50er Jahre Breitbild-Schinken hervor („The Big Country“). Spoiler: Es gibt sogar einen Feuertornado! Bleibt nur die Frage für was dieses Holster ist, mit dem die Heldin ab dem letzten Viertel rumläuft:

    --

    Don't be fooled by the rocks that I got - I'm still, I'm still Jenny from the block
    #12457353  | PERMALINK

    pfingstluemmel
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    Beiträge: 7,417

    Außerdem gesehen:

    Jennifer 8 (Regie: Bruce Robinson – USA, 1992) 6/10
    Die Story (Regie: Eckhart Schmidt – Deutschland, 1984) 5,5/10
    Gojira tai Hedora (Regie: Yoshimitsu Banno – Japan, 1971) 7,5/10

    Psychedelisch verspielter Godzilla ist mein Lieblingsgodzilla! Tomoyuki Tanaka sieht das anscheinend ganz anders, der Vater der furchterregend niedlichen Riesenechse hasste Bannos Film, so sehr, dass die geplante Fortsetzung gar nicht erst in Angriff genommen wurde. Neben psychedelischen Spielereien enthält dieser Teil der Godzilla-Reihe ebenfalls Animationen und einen hervorragenden Soundtrack zwischen fuzzed-out Psychedelia, Protestliedern und Avant-Garde Jazz. Die prominente Umweltschutzbotschaft fällt ungefähr mit der Gründung von Greenpeace zusammen, der eigentliche Plot wirkt rudimentär und naiv – ein wenig wie auf ein kindliches Publikum zugeschnitten. Das stört mich wenig, ich erfreue mich an den Ausläufern der 1960er, die hier in einer gespenstischen Szene kulminieren, in der mürrische Alte ein Happening der Jugend mit Leichenbittermiene wie aus dem Grabe beobachten. Ein weiteres Highlight: Hedora saugt die Abgase aus den Schloten der Schwerindustrie wie aus einer Bong. Audiovisuell ganz sicher der beste Godzilla-Film überhaupt, inklusive einiger genuin düsterer und unheimlicher Szenen.

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