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Danke Euch!
„Brown Bunny“ hatte ich gesehen und fand ihn durchaus in Ordnung und sehr spannend, da völlig anders. Daher auch mein Interesse an „B66“, der in Kritiken ja deutlich besser abschnitt.
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Werbunggipetto@pfingstluemmel Habt Ihr „Buffalo 66“ von Vincent Gallo gesehen? Lohnt?
Kenne nur eine Compilation der Soundtracks von Vincent Gallo. Diese sind etwas spröde, aber nicht uninteressant. Leider noch keinen Film von ihm gesehen.
Zuletzt gesehen:
The Toxic Avenger, Part II (Regie: Lloyd Kaufman/Michael Herz – USA, 1989) [Re-Watch] 8/10
Wicked Little Letters (Regie: Thea Sharrock – Großbritannien, 2023) 7/10
Nefarious (Regie: Cary Solomon/Chuck Konzelman – USA, 2023) 5,5/10
After Hours (Regie: Martin Scorsese – USA, 1985) 8,5/10
The Raid 2 (Regie: Gareth Evans – Indonesien, 2014) 7/10
Das finstere Tal (Regie: Andreas Prochaska – Österreich/Deutschland, 2014) 8,5/10Im Grunde sind alle Martial Arts-Filme Tanzfilme. Da nehme ich doch gerne einen erhöhten Splatter-Anteil mit, um das Ganze interessanter zu gestalten. Primus in dieser Klasse bleibt Story of Ricky, doch The Raid 2 weiß mit seiner grimy No-Bullshit-Attitüde zu punkten. Wieviele Schüsse aus dem Maschinengewehr waren das noch gleich in diesen Motorradhelm? Yeah!
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Come with uncle and hear all proper! Hear angel trumpets and devil trombones. You are invited.cleetusPhantasm (1979)
Ich gebe 10 von 10. Schon Jahrzehnte einer meiner Lieblingsfilme. Vom Soundtrack zu den Effekten, von der Atmosphäre bis zu den surrealen Verschiebungen. Selbst der cheesy Humor passt.
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Come with uncle and hear all proper! Hear angel trumpets and devil trombones. You are invited.gipetto@motoerwolf
@pfingstluemmel
Habt Ihr „Buffalo 66“ von Vincent Gallo gesehen? Lohnt?Leider noch nicht gesehen trotz prinzipiellen Interesses.
zuletzt geändert von motoerwolf--
And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fameJames Bond – Moonraker (Lewis Gilbert, 1979)
Was für ein kultischer Trash. Der Agent trägt noch Anzug mit Krawatte, bei nächtlichen Geheimaktionen eine schwarze Hose und ein schwarzes Hemd, die Hemdkragen sind weit ausgestellt und werden über dem Sacko getragen, die Frauen fallen dem Agenten reihenweise zu Füßen … Herrlich. Herrlich anachronistisch.
Da 1977 mit Star Wars eine neue Science-Fiction Euphorie ausgebrochen war, findet natürlich das finale Duell im Weltraum mit Laserwaffen statt.
Hat sehr viel Spaß gemacht, sich dieses Teil mal wieder anzusehen, auch wenn die Verfilmung meilenweit von Ian Flemmings Romanvorlage entfernt ist.
Absolut Wiedersehenswert
PS. Ist momentan bei prime kostenlos verfügbar.
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Das Leben als Pensionär ist einfach nur geil!Love Lies Bleeding (Rose Glass, 2024)
Irgendwo im amerikanischen Nirgendwo, in einem tristen Kaff in New Mexico lebt Lou (Kristen Stewart), bekennende Lesbe und Managerin eines Fitness-Studios, das direkt aus der Hölle kommen könnte. Die verstopften und widerwärtigen Toiletten sind dabei noch das harmloseste, viel schlimmer sind die überall hängenden Plakate mit den schlimmsten Motivationssprüchen der Welt. No Pain- No Gain. Pain is just weakness leaving the body. Und am schlimmsten sind die Kunden. Homophobe Rednecks, die aussehen, als hätten sie die Klamottenläden der gerade zusammenbrechenden DDR geplündert. Lous Freundin ist eine anhängliche, unsichere und nervtötende Person, und nur weil sie die wahrscheinliche einzige andere Lesbe im Umkreis ist, ist Lou überhaupt mit ihr zusammen. Doch dann erscheint Jackie (Katy M. O’Brian) auf der Bildfläche. Ein Körper wie aus Stein gemeißelt, den Kopf voller Träume von einem Sieg bei einem Bodybuilding-Contest und auf der Flucht vor ihrer Vergangenheit. Die zwei stürzen sich Hals über Kopf in eine wilde Romanze, und eigentlich könnte ab jetzt alles gut werden, die zwei könnten ausbrechen, dem Sonnenuntergang und dem Glück entgegen. Doch Lou kann nicht weg, sie hat eine Schwester, deren Mann ein gewalttätiges, tumbes Arschloch vor dem Herrn ist. Für diese Schwester fühlt Lou sich verantwortlich. Als ihr Mann sie wieder einmal verprügelt, setzt das eine Eskaltionsspirale der Gewalt in Gang, die eines Horrorfilmes würdig wäre.
Rose Glass zeigt hier ein schmutziges Amerika, in dem jede Hoffnung gleich wieder zerschlagen wird, in dem man schon ein Übermensch sein muss, um wenigstens eine kleine Chance auf ein Entkommen zu haben. Und wo ein Entkommen keineswegs garantiert, dass alles besser wird. Das verpackt sie in einem wilden Genremix, der mal Satire ist, dann ein Thriller, ein (Body-) Horrorfilm, ein Familien- und ein Beziehungsdrama mit einer ordentlichen Portion Sex und ganz am Ende irgendwie auch ein Superheldenfilm. Der feministisch ist, aber Frauen keineswegs überhöht. Lou und Jackie sind keineswegs strahlende Heldinnen, teils ist es gar nicht leicht, sie zu mögen. Der Feminismus des Films ensteht eher aus der Weigerung, diese Frauen auf ihre Rollenklischees zu reduzieren (während die Männer durchaus klassische Stereotype sind, allerdings keine positiven). Neben der Geschichte fasziniert die Darstellung mindestens genauso sehr. Starke Bilder, erzeugt durch gelungene Kamermafahrten genauso wie durch Detailaufnahmen, die auf den Punkt sind. Fantastische Darsteller, auch abseits der beiden Hauptrollen.
In keinem anderen Film in diesem Jahr habe ich ein Publikum erlebt, das so mitgegangen ist, das so stark auf einen Film regiert hat (außer im zweiten Joker, aber da waren es fünf Idioten, die die ganze Zeit über glaubten, witziger zu sein als der Joker und dabei nur bewiesen, die Reife eines pubertierenden Affen zu haben). Für mich auf jeden Fall eines der Highlights des Jahres.
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And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fameAußerdem gestern im Kino
Cuckoo (Tilman Singer, 2024)und heute
zuletzt geändert von motoerwolf
King’s Land (Bastarden, Nikolaj Arcel, 2023)--
And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fameWie fandest du Cuckoo?
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Auf DVD:
Der Bettelstudent (Werner Jacobs, D, 1956)
Gleich vorweg: Mir ging es beim Sehen nicht um die Operette, sondern in erster Linie um die trashige Umsetzung des Ganzen. Ich mag ja solche Sachen von Zeit zu Zeit sehr gerne. In diesem Fall gingen mir die dümmlichen Dialoge aber nach einer gewissen Zeit schon ziemlich auf den Geist. Mit Gustav Knuth ist immerhin ein alter Lieblingsschauspieler von mir dabei. Außerdem tanzen auch die Kessler Zwillinge mit.
Außerdem Waltraud Haas, Gerhard Riedmann, Elma Karlowa, Gunther Philipp, Fita Benkhoff, Rudolf Vogel, Karl Lieffen, Joost Siedhoff.
War übrigens wieder so eine gebrauchte DVD aus dem Billigkaufhaus. So gesehen also nicht gar so tragisch.Da kommt auch die zweite DVD her, die ich mir endlich angesehen habe, nachdem ich sie lange immer wieder beiseite schob, weil ich mir dafür viel Zeit nehmen wollte.
The Help (Tate Taylor, USA, 2011)
Was soll ich sagen: ich wurde nicht enttäuscht. Das Thema Rassendiskriminierung in den 50er/60er Jahren in den Staaten interessiert mich ohnehin seit vielen Jahren und auch dieser Spielfilm behandelt das Thema in über zwei Stunden sehr ausführlich.
Als Vorlage dient der Roman „The Help“ von Kathryn Stockett.
Da die Handlung sich ausschließlich auf das kleine Spannungsfeld „Reiche weiße Familien mit ihren farbigen Hausangestellten“ beschränkt, kommt der Film ohne brutale Gewaltszenen aus. Was nun aber überhaupt nichts über die Spannung aussagt, die sich da immer stärker aufbaut.
Mir hat der Film sehr gut gefallen und wird von mir mit Sicherheit noch öfters geschaut werden.jackofhWie fandest du Cuckoo?
Größenteils gut. Mir hat sehr gefallen, dass letztlich nichts in dem Film wirklich klar ist, nicht einmal am Ende wurde restlos aufgeklärt, was es mit den seltsamen Ereignissen (z.B. die Zeitsprünge) im Film auf sich hat. Das geht schon ganz zu Anfang los, wenn der Zuschauer kaum weiß, wann die Handlung stattfindet. Die Sets weisen eher in die Siebziger als in die Moderne, andererseits hat die weibliche Hauptrolle, Gretchen, ein Handy. Wenn sie damit telefoniert, erreicht sie am anderen Ende dann wiederum einen Anrufbeantworter, der noch mit einer Kompaktkassette funktioniert. Dieses Vage ist zusammen mit den stimmungsvollen Bildern und einem starken Soundtrack verantwortlich dafür, dass Cuckoo insgesamt eine wunderbar bedrohliche Grundatmosphäre aufbaut.
Gretchen, bzw Hunter Schafer ist dann aber die größte Stärke des Films. Ihr Gegenspieler, Herr König (Dan Stevens) dagegen ist mir schon etwas zu überzogen gewesen. Wenn eines von Beginn an klar ist, dann dass er nur mit äußerster Vorsicht zu genießen ist. Das passte in meinen Augen nicht richtig in diesen Film, der ansonsten stark vom Erratischen lebt. Positiv an der Rolle ist aber immerhin zu sehen, dass man Herrn König von der ersten Minute an herrlich hassen kann. Das fängt damit an, dass er auf der korrekten Aussprache seines Namens besteht (Könich), Gretchen, die Amerikanerin ist, aber seinerseits stets mit der deutschest denkbaren Aussprache ihres Namens anredet. Und selten hat man es im Film als so übergriffig empfunden, wenn sich jemand auf ein fremdes Bett setzt wie in seinem Fall, obwohl er oberflächlich nichts schlimmes anstellt in diesem Moment.
Irgendwo habe ich gelesen, dass Cuckoo letztlich nichts zu sagen habe, sondern nur ein stilvoller Film ohne Bezug zu realen Konflikten der Zeit sei. Das sehe ich anders, auch wenn eine so deutliche Auseinandersetzung mit aktuellen Themen wie z.B. in Get Out (Jordan Peele, 2017) nicht gegeben ist. Doch das Verhältnis von Männern und Frauen als ein Machtverhältnis spielt in Cuckoo sicher eine wichtige Rolle, und auch das Thema reproductive rights wird hier mehr als nur angeschnitten.
@jackofh: Hast du den Film auch gesehen? Falls ja, wie ist deine Meinung dazu?Gerade eben im Kino
zuletzt geändert von motoerwolf
Smile 2 – Siehst du es auch? (Smile 2, Parker Finn, 2024)
Nicht übel, aber für mich erreicht er nicht die Qualität des erstens Teils. Nicht immer ist höher, schneller, weiter auch besser. Trotzdem hatte ich zwei vergnügliche Stunden im Kino.--
And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fameZuletzt im TV:
Dick und Doof als Rekruten (4. Synchronfassung von 1975, Pack Up Your Troubles, George Marshall, 1932)
Laurel und Hardys zweiter abendfüllender Spielfilm ist auf jeden Fall besser als ihr erster. Echte Begeisterung wollte bei mir dennoch nicht aufkommen. Beste Szene: die zwei wollen sich in einem Panzer verstecken, starten diesen aus Versehen, durchbrechen damit das deutsche Vorfeld mit seinen Drahtverhauen und fahren schließlich einen deutschen Graben entlang. Der dabei mitgezogene Stacheldraht wickelt sich um die Soldaten, wodurch Laurel und Hardy ohne jede Absicht und ohne aktiv ausgeübte Gewalt dutzende Gegner gefangen nehmen. Doch Chaplins Shoulder Arms (1918) bleibt der Maßstab bezüglich der komödiantischen Aufbereitung des Ersten Weltkrieges.
Danach spielt der Film nicht mehr an der Front, sondern unsere Helden versuchen die kleine Tochter eines gefallenen Kameraden zu deren unbekannten Großvater zu bringen. Sollte kein Problem sein, man hat ja den Nachnamen: Smith. Im Laufe der Suche kommt dann die zweitbeste Szene, in der Laurel und Hardy von einer gefühlskalten Bürokratie beinahe daran gehindert werden, ihre Mission zu erfüllen. Das ist schön subversiv und zeigt recht deutlich, dass auch den Zeitgenossen schon bewusst war, wie untauglich der staatliche Umgang mit Waisenkindern (nicht nur) in den USA war.Frankensteins Kung Fu Monster (Shan dian qi shi, Chung-Kuang Lin & Minoru Yamada, 1975)
Wieder einmal ein SchleFaZ, und dieser ist vielleicht der SchleFaZ. Unerträglicher Rotz und nur interessant unter dem Aspekt, dass sowohl die taiwanesischen Macher als auch der deutsche Verleiher alles ausbeuten, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Ich breche Filme nicht ab, wenn ich einmal angefangen habe zu gucken, aber hier war das nicht leicht.Wir sind keine Engel (We’re No Angels, Michael Curtiz, 1955)
Schöne, relativ düstere Komödie über drei Schwerverbrecher, die zu Weihnachten auf der Teufelsinsel zu rettenden ‚Engeln‘ werden und somit ein doppeltes Weihnachtswunder erleben. Lediglich am Ende wird das Ganze dann ein wenig zu kitschig für meinen Geschmack, aber da das wirklich nur die letzte Szene betrifft, stört das den Gesamteindruck kaum. Bis dahin nämlich sind die drei zwar durchaus bereit, dem guten Zweck zuliebe ihre persönlichen Bedürfnisse hintenanzustellen, doch sind sie dabei stets bereit, sich schlimmer Mittel zu bedienen. Bis hin zu Mord.
Curtiz Regie ist wie gewohnt auf hohem Niveau. Außerdem möchte ich Bogarts Spiel hervorheben. Der Mann konnte durchaus auch komisch sein.--
And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame2024/10 (17 Filme)
Sie Leben (J. Carpenter 1988) 7/10
Ein Schuss im Dunkeln (B. Edwards 1964) 7/10
M (Fritz Lang 1931) 10/10
Das Auge (C. Miller 1982) 6/10
Werk ohne Autor (F.H.v. Donnersmarck 2018) 7/10
Blackmail (A. Hitchcock 1929) 8,5/10
Tote schlafen fest (H. Hawks 1946) 9/10)
Tatort: Peggy hat Angst (W. Becker 1983) 7/10
Almost Famous (C. Crowe 2001) 7/10
Terminal (St. Spielberg 2004) 5/10
Unter Verdacht (R. Siodmak 1946) 8,5/10
Nurejew. The White Crow (R. Fiennes 2018) 7/10
Spiel mit dem Tode (J. Farrow 1948) 7,5/10
Back to Black (Sam Taylor-Johnson 2024) 8/10
Sleepy Hollow (Tim Burton 1999) 5/10
I wanna dance with somebody (Kasi Lemmons 2022) 6/10
Die unglaubliche Geschichte des Mr. C (J. Arnold 1957) 8,5/10--
motoerwolf
Hast du den Film auch gesehen? Falls ja, wie ist deine Meinung dazu?Ich habe den Film mit großem Vergnügen auf der Berlinale gesehen. Was du schreibst, trifft es gut. Klar, die unwirkliche Szenerie, die sprechenden Namen, der schon zur Begrüßung/Einführung hemmungslos „waltzende“ Dan Stevens – alles sofort too much in seiner Künstlichkeit. Diese Überzeichnung zu Beginn erinnert einen direkt daran, dass man hier im Kino ist und hat zumindest mich davon abgehalten, der Geschichte allzu viel Aufmerksamkeit zu schenken – oder zumindest davon, dort zu viel Logik zu erwarten. Man kann den Film glaube ich auch einfach als vergnügliches Spiel mit den Konventionen des Horror- und Thrillergenres sehen. Er wirkt so, als hätten alle Beteiligten daran großen Spaß gehabt. Neben mir saß allerdings ein amerikanischer Kritiker, der sich furchtbar darüber aufregte, dass der Film sich nicht zwischen Ernst und Parodie, zwischen stilvoller Ausstattung und billiger Pulp-Ästhetik entscheiden könne. Er wünschte sich ein echtes B-Movie. Ich wiederum fand es wie du gut, dass Singer sich dem verweigert hat. Schließlich geht es ja auch auf mehreren Ebenen darum: Wie umgehen mit etwas, das nicht der Norm entspricht und darum für manche bedrohlich ist oder wirkt? Die Besetzung der Gretchen mit Hunter Schafer kommt deshalb wohl nicht von ungefähr. Ich fand es stark, wie der Film Konzepte von Freiheit und Zugehörigkeit abseits konventioneller Konstrukte von Familie, Geschlecht, ja sogar Spezies verhandelt. Die Szene, in der Gretchen den Anrufbeantworter mit der Nachricht ihrer Stiefschwester abhört, ist auch in diesem Sinne eine Schlüsselszene. Solidarität gibt es am Ende nur unter den Nonkonformen. Und sie sind zum Kampf gezwungen – die Befreiung führt nur über den gewaltsamen Ausbruch aus der feindseligen Umgebung. Da ist sich Cuckoo bis in die Schlussszene mit Love Lies Bleeding einig, den ich ebenfalls auf der Berlinale sah (man konstruiert ja immer solche Querverbindungen auf einem Festival). Cuckoo ist darum in meinen Augen nicht nur ein feministischer, sondern auch ein implizit queerer Film. Und damit doch absolut zeitgeistig.
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Fantastisch beschrieben, @jackofh.
Gerade eben komme ich mal wieder aus dem Kino. Es lief
Terrifier 3 (Damien Leone, 2024)
Die schockierende Wirkung der Gewalt stellt sich nicht mehr so stark ein wie noch bei Teil 2. Was diesen Aspekt der Reihe angeht, fällt Teil 3 in meinen Augen deutlich ab, auch wenn er immer noch extrem ist. Dafür wird der Humor stärker betont als bisher, und das nicht mehr nur über Arts Clownerei, sondern durch viele, teils gut versteckte Gags. Zum Beispiel wird in einer Mall ein Duftwässerchen namens Di Limone beworben, was ich als Anspielung auf D. Leone, den Regisseur verstanden habe. Eine Nebenfigur liest einen Horrorroman namens The 9th Circle, der ihr zu krass ist. Diesen Titel trägt auch der Kurzfilm, in dem Art das erste Mal auftrat (und der später in All Hallows‘ Eve zweitverwendet wurde). Tom Savini hat einen Cameo-Auftritt, der freilich bei einem derartig jungen Publikum wie dem in meiner heutigen Vorstellung komplett verpuffte (btw, eigentlich müsste man das Kino dem Ordnungsamt melden, ich fresse nicht einen sondern zwei Besen, wenn da alle Zuschauer volljährig waren). Und es gibt eine Szene, die dem Begriff des Tortureporn vielleicht keine ganz neue, aber dafür buchstäbliche Bedeutung gibt.
Neben den vermehrten Humor kommt auch der „religiöse“ Aspekt der Reihe hier noch stärker zur Geltung. Nicht etwa nur darüber, dass Art und seine Freundin eindeutig als Dämonen charakterisiert werden, oder über einen Auftritt der Jungfrau Maria, sondern auch die Heldin Sienna wird immer deutlicher als eine Art Erlöserin gezeigt. Sie bekommt eine Dornenkrone aufgesetzt, und auch ihre Hände werden stark zerstört wie einst bei Jesus. Und Django, natürlich. Erstaunlich für mich, dass sich darüber niemand aufzuregen scheint, aber wahrscheinlich überstrahlt die plakative Gewalt die leicht blasphemischen Elemente des Films.
Für Genrefans ist auch der dritte Terrifier sicher eine absolute Empfehlung, aber ich bin sicher, es werden sich erste Zuschauer finden, denen die Reihe ab hier zu kommerziell sein wird. So weit würde ich nicht gehen (ich halte das aber eh in der Regel für Bullshit, auch wenn der Vorwurf z.B. Metalbands gemacht wird), aber ich empfand den Film als den bisher schwächsten aus der Reihe.PS: Ich bin unfassbar genervt von diesen ganzen Amateurkritikern, aber auch von professionellen Seiten wie Filmstarts, die im Namen von Sankt Clickbait den Film zu einer Mutprobe, zu einem Skandal und zu was weiß ich noch verklären. Außerhalb dieser Blase existiert keine Kontroverse, niemand fragt, ob Leone hier jetzt endgültig zu weit gegangen sei und wahrscheinlich sind auch die Berichte über die zahlreichen Saalfluchten reine Erfindung. Und auch sonst sind diese Seiten die Pest. Da wird monatelang im Vorfeld alles geschrieben, um dem potentiellen Zuschauer beispielsweise den Gang in Filme wie Joker: Folie à deux oder Horizon madig zu machen, und wenn die Filme dann floppen, erscheinen reihenweise Artikel mit der scheinheiligen Fragestellung, wie es denn bloß zu diesem Flop kommen konnte. Überhaupt, das genüssliche Ausweiden finanzieller Flops scheint mir so eine Art Lieblingsbeschäftigung dieser Menschen zu sein. Madame Web war vielleicht nicht gut, aber jeder Artikel zum „größten Marvel-Flop aller Zeiten“ war schlimmer. Ganz zu schweigen von den Ergüssen darüber, ob *hier beliebigen kommenden Marvel-Film einsetzen* nicht noch eine viel größere Katastrophe wird. Schließlich gibt es ernste Indizien dafür, denn irgendein Fahrer hat gerüchteweise gekündigt. Und auf Twitter / X hat Onkel Ernst aus Hintertupfingen auch schon gesagt, dass der Film ja nichts werden kann.
zuletzt geändert von motoerwolf--
And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame@motoerwolf – danke für Deine Filmrezensionen. Ich lese sie immer gerne.
Ich vermisse aber Deine Benotung der Filme. Hat es einen bestimmten Grund? Danke. -
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