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redbeansandrice
Earl Hines – Piano Moodsok, das ist wirklich super! das einzige Trio von Hines, das ich sehr oft auf Platte seh und noch nie mitgenommen hab, ist das mit Richard Davis und Elvin Jones, das konnt ich mir irgendwie nicht so gut vorstellen… then again: eigentlich ist sowieso fast alles von Hines mindestens prima…
Hines hat gar nicht sooo viel im Trio gemacht … das „Comeback“ von 1965 („Grand Reunion“) ist ja eigentlich auch ein Trio, aber halt mit prominenten Gästen.
Die Aufnahmen mit Davis/Jones sind sehr toll und liegen bei mir schon bereit; von „Here Comes“ gab es 2014 in Japan ein CD-Reissue (die andere Hälfte des Reissues, „Spontaneous Explorations“, ist solo). Dann gibt es noch „Fatha“ mit Ahmed Abdul-Malik und Oliver Jackson – liegt bei mir auch als 2014er Japan-Reissues, in derselben Reihe wie auch die gerade gehörte Wilson-Compilation von 1955 und das Wilson-Album mit den Cover-Versionen, das thelonica schon in die Runde warf.
Da ich jetzt ungefähr bei 1958/59 bin, kommt das recht bald an die Reihe, zusammen mit ersten Ramsey Lewis-Alben, dem Zweitling von Bill Evans und sonst ein paar Sachen (Jamal auch noch, das ist echt ne Knacknuss, am liebsten würd ich da einfach die Mosaic-Box nennen, aber das geht ja nicht). Das Tatum-Trio von 1956 liegt auch noch bereit (gab’s in Frankreich mit einem schönen Cover, falls Du die mal findest) … und dann steht auch mal Phineas Newborn an, den ich bisher nicht recht einordnen kann (die ersten paar Sachen sind noch mit Bruder Calvin an der Gitarre, aber danach gibt’s haufenweise Trios, parallel zu Hawes auch in den Siebzigern noch mehr beim wiederbelebten Contemporary).
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #168: Wadada & Friends - Neuheiten 2025 (Teil 2) - 9.12., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaHighlights von Rolling-Stone.deWerbung
friedman, israels, hunt, a day in the city (1961)
don friedmans trios der 60er ist eine von mindestens zwei bildunglücken, die ich bei diesem thema schließen möchte (die andere ist danny zeitlin). friedman führte ja eine eigenartige schattenexistenz parallel zu bill evans, mit vielen überschneidungen – mit scott la faro teilte er eine wohnung (und hat das gemeinsame klingelschild nie abgenommen), hier ist er mit einem evans-team unterwegs. aber ich empfinde friedmans spiel doch sehr anders – es ist härter, mehr bop-to-free, in den themen hört man ornette coleman raus, in einiges arrangements seinen klassik-hintergrund, und der war offenbar nicht nur spätromantisch-impressionistisch. das projekt hier stellt sich als urbane liebeserklärung dar, 6 freizeitphasen einer stadt (dawn, midday, rush hour, sunset, early evening, night), insofern programmmusik, auch ganz hübsch: das stop-and-go-thema bei „rush hour“ ist etwas plakativ, aber „night“ z.b. ist jetzt nicht gerade eine ballade… ambitioniert, und wurde damals durchaus wahgenommen, friedman erhielt den „new star award“ der down-beat-kritiker, ich weiß allerdings nicht wann.
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Von Friedmans frühen Alben (bis 1966, danach gibt’s einen Bruch in der Diskographie) hab ich das ganze Bündel rausgekramt … dreimal Trio, danach dreimal Quartett mit Attila Zoller (eins davon bei EmArcy unter Zollers Namen). Von den Aufnahmen danach kenne ich nur vereinzelte, im Trio auf jeden Fall noch „Invitation“ aus den späten Siebzigern. Das mit der Wohnung und dem Klingelschild wusste ich nicht (oder nicht mehr).
Steve Kuhn (ähnliche Ecke, hätte ich gesagt, bin mir aber überhaupt nicht sicher – also so Evans-beeinflusste Pianisten mit einem besonderen, eher lyrischen Touch) hat auch ein Trio mit LaFaro eingespielt, das erst 2005 (stimmt das?) erschienen ist:
Das Trio von Friedman mit LaFaro kam auch erst viel später auf einer LaFaro-CD heraus, glaub ich (etwas früher in Japan, dann auf der im Video zu sehenden CD von Resonance wieder):
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EDIT: Hatte oben ein Durcheinander reineditiert … „Three Waves“ für „1960“ gehalten, aber „Three Waves“ ist ein eigene Album (1966 auch bei diesem Label Contact erschienen, wie Hines mit Davis/Jones – eins der vielen Thiele-Label, anscheinend reichte ihm Impulse allein nicht), Kuhn mit Steve Swallow und Pete LaRoca – natürlich auch interessant:
zuletzt geändert von gypsy-tail-wind--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #168: Wadada & Friends - Neuheiten 2025 (Teil 2) - 9.12., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbavielen dank, von „1960“ habe ich noch nie gehört – THREE WAVES steht auf meiner liste, auch noch was aus den 80ern mit al foster und ron carter – und an das späte ECM-album muss ich mich wohl auch heranwagen.

friedman, israels, la roca, circle waltz (1962)
das einzige friedman-album, das ich schon kannte, mit dem großartigen titelstück, bei dem es den magischen moment gibt, wenn la roca zu den sticks wechselt. hier ist der evans-einfluss natürlich unüberhörbar, aber vor allem la roca, der ja immer kickt und dabei innovativ ist, macht daraus eine heißere affäre. chuck israels spröden, dabei latent unsauberen bass muss ich mir nach wie vor schönhören – klar ist das emanzipiert, aber manchmal dient ihm das auch dazu, schludrigkeiten selbstbewusst als entscheidungen zu verkaufen, scheint mir. (auf reddit äußerte sich ein student sehr negativ über ihn als lehrer, weil er keinerlei respekt für jazz nach 1964 aufgebracht habe.) jedenfalls ein album, das eigentlich ein klassiker sein müsste – auf jeden fall auf der höhe von MOON BEAMS oder sowas, durch die eigenkompositionen aber nochmal inspirierender. (aber auch die standard-interpretationen von „in our own sweet way“ oder solo über „so in love“ sind ziemlich originell.)
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Meine Top 20 steht weitgehend fest, dennoch geht es mir da wie gypsy: Das intensive Hören von Piano-Trios schärft definitiv die Wahrnehmung. Nach meinen Hör-Sessions mit all den ECM-Piano-Trios und Bill Evans in sämtlichen Phasen wirkt diese tolle Neuentdeckung allerdings wie aus einer anderen Welt – zeitlich und stilistisch:

KENNY DREW TRIO – Kenny Drew Trio (Riverside, 1956)
Klassischer Hard Bop vom Feinsten, mit Paul Chambers und Philly Joe Jones – pure Energie, die meilenweit vom introspektiven ECM-Sound entfernt ist.--
Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...
soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
Beiträge: 56,976
Fritz Pauer Trio „Don’t Move“ (MPS) 1974 …. eine MPS Überblicksplatte bezüglich einiger Bandauftritte @ Heidelberger Jazz Tage 1973 bescherte der Nachwelt einen weiteren Track dieser Trioformation mit Jimmy Woode (b) + Erich Bachträgl (dr) aus deren Blütezeit …. vom fabelhaften Bassintro über den lyrischen Pianoeinstieg bis in den funkigen Triogroove …. hat fraglos grosse Klasse ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
kuhn, la faro, la roca, 1960 (1960)
schnell nachgeholt. das hat mit bill evans noch weniger zu tun, aber wurde aber auch (von peter ind, privat) erst 1960 aufgenommen, als la faro erst angefangen hatte, mit bill evans zu arbeiten. pete la roca erscheint mir hier etwas gebremst, wahrscheinlich, um den bass nicht zu übertönen, aber kuhn und la faro haben eine sehr schöne chemie. eine art mittelweg scheint hier auf zwischen evans und bley, es ist modern in den linien und im zusammenspiel, aber gleichzeitig klassisch im wechsel von melodielinie und begleitung. gefällt mir ausgesprochen gut, weil es so lässig daherkommt, von allzuviel akkordwechseln befreit (KIND OF BLUE sei dank), aber gleichzeitig auch forschungsarbeit ist darüber, was man mit genau diesen drei instrumenten so machen kann. und sehr schön, dass sie mit „little old lady“ einsteigen, was ich bisher nur von coltrane kenne.
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atom
Nach meinen Hör-Sessions mit all den ECM-Piano-Trios und Bill Evans in sämtlichen Phasen wirkt diese tolle Neuentdeckung allerdings wie aus einer anderen Welt – zeitlich und stilistisch:
KENNY DREW TRIO – Kenny Drew Trio (Riverside, 1956)
Klassischer Hard Bop vom Feinsten, mit Paul Chambers und Philly Joe Jones – pure Energie, die meilenweit vom introspektiven ECM-Sound entfernt ist.Und genau das Trio will für mich bisher nicht funktionieren. Ich nehme nochmal einen Anlauf die nächsten Tage, aber bezweifle, dass das dieses Mal was wird. Vielleicht in ein paar Jahren, wer weiss.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #168: Wadada & Friends - Neuheiten 2025 (Teil 2) - 9.12., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
friedman, kniss, berk, flashback (1963)
damit bin ich wieder in meiner timeline, das ordnet sich zwischen FOOTLOOSE und TRIO 64 ein. friedmans trio in neuer konstellation (dirk kniss, dick berk), mit schönen standards und heterogenem originalmaterial, eine real-book-taugliche ballade und freien skizzen, die an die grenze zur neuen musik gehen und nur deshalb funktionieren, weil das trio gut eingespielt wirkt.
erstes fazit, was friedman angeht: sehr guter komponist, im spiel fehlt mit trotz aller sensibilität und virtuosität ein bisschen der innere druck, steve kuhn z.b. hat da etwas mehr biss. es gibt ca. 1962 eine deutliche annäherung an die trio-arbeit von bill evans, danach aber führt der weg wieder woanders hin. aber das sind drei wirklich gute alben.
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evans, peacock, motian, trio 64 (1963)
ok, das rückt dann doch ein paar dinge gerade. motian hat seine spielweise mittlerweile soweit abstrahiert, dass er mit minimalsten mitteln swingt, peacock ist noch dominanter als la faro (klingt aber viel besser), bill evans muss fast seinen platz darin finden. dadurch entsteht der eindruck eines total experimentellen albums, obwohl sie sachen wie „sleeping bee“ oder den santa-claus-song spielen. ich finde das immer noch sehr aufregend. mit peacock/motian fängt hier natürlich ein großes kapitel im klaviertrio-format an, obwohl die zusammenarbeit mit evans ein einzelstück bleibt (und für motian das ende). mit bley geht es ja 1964 schon los, jarrett und peacock haben sich hier (bei einem auftritt mit bill evans im vanguard) kennengelernt, später also the deer head inn, außerdem crispell, tethered moon…
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Al Haig Trio (Period)Und auch das hier ist Favoriten-Hören… Wobei ich da vor das Kenny Drew Album gehört hatte, gefiel mit gut, und dann das hier zum Einordnen… Haig ist schon wirklich super, wegen dem Trio muss man das hier nicht hören, aber die zwei sind schon auch gut, Bill Crow und Lee Abrams
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ibrahim, gertze, ntshoko, duke ellington presents the dollar brand trio (1963)
das ist wirklich super. krasser monk-einfluss, nicht nur weil eine bilderbuchversion von „brilliant corners“ drauf ist. es rollt natürlich noch aus anderen einflüssen heraus, aber auch harmonisch ist das sophisticated („kippie“!), und natürlich krass gutes zusammenspiel, wo alle in die gleiche kerbe hauen (schöner kontrast zum trio 64 gerade). ellington hörte die drei in zürich, machte in paris gleich den aufnahmetermin, wobei ich nicht wirklich weiß, wie gut das ankommen in europa 1962 war und wie mühsam das erste jahr. interessant jedenfalls, dass sie kein bisschen folklore präsentieren, sondern sich sofort in die schwarze us-klaviertrio-linie einschreiben.
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Presenting… The Art Tatum Trio | Ich bin gerade nochmal ein paar Jahre und eine ganze Äone früher unterwegs. Norman Granz dokumentierte Tatum ausgiebig für Verve, hatte die gute Idee, ihn nicht nur als Solist sondern auch mit unterschiedlichen Bands zusammenzubringen – von denen so manche keinen Bassisten enthielt (Trios mit Benny Carter/Louie Bellson und Lionel Hampton/Buddy Rich, beide sehr produktiv) und überhaupt stark von seiner seit den Vierzigern üblichen p/g/b-Besetzung abwichen: Quartett mit Roy Eldridge (und John Simmons/Alvin Stoller), Buddy DeFranco bzw. Ben Webster (beide mit Red Callender/Bill Douglass), Sextett mit Harry Edison, Hampton, Barney Kessel, Callender und Buddy Rich … und eben auch mal im p/b/d Trio, mit Callender und Jo Jones. Der Drummer, der den modernen Stil des Big Band-Schlagzeugs erfunden hat und ein solider Bassist mit super Time und Swing, aber ohne besondere spieltechnische (oder auch melodische) Ambitionen. Der Rahmen ist konventionell gesteckt: Callender bleibt in Deckung (Grunton-grosse Sekunde-Terz-Grundton… nur selten bilden sich in seinem Walking Bass melodische Abfolgen), Jones tänzelt oft mit den Besen – und Tatum entfacht darüber seine üblichen Feuerwerke … und das viel extensiver als mit seinen Working Bands, wo das Zusammenspiel mit Gitarre und (Slam-Stewart-Arco+Brummelgrummel-)Bass viel dichter und genussvoller zelebriert wurde. Das mag daran liegen, dass das hier einfach eine Pick-Up-Band ist – doch die Resultate dieser Session aus den Capitol Studios in Los Angeels am 6. Februar 1956 machen dennoch viel Spass, einfach weil Tatum in Form ist, das ungewöhnliche Setting mit den Drums ihm schon etwas mehr Druck macht … aber gut, was will man überhaupt zu Tatum noch schreiben ausser: God is in the house.

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #168: Wadada & Friends - Neuheiten 2025 (Teil 2) - 9.12., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
Clare Fischer – First Time OutDer beste Triobassist der Jazzgeschichte auf seinem ersten Trioalbum… Macht einen enormen Unterschied, dass er dabei ist
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.argh, das hatte ich vergessen…

hawes, montgomery, ellington, the green leaves of summer (1964)
das ist ein erster aufschlag unter den interessanten trio-alben von hawes aus den 60ern. egal, welches material ihm da unter die finger gerät, es wird wie mit elektroschocks behandelt. ich verstehe nicht recht, warum das so viel lebendiger wirkt als anderes aus der zeit und der ecke, es ist ja eigentlich auch nur ein standards-programm. gute band natürlich, bei ellington merkt man, dass er wirklich zuhört und nicht im weg sein will. was mir aber bei hawes immer sehr gefällt, dass er sinn für großes drama hat, da liegt vielleicht auch seine vitale auseinandersetzung mit broadway und hollywood begründet. da geht noch mehr, aber der titelsong hier ist auf jeden fall bühnenreif.
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Schlagwörter: Jazz, Piano, Piano Trio
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