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AutorBeiträge
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KrautathausFreu‘ mich schon auf das Konzert mit dem McCoy Tyner Trio heute abend im Botanischen Garten. Das Wetter sieht gut aus und so dürfte das Konzert wieder im Pavillon stattfinden.
http://www.augsburger-jazzsommer.de/archiv/18/18b5-tyner.html
Kenne bisher von McCoy Tyner gar nichts, werde mich aber mal um „The Real McCoy“ bemühen.
Viel Spass!
Ist ja sowas wie eine verspätete Geburtstagsparty, nicht? Alles Gute noch aus diesem Anlass!Tyner ist ja hier nicht ganz unumstritten, aber live ist er eine Wucht (ich kann das allerdings nur aufgrund von Alben und vielen Boots sagen, hab ihn noch nie spielen gesehen). „The Real McCoy“ steht irgendwo zwischen dem Frühwerk und den reiferen Sachen, er fand dann so um 1972 bei Milestone in einer langen Reihe schöner Alben zu seinem „reifen“ Post-Coltrane Jazz.
Drummer Eric Gravatt hat übrigens schon auf zwei Tyner-Alben der Milestone Zeit mitgespielt („Focal Point“ und „Inner Voices“) und auch sonst eine sehr beachtliche Diskographie… u.a. Weather Report, Byard Lancaster, Julian Priester und Eddie Henderson. Von 1980-2001 hat er im Strafvollzug gearbeitet und ist erst in den Jahren danach wieder zur Musik zurückgekehrt. Du wirst da also zwei „Grössen“ erleben heute abend!--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaHighlights von Rolling-Stone.deDie besten Live-Alben des Rock: 5 Platten, die ihr Geld wert sind
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Kenne bisher von McCoy Tyner gar nichts, werde mich aber mal um „The Real McCoy“ bemühen.„The Real McCoy“ ist schon sehr gut, aber irgendwie hat mich das Album noch nicht so richtig gepackt. Die danach entstandenen Alben für Blue Note finde ich allerdings sehr stark und eigenwillig. „Cosmos“ (Compilation), „Time for Tyner“ und auch „Asante“ kenne ich. Das ist alles noch purer akustischer Jazz (mit großartigen Sidemen) aus seiner „afrikanischen“ Phase.
Letztes Jahr hatte ich schon etwas darüber geschrieben und die Alben faszinieren mich immer noch.--
@Gypsy Tail Wind & Thelonica: Danke für eure Hinweise. So gehe ich wenigstens nicht komplett ahnungslos in das Konzert.
Das klassische Jazz Trio ist für mich die schönste Möglichkeit, einen Pianisten kennen zu lernen.--
“It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike Roykosehe ich ähnlich, eben nochmal atoms Einschätzung im Sterne Thread gelesen (kurz gesagt: Impulse Alben ganz nett, die frühen BN Alben der Höhepunkt, dann ging es zügig bergab); das seh ich tendentiell anders, die Impulse Alben fand ich eher langweilig, Real McCoy besser, aber den Höhepunkt würd ich bei den BN Alben um Asante und den Milestone Alben (Song for my lady, Horizon, Sama Layuca), ansetzen, die haben zwar einen Hauch von 70er Flair mit Afrosauce, der für den einen oder anderen auf die zeitlose Schönheit schlage mag; ich find die aber irgendwie die größeren Würfe… ansonsten bietet sich – falls noch nicht vorhanden – natürlich auch der Einstieg über die Coltrane Alben mit Tyner an…
auch von mir viel Spaß!
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.Das sehe ich ziemlich genau so!
Von den Impulse-Alben ist das Live-Album mit Clark Terry und Charlie Mariano ganz ok, und auch Today and Tomorrow (teils im Quintett mit Frank Strozier und John Gilmore, der Rest im Trio) ist ganz gut. In den BN-Jahren folgt dann die Steigerung und gegen Ende und zu Beginn der Milestone Jahre ist Tyner sozusagen „fertig“… hat seine Musik geformt. Dabei blieb er dann eigentlich auch. Mit einigen Ausflügen ins Solo-Spiel oder in Duos (z.B. mit Bobby Hutcherson) und zwischendurch auch mal was mit Big Bands oder mit Streichern etc.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba„Time for Tyner“ ist übrigens ganz und gar nicht schwach. Da hört man deutlich den Einfluss von Bud Powell, wie ihn (Tyner) afrikanische Musik inspirieren konnte und die Atmosphäre des Albums erinnert mich etwas an die Zeit mit Coltrane bei Atlantic Records. Mit Herbie Lewis und Freddie Waits hatte er dann noch zwei sehr gute Sidemen, die klasse Akzente setzen. Bobby Hutcherson ist nicht auf allen Stücken zu hören, aber er macht seine Sache sehr gut.
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Ich kann die Einschätzungen auch nicht teilen.
Natürlich hängt das viel zusammen, aus welcher Richtung kommend man hört. Ich, der ich eher aus dem HardBop-Idiom kommend höre, finde die Impulse!-Alben allesamt gelungen, mit einigen Differenzierungen. Das Live-Album ist für mich unheimlich spannend und zuweilen überraschend, während „Night of Ballads and Blues“ bspw. so wunderbar abgehangen und verträumt daher kommt. „The real McCoy“ war dann der große Höhepunkt, bevor er sich als Musiker aus dem Bop-Idiom langsam herausentwickelte. „Song for my lady“ habe ich da sehr stark in Erinnerung, aber mir sind die Ethno-Elemente, die danach stärkeren Einzug erhalten haben stets etwas fremd.
Nicht zu letzt finde ich seine Sidemanauftritte immer hörenswert. Gerade seine BN- Einspielungen heben sich doch immer wieder ab.--
"There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur III.
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“It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike RoykoDas war übrigens noch ein fabelhaftes Konzert vom McCoy Tyner Trio.
Eric Gravatt hat am Schlagzeug viel zeigen dürfen, und legte fast bei jedem 2 Stück noch ein Solo hin.
Die wirkliche Überaschung war für mich der sensationelle Bassist (Gerald Cannon), der nicht nur die schnelleren Stücke richtiggehend angetrieben hat, sondern auch ohne scheinbare Mühe immer wieder kurze Sprengsel in seine Basläufe eingebaut hat.
Tyner selbst ist einfach großartig und seine Kompositionen sehr abwechslungsreich. Die 7 – 10 Minuten langen Stücke haben auch nie an Spannung verloren, denn das Trio konnte Leichtigkeit und Druck variieren, wie es wollte.
Leider war nach 75 Minuten dann Schluss, und wie Festivalleiter Christian Stock erklärte, ist die kurze Spieldauer Tyners Alter geschuldet.
Trotzdem darf er stolz sein, denn von 3 Europakonzerten fand nur eines in Deutschland, in Augsburg statt. Die Atmosphäre im Pavillon des Botanischen Garten ist aber auch einmalig.
Wir hatten übrigens mächtig Glück, denn ca. 20 Minuten nach Konzertende hatte es zum regnen angefangen.--
“It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike RoykoKlingt toll!
Ich hab ja jede Möglichkeit versaut, ihn mal live zu sehen… hoffe ich krieg nochmal eine Chance, aber in der Schweiz war er sowieso selten.--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaDanke für den Bericht, Kraut. Ich habe ihn in den letzten Jahren schon zweimal gesehen und fand die Konzerte jedesmal gelungen. Tyner ist gar nicht so alt, aber ich habe den Eindruck, dass er krank ist. Es gibt ältere Jazzer wie Roy Haynes (der damals ein Doppelkonzert mit Tyner spielte), die sind 10 Jahre älter, wirken aber 20 Jahre jünger. Mit diesem Trio geht Tyner schon seit Jahren auf Tour und dementsprechend gut eingespielt sind sie. Tyners Alter oder Krankheit scheint auch dann verflogen, wenn er am Klavier sitzt.
Er ist im Herbst bei Enjoy Jazz.
http://www.enjoyjazz.de/content/e3/index_ger.html--
Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.Habe beschlossen, nachdem ich mit Coletrain durch bin, mich mal endlich dem grösseren Stapel Tyner CDs zu widmen, von denen mir manche noch kaum vertraut sind… falls das ausgesondert werden soll, gerne – aber wir haben hier schon so oft über Tyner diskutiert, dass ich dachte ich poste das mal lieber hier als einen neuen Thread zu starten.
Inception ***
Tyners Debut vom Januar 1962 präsentiert ihn mit der Art Davis und Elvin Jones. Tyner klingt gar nicht so anders wie auf den Coltrane Sessions vom Oktober 1960, nur dünkt mich einiges verhaltener…
Der Zeitrahmen: http://forum.rollingstone.de/showthread.php?p=2192654#post2192654
Ende 1961 ist Tyner mit dem Coltrane Quintett (mit Dolphy, Workman und Jones) auf einer längeren Europa-Tournee gewesen, im Juni entstanden dann die Sessions zum Album Coltrane, aber im Quartett spielt Tyner auch in den lyrischen Stücken mit mehr Attacke, lebendiger, zupackender, als auf seinem Trio-Album. Die Stücke sind ein Mix aus Blues und modalen Eigenkompositionen sowie zwei Standards, „There Is No Greater Love“ und Kurt Weills „Speak Low“.
Am besten gefällt mir das Original „Effendi“, ein einigermassen ungewöhnlich strukturiertes Stück aus dreimal acht Takten, die ersten und letzten in D-moll, die mittleren in Fis-moll. Hier gelingt es Tyner, eine eigenartige, schwebende Stimmung herzustellen. „Blues for Gwen“ ist sehr eingängig und macht Spass, fast schon ein Vorbote von „Blues on the Corner“. Eher enttäuschend dann, wie er am Ende über „Speak Low“ hinweg… rast? Schwebt? Jedenfalls vergibt er die Chance, das spannende Stück tiefer zu erforschen.
Erwähnenswert ist überdies auch Elvin Jones – er klingt leicht, fast wie auf seinen frühen Aufnahmen in den Fünfzigern, aber er swingt auch wunderbar, teilweise mit Besen.Since this is the first album by McCoy Tyner as a leader, I asked John Coltrane, for whom McCoy has played for the past two years, to provide an introduction which would clarify the disctinctive elements in McCoy’s style. „First,“ Coltrane began, „there is his melodic inventiveness, and along with that, the clarity of his ideas. He also gets a very personal sound from his instrument; and because of the clusters he uses and the way he voices them, that sound is brighter than what would normally be expected from most of the chord patterns he plays. In addition, McCoy has an exceptionally well developed sense of form, both as a soloist and an accompanist. Invariably, in our group, he will take a tune andd build his own structure for it. He is always, in short, looking for the most personal way of expressing himself. He doesn’t fall into conventional grooves. And finally, McCoy has taste. He can take anything, no matter how weird, adn make it sound beautiful.“
McCoy Tyner was born in Philadelphia on December 11, 1938. His mother played piano at home and in church, but until McCoy, there were no professional musicians in the family. He started studying piano at thirteen, and after an initial period of lack of interest in music, he suddenly found himself so absorbed in the possibilities of the instrument that he spent most of his time practicing, forgoing the street games of his friends. Bud Powell was an early influence, and a further stimulus came from Thelonious Monk. Revealingly, McCoy admires Monk primarily because „he plays so spontaneously. All of us have individuality – in some field or other – and it’s a shame not to cultivate what’s inside of you. If you don’t, you wind up not knowing yourself and playing somebody else. Monk has never done that.“
~ aus Nat Hentoffs Liner Notes zu „Inception“, Impulse AS-18
Tyner hat privaten Unterricht genossen, aber auch an Schulen in Philadelphia Theorie-Lektionen besucht. Statt ans Konservatorium zu gehen hat er u.a. mit Calvin Massey gearbeitet und auch als Hauspianist für reisende Solisten gearbeitet. Schon früh hat er mit Coltrane gespielt, wenn dieser mal wieder in Philadelhpia war. Sein erster grosser Job war mit dem Jazztet von Art Farmer und Benny Golson, das er dann verliess, als Coltrane seine eigene Band gründete.
Reaching Fourth ****
Sein zweites Album nahm Tyner im November 1962 mit Henry Grimes und Roy Haynes auf. Das Trio klingt merklich anders, Haynes trockener Sound passt hervorragend zu Tyner und Grimes. In der Zwischenzeit waren mit Coltrane Sessions für die Alben Coltrane und Ballads entstanden. Die Stimmung von letzterem scheint Tyner in Gordon Jenkins‘ „Goodbye“ zu reproduzieren – man merkt aber auch, wie er denkt, wie seine Voicings anders sind, als man sie erwarten würde, wie er dem Stück neue Aspekte abgewinnen kann. Sehr schön auch hier wieder der Blues (wieder, weil das Titelstück von „Inception“ schon ein schöner Blues war), ohne allzu klischiert zu spielen schafft Tyner eine tolle Stimmung, von Grimes und Haynes wunderbar unterstützt.
Nights of Ballads & Blues ***
Tyners drittes Album entstand im März 1963 mit Steve Davis und Lex Humphries. Die Rhythmusgruppe ist wohl die am wenigsten bemerkenswerteste von Tyners Impulse Trio-Sessions, aber das passt schon, denn das Album ist eine Art „mood piece“, was schon mit dem Cover beginnt. Zum Auftakt gibt’s eine beschwingte Version von Ellingtons Klassiker „Satin Doll“, dann taucht die Musik wieder in die Balladen-Stimmung, die auch auf den beiden vorangehenden Alben immer wieder anzutreffen war. Tyner spielt dabei seine perlenden Läufe und hat immer diesen frischen Touch, und sein Ton klingt sanft und irgendwie leicht säuerlich (das mein ich keineswegs negativ… ringe nur um Worte, das zu beschreiben, was ich höre). Humphries erwacht auf „Groove Waltz“ aus der balladesken Lethargie und belebt mit seinem tollen Besenspiel streckenweise auch Tyner ein wenig, sonst bleibt die Stimmung aber sehr gedämpft und wenig aufregend. (Ich war versucht, nur **1/2 zu geben… aber das Album ist ja eigentlich schon ganz hübsch, also bin ich mal nachsichtig.)
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaEs zeichnet sich ab, dass die einzelnen Postings doch recht länger werden könnten…:sonne:
Daher fände ich einen eigenen Thread (gibt es tatsächlich keinen Tyner-Thread) durchaus ratsam.
Den Thread begrüße ich sehr.
Von den genannten Sessions fehlt mir die mittlere, während mir die letzte am vertrautesten ist. *** halte ich für absolut angemessen, da das Album ja nicht mehr und nicht weniger will, als der Titel vermuten lässt…--
"There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur IIIIch bin total dafür, einen McCoy Tyner Thread zu starten! Das findet man später in diesem Thread nie wieder.
Ich finde die Bewertungen zu niedrig, Inception und Nights of Ballads and Blues sind schon etwas gelungener, beiden würde ich **** geben, bei letzterem allerdings knapp. Reaching Forth kenne ich leider nicht, die Besetzung klingt aber interessant.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.Nat „King“ Cole ist ja bestimmt auch heute noch einigermassen geläufig, als Crooner, als grosser Sänger… aber schon zu Lebzeiten hat er sein grossartiges Piano-Spiel viel zu sehr vernachlässigt. 1937 gründete er mit Oscar Moore (g) und Wesley Prince, später Johnny Miller (b) das „King Cole Trio“, mit dem er bis ca. 1950 unterwegs war und für Capitol unzählige Aufnahmen machte (es gab davon mal eine 18CD- bzw 27LP-Box bei Mosaic – die grösste, die sie je gemacht haben, glaub ich… jedenfalls wenn man die drei Commodore LP-Sets separat zählt).
Ursprünglich spielte das Trio nur instrumentalen Jazz, dann begann Cole zu singen, das Piano-Spiel blieb jedoch ein zentrales Element des Sounds seiner Gruppe. In diesen Jahren spielte Cole auch als Pianist auf Sessions anderer Jazzer mit, so entstanden etwa zwei tolle Sessions mit Lester Young oder die Aufnahmen mit den Keynoters (Willie Smith, Red Callender, Jackie Mills – 1946-02-16 in Los Angeles). Auch trat er bei den ersten Jazz at the Philharmonic Konzerten auf – zu hören auf den frühesten Aufnahmen, die Granz davon veröffentlicht hat. Sein Trio beeinflusst auch deutlich die Spielweise von Oscar Peterson und anderen, was das Format betrifft (p-g-b) haben aber nicht nur Peterson sondern auch Art Tatum, Ahmad Jamal und andere bei Cole abgeschaut.
Cole als Pianist kann wohl als ein Bindeglied zwischen dem Swing und dem Bop betrachtet werden (ähnlich wie sein langjähriger Gitarrist Oscar Moore). Er pflegt einen einen linearen Stil („hornlike“) mit einem klaren, ziemlich harten Anschlag. Clyde Hart wäre wohl eine vergleichbare Figur, denke ich.Mit dem zunehmenden Erfolg (der erste grosse Hit war 1943 „Straighten Up and Fly Right“) trat die instrumentale Seite jedoch zusehends in den Hintergrund. Cole begann auch mit Orchestern und Streichern aufzunehmen, mit Balladen wie „Unforgettable“ oder „Nature Boy“ wurde er mehr und mehr zum Crooner. Ich lese grad auf Wikipedia, dass das tolle runde Capitol-Hochhaus in Los Angeles auch bekannt war als „the house that Nat built“… er wurde zu einem der grossen Aushängeschilder und Hitlieferanten für das Label (das ja mit Johnny Mercer von Beginn an ein Bein im Jazz hatte und auch einiges an tollen Jazz-Aufnahmen produzierte… der Hinweis auf die vergriffene 12CD- bzw 19LP-Box Classic Capitol Jazz Sessions von Mosaic sei erlaubt).
Eine schöne Auswahl von besonders entspannten Aufnahmen – viele davon instrumental – erlaubt das 3CD Set mit den Capitol Transcriptions (das vor kurzem von EMI zumindest in den USA aus dem Katalog gestrichen wurde, es scheint aber auch hier schon im Verschwinden begriffen):
In den fünfziger Jahren war Cole dann mehr Popsänger als Jazz Singer/Pianist oder Pianist/Singer. Cole arbeitete mit Arrangeuren wie Nelson Riddle, Gordon Jenkins oder Ralph Carmichael, er nahm Konzeptalben auf („Cole Español“) und viele kitschige Sachen… das zog sich so dann auch in die Sechziger hinein. Sein Trio war auf Eis gelegt und wurde nur noch gelegentlich reaktiviert. So entstanden z.B. im August und September 1956 die Sessions, die als After Midnight veröffentlicht wurden: Cole spielte mit John Collins (g), Charlie Harris (b), sowie Lee Young (d) und Jack Costanzo (bgo,cga) und vier Gastsolisten (jeder einzeln): Stuff Smith (viol), Willie Smith (as), Harry „Sweets“ Edison (t) und Juan Tizol (vtb). Die Aufnahmen zählen zu den schönsten, die’s von Cole gibt!
1956/57 hatte Cole im NBC eine eigene TV-Show, anscheinend die erste von einem schwarzen moderierte Show in den USA überhaupt. Er scheiterte aber in mehrerlei Hinsicht, nicht nur, weil viele Sponsoren aus rassistischen Motiven absprangen. Cole setzte sich stets ein für die Anliegen der Afro-Amerikaner, wurde 1956 auch während eines Konzertes in Birmingham, Alabama, tätlich angegriffen (wonach er nie mehr in den Südstaaten auftreten sollte).
Cole starb 1965 an Lungenkrebs.
Sein jüngster Bruder Freddy (*1931) ist übrigens auch sehr hörenswert – auch er Sänger/Pianist, der dem Jazz allerdings soweit mir bekannt ist stets die Treue hielt – Anspieltipp: This Is the Life (Muse, 1993)
Aber bitte nicht Tochter Natalie… die tut mir v.a. einfach Leid, dass sie nicht aufhören kann mit ihren hilflosen Versuchen. Mehr als Kitsch ist da leider nicht zu erwarten…
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba -
Schlagwörter: Ahmad Jamal, Art Tatum, Barry Harris, Bud Powell, Elmo Hope, Jazz, Jutta Hipp, Kenny Drew, Mary Lou Williams, McCoy Tyner, Piano, Sonny Clark, Tommy Flanagan
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