Control (Anton Corbijn)

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  • #5949211  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

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    pinch[…] Die Brücke zwischen Kunst und Entertainment bringt er jedenfalls vortrefflich aufs Tapet. Und letztlich auch den episch langen Arm.

    Klingt gut, ich sehe mich mal um. Wobei mir Authenzität nicht wichtig ist, noch nicht mal die Musik von JD im Film (denn die habe ich ja als Platte hier), dieser nüchterne Doku-Stil passte zur Szene, zur Musik, zur Band. Ob das nun Mache ist, ist dann ja egal, wenn das Endergebnis (mich) überzeugt.

    pinch
    … so wie Deborah Curtis‘ Buch als Buch überzeugt. :-)

    Das kenne ich nicht! So, EIntrag zwecks Klarheit überarbeitet…

    --

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    #5949213  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Napoleon DynamiteDas wird in erster Linie im Film wirklich erst dadurch goutierbar, daß gelegentlich dazu ironische Noten angestimmt werden, zB. Devotos Nebenrolle als Toilettenmann, (…)

    Na, derart auf die stilisierende Pauke hauen Winterbottom und sein DP in diesem aber nun nicht, als dass es dafür dann ein legitimierendes Ironiehintertürchen brauchen würde…

    lathoKlingt gut, ich sehe mich mal um. Wobei mir Authenzität nicht wichtig ist, noch nicht mal die Musik von JD im Film (denn die habe ich ja als Platte hier), dieser nüchterne Doku-Stil passte zur Szene, zur Musik, zur Band. Ob das nun Mache ist, ist dann ja egal, wenn das Endergebnis (mich) überzeugt.

    Lohnt sich sehr, der Film. Und das authentische (und ebenfalls nüchterne!) Zubrot gibt dir „24 Hour Party People“ ganz beiläufig mit dazu, ohne dass es als solches zum reinen Selbstläufer werden würde. Wirklich klasse.

    Das Buch von Deborah Curtis lohnt sich nur bedingt und ist eine eher zweischneidige Angelegenheit. Die Frau hat eine fürchterliche Schreibe und wartet mit teils unerhört hanebüchenen Betrachtungen und Schlussfolgerungen auf, fügt aber natürgemäß der ganzen Legende dennoch einige wichtige Facetten hinzu.

    --

    #5949215  | PERMALINK

    bender-rodriguez

    Registriert seit: 07.09.2005

    Beiträge: 4,310

    Nun, ich bin (so glaube ich zumindest) zu sehr (glühender) Joy Division-Fan und zuwenig Cineast, um zu diesem Diskussionsverlauf überhaupt noch etwas sinnvolles beitragen zu können…

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    #5949219  | PERMALINK

    sonic-juice
    Moderator

    Registriert seit: 14.09.2005

    Beiträge: 10,983

    pinch“Control“ lässt den Betrachter reichlich leer und teilweise sogar seltsam unbeteiligt zurück. Will sagen: als großes Drama funktioniert es gar nicht mal so besonders gut, als präzise Charakterstudie ist es mithin zu künstlich geraten.

    Nichts gegen pauschale Verallgemeinerungen, aber an diesem Film statuierst Du Exempel, die meines Erachtens nichts belegen. „Der Betrachter“, in meinem Fall: ich, war ins Geschehen involviert und davon in außergewöhnlichem Maße berührt. Warum Dich der Film „reichlich leer und unbeteiligt“ gelassen hat, vermag ich nicht zu sagen. Die Live-Darbietungen? Die Anfälle? Die Verlassenheit von Debbie? Selbst die ins Mark gehende Schlussequenz?

    Ferner sprichst Du Zuschauern, die sich nicht im Detail mit der Geschichte von Joy Division beschäftigt haben, das Verständnis für den Film ab.

    pinchDa setzt einer schon voraus, dass man zumindest einigermaßen mit der Vita und dem künstlerischen Schaffen des Ian Curtis (wie auch der Band Joy Division) vertraut ist. Oder vielleicht sogar Deborah Curtis‘ Buch gelesen haben mag, zumindest mit der Truppe aber was anzufangen weiss.

    Voraussetzung für was? Ich empfand „Control“ als weitaus weniger exklusiv als „I’m Not There“ – und als deutlich emotionaler, „wärmer“ und mehr dem Erzählen verpflichtet. Ich selbst habe weder das Buch von Frau Curtis gelesen noch mich vorher mit Werk und Leben von Herrn Curtis vertieft auseinandergesetzt. Der Film hat in mir allerdings die Begeisterung für sein Werk entfacht, nicht sein kleinster Verdienst. Die paar Leute, die ich „im wahren Leben“ kenne und die den Film gesehen haben, waren alle sehr berührt, und keiner davon war ein Joy Division-Kenner geschweige denn Fan. Auch hier komme ich mit Deiner Argumentation nicht so recht klar, dass Du als Insider meinst, dass die weniger Involvierten zwangsläufig keinen Zugang zum Film bekommen könnten. Dem ist nicht so, keine Sorge.;-)

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    #5949221  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Sonic JuiceNichts gegen pauschale Verallgemeinerungen, aber an diesem Film statuierst Du Exempel, die meines Erachtens nichts belegen. „Der Betrachter“, in meinem Fall: ich, war ins Geschehen involviert und davon in außergewöhnlichem Maße berührt. Warum Dich der Film „reichlich leer und unbeteiligt“ gelassen hat, vermag ich nicht zu sagen. Die Live-Darbietungen? Die Anfälle? Die Verlassenheit von Debbie? Selbst die ins Mark gehende Schlussequenz?

    Die „pauschale Verallgemeinerung“ rührte in diesem Fall eher auf lathos Mutmaßung, der Film „sollte auch Leuten gefallen, die vielleicht nicht unbedingt etwas mit JD anfangen können“, und aus der schlichten Tatsache, dass dem eventuell nicht so sein könnte, da sich Corbijn für sein Drama weniger für Charaktertiefe denn für Opulenz und Bilderpracht begeistert. Warum der Film mich „reichlich leer und unbeteiligt“ zurückgelassen hat? Weil ich ständig auf irgendwas hoffte, das mich tiefer in die Geschichte hineinreissen würde, mir eine gewisse Dreidimensionalität, zumindest aber eine dezente Ambivalenz offenbaren würde, die aber niemals zutage trat. Stattdessen: sauber abgerundete s&w Bilder, Virtuosität an allen Enden. Ein Exempel für andere, nachfolgende Filme, womöglich für die gesamte Kinematographie im Jahre nach „Control“ wurde hier von mir aber sicherlich nicht statuiert. Das ist Unsinn…

    Sonic JuiceFerner sprichst Du Zuschauern, die sich nicht im Detail mit der Geschichte von Joy Division beschäftigt haben, das Verständnis für den Film ab.

    Noch mehr Kokolores! Ich spreche weder den Zuschauern irgendein Verständnis im Sinne von „die sind ja sicher voll doof“ ab, noch halte ich im Gegenzug jene für besonders clever, die vielleicht schonmal vor „Control“ beiläufig was von Ian Curtis und Joy Division gehört, bzw. gelesen haben. Ich vertrete höchstens die Meinung, dass es unter Umständen sein kann, dass 1 oder 2 Zuschauer nicht unbedingt gefühlszerrüttend am filmischen Geschehen teilhaben könnten, da sich Corbijn eher für die geschmackvolle Umsetzung seiner Dramolette interessiert, als an deren Vertiefung. Aber ich wiederhole mich da gerne bis zum St. Nimmerlein und offenbar sieht ja die Wirklichkeit eher so aus, dass gleich ganze Scharen von Kinogängern und Freunden der bewegten Bilderkünste ungewöhnlich tief berührt und emotional bis auf die Knochen aufgewühlt aus den jeweiligen Lichtspielstätten strömten. :-)

    Sonic JuiceVoraussetzung für was? Ich empfand „Control“ als weitaus weniger exklusiv als „I’m Not There“ – und als deutlich emotionaler, „wärmer“ und mehr dem Erzählen verpflichtet. Ich selbst habe weder das Buch von Frau Curtis gelesen noch mich vorher mit Werk und Leben von Herrn Curtis vertieft auseinandergesetzt. Der Film hat in mir allerdings die Begeisterung für sein Werk entfacht, nicht sein kleinster Verdienst. Die paar Leute, die ich „im wahren Leben“ kenne und die den Film gesehen haben, waren alle sehr berührt, und keiner davon war ein Joy Division-Kenner geschweige denn Fan. Auch hier komme ich mit Deiner Argumentation nicht so recht klar, dass Du als Insider meinst, dass die weniger Involvierten zwangsläufig keinen Zugang zum Film bekommen könnten. Dem ist nicht so, keine Sorge.;-)

    Voraussetzung vielleicht dazu, dass man die eher zaghaft angedeuteten jeweiligen kleinen Verweise (Iggy Pop, Stroszek…) und finalen Gesten in der Schlusssequenz vielleicht nicht unbedingt hundertpro einsortieren und entsprechend verwerten mag, wenn man den Ablauf der Story und dessen einzelnen Steinchen vielleicht nicht schonmal „irgendwo aufgeschnappt“ hat (steht so doch aber eigentlich da). Funktioniert aber offenbar ganz problemlos, von daher habe ich mich da wohl fatal geirrt und bin einem ganz üblen Irrtum mit Pferdefuß anheimgefallen, sorry… Eine Formulierung wie „du als Insider…“ lässt mich allerdings erschaudern, sticht mir in die Brust, tritt mich mit Stahlkappen. Wars doch eher sehr viel universeller und sehr viel weniger mit einem großkotzigen Gönner- und Kennerblick angedacht gewesen, als kleine Kritik an einem Film, der ansonsten so ziemlich kugelsicherresistent gegen jegliche Form von Polemik und Krittelei ist! Das wird mich jetzt vermutlich in gramgebeugten, unruhigen Schlaf sinken lassen.

    --

    #5949223  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 37,569

    pinch[…]da sich Corbijn für sein Drama weniger für Charaktertiefe denn für Opulenz und Bilderpracht begeistert. […]

    Das ist wahrscheinlich der Knackpunkt, die sehe ich nämlich nicht. Sicherlich, die Bilder sind gelungen, mag sein, dass sie auch einer wie auch immer ästhetisch gepolten Gruppe gefallen mögen, aber im Sinne von Bildpracht, Überwältigung und Trickserei sehe ich das nicht.

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    #5949225  | PERMALINK

    sonic-juice
    Moderator

    Registriert seit: 14.09.2005

    Beiträge: 10,983

    pinch
    Voraussetzung vielleicht dazu, dass man die eher zaghaft angedeuteten jeweiligen kleinen Verweise (Iggy Pop, Stroszek…) und finalen Gesten in der Schlusssequenz vielleicht nicht unbedingt hundertpro einsortieren und entsprechend verwerten mag, wenn man den Ablauf der Story und dessen einzelnen Steinchen vielleicht nicht schonmal „irgendwo aufgeschnappt“ hat (steht so doch aber eigentlich da). Funktioniert aber offenbar ganz problemlos, von daher habe ich mich da wohl fatal geirrt und bin einem ganz üblen Irrtum mit Pferdefuß, sorry…

    Ich glaube, mich hat nur an Deiner Argumentation gestört, dass Du Dich für Deine Kritik sozusagen in die Perspektive des unbefangenen Zuschauers hineinversetzt, der Du selbst ja nicht bist, um dem Film daraus dann ein Strickchen zu drehen. Es reicht ja, wenn der Film für Dich als Pinch mit Deinem Background aus den von Dir ebenfalls genannten Gründen nicht hundertporzentig funktioniert, Du brauchst dafür doch keine Geiseln.

    Mein Eindruck ist eben, dass z.B. diese kleinen Verweise, die dem Joy Division-Insider (;-)) sicherlich Zusatz-Freude spenden können und von denen ich vermutlich auch nicht alle kapiert habe, für den Genuss des Films als Film (nicht als akurates Bio-Pic) völlig nebensächlich sind. (Anders als dies m.E. bei „I’m Not There“ der Fall war, wo die enzyklopädischen Verweise, Zitate und Anspielungen sozusagen das Grundgerüst des Films ausmachen).

    pinch…lathos Mutmaßung, der Film „sollte auch Leuten gefallen, die vielleicht nicht unbedingt etwas mit JD anfangen können“…

    Das würde ich daher nach wie vor auch so sehen, aus eigener Anschauung wie auch auf dem Feedback anderer gründend.

    --

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    #5949227  | PERMALINK

    bender-rodriguez

    Registriert seit: 07.09.2005

    Beiträge: 4,310

    Bender RodriguezNun, ich bin (so glaube ich zumindest) zu sehr (glühender) Joy Division-Fan und zuwenig Cineast, um zu diesem Diskussionsverlauf überhaupt noch etwas sinnvolles beitragen zu können…

    Nun, jetzt kann ich es doch nicht lassen, noch einen abschliessenden Kommentar diesem Thread hinzuzufügen.

    Wenn man meine Postings, Joy Division betreffend, hier in diesem Forum verfolgt, so wird man immer wieder auf meine ablehnende Haltung gegenüber einer Mystifizierung dieser Band stossen.
    Ich empfinde Corbijns Verfilmung als wohltuenden Abbau aller überspannten Mythen, die sich seit jeher um Joy Division rankten. Diesen Verdienst kann man „24 Hour Party People“ keinesfalls zugestehen. Die doch verhältnismässig relativ nüchterne Darstellung der Musiker und sonstigen Beteiligten in „Control“ lässt das musikalische Vermächtnis Joy Divisions auf eine spezielle Weise nur noch um so grossartiger wirken, als wenn Corbijn lediglich einen überhöhten Film „vom Fan für die Fans“ gedreht hätte. Von den alten, natürlich notwendigen, legendenbildenden Anekdoten und Details („Stroszek“, Iggy Pop’s „Idiot“ in der Auslaufrille vor sich hin eiernd, die vielen liebevoll drapierten Poster und Plakate – herrlich in diesem Zusammenhang der über einem öffentlichen Telefon angebrachte zerfledderte Throbbing Gristle-Flyer -, etc.), die sicherlich von „Insidern“ (…) sofort erkannt und sicherlich erwartet wurden, einmal abgesehen, kann auch der von Joy Division „unbeleckte“ Zuschauer mit „Control“ sehr wohl etwas anfangen. Ich lieh die DVD bereits einem interessierten Kollegen aus – dem ich erst klarmachen musste, daß Paul Young nicht der Urheber von „Love will tear us apart“ ist – und seine Kritik an diesem Film fiel extrem positiv aus.

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    #5949229  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Sachen gibts…

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    #5949231  | PERMALINK

    bender-rodriguez

    Registriert seit: 07.09.2005

    Beiträge: 4,310

    O.k., schon verstanden! Wieder mal ein Beitrag von mir, der für’n Arsch ist… Hätte ich mich nur an mein Post #63 zu diesem Thread gehalten!

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    #5949233  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 45,045

    Ich kann den Beitrag von Dir, Bender, gut nachvollziehen. Die Nüchternheit des Films ist wohltuend bei einer Band wie Joy Division, die in der Tat von vielen mythisch überhöht wird.

    --

    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #5949235  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Bender RodriguezO.k., schon verstanden! Wieder mal ein Beitrag von mir, der für’n Arsch ist… Hätte ich mich nur an mein Post #63 zu diesem Thread gehalten!

    Unsinn! Es fehlte womöglich einfach der Zwinkersmilie. Wegen Paul Young und so… ;-)

    Interessanter Artikel in der Januarausgabe der taz von Andreas Busche, der darin mit Corbijns Film bzw. Ian Curtis‘ Legendenstatus nicht gerade zimperlich umgeht und den Film eher für eine „zwiespältige Angelegenheit“ hält. Muss man nun natürlich nicht alles verinnerlichen oder unterschreiben, was der gute Andreas Busche darin schreibt, aber einige spannende Ansätze liefert er- wie eigentlich stets- mit seiner Rezension dann doch. So ist für Busche der Film einerseits „zwar nicht zu einer wehmütigen, von persönlichen Eindrücken verwässerten Hommage geraten“, anderseits vermisst er aber „das Spezifische, das die Geschichte Ian Curtis‘ erzählenswert macht – ganz abgesehen von so etwas wie einer künstlerischen Vision, die über die bedrückende Traurigkeit in Curtis‘ Leben hinausweist“. Ian Curtis bliebe dem Zuschauer „bis zum Ende so fremd, wie er auch seiner Frau zeitlebens fremd geblieben ist“ und kommt schließlich zu dem Fazit, „Control“ von Anton Corbijn leide „unter dem Paradox, den Mythos um Ian Curtis weiter zu bedienen, während er mit einigen Legenden zu brechen versucht. Denn erstens war Curtis kein wirklich interessanter Typ, schon gar nicht aus der Punk-Perspektive (…) zweitens taugt Curtis weder als Stimme seiner Generation, noch lässt sich sein Freitod in irgendeiner Form mit dem gesellschaftlichen Klima der Ära Thatcher in Zusammenhang bringen. Er war einfach ein trauriger Junge mit Working-Class-Hintergrund. Und drittens rührten Curtis‘ schmerzvolle Texte keineswegs von einer tiefgründigen Weltsicht her, sondern schlicht von seiner Überforderung mit dem Leben“. Als bemerkenswerteste und eindringlichste Sequenz führt Busche jene an, in welcher Curtis nach der Geburt seines Kindes vor dem Eingang des Krankenhauses steht und ins Leere stiert: „Es ist einer der wenigen Momente in Corbijns Film, die Curtis innere Zerrissenheit spürbar machen.“

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    #5949237  | PERMALINK

    bauer-ewald

    Registriert seit: 26.10.2005

    Beiträge: 4,279

    nail75Ich kann den Beitrag von Dir, Bender, gut nachvollziehen.

    Geht mir auch so. Was meintest Du mit „Sachen gibts?“, pinch? Edit: hat sich erledigt, unsere Beiträge haben sich überschnitten.

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    #5949239  | PERMALINK

    nachtmahr

    Registriert seit: 22.01.2005

    Beiträge: 3,198

    lathoWas das RS-Zitat angeht: klingt für mich eher wie eine generelle Absage an Biopics?

    Kommt darauf an, wie man diesen Genre-Begriff definiert (es gibt ja auch Biographien des Denkens und künstlerischen Handelns). „I´m Not There“ wird im Artikel jedenfalls als positives Beispiel angeführt.

    --

    "Wenn man richtig liest, löst man einen innerlichen kreativen Prozess aus. Die meisten Leser inszenieren einen Film. Weswegen es überhaupt kein Wunder ist und mediengeschichtlich konsequent, dass der Roman des 18. und 19. Jahrhunderts in die Erzählkino-Kultur des 20. Jahrhunderts übergegangen ist." (Peter Sloterdijk)
    #5949241  | PERMALINK

    bender-rodriguez

    Registriert seit: 07.09.2005

    Beiträge: 4,310

    pinchUnsinn! Es fehlte womöglich einfach der Zwinkersmilie. Wegen Paul Young und so… ;-)

    Interessanter Artikel in der Januarausgabe der taz von Andreas Busche…

    Sorry, da habe ich wohl etwas überreagiert…

    Ja, dieser Artikel liefert Denkanstösse, die nicht unbedingt komplett abwegig sind. Auch bei aller Begeisterung, die ich für die Musik von Joy Division an den Tag lege, verschliesse ich vor diversen Tatsachen nicht die Augen. Wer Mrs. Curtis‘ Buch gelesen hat, dem wird sicherlich eine gewisse Weltfremdheit, die Ian Curtis an den Tag legte, nicht entgangen sein. Irgendwo in „Touching from a distance“ lässt sich Mrs. Curtis zu der Aussage hinreissen, daß ihr Mann „im Märchenland lebte“. Es entsteht vor dem inneren Auge ein vor Selbstmitleid zerfliessender Musiknerd, der keineswegs Ambitionen entwickelte, die „Stimme seiner Generation“ sein zu wollen. Die unbeholfene Art, wie seine Bandkollegen mit seinen Eskapaden umgingen, bzw. nicht umgehen konnten, spiegelt sich bis zum heutigen Tage in diversen Interviews wieder (z.B. soll Peter Hook auf die Frage, wer bei New Order den geringsten Beitrag leistet, geantwortet haben: „Ian Curtis, der macht schon seit Jahren nichts mehr…“ – wenn das ein Witz gewesen sein soll, dann aber einer, über den man natürlich nicht lachen kann, bzw. der tief blicken lässt…).

    Die Passage von wegen „kein interessanter Typ aus der Punk-Perspektive“ hat natürlich grenzwertigen Charakter. In diesem Zusammenhang empfehle ich Herrn Busche ein wenig Nachhilfeunterricht im Fach „Postpunk“. Allerspätestens 1980 waren im UK „interessante Typen“ in der der „Punk-Perspektive“ allenfalls noch abgehalfterte soundkonservative Gitarrenhelden, die überkommene Parolen brüllten und ein Alkoholproblem hatten, das sie Stolz in der Öffentlichkeit auslebten. Joy Division und ähnliche Bands waren für stehengebliebene Punks natürlich „der Feind“. Aber allerspätestens 1980 konnte man auf die Meinung dieser stehengebliebenen Punks ganz allgemein und getrost keinen Pfifferling mehr geben – und mit Verlaub, „echter Punk“ brachte selbst anstatt „interessanter Typen“ nur noch Witzfiguren zustande…

    Und ja, die Szene vor dem Krankenhaus: Ganz genauso stelle ich mir auch den echten Ian Curtis vor…

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