Re: Control (Anton Corbijn)

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bender-rodriguez

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pinchUnsinn! Es fehlte womöglich einfach der Zwinkersmilie. Wegen Paul Young und so… ;-)

Interessanter Artikel in der Januarausgabe der taz von Andreas Busche…

Sorry, da habe ich wohl etwas überreagiert…

Ja, dieser Artikel liefert Denkanstösse, die nicht unbedingt komplett abwegig sind. Auch bei aller Begeisterung, die ich für die Musik von Joy Division an den Tag lege, verschliesse ich vor diversen Tatsachen nicht die Augen. Wer Mrs. Curtis‘ Buch gelesen hat, dem wird sicherlich eine gewisse Weltfremdheit, die Ian Curtis an den Tag legte, nicht entgangen sein. Irgendwo in „Touching from a distance“ lässt sich Mrs. Curtis zu der Aussage hinreissen, daß ihr Mann „im Märchenland lebte“. Es entsteht vor dem inneren Auge ein vor Selbstmitleid zerfliessender Musiknerd, der keineswegs Ambitionen entwickelte, die „Stimme seiner Generation“ sein zu wollen. Die unbeholfene Art, wie seine Bandkollegen mit seinen Eskapaden umgingen, bzw. nicht umgehen konnten, spiegelt sich bis zum heutigen Tage in diversen Interviews wieder (z.B. soll Peter Hook auf die Frage, wer bei New Order den geringsten Beitrag leistet, geantwortet haben: „Ian Curtis, der macht schon seit Jahren nichts mehr…“ – wenn das ein Witz gewesen sein soll, dann aber einer, über den man natürlich nicht lachen kann, bzw. der tief blicken lässt…).

Die Passage von wegen „kein interessanter Typ aus der Punk-Perspektive“ hat natürlich grenzwertigen Charakter. In diesem Zusammenhang empfehle ich Herrn Busche ein wenig Nachhilfeunterricht im Fach „Postpunk“. Allerspätestens 1980 waren im UK „interessante Typen“ in der der „Punk-Perspektive“ allenfalls noch abgehalfterte soundkonservative Gitarrenhelden, die überkommene Parolen brüllten und ein Alkoholproblem hatten, das sie Stolz in der Öffentlichkeit auslebten. Joy Division und ähnliche Bands waren für stehengebliebene Punks natürlich „der Feind“. Aber allerspätestens 1980 konnte man auf die Meinung dieser stehengebliebenen Punks ganz allgemein und getrost keinen Pfifferling mehr geben – und mit Verlaub, „echter Punk“ brachte selbst anstatt „interessanter Typen“ nur noch Witzfiguren zustande…

Und ja, die Szene vor dem Krankenhaus: Ganz genauso stelle ich mir auch den echten Ian Curtis vor…

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I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sad