Adaption fremder Musikstile oder: "Können Deutsche auch Country"?

Startseite Foren Kulturgut Das musikalische Philosophicum Adaption fremder Musikstile oder: "Können Deutsche auch Country"?

Ansicht von 15 Beiträgen - 241 bis 255 (von insgesamt 267)
  • Autor
    Beiträge
  • #5819785  | PERMALINK

    ruiner

    Registriert seit: 20.08.2009

    Beiträge: 318

    MikkoLetztlich wird hier doch besonders deutlich, was generell für einen großen Teil deutscher Pop- und Rockmusik gilt, man spielt eine Musik, die nicht die ureigene über Jahrzehnte tradierte und verinnerlichte ist, die nicht auf unmittelbar eigener Erfahrung und Entwicklung gründet. Es ist eben ein Unterschied, ob jemand in Texas oder den Appalachen oder im Ruhrgebiet bzw. Odenwald aufgewachsen ist.

    Also muß man sich erst Jahrzehnte mit einer Musik befassen bevor man in der Lage ist diese zu spielen. Meistens sind es doch die jungen Künstler die neue Energie, was Interessantes in die Musikwelt bringen. Die jungen die Genremauern sprängen, nicht in den festgefahrenen Strukturen der Älteren leben.

    Oder geht es jetzt sogar um ein Kollektiv Gedächtnis? Muß erst die Großmutter schon Rock gespielt haben damit der Enkel das auch kann? Diese Diskussion ist für mich nicht Nachvollziehbar, wir leben in einer Globalisierten Welt und beinflussen uns gegenseitig mit unsere Kulturen, also: Scheuklappen runter und Spaß an der Musik haben (oder diese machen) die man mag und nicht auf die, ?die man machen darf?

    --

    Highlights von Rolling-Stone.de
    Werbung
    #5819787  | PERMALINK

    otis
    Moderator

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 22,557

    Reino
    Ob Elvis Presley wirklich eine umfassende musikalische Bildung hatte, wage ich auch zu bezweifeln. Auch Deppen können extrem erfolgreich sein. Möglicherweise ist Blödheit weniger abträglich als Musikkultur wirklich förderlich.

    Natürlich hatte Elvis diese Grundbildung, und zwar im umfassendsten Sinne. Nicht nur hatte er einen vorzüglichen Background an Country, Blues, Gospel, da es die Musik seiner Umgebung war. Der Begriff der musikalischen Grundbildung impliziert aber nicht nur eine intellektuelle Aneignung, sondern auch ein tiefes Verständnis dessen, was musikalisch passiert.
    Zugegeben, selbst das ist nur die eine Hälfte der Medaille, entscheidend ist dann die individuelle Musikalität, auf deren Basis das alles erst spannend und großartig werden kann. Elvis hatte von letzterer ein Übermaß.
    Was davon hat Gabriel, was Westernhagen?

    --

    FAVOURITES
    #5819789  | PERMALINK

    j-w
    Moderator
    maximum rhythm & blues

    Registriert seit: 09.07.2002

    Beiträge: 40,481

    RuinerAlso muß man sich erst Jahrzehnte mit einer Musik befassen bevor man in der Lage ist diese zu spielen.

    Nein natürlich nicht. Aber um es zur Meisterschaft zu bringen muss man einerseits enorm talentiert sein und wenn es um den Ausdruck geht eine Musik auch sehr tief verinnerlicht haben. Und man kann auch ohne diese Tiefe die Musik sicherlich so spielen, dass Menschen ihre Freude daran haben. Aber wenn ich einen Vergleich zu den Größten eines Genres wage, dann liegt die Latte halt sehr hoch.

    --

    Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue
    #5819791  | PERMALINK

    stormy-monday
    Natural Sinner

    Registriert seit: 26.12.2007

    Beiträge: 21,495

    otisNatürlich hatte Elvis diese Grundbildung, und zwar im umfassendsten Sinne. Nicht nur hatte er einen vorzüglichen Background an Country, Blues, Gospel, da es die Musik seiner Umgebung war. Der Begriff der musikalischen Grundbildung impliziert aber nicht nur eine intellektuelle Aneignung, sondern auch ein tiefes Verständnis dessen, was musikalisch passiert.
    Zugegeben, selbst das ist nur die eine Hälfte der Medaille, entscheidend ist dann die individuelle Musikalität, auf deren Basis das alles erst spannend und großartig werden kann. Elvis hatte von letzterer ein Übermaß.
    Was davon hat Gabriel, was Westernhagen?

    Danke Otis. Vor knapp 9 Jahren besuchte ich „Deutschlands grösste Country-Messe“ in Kassel, wo die damals neue CD „Gabriel singt Cash“ mit grossem Bohei promotet wurde. Wie klebrig und unauthentisch hier die Nähe zum grossen Vorbild gesucht und nicht gefunden wurde…… Aber da passte er hin, der Gunther, zum grossen Kinderfasching für „Countryfans“ und Truckermusik.

    --

    The highway is for gamblers, better use yurr sense                                  Contre la guerre    
    #5819793  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    Ruiner also: Scheuklappen runter und Spaß an der Musik haben (oder diese machen) die man mag und nicht auf die, ?die man machen darf?

    Von Dürfen war nicht die Rede. Jeder wie er mag und kann, da spricht doch nichts dagegen. Aber vergleichen sollte man sich nicht mit den Originalen. Darum geht’s. Ansonsten siehe otis, j.w. und Stormy Monday.

    --

    Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!
    #5819795  | PERMALINK

    bender-rodriguez

    Registriert seit: 07.09.2005

    Beiträge: 4,310

    MikkoLetztlich wird hier doch besonders deutlich, was generell für einen großen Teil deutscher Pop- und Rockmusik gilt, man spielt eine Musik, die nicht die ureigene über Jahrzehnte tradierte und verinnerlichte ist, die nicht auf unmittelbar eigener Erfahrung und Entwicklung gründet. Es ist eben ein Unterschied, ob jemand in Texas oder den Appalachen oder im Ruhrgebiet bzw. Odenwald aufgewachsen ist.

    Nun kenne ich mich mit tradierter und verinnerlichter Countrymusik nicht aus (man sieht, ich bin in Südhessen aufgewachsen und nicht in den Appalachen…), jedoch bin ich prinzipiell entschieden anderer Meinung – gerade wenn es um das (hier im Forum mittlerweile leidig gewordene) Thema „Deutsche Popmusik“ geht. Ich kann doch durchaus eine mir emotional nahestehende Musik über einen gewissen Zeitraum hinweg derart „verinnerlichen“ und mit meiner eigenen Erfahrung verbinden, daß sie einen eigenständigen (von mir aus auch in drei Teufels Namen: einen „authentischen“) Anstrich erhält, wenn ich sie als Musiker schlußendlich reproduziere.

    Oder sollen „wir“ tumben hüftsteifen Deutschen gefälligst „angloamerikanische“ Pop-/Rockplatten in passiver Ehrfurcht hören – wenn überhaupt! Vielleicht sollten „wir“ ja besser nur „unserem“ „Kulturkreis“ frönen – und Marschlieder brüllen.
    Ich bitte um Entschuldigung für meine Polemik, aber der Threadteiltitel „Können Deutsche auch Country“ (selbst wenn Ironie dahinter stecken sollte…), halte ich für eine unangemessene Abwertung. Hier und jetzt Country, demnächst wird Funk, Jazz und sowieso Rock’n’Roll aus Deutschland auf die Tauglichkeitsprobe und nicht zuletzt in Frage gestellt.

    Der Umkehrschluß:
    Was können „wir“ Deutschen also besser, was andere aufgrund mangelnder Erfahrung und Tradition nicht können – und auch besser nicht ausprobieren sollten? Bleiben wir im Bereich der etwas weitergefassten Popmusik: Nur wer in (deutschen) Industrielandschaften geboren und aufgewachsen ist, kann so richtig Industrial, Electro und urbane Tanzmusik. Landeier sollten dazu besser auch nicht tanzen, wozu also dann noch Discos in der Pampa und überhaupt: sonstiger kultureller Austausch?

    Am Besten lässt jeder seine Kirche (seinen Gospel und sein Gesangbuch) im eigenen Dorf…

    Nachtrag, da ich gerade erst Beitrag #245 gelesen habe: Mikko, auch das Vergleichen mit den Originalen muß gestattet sein, denn wie will man denn sonst
    a) von ihnen wirklich lernen können?
    und noch wichtiger:
    b) seine eigenen Schwachpunkte und sein eigenes Unvermögen letztlich erkennen können?

    --

    I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sad
    #5819797  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    Bender RodriguezIch kann doch durchaus eine mir emotional nahestehende Musik über einen gewissen Zeitraum hinweg derart „verinnerlichen“ und mit meiner eigenen Erfahrung verbinden, daß sie einen eigenständigen (von mir aus auch in drei Teufels Namen: einen „authentischen“) Anstrich erhält, wenn ich sie als Musiker schlußendlich reproduziere.

    Im Prinzip sollte das möglich sein. Oder zumindest eine sehr starke Annäherung bis hin zur „gefühlten“ Authentizität. Es gibt sicher Beispiele. Im Garage Beat, in dem ich mich so gut auskenne wie sonst nirgends, gibt es eine handvoll deutscher Bands, die sich dem Ideal stark nähern und auch im Ausland in den entsprechenden Szenen durchaus Anhänger fanden und finden. Allerdings singen sie Englisch und sind auch sonst nicht als deutsche Bands zu erkennen.

    Schon bei der Verwendung der deutschen Sprache wird’s wieder problematisch. Bitte nicht falsch verstehen. Ich hab weder was gegen deutsche Texte, noch bin ich dagegen Stile und Stilistiken zu adaptieren, zu kopieren oder eben weiterzuentwickeln und mit Eigenem zu verschmelzen.
    Nur ist das dann etwas Neues und ein Vergleich mit dem ursprünglichen Original macht keinen Sinn mehr. Ob es mir gefällt oder nicht, steht dabei auf einem anderen Blatt.

    Ein Vergleich im Sinne Deines Nachtrags, Bender, ist natürlich gestattet. Nicht jedoch ein Vergleich auf Augenhöhe, der die Unterschiede ausblendet bzw. nivelliert.

    --

    Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!
    #5819799  | PERMALINK

    bender-rodriguez

    Registriert seit: 07.09.2005

    Beiträge: 4,310

    MikkoAllerdings singen sie Englisch und sind auch sonst nicht als deutsche Bands zu erkennen.

    Was man durchaus auch als Selbstverleugnung werten kann. Spannend wird es für mich jedoch dann, wenn sich die geliebte Musik, bzw. der Sound der Vorbilder mit der ureigenen Sozialisation, dem Umfeld, der eigenen Identität, etc. verbindet. Ein schönes Beispiel hierfür ist „Grauschleier“ von den Fehlfarben. Neben dem unüberhörbaren musikalischen UK-(Post-)Punk-/The Clash-/Wire-Überbau wird gerade durch den deutschen Text ein eigenständiges und identitätsstiftendes Stück Musik daraus, das weder Herzblut, noch eine gewisse Ehrlichkeit vermissen lässt. „Ein Grauschleier hängt über der Stadt, den meine Mutter noch nicht weggewaschen hat“; das wurde/wird verstanden (und ich spreche nicht von einer Sprachbarriere als Hemmnis) und durchaus auf (s)eine spezielle Art und Weise als „authentisch“ wahrgenommen. Und trotz des frühen Künstlernamens Janie Jones dürfte Peter Hein wohl niemals für sich in Anspruch genommen haben, Sänger der „deutschen Clash“ gewesen zu sein…
    Vorbilder zu achten, von mir aus auch zu verehren und Vergleiche wie oben von mir angeführt zu ziehen, bilden nun wirklich keine Gegensätze. Und die Unterschiede, die Du anführtest, wird wohl jeder Künstler, der (noch) bei klarem Verstand ist, wahrnehmen, respektieren und auch kaum aus den Augen verlieren.

    Ich weiß, wie dämlich immer wieder diese oftmals hilflosen Versuche sind, Vergleiche zu ziehen, bzw. eine Band/einen Künstler stilistisch zu präsentieren: angefangen vom „deutschen Elvis“, über die „deutschen Beatles“ bis hin zu den „belgischen Joy Division“ und den „spanischen Kraftwerk“ spiegelt solcherlei immer wieder hinkende Superlative, Hilflosigkeit, aber auch ein gerüttelt Maß Ironie wider. Auch wenn es ärgerlich ist, wirklich ernst nehmen darf man das nicht. Ich kenne nun das Ego, bzw. die Psyche von Herrn G. Gabriel nicht, aber ich denke, so vermessen ist selbst der Mann nicht, um sich auf „Augenhöhe“ von Johnny Cash zu wähnen.

    Schon bei der Verwendung der deutschen Sprache wird’s wieder problematisch.

    In sehr vielen Fällen sicherlich. Grausliche Beispiele natürlich die eingedeutschten Popsongs, deren sich eine Menge Schlagersänger in den Siebziger Jahren bedienten. Aber grundsätzlich habe ich persönlich keinerlei Berührungsängste. Aber meine Hörgewohnheiten wurden ja auch von der „wahren NDW“ nicht unerheblich geprägt. Aber das weißt Du ja…

    Nur ist das dann etwas Neues und ein Vergleich mit dem ursprünglichen Original macht keinen Sinn mehr.

    Im Prinzip hast Du mit dieser Aussage Recht. Jedoch darf man eines nicht vergessen, selbst ein aus verschiedenen Stilen hervorgegangenes neues Genre wird irgendwann einmal zu einem besagten „Original“. Und dies ist gewiss kein alleiniger Prozess oder eine Erfindung der jüngeren Pophistorie. Als zu einer gewissen Zeit aus der Verschmelzung verschiedener Stilrichtungen schliesslich Rock’n’Roll entstand, war das Gezeter irgendwelcher Authentizitätsfanatiker sicherlich auch laut und vernehmlich…

    Ich bin kein Stilpurist – ich empfinde den musikalischen Fortschritt und die Erweiterung, bzw. Öffnung der Genres stets als wahren Segen. Von daher liegt mir Gralshüterei nicht sonderlich. Jedoch ziehe ich auch nicht so oft Vergleiche. Aber ich gebe gerne zu: die mediale Erwähnung der x-ten angeblichen Joy Division-Gedächtnisband nervt auch mich…

    --

    I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sad
    #5819801  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    Bender, wir sind da gar nicht so weit auseinander. Ich schätze zum Beispiel – im Gegensatz zu anderen Garage Beat Freunden – die deutschsprachigen Platten von den Cool Jerks z.B. durchaus. So wie ich Manuela und Drafi damals mit ihrem deutschen Beat gerne mochte.
    Und die Fehlfarben gehören zumindest mit ihren frühen Platten zu den wenigen deutschsprachigen Bands, die sich bis heute in meinen Regalen hartnäckig halten.

    Es geht ja auch in diesem Thread vor allem um Country Musik. Und da ist die Absurdität einer deutschen Variante halt besonders ohrenfällig.

    --

    Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!
    #5819803  | PERMALINK

    j-w
    Moderator
    maximum rhythm & blues

    Registriert seit: 09.07.2002

    Beiträge: 40,481

    MikkoEs geht ja auch in diesem Thread vor allem um Country Musik. Und da ist die Absurdität einer deutschen Variante halt besonders ohrenfällig.

    Wobei ich der Meinung bin, dass Blues auf Deutsch um ein vielfaches besser funktioniert. Egal ob Rio Reiser, Gerd Köster (die ich diesbezüglich am besten finde) oder Stoppok oder …

    --

    Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue
    #5819805  | PERMALINK

    mick67

    Registriert seit: 15.10.2003

    Beiträge: 76,900

    j.w.Wobei ich der Meinung bin, dass Blues auf Deutsch um ein vielfaches besser funktioniert. Egal ob Rio Reiser, Gerd Köster (die ich diesbezüglich am besten finde) oder Stoppok oder …

    Das Dritte Ohr!

    --

    #5819807  | PERMALINK

    stormy-monday
    Natural Sinner

    Registriert seit: 26.12.2007

    Beiträge: 21,495

    Deutscher Blues von deutschen Baumwollfeldern :dance:
    Aber stimmt, das geht besser als Tom Astor. Hat vermutlich damit zu tun, das das, was wir hier eigentlich besprechen, deutscher Country, immer billigste Truckercountryschlagerwurstsuppe war. Linda Fellner.
    Und (weisser) Blues hatte ja schon mit Deutschsprachlern wie Alexis Korner seine authentische und viel frühere Einführung und Akzeptanz in Deutschland.
    Mit dem Blues- Revival aus England in den 60-er Jahren und der Weiterentwicklung und Modernisierung des Blues durch die Beatles und Stones, Hendrix und die Doors, to name but the cream, ist Blues im weitesten Sinn mehr verwurzelt.

    --

    The highway is for gamblers, better use yurr sense                                  Contre la guerre    
    #5819809  | PERMALINK

    reino

    Registriert seit: 20.06.2008

    Beiträge: 5,700

    MikkoLetztlich wird hier doch besonders deutlich, was generell für einen großen Teil deutscher Pop- und Rockmusik gilt, man spielt eine Musik, die nicht die ureigene über Jahrzehnte tradierte und verinnerlichte ist, die nicht auf unmittelbar eigener Erfahrung und Entwicklung gründet. Es ist eben ein Unterschied, ob jemand in Texas oder den Appalachen oder im Ruhrgebiet bzw. Odenwald aufgewachsen ist.

    Du forderst etwas für die deutsche Popmusik, das nirgendwo sonst Geltung hat. Die Beatles sind auch nicht mit seit Generationen mündlich überliefertem Rock’n Roll aufgewachsen. Die haben das im Radio gehört und nachgespielt. Und Bob Dylan ist in einem jüdischen Haushalt aufgewachsen, hat sich mit 19 Jahren die zum großen Teil auf der Musik irischer Einwanderer basierene Folkmusik samt künstlichem Dialekt und Gesangsstil angeeignet und später sogar Gospels geschrieben (also die Musik christlicher Schwarzer).
    Und natürlich wachsen seit Jahrzehnten die Jugendlichen weltweit mit der gleichen Musik im Radio und im Fernsehen auf (mit ein paar regionalen Varianten). Und selbst die Sprachkenntnisse sind oft nicht so unterschiedlich (auch die Amerikaner können kein Englisch).

    Und hier eine Seite über deutsche Country-Bands. Sehr schön:

    Mister Miller
    Der Teufelgeiger „Mr. Miller“ spielte mit Nina Hagen, Gerd Christian und Achim Mentzel, war auf Tournee mit Jonny Hill und hatte TV Auftritte bei „Kilometer 330“. In seiner Country- und Westernmusicshow spielt er live mit seiner Fiddle zum Halbplayback Dallas, Bonanza, Cotton Fields, Yellow Rose of Texas, Oh Susanna, Oh my Darling, Glory Halleluja, US-Hymne…..

    Bernd Kreissl von „Take it easy“ hab ich 1997 auf dem Texterseminar der GEMA kennengelernt. Ohne jetzt genau verfolgt zu haben, was er so treibt (Comedy macht er neuerdings auch), vielleicht ist das ein Kandidat für die eingangs angefragten anspruchsvollen Texte (zumindest vielleicht „nicht ganz so doof“).

    --

    Noch mehr Comics für alle! Jetzt PDF herunterladen!
    #5819811  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    Was ich fordere bzw. besser was ich beschreibe, das gilt überall auf der Welt. Wenn die Beatles den Rock’n’Roll adaptieren, dann machen sie das natürlich auch erstmal als Kopisten und als glühende Verehrer der Originale. Nicht anders Dylan, wenn er die Folk, Blues und Country Musik seiner Heimat erforscht.
    In beiden Fällen gibt es eine Sprachbarriere nicht, wenn man jetzt von mundartlichen und lokalen Unterschieden mal absieht.

    In einem späteren Beitrag schrieb ich übrigens auch, dass eine Adaption fremder Musikstile und Traditionen nicht grundsätzlich unmöglich oder verwerflich ist. Es gehört dazu jedoch ein intensives Studium der Originale ebenso wie ein respektvoller Umgang mit ihnen. Davon ist gerade hierzulande leider selten etwas zu spüren.

    Wenn ich mir die verlinkte deutsche Countryseite so anschaue, dann möchte ich mit keinem dieser Künstler nähere Bekanntschaft machen. Auch nicht nicht durch das Anhören ihres musikalischen Outputs.

    Mick, Das Dritte Ohr lieferte Ende der 70er / Anfang der 80er in der Tat eine auf gewisse Art authentische deutsche Version des Blues, wenn man großzügig ist. Hat sich in meinen Ohren aber auch schnell abgenutzt und klingt heute eher abgedroschen bis peinlich.

    --

    Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!
    #5819813  | PERMALINK

    mick67

    Registriert seit: 15.10.2003

    Beiträge: 76,900

    Mikko…Mick, Das Dritte Ohr lieferte Ende der 70er / Anfang der 80er in der Tat eine auf gewisse Art authentische deutsche Version des Blues, wenn man großzügig ist. Hat sich in meinen Ohren aber auch schnell abgenutzt und klingt heute eher abgedroschen bis peinlich.

    Live auf keinen Fall!

    --

Ansicht von 15 Beiträgen - 241 bis 255 (von insgesamt 267)

Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.