Umfrage: Die 20 besten Tracks von Tocotronic

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    Beiträge
  • #12318153  | PERMALINK

    gipetto
    Funk 'n' Punk

    Registriert seit: 04.02.2015

    Beiträge: 13,663

    wa
    Aber wahrscheinlich nur mit Tracks aus den ersten vier Alben.

    Dort finden sich ja im Wesentlichen auch die besten Tracks. :good:

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    "Really good music isn't just to be heard, you know. It's almost like a hallucination." (Iggy Pop)
    Highlights von Rolling-Stone.de
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    #12318157  | PERMALINK

    jackofh

    Registriert seit: 27.06.2011

    Beiträge: 3,739

    In der Albenwertung schneiden die „Hamburger“ tatsächlich bisher gut ab. Vor der Umfrage hätte ich eine breitere Streuung vermutet. Ich erwarte aber auch noch Listen, die eher dem späteren Werk zugetan sind.

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    #12318207  | PERMALINK

    duplo

    Registriert seit: 23.05.2010

    Beiträge: 2,767

    jackofhAuch die neunte Liste führt noch geschlagene fünf neue Tracks ins Feld,

    Sind es mit Platz #3, 7, 8, 10, 16 und 17 nicht sogar sechs neue Tracks? Oder habe ich etwas übersehen?

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    #12318217  | PERMALINK

    jackofh

    Registriert seit: 27.06.2011

    Beiträge: 3,739

    Nein, du hast völlig recht! Das Problem ist in diesem Fall, dass ich nicht bis sechs zählen kann …  :wacko: Insgesamt sind nach neun Listen 83 Tracks nominiert. An der Spitze hat sich ein Track etwas abgesetzt. Dahinter geht es jedoch sehr eng zu, so dass jede Liste derzeit für Bewegung in der Top Ten sorgt.

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    #12320391  | PERMALINK

    mahoney

    Registriert seit: 29.08.2012

    Beiträge: 771

    01. Meine Freundin und ihr Freund
    02. Ich habe Stimmen gehört
    03. Pure Vernunft darf niemals siegen
    04. Drüben auf dem Hügel
    05. Der achte Ozean
    06. Letztes Jahr im Sommer
    07. So jung kommen wir nicht mehr zusammen
    08. Aus meiner Festung
    09. Neues vom Trickser
    10. Ich bin viel zu lange mit euch mitgegangen
    11. Dein geheimer Name
    12. Ich verabscheue euch wegen eurer Kleinkunst zutiefst
    13. Hi Freaks
    14. Die Welt kann mich nicht mehr verstehen
    15. Explosion
    16. Aber hier leben, nein danke
    17. Die Idee ist gut, doch die Welt noch nicht bereit
    18. Gegen den Strich
    19. Mein Ruin
    20. Die Sache mit der Team Dresch Platte

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    #12320859  | PERMALINK

    penguincafeorchestra

    Registriert seit: 21.04.2003

    Beiträge: 2,475

    1 . Hi Freaks
    2 . Schatten werfen keine Schatten
    3 . Nach Bahrenfeld im Bus
    4 . Free Hospital
    5 . Sie wollen uns erzählen
    6 . Vier Geschichten von dir
    7 . Neues vom Trickser
    8 . Bis uns das Licht vertreibt
    9 . Schritte auf der Treppe
    10 . Morgen wird wie heute sein
    11 . Jenseits des Kanals
    12 . Alles was ich immer wollte war alles
    13 . Für immer dein Feind
    14 . Letztes Jahr im Sommer
    15 . Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein
    16 . Wolke der Unwissenheit
    17 . Die Unendlichkeit
    18 . Der schönste Tag in meinem Leben
    19 . Let There be Rock
    20 . Kapitulation

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    I used to be darker, then I got lighter, then I got dark again
    #12322335  | PERMALINK

    jackofh

    Registriert seit: 27.06.2011

    Beiträge: 3,739

    Vielen Dank für eure Listen Mahoney und Penguincafeorchestra. Der wochenendliche Ausgehzwang lässt sie mich erst jetzt detaillierter betrachten. Bei @mahoney fällt zunächst auf, dass die ersten sechs Plätze ausschließlich von Tracks von zwei Alben, nämlich „Digital ist besser“ und „Pure Vernunft darf niemals siegen“, belegt werden. Auf Platz eins steht mit der Rohmer-Hommage „Meine Freundin und ihr Freund“ in der zehnten Liste bereits der neunte Track! Beliebtestes Album ist jedoch „Pure Vernunft“ mit fünf Nennungen, bei dem erstmals Rick McPhail als viertes Bandmitglied offiziell mit an Bord war. Nach der Mammutproduktion des „weißen Albums“ wollten Tocotronic zurückkehren zu ihren puristischen Anfangstagen und spielten das Album in gerade einmal neun Tagen live ein. Ein Ansatz, den die Band in Interviews mit dem Kino Lars von Triers verglich (konkret wurde „Dogville“ mehrmals als Referenz angeführt). Es war das letzte Album bei L‘Age d‘Or und das erste mit dem neuen Produzenten Moses Schneider – und damit der Auftakt der „Berlin-Trilogie“. Die Presse war zunächst von der „Märchenplatte“ (Dirk v. Lowtzow) nicht einhellig begeistert. Die NZZ meckerte, die Musiker seien „alles andere als Virtuosen“, das Schlagzeugspiel Arne Zanks sei „eckig und plump“, von Lowtzow würde in höheren Tonlagen oft daneben liegen und die Bassfiguren von Jan Müller nach Lehrbuch klingen. Außerdem sehe Rick McPhail „nicht nur aus wie eine Mischung aus Holzfäller und Pfarrer“, sondern er spiele auch so (was immer das bedeuten mag). Ganz hart auch das Urteil der Visions im Vier-Ohren Test:

    Patrick Großmann (Visions): Wer immer Tocotronic eingeredet haben mag, ihr Heil analog zu den Beatsteaks, die damit fraglos glänzend fuhren – in Kreuzberger Hinterhof-Kellern und ohne Rettungsleine auf die Harddisc gerotzten, entschlackten Jams zu suchen: Er hat der Band einen Bärendienst erwiesen. Hüben arschtighte Rocksäue, drüben vier vor sich hin schrammelnde Ex-Studis, die die eigenen Füße begutachten – das geht, Dialektik hin oder her, bitter in die Hose. Weil es nicht für fünf Zloty groovt. Klingt wie nicht gekonnt. Langwei-ei-ei-eilt.

    Ganz anders das Urteil des Publikums, das Tocotronic mit „Pure Vernunft“ die erste Top-3-Platzierung in den deutschen Charts verschaffte. Das Album hielt sich insgesamt 18 Wochen in den Charts, so lange wie kein Tocotronic-Album vorher oder nachher. Noch heute ist die Platte bei Fans sehr beliebt, bei Spotify ist der Titeltrack der zweitmeistgehörte der Band.

    Ungewöhnlicher in Mahoneys Liste ist jedoch die Platzierung von „Ich habe Stimmen gehört“ auf Platz 2. Wer hier das Referenzenspiel spielt, kommt sicher schnell bei Filmklassikern an: allein schon in den ersten beiden Zeilen „Ich habe Stimmen gehört / Ich habe Dinge gesehen“. „I heard voices“ sagt die Nonne am Ende von Hitchcocks „Vertigo“ aus dem Dunklen, bevor Judy verängstigt vom Turm springt. „I’ve seen things you people wouldn’t believe“ sagt der von Rudger Hauer gespielte Replikant Roy Batty gegen Ende von „Blade Runner“ in dem berühmten „Tannhäuser Tor“-Monolog kurz vor seinem Tod. Womit sich ggf. der Kreis schließt zu den Hinweisen auf die Filmwelt, die die Band in den das Album begleitenden Interviews gab. Das „Tannhäuser Tor“ zitiert von Lowtzow übrigens später noch einmal explizit: in dem Track „Spiralen“ auf dem roten Album.

    Mahoney gab zudem (erst) die zweite Stimme für „Gegen den Strich“ ab. Der Song ist durchaus ein Liebling der Band selbst: „Die Adaption des Fin-de-Siècle-Klassikers À rebours von Joris-Karl Huysmans ist gleichzeitig ein romantisches Liebeslied an eine(n) unmoralische(n) Lehrmeister(in) und eine Huldigung an Lawrence, den tollen Sänger der britischen Popgruppe Felt. Jan Müllers Basslinien sind die Schönsten seit Erfindung des Instruments, wir schwören.“ Ebenso wie Morrissey (in der Auslaufrille der UK-Single von „Bigmouth Strikes Again“) benutzt von Lowtzow das Oscar-Wilde-Zitat „talent borrows, genius steals“ direkt zu Beginn des Songs als Leitmotiv. „À rebours“ ist schließlich (mutmaßlich) das Buch, das Dorian Gray zu seinem Lebensstil inspirierte. Auch Pete Doherty ist Fan und zitierte es mit den Babyshambles. Im Video zu dem Tocotronic-Stück liegt das zerlesene Taschenbuch einsam in einer leeren Flughafenhalle herum.

    Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen, die Band von Carsten Friedrichs, hat zusammen mit Andreas Dorau und Friedrich Sunlight „Gegen den Strich“ – liebevoll bis in die Mimikry des Albumartworks – gecovert. Friedrichs ist ein langjähriger Wegbegleiter aus alten Hamburger Tagen, Jan Müller gehörte zur Urbesetzung der LDGG-Vorgängerband Superpunk. Frank Spilker hat zu der Verbindung eine lustige Passage in seinem „Tocotronic Text“ untergebracht, der auch die Atmosphäre im Ur-Pudel-Club gut einfängt, in dem Spilker damals jobbte:

    Frank Spilker: Vor ein Uhr nachts werden kaum nennenswert viele Leute den Laden betreten. Das ist halt so Tradition. In den beiden Städten, in denen es keine Sperrstunde gibt, geht man nicht aus, bevor andernorts die Kneipen geschlossen werden. Wenn keine privaten Freunde kommen, die gerade nicht wissen, wie sie den frühen Abend herumbekommen sollen, werden wir, das Tresenpersonal und die DJ’s, mit Sicherheit die nächsten eineinhalb Stunden für uns haben. Nur ab und zu wird einer der beiden Plattenaufleger das Gespräch unterbrechen müssen, weil das gerade abgespielte Vinyl zu Ende geht.

    Heute wird wieder Punk diskutiert. Es geht darum, was Punk ist und was nicht. Wo genau die Grenze verläuft. Das ist auch deshalb wichtig, weil die Gründung der Band „Superpunk“, in deren Ur-Besetzung Jan mitspielen wird, kurz bevorsteht. Abgesehen davon ist so etwas natürlich ohnehin ein wichtiger Diskussionspunkt. Genauso wichtig wie: „Was ist Kunst und was nicht?“, oder „Was ist Pop und was nicht?“, oder „Wer bin ich?“, „Was bin ich?“ und „Ist das wirklich Liebe, oder nur Lust?“ Ich halte mich weitgehend heraus, da ich mich schon nach kurzer Zeit wie ein alter Sack fühle. In der Gegend, aus der ich komme, war Punk so ungefähr um das Jahr 1983 herum nach „Nelly the Elefant“ zu Tode kommerzialisiert und, wie wir fanden, durchkonjugiert. Spätestens 1986 war aus Post-Punk Neo-Pop geworden und das Thema damit erledigt. Nur ein einziger übrig gebliebener Punk mit Nietenlederjacke und Iro-Frisur tanzte noch im Forum Enger herum und war dabei eigentlich schon eher so etwas wie ein Denkmal als wirklich eine lebendige Person. Nur die Pogues gingen noch als halbwegs authentische Folkloristen durch. Aber die jungen Leute sehen das anders. Hier in Hamburg, wo die Hafenstrasse noch stark ist, sieht man das sowieso anders. Und die Amis auch. Ich jedenfalls hätte eine Art Pop-Band wie Sonic Youth oder Nirvana niemals mit Punk in Verbindung gebracht. Das ist irgendwie so, na ja, zehn Jahre später halt. Und so gar nicht britisch. Toco-Jan jedenfalls weiß immer genau, was Punk ist und was nicht. In unserer Dreierrunde bin ich überhaupt der einzige, der in dieser Frage zu Zugeständnissen bereit ist. Da der Streit darüber die ganze Zeit von launigen, besserwisserischen Kommentaren vor allem von Carsten begleitet wird, tun die Differenzen der Stimmung keinen Abbruch. Im Gegenteil. Je mehr Bier, gerne auch Jägermeister, vergossen wird, desto mehr Spaß kommt auf.

    Falls irgendwer bis hierhin gelesen haben sollte: Auch Mahoneys Liste enthält noch Premieren, nämlich „Die Sache mit der Team Dresch Platte“ sowie „Aus meiner Festung“ und „Explosion“ vom Album „Kapitulation“. Die Zeilen „Alles gehört dir / Eine Welt aus Papier“ und die Riefenstahl-Verkehrung „Alles explodiert / Kein Wille triumphiert“ aus letzterem Track wurden erneut von Dendemann gesamplet, diesmal solo in „Papierkrieg“.

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    #12322337  | PERMALINK

    jackofh

    Registriert seit: 27.06.2011

    Beiträge: 3,739

    Als Parallele zu Mahoney gibt es auch in der Liste von @penguincafeorchestra Tracks von zwei Alben, die die Spitzenplätze unter sich ausmachen. Hier sind es jedoch das „weiße Album“ von 2002 und „Es ist egal, aber“ von 1997, die die ersten sieben Plätze einnehmen. Mit jeweils fünf Nennungen belegen die Tracks beider Alben insgesamt gleich die Hälfte der Listenplätze. An der Spitze steht der einzige Track, dem dies bislang in mehr als einer Liste gelang: „Hi Freaks“, gefolgt von „Schatten werfen keine Schatten“, dem Favoriten von Shanks. Mich freut besonders die erste Nennung für „Morgen wird wie heute sein“ und die hohe Platzierung (und das gute Abschneiden insgesamt bisher) von „Free Hospital“. In einem Interview mit Jan Wigger hatte Dirk von Lowtzow dafür seine Inspirationen genannt:

    Dirk von Lowtzow: Es geht diesmal schon mehr um Assoziationen, Nebeneinanderstellungen und Verzahnungen. Beispielsweise setzt sich der Titel des Stückes Free Hospital so ein bisschen aus David Bowies Memory Of A Free Festival und dem Lied Liebe ist ein Hospital einer eher unbekannten Band aus Österreich [gemeint ist Hotel Morphila Orchester] zusammen. Ich finde es einfach interessant, wenn bestimmte Wörter in einem anderen Kontext auch eine ganz andere Bedeutung erlangen.

    Musikalisch wird in dem Track ein Thomas-Mann-Sanatoriums-Gefühl evoziert, gerade durch den Drone-Effekt zu Beginn, der auch im Text als „leises Summen“ aufgenommen wird. Auch Punk-Papst Jan Müller hat in seinem Podcast hervorgehoben, dass es in dem Lied v.a. um die Beschreibung einer Stimmung im Krankenhaus geht, nennt aber als Referenz „Unfall“ von Abwärts.

    Auffällig an der Liste von Penguincafeorchestra sind noch das weitgehende Fehlen des Frühwerks sowie die Präsenz von „Die Unendlichkeit“ mit drei Tracks, darunter mit „Alles was ich immer wollte war alles“ eine Erstnennung. Am höchsten jedoch ist „Bis uns das Licht vertreibt“ auf Platz 8 gerankt. Auch hier geht es um eine Stimmung in räumlicher Abschirmung. Die Band hat es wunderbar beschrieben:

    Tocotronic: Ein Lied über Isolation in Wohnungen. Die Angst kriecht die Wände hinab und von dort aus über die Nackenlinie direkt ins Gehirn, so wie Friedrich Paravicinis kongeniale Klavierakkorde bei der Aufnahme des Liedes in unsere Gehörgänge. Im dazugehörigen Video glänzte die deutsche Schauspielerin Jasna Fritzi Bauer. Danke!

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    #12322369  | PERMALINK

    opd2

    Registriert seit: 21.06.2016

    Beiträge: 2,457

    Ich kenne den Bandkatalog nicht annähernd so gut, als das ich mir hier eine Bewertung zutraue, sicher wäre der Fokus meiner Liste aber stark auf „Digital ist besser“.

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    #12322459  | PERMALINK

    mahoney

    Registriert seit: 29.08.2012

    Beiträge: 771

    Sehr schön geschrieben @jackofh
    Vertigo habe ich zufällig vor einer Woche zum ersten Mal gesehen, wäre aber eine fette Lüge, wenn ich behaupten würde, da irgendein Zusammenhang erkannt zu haben, so lernt man sogar noch etwas dazu.

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    #12322465  | PERMALINK

    hat-and-beard
    dial 45-41-000

    Registriert seit: 19.03.2004

    Beiträge: 20,522

    Die Band und ich haben uns inzwischen im Guten getrennt, aber was Du hier so schreibst und an Kontext lieferst, @jackofh, ist große Klasse.

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    God told me to do it.
    #12322675  | PERMALINK

    jackofh

    Registriert seit: 27.06.2011

    Beiträge: 3,739

    Dankeschön, ihr beiden. Was die Referenzen angeht, ist alles, was nicht explizit von der Band benannt wurde, natürlich auch Spekulation meinerseits. War „Vertigo“ tatsächlich Inspiration für „Ich habe Stimmen gehört“? Ich halte es für möglich, weil es (wie der „Blade Runner“-Monolog) zur Stimmung des Songs passt, wo es um Wunden und Verstörung geht und um Schwellen in die Unendlichkeit, die gekreuzt werden. Von Lowtzows Mashup-Techniken beim Texten vermischen ohnehin so ziemlich alles miteinander – vom Profanen bis Erhabenen, so dass am Ende die Bezüge wieder verwischen und sich ein schier unendlicher Interpretationsraum öffnet. Mir macht es mal Spaß, den Referenzen nachzujagen, mal ermüdet es mich auch. Vom Anspruch der Originalität hat die Band sich ja schon sehr lange verabschiedet (nicht erst explizit seit „Keine Meisterwerke mehr“). Für mich ist sie dadurch kurioserweise berechenbarer (und leider auch uninteressanter) geworden. Mir geht es wie einigen hier, dass das Frühwerk damals eine große Rolle für mich gespielt hat – aber ich habe nur noch drei LPs von ihnen im Schrank, wovon ich auch nur noch eine regelmäßiger auflege.

    Ich hoffe, das demotiviert jetzt aber niemanden, hier noch mitzumachen! Bis Sonntagabend könnt ihr eure Listen abgeben. Jede*r ist willkommen, detaillierte Kenntnisse des Gesamtwerks werden nicht abgeprüft. ;-) Nur sollte die Liste auch aus echten Titeln bestehen und nicht aus Verballhornungen, wie bei diesem Forums-Fundstück:

    1. Ich bin gar nicht zornig, sondern verhätschelt
    2. Keiner verstimmt Meine Gitarre so wie ich
    3. Ich will keine Atteste fälschen um zu schwänzen!
    4. Meine Schwester schneidet mir nie die Haare!
    5. Mein Bafög reicht nicht für neue Saiten!
    6. Matchboxautoklauer
    7. Mein Computer kann nur bis eins zählen
    8. Warum haben Wir uns nicht aufgelöst?
    9. Ich trete in der Schanze immer in Hundekacke!
    10. Meine Tupperdose lag auf der Heizung

    --

    #12322869  | PERMALINK

    was
    You can call me "sam"

    Registriert seit: 17.01.2010

    Beiträge: 11,282

    01. Die Welt kann mich nicht mehr verstehen
    02. Über Sex kann man nur auf Englisch singen
    03. Pure Vernunft darf niemals siegen
    04. Wir sind hier nicht in Seattle, Dirk
    05. Ich heirate eine Familie
    06. Ich möchte irgendwas für dich sein
    07. Aber hier leben, neun danke
    08. Ich habe geträumt, ich wäre Pizzaessen mit Mark E. Smith
    09. Ich verabscheue euch wegeneurer Kleinkunst zutiefst
    10. Komm mit in meine freie Welt
    11. Mein Ruin
    12. Sie  wollen uns erzählen
    13. Drüben auf dem Hügel
    14. Gott sei Dank haben wir Beide uns gehabt
    15. Let There Be Rock
    16. Chaos
    17. Zucker
    18. Crash
    19. Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein
    20. Andere Ufer

    --

        www.radiostonefm.de      
    #12322893  | PERMALINK

    stardog

    Registriert seit: 12.06.2011

    Beiträge: 1,905

    was01. Die Welt kann mich nicht mehr verstehen 02. Über Sex kann man nur auf Englisch singen 03. Pure Vernunft darf niemals siegen 04. Wir sind hier nicht in Seattle, Dirk 05. Ich heirate eine Familie 06. Ich möchte irgendwas für dich sein 07. Aber hier leben, neun danke 08. Ich habe geträumt, ich wäre Pizzaessen mit Mark E. Smith 09. Ich verabscheue euch wegeneurer Kleinkunst zutiefst 10. Komm mit in meine freie Welt 11. Mein Ruin 12. Sie wollen uns erzählen 13. Drüben auf dem Hügel 14. Gott sei Dank haben wir Beide uns gehabt 15. Let There Be Rock 16. Chaos 17. Zucker 18. Crash 19. Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein 20. Andere Ufer

    👍🏽 Klasse.

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    #12323023  | PERMALINK

    jackofh

    Registriert seit: 27.06.2011

    Beiträge: 3,739

    Sehr schön, @was macht das Dutzend voll. Liste Nr. 12 hat mit „Die Welt kann mich nicht mehr verstehen“ den zehnten Spitzenreiter zu bieten. Für mich DER Superhit aus der Frühphase, der damals auf keiner Party im alternativen Jugendzentrum der niedersächsischen Provinz fehlen durfte. Auch Rick McPhail hat den Song vor kurzem einmal als sein Lieblingslied der Band bezeichnet. Mit gerade einmal 1:46 Minuten Laufzeit gehört der mit Powerchords gespickte Track selbst in der Frühzeit zu den kürzeren von Tocotronic. Jan Müller nannte in seinem Podcast die Angry Samoans als Inspiration fürs Auf-den-Punkt-kommen (deren Album „Back From Samoa“ bringt es z.B. in 17:30 Minuten auf 14 Tracks). Mit fünf Nennungen ist „Wir kommen um uns zu beschweren“ auch das beliebteste Album. Insgesamt würdigt die Liste jedoch sehr stark das Gesamtwerk: Tracks von neun Alben sind nominiert, vom ersten „Digital ist besser“ bis zum aktuellen „Nie wieder Krieg“. Dazu kommt mit „Andere Ufer“ mal wieder eine B-Seite zu Ehren. Auch „Pure Vernunft darf niemals siegen“ ist wieder gut vertreten, unter anderem mit dem Titeltrack auf Platz 3. Es gibt dazu durchaus kontroverse Meinungen, gerade wegen des „La-La-Las“ im Refrain. Jens Balzer hat wie immer eine Deutung zur Hand:

    Jens Balzer: Das Titelstück des Albums (…) ist ein langsam dahinschaffelnder Walzer, zu dem man sich auch an den Händen fassen und einen Ringelreigen tanzen könnte. Im Refrain wird dazu ein zum kollektiven Mitsingen verleitendes „laa-la-la-lalla-la-laa-la-la-lalla“ angestimmt, nach Art von Was wollen wir trinken von den Bots. Mit Liedern wie diesen könnte man rauschhaft erhitzten Konzertbesuchern ebenso wie politischen Kollektiven mühelos hymnische Selbstvergewisserungsmomente schenken. Doch entziehen Tocotronic gerade solchen Momenten sogleich wieder den Boden: „Pure Vernunft darf niemals siegen / Wir brauchen dringend neue Lügen / Die unsere Schönheit uns erhalten / Uns aber tief im Innern spalten“, singt Dirk von Lowtzow zwischen zwei „Laa-la-la-lalla-la“s.

    Es gibt mittlerweile sogar literaturwissenschaftliche Abhandlungen zu diesem „pervertiertem Minnegesang“ (so die Band). Den Anleihen bei Foucault, Adorno oder Kant in dem Songtext spürt etwa Bernd Stiegler in einem Aufsatz des Buchs „Lyrix“ nach und schließt:

    Bernd Stiegler: „Pure Vernunft darf niemals siegen“ arbeitet sich am Altbestand der Vernunftkritik assoziativ ab – und verwandelt ihn in einen Song, dessen Eingängigkeit und Leichtigkeit auch daher kommen mögen, dass die vermeintliche Provokation des Titels längst Geschichte und somit popsongfähig geworden ist. Vernunftkritik wird in Text und Musik neu gemischt – so lange, bis sie leicht wird. Wir sind so leicht, dass wir fliegen.

    Die bisher höchste Platzierung spendiert Was „Wir sind hier nicht in Seattle, Dirk“ auf dem vierten Rang. Die Band ist besonders auf das Casio-Solo in der Liedmitte des „ironisch-verspielten Folksongs“ stolz. Jeremy-Days-Sänger Dirk Darmstaedter gefiel dagegen am meisten, dass endlich mal sein Name in einem Popsong vorkommt. „Dann also eben Tocotronic“, begründete er die Wahl des Liedes für eine Coverversion in seinem Podcast 2006. (Ich habe es auf Youtube nicht finden können, daher hier nur der Bandcamp-Link.) Wirklich grün war die Band sich mit der Hamburger Schule nicht. Kristof Schreuf schrieb 1994 eine beißende Kritik in der „taz“, wo er u.a. den Jeremy Days vorwarf, als unpolitisches Majorlabel-Produkt im Fahrwasser der angesagten Hamburger Szene mitschwimmen zu wollen:

    Kristof Schreuf: Die Jeremy Days [waren] lange damit beschäftigt, sich gegenseitig zu mögen und untereinander gut zu finden. Sie gaben das Role Model für jene, die die weichzeichnende Innenschau der Beschäftigung mit Zusammenhängen vorziehen. Die Gruppe hat auf einer Handvoll Alben ebensoviele herzige, mitsummbare Pop-Ditties komponiert. Die Jeremy Days sehen immer noch schnieke aus. Bis heute haben sie es vermeiden können, durch zu viele Stunden in politischer Gesäß-Geographie einen dicken Hintern zu bekommen.

    Ganz fair war das natürlich nicht, fängt aber den Geist der Zeit und die Diskussionen gut ein, als Tocotronic die Bühne betraten. Noch letzte statistische Werte zu Was‘ Liste: Insgesamt elf Überschneidungen mit Adlatus bedeuten einen Bestwert in dieser Umfrage. Das Verfolgerfeld im Gesamtklassement rückt mit dieser Liste so eng zusammen wie nie zuvor: Gerade einmal drei Punkte trennen nunmehr Platz 2 und 4.

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