Tenor Giants – Das Tenorsaxophon im Jazz

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  • #12075035  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Danke, das macht neugierig! Da gibt es ja ein paar Fotos (dafür sind die Tyner-Accounts auf Twitter und Insta immer sehenswert – keine Ahnung, wer die füttert). Oben eins von Tom Copi beim 1978er White House Jazz Festival, unten eins mit Al Foster, leider ohne weitere Angaben.

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    #12075051  | PERMALINK

    vorgarten

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    Beiträge: 12,549

    danke, die verstehen sich. tatsächlich war das wohl eine ausgedehnte tour 1978.

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    #12114793  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    nochmal zu Joe Henderson und seinem Einfluss… hier ist ein ganz interessanter .org thread und hier ein Artikel, der zu einem Buch ueber Junior Cook gehoert, das demnaechst erscheint…

    „Though Henderson claimed on at least one occasion that Cook had “taken lessons” from him, their similar musical mannerisms likely were born of shedding together when Henderson first arrived in New York. One modern tenorman and alum of Art Blakey’s Jazz Messengers acknowledged the similar sound concept of Cook and Henderson, quipping “I always thought of Joe Henderson as like . . . Junior Cook on acid.”“

    fand ich eine interessante Passage… in dem .org thread gibt es noch eine Einschaetzung hierzu von David Weiss und Allen Lowe erinnert sich an das was Henderson zu Dave Schildkraut ueber Coltrane gesagt hat:

    „Henderson told Dave that as long as bebop was the prevailing style he didn’t feel he had what it takes, was not comfortable as a player; and that it was Coltrane who freed him up to be himself, who showed him that he didn’t have to play the way the beboppers played in order to to a real player.“

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    #12114819  | PERMALINK

    thelonica

    Registriert seit: 09.12.2007

    Beiträge: 4,158

    Wobei das Quintet von Horace Silver sehr spannend im Detail ist, auch für die Entwicklung von einzelnen Musikern.  Louis Hayes hat da viel Erfahrung gesammelt und schon gleich von Anfang an auf sehr hohem Level gespielt (s. Interview Teil 2 ). Indirekt hatte es sicherlich auch wieder mit Jo Jones zu tun (scroll down to #6). Es gibt auch irgendwo ein Zitat von Philly Joe Jones, der Louis Hayes in den höchsten Tönen lobte (Teil 3 oben, da erklärt Hayes zudem ein wenig seine komplexe Aufgabe in der Gruppe und warum er bestimmte Sachen schon sehr gut konnte). Dexter Gordon mochte Junior Cook, wie er zu Henderson stand, kann ich nicht sagen (wahrscheinlich positiv). Auch hier fehlt mir das Zitat (möglicherweise kam  es von Maxine Gordon).

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    #12115287  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
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    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 68,139

    Danke dafür @redbeans – mir leuchtet die Nähe vom Ton und gewisser Eigenheiten von Cook und Henderson jedenfalls sofort ein … ich empfinde Henderson aber bei Silver auch irgendwie als eine Spur gebremster als sonst, wobei ich ihn ja generell als irgendwie etwas gebremst höre, diese emotionale Geschlossenheit, irgendwie als sei er in einem Kokon, den er fast nie durchbrechen mag. Auf einer emotionalen Ebene höre ich sowas bei Cook nicht, aber im Ton und in der Phrasierung eben durchaus auch (dieses Triller-Ding wird ja erwähnt, grad frisch im Ohr habe ich es nicht, das letzte von Silver, was lief, war die ezz-thetics-CD mit dem halben für mich neuen Album drauf, alles Joe Henderson … Cook hörte ich wohl zuletzt beim Blue Note-Marathon … das war im Frühling 2021 oder?)

    PS: heute ist Junior Cooks Geburtstag (*1934, gestorben am 3. Februar 1992)

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    #12115429  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 13,945

    Danke für die ganzen links, thelonica… Wg Cook und Henderson: was mich schon echt wundert, ist die Behauptung von Henderson, Cook habe bei ihm Unterricht genommen…

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    #12115853  | PERMALINK

    thelonica

    Registriert seit: 09.12.2007

    Beiträge: 4,158

    redbeansandriceDanke für die ganzen links, thelonica… Wg Cook und Henderson: was mich schon echt wundert, ist die Behauptung von Henderson, Cook habe bei ihm Unterricht genommen…

    Gerne. Junior Cook finde ich eigentlich auch ziemlich gut („Opus De Don“, wo er mitspielt und auch das Debüt auf Jazzland), vor allem auch in Kombination mit Blue Mitchell. Und so ganz vorhersehbar ist das Silver Quintet ja auch nicht gewesen, trotz der Proben, vor allem wegen dem Spiel von Silver, das ja einen Drummer ziemlich aus dem Konzept bringen kann. Aber hat gepasst. Roy Brooks auf dem Jazzland Album vom Cook Quintet erinnerte mich mehr an einen sehr entspannt spielenden Philly Joe Jones, während Louis Hayes bei Silver ja relativ viel selber lieferte, mein Eindruck wegen des Interviews. Da merkt man vielleicht ein bißchen den Einfluss durch Jo Jones (oder vielleicht sogar den durch Gene Krupa).

    I had a format in my head and had worked it out. You have to know songs cold so you can make something out of them and do things that aren’t there. – Louis Hayes

    Bei diesen Tenorsaxophon Tandems fallen mir natürlich noch Coltrane und Jimmy Heath in Philly ein. Coltrane soll ja bei Barry Harris noch in Detroit etwas Unterricht genommen haben. Pharoah Sanders und Henderson sollen sich ja ausgetauscht haben. Finde ich nicht so ungewöhnlich. Wann das bei Cook und Henderson gewesen sein soll, wäre vielleicht interessant, wie lange das ging. Ich kenne zudem zu wenig den Background von Junior Cook und weiß nicht genug über die Musiklehrer in Florida. Cannonball Adderley hatte dort ja eine gute Ausbildung bekommen, Sam Jones war von dort. Auch für die ganz großen Musiker galt ja, dass sie manchmal oder oft üben mussten und sich irgendwie auch weiterentwickelt hatten. Dann gibt es noch den Ansatz, dass zu viel „Technik“ (technique) auch nicht immer gut ist, man manches vielleicht nicht braucht, aber es toll ist, wenn man’s verstanden hat. Es gibt z.B. kleine Details im Spiel bei Art Blakey, die wohl sehr schwer zu spielen sind, weil auch kaum einer wirklich weiß wie er es gemacht hat (das Messenger Album auf Columbia z.B.). Kontrolle über das Instrument ist ja nun wirklich wichtig, deswegen üben viele bis an ihr Lebensende, manchmal 50 Jahre lang und mehr. Irgendeine Form von Musikunterricht (Workshops, Einzelunterricht, nur sporadisch oder Vorbereitung für Tour…) trainiert natürlich auch das Gehör, üben ist zudem unheimlich gut fürs Gedächtnis, Ideen und Koordination/Motorik/Technik etc. Genug Gründe gibt es sicherlich immer, um lessons/Unterricht zu nehmen. Vielleicht auch, um irgendwann selber unterrichten zu können.

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    #12124005  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 5,111

    Was ist es eigentlich, das mich an dem Saxofonisten Don Byas so anrührt? Wobei: eigentlich geht es nicht unbedingt speziell um Don Byas. Es geht um besondere Eigenschaften in seinem Spiel, die man in ähnlicher Form auch bei anderen Musikern finden kann. Die Namen Ben Webster und Coleman Hawkins ließ ich hier schon fallen.

    Also mal wieder die zwei ganzen (Soulville und Meets Oscar Peterson) und zwei halben (Coleman Hawkins Meets … und Gerry Mulligan Meets …) Ben Webster-Alben, die ich habe, hervorgekramt. Zu Soulville hatte ich weiter oben schon mal was geschrieben, was ich auch so stehen lassen möchte. Aber es gibt noch mehr und anderes dazu zu sagen.

    Also, es fängt damit an, dass Ben Webster die ersten Töne irgendwo in den Raum bläst, aber nicht ins Mikrofon. Aus dem Hintergrund hallen sie herüber bis Webster seinen Fehler bemerkt und sich zum Mikrofon wendet. Das wirkt schon sehr lässig, eigentlich eher nachlässig. Ben Webster und seine Band nahmen es da offenbar nicht so genau. Vielleicht spielen sie sich da erst warm aber Produzent Norman Granz ließ einfach schon mal das Band laufen? Ein anderer Produzent hätte die Aufnahme da vielleicht abgebrochen und sie wäre Jahrzehnte später auf einer „The Complete Soulville-Sessions“ als „Alternate take 1 / false start“ gelandet. Auf jeden Fall ist es gut, dass das Band weiterläuft, denn das was danach passiert ist sowieso nicht wiederholbar. Ben Webster ist entspannt und lässt sich etwas gehen. Der Mann ist schon zu lange im Geschäft, um sich selbst unter Druck zu setzen. Ben Webster breitet sich mit seinem Saxophon in der Musik aus, so wie er sich wohlfühlt.

    Mal flüstert er, mal haucht er bloß, es ist ein Zittern in seiner Stimme, er presst und dehnt die Töne, lässt sie an- und abschwellen, schleift sie manchmal auch nur an der Oberfläche an, eine Pause, dann ein growl, ein scharfer Akzent. Da spürt man Ben Websters Atem, den Druck aus der Lunge, wie das Blatt im Mundstück vibriert und die Luft durch das Saxophon strömt. Eine Dramaturgie in jedem einzelnen Ton. Wie eine Berührung, zuerst nur eine zaghafte Annäherung, ein zärtliches Streicheln, ein Kribbeln auf der Haut, dann ein etwas kräftigeres Drücken und auch mal ein beherztes Zupacken. Manchmal spürt man sogar die Fingernägel. Loslassen. Zärtlichkeit und Biss, manchmal zugleich.

    Das klingt organisch, wirkt intim und sinnlich. Man kann das auch melodramatisch und sogar kitschig finden. Vielleicht ist das eine Ästhetik, die mit dem Bebop, Hard Bop, Cool usw. aus der Mode kam, als altbacken abgetan wurde und irgendwo im Regal verstaubte. Vielleicht konnte man das 1957, als Soulville erschien, aus der Distanz schon wieder anders wertschätzen. Aus heutiger Sicht sowieso.

    Ach ja, Oscar Peterson und seine Band agieren sehr schön understated unterstützend mit gelegentlichen Soli. Und dann ist da noch die manchmal völlig übersteuerte E-Gitarre von Herb Ellis, die dadurch einen bissigen Klang kriegt und bei der ein anderer Produzent wohl auch schon längst den Stecker gezogen hätte. Aber die passt bestens in diese gelassene spontane Dramaturgie.

    Alternate Takes scheint es gar nicht zu geben. Irgendwie logisch. Als Draufgabe enthält die CD-Re-Issue stattdessen drei Stücke von Ben Webster am Klavier.

    Einen Ben Webster-Thread gibt es leider nicht. Verdient hätte er es.

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    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #12124019  | PERMALINK

    thelonica

    Registriert seit: 09.12.2007

    Beiträge: 4,158

    Der Sound aus seinem Saxophon ist sicher einzigartig, gut beschrieben oben.  So ganz kam das aber nicht aus der Mode. Charlie Rouse wurde von ihm beeinflusst, auch wenn das nicht sofort offensichtlich ist. Jimmy Heath schätzte ihn auch sehr. Bei Archie Shepp kann ich das nicht genau sagen, lässt sich aber sicherlich was finden. Vielleicht auch noch ein einige mehr, wenn man auf der ganzen Welt sucht.

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    #12124111  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 5,111

    thelonicaDer Sound aus seinem Saxophon ist sicher einzigartig, gut beschrieben oben. So ganz kam das aber nicht aus der Mode. Charlie Rouse wurde von ihm beeinflusst, auch wenn das nicht sofort offensichtlich ist. Jimmy Heath schätzte ihn auch sehr. Bei Archie Shepp kann ich das nicht genau sagen, lässt sich aber sicherlich was finden. Vielleicht auch noch ein einige mehr, wenn man auf der ganzen Welt sucht.
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    Schönes Foto von Dexter Gordon und Ben Webster! Dem „Carlsberg“-Bier nach zu urteilen in Dänemark aufgenommen, wo alle beide eine Weile als Expats lebten.

    Nein, so ganz und gar geht so ein Stil selten verloren. Die jeweils nachfolgende Generation oder die danach ist ja damit aufgewachsen und ein bisschen was bleibt immer kleben. Oder sie versucht bewusst, etwas anderes zu machen. Ist ja auch eine Form der Verarbeitung. Und am Ende bekennen die größten Avantgardisten, dass ihre ganz großen Vorbilder Louis Armstrong oder Coleman Hawkins sind. Früher oder später wird alles wiederentdeckt und hervorgekramt. Ich erwähnte wiederholt: James Carter bezieht sich ausdrücklich auf Don Byas. Als der starb, war James Carter noch ein Baby.

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    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #12127261  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 5,111

    Weinkenner haben ein Vokabular, mit dem sie den komplexen Geschmack und das Aroma eines Weins beschreiben. Da geht es um die Blume, den Körper und den Abgang und Begriffe, die das fein differenzieren und den Wein in seiner Gesamtheit charakterisieren. Bei Parfum spricht man von Kopf-, Herz- und Basisnote, aus denen sich ein Duft zusammensetzt. Diese Noten überlagern sich teilweise und entfalten sich in unterschiedlicher Intensität zeitversetzt nacheinander und bilden so den Charakter des Parfums.

    Wenn ich in den letzten Wochen Don Byas und Ben Webster gehört habe, fiel mir auf, wie unterschiedlich diese beiden Tenorsaxofonisten ihren individuellen Klang aufbauen und wie mich das berührt.

    Ben Webster kann auf dem Saxophon zwar eigentlich keinen Akkord spielen. Aber er kann mehrere Töne oder Klänge parallel oder geschichtet spielen und kombinieren. Das reicht vom bloßen Hauchen, bei dem man nur seinen durch das Horn verstärkten Atem hört, über ein Flüstern und einem kraftvollem klaren Ton bis zu einem rauen growl. Manchmal hat man den Eindruck, dass er das teilweise sogar gleichzeitig macht.

    Wie ein Maler mehrere Schichten Farbe aufträgt, teils durchscheinend, teils deckend, so dass diese Schichten in unterschiedlicher Intensität zum Vorschein kommen. Man sieht den Pinselduktus, spürt wie die Hand das Motiv mit dem Pinsel auf der Leinwand nachempfunden hat, meint die Haut, die der Maler gemalt hat, zu spüren oder das dargestellte Laub rascheln zu hören und zu riechen.

    Webster schichtet diese Klänge natürlich nicht nur übereinander, er reiht sie auch in der Zeit aneinander und erzeugt dadurch Spannung in der Vertikalen wie in der Horizontalen. Intensität, Spannung und Entspannung, Verzögerung, Verdichtung. Wie bei einem Wein oder einem Parfum, aber viel konzentrierter und unmittelbarer. Das findet innerhalb einer einzigen Note oder von einer Note auf die andere statt. Und zwischen den Noten.

    Das hat etwas fast unmittelbar körperliches, ist untrennbar mit dem Menschen Ben Webster verbunden und nicht kopierbar. Wahrscheinlich nicht mal von ihm selbst kopierbar, da es auch unmittelbar mit der Situation verbunden ist, in der es entsteht. Sehr emotional, da wird es auch mal sentimental oder umgekehrt herb und rau. Da wird alles voll ausgekostet.

    Ben Webster habe ich hier mal exemplarisch genommen, weil er über eine sehr breite Palette an Ausdrucksmöglichkeiten verfügt, die sich vor meinen Ohren schön auffächert. Don Byas hat eine andere Palette, Coleman Hawkins muss ich erst nochmal nachhören. Wenn wir Alt-Saxofonisten wie Johnny Hodges oder Paul Desmond betrachten, kommt noch mal was anderes dazu.

    Ben Webster von seiner zarten Seite:

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    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #12127365  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

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    schön beschrieben. ist gibt aber auch ganz furchtbares vokabular für wein, „trinkig“ zum beispiel.
    es beeindruckt mich jedenfalls sehr, wenn sich ein musiker auf seinem instrument einen ganz eigenen, identifizierbaren ton erarbeitet. (gilt für musikerinnen auf ihrem instrument natürlich auch.)

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    #12127377  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 5,111

    vorgartenschön beschrieben. ist gibt aber auch ganz furchtbares vokabular für wein, „trinkig“ zum beispiel.
    es beeindruckt mich jedenfalls sehr, wenn sich ein musiker auf seinem instrument einen ganz eigenen, identifizierbaren ton erarbeitet. (gilt für musikerinnen auf ihrem instrument natürlich auch.)

    Vielen Dank!

    „Brandig“ und „grasig“ sind auch schön! ;-) Ich glaube „trinkig“ soll so etwas wie ein marktorientiertes update von „süffig“ sein.

    So ein Fachglossar kann im ungünstigen Fall was snobistisches haben und sogar dazu dienen, Nichteingeweihte auszuschließen. Im günstigen Fall können einem diese Begriffe aber etwas bewusst machen, das man sonst vielleicht nicht mal wahrnehmen würde.

    Ich bin von der Herkunft Norddeutscher. In Hamburg und Umgebung gab es früher in vielen Gaststätten eigentlich nur zwei Weinsorten: Roten und Weißen. Insofern bin ich in diesem Metier nicht besonders geschult und auch nicht allzu sensibel. Aber nicht nur da lerne ich mit zunehmenden Alter. Und von Frauen kann man etwas über Parfum lernen.

    Diese – nennen wir es mal so – Komplexität das Klangs fällt mir vor allem bei Bläsern aus der Swing-Ära auf. Webster, Hawkins, Byas, Hodges. In anderem Zusammenhang wurden hier mal die Trompeter Charlie Shavers und Harry „Sweets“ Edison erwähnt. Wobei „Swing“ als Stilbegriff nicht richtig treffend ist, es geht mehr um eine Ära als um Swing in Form von z.B. Tanzmusik. So richtig blühen diese Musiker eigentlich bei Balladen auf, wo sie Zeit und Raum haben, ihre Palette einzusetzen. Ich vermute, dass diese Art zu spielen mit dem Bebop tatsächlich aus der Mode kam.

    Aber manch einer wusste das auch später noch zu schätzen:

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    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #12127381  | PERMALINK

    Anonym
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    Beiträge: 0

    friedrich Ben Webster kann auf dem Saxophon zwar eigentlich keinen Akkord spielen. Aber er kann mehrere Töne oder Klänge parallel oder geschichtet spielen und kombinieren. Das reicht vom bloßen Hauchen, bei dem man nur seinen durch das Horn verstärkten Atem hört, über ein Flüstern und einem kraftvollem klaren Ton bis zu einem rauen growl. Manchmal hat man den Eindruck, dass er das teilweise sogar gleichzeitig macht. Wie ein Maler mehrere Schichten Farbe aufträgt, teils durchscheinend, teils deckend, so dass diese Schichten in unterschiedlicher Intensität zum Vorschein kommen.

    Das ist in der Tat ein wahrnehmungspsychologisches Rätsel, das ich mit Deinen Worten ganz gut beschrieben finde, danke. Und es betrifft ja vor allem die Instrumente, die nicht zuvörderst Harmonieinstrumente sind. Mir ist das oft, je nach Interpretin und Interpret, bei Bachs Soloviolinwerken aufgefallen. In der Chaconne der zweiten Partita ist Joseph Szigeti, neben anderen, fast irre: Ich frage mich, ob da – vor allem wie, es ist doch nur Szigeti allein – jetzt zwei Geiger spielen. De facto spielt er alles nacheinander, in den Ohren kommt es zugleich an. Ich verstehe das nicht, bin aber froh, dass es so ist. Auch bei Webster! Und, wenn auch nicht wirklich „krass“, bei George Adams.

    (Bei den Malern ist es aber etwas anders, das räumliche Drunter und Drüber, die Palimpsestwünsche dessen, der etwas tut, ist nicht ganz analog zum zeitlichen Nebeneinander dessen, der etwas aufführt, interpretiert. Mal ganz abgesehen von dem verschiedenen Material. Die Stilblüte des „Mal“ nehme ich gerne in Kauf. Andererseits, für die Maler selbst vielleicht schon. Das vermag ich nicht zu beurteilen.)

    @vorgarten Das unangenehme „trinkig“ habe ich noch nie gehört, ist das eine Verballhornung von „trink icke“, zu später Stunde?

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    #12127389  | PERMALINK

    vorgarten

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    clasjazDas unangenehme „trinkig“ habe ich noch nie gehört, ist das eine Verballhornung von „trink icke“, zu später Stunde?

    nein, als adjektiv verwendet, meint einfach nur „gut zu trinken“, quasi das frühere „süffig“.

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