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talking headbin gespannt, friedrich, wenn du auf ihren „rockpop“-auftritt zu sprechen kommst!
Hallo,
das war der TV-Auftritt 1981 nachdem REMAIN IN LIGHT erschienen war, nicht wahr? Ich erinnere mich nur noch vage daran. Hast Du Lust zum gegebenen Zeitpunkt, was dazu zu schreiben? Du bist herzlich eingeladen! Aber vorher müssen wir noch zwei Studio-Alben und diverse TH-interne gruppendynamische Komplikationen abhandeln …
F.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)Highlights von Rolling-Stone.deWerbung@ MC Weissbier: Besten Dank noch für die Konzert-Termine!
@ talking head: Das war übrigens ernst gemeint. Wenn Du zu dem TH-Auftritt im Deutschen TV was zu erzählen hast, nur zu! Erst sind aber noch FEAR OF MUSIC und dann REMAIN IN LIGHT dran …
F.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)MORE SONGs war von Brian Eno in den COMPASS POINT Studios auf den Bahamas aufgenommen worden. Eine sicher ungewöhnliche Wahl für eine Punk/New Wave-Band wie die TH. Aber Studiozeit auf den Bahamas war billig und BE liebte die State-of-the art-Technik des Studios. Für ihr nächstes Album wählten die TH jedoch eine ganz andere Umgebung. Die TH probten gewöhnlich im Loft von Chris Frantz und Tina Weymouth auf Long Island (die beiden hatten 1977 geheiratet), und dort nahmen sie auch FEAR OF MUSIC auf.
Was sich auf MORE SONGS mit den Funk-Einflüssen erst angedeutet hatte, tritt auf FOM offen zutage. Das erste Stück I ZIMBRA ist eine perkussiver Groove über den ein Chor Zeilen wie „Gadji beri bimba clandridi / Lauli lonni cadori gadjam/ A bim beri glassala glandride / E glassalla tuffm i zimbra“ hervorstößt. Das klingt wie ein geheimnisvolles Stammes-Ritual auf Zulu. Die Wahrheit ist aber die: Die TH hatten beim jammen einen Instrumentalgroove er-improvisiert. David Byrne leidet aber unter Schreibblockade und hat keinen Text dazu. BE gibt ihm ein Lautgedicht des Dadaisten Hugo Ball von 1916 und DB verwendet dies als Text für den Gesang. Bemerkenswert ist, das HB sein Gedicht in völlig anderem Zusammenhang vorgetragen hatte: Im Zürcher Cabaret Voltaire parodierte er damit grotesk kostümiert die Liturgie eines katholischen Priesters. Bei den TH wird daraus ein Tanz.
CITIES präsentiert einen Blick auf die Vor- und Nachteile verschiedene Städte, die der Sänger als Wohnort erwägt. Mit seinen Staccato-Funk-Gitarren und DBs nervöser Stimme klingt das Stück aber eher so, als sei der Sänger auf der Flucht, als auf der Suche nach einem Zuhause.
LIFE DURING WARTIME beschreibt das Szenario eines im Untergrund lebenden Stadt-Guerrilleiros in Manhattan. Wie auch meistens sonst, erzählt DB aus der Ich-Perspektive. Er geht dabei weder mit auch nur einem Wort auf die Ursache der Situation oder die Motivation des Guerrilleros ein, noch gibt er ein Urteil darüber ab. DB beschreibt nur dessen schwierigen, oder einfach bloß nervigen Alltag: „We dress like students / we dress like housewifes / or in a suit and a tie / I changed my hairstyle / so many times now / I don’t know what I look like / (…) / I got some groceries / some peanut butter / to last a couple of days / but I ain’t got no speakers / ain’t got no headphones / ain’t got no records no play“ und: „This ain’t no party / this ain’t no disco / this ain’t no fooling around“ Einerseits kommt das Stück hektisch und paranoid daher, andererseits mit einem eingängigen funky Riff, zu dem man tanzen kann. Die Inspiration kam DB durch den Deutschen Herbst 1977 und die Geschichte von Patty Hearst, einer amerikanischen Millionärserbin, die von Terroristen entführt worden war, sich dann aber mit ihren Entführern solidarisierte, untertauchte und mehrere Banküberfälle beging, bis man sie schnappte. Als Teenager, der sich von der Erwachsenenwelt abgrenzen wollte, konnte man sich 1979 aber auch auf eine ganz eigene Art mit dem Erzähler von WARTIME identifizieren …
Die zweite Seite (der ursprünglichen LP) ist etwas ruhiger – wenngleich DB sich auf ANIMALS von Tieren beobachtet und verspottet fühlt – aber enthält mit HEAVEN einen für FOM zwar untypischen aber herausragenden Song. Das Stück klingt wie eine träge Ballade mit einer verträumten Melodie, afterhours in einer Bar gespielt: „Everyone is trying to get to the bar / The name of the bar, the bar is called heaven / The band in heaven plays my favorite song / They play it once again, they play it all night long / Heaven is a place where nothing ever happens” Ein Ort ohne Widersprüche, ohne Konflikte, ohne Sehnsüchte, immer gleichbleibend paradiesisch und daher eigentlich furchtbar langweilig. Vielleicht ist das doch eher die Hölle?
Insgesamt klingt FOM um einiges kantiger und ruppiger als sein Vorgänger. Enos technische Produktionstricks sind weniger präsent, vermutlich war er eher als Ideen- und Impulsgeber aktiv. Dafür sind die einzelnen Instrumentalstimmen klarer auszumachen, was der Platte einen rauhen aber frischen Klang verleiht.
Fortsetzung folgt.
Friedrich
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)Tolle Posts, Friedrich!
Wenngleich ich Stop making sense als das was es ist als das beste TH-Werk sehe, sind für mich More songs und Fear of music die besten beiden Studio-LPs, knapp gefolgt von ihrem Debüt. Die späteren Platten hatten zwar teilweise noch herausragendere Einzelsongs, konnten jedoch in ihrer Gesamtheit als Album nicht so überzeugen.--
Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Bluej.w.Tolle Posts, Friedrich!
Wenngleich ich Stop making sense als das was es ist als das beste TH-Werk sehe, sind für mich More songs und Fear of music die besten beiden Studio-LPs, knapp gefolgt von ihrem Debüt. Die späteren Platten hatten zwar teilweise noch herausragendere Einzelsongs, konnten jedoch in ihrer Gesamtheit als Album nicht so überzeugen.Besten Dank!
Ich freue mich über jede Wortmeldung. Insbesondere andere Sichtweisen und Interpretationen wären sehr interessant.
F.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)Wer jetzt Geschmack bekommen hat sich die Talking Heads Scheiben zu kaufen, kann hier einige günstig erwerben:
More Songs About Buildings And Food(DCD)
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Music is like a river, It's supposed to flow and wash away the dust of everyday life. - Art BlakeyJohn The RelevatorWer jetzt Geschmack bekommen hat sich die Talking Heads Scheiben zu kaufen, kann hier einige günstig erwerben:
Lobenswerte Hinweise, wenngleich der erste Link nicht funktioniert. Vielleicht kannst Du das korrigieren?
SPEAKING IN TONGUES haben wir hier zwar noch nicht besprochen, ich kann aber auch diese Platte, genau wie die anderen, wärmstens empfehlen. Die Doppel-CD-Ausgaben lohnen sich in jedem Fall bei einem günstigen Preis. Der Klang ist hervorragend, transparent und gestochen scharf, und macht selbst so einem Non-Hifi-Freak wie mir Spaß. Außerdem gibt’s als Zugabe auf jeder der Platten zwei Videos und den Surround-Mix der jeweiligen Platte (mit dem ich zwar nichts anfangen kann, aber wem’s gefällt …) und diverse Fotos, Texte usw.
Auch wenn ich hiermit ebenfalls vorweg greife: ZWEITAUSENDEINS verramscht gegenwärtig die Live-Doppel-CD THE NAME OF THIS BAND IS TALKING HEADS für 9,99 €. Besser als jede Best Of (was die erste Karrierehälfte betrifft) und absolut empfehlenswert.
Ich bin voraussichtlich ein paar Tage offline. Ende nächster Woche gibt’s von mir die nächste Folge unserer kleine Talking Heads-Fortsetzungsgeschichte. Auf der Tagesordnung: REMAIN IN LIGHT, das Opus Magnus der TH.
Bis dann,
F.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)Friedrich, sehr interessante Posts, vielen Dank, freue mich schon auf die Fortsetzung!
„Fear of Music“ habe ich letztes Jahr auf gut Glück bei Amazon bestellt, nachdem mir „Remain in Light“ so gut gefallen hatte. Ich habe SEHR lange gebraucht, um das Album zu verstehen und zu mögen, fand es anfangs sehr nervig. Aber wie so oft liegt auch hier der Schlüssel zu den Songs in den Texten, und wenn man sich auf diese konzentriert, merkt man schnell, dass die Musik auf eine geniale Art und Weise dazu passt.
Lieblingstitel ist auf jeden Fall „AIR“!
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mistershearsFriedrich, sehr interessante Posts, vielen Dank, freue mich schon auf die Fortsetzung!“
Danke! Ich freue mich auch auf eine Fortsetzung.
mistershears“Fear of Music“ habe ich letztes Jahr auf gut Glück bei Amazon bestellt, nachdem mir „Remain in Light“ so gut gefallen hatte. Ich habe SEHR lange gebraucht, um das Album zu verstehen und zu mögen, fand es anfangs sehr nervig.
Naja, so ist das mit Kunst im Allgemeinen und auch Musik im Speziellen: Sie irritiert und provoziert schon mal. Und das ist gut so!
mistershearsAber wie so oft liegt auch hier der Schlüssel zu den Songs in den Texten, und wenn man sich auf diese konzentriert, merkt man schnell, dass die Musik auf eine geniale Art und Weise dazu passt.
Das Verhältnis von Musik und Text ist bei den TH ein spezielles. Mal passt das 1:1 zueinander, mal widerspricht das eine dem anderen, und es gibt auch diese Fälle, wo der Text zur Musik wird. I ZIMBRA ist so ein Fall, auf REMAIN IN LIGHT findet sich das auch, und auf SPEAKING IN TONGUES verlieren die Worte ihre Bedeutung, um eine andere zu finden. Aber dazu später.
mistershearsLieblingstitel ist auf jeden Fall „AIR“!
Vergaß ich zu erwähnen: Die grandios lakonischen Song-Titel auf FOM?
MIND. PAPER. CITIES. AIR. ELECTRIC GUITAR. HEAVEN. ANIMALS. DRUGS.
Beste Grüße,
F.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)Das Cover von FEAR OF MUSIC stammt von Jerry Harrison. Es ist vollflächig schwarz und hat (bei der Original LP) ein rautenförmig geprägtes Muster, wie man es von Gummi-Fußbodenbelägen oder Stahlplatten kennt. Oben Links nur der Schriftzug TALKING HEADS + FEAR OF MUSIC. Welchen Sinn Cover und Titel haben, habe ich nie verstanden.
Auf dem Stück DRUGS kommt Brian Enos Studio-Hexerei dann doch deutlich zum Einsatz: Auf der sehr reduzierten Aufnahme blendet er einige Aufnahmespuren fast aus, zieht andere in den Vordergrund, hier und dort schwirren Klangfetzen durch den Raum, fast wie ein Dub. David Byrnes Gesang klingt verwirrt, isoliert und paranoid.
F.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)Ha! Endlich
FriedrichAuf dem Stück DRUGS kommt Brian Enos Studio-Hexerei dann doch deutlich zum Einsatz: Auf der sehr reduzierten Aufnahme blendet er einige Aufnahmespuren fast aus, zieht andere in den Vordergrund, hier und dort schwirren Klangfetzen durch den Raum, fast wie ein Dub. David Byrnes Gesang klingt verwirrt, isoliert und paranoid.
Ein großartiger Song, nach „Air“ mein zweites Lieblingslied. Ich liebe die produktionstechnischen Spielereien! Weißt du, ob David Byrne selbst Drogen konsumiert hat?
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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mistershears Weißt du, ob David Byrne selbst Drogen konsumiert hat?
Hat früher eine Menge ausprobiert:
( Sand in the Vaseline Linernotes )‚Drugs – I couldn’t handle marijuana…it made me paranoid…and quaaludes and bennies and speed and meth seemed so…you know, chemical…physical…definitely not mind-expanding. Tried Angel Dust once: Chris, Tina, and I, and Tina’s brother went to a guy’s apartment for dinner…an interior decorator by trade…and he gave us all a puff on this treated cig…well, I could barely walk and I sure didn’t wanna eat anymore. Scary stuff…but I guess it’s cheaper than dinner for six.
Cocaine…didn’t do anything for me the first couple of times. Then I guess it found its brain receptor cells. Everybody was doing it then. The road crew would deal to the band…probably the only way they made a decent living. Everybody’d yak, yak, yak…to anyone at all…instant friendship for a few minutes. It made me simultaneously very talkative and secretive. Kinda like matter-meets-anti-matter. A problem waiting to happen. Too many late nights (it was usually accompanied by drinking) and spaced out days and soon I decided to stop. So other than a couple ‚a wild nights, I stopped.
I saw people do funny things. Once, a Hollywood agent came over to the table in a restaurant where Jerry and I were eating…to say hi, I guess. He said hi, told us he represented some mutual friends, and then plonked his head down on the table and fell asleep…out. His girlfriend took him away, but he left a little white packet on the table.
Some friends got into heroin. It was cheaper. I tried it. Too strong. I wasn’t exactly gonna get a lot of writing done on that stuff. But I guess it was a mythic drug…“be-bop…hard rock“…hip writers, etc. The French loved the stuff…musta thought it was cool.
Jerry and I got invited to visit the Hollywood producer Julia Phillips once…Jesus H. Christ!…a real Beverly Hills mansion, and she was in the back office looking like a mad scientist…the place was piled with scripts, records, Bunsen-burners, test-tubes, various highly flammable chemicals and books. A sharp cookie with real no-bullshit eyes and ears, but totally out of control. I’m glad none of us got into that stuff.
The widespread use of drugs is a symptom of a sick society. The war on drugs is bullshit. Especially since the CIA is one of the biggest dealers around. Drugs raise money and keep young black males (mostly) docile.‘
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mistershearsHa! Endlich Ein großartiger Song, nach „Air“ mein zweites Lieblingslied.
Es geht mir ja gelegentlich so, dass die amtlichen „Greatest Hits“ einer Band / eines Musikers nicht zwangsläufig auch meine persönlichen Favoriten sind. Bei den TH ist das aber besonders ausgeprägt: Das von mir so geschätzte GOOD THING taucht auf keiner Kompilation auf, ebenso wenig STAY HUNGRY. Auch auf FEAR OF MUSIC finden sich lauter kleine Perlen, die dem einem das Allerliebste sind, dem anderen aber eher vernachlässigenswert erscheinen. Woran liegt’s? Ist es die fast durchgehend hohe Qualität der Songs, aber deren doch sehr unterschiedlicher Charakter, der jeweils eine ganz andere Saite im Hörer zum Schwingen bringen kann? Ich persönlich halte sowohl AIR als auch DRUGS für eher untypische Stücke von FOM, aber vermutlich ist das eine Frage der eigenen Perspektive. Was ist das Typische an einer Band, die selbst immer wieder die Perspektive wechselt?
thokeiHat früher eine Menge ausprobiert:
( Sand in the Vaseline Linernotes)SAND IN THE VASELINE war die erste Kompilation nach Auflösung der Band, oder? Toller Titel übrigens! Ich kenne die nicht (wenngleich ca. 95 % der Songs) und folglich leider auch nicht die offenbar sehr aufschlussreichen Liner Notes. Ich ziehe die meisten Informationen hier – wenn nicht aus dem Gedächtnis und dem Netz – aus dem Buch FA FA FA FA FA FA / THE ADVENTURES OF TALKING HEADS IN THE 20TH CENTURY von David Bowman. Viel Klatsch und Tratsch, Hintergrundinformationen und Persönliches, weniger Fakten über die Musik selbst (aber die kann ich mir auch anhören). Wenn Du noch weiteres beizusteuern hast: Immer her damit!
David Byrne hat wohl durchaus so manches eingeworfen. Wenn man sich Videos von Liveauftritten der TH anschaut und einen zu 200% aufgedrehten aber auch hochkonzentrierten DB sieht und hört, kommt man kaum umhin, ein bisschen Kokain in der Künstlergarderobe zu vermuten. Insbesondere wenn man bedenkt, das DB privat vor Schüchternheit kaum den Mund aufkriegte aber auf der Bühne zum charismatischen Showman mutierte. Aber seine Erfahrungen mit Drogen waren wohl insgesamt auch ziemlich beängstigend für ihn. Zu DRUGS fällt mir noch ein Wort ein: David Byrne klingt „verstört“.
F.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)Noch bevor die TH die Aufnahmen für ihr nächstes Album in Angriff nehmen, begann David Byrne mit Brian Eno an einem gemeinsamen Projekt zu arbeiten. Er hält es jedoch nicht für nötig dies seinen Bandkollegen mitzuteilen. Als sie es dennoch erfahren, sind sie verständlicherweise irritiert. Es kommt das Gerücht auf, DB wolle die TH verlassen. Jerry, Chris und insbesondere Tina sind nur wenig begeistert. Nachdem die Mißverständnisse ausgeräumt sind, rauft man sich aber zusammen und beginnt die Arbeit an einem neuen Album, diesmal wieder in den COMPASS POINT Studios auf den Bahamas.
Es gibt keine fertigen Songs, die man einspielt, vielmehr geht man die Sache wie schon bei I ZIMBRA von FEAR OF MUSIC an: Die TH jammen im Studio, aber diesmal macht man sich außerdem bewusst die Studiotechnologie zu nutze. Es werden unzählige Spuren aufgenommen, die nach und nach zusammengefügt werden. DB hat aber wieder keine Texte und keine Melodien, so dass keine fertigen Songs entstehen. Die TH gehen zurück nach NYC in ein anderes Studio. Man bittet andere Musiker ins Studio. Mit Perkussion wird das musikalische Gebräu rhythmisch verdichtet. Adrian Belew, der vorher schon mit David Bowie gearbeitet hatte, improvisiert ein paar Gitarrenparts über die vorhandenen Rhythmtracks. Der Trompeter John Hassell erabeitet Bläser-Arrangements. Brian Eno bastelt die Tracks im Studio zusammen, lässt hier etwas weg, fügt da etwas hinzu, so dass die Parts der ursprünglich beteiligten Musiker kaum noch wiederzuerkennen sind. Darüber werden verschiedene Gesangsspuren gelegt, zu DBs Stimme kommt Nona Hendryx als Sängerin hinzu und singt einige Chor-Parts.
Die Illustrationen des Covers sind von Tina Weymouth und Chris Frantz. Auf der Vorderseite bis zur Unkenntlichkeit digital bearbeitete Fotos der vier TH, auf der Rückseite vier amerikanische WK II Flugzeuge im Formationsflug über einem Gebirge. Ein Grafik-Designer fügt nur noch den Bandnamen (mit den charakteristischen auf den Kopf gedrehten Buchstaben „A“) und den Titel REMAIN IN LIGHT hinzu.
Als die Platte erscheint, werden als Songautoren auf dem Cover David Byrne, Brian Eno + Talking Heads angegeben. Auf dem Label sogar teilweise ausschließlich David Byrne + Brian Eno. Bei den ziemlich unübersichtlichen Credits auf der Innenhülle tauchen die Namen Jerry Harrison, Tina Weymouth und Chris Frantz nur noch unter „ferner liefen“ auf, auch das Cover wird nicht TW und CF zugeschrieben sondern dem Grafik-Designer. Vor allem TW ist stinkesauer, vermutet David Byrne dahinter und unterstellt ihm böse Absichten. Für die späteren Ausgaben der Platte – so auch auf der CD-Wiederveröffentlichung – wird das geändert: Die Songcredits gehen in alphabetischer Reihenfolge an David Byrne, Brian Eno, Chris Frantz, Jerry Harrison und Tina Weymouth.
Zur Musik selbst später: REMAIN IN LIGHT ist in vielerlei Hinsicht eine etwas komplexere Angelegenheit.
Fortsetzung folgt.
F.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)Ich hatte keine Ahnung, dass DB so ein Autokrat war. Fast kommt es einem vor, als wollte er seine Band loswerden!
Ironischerweise erscheint er selbst in der alphabetischen Reihenfolge an erster Stelle, gefolgt von Brian Eno… und dann kommt erst der lästige „Rest“ :lol:
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Schlagwörter: Talking Heads
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