Reggae/Dub

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  • #9929395  | PERMALINK

    friedrich

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    @ibins: Sehe Deinen Beitrag erst jetzt. Vielen Dank!

    Ich habe gestern Abend mal einen großen Teil der Arkology angehört. Die Menge an Material ist eine Herausforderung und für mich manchmal etwas ermüdend. Du erwähntest, das Reggae Fließbandproduktion ist und vor allem im Single-Format veröffentlicht wurde/wird. Man hört das leider auch der Arkology an, denn die riddims ähneln sich, vieles fließt im gleichen Tempo daher und über die Strecke einer knapp 80-minütigen CD kann das auch redundant wirken. Aber dafür war es ja ursprünglich auch nicht gemacht. Erfordert wohl ein anderes Hören.

    Gegen Fließbandproduktion an sich ist nichts zu sagen. Hat Motown auch gemacht. Kommt halt drauf an, auf welchen Niveau das geschieht und was als Mehrwert in Form eines tollen Songs / eines tollen Sängers / einer tollen Produktion noch oben drauf kommt.

    Männliches Potenzgeprotze gibt es ja auch in anderen Genres (Hard Rock, Blues, Funk …). Ich höre das – ich sag mal – ambivalent. Kann ich eigentlich nicht wirklich ernst nehmen aber mit einer geeigneten Dosis Ironie kann das auch mal ganz witzig sein. Ist halt blöd, wenn der Urheber selbst nicht über diese Ironie verfügt. Ich frage mich, wie in den frühen 80ern die Platten von Grace Jones (auf denen ja die riddim-Fließbandproduzenten Sly & Robbie spielen) von der Reggae-Gemeinde aufgenommen wurden. Die durchgestylte, sexuell ambivalente persona von Grace Jones muss doch dem offenbar weit verbreiteten Geschlechterbild im Reggae völlig widersprochen haben. Oder die frühen Culture Club – wie passt das zusammen?

    Deine Schilderung der Auswirkung von Digitalisierung und Globalisierung auf Reggae klingen abschreckend. Ich habe mal ein paar von Dir gedroppte Namen in der Tube quergehört, z.B. Spice. Aufs erste Hören und Sehen wirkt das für mich auf dem Niveau von prolliger Russendisco mit dicker Hose, A*sch & T*tten. Sorry, aber da ist nichts zu beschönigen. Ob das repräsentativ für aktuelle Musik aus Jamaika ist, kann ich jedoch nicht beurteilen. Mit Slackness habe ich heute immerhin ein für mich neues Wort gelernt. ;-)

    Ich bleibe vorerst bei den ollen Kamellen aus den 70er und 80ern. King Tubby ist mir natürlich ein Begriff!

    zuletzt geändert von friedrich

    --

    „Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
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    #9931639  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Läuft gerade zum ersten Mal – es gibt nicht nur einen neuen Mix der Gainsbourg-Versionen (CD1) sondern auch eine zweite CD mit Dub-Versionen von zehn der dreizehn Tracks sowie elf „Versions DJ et chantées“ – das Ding ist von 2003 und Bruno Blum hat es produziert (die Remixes sind aber nicht von ihm selbst) – nicht zu verwechseln mit der Deluxe Edition von 2005 (die ich nicht kenne).

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #9932673  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

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    gypsy tail wind Läuft gerade zum ersten Mal – es gibt nicht nur einen neuen Mix der Gainsbourg-Versionen (CD1) sondern auch eine zweite CD mit Dub-Versionen von zehn der dreizehn Tracks sowie elf „Versions DJ et chantées“ – das Ding ist von 2003 und Bruno Blum hat es produziert (die Remixes sind aber nicht von ihm selbst) – nicht zu verwechseln mit der Deluxe Edition von 2005 (die ich nicht kenne).

    Gainsbourg à la Reggae? Wie darf man sich das vorstellen? Und was macht er denn da mit der 7″-Single?

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    „Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
    #9932687  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Registriert seit: 25.01.2010

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    Das Album (und das nächste, „Aux Armes et caetera“) ist ja bekannt, auch von diesem scheint es einen solchen späteren „Dub-Mix“ zu geben. Hab die Details nicht im Kopf, aber Gainsbourg hat die Aufnahmen in Kingston gemacht, wenigstens auf „Mauvaises nouvelles“ sind Sly & Robbie dabei, das geht also eh in die Richtung. Ob es nun gerechtfertigt ist, Gainsbourgs eigenen Mix zu hinterfragen und einen neuen (der z.B. die arg in den Hintergrund gemischte Orgel und das Piano nach vorn holt) kann ich zum aktuellen Zeitpunkt nicht sagen, dazu müsste ich das Album (ich habe die einzelne CD-Ausgabe, es gäbe auch noch eine Deluxe-Doppel-CD, die nach dem Dub-Mix erschien, ich weiss aber nicht, was dort auf CD2 gepackt wurde) erstmal wieder ausgraben.

    Und was er mit der Single macht … vermutlich hat er dann auch noch tief inhaliert … im Booklet der Ausgabe gibt es ein paar Photos, auf denen er ziemlich krass ausschaut.

    --

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    #9932697  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

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    gypsy tail windDas Album (und das nächste, „Aux Armes et caetera“) ist ja bekannt,

    (…)

    Und was er mit der Single macht … vermutlich hat er dann auch noch tief inhaliert … im Booklet der Ausgabe gibt es ein paar Photos, auf denen er ziemlich krass ausschaut.

    Hmmm …? Mir nicht!

    Aber hier kann man Serge Gainsbourg bei einem Interview à propos de son album Mauvaises nouvelles des étoiles bei etwa 0:10 min sehen, wie er unablässig raucht und im Studio vor laufender Kamera ganz beiläufig auf den Boden ascht. Danach tänzelt er zur Musik noch etwas wie eine zerknitterte Version von Bryan Ferry durch ein Restaurant. Sehr frisch sieht er da aber auch nicht aus. Aber immerhin mit Nikotin und Alkohol fast 63 Jahre alt geworden.

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    „Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
    #9932701  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Registriert seit: 25.01.2010

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    Ah, okay … hör mal in der Tube oder wo die GEMA es halt zulässt ein wenig rein, ich mag die Sachen ganz gerne, war daher neugierig und habe mir die Doppel-CD im Secondhand-Laden gekrallt.

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    #9932705  | PERMALINK

    ibins

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    Der Vergleich mit Motown ist gut. Nur sind es eben im Reggae die Riddims und diese Riddims kommen ja auch immer wieder. Keine Ahnung wieviel Versionen es vom „Real Rock“ bereits gibt, da gibt es Internetseiten die das auflisten.

    Ganz so schlimm ist die Digitalisierung auch nicht, der von mir erwähnte Garnett Silk ist über jeden Zweifel gut, leider halt viel zu früh gestorben. Mir persönlich gefällt halt Chronixx, Protoje und Tarrus Riley auch ganz gut, Jah 9 find ich super und auch Etana um bei den Ladies zu bleiben ist echt gut. Aber es gibt halt vieles, dass mir – nunmehr durchaus alten Sack – nicht mehr gefällt, ich keinen Zugang dazu finde, da mir zu sehr in Richtung Hip-Hop, Russendisko etc.. Die aktuelle Ausgabe von Reggae Gold 2016 ist ein gutes Besipeil, da finde ich nunmehr beinahe nichts mehr was mir reingeht. Gefällt mir nicht, aber viele der jüngeren Genaration finden es gut.

    Reggae in den 70ern ist sicher der Höhepunkt, da kannst du dich schön vergraben und findest nicht so schnell heraus. Es gibt Unmengen. Dubstore aus Japan machen mir da zur Zeit einige Freude, die beiden Bunny Wailers CD’S/Dolp’s (Solomonic Singles) sind ausgezeichnet, auch freu ich mich persönlich sehr auf die nun in Bälde anstehende Wiederveröffentlichung der „Grounation“ von Count Ossie, vor allem im Vinyl Format. Oder um in die Welt der Riddims einzutauchen, Greensleeves hat heuer die Glen Brown Sampler wieder veröffentlicht, die sind nur als 3er-Pack erfassbar, nur eine zu kaufen ist sinnlos, da unvollständig. Die Dinger heißen: Check The Winner (die instrumentals), Dubble Attack (die dj’s) und Boat To Progress (die Sänger). Geht tief, könnte dir aber ev. zu monoton sein.

    Grace Jones – nach der hat genau so wie nach Culture Club niemand gekräht sozusagen. International ein Erfolg, aber national in Jamdown soweit mir bekannt, nicht unbedingt in den Charts. Die Dame hat das auch definitiv nicht für den jamaikanischen Markt gemacht, wollte halte ein Star werden und das ist ihr gut gelungen. Grace Jones ist dort eher als Darstellerin im James Bond Film bekannt. Teile dazu wurden ja sogar auf Jamaika gefilmt. Aber ob das mit dem Geschlechterbild zu tun hat, wage ich mal zu bezweifeln. Weiß auch nicht was so mit Geschlechterbild gemeint ist, die Frauen sind durchaus unabhängig. Haben ja genug zu tun, die Kinder durchzufüttern, da braucht es nicht noch einen zusätzlichen Esser. Meine Schwiemu hatte 4 Kinder, ein jedes von einem anderen Mann und das ist dort sowas von selbstverständlich, bei uns denke ich jedoch immer noch nicht. Aber jetzr schweife ich schon wieder her grob ab, die oben erwähnten Platten/CD’s möchte ich allerdings doch eindringlich empfehlen.

    --

    #9932915  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 5,154

    Thx!

    Ich bin erstmals Anfang der 80er mit Reggae in Berührung gekommen, wenn auch recht oberflächlich. Die britische Punk / New Wave-Szene hatte eine Affinität zu Reggae, wohl weil viele Jamaikaner im UK lebten, die Punks mit denen zusammen in der gleichen hood hockten und man mit dem bösen Schweinesystem bzw. Babylon ein gemeinsames Feindbild hatte. The Clash spielten Police & Thieves, 2-Tone veröffentlichte Ska, Adrian Sherwoods On-U Sound-Label veröffentlichte Dub und selbst Johnny Rotten / John Lydon war bekennender Reggae Fan. Sounds und Spex besprachen diese Platten damals und so kam ich z.B. mit Scientist und den New Age Steppers in Kontakt.

    Grace Jones ist natürlich ein Konstrukt, deren früh-80er Platten sich Chris Blackwell (der Gründer von Island Records) ausgedacht hat. New Yorker Disco-Diva trifft Reggae und New Wave. Da spielt sicher auch die Lust am Exotischen eine große Rolle. Ich glaube gerne, dass das in Jamaika keinerlei Effekt hatte, aber dafür war es nicht gemacht, sondern für New York, London und Paris. Warm Leatherette und Nightclubbing sind übrigens sehr gute Platten, wenn auch natürlich kein authentischer Reggae.

    Mit den Geschlechterrollen spielte ich auf die meines Wissens in Jamaika weit verbreitete Homophobie und gewisse Geschlechtsrollenklischees an. Ich habe keine Ahnung, wie das in den 70ern/frühen 80er war. Wenn ich mir ein paar aktuelle Dancehall-Videos ansehe, gewinne ich aber den Eindruck, dass dort gegenwärtig die Dicke Hose regiert und Frauen vor allem mit überbetonten sexuellen Schlüsselreizen Aufmerksamkeit erregen. Die plattesten Mann/Frau-Stereotypen. Sowas entwickelt sich ja nicht über Nacht, und es ist zumindest irritierend, irgendwie auch interessant, dass ausgerechnet Grace Jones („Feeling like a woman, looking like a man“) oder der offen schwule Boy George mit Reggae rummachten. Und das müssen die Jamaikaner in London ja auch wahrgenommen haben. Eigenartige Verbindung …

    Diese Reggae Gold 2016-Compilation sagt doch mit dem Coverbild schon alles, auch über die Qualität der Musik. Ich will hier jetzt nicht den Kulturpessimisten geben, aber da scheint das Niveau doch sehr tief gesunken zu sein und das Missfallen daran hat nichts mit Deinem oder meinem Alter als Hörer zu tun. Die Adiletten der bitch links auf dem Cover finde ich aber schon wieder gut.  ;-)

    Reggae in den 70ern: Da stöbere ich hier und dort ein wenig. Zuletzt in den Gehörgängen eine Platte aus der guten alten Zeit.

    Rico Rodriguez – Man From Wareika (1977)

    Sehr schöne, rein instrumentale Platte mit dem Posaunisten Rico Rodriguez als Leader. Schöne Bläsersätze, entspannt groovende riddims (die hier nicht nach Fließband klingen), und – ja – ein wohltuend warmer Sound.

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    „Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
    #9934121  | PERMALINK

    ibins

    Registriert seit: 22.10.2014

    Beiträge: 17

    Dann dürfte das wohl auch was für dich sein:

    Früher durchaus schwer erhältlich, mittlerweile ziemlich leicht.

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    #9934259  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

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    ibinsDann dürfte das wohl auch was für dich sein:

    Früher durchaus schwer erhältlich, mittlerweile ziemlich leicht.

    Ja, das ist mir teilweise sogar schon von dieser guten (und spottbilligen) 2 CD-Compilation bekannt:

    Island Records Presents Dub – 38 Hard And Heavy Dub Cuts (2014)

    Rico Rodriquez – Africa Dub

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    „Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
    #9953617  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 5,154

    Augustus Pablo – Original Rockers (Aufnahmen 1972-75, Compilation 1979, Re-Issue 2016)

    Vielleicht lässt sich da eine Regel erkennen: Je trashiger bei Reggae-Alben das Cover, desto besser die Musik? ;-)

    In jedem Fall ist das eine großartige Platte mit 23 instrumental und ein paar vereinzelten vocal-Tracks, die Augustus Pablo in leicht unterschiedlichen personellen und instrumentalen Konstellationen produziert und unter eigenem oder anderen Namen (Rockers All Stars, King Tubby, The Heptones, Bongo Pat …) veröffentlicht hat. Fließband hin-oder-her: Es mag sein, dass die backing bands Lohnarbeiter waren, die für das Runterspulen mehr oder weniger stereotyper riddims bezahlt wurden – hier spielen sie elastisch und flexibel, organisch und die Mixes und Dubs haben Pfiff. Sicher trägt auch die relative Unprofessionalität der Produktion zur Originalität dieser Aufnahmen bei. Aber das wichtigste habe ich noch gar nicht erwähnt: Als Melodica-Spieler hatte Augustus Pablo im music business sicher ein Alleinstellungsmerkmal!

    zuletzt geändert von friedrich

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    „Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
    #9957927  | PERMALINK

    ibins

    Registriert seit: 22.10.2014

    Beiträge: 17

    Ja die Reissue ist gut, vor allem das Doppelvinyl, hat halt leider nur einen Tune weniger, aber das ist so schlimm nicht. Tauchst ja schön langsam tief ein in die Materie. Augustus Pablo war ein Guter und wie, leider auch er viel zu früh weg. Rodigan meinte er war King Tubby’s DJ! Sehr zu empfehlen auch seine Produktionen mit Hugh Mundell (Africa must be free by 1983). Manche Sachen im Original und durchaus schlechten Zustand findest du in seinem Shop in Kingston, das gibt es noch immer und das sieht dann so aus:

    Da gäbe es noch ein Pflichtteil, aber vielleicht hast du das ja schon:

    Guter Überblick, ehrlich. Übrigens auch der Sohnemann ist zu empfehlen: Addis Pablo.

    Weiter Empfehlungen von einem mit schweren Reggaemylitis wären zur Zeit:

    Beide Doppel-LP’s oder Cd’s sind essentiell. Die Krönung des Ganzen kommt ebenfalls von Dubstore aus Japan und ist die eh schon mal erwähnte Grounation:

    Die Platte (3-fach LP oder Doppel-CD) tut gut, aber ist nicht audiophil und von den Texten her auch nicht so ohne. Aber wenn du dich für Reggae, Rastas, Jamaica, Afrika interessierst, dann UNVERZICHTBAR!

    Für die Dub-Fraktion durchaus gut ist wieder mal unveröffentlichtes von Digikiller und zwar das:

    Vorwarnung dazu: Auf Seite 1 sind 3 leicht unterschiedliche Dubs zu einem Tune („Dirty Harry“)! Viel Spaß beim Hören.

    --

    #9959437  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 5,154

    Ich tauche sehr selektiv in die Materie ein. Augustus Pablo war mir bereits eine Begriff, ich kannte auch schon eine paar Tracks von Original Rockers, die mir sehr gefielen. Habe mich dann nach einer anstrengenden aber erfolgreichen Arbeitswoche mit der Anschaffung des Albums selbst belohnt. Die Platte ist wirklich ausgezeichnet und sei hiermit jedermann wärmstens empfohlen!

    Da ich wie gesagt selektiv vorgehe, ist mir eine mehrfach-CD Compilation von AP zu viel. Dennoch besten Dank für den Tipp! Ich kenne von AP neben Original Rockers auch noch East Of The Nile, wenn auch bisher nur oberflächlich. Und natürlich King Tubby Meets Rockers Uptown. Auch wenn das eine exotische Minderheitenmeinung sein mag: Original Rockers gefällt mir von AP bisher am besten!

    In Grounation habe ich mal grob reingehört. Das klingt schon ziemlich exotisch und archaisch, wie die rekonstruierte Ursuppe, aus der nicht nur Reggae kroch.

    Rastafari und andere Religionen, Sekten, Kulte, Fantasien oder sonstiges, das mit Heilsversprechen aufwartet: Damit kann ich auf der rationalen Ebene nichts anfangen (aber das ist ja auch i.d.R. irrational), finde es zwar einerseits faszinierend, andererseits schüttele ich den Kopf. Aber diese Fantasien bringen doch immer wieder großartige Musik hervor. Und emotional trifft es mich dann doch.

    Danke auch für die anderen Tipps! Wird eine Weile brauchen, bis ich mich damit beschäftigt habe. Und eine Urlaubsreise nach Kingston dürfte für mich auch ins Reich der Heilsversprechen gehören. ;-)

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    #10038439  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

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    Glen Brown & King Tubby – Termination Dub (1973-79)

    Weiter geht die Reise in die unendlichen Tiefen des Dub. Ich weiß weder wie die Aufgabenverteilung zwischen GB und KT auf Termination Dub ist noch wie diese Stücke aus 7 Jahren auf einer Platte gelandet sind, ich weiß nicht mal so richtig, wer Glen Brown überhaupt ist (vocalist gone producer, oder so) und mit King Tubby kenne ich mich eigentlich auch nicht aus. Vielleicht passt es dann aber auch, dass die Musik wild und geheimnisvoll klingt.

    There’s Dub

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    „Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
    #10038451  | PERMALINK

    gipetto
    Funk 'n' Punk

    Registriert seit: 04.02.2015

    Beiträge: 13,663

    Ein interessanter Faden. Habe daheim noch unendliche Weiten an Dub herumfliegen, die sich vor allem in der Oberstufenzeit angesammelt haben; darunter u.a. viel von King Tubby und Sly & Robbie. Müsste ich beizeiten mal durchsehen und ordnen, wobei ich von der Szene hinsichtlich ihrer Historie und der Protagonisten ehrlich gesagt überhaupt keine Ahnung habe…

    --

    "Really good music isn't just to be heard, you know. It's almost like a hallucination." (Iggy Pop)
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