Otis´ 7" Faves

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  • #2455919  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

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    Lob auch von mir – tolle Texte, tolle Songs, mit Dancing mein Lieblings-Soul-Track. Weißt Du / wisst Ihr von weiteren „Soul-Supergroups“, oder war der Soul Clan (klingt sehr interessant) die einzige Zusammenarbeit?

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    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    Highlights von Rolling-Stone.de
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    #2455921  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

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    Beiträge: 37,711

    Noch eine Nachfrage: otis, auf wie teuer würdest Du Dancing schätzen (auch als Reprint)? (die Single sieht toll aus)

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    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #2455923  | PERMALINK

    otis
    Moderator

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 22,557

    Latho, ich habe für meine obige unter 10 Euro bezahlt. Weiß nicht mehr genau wie viel.

    --

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    #2455925  | PERMALINK

    mistadobalina

    Registriert seit: 29.08.2004

    Beiträge: 20,833

    Klar, gibt es schöne Sampler, aber gerade von Martha Reeves gibt es feine reguläre Alben, die sich lohnen. Das gleiche gilt auch für die Temptations.

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    When I hear music, I fear no danger. I am invulnerable. I see no foe. I am related to the earliest time, and to the latest. Henry David Thoreau, Journals (1857)
    #2455927  | PERMALINK

    tops
    This charming man

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    @ Otis

    Eine Soul-on-45-Bonanza, fein!
    Ad Pickett: Ja, das Falcons-Original ist besser. Mit WP war zu jener Zeit ja nicht gut Kirschen essen, wenn er selbst gecovert wurde. So hat er beispielsweise Solomon Burke für „If You Need Me“ angefeindet, erst recht, nachdem die Stones ihre Version auf die von Burke bezogen (auch musikalisch). Umgekehrt war er dann erheblich großzügiger, etwa als er „Mustang Sally“ von Mack Rice „entlehnte“. Ein seltsamer Unheiliger.
    Ad Velvelettes: Das US-Original ist ebendas, doch klingt die UK-Pressung deutlich besser. Gilt übrigens für fast alle Tamla-45s. Hat damit zu tun, daß diese Singles in Amerika als schlichte Gebrauchsgegenstände wie Kämme massenproduziert wurden, zum Wegwerfen gedacht. Im UK hatten sie dagegen viel mehr den Charakter von Kulturgütern, die man behielt.
    Ad Four Tops: Schönes Sleeve. Für mich nach Marvin Gayes „Grapevine“ die beste Tamla-45 überhaupt. Mächtig gewaltig. Unsterblich! Deprimierend freilich, wie noch heute Tourneen der Tops organisiert werden, Ewigkeiten nach Levi Stubbs‘ Tod, mit angelerntem Hilfspersonal. Oder der Temptations ohne Jimmy und David Ruffin, ohne Eddie Kendricks (alle längst tot). Und die Leute rennen hin, weil es ihnen egal ist, wer da singt. Auch eine Art Rassismus. Sehen ja eh alle gleich aus und wer merkt sich schon die Namen. Dieselben Leute schimpfen aber, wenn weiße Rock Bands ohne ihre ehemaligen Leadsänger/Aushängeschilder tingeln. Gehört nicht hierher, ich weiß. Sorry.
    Mein Ranking:
    1. 4 Tops
    2. Velvelettes
    3. Carr
    4. Vandellas
    5. Pickett
    6. Clan

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    #2455929  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 37,711

    otis[…]
    unverkennbar James Carr. Dass seine Karriere so kurz und wenig erfolgreich war, mag auch mit seiner Persönlichkeit zusammenhängen, die ein geregeltes Arbeiten mit ihm ab Ende der 60er kaum noch möglich machte. […]

    Ich weiß, das gleitet etwas in Klatsch ab, aber was meintest Du damit? Auch mir ist schon aufgefallen, dass es nicht so viel von Carr gibt (ich habe allerdings nur einen Goldwax-Sampler).

    --

    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #2455931  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    Sehr schön, sehr informativ! Vielen Dank Otis.
    Mit Soul kenne ich mich leider so gut wie gar nicht aus. Deshalb lese ich hier besonders aufmerksam mit. Ein paar Soul 7″45s habe ich indes auch. Werde drei davon mal in meinem Thread vorstellen demnächst. Und ich halte die Augen offen. Da gibt es offenbar noch einiges für mich zu entdecken und vor allem auch Lücken zu füllen.
    Meine Faves hier:

    1. Four Tops
    2. Vandellas
    3. Velvettes
    4. Carr
    5. Pickett

    die letzte kenne ich nicht, muss ich gestehen.

    --

    Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!
    #2455933  | PERMALINK

    otis
    Moderator

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 22,557

    Die aktuelle Top 100 steht am Ende dieses Threads.

    1 The Rolling Stones: The Last Time
    2 Elvis Presley: Heartbreak Hotel
    3 The Clash: London Calling
    4 Bob Dylan: Like A Rolling Stone
    5 The Jimi Hendrix Experience: Hey Joe
    6 The Byrds: Mr. Tambourine Man
    7 The Beach Boys: Good Vibrations
    8 James Carr: The Dark End Of The Street
    9 Bobby Fuller Four: I Fought The Law
    10 The Rolling Stones: Paint It Black
    .
    32 The Four Tops: Reach Out I’ll Be There
    .
    49 Martha & The Vandellas: Dancing In The Street
    .
    95 James Carr: Love Attack

    --

    FAVOURITES
    #2455935  | PERMALINK

    otis
    Moderator

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    Faves #55
    Instrumentals

    Instrumentals waren ausgangs der 50er, Anfang der 60er Dauergäste in den Charts, völlig anders als in den Jahren danach und Jahrzehnten seither. Es lohnt sehr, sich mit ihnen zu beschäftigen.
    Gewarnt werden muss aber vor der seelenlosen Aneinanderreihung dieser Kleinode auf irgendwelchen Samplern, da sie ihre Kraft und Stärke meines Erachtens erst wirklich entfalten, wenn sie ganz allein für sich genossen werden. Es sind halt Singles.
    So habe ich mir zum Prinzip gemacht, wenn ich denn mal einen Sampler mit unbekannteren Single-Tracks höre, (was sich leider nicht immer vermeiden lässt, da manches auf Single einfach nicht zu bekommen ist), jedes Stück mind. zweimal hintereinander zu hören und dann eine Pause zu machen, jede Aufnahme also quasi wie eine Single zu hören.
    So viel zum Thema Sampler, um die es aber hier in diesem Thread nicht geht oder gehen soll, denn auch dieses Prinzip ersetzt natürlich nicht das Abspielen von 7“s.

    Bleiben wir also fortan bei den 17-cm-Platten mit der Abspielgeschwindigkeit von 45 Umdrehungen pro Minute und den darauf enthaltenen wunderbaren Aufnahmen.


    Mar-Keys: Last Night / Night Before 1960 US-Satellite

    “When we put it out, it exploded like nothing had ever exploded before“, erinnert sich die Labelbesitzerein und diese Single ist tatsächlich der endgültige und ganz große Durchbruch einer neuen Plattenfirma auf dem Markt, die in den folgenden Jahren weltweit Musikgeschichte schreiben sollte. Allerdings stellte ein kleines kalifornisches Label auf dem Höhepunkt der Hitkarriere von Last Night im Sommer ´61 fest, dass es doch eigentlich viel ältere Rechte an dem Namen Satellite habe und drohte mit Klage. Estelle Axton und ihr Bruder Jim Stewart stritten nicht lange, sondern benannten Satellite flugs um, indem sie die Anfangsbuchstaben ihrer Nachnamen zusammenfügten und Stax aus der Taufe hoben. So wurde ein beträchtlicher Teil dieses millionsellers auch unter dem Label Stax verkauft.
    Musikalisch gesehen ist Last Night eher ein unbedeutendes Etwas, aber es ist sehr cool und traf den Nerv der Zeit auf den Punkt. Keine Melodien, kein Drumherum, keine musikalischen Gefälligkeiten, sondern im Grunde nur ein einziges markantes Riff, kraftvoll und packend dargeboten. Und selbst dieses Riff erscheint nicht einmal sonderlich originell (zumindest nicht in den Ohren Nachgeborener), aber es wurde unglaublich gut von den Produzenten-Nobodys aufgenommen, so dass das Ganze abwechslungsreich und mit ziemlicher Power rüberkommt. Allerdings hatten sie im Studio auch ein halbes Jahr an der Nummer herumgewerkelt, so dass am Ende kaum noch jemand wusste, wer nun wirklich auf der Single zu hören war. Mit dabei in jedem Fall Estelle’s Sohn Packy und die späteren MG’s Duck Dunn und Steve Cropper.
    Eine tolle Platte, so einfach und so richtig, und ein toller Einstand von Stax.
    Night Before lässt allerdings ahnen, warum der blutjunge Booker T. Jones bald der große Organist im Hause Stax werden konnte. Die Orgel hier hat nun wirklich keine Klasse.

    (·) Last Night war ein großer Hit in den Staaten, weshalb die Platte einigermaßen leicht zu finden sein dürfte, mit 20 $ sollte man aber rechnen müssen. Es gibt auch eine recht seltene deutsche Pressung auf Atlantic.


    Duane Eddy: Because They’re Young / Rebel Walk 1960 US-Jamie 1156

    Gern hätte ich Rebel Rouser oder Peter Gunn hier vorgestellt, aber beide Singles besitze ich nur ohne Hülle und das obige US-Sleeve ist zu schön, als dass es nicht zu besonderen Ehren kommen sollte. Davon abgesehen war Because They’re Young der größte Hit von Duane Eddy, stellt also mit Gewissheit keine Verlegenheitslösung in diesem Thread dar.
    Zwischen ´58 und ´63 veröffentlichte Duane Eddy eine große Anzahl von Singles (er war auch einer der ersten, der mit LPs wirklich Erfolg hatte), die meisten davon wurden zu Hits. Und es mag gut sein, dass Eddy neben Chuck Berry der wichtigste Wegbereiter für die E-Gitarre in der Rockmusik war. In jedem Fall aber hatte Mr. Twang einen Sound entwickelt, der mit seinen tiefen, satt twangenden Tönen von den Studio-Sounds (a la Chet Atkins) jener Tage meilenweit entfernt war. Stücke wie Peter Gunn waren deshalb wie geschaffen für ihn, er spielte es in den 80er Jahren auch noch mal mit Art Of Noise neu ein.
    Dass sein Strickmuster nicht unbedingt das abwechslungsreichste war, schien ihm bewusst, weshalb er schon recht früh Streicher (eine sehr erfolgreiche LP hieß: Twangy Guitar Silky Strings) in seinen Tracks verwandte, wie auch hier bei Because They’re Young. Manch heutigem Ohr mag die Nummer wie eine abgenudelte klassische Western-Melodie vorkommen (sie war wohl auch Titelmelodie in irgendeiner Serie, wer weiß in welcher?), etwas Härte allein durch den Punch der Gitarre andeutend. Aber genau diese schöne Spannung zwischen den melodieseligen strings und der twangenden E-Gitarre ist das Hörenswerte an dieser Aufnahme.
    Rebel Walk macht eher keine Kompromisse. Einigermaßen düster und geheimnisvoll könnte es Titelmusik in einem Wallace-Film sein. Übrigens eine Lee Hazlewood-Komposition. Jener hatte als Produzent und Komponist keinen geringen Anteil an Sound und Erfolg von Duane Eddy.

    (·) Goldmine sieht allein das Sleeve doppelt so teuer wie die Single bei 30$. Ich denke, es geht zusammen auch günstiger.


    Link Wray: Rumble / The Swag 1958 D-Heliodor

    Punk in Reinkultur? Das Zeugnis eines stümperhaften Gitarreros? Die Quintessenz des Rock’n’Roll in Super-slow-motion? Oder doch ein sinister düsterer Trauermarsch, vor dem es kein Entrinnen gibt?
    In jedem Fall begegnet dem Hörer hier ein ganz eigentümliches musikalisches Gebilde, das entweder gefangen nimmt oder auf Ablehnung stößt, mit Eigenschaften, die damals so neu wie archaisch waren. Keine Melodien, nur einfachste Akkorde, die kaum etwas herzugeben scheinen. Morbid und dumpf marschierende Drums. Ein Bass, der melodische Bewegung vorgaukelt und kurze Gitarrenparts, die ein Anfänger schon nach einer Stunde Übens drauf haben mag. Sonst nichts. Irgendwann ein paar Takte lang ein an Bo Diddley erinnerndes Schrammeln, dann aber wieder dieser kompromisslose Todesmarsch, der sich am Ende, elektrisch zerhackt und verzerrt, ins Nichts verliert.
    So unglaublich simpel das alles vom Spieltechnischen her ist, so unglaublich groß ist es auch. (Dies allen Lukather et al.-Fans ins Stammbuch geschrieben.) Offenbart sich doch hinter diesem Wenigen verdammt viel verstörende Wahrheit, unmittelbar, direkt und gnadenlos.
    Dichter und prägnanter kenne ich kaum ein anderes Instrumental, und schon gar keines, das mich emotional immer wieder so berührt. Abgrundtief genial und innovativ.

    (·) Obige Heliodor-Pressung gehört zu den ganz seltenen dt. Rock-45ern der 50s. Ich habe sie bislang noch in keinem Katalog gefunden und hüte sie trotz ihres relativ schlechten Zustandes wie meinen Augapfel. Einen Preis zu nennen ist deshalb auch unmöglich. Als ich einem erfahrenen Rock’n’Roll-7“-Sammler/Händler mal von dieser Single erzählte, meinte er trocken, nein, er wüsste von ihr nichts. Aber Link Wray bräuchte er auch nicht. So ist die Welt. Und so lange die echten „Kenner“ sie stehen lassen, mag die Chance einigermaßen gegeben sein, ein Exemplar für wenig Geld zu bekommen, wenn denn mal eins auftaucht. Das US-Original auf Cadence steht mit 40 $ zu Buche, die UK-Ausgabe mit 40 Pfund.

    --

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    #2455937  | PERMALINK

    otis
    Moderator

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    The Surfaris: Wipe Out / Surfer Joe 1963 US-Dot

    Ein schrill knisterndes Knacken und ein an Wahnsinn gemahnendes Lachen leiten Wipe Out ein. Dieses seltsame Intro mag sicher einer der Gründe für den enormen Erfolg dieser Single gewesen sein, denn soo überragend ist Wipe Out eigentlich gar nicht. Die ausgesprochen einfache Struktur der Gitarrenfigur wird lediglich durch Schlagzeug-Soli aufgelockert. Diese haben dann allerdings ausgesprochenen drive und kommen ziemlich zwingend daher. Auch der letzte Gitarrenpart vermag zu überzeugen, wobei er vom Spieltechnischen her jedem Gitarristen von heute nicht einmal mehr ein müdes Lächeln entlocken wird.
    Trotz allem steht Wipe Out mit seiner stupenden Simplizität für eine Popkultur, die fernab von Brill Building und High School zu sich selbst gefunden hatte und kompromisslos Sounds in die Welt setzte, die vielerorts belächelt werden mochten, die aber letztendlich für das, was Popkultur im Wesen ausmachen mag, standen: Kompromisslose Reduzierung auf das Eigentliche, damit seine Überhöhung ins Absolute. Link Wray hatte es vorgemacht.

    (·) Wipe Out wurde schon in den 60s häufig wiederveröffentlicht. Auch obige Dot-7“ scheint nicht das Original zu sein, es hat eine andere Nummer. In D, wie im UK erschien die Platte auf London. Erste Pressungen sind relativ selten.


    Johnny & The Hurricanes: Red River Rock / Buckeye 1959 D-London

    Eine kleine Band von echten Könnern (eigentlich nur eine rockende Tanzkapelle, wie es so viele gab) ohne Sänger (weil sich die unerfahrenen zu jener Zeit noch nicht recht trauten, was sich erst mit der Beatmusik änderte) und ein Riesenhit, der sie schlagartig weltweit bekannt machte. So in etwa die Geschichte des Sax-players Johnny (Paris) und seinen Hurricanes.
    Nach ihrer großartigen Debüt-Single Crossfire, die dieser hier aus manchen Gründen, aber nicht grundsätzlich, vorzuziehen wäre, gelang ihnen mit Red River Rock ein derartiger Welthit, dass sie auf dieser Schiene erst einmal weitermachten. Sprich, man bediente sich melodiemäßig an Standards und verlieh diesen einen leicht schmutzig rockenden Sound, der ihr Markenzeichen war. Die Orgel gab die Melodie, das Sax legte dirtyness darüber und das alles auf dem straight rockenden Rhythmusteppich von Bass und Schlagzeug.
    So erntet Red River Rock mit seinem behäbig altmodischen Auftakt und der folgenden Melodie sicherlich zunächst einmal ein Stirnrunzeln, wenn es auf heutige Ohren trifft, dann aber, wenn das Saxophon einsetzt und erst recht beim Solo der E-Gitarre, mag man nachvollziehen können, dass die Nummer damals verdammt heiß war. Auch in den 60s noch, als ich sie kennen lernte. Und solche Kleinigkeiten wie die Tonwiederholungen auf der Orgel am Ende jeder Strophe waren absolute Hinhörer. Für mich stellte Red River Rock damit das musikgewordene Bindeglied zwischen 50’s-Mief und Rock’n’Roll dar, eine Form von Kompromiss, die idealer kaum hätte sein können. Klasse.
    Buckeye fehlt das allzu Offenkundige und Eingängige, es hat einen ungeheuren Drive und macht die Single definitiv zu einem Muss.

    (·) Ein Riesenhit. Garantiert für 50 Ct. auf jedem Flohmarkt zu finden. In Mint besitze ich sie selber nicht. In D gab es kein Bildcover.


    The Rock-A-Teens: Woo Hoo / Twangy 1962 D-Roulette

    „Woo Hoo“ sagt alles. So einfach kann Pop-Musik sein. Mehr noch: Mochte das Intro zu Wipe Out seinen sehr speziellen Reiz haben, dieses hier bringt innerhalb von 10 Sekunden den ganzen Song auf den Punkt. Mit dem unglaublichen lasziven Woo Hoo, Hoo Hoohoo und dem Einsatz der trockenen Rockabilly-Gitarre hat sich der Song komplett definiert und der Hörer staunt nur noch ob der locker dröhnenden Großartigkeit, die in den nächsten zwei Minuten folgt. Sich überschlagende Rhythmen, ein seltsam sprachloses Sax, übersteuerte Gitarrenparts und das verrückte Schlagzeug-Solo stehen für eine Überdrehtheit, die nur durch das freche „Woo Hoo Hoohoo“ zusammengehalten wird.
    Kein Wunder, dass dieser „Song“ ein Klassiker der Volksfeste war. Autoscooter und Raupen (Karussells mit Verdeck) mit ihren dröhnenden Boxen waren in den 60s ohne dieses übersteuert kratzende Etwas undenkbar. „Alles hört auf Woo Hoo und ab geht die Fahrt.“ Eintauchen in eine andere Welt. Für zwei Minuten.
    Diese Kirmes-Singles hatten für mich als jungen Hörer (ich habe ja schon einige hier vorgestellt, Wipe Out und Red River Rock gehören sicherlich auch dazu) damals immer etwas leicht Anrüchiges. Ich habe sie geliebt, aber sie waren so gnadenlos frech und auf ihre Art „geschmacklos“, so simpel und offensichtlich, dass ich zunächst nicht wusste, ob ich sie musikalisch ganz ernst nehmen konnte. Als ich dann begann, Singles zu sammeln, gehörten sie zu den ersten, die ich gesucht und gekauft habe. ;-)
    btw: Von der punkigen Finesse des Originals ist eigentlich nichts übrig geblieben in der Coverversion der japanischen Mädchengruppe 5.6.7.8’s aus dem Jahr 2004. Tarantino sei dennoch Dank dafür, dass er den „Song“ wieder ins Rampenlicht geholt hat.
    Twangy ist ebenfalls ein ganz exzellentes Instrumental, ausgefeilter und „musikalischer“ als die A-Seite vielleicht, aber dennoch mit genauso viel Punk-Appeal. Es war in den Staaten die A-Seite ihrer zweiten und gleichzeitig auch letzten Single.

    (·) Bezeichnenderweise scheint diese Single in D gar nicht so selten zu sein, was sicher mehr ihrem Bekanntheitsgrad auf Volksfesten zuzuschreiben ist als irgendwelchem Airplay. Man bekommt gut erhaltene Stücke (allerdings meist ohne die schöne Hülle) allemal für 5-8 Euro. Bestens angelegtes Geld.

    Today’s Tops:
    1 Rumble
    2 Woo Hoo
    3 Red River Rock
    4 Wipe Out
    5 Because They’re Young
    6 Last Night

    PS: Kommentare von Gastlesern gern auch an otis-online@gmx.de

    --

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    #2455939  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 37,711

    Sehr gute Texte über Instrumentals (es scheint ja nicht mehr viele davon zu geben, auch wenn ich mir die Daten der Singles ansehe). Danke für die Erklärung zu den Mar-keys – die kenne ich nämlich von einem Stax-Sampler und hatte mich schon gewundert.
    OT: Duane Eddy habe ich mal nachtgeschlagen, er taucht aber als Komponist von Titelmelodien nirgendwo auf – er spielte allerdings in der Westernserie „Have Gun – Will Travel“ mit.

    --

    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #2455941  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    Großartig, Otis! Die Eingangsworte kann ich nur unterschreiben.

    Instrumentals gehören auch zu meinen großen Vorlieben. Leider besitze ich (noch) zu wenige als 7″45. Von den hier gelisteten habe ich im Moment keine als Single. „Woo Hoo“ ist mir erst neulich knapp durch die Lappen gegangen. Aber ein guter Freund hat mir sein doppeltes Exemplar versprochen.

    Meine TOP 6

    1 Rumble
    2 Woo Hoo
    3 Wipe Out
    4 Red River Rock
    5 Because They’re Young
    6 Last Night

    --

    Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!
    #2455943  | PERMALINK

    mick67

    Registriert seit: 15.10.2003

    Beiträge: 76,900

    otisGewarnt werden muss aber vor der seelenlosen Aneinanderreihung dieser Kleinode auf irgendwelchen Samplern, da sie ihre Kraft und Stärke meines Erachtens erst wirklich entfalten, wenn sie ganz allein für sich genossen werden. Es sind halt Singles.
    So habe ich mir zum Prinzip gemacht, wenn ich denn mal einen Sampler mit unbekannteren Single-Tracks höre, (was sich leider nicht immer vermeiden lässt, da manches auf Single einfach nicht zu bekommen ist), jedes Stück mind. zweimal hintereinander zu hören und dann eine Pause zu machen, jede Aufnahme also quasi wie eine Single zu hören.
    So viel zum Thema Sampler, um die es aber hier in diesem Thread nicht geht oder gehen soll, denn auch dieses Prinzip ersetzt natürlich nicht das Abspielen von 7“s.
    …..

    Das hat mich bislang immer davon abgehalten mir einen Shadows Sampler zuzulegen, weil mir das zuviel Instrumentals auf einmal wären.
    Auf Dein oben beschriebenes Vorgehen bin ich noch gar nicht gekommen. Gute Idee!

    --

    #2455945  | PERMALINK

    norbert

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 2,169

    Sehr schön, Otis.
    Red River Rock war quasi meine allererste eigene 7“. Eigentlich gehörte sie meinem Vater.
    Ich habe diese Single aber so oft in unserer Musiktruhe dudeln lassen, dass er mir sie eines Tages vermacht hat und mit schwarzem Stift auf das Label schrieb: „Diese Platte gehört Norbert“. Leider besitze ich das Exemplar heute nicht mehr.

    --

    Blog: http://noirberts-artige-fotos.com Fotoalbum: Reggaekonzerte im Berlin der frühen 80er Jahre http://forum.rollingstone.de/album.php?albumid=755
    #2455947  | PERMALINK

    weilstein

    Registriert seit: 10.10.2002

    Beiträge: 11,095

    Sehr schöne (themenbezogene) Runde, Otis!

    --

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