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katharsis
Und noch etwas: Oft kommt es einem, so vor, als muss man bestimmte Scheiben mögen, aber dem ist natürlich nicht so. Ich hoffe also, ich wirke nicht belehrend!Nein, ganz und gar nicht. Ist sehr intressant für mich zu lesen, wieso dieser Platte diese Bedeutung beigemessen wird (aber auch die jeweilige subjektive Bedeutung). Auch wenn ich es selbst noch nicht nachvollziehen kann.
Habe schon einige Klassiker des Jazz gehört, so zum Beispiel auch A Love Supreme. Da kann ich den Status schon eher nachvollziehen. Hier spürt man wirklich eine ungeheure Ausdruckskraft, die man auch versteht, ohne sich mit Jazz beschäftigt zu haben. Diese Musik ist wirklich spannend.
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Werbung@donnie: So ähnlich wars auch bei mir.
Ist jetzt dieser Status des „einflussreichsten Jazz-Albums aller Zeiten“ gerechtfertigt oder liegt das nur an der Tatsache, dass es eines der erfolgreichsten ist. Anders gesagt, hätte es diesen Status auch, wenn es niemand gekauft hätte ? Und ist sie an sich „nur“ eine perfekte Platte, an der ledglich nichts auszusetzten ist ?
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LaneIst jetzt dieser Status des „einflussreichsten Jazz-Albums aller Zeiten“ gerechtfertigt oder liegt das nur an der Tatsache, dass es eines der erfolgreichsten ist. Anders gesagt, hätte es diesen Status auch, wenn es niemand gekauft hätte ? Und ist sie an sich „nur“ eine perfekte Platte, an der lediglich nichts auszusetzten ist ?
Na, ein bisschen Marketing von Seiten der Plattenfirma ist immer dabei. Aber das „einflussreich“ bezieht sich im Grunde auf das, was Katharsis oben geschrieben hat (nicht so sehr auf den kommerziellen Erfolg der Platte): „Alles in allem findet sich hier eine schöne Stimmung, die die Möglichkeit der modalen Art, Musik zu machen so unprätentiös ausreizt.“ Also: Musterbeispiel für die modale Spielweise, die in den frühen 60ern vielen Jazzmusikern Wege über den Bebop und seine Abkömmlinge, die Improvisation über komplexe Akkordfolgen, hinaus gewiesen hat. (Frag mich da jetzt bitte nicht nach Details oder technischen Erklärungen.) Und so schöne Platten wie diese hier sind halt selten.
Den angesprochenen Film habe ich nicht gesehen. Es geht um den schwarzen Box-Champion Jack Johnson (erste Hälfte des 20. Jahrhunderts).
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To Hell with PovertyAls ich KoB mit etwa 16 in erster Linie wegen des „coolen“ Covers gekauft habe, fand ich die Musik zunächst auch kreuzöde. Mein Einstieg in den Jazz folgte ein paar Jahre später über Rockjazz und dann über Hard Bop à la Art Blakey, Cannonball Adderley oder Horace Silver (wer Blues, Soul oder auch die Stones mag, der sollte es ruhig mal mit Letzteren versuchen).
KoB trägt seine Vorzüge dagegen weniger offensichtlich vor sich her. Es ist eine der Sessions, bei denen man hört, wie die Musiker quasi auf Autopilot schalten und sich alles aufs Schönste zusammenfügt.
Alle der beteiligten Musiker haben die Fähigkeit, auch an einem relativ uninspirierten Tag noch zu fesseln anstatt tausendfach erprobte Wendungen zu verblasen. Hier aber stellt sich dieses seltene Glücksmoment ein, bei dem man es einfach fließen lassen kann und dabei alles richtig macht. Es wirkt spontan, schwebend und fragil und dadurch um so wertvoller und schöner.
Besser geht es nicht.--
There is a crack in everything; that's how the light gets in. (Leonard Cohen)DonnieHier mal meine persönliche KOB-Story:
Hab mir das Album vor Jahren gekauft, (also noch lange bevor ich meine Begeisterung für Jazz entdeckt hatte; ich höre erst seit ca. 2 Jahren intensiv Jazz), weil ich eben überall gelesen hatte „das beste Jazz-Album aller Zeiten“, „muss man kennen“, „Meilenstein des Jazz“, etc. Die Erwartungen waren also riesig und das Cover der CD verstärkte diese noch. „JAZZ MASTERPIECE – Perhaps the most influential & best selling jazz record ever made“ war da zu lesen. Und dann noch „If this is your first encounter with KOB, be forwarned that it`s likely to become an indispensable part of your life“ Als ich die Scheibe dann endlich in den Player schob, war die Enttäuschung gewaltig. Das sollte das beste Jazz-Album ever sein?? Ich fand die Musik irgendwie……langweilig.
Die CD setzte daraufhin in meinem Regal gewaltig Staub an und wurde erst wieder hervorgeholt, als ich mich richtig für Jazz zu interessieren begann. Bei den ersten Durchläufen hat sie mich zwar auch dann nicht gerade vom Hocker gefegt, aber von mal zu mal gefiel mir das Album besser. Und heute, nach zig mal hören halte ich KOB zwar für ein sehr gutes Album, allerdings (noch immer?) nicht für das absolute Überwerk. IMO gibts doch besseres von Davis, wie z.B. Milestones. Dem gewaltigen Hype wird die Scheibe IMO jedenfalls nicht unbedingt gerecht und es ist auch interessant zu sehen, dass sie in diversen Davis-Ranking-Listen in verschiedenen Jazz-Foren auch zumeist nur im oberen Mittelfeld zu finden ist.
Jedenfalls halte ich KOB für kein sonderlich eingängiges oder einfaches Album und mit Sicherheit ist es keine Scheibe, die jedem gefällt. Aber es ist, wie gesagt, eine sehr gutes Album, dem man ruhig auch mal eine zweite (oder dritte) Chance geben sollte, wenn es einem nicht sofort gefällt.Greetz, Donnie
Beschäftige dich mal mit dem modalen Jazz, den Klangwirkungen der Kirchentonleitern. Versuche nachzuvollziehen, was das Album damals so besonders gemacht hat. So kam bei mir der Durchbruch.
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sent via personal computer - bitte entschuldigen sie eventuelle INSZENIERUNGENGo1 „Alles in allem findet sich hier eine schöne Stimmung, die die Möglichkeit der modalen Art, Musik zu machen so unprätentiös ausreizt.“ Also: Musterbeispiel für die modale Spielweise, die in den frühen 60ern vielen Jazzmusikern Wege über den Bebop und seine Abkömmlinge, die Improvisation über komplexe Akkordfolgen, hinaus gewiesen hat.
Gut, dann muss ich mir erstmal vergegenwärtigen was modale Spielweise usw. überhaupt bedeutet. Sonst ist mir das alles wohl nicht klar.
Trotzdem, es mag ja sein, dass Kind of Blue wirklich diesen musikalischen Einfluss hatte. Was mir aber fehlt (und vielleicht irre ich mich) ist das Gefühl, dass hier wirklich jemanden etwas auf der Seele liegt, das er musikalisch unbedingt ausdrücken muss. Diese Ausdruckskraft und Hingabe oder was auch immer fehlt mir. Ich habe hier eher das Gefühl, dass sich wohl brillante Musiker zusammengesetzt haben und einfach drauf los gespielt haben und eben tolle Musik entstanden ist. Aber viel mehr spüre ich nicht. Wie gesagt, vielleicht irre ich mich.
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Auch bei mir war „Kind of blue“ einer der ersten Jazzplatten und ich fing auch nicht gleich Feuer. Erst 12 Jahre später, durch „Freddie Hubbard – Hub-tones“, packte mich der Jazz.
Jetzt rangiert „Kind of blue“ an 2. Stelle (auf Miles Davis bezogen)
In meinen Top 25 Jazz belegt sie immerhin Platz 15. Ergo ist sie für mich nicht die „beste Jazz Platte aller Zeiten“ aber eine sehr, sehr gute die wirklich Zeit braucht.
Gerade weil man vielleicht zuviel erwartet tut man diesen Werk unrecht….--
Der Teufel ist ein Optimist, wenn er glaubt, dass er die Menschen schlechter machen kann. "Fackel" - Karl KrausMhm, sagen wir es so:
Die Erwartungskulisse, die durch Medien und die vielen Lobeshymnen produziert wird ist so gewaltig, dass man oft erstmal enttäuscht ist, wenn auf einem Album wie diesem nicht viel (cave) passiert.
Ich denke, man muss sich von diesem Nimbus losmachen und einfach den richtigen Moment, die richtige Stimmung abwarten, um den Glanz der Scheibe zu spüren.
Es gibt viele Scheiben, denen kann man gut näher kommen, wenn man sich sachlich und bewusst mit ihnen auseinandersetzt. Bei „Kind of Blue“ hängt meines Erachtens viel von der Stimmung, in der man sich befindet ab.Als Beispiel: Ich habe „KoB“ das erste Mal gehört, als ich meine Freundin kennen gelernt habe. Damals war es eine sehr angenehme, mitternächtliche Stimmung und die (ich wiederhole mich da gerne, weil für meine Begriffe das Wort so passt) unprätentiösen Klänge vielen gar nicht besonders auf. Erst im nachhinein und wie ich die Scheibe später gehört habe, wurde immer bewusster, was da passiert.
Damit verbunden ist eben eine einmalige Stimmung und für mich weniger das technische, was die Spieler zeigen. Ich muss auch sagen, dass „Kind of Blue“ für mich nicht funktioniert, wenn ich unterwegs bin, oder mittags Zug fahre.Was ich sagen will ist, man muss nicht Experte sein um zu hören, was da passiert und man darf auch nicht dem „öffentlichen Druck“ folgen, dass diese Platte jetzt auch für jeden besonders sein muss. Ich denke, das kommt alles erst durch’s Hintertürchen.
Zum analysieren und sich richtig einhören gibt es bessere und vielleicht auch spannendere Platten.Empfehlenswert ist übrigens das Buch über „Kind of Blue“ von Ashley Kahn. Vielleicht bringt er einige neue Ansichten. Selbiger hat übrigens auch sehr schön über „A love supreme“ geschrieben und mir damit dieses Album nähergebracht.
Ach und noch etwas: Ich bin ferner der Meinung, dass nicht immer spürbar sein muss, dass der Musiker etwas brennendes auf der Seele hat und das durch die Musik dringend ausdrücken will. Oft sind gerade die Stücke am schönsten, wo m an einfach an einer Stimmung teilhaben darf, die keine gewichtigen Aussagen postuliert.
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"There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur IIIHm, also gut, vielleicht sollte ich dieses Album nicht schon abschreiben.
katharsis
Empfehlenswert ist übrigens das Buch über „Kind of Blue“ von Ashley Kahn. Vielleicht bringt er einige neue Ansichten. Selbiger hat übrigens auch sehr schön über „A love supreme“ geschrieben und mir damit dieses Album nähergebracht.Das sind die, die es auch bei 2001 gibt und um die 20 Euro kosten ?
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Das lese ich gerade. Lohnt sich.
http://www.zweitausendeins.de/suche/?ArticleFocus=1&ord=-1&cat=10&q=kind%20of%20blue--
sent via personal computer - bitte entschuldigen sie eventuelle INSZENIERUNGENOldBoyDas lese ich gerade. Lohnt sich.
http://www.zweitausendeins.de/suche/?ArticleFocus=1&ord=-1&cat=10&q=kind%20of%20blueBei denen habe ich immer gezögert mir es zu kaufen. Weil ich mir dachte, dass es sich eher lohnt erstmal ein Buch über Miles Davis/John Coltrane im allgemeinen zu lesen, als über ein einzelnes Album. Macht dieses Buch denn auch ohne Vorkenntnisse über diese Musiker Sinn?
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Auf jeden Fall, da die Karrieren und Entwicklungen von Miles und Trane im Buch grob skizziert werden, so dass das nötige Grundwissen vermittelt wird. Es bietet einen wirklich einsteigerfreundlichen Rundumblick.
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sent via personal computer - bitte entschuldigen sie eventuelle INSZENIERUNGENHm, diese Bücher klingen interessant, sind aber leider nicht gerade billig.
Frage: Gehts hier hauptsächlich um eine „technische“ Analyse der Alben (also wer wann welche Note spielt usw.) oder kann man die Teile auch Leuten empfehlen, die nicht Musik studiert haben?--
@ Donnie: das Buch über „kind of Blue“ kann man durchaus ohne theoretischen Grundkenntnisse genießen. Ich bin der lebende Beweis.
Danach habe ich das Album auch mit anderen Ohren gehört und es ist in meiner Wertschätzung nochmal gestiegen.
Es gibt sehr viel Hintergrundinfos zur Enstehung der Formation, die das Album eingespielt hat.
Soweit ich mich erinnern kann ist das Buch in drei Teile strukturiert: Vorbereitungen für die Sessions, Die Session und die Vermarktung b.z.w. was passierte nach Veröffentlichung des Albums.--
“It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike Royko@krautathaus: Danke! Werd mir dann vielleicht irgendwann mal die amerikanischen Paperbacks bestellen.
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