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AutorBeiträge
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nail75
IrrlichtIch mag die Platte auch ziemlich gerne. Ja, wahnsinnig, überzogen, grotesk stellenweise. Aber mit ein paar wirklich herausragenden Tracks.
Welche wären das? Mir graut es zwar davor, das Album nochmals anzuhören, aber vielleicht lasse ich mich überzeugen.
Ich habe die Platte dieser Tage wieder gehört: ein faszinierend missratenes Ding! Die Stimme mit Effekten überfrachtet, groteske Arrangement-Klischees, alberne Synthesizer-Flächen, äußerst schräge Produktion. Jedes Mal, wenn ich es aufs Neue versuche mit dieser Platte, komme ich doch wieder nicht über all die Torheiten hinweg. Es ist, als habe Spector Cohen in den Schwitzkasten genommen, selber aber zu sehr den Anschluss verloren, um den Sänger in eine stimmige neue Richtung drängen zu können. Klar hat die Platte ihre Meriten, das Songmaterial ist teilweise gut, und der Hauch von Irrsinn, Desorientierung und planloser Dekadenz, der über dem Ganzen liegt, übt auf mich tatsächlich eine gewisse Faszinationskraft aus. Aber nach den ersten vier Platten ist das schon etwas verstörend.
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Ragged Glory„Death“ ist nicht bombastisch, sondern opulent. Und somit aufs Trefflichste produziert!
Ein abgehalfterter Produzent nahe am Wahnsinn und ein orientierungsloser Songwriter irrlichtern durch schwache oder mittelmäßige Songs, die sie verzweifelt mit untauglichen Mitteln aufzupeppen versuchen. Es hat zwar einen gewissen Unterhaltungswert zwei talentierten Menschen beim Scheitern zuzuhören, aber anders als andere, finde ich das nur begrenzt unterhaltsam. Nicht das schlechteste Cohen-Album (das ist „Dear Heather“), aber sicher sein unglücklichstes.
Das kommt wohl ziemlich genau hin. Zumindest gibt es meine Höreindrücke der letzten Tage wieder.
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Gewinnen ist nicht alles, gewinnen ist das einzige.Kommt bei Dir eigentlich in Bälde eine Gesamtwertung des Werks, Onkel Tom?
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Hold on Magnolia to that great highway moonSongs of Leonard Cohen ***** (# 175)
Songs from a room ****1/2+ (3) (# 503)
Songs of love and hate ***** (2) (# 186)
New skin for the old ceremony ****1/2- (4) (# 821)
Death of a ladies‘ man ****- (7)
Recent songs ***1/2 (8)
Various positions **** (6)
I’m your man ****+ (5)
The future ***+ (10)
Ten new songs *** 1/2 (9)
Dear heather ** (12)
Old ideas *** (11)Live At The Isle Of Wight 1970 **** 1/2
Live in London ****---
Jokerman. Jetzt schon 71 Jahre Rock 'n' Roll@beatgenroll: Was ist mit der Neuen? Wirst Du komplettieren oder bleibst Du weg?
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„Weniger, aber besser.“ D. RamsIrrlichtKommt bei Dir eigentlich in Bälde eine Gesamtwertung des Werks, Onkel Tom?
Ja, ich arbeite daran, wobei ich das Gesamtwerk nicht komplett abbilden kann, weil mir ja die beiden letzten Alben fehlen.
„I’m Your Man“ gefiel mir z.B. heute viel besser als in der Vergangenheit. Allerdings bleibt für mich weiter nicht nachvollziehbar, wie man einen großen Song wie „First We Take Manhattan“ in einen so miesen Track „verhunzen“ kann, wie Cohen das hier geschafft hat. Neben der unsäglichen „Jazz Police“ für mich der schwächste Track auf diesem Album.
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Gewinnen ist nicht alles, gewinnen ist das einzige.Sokrates@beatgenroll: Was ist mit der Neuen? Wirst Du komplettieren oder bleibst Du weg?
Im Moment: Eher mal wegbleiben.
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Jokerman. Jetzt schon 71 Jahre Rock 'n' Rollbeatgenroll
Sokrates@beatgenroll: Was ist mit der Neuen? Wirst Du komplettieren oder bleibst Du weg?
Im Moment: Eher mal wegbleiben.
Verstehe ich. Fand sie beim Reinhören auch recht „samey“. Nicht schlecht, aber sie fügt dem Bisherigen nicht viel hinzu, abgesehen von den Vorahnungen vielleicht. Aber Totenverklärung brauchen wir ja wie besprochen beide nicht.
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„Weniger, aber besser.“ D. RamsOnkel Tom
Ja, ich arbeite daran, wobei ich das Gesamtwerk nicht komplett abbilden kann, weil mir ja die beiden letzten Alben fehlen. „I’m Your Man“ gefiel mir z.B. heute viel besser als in der Vergangenheit. Allerdings bleibt für mich weiter nicht nachvollziehbar, wie man einen großen Song wie „First We Take Manhattan“ in einen so miesen Track „verhunzen“ kann, wie Cohen das hier geschafft hat. Neben der unsäglichen „Jazz Police“ für mich der schwächste Track auf diesem Album.
Kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich muss gestehen, dass ich – wie in meinem Favoritenthread jüngst genauer beschrieben – mit den Jahren mehr und mehr Frieden mit den späteren Werken schließe, gleichsam aber diverser Produktionszauber mir dennoch eher Dämme errichtet. Bei „First we take Manhatten“ lasse ich mir das noch gerne gefallen, ebenso bei den Tracks von „Death of a ladies‘ man“, einfach weil diese dominanten, irgendwie konternden elektronischen Mittel einen surrealen Mix erzeugen, bei „The future“ fällt mir das hingegen dannn doch enorm schwer. Für mich klingen die Tracks im Rückblick wie in Watte gepackt, bleiern schwer, irgendwie leblos. Zuletzt wurde das Soundbild wieder organischer und ich glaube „You want it darker“ könnte eines seiner besten Werke sein (ich habe sie noch nicht), nachdem, was ich bisher davon vernommen habe.
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Hold on Magnolia to that great highway moonbullschuetz
nail75
IrrlichtIch mag die Platte auch ziemlich gerne. Ja, wahnsinnig, überzogen, grotesk stellenweise. Aber mit ein paar wirklich herausragenden Tracks.
Welche wären das? Mir graut es zwar davor, das Album nochmals anzuhören, aber vielleicht lasse ich mich überzeugen.
Ich habe die Platte dieser Tage wieder gehört: ein faszinierend missratenes Ding! Die Stimme mit Effekten überfrachtet.
Zufällig bin ich in Sylvie Simmons‘ bisher recht toller Cohen-Biographie jetzt gerade bei „Death of a Ladies‘ Man“ angelangt – phantastisch schräges Zeug steht da über die Aufnahmesessions. Vor allem eine Passage aber (und in dieser Passage wiederum der Schluss) bringt frappierend genau auf den Punkt, was ich mir jüngst beim Wiederhören der Platte auch gedacht hatte:
„Offenbar hatte niemand Leonard gesagt, dass die Arbeiten abgeschlossen waren. Er ging davon aus, dass die erschöpften Parts, die er in den frühen Morgenstunden eingesungen hatte, allenfalls Rohfassungen waren, die er noch einmal würde einsingen können. Doch so war es nicht. Als Leonard sich das komplette, fertige Album zum ersten Mal anhörte, war er entsetzt. Was aus den großen Lautsprechern drang, war ein ausgebrannter Mann, ein völlig betrunkener Sänger, der über die Tonspuren irrte. Er bat Spector, noch einmal mit ihm ins Studio zu gehen, damit er den Gesang neu aufnehmen konnte, aber Spector weigerte sich. „In diesem letzten Augenblick“, sagte Leonard, „konnte Phil der Versuchung nicht widerstehen, mich fertig zu machen. Ich glaube, er erträgt es nicht, wenn andere Schatten in seiner Dunkelheit unterwegs sind.“ Der New York Times teilte Leonard mit, dass ihm an dem Album überhaupt nichts gefiel. „Die Arrangements stehen mir im Weg. Ich konnte die Bedeutung der Songs nicht rüberbringen.“
Und genau das quält mich auch so beim Hören: Wie kann man eine Stimme, die ja nicht mit extremer Dynamik, Range und Wucht glänzt, eine Stimme, bei der die Vielschichtigkeit so sehr im Detail der Phrasierung und in der Subtilität liegt, wie kann man so eine Stimme dermaßen zumüllen mit Effekten, so brutal waterboarden in überlauten, vordergründig schrillen, zum Teil vulgären, klischeesatten Arrangements?
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beatgenroll
Sokrates@beatgenroll: Was ist mit der Neuen? Wirst Du komplettieren oder bleibst Du weg?
Im Moment: Eher mal wegbleiben.
Ich empfehle: Eher mal rangehen!
Von den drei letzten Platten finde ich sie die beste, dichteste. „Samey“, wie sokrates schreibt? Oberflächlich ja, zu hören ist eben auf allen dreien der Altersstil, die Altersstimme. Aber da ist diesmal eine neue Dringlichkeit, während die Platten davor manchmal doch allzu gelassen und altersmilde klangen, eben nach einem „lazy bastard living in a suit“, wie es in Goin Home hieß.
Songmaterial, Themen, musikalische Umsetzung: alles sehr beeindruckend diesmal, finde ich. Interessant finde ich weniger die Vorahnungen vom Sterben an sich in diesen Songs, sondern die Art, wie mit der Todesnähe umgegangen wird – die Lieder kreisen immer wieder um dieselbe Frage: Was bleibt am Ende übrig vom spirituellen Trost, wenn es ans Sterben geht? Womöglich überhaupt nichts? Die Platte ist schonungslos, finde ich, radikal, sie lässt den Gedanken zu, dass am Ende all die Sinnsuche nur eine Luftnummer gewesen sein könnte – und gleichzeitig, so illusionslos, so ganz und gar nicht naiv, singt Cohen dann doch: Hineni, I‘m ready, my Lord.
Sofern Du Religiosität als Thema auf einer Pop-Platte gelten lässt, wirst Du so schnell keine finden, die klüger mit all dem jongliert.
Und die musikalische Umsetzung ist großartig, wie auf Zehenspizen, sehr achtsam und sorgsam, sowas wie das musikalische Gegenstück zu japanischer Kalligraphie. Mein Lieblingsbeispiel für diese Qualität der Platte: Lied Nummer 5, „If I Didn’t Have Your Love“, die sanft twangende Gitarre, wahnsinnig vorsichtig hingetupft.
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@bullschuetz: Tatsächlich – mit dem Tod als Thema warte ich lieber noch ein bisschen. Wahrscheinlich, bis es soweit ist.
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„Weniger, aber besser.“ D. RamsOkay, dann solltest Du You Want It Darker tatsaechlich meiden – eine ausgesprochen todesnahe Platte.
Was bedeutet eigtl dieser „unerwuenschte Inhalt“? Ich kann an Deiner Antwort nichts Schlimmes erkennen.
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Das ist in den meisten Fällen eine unschöne Auswirkung des Relaunch. Der „Melde“-Button befindet sich direkt neben dem „Antwort“- bwz. „Zitier“-Button und wird häufig versehentlich angeklickt. Ob es in diesem Fall auch so war, vermag ich nicht zu sagen. Da diese Meldungen aktuell aber ohnehin nichts bewirken, habe ich sie in diesem Fall mal herausgenommen.
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there's room at the top they are telling you still but first you must learn how to smile as you killDanke!
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Schlagwörter: Leonard Cohen
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