Antwort auf: Leonard Cohen

#10010731  | PERMALINK

bullschuetz

Registriert seit: 16.12.2008

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beatgenroll

Sokrates@beatgenroll: Was ist mit der Neuen? Wirst Du komplettieren oder bleibst Du weg?

Im Moment: Eher mal wegbleiben.

Ich empfehle: Eher mal rangehen!

Von den drei letzten Platten finde ich sie die beste, dichteste. „Samey“, wie sokrates schreibt? Oberflächlich ja, zu hören ist eben auf allen dreien der Altersstil, die Altersstimme. Aber da ist diesmal eine neue Dringlichkeit, während die Platten davor manchmal doch allzu gelassen und altersmilde klangen, eben nach einem „lazy bastard living in a suit“, wie es in Goin Home hieß.

Songmaterial, Themen, musikalische Umsetzung: alles sehr beeindruckend diesmal, finde ich. Interessant finde ich weniger die Vorahnungen vom Sterben an sich in diesen Songs, sondern die Art, wie mit der Todesnähe umgegangen wird – die Lieder kreisen immer wieder um dieselbe Frage: Was bleibt am Ende übrig vom spirituellen Trost, wenn es ans Sterben geht? Womöglich überhaupt nichts? Die Platte ist schonungslos, finde ich, radikal, sie lässt den Gedanken zu, dass am Ende all die Sinnsuche nur eine Luftnummer gewesen sein könnte – und gleichzeitig, so illusionslos, so ganz und gar nicht naiv, singt Cohen dann doch: Hineni, I‘m ready, my Lord.

Sofern Du Religiosität als Thema auf einer Pop-Platte gelten lässt, wirst Du so schnell keine finden, die klüger mit all dem jongliert.

Und die musikalische Umsetzung ist großartig, wie auf Zehenspizen, sehr achtsam und sorgsam, sowas wie das musikalische Gegenstück zu japanischer Kalligraphie. Mein Lieblingsbeispiel für diese Qualität der Platte: Lied Nummer 5, „If I Didn’t Have Your Love“, die sanft twangende Gitarre, wahnsinnig vorsichtig hingetupft.

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