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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Sorry, dass ich jetzt auch einen Link dazwischenwerfe. Aber dieser Text erscheint mir wichtig. Er belegt recht gut, dass es überhaupt keinen woken Amoklauf gegen Winnetou gab, sondern in Wahrheit die Bildzeitung einen Popanz aufgeblasen hat.
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bullschuetzSorry, dass ich jetzt auch einen Link dazwischenwerfe. Aber dieser Text erscheint mir wichtig. Er belegt recht gut, dass es überhaupt keinen woken Amoklauf gegen Winnetou gab, sondern in Wahrheit die Bildzeitung einen Popanz aufgeblasen hat.
Über die Bild-Zeitung und die gewohnheitsmäßige Volkserregung haben wir hier auch nicht diskutiert, zumindest nicht ich. Wir haben unsere Diskussion quasi parallel zur Bild-„Debatte“ geführt. Ausgehend von der Entscheidung des Ravensburger-Verlags filmbegleitende Bücher nicht zu veröffentlichen. Ich hatte gleich zu Anfang gesagt, dass mir die Entscheidung nicht passt (nicht wegen der Bücher, sondern wegen des Anlasses) und darauf meine Kritik aufgebaut. Weil mir ziemlich wurscht ist, was Bild so betreibt, um ihre Leser bei der Stange zu halten.
Dass es vorher „Aktivität“ gab hat ja auch Scomplers tolles Tool herausgefunden. Google tut’s auch und findet durchaus Tweets zum Thema kulturelle Aneignung etc., die vor der Pressemitteilung gepostet wurden. Das war der (kleine) Auslöser für die Rücknahme – ich meinte (wie geschrieben, Artikel finde ich nicht mehr), dass die Rede von ca 160 Tweets war (also noch weniger als Scompler zählt). Die Prämisse unserer Diskussion bleibt also.Und dann stolpert der Autor gleich noch in das nächste Fettnäpfchen, dass man es kaum fassen kann: Die Kritik an Ravensburger und May (denn, let’s face it, May steht ebenfalls im Visier) war vollkommen berechtigt, denn wichtige Fakten müssen in Winnetou-Produkten auftauchen: kolonialistische „Cowboys“, die Genozide begehen und von May „aus gut gemeintem Rassismus“ verherrlicht wurden (was ist „gut gemeinter Rassismus“?), Indianer die zwar „gut und edel“ dargestellt werden, aber das nicht sollen? Letzten Endes seien – the kicker – ja 6 Millionen (anscheinend eine frei erfundene Zahl) „Indianer“ umgekommen, „so viele wie tote Juden im Nationalsozialismus“. Er fällt auch ohne das Lesen von Baddiels Buch Jews Don’t Count auf, der Antisemitismus, der sich bei Linksidentitären hartnäckig hält.
Wobei ich mich immer frage, wie denn ein Winnetou-Buch aussehen soll, das den Twitterati gefällt? Ausgemergelte Gestalten, die am Rande der Reservation um Essen bitten und feurige Reden mit Binnen-I halten, derweil Vater und Mutter von SS-Cowboys getötet werden? Man merkt all dieser Kritik an, dass sie letzten Endes genauso realistisch ist, wie der sorgenbefreite junge Winnetou bei Ravensburger (vermute ich). Kitsch kritisiert Kitsch. Und schon den einfachsten Schluss nicht merken: ein Buch über „Winnetou, den Häuptling der Apachen“ ist, egal wieviel Disney-Realismus da einfließt, per se ein Affront: „den“ Häuptling der Apachen gab es genau so wenig wie „die“ Apachen und er hieß bestimmt auch nicht Winnetou. Wenigstens, siehe @bullitts Bericht aus der Reservation, verkauft er heutzutage Decken.--
If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Nun ja. Den Kern des Artikels trifft das aber nicht.
Der Kern ist folgender: Wer hier ein erneutes Beispiel für woken Verbotsaktivismus witterte, saß zumindest in diesem Fall einer Fake-Kampagne der Bildzeitung auf.
Für diese Möglichkeit sollten wir alle (und ich nehme mich da nicht aus) womöglich sensibler werden: dass es sich bei angeblichen woken Verbotsstürmen oft in Wahrheit um laue Windchen handelt, die erst von rechtspopulistischen Medien zu Orkanstärke hochgepimpt werden, aus ideologischen und/oder monetären Motiven.
Und im Karl-May-Fall wurde wohl obendrein eine durchaus sinnvolle und differenziert argumentierende kritische Auseinandersetzung um die Frage, was Winnetou heute noch taugt, umgedichtet zu einer sogenannten Verbotskampagne. Hier wurde, finde ich, das gute Recht, auch nostalgische Erinnerungen einer schmerzhaft kritischen Analyse zu unterziehen, wahrheitswidrig und meinungsfreiheitsfeindlich diskreditiert als angebliche Winnetou-Abschaffungs-Initiative.
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latho
Wobei ich mich immer frage, wie denn ein Winnetou-Buch aussehen soll, das den Twitterati gefällt?Ich stelle mal eine Gegenfrage: Wie müsste denn ein Winnetou-Buch aussehen, dass Dir gefällt?
ich erwarte überhaupt nichts von Produkten auf denen Winnetou steht, nicht auf Filmen, nicht auf TV-Serien (gibt’s so etwas?), nicht auf Büchern dazu etc, ja, noch nicht mal auf May selber, den ich heute nicht mehr lesen würde.
http://forum.rollingstone.de/foren/reply/11865379/
[Hervorhebung von mir]--
Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away. Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dick--
...but everybody wants you to be just like them Contre la guerrenicht_vom_forum
latho Wobei ich mich immer frage, wie denn ein Winnetou-Buch aussehen soll, das den Twitterati gefällt?
Ich stelle mal eine Gegenfrage: Wie müsste denn ein Winnetou-Buch aussehen, dass Dir gefällt?
ich erwarte überhaupt nichts von Produkten auf denen Winnetou steht, nicht auf Filmen, nicht auf TV-Serien (gibt’s so etwas?), nicht auf Büchern dazu etc, ja, noch nicht mal auf May selber, den ich heute nicht mehr lesen würde. http://forum.rollingstone.de/foren/reply/11865379/ [Hervorhebung von mir]
Du hast die Frage ja schon beantwortet, ich würde May nicht mehr lesen. Wie seine Bücher (oder irgendwelche Bücher auf Basis seines Werks) aussehen sollten? Veröffentlicht.--
If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.lathoWie seine Bücher (oder irgendwelche Bücher auf Basis seines Werks) aussehen sollten? Veröffentlicht.
Dann bist Du, je nachdem, wie eng man „irgendwelche“ fasst, doch weitgehend auf einer Linie mit den Twitterati (Natürlich nicht mit allen, aber das ist ja auch keine realistische Erwartung.). „Gefällt nicht“ hat ja erstmal keine Auswirkungen auf den Veröffentlichungsstatus.
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Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away. Reality denied comes back to haunt. Philip K. DickOk, ich bin erstmal raus hier, das ist mir zu dumm.
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.lathoOk, ich bin erstmal raus hier, das ist mir zu dumm.
Verständlich. Mir auch.
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How does it feel to be one of the beautiful people?bullschuetz Er belegt recht gut, dass es überhaupt keinen woken Amoklauf gegen Winnetou gab, sondern in Wahrheit die Bildzeitung einen Popanz aufgeblasen hat.
Ein recht dürftiges Manöver, das ich jetzt schon öfter gehört habe. Die Selbstzensur von Ravensburger durch aktivistischen Druck hat sich jedoch nicht die BILD ausgedacht und die Debatte um „kulturelle Aneignung“ schon gar nicht. Karl Mays Winnetou ist ja gerade auch nur ein deutscher Platzhalter, der jetzt in ähnliche Fahrwasser gerät wie z.B. u.a. Dr. Seuss in den USA im vergangenen Jahr. Das Problem jetzt zu einem „Popanz der BILD“ runterzuspielen, ist daher ziemlich albern.
Der Podcast von Jule und Sascha Lobo argumentiert in seiner aktuellen Folge aber sehr ähnlich und gibt dabei interessante Einblicke in eine woke Gedankenwelt. Die BILD hat eine Kampagne angezettelt, die die „hard feelings“ von „Boomern“ triggert, die sich – „igitt, auf eklig deutsches Kulturgut“ (sic) beruft (was per se für die Moderatorin einen nazimäßgen Beigeschmack hat). Argumentiert wird dann anhand von Tweets von Sigmar Gabriel und Uschi Glas, denn, so lernen wir, auch Frauen beherrschen das „Old White Man“-Ding. Cowboy und Indianer ist „Völkermord als Kinderspiel“, was von Karl May propagiert wird. Lustig wird es dann, wenn Julu Lobo über „kulturelle Aneignung“ referiert und Sascha Lobo anschließend seinen irokesenschnitt rechtfertigt.
Zum Glück differenziert er das Geschwafel seiner Frau ein wenig und gibt zu Bedenken, dass die Idee von “ kultureller Aneignung“ sich sehr nah an der vom Ethnopluralismus bewegt, einem rechtsidentitären Konzept, nach dem sich Kulturen nicht vermischen dürfen. Dass es letztendlich aber überhaupt nicht um „Boomer-Nostalgie“ geht, sondern darum, was Kunst darf, haben leider beide nicht kapiert.
Soweit mein kleiner Podcast-Tippbullschuetz Und im Karl-May-Fall wurde wohl obendrein eine durchaus sinnvolle und differenziert argumentierende kritische Auseinandersetzung um die Frage, was Winnetou heute noch taugt, umgedichtet zu einer sogenannten Verbotskampagne.
Wo gab es denn eine differenziert argumentierende Auseinandersetzung? Über die Rezeptionsgeschichte von Winnetou und deren generationsübergreifende Auswirkung, die zu einem positiv verklärtem Indianerbild in Deutschland geführt hat, habe ich nicht viel gehört. Ich habe am Wochenende mal den Selbstversuch gemacht und war mit meinen Kindern im Kino und habe mir den Film angeschaut. Es war eigentlich recht einfach, danach über plump dargestellte Klischees und die positive Grundmessage des Films zu sprechen, die noch vor vor kurzem als Leuchtturm für Völkerverständigung getaugt hätte, mit divers besetztem Cast und weiblichen Schlüsselfiguren.
latho Und dann stolpert der Autor gleich noch in das nächste Fettnäpfchen, dass man es kaum fassen kann: Die Kritik an Ravensburger und May (denn, let’s face it, May steht ebenfalls im Visier) war vollkommen berechtigt, denn wichtige Fakten müssen in Winnetou-Produkten auftauchen: kolonialistische „Cowboys“, die Genozide begehen und von May „aus gut gemeintem Rassismus“ verherrlicht wurden (was ist „gut gemeinter Rassismus“?), Indianer die zwar „gut und edel“ dargestellt werden, aber das nicht sollen? Letzten Endes seien – the kicker – ja 6 Millionen (anscheinend eine frei erfundene Zahl) „Indianer“ umgekommen, „so viele wie tote Juden im Nationalsozialismus“. Er fällt auch ohne das Lesen von Baddiels Buch Jews Don’t Count auf, der Antisemitismus, der sich bei Linksidentitären hartnäckig hält. Wobei ich mich immer frage, wie denn ein Winnetou-Buch aussehen soll, das den Twitterati gefällt?
Sehr guter Einwand, das frage ich mich auch immer. Man bekommt bereits einen Eindruck, dass man Karl Mays Märchen durch das nächste ersetzen möchte, das dann nur leider nicht mehr so leicht als solches zu erkennen ist. Das Narrativ der kolonialistische „Cowboys“, die Genozide begehen, scheint ja gesetzt zu sein. Dass genau das bei Winnetou eines von vielen Klischees ist, entbehrt in der Debatte nicht einer gewissen Komik. Die Verkürzung von historischen Ereignissen über mehrere Jahrhunderte ist dabei bemerkenswert. Als hätte es je eine homogene Gruppe von Kolonialisten und eine von Natives gegeben und heute stehen stellvertretend alle „Weißen“ für eben jene Kolonialisten“ und irgendein „Indigener“ für alle Natives.
Absurd, wenn sich – wie im oben genannten Lobo-Podcast – eine Indigene zum Sprachrohr für alle indigenen Völker von Nord- und Südamerika geriert. Eigentlich „kulturelle Aneignung“ par excellence. Gerne würde ich mir von so jemandem mal z.B. den Britisch-Amerikanischen Krieg und das Massaker am Horseshoe Bend erklären lassen und wann welcher Stamm mit welchen weißen Kolonialisten gegen welchen verfeindeten Stamm kollaboriert hat und wie man alle Massaker so zusammen addieren kann, um daraus einen großen, einheitlichen Genozid zu konstruieren.
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lathoOk, ich bin erstmal raus hier, das ist mir zu dumm.
Also dumm ist die Diskussion aber wirklich nicht. Ich, als jemand, der mehr so zwischen den Stühlen sitzt, kann hier ganz gut Material sammeln.
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Ich stelle fest dass ich für diese Thematik offenbar zu simpel bin.
Ich befürchte nur dass durch diese albernen Themen wie dieses (damit ist nicht die Diskussion hier gemeint, die ist sehr gut) die wahren Probleme dieser Thematik untergehen.
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l'enfer c'est les autres...Die wahre Problematik? Dass Ravensburger weniger Geld verdient. Verbote treffen doch nur gesetzestreue, rechtschaffene Bürger, die am offiziellen Markt teilhaben wollen. Der Rest kann innerhalb einer Dreiviertelstunde Heroin auftreiben und zieht sich die Protokolle der Weisen von Zion aus dem Internet. Winnetou gibt’s da dann sicher auch irgendwann.
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Come with uncle and hear all proper! Hear angel trumpets and devil trombones. You are invited. -
Schlagwörter: AfD, Alt-Right, Bildzeitung, Deppengelaber, Incels, Machwerke, Pornos, Poros, rechtsextrem, rechtsradikal, Verschwörungsideologen, Welt
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