Joanna Newsom – Ys

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  • #5289267  | PERMALINK

    tinylittlefracture
    Busting crime one blunt at a time

    Registriert seit: 08.01.2007

    Beiträge: 2,887

    Ist der Text ernst gemeint? Wirklich erstaunlich, auf welchem Niveau man als Autor seinen Lebensunterhalt bestreiten kann. „Klischeedummheit heute“ wäre auch kein schlechter Aufhänger und vor allem näher am Inhalt gewesen.

    Sehe das Album nach wie vor sehr stark – und das, obwohl mir Songs mit Tendenz zur Überlänge generell eigentlich weniger liegen. Aber hier passiert ja ständig was. Bis auf „Monkey & Bear“, zu dem mir immer noch ein wenig der Zugang fehlt, sind bereits alle Stücke unter meinen Newsom-Faves zu finden.

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    "This is a present from a small, distant world, a token of our sounds, our science, our images, our music, our thoughts and our feelings. We are attempting to survive our time so we may live into yours." Voyager Golden Record
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    #5289269  | PERMALINK

    dougsahm
    Moderator

    Registriert seit: 26.08.2002

    Beiträge: 17,863

    Ist doch ganz einfach mit dem Text:

    Hörer, die das Album schätzen, schütteln verständnislos den Kopf.

    Leute, denen das Album zuwider ist, delektieren sich. Zumindest ich.

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    #5289271  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    ich auch.

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    #5289273  | PERMALINK

    franzkafka79

    Registriert seit: 05.07.2006

    Beiträge: 201

    Zu diesem Text bleibt eigentlich nichts weiter zu sagen. Er ist an sich nicht schlecht durchargumentiert, in gewissen Teilen sollten man ihn sehr wohl durchdenken, auch wenn ich gänzlich anderer Meinung bin. In letzter Zeit scheint ja immer mal wieder die Restauration beschworen zu werden, wenn sich eine Band nicht explizit mit politischen Themen auseinandersetzt.
    Natürlich kann man Newsom als eine Rückkehr verstehen, als eine Rückkehr aus der Postmoderne in eine schöne Moderne, zusammengehalten von einer beruhigenden Meta-Erzählung, einer neuen Ernsthaftigkeit, einer neuen Welt, die nicht mehr zitiert und ironisiert, sondern ihr Anliegen ernst meint. Newsom meint es ernst, zweifellos, Ironie ist in ihrem Gesamtwerk wohl nicht vorgesehen. Man muss also an all die Verteidiger einer pluralistischen Postmoderne wohl die Worte richten, die Pulp auf „This Is Hardcore“ so treffend einfingen, zu einer solch treffenden Zeit brachten: „Irony Is Over…“.
    Was das alles jetzt bedeuten soll ist fraglich, man verliert sich im Text und Musikgeflecht der heutigen Zeit, kann sich nicht mehr aus ihm befreien. Und genau in diesem Moment fragt man sich, welche Rückkehr Newsom jetzt tatsächlich sein soll? Ist es die Rückkehr in die Renaissance, in das Wiederaufleben des Humanismus, der Mensch im Mittelpunkt, als Genie als Schöpfer, als Herrscher in seinem Reich der Töne und Zeichen? Vielleicht trifft genau das zu, kann Newsom so naiv sein das zu glauben, nachdem uns der Marxismus und der Poststrukturalismus eines besseren belehrt hat? Oder ist sie durch die Dekonstruktion geschwommen, ist aus diesen Untiefen der kulturellen Signifikanz aufgetaucht, aus diesem Geflecht, das Wahrheit ablehnt, das Genie außer Kraft setzt, und dem Subjekt keine wirkliche Handlungsmacht zuspricht? Hat sie die Strukturen vereinnahmt, hat sie es geschafft, sich auf die Spitze zu stellen in dem sie die Produktionsverhältnisse einfache ignorierte, und Musik wieder ihre scheinbare Autonomie zurückgab? War das schon alles was man über Newsom sagen konnte, die Rückkehr zur Autonomie? Doch was bleibt davon übrig, wenn diese Musik ausnehmend berührt, doch warum berührt sie? Ist sie ein Trost in einer unüberschaubaren Welt, in der neuen Unübersichtlichkeit, wie sie Habermas zu Recht beschworen hat?
    Also jetzt wieder der Mensch im Mittelpunkt, als Herr seiner selbst, bei Newsom vorbildlich verkörpert. Er erschafft sich wieder selbst, seine Intention kennt keine Abstriche, er ist nicht länger determiniert von seinem Umfeld, sondern zwingt diesem seine kompromisslosen Visionen auf und wird auch ebenso rezipiert…Ein Rückfall also wieder mal, alle Theorie umsonst, wenn das unmittelbar menschliche ins Bild gerät? Wann wird also Gott wieder erschaffen, wann schauen wir wieder auf die Idee dahinter, die Urmusik, die es gilt anzustreben, und die erreibar wird, die erkennbar wird, für den genialen Künstler? Der Künstler also kein Bearbeiter mehr seiner Sprache und seiner Töne, sondern ein Schaffer einer Geheimsprache, einer Kunst, die keine Abstriche kennt?
    Doch wohin soll uns das führen? Die Lust an der Musik drängt sich auf, läßt alles nichtig werden.
    Das alles führt zu einem interessanten, vorläufigen Ziel, das dieser Umweg erreicht hat: was man theoretisch ablehnen müßte, fängt einen in einer Schönheit, die kaum Vergleiche kennt.

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    Even I, as sick as I am, I would never be you... (Morrissey)
    #5289275  | PERMALINK

    go1
    Gang of One

    Registriert seit: 03.11.2004

    Beiträge: 5,644

    SantanderOb das, was Bruckmaier da beanstandet, wirklich ein dauerhaftes Phänomen ist, das eine derartige Analyse verdient, muss sich noch erweisen. So schlimm ist es ja nun auch wieder nicht, wenn ein paar neue Zupfgeigenhansel kommen (meinetwegen auch ein amerikanisches Zupfgeigengretel wie J. Newsom)

    Damit hat Ys nun wirklich nichts zu tun – es ist nicht einmal ein Folkalbum (im RS war angedeutet, auf welche Tradition sie sich bezieht; die ist mir aber nicht vertraut).

    Dass ihre Stimme gelegentlich quietscht (bei A-Lauten am Zeilenanfang, wenn sie Betonung drauf legt), finde ich mittlerweile liebenswert (am Anfang war’s irritierend); ihr Vortrag ist fesselnd und nuancenreich.

    Ys ist so reich an Melodien und Gefühlen, an Wendungen, Auf- und Abschwüngen und einfach schönen Sounds, dass ich beim Hören gestern glatt das Gefühl hatte, ein neues Lieblingsalbum gefunden zu haben. Hach! Mein Lieblingstrack ist „Only Skin“: die reine Freude für mich, jede einzelne Sekunde.

    Chris DahlenThis isn’t a great album because she owns a dog-eared encyclopedia, or because it stands above the cheap rewards or superficial freakiness we expected from her. It’s great because Newsom confronts a mountain of conflicting feelings, and sifts through them for every nuance.

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    To Hell with Poverty
    #5289277  | PERMALINK

    go1
    Gang of One

    Registriert seit: 03.11.2004

    Beiträge: 5,644

    Ich habe mich bisher eher am Klang und Rhythmus der Worte erfreut als mir groß Gedanken über die „Aussagen“ dieser Songerzählungen zu machen. Newsom kann sehr gut mit Worten umgehen. Aber ich habe im Netz Interpretationen von „Emily“ gefunden, die ich einigermaßen einleuchtend finde:

    UnbekanntIt’s a meditation on her relationship with her sister, her family, and her growing fame, but at its core is the theme of mortality.
    The first section details bucolic scenes and memories of shared moments with her sister. Emily has an interest in astronomy, and she teaches Joanna the names of stars. Joanna writes them in her journal, sets them to song. The sisters both have their particular ways of ordering the universe – one through science, the other through the arts – and this concept of „ordering the universe“ becomes key as the song progresses.
    At the point of „You came and lay a cold compress against the mess I’m in“ the song turns to a darker tone; „The mail is late and the great estates are not lit from within.“ In times of trouble and emotional turmoil („there are worries where I’ve been“) Joanna turns to her sister, the „midwife“ to „help me find my way back in.“ „Come on home,“ she intones repeatedly, a plea for both herself and for Emily to return to the sacred place they share.
    If you fondly remember a moment when a parent pointed out constellations to you, that’s what’s going on in „Pa pointed out to me / for the hundreth time tonight / the way the ladle leads / to a dirt red bullet of light“ (her father is tracing the path to the red star Arcturus from the handle of the Big Dipper). „Joy,“ Newsom remarks; but she isn’t content to leave us with a nostalgic afterglow. She quickly follows on with, „landlocked in bodies that don’t keep / dumbstruck with the sweetness of being, till we don’t be.“ She can’t see the beauty in the world without being reminded that we will cease to exist. Even the earlier image of skipping stones is undercut by the ominous „they were lost and slipped under forever.“
    That is the tension running through the song, through almost all of Ys. Constellations don’t exist – they’re figments, a byproduct of the human need to impose form and order on the chaos of nature. We need constructions to assuage anxiety, to temper our fear of the void – Family, Art, Science – and this puts Joanna’s vision of nature closer to Herzog’s Grizzly Man than to Gentle Ben.

    Michael MetivierThe essence of „Emily“ is a tribute to sisterhood (Newsom’s sister Emily sings backup vocals on the track), expressed through the geographical language of both heaven and earth, „We’ve seen those mountains kneeling, felten and grey,“ „You taught me the names of the stars overhead…/ Though all I knew of the rote universe were those Pleiades, loosed in December.“ Within the context of its story, the song even features an educational rhyme for remembering the difference between meteors, meteorites, and meteoroids. Skeptics might wonder what’s the use of lines like „Peonies nod in the breeze / And as they wetly bow with hydrocephalitic listlessness / Ants mop up their brow,“ but there is definite purpose beyond novelty (and why shouldn’t one’s lyrics be novel?). Newsom positions her relationship with Emily in the grandest scheme possible: eternity. Between terrestrial life („Butterflies and birds collide at hot, ungodly hours“) and the machinery of the universe („Pa pointed out to me, the way the ladle leads to a dirt-red bullet of light“), all things are impermanent, and love and life all the more precious.

    --

    To Hell with Poverty
    #5289279  | PERMALINK

    manastin

    Registriert seit: 04.01.2007

    Beiträge: 65

    Ich wiederhole mich vielleicht, aber Bruckmaiers Kommentare in diesem Artikel sind ziemlich banal. Es gibt überhaupt keine Beziehung zwischen Newsom und Irak-Krieg.
    Ausserdem hier (http://www.sueddeutsche.de/,spom5/kultur/artikel/454/96358/), was unter Joannas Bild steht, finde ich es sehr Unrecht, was geschrieben wurde…
    Unter dem Bild steht: „Joanna Newsom beim Durchschreiten einer ihrer Klanglandschaften, mit Baum, Blumenbluse und gut dressiertem Hund.“

    Sorry, aber das ist Misbrauch der Autorität…Wie gesagt, Bruckmaier zeigt typische klein bürgerliche Zynismus.

    --

    #5289281  | PERMALINK

    sonic-juice
    Moderator

    Registriert seit: 14.09.2005

    Beiträge: 10,983

    Ach was, der Bruckmaier-Text ist doch amüsant und gut geschrieben! Es wäre doch auch ein absolutes Armutszeugnis, den Text nur deshalb schlecht zu finden, weil er das Album -gekonnt – schlecht macht.

    Ich mag „ys“ sehr gerne, aber ein paar wunde Punkte hat Bruckmaier schon getroffen. Allein das Cover ist doch so abschreckend scheußlich, dass ich zunächst erst gar nicht glauben konnte, dass die Musik was taugt. „Wo bei der Heiligen Joanna das CD-Booklet einen Goldschnitt verpasst bekommt, um die bürgerlich-bibliophile Attitüde dieser Rotweintrinkermusik auf die Spitze zu treiben,…“, ja, stimmt schon irgendwie!

    Klar,Bruckmaier´s Argumentation ist natürlich nicht so ganz stringent. Und so richtig ernsthaft hat er sich aufgrund seiner tiefen Aversion wohl auch nicht mit dem Album beschäftigt. Aber Polemik darf das meinetwegen, wenn sie so bissig und (stellenweise) pointiert herüberkommt wie diese. Lasst ihn doch bitteschön Neo-Folk hassen, es gibt billigere Ziele!

    (Und was ausgerechnet an der zitierten Bildunterschrift „Missbrauch der Autorität“ sein soll, erschließt sich mir wirklich nicht. Da wird anderswo deutlich schärfer geschossen, ohne gleich unser aller Lieblingskritiker bemühen zu müssen.)

    --

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    #5289283  | PERMALINK

    manastin

    Registriert seit: 04.01.2007

    Beiträge: 65

    Sonic Juice

    (Und was ausgerechnet an der zitierten Bildunterschrift „Missbrauch der Autorität“ sein soll, erschließt sich mir wirklich nicht. Da wird anderswo deutlich schärfer geschossen, ohne gleich unser aller Lieblingskritiker bemühen zu müssen.)

    Ich meinte: Er versucht mit solchen Aussagen (Blumenbluse und gut dressiertem Hund…) eine „gesellschaftliche Kritik“, eine Kritik des kleinbürgerlichen Lebens zu geben…Aber ehmm…Wahrscheinlich hat er ein viel teuerer Hund zu Hause, und schreibt diesen Artikel in seinem Laptop, während sein Girlfriend für ihn Irishkafee mit Baileys bringt.

    --

    #5289285  | PERMALINK

    bauer-ewald

    Registriert seit: 26.10.2005

    Beiträge: 4,279

    Sonic JuiceAch was, der Bruckmaier-Text ist doch amüsant und gut geschrieben! Es wäre doch auch ein absolutes Armutszeugnis, den Text nur deshalb schlecht zu finden, weil er das Album -gekonnt – schlecht macht.

    Klar,Bruckmaier´s Argumentation ist natürlich nicht so ganz stringent. Und so richtig ernsthaft hat er sich aufgrund seiner tiefen Aversion wohl auch nicht mit dem Album beschäftigt. Aber Polemik darf das meinetwegen, wenn sie so bissig und (stellenweise) pointiert herüberkommt wie diese. Lasst ihn doch bitteschön Neo-Folk hassen, es gibt billigere Ziele!

    Ich finde nicht, daß der Verriß gekonnt herüberkommt. Als ernsthafte Auseinandersetzung mit der Musik sowieso nicht (was Du ja auch erwähntest), aber auch als Polemik (die selbstverständlich erlaubt ist) paßt er nicht. Der Text ist eigentlich nur eine Ansammlung von Baukasten-Klischees, die bemüht witzig rüberkommen, den Ärger des Autors darüber daß diese Musik so viel Aufmerksamkeit erhält, jedoch kaum verbergen können. „bürgerlich-bibliophile Attitüde dieser Rotweintrinkermusik“? Lachhaft. Was glaubt der Mann denn, was für Leute seinen Schmarrn in der SZ lesen?

    Übrigens, das Cover (habe die LP-Version) finde ich absolut gelungen. Auch von der Aufmachung her eine der schönsten Veröffentlichungen der letzten Jahre.

    --

    #5289287  | PERMALINK

    sonic-juice
    Moderator

    Registriert seit: 14.09.2005

    Beiträge: 10,983

    manastinIch meinte: Er versucht mit solchen Aussagen (Blumenbluse und gut dressiertem Hund…) eine „gesellschaftliche Kritik“, eine Kritik des kleinbürgerlichen Lebens zu geben…

    Ich deute das eher als Kritik am weißblässlich-gutbürgerlichen Eskapismus, der aus diesem – m.E. vermeintlich (!) -verträumt-verzuckerten Puffärmel-Gitarren (besser wohl: Harfen)-Wohlklang strömt.

    --

    I like to move it, move it Ya like to (move it)
    #5289289  | PERMALINK

    thomlahn

    Registriert seit: 11.11.2003

    Beiträge: 8,143

    Ich kenne dieses Album nicht, aber der SZ-Artikel ist wohl wieder mal der Auswurf eines Alles-Hassers, dem man nichts recht machen kann. Wenn alle über Monrose schreiben ist das Scheisse und jetzt erlangt mal etwas anderes etwas Aufmerksamkeit, da ist das auch schon wieder Scheisse. Und die Stones waren auch nur cool, solange sie zu Hause in der Küche übten, und er war dabei.

    Wobei .. Goldschnitt muss wirklich nicht sein…

    --

    ?
    #5289291  | PERMALINK

    fruchtfliege

    Registriert seit: 20.11.2006

    Beiträge: 1,389

    @thomlahn: Das tut mir leid, dann kannst du es jetzt nicht mehr unvoreimgenommen hören.

    --

    Seit ich Bio-Obst kaufe, haben die Fruchtfliegen gesunde rote Bäckchen.
    #5289293  | PERMALINK

    go1
    Gang of One

    Registriert seit: 03.11.2004

    Beiträge: 5,644

    So ein Rundumschlag ist halt selten richtig treffsicher. „Neo-Tudor“ passt einfach nicht zu Ys – es klingt nicht englisch und nicht elisabethanisch und es folgt keinen althergebrachten (Folk-)Mustern (es ist auch nicht eskapistisch oder verträumt oder verzuckert). Es stimmt im übrigen auch nicht, dass Espers „in eine ähnliche Kerbe schlagen wie Newsom“.

    --

    To Hell with Poverty
    #5289295  | PERMALINK

    themagneticfield

    Registriert seit: 25.04.2003

    Beiträge: 34,031

    eben der ganze Ansatz ist falsch
    wenn er auf irgendeiner Musical / Musikfilm (30er/40er/50erJahre) Schiene rumgeritten hätte, hätte ich es vielleicht halbwegs verstanden. (so als Wizard of Oz Soundtrack z.B., könnt ich mir das Ganze schon gut vorstellen)
    Aber daraus kann man halt so schlecht nen Trend machen

    --

    "Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!
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