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Was sagen die geschätzen Experten denn zum Esbjörn Svensson Trio (est)? Wie ich gestern am Zeitungsstand gesehen habe, haben es die drei Schweden aktuell sogar auf das Cover des amerikanischen Jazz-Referenzblattes Downbeat geschafft (doch schon eine Ehre für europäische Künstler).
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WerbungDas est-Cover hat schon zu hitzigen Debatten in den USA geführt. Im Zeit-Artikel „Wem gehört Jazz“ kann man ein wenig über die Debatte erfahren:
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Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...@Banana Joe: Ich bin kein Experte, aber dem „Esbjörn Svensson Trio“ kann ich schon etwas abgewinnen.
Ob es derzeit nicht Künstler gibt die es eher verdient haben, finde ich nur zweitrangig. Allein das es einen Diskurs darüber gibt, ist schon bemerkungswert und bringt wieder frischen Wind in den Jazz.--
Der Teufel ist ein Optimist, wenn er glaubt, dass er die Menschen schlechter machen kann. "Fackel" - Karl KrausatomDas est-Cover hat schon zu hitzigen Debatten in den USA geführt.
Ja, diese Diskussion hatte ich auch am Rande mitbekommen. Ein schöner Aufhänger für eine Diskussion pro/contra Jazz von außerhalb der USA.
Branford MarsalisJazz ist die Sprache eines Volkes. Diese Musik kommt aus der Sklavenerfahrung in den USA, vom Blues, der Erfahrung, im Süden der USA aufzuwachsen, der schwarzen Kirche. Ich habe überhaupt nichts gegen norwegische Folklore, aber ich habe auch keine Ambitionen, mein Amerikanersein in die klassische Musik zu integrieren. Ich verstehe nicht, dass Europäer denken, sie müssten etwas Europäisches in den Jazz integrieren. Das ist doch eine völlig verquere Haltung. Dieser Denkansatz scheint mir vor allem sehr hegemonial zu sein.
Die Aussage von Branford Marsalis ist natürlich absolut konservativ und aus meiner Sicht sehr engstirnig gedacht. Zudem ist der Vergleich mit Klassik und Jazz sehr weit hergeholt. Ich kann verstehen, dass die Amerikaner (und wahrscheinlich im Speziellen die Schwarzen) sich um etwas beraubt fühlen, aber einen Schmollmund zu ziehen ist da doch zu wenig. Ein musikalisches Contra wäre nicht schlecht…
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You can't fool the flat man!
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Ah UmHey pinch, ist dir Kenny G. nicht gut genug, oder was soll das hier?
Im Ernst: Bei dir scheint Jazz dort zu beginnen, wo er bei den meisten schon endet (Was ja nichts Schlechtes ist.). Ist damit auch schon die ungewöhnliche These von Albert Ayler als dem – neben Coltrane – größten Jazzmusiker überhaupt begründet?
öhem, versteh ich grad nicht… der thread heisst doch jazz ab 1980. mingus, coltrane, ayler, dolphy & co fallen also weg. miles davis hat zum großteil uninteressante sachen veröffentlicht (1 oder 2 herausragende alben, das wars). selbiges gilt -leider- auch für das meiste von ornette coleman aus dieser zeitspanne. bin mit seinem harmolodics prinzip ja nie so ganz warm geworden. lag weniger an irgendwelcher ingoranz/verweigerung, vielmehr fand ich das zu sehr nach plastik klingend, angestrengt, künstlich, auch wenns vielleicht revolutionär sein mag.
ich korrigiere die ayler/coltrane these: ayler ist neben coltrane (und coleman) natürlich der größte tenorsaxophonist im jazz gewesen. im ernst. von den „neueren“ kann da höchstens noch charles gayle mithalten (tipp: „touchin‘ on trane“ vom charles gayle trio ist himmlisch!).--
@ pinch:
Das mit dem enden meinte ich nicht zeitlich, sondern stilistisch. Du hast da Platten rausgesucht, die – außer vielleicht den Lounge Lizards – die freie Improvisation bevorzugen und damit die Definition von Jazz durchaus strapazieren. Kein ECM, kein Neo-Bop, kein M-Base – kurz: kein Mainstream der letzte 25 Jahre – sondern schrille Avantgarde. Wobei die Einordnung selbstverständlich nichts über die Qualität aussagt.Bei großen Tenoristen hätte ich sehr viel eher an Coleman Hawkins, Ben Webster, Sonny Rollins, Joe Henderson, Stan Getz, Dexter Gordon oder gar David Murray gedacht als gerade an Albert Ayler. Ehrlich gesagt lässt mich dessen Musik etwas ratlos zurück.
Was Miles Davis in den 80ern betrifft, stimme ich dir zu. Was an Ornette Coleman nach Plastik oder künstlich klingt, kann ich allerdings nicht erkennen. Man könnte sowas vermuten wegen des theoretischen Aufwandes, den er veranstaltet. Die Musik empfinde ich allerdings stets als recht „down to earth“.
Von Charles Gayle habe ich nichts, er steht allerdings schon länger auf meiner Wunschliste.
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There is a crack in everything; that's how the light gets in. (Leonard Cohen)
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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@ah-um: die meisten sachen auf ECM interessieren mich nicht unbedingt. da ist viel zuviel eso-müll präsent, der mich abstößt, haufenweise belangloses gedudel (bis auf ein paar sachen von ralph towner vielleicht). deren sortiment ist eher im bereich world music ganz okay und interessant (anouar brahem zb).
neo-bop? da muss ich komplett passen. was fällt da so drunter?mainstream im jazz ist ja primär auch so ne sache… diese niels petter molvaer geschichten sind teilweise ganz gut. so kaffeehausgedüdel ist aber nicht unbedingt meins. oder hiphop-fusion. das geht auch oft schief (ausnahmen: gurus jazzmatazz, oder einiges von a tribe called quest).
und die umschreibung „schrille avantgarde“ ist auch etwas grenzwertig bzw aussagelos. fielen coltranes späte sachen („ascension“, „meditations“, „interstellar space“ etc pp) nicht auch mal unter diesen etwas muffigen begriff? in meiner aufzählung von gerade mal 4 platten trifft es, wenn überhaupt, höchstens auf die blue humans zu.
aylers musik ist spirituell, in den besten momenten überirdisch schön. sein spiel ist voluminös, fett und satt und ziemlich unvergleichlich. ratlos traten ihm ja zeit seines lebens die „jazzconnoisseure“ gegenüber. das macht mich dann bisweilen ratlos. aber nun ja.
ornette colemans alben „virgin beauty“ und „tone dialing“ finde ich schrecklich. leider. kein vergleich zu den früheren sachen. vielleicht raff ich das aber auch bloß nicht. kann ja auch mal passieren.
aber jazz hat sich ja stetig weiterentwickelt. gibt wohl kaum eine andere spielart, die derart in bewegung und im fluss war/ist. so ging das dann auch in die 80er/90er bis dato. logische konsequenzen und entwicklungen (vor allem im bereich freejazz).
kommt halt immer drauf an, welche sparte man da favorisiert/verfolgt.frischer, lebendiger (oder wie auch immer man es nenne möchte ohne dass es sich blöd liest) jazz in den 80er und 90er waren jedenfalls für mich william parker, matthew shipp, frühe lounge lizards, charles gayle, hamid drake und, wenns denn gern auch etwas traditioneller sein soll, denys baptiste. die find ich alle prima.
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Ich würde auf jeden Fall das „Live at the House of Tribes“ von Wynton Marsalis nennen. Schönes, schweisstreibendes Album, sehr dem HardBop verpflichtet…
Matthew Shipp – Equilibrium fällt mir noch ein, sowie El-P`s Projekt „High Water“ einige schöne Momente hat!
Und das neueste Werk von Andrew Hill „Time Lines“ ist sehr schön geworden. Charles Tolliver liess sich auch blicken!
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"There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur III
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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wynton marsalis halte ich persönlich ja für etwas überschätzt. toller arrangeur, aber die stücke sind eher brauhausjazz. selbiges gilt auch für bruderherz branford. mit dem gabs mal ne fürchterliche hiphop/triphop/whatever melange („buckshot le fonque“), die ich irgendwie gerne verdrängt habe.
el-ps“high water“ ist allerdings famos.
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Andrew Hill konnte mit seinem neuen Werk in der Tat an einige seiner frühen Momente heranreichen. „Time Lines“ ist zwar nichts Weltbewegendes aber immerhin sehr niveauvoll und mit einigen tollen Momenten durchsetzt.
Den Rest höre ich ähnlich wie pinch: „High Water“ hat eine gewisse Klasse und die Marsalis Clique schätze ich ebenfalls nicht.--
Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...Zum Thema Jazz ab 1980 finde ich noch Steve Coleman erwähnenswert.
Coleman versteht es die Wurzeln des Jazz mit dem aktuellen Musikgeschehen zu verweben und insbesondere das verwenden von ungeraden Metren in Verbindung mit seinen flüssigen Melodielinien erzeugt ein ständiges vorwärtsdrängen.
Wer in nicht kennt kann hier www.m-base.org/sounds.html ganz legal direkt von seiner Homepage ein paar Alben runterladen.--
Nous vivons médiocres, aujourd'hui, quand de telles leçons musicales nous sont données par les jeunes gens du passé. Merci Frank!!@uncle meat: Danke für den Hinweis, hört sich sehr interessant an!
Zu Marsalis: In der Tat geniessen die beiden Brüder ein ungeheueres Ansehen. Ob sie das verdient haben bleibt die andere Frage. Ich habe mich mit beiden auch nie sonderlich beschäftigt, aber gerade Wynton Marsalis hat wenn auch keine eigenständig-besondere immerhin eine Art von Klasse und seine letzten beiden Alben sind für mich sogar mitreissend. Gerade „House of Tribes“ ist eine wirklich gelungene Session, die ihre besten Momente jedoch auf einer ominösen Bonus-CD erfährt, die nicht im normalen Handel erhältlich ist. Und auch auf seinem letzten Studio-Album „Magic Hour“ waren interessante Stücke, wie ich finde.
El-P’s Projekt finde ich dagegen oft etwas zu sehr verkopft und betont abstrakt komponiert, um wirklich durchweg zu gefallen. Shipp leistet mit dem Rest des Ensembles jedoch eindrucksvolle Arbeit.
Eingefallen ist mir noch Charles Fambrough, der viel mit den Marsalis-Brüdern, aber auch Roy Hargrove oder Grover Washington Jr, gespielt hat.
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"There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur IIIpinch@Ah-Um: die meisten sachen auf ECM interessieren mich nicht unbedingt. da ist viel zuviel eso-müll präsent, der mich abstößt, haufenweise belangloses gedudel (bis auf ein paar sachen von ralph towner vielleicht). deren sortiment ist eher im bereich world music ganz okay und interessant (anouar brahem zb).
Vorbehalte gegen den ECM-Sound kann ich gut nachvollziehen. Ich höre das heute auch nur noch selten. Garbarek zB geht gar nicht mehr. Allerdings finde ich, dass man bei ECM in den allermeisten Fällen schon noch die Kurve kriegt, bevor es zum reinen New-Age-Geklingel verkommt.
An was denkst du da bei Ralph Towner? Für mich ist das eigentlich ein ganz typischer Vertreter des ECM-Sounds (und mit Oregon sogar schon mitunter gefährlich nah an Eso oder gar Sting).neo-bop? da muss ich komplett passen. was fällt da so drunter?
Die Wiederentdeckung alter Helden wie Art Blakey, Joe Henderson oder Dexter Gordon in den 80er-Jahren und damit verbunden die von Wynton Marsalis angeführte Retro-Welle, „Young Lions“ etc pp.
mainstream im jazz ist ja primär auch so ne sache… diese niels petter molvaer geschichten sind teilweise ganz gut. so kaffeehausgedüdel ist aber nicht unbedingt meins. oder hiphop-fusion. das geht auch oft schief (ausnahmen: gurus jazzmatazz, oder einiges von a tribe called quest).
Was in den letzten 25 Jahren Mainstream war, kann ich auch nicht genau sagen. Als Schimpfwort verwende ich den Begriff jedenfalls nicht.
Eine Hauptströmung war sicherlich die angesprochene Jazz-HipHop-Fusion. Wobei ich Guru oder Tribe Called Quest weniger als echte Fusion, denn als HipHop mit Jazz-Einsprengseln empfinde (die mir den Zugang zum HipHop etwas erleichtern). Interessanter finde ich die Annäherungsversuche von der anderen Seite, also zB Steve Coleman oder Gary Thomas.und die umschreibung „schrille avantgarde“ ist auch etwas grenzwertig bzw aussagelos. fielen coltranes späte sachen („ascension“, „meditations“, „interstellar space“ etc pp) nicht auch mal unter diesen etwas muffigen begriff?
Klar, der Begriff ist so muffig wie jeder andere auch. Aber du hast verstanden, was gemeint ist: Musik, bei der die Nachbarn sich wünschen, neben einem Heavy Metal-Fan zu wohnen. Da gehört der späte Coltrane sicherlich dazu. Ich meinte das ja auch keineswegs despektierlich.
Unpassend ist der Begriff Avantgarde schon deshalb, weil er impliziert, dass es eine größere Gefolgschaft (den „Mainstream“) gibt, die sich an den Errungenschaften der Vorkämpfer orientiert. Eine solche gibt es seit etwa 40 Jahren nicht mehr. Das ist wohl auch der Grund, weshalb einige „Avantgardisten“ haute älter aussehen als die Reaktionäre/Traditionalisten. Fürchte ich.frischer, lebendiger (oder wie auch immer man es nenne möchte ohne dass es sich blöd liest) jazz in den 80er und 90er waren jedenfalls für mich william parker, matthew shipp, frühe lounge lizards, charles gayle, hamid drake und, wenns denn gern auch etwas traditioneller sein soll, denys baptiste. die find ich alle prima.
Ja, so was höre ich mir auch ab und zu gerne an (wobei ich den Letzten nicht kenne). Aber auf Dauer sind’s dann doch eher Lester Young oder Sonny Rollins als Albert Ayler.
Täuscht mein Eindruck, dass du dich für die Jazz-Stile vor dem Free Jazz eher weniger interessierst?--
There is a crack in everything; that's how the light gets in. (Leonard Cohen)Da ich kein wirklich großer Freund von Jazz nach 1970 bin, hier nur eine kleine Auswahl an Alben (nach 1980), die mich begeistern können oder konnten:
Fred Anderson Quartet – The Milwaukee Tapes Vol. 1
Fred Anderson Quartet – Dark Day
Dave Holland Big Band – What Goes Around
William Parker Quartet – Sound Unity
John Patton – Minor Swing
Roswell Rudd & Archie Shepp – Live in New York
Pharoah Sanders – Welcome To Love
Archie Shepp/Dollar Brand – Duet
David S. Ware – Godspelized
David S. Ware – Surrendered--
Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos... -
Schlagwörter: Contemporary Jazz, Jazz, Neuheiten 2011
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