Ich höre gerade … R&B!

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  • #10830051  | PERMALINK

    herr-rossi
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    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 87,152

    Ich persönlich bräuchte die Trennung nicht, aber um unbefangen Alben von Aaliyah oder Janelle posten zu könnten, scheint es mir schon sinnig, etwas zu differenzieren.

    @friedrich: Als kleiner Appetithappen der Hit des Albums: Tightrope. Stilistisch ist „The ArchAndroid“ aber enorm variabel und mit 18 Tracks ein echter Brocken, ein lohnender.

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    #10831347  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 5,154

    @herr-rossiIch persönlich bräuchte die Trennung nicht, aber um unbefangen Alben von Aaliyah oder Janelle posten zu könnten, scheint es mir schon sinnig, etwas zu differenzieren.
    @friedrich: Als kleiner Appetithappen der Hit des Albums: Tightrope. Stilistisch ist „The ArchAndroid“ aber enorm variabel und mit 18 Tracks ein echter Brocken, ein lohnender.

    Thx 4 the tipp!

    Btw. ist Janelle Monáe am 09.07 in Berlin zu hören und zu sehen.

    Apropos „echter Brocken“: Habe mir inzwischen Beyoncé’s Lemonade angesehen und -gehört. Da haben Augen, Ohren und Hirn einiges zu tun. Brauche wohl auch noch etwas Zeit, um was dazu zu schreiben.

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    „Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
    #10839917  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 5,154

    Tausend Dank @herr-rossi, dafür dass er mir Janelle Monáe empfohlen hat. Ich habe mir inzwischen The ArchAndroid und Dirty Computer besorgt. In der Tat ist insbesondere ersteres ein ganz schöner Brocken, wenn auch ein sehr leckerer und saftiger. Auch Dirty Computer ist toll. Brauche wohl noch etwas Zeit, um dazu was zu schreiben.

    Ich war vorgestern beim Konzert von Janelle Monáe in der Berliner Columbia Halle. Das war Spitze!

    Hier mehr dazu.

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    „Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
    #10840221  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
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    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 87,152

    @friedrich: Freut mich sehr! Vor allem, dass Du Janelle auch gleich live erleben konntest.

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    #10844559  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 5,154

    Dieses Album hatte ich eigentlich nur mit-bestellt, um Versandkosten zu sparen. Ich kannte Beyoncé so gut wie nicht. Ich höre kein Radio, ich streame keine Musik, eigentlich kannte ich bloß Bilder von Beyoncé. Ein Mega-Popstar, irgendwo zwischen Diana Ross und Madonna.

    Selten wurde ich durch ein Musikalbum so positiv enttäuscht.

    Beyoncé – Lemonade (2016)

    Eigentlich sprengt dieses Album einem bloßen „Ich höre gerade …“- Thread, denn Lemonade ist so komplex und vielschichtig, das man es in ein paar wenigen Worten gar nicht beschreiben kann. Musikalisch springt es durch die verschiedensten Stile von Gospel über Country und Rock bis zu Hip Hop und ist allein schon daher nicht auf einen Punkt zu bringen. Es gibt keinen für Lemonade typischen Track! Und auf der textlichen Ebene (wenn ich das etwas gestelzt mal so nennen darf ;-) ) wird offenbar ein solch breites Spektrum abgedeckt, dass ich es als nicht-englischer -Muttersprachler nur in Ansätzen erfassen kann. Überhaupt: Sehr viel Text, nicht nur in den Songs selbst, auf der zum Album gehörigen DVD gibt es einen ganzen Film, in dem u.a. aus dem Off Gedichte der Lyrikerin Warsan Shire zitiert werden.

    @krautathaus schrieb, dass ich mir unbedingt den Film zum Album anschauen solle. Nichts ist wichtiger als das und gleichzeitig ist das nur die halbe Wahrheit. Denn eigentlich ist das Musikalbum der Soundtrack zum Film, nicht umgekehrt. Szenen aus den „guten alten Südstaaten“ der USA (jedoch mit schwarzen Frauen in der Kleidung der Gutsherrinnen), Traumsequenzen, spektakuläre Tanzeinlagen, die zornige Beyoncé, die ihrem Noch-Ehemann den Ehering entgegenschleudert, das überflutete New Orleans. Auf einem Familienvideo sagt die Großmutter von Beyoncé zu ihrem 90. „I was given lemons, but I made Lemonade.“ Und das Verhältnis von Musik zu Bild ist manchmal so, dass sich dadurch eigenartige Bedeutungsverschiebungen ergeben (falls man das so sagen kann …) und man die Musik danach ganz anders hört.

    Was sich in meinen Ohren, Augen und meinem Gehirn erst nach mehrmaligen Hören und Sehen zusammengesetzt hat, ist ein Statement von afro-amerikanischem Stolz, von Trotz, Aufbegehren und Unbeugsamkeit. Und dazu: Das Statement einer Frau „who would not take it anymore“, ein feministisches Manifest. Das alles vorgetragen mit einer Stimme die nicht zu überhören ist, die aber auch manchmal bricht, mit einer weiblichen, erotischen Körperlichkeit, die fast schon Angst macht. Eine Wucht!

    Alles andere als leichter Pop. Und so paradox es klingt, denke ich am Ende nicht nur „Say it loud, I‘m black, I‘m female and I‘m proud!“, ich wünsche mir als weißer mitteleuropäischer Mann sogar „I wanna be black and I wanna be female!“

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    „Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
    #10844569  | PERMALINK

    kurganrs

    Registriert seit: 25.12.2015

    Beiträge: 8,987

    @friedrich, sehr schön geschrieben! :yes:

    #10844657  | PERMALINK

    krautathaus

    Registriert seit: 18.09.2004

    Beiträge: 26,163

    @friedrich: das ist gut zusammen gefasst. Mit „Lemonade“ hat sich Beyonce nochal ein gutes Stück weg bewegt vom klassischen R&B der Alben vor „Beyonce“. Ich finde „Lemonade“ auch produktions- und aufnahmetechnisch umwerfend.

    Beyonce’s „Homecoming“ Auftritt (Netflix) ist auch sehr toll.

    --

    “It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike Royko
    #10845093  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 5,154

    Vielen Dank, @kurganrs und @krautathaus!

    Habe wochenlang über Lemonade nachgedacht, musste das Album aber auch erstmal halbwegs kapieren und habe dann gestern Abend bei zwei Bieren einfach das in die Tastatur getippt, was mir durch den Kopf ging. Man könnte noch viel mehr und anderes schreiben, aber dann wird man nie fertig.

    Das Album „Beyonce“ kenne ich erst seit kurzem. Das hat ja auch schon explizit feministische Themen, ist aber vor allem musikalisch noch deutlich einfacher gestrickt. Eigentlich synthetische Popmusik plus Soul und Funk. Auf Lemonade hat aber jeder einzelne Track eine komplett maßgeschneiderte Produktion, inklusive Instrumentierung und sogar den passenden Nebendarstellern wie Jack White beim zornigen Rocker Don’t Hurt Yourself oder Kendrick Lamar beim kämpferischen Marsch (?) Freedom. Sandcastles ist die tragisch-emotionale Ballade mit nur Stimme und Klavier („We built sandcastles / that washed away“) – und da bricht Beyoncés Stimme eben auch mal. Hätte man auch weg-produzieren können, aber gerade dadurch hört sich das verletzlich an und berührt so sehr.

    Zu Netflix habe ich leider keinen Zugang. :-(

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    „Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
    #10845159  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
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    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 87,152

    Großartig, vielen Dank @friedrich!

    --

    #10845517  | PERMALINK

    bullschuetz

    Registriert seit: 16.12.2008

    Beiträge: 2,216

    @friedrich Super!

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    #10845721  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 5,154

    Danke, danke @herr-rossi und @bullschuetz!

    Aber Beyoncé’s Lemonade gibt einfach auch viel Denk- und Gesprächsstoff her, oder?

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    „Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
    #10845793  | PERMALINK

    kurganrs

    Registriert seit: 25.12.2015

    Beiträge: 8,987

    Ich hatte bisher die beiden Alben „Lemonade“ und „Beyonce“ nicht.
    Habe sie mir jetzt, Dank @friedrich bestellt. :bye:

    #10845861  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 5,154

    @kurganrsIch hatte bisher die beiden Alben „Lemonade“ und „Beyonce“ nicht.
    Habe sie mir jetzt, Dank friedrich bestellt.

    Bin gespannt, wie Du sie hörst!

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    „Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
    #10846695  | PERMALINK

    cleetus

    Registriert seit: 29.06.2006

    Beiträge: 17,565

    Seit gestern läuft bei mir diese fantastische Kompilation rauf und runter:

    https://open.spotify.com/album/294v9hOiHtrDld4cNeO3vQ

    --

    Don't be fooled by the rocks that I got - I'm still, I'm still Jenny from the block
    #10851405  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 5,154

    Ich stöbere mich immer noch durch mehr oder weniger zeitgenössischen R&B und stolpere dabei über dies und das. Ich weiß nicht, ob es mehr Vorteile oder Nachteile hat, dass ich eigentlich keine Ahnung davon habe. Teils werden meine Vorurteile zum Einsturz gebracht (Beyoncé), teils übererfüllt (TLC), teils bin ich einfach nur irritiert.
    Kelela steht im R&B-Regal, aber ist eigentlich ein gutes Beispiel dafür, wie schwammig der Begriff R&B ist. Kelela ist Nachfahrin Äthiopischer Einwanderer in die USA, hat mal Jazz-Standards gesungen, aber auch mal in einer Metal Band. Ihr Debut-Album Take Me Apart erschien auf dem ehrwürdigen Londoner Label Warp, das ich mit Electronica-Acts wie Aphex Twin und Autechre verbinde. Wie passt das alles zusammen?

    Kelela – Take Me Apart (2017)

    Auf dem Cover viel nackte Haut – das bin ich von R&B-Alben fast schon gewohnt. Aber Kelela gibt sich nicht wie die übliche Sexbombe sondern eher wie eine Mischung aus Heiliger und Hexe, Statue und Pin Up, Cyborg und Ureinwohner. Ein auf der einen Seite kahler Schädel, der auf der anderen Seite endlos lange Zöpfe hat. Und über die sexuelle Orientierung von Kelela weiß man auch nichts genaues.

    Und ist das R&B in afro-amerikanischer Tradition oder Synth Pop, gesungen von einer Frau die zwar schwarz ist, aber möglicherweise nicht viel mit der us-black community gemein hat?

    So widersprüchlich, wie sich das liest, klingt Take Me Apart dann aber gar nicht. Im Gegenteil, das ist sogar eine runde Sache. Man sollte sich als Hörer jedoch ein gutes Stück weit von ein paar alten Gewohnheiten aus dem R&B verabschieden. Gospel, Soul, Funk, fast sogar die konventionellen Songstrukturen, das sind hier nur noch Echos aus der Vergangenheit. Take Me Apart, das sind synthetische verschachtelte grooves und geschichtete Soundflächen mit darüber schwebender kühler Stimme, die aus einem Club des Jahres 2049 zu stammen scheinen. Ob R&B oder nicht. Und irgendwie passt das dann auch auf das Warp-Label.

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    „Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
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