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Ich stöbere mich immer noch durch mehr oder weniger zeitgenössischen R&B und stolpere dabei über dies und das. Ich weiß nicht, ob es mehr Vorteile oder Nachteile hat, dass ich eigentlich keine Ahnung davon habe. Teils werden meine Vorurteile zum Einsturz gebracht (Beyoncé), teils übererfüllt (TLC), teils bin ich einfach nur irritiert.
Kelela steht im R&B-Regal, aber ist eigentlich ein gutes Beispiel dafür, wie schwammig der Begriff R&B ist. Kelela ist Nachfahrin Äthiopischer Einwanderer in die USA, hat mal Jazz-Standards gesungen, aber auch mal in einer Metal Band. Ihr Debut-Album Take Me Apart erschien auf dem ehrwürdigen Londoner Label Warp, das ich mit Electronica-Acts wie Aphex Twin und Autechre verbinde. Wie passt das alles zusammen?
Kelela – Take Me Apart (2017)
Auf dem Cover viel nackte Haut – das bin ich von R&B-Alben fast schon gewohnt. Aber Kelela gibt sich nicht wie die übliche Sexbombe sondern eher wie eine Mischung aus Heiliger und Hexe, Statue und Pin Up, Cyborg und Ureinwohner. Ein auf der einen Seite kahler Schädel, der auf der anderen Seite endlos lange Zöpfe hat. Und über die sexuelle Orientierung von Kelela weiß man auch nichts genaues.
Und ist das R&B in afro-amerikanischer Tradition oder Synth Pop, gesungen von einer Frau die zwar schwarz ist, aber möglicherweise nicht viel mit der us-black community gemein hat?
So widersprüchlich, wie sich das liest, klingt Take Me Apart dann aber gar nicht. Im Gegenteil, das ist sogar eine runde Sache. Man sollte sich als Hörer jedoch ein gutes Stück weit von ein paar alten Gewohnheiten aus dem R&B verabschieden. Gospel, Soul, Funk, fast sogar die konventionellen Songstrukturen, das sind hier nur noch Echos aus der Vergangenheit. Take Me Apart, das sind synthetische verschachtelte grooves und geschichtete Soundflächen mit darüber schwebender kühler Stimme, die aus einem Club des Jahres 2049 zu stammen scheinen. Ob R&B oder nicht. Und irgendwie passt das dann auch auf das Warp-Label.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)