Ich höre gerade … Jazz!

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  • #11061475  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Also Evans ist zuwenig präzise? Oder wegen seiner Präzision fändest Du es passend? (Mir ging’s ja ums mögliche Ausschlusskriterium – also weshalb ich die Vorstellung „Evans spielt Bossa“ eben nicht passend finde.) – Klarheit kann ich unterschreiben, aber Präzision (rhythmische zumal) ist nichts, woran ich bei Evans sofort denken würde.

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #165: Johnny Dyani (1945–1986) - 9.9., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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    #11061479  | PERMALINK

    vorgarten

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    gypsy-tail-wind
    Aber ja, eben gerade weil da was ganz anderes passiert, als in New York (wo Leute wie die Pozoso, Bauza, Tito Puente massgeblich waren), viel entspannter, ganz anderer Charakter. Dass das schon so halb „Kunstmusik“ ist, verbindet sie letztlich ja auch mit sowas wie „Jazz Samba“ von Getz. Wie das mit der Ernsthaftigkeit ist, wage ich aber nicht zu beantworten (tendiere da eher – wohl ganz nach dem Klischee – zu mehr Ernst im Osten, wo Getz ja trotz allem zu verorten ist).

    ostküste, der rhythmische drive, die existenziellere härte, wegen nähe zu cuba und außerdem anlandestation für alle atlantiküberquerer (sogar aus cabo verde, wie wir ja kürzlich gelernt haben) – das leuchtet mir ein.
    aber die latin-jaz–entwicklung im westen – hatte das nicht im wesentlichen mit hollywood zu tun? mit den ganzen musikern, die dort die die tonspur zun den exotica fabrizierten, was in in der studiologik hieß: weich, weiblich, verführerisch? deshalb flamenco undsoweiter, und nicht, weil da gerade viel hispanoamerikaner lebten? kann man aber wahrscheinlich nicht so zuspitzen.

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    #11061483  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 13,208

    gypsy-tail-windAlso Evans ist zuwenig präzise? Oder wegen seiner Präzision fändest Du es passend? (Mir ging’s ja ums mögliche Ausschlusskriterium – also weshalb ich die Vorstellung „Evans spielt Bossa“ eben nicht passend finde.) – Klarheit kann ich unterschreiben, aber Präzision (rhythmische zumal) ist nichts, woran ich bei Evans sofort denken würde.

    dann hören wir evans ziemlich anders. ich finde dass er töne aus einer motorik heraus setzt, aus einer technischen zwangsläufigkeit heraus, was auf einer ganz anderen ebene emotionalität erzeugen kann (als durch das modulieren z.b.). gut, das passt jetzt auch nicht unbedingt zur bossa, wäre aber reizvoll gewesen.

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    #11061489  | PERMALINK

    dietmar_

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    soulpopeIrgendwie fallen mir jetzt ein …. The L.A. Four …. and mor(e) ….

    Die L.A. Four hat bei mir nie gezündet, trotz der Besetzung,
    Habe Pavane Pour Une Infante Defunte und Going Home.

    --

    #11061491  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
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    Registriert seit: 25.01.2010

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    Ich merke allerdings auch, dass ich lange keinen Evans mehr gehört habe … den starken rhythmischen Impetus höre ich nur früh (50er), danach wäre meine Vermutung, dass er das eher an die Rhythmusgruppen auslagert – und vielleicht daher deshalb so gut ist, wenn da ein Philly Joe, ein DeJohnette oder dann Joe LaBarbera mitwirken?

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #165: Johnny Dyani (1945–1986) - 9.9., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #11061499  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 13,208

    gypsy-tail-windIch merke allerdings auch, dass ich lange keinen Evans mehr gehört habe … den starken rhythmischen Impetus höre ich nur früh (50er), danach wäre meine Vermutung, dass er das eher an die Rhythmusgruppen auslagert – und vielleicht daher deshalb so gut ist, wenn da ein Philly Joe, ein DeJohnette oder dann Joe LaBarbera mitwirken?

    ich glaube, ich bin hier auch auf dem holzweg – je länger ich über die kombination bill evans & bossa nachdenke, desto unwahrscheinlicher finde ich die. evans hatte keinen spannenden bezug zum rhythmus (das meinstest du wahrscheinlich, oder?), aber er spielt sehr rhythmisch, wie ja auch eine maschine oder ein metronom rhythmus erzeugt – mit präzision sitzt dann halt jeder ton an der richtigen stelle und das kickt dann eben… (auch in langsam – das mochte miles wahrscheinlich an ihm als improvisator – aber da gibt es eben noch unendlich viel mehr bei evans, was spannend ist – und stimmt, auch lange nicht mehr genau hingehört…). der ganze trick bei der bossa à la gilberto ist ja, wie man rhythmus mit großer präzision (und individuellem querdenken) so verkomplizieren kann, dass jeder ton an der falschen stelle zu sitzen scheint ;-)

    man kann sich ja gerade auf dem getz&evans-album überhaupt nicht vorstellen, dass die da plötzlich girl from ipanema spielen…

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    #11061515  | PERMALINK

    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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    dietmar_

    soulpopeIrgendwie fallen mir jetzt ein …. The L.A. Four …. and mor(e) ….

    Die L.A. Four hat bei mir nie gezündet, trotz der Besetzung, Habe Pavane Pour Une Infante Defunte und Going Home.

    Same here …. deswegen MOR(e)  ;-)   …. jetzt ernsthaft, die Kombo mit Shelly Manne am Schlagwerk war die ungleich stärkere, aber der interpretatorische Zugang blieb trotzdem brav – da wäre jedenfalls mehr drinnen gewesen …..

    --

      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #11061519  | PERMALINK

    soulpope
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    Abgleitend in südlichere Gefielde …. motiviert von aktuellen Threadverlauf …. :

    Hab ich natürlich primär wegen dem tollen Cover behalten, eh kloa  ;-)   …. aber nichtsdestotrotz ziemlich sonnig ….

     

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      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #11061547  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    nochmal eine Dekade abgeschwiffen…

    Warne Marsh / Clare Fischer / Gary Foster ‎– Report Of The 1st Annual Symposium On Relaxed Improvisation

    aber jetzt geht es zurueck zu Clare Fischer und dem Mysterium des Bill Evans Bossa Nova Albums… ich stimme zu, dass Evans sowas wohl nie gemacht haette… aber wer dann, also, wie wessen Bossa Nova Album klingt es … (also, ausser Fischers natuerlich, klar)
    ueberbordende rhythmische Finesse wuerd ich dem Klavier hier jetzt nicht unterstellen wollen…

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    #11061549  | PERMALINK

    soulpope
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    Gefolgt von weiteren Luftschlössern …. :

    --

      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #11061561  | PERMALINK

    vorgarten

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    clare fischers „pensativa“ ist tatsächlich sehr interessant – und rythmisch nicht ohne. eigentlich könnte das ja fast ein saxofonsolo sein – oder gesungen. jede linie ist wohl überlegt. aber die rhythmusgruppe überzeugt mich nicht so, am wenigsten der bass.

    --

    #11061569  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    Cal Tjader ‎– Plays The Contemporary Music Of Mexico And Brazil

    scheinbar Clare Fischers erste „Bossaplatte“, aufgenommen 1962 ein paar Wochen nach Charlie Byrd und Getz mit Jazz Samba… Laurindo Almeida spielt Gitarre, Fischer Klavier, arrangiert hat er auch und zwar einen fuenfkoepfigen Holzblaesersatz (ernsthaft sowas wie Floeten, Klarinetten und Oboen denk ich, noch nicht genau hingehoert), Percussion gibt es auch, eine Frau namens Ardeen de Camp die wortlos mitsingt… und natuerlich Tjader am Vibraphon… das ist alles sehr unterhaltsam und bunt, aber es macht schon Sinn, dass Getz/Gilberto noch mehr abgeraeumt hat als das hier…

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    #11061571  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    vorgarten

    gypsy-tail-wind
    Ich merke allerdings auch, dass ich lange keinen Evans mehr gehört habe … den starken rhythmischen Impetus höre ich nur früh (50er), danach wäre meine Vermutung, dass er das eher an die Rhythmusgruppen auslagert – und vielleicht daher deshalb so gut ist, wenn da ein Philly Joe, ein DeJohnette oder dann Joe LaBarbera mitwirken?

    ich glaube, ich bin hier auch auf dem holzweg – je länger ich über die kombination bill evans & bossa nachdenke, desto unwahrscheinlicher finde ich die. evans hatte keinen spannenden bezug zum rhythmus (das meinstest du wahrscheinlich, oder?), aber er spielt sehr rhythmisch, wie ja auch eine maschine oder ein metronom rhythmus erzeugt – mit präzision sitzt dann halt jeder ton an der richtigen stelle und das kickt dann eben… (auch in langsam – das mochte miles wahrscheinlich an ihm als improvisator – aber da gibt es eben noch unendlich viel mehr bei evans, was spannend ist – und stimmt, auch lange nicht mehr genau hingehört…). der ganze trick bei der bossa à la gilberto ist ja, wie man rhythmus mit großer präzision (und individuellem querdenken) so verkomplizieren kann, dass jeder ton an der falschen stelle zu sitzen scheint
    man kann sich ja gerade auf dem getz&evans-album überhaupt nicht vorstellen, dass die da plötzlich girl from ipanema spielen…

    Ja, sorry – wechsle zwischen dem ätzenden HP-Notebook von der Arbeit und dem Smartphone hin und her … beides ist nicht meine erste Wahl beim Tippen, aber auf dem Rechner hab mich mehr, als wenn ich mich virtuell mit dem eigenen (der einen grösseren Bildschirm und eine bessere Tastatur hat) einlogge. Ist halt alles nicht so komfortabel an diesen Tagen zwischen Home Office und Home Holiday (gerade beginnt mein Osterwochenende).

    Aber ja, so in etwa meinte ich das mit Evans und dem Beat. In den ersten Jahren hatte er ja einen tollen, hungrigen Drive, weniger treibend als Eddie Costa, aber so in etwa die Richtung (z.B. auf „Everybody Digs…“ oder auf den Aufnahmen mit Russell), aber das verliert sich dann recht schnell – und fehlt mir persönlich auch irgendwie (schon bei den Aufnahmen mit LaFaro/Motian höre ich das nicht mehr, auch wenn ich die aus diversen Gründen natürlich grossartig finde). Und genau, das Album mit Getz … auch eher ein „misfire“, hab’s so im Kopf, dass „Funkallero“ mir am besten gefällt, aber ewig lange nicht gehört (und eh nie als Album sondern als Session in der Verve-Box).

    Das CD-Cover find ich ja irgendwie cool (LP war eins dieser generischen „Previously Unreleased Recordings“, aber einmal nur mit Getz im Kreis, üblicherweise aber beide drin):

    In der Mitte „Ella and Louis“, oben rechts glaub ich ein Foto von Dizzy Gillespies Big Band auf Tour, irgendwo hab ich das drin …

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #165: Johnny Dyani (1945–1986) - 9.9., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #11061577  | PERMALINK

    thesidewinder

    Registriert seit: 17.03.2019

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    #11061591  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

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    vorgartenclare fischers „pensativa“ ist tatsächlich sehr interessant – und rythmisch nicht ohne. eigentlich könnte das ja fast ein saxofonsolo sein – oder gesungen. jede linie ist wohl überlegt. aber die rhythmusgruppe überzeugt mich nicht so, am wenigsten der bass.

    damit bis du ziemlich auf Linie mit folgendem Fischer Zitat (aus seinem wikipedia Artikel kopiert)

    Clare FischerWhenever I played with a trio, people said: „Fischer owes a lot to Bill Evans.“ Who I had never heard playing. My big musical example at the time was Lee Konitz. And when I orchestrated a record it was Gil Evans, the arranger, that I copied. I called this my „Evans Brothers syndrome“

    stimme auch zu, dass dieser Track (und eigentlich das ganze Album) ziemlich von seinem Klavierspiel leben, waehrend der Rest der Band in den schwaecheren Momenten fast wie eine generische Bossabegleitung vom Band klingt… laeuft gerade schon wieder, fuer mich eine ziemliche Entdeckung…

    (nebenher hab ich uebrigens in Ortegas Oral History Interview mit Isoardi quergelesen, die Situation mexikanischer Musiker in LA – der einzige andere, der es in der Jazzszene zu was gebracht hat war Gil Bernal, der eigentlich Gil Rodriguez hiess… Saxophonunterricht bei Lloyd Reese – wo ja Anderza, Benton, Caliman und Dolphy auch waren, Aufnehmen fuer Revelation und der unerwartete Erfolg nach dem Hat Reissue von New Dance… ist viel interessantes drin)

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