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The Imposter.. und hier schonmal ein paar sichere Käufer die das dann auch wieder heftig diskutieren und weiterempfehlen uswusf ..
Völlig richtig! Nach meiner quälenden und erfolglosen Recherche würde ich sofort dankbar zugreifen.
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WerbungHier schon mal ein Vorgeschmack, ein Text vom DJ, den ich vor längerer Zeit im Internet gefunden habe:
TOWNES VAN ZANDT 1944 – 1997
von Wolfgang Doebeling (German Rolling Stone, Februar, 1997)
„CHAINED UPON THE FACE OF TIME
FEELING FULL OF FOOLISH RHYME
AIN’T NO DARK TILL SOMETHING SHINES
I’M BOUND TO LEAVE THIS DARK BEHIND.“Townes van Zandt
AUS HEITEREM HIMMEL KAM DIE Nachricht von Townes‘ Tod nicht. Zu oft war sein Lebensmut auf die Probe gestellt worden, zu ausgezehrt sein Körper. Als ich Townes im November zum letztenmal umarmte, war er nur noch Haut und Knochen, all heart and soul. Er hatte seine Freunde nicht im Unklaren gelassen über sein mähliches Sterben, hatte unvorbereitet uns beizeiten das Herz schwergemacht, schon vorab Trost gespendet und so dem Schmerz den Stachel gezogen.
Die dunklen Vorahnungen, die ihn so viele Jahre heimgesucht hatten, verdichteten sich immer mehr zur Gewißheit, gespeist aus Depressionen und medizinischen Prognosen. Eine Gewißheit, an die Townes sich klammerte und an der er nicht rütteln ließ. Zwei Jahre habe er noch zu leben, eröffnete er mir letzten Sommer, meine hilflosen Beschwichtigungsformeln wischte er beiseite. So dürfe er nicht reden, nicht einmal denken, sagte ich. Er müsse, meinte Townes und lächelte nachsichtig.
Der Tod als Vertrauter, als Erlöser aus dem Elend, das gemeinhin Leben genannt wird: Mit diesem Gedanken konnte sich Townes Van Zandt schon früh anfreunden, er barg für ihn keine Schrecken.
Unerträglicher war ihm oft die bloße Existenz. „Bein‘ born is goin‘ blind and bowin‘ down a thousend times“, schrieb er. Das Dasein als Marter, nur unterbrochen von Momenten der Wahrheit, einem Violinkonzert von Mozart oder den tiefblauen Augen seiner kleinen Tochter Katie Belle. Dann, oft nachts, das als sinnlos empfundene Sinnieren und das Sehnen nach dem Luftzug, der die Flamme löscht am Ende des unwirtlichen, gefürchteten Tunnels: „All born to grow and grown to die.“ Dafür brauchte Townes keine Krücken, keine Heilserwartung, überhaupt keine religiöse Duselei. Als Hoffnungsschimmer war ihm jenes Nichts genug, das er zu kennen glaubte, das er herausforderte, mit dem er eins zu werden versuchte, by and by.
Nein, eilig hatte er es damit nicht. Townes Van Zandt war viel zu sehr Spieler, um ganz vom Leben zu lassen, immer volles Risiko, ohne Rücksicht auf Verluste. „I guess I keep agamblin‘, lotsa booze and lotsa ramblin'“, ließ er uns in seinem ersten ernstgemeinten Song wissen: „Waitin‘ Around To Die“. Da war Townes Van Zandt noch keine 18 Jahre alt.
Vor knapp zehn Jahren, ich hatte ihn nach Berlin eingeladen und nur fünf Minuten aus den Augen gelassen, verlor er beim Würfeln alles Geld und seinen Mantel. Im Hemd stand er da, vor Kälte zitternd, die zerschlissenen Stiefel nur deshalb noch an den Füßen, weil man sie als Einsatz verschmäht hatte. Townes war todmüde, litt unter Jetlag und war kurz davor zum Vergnügen umstehender Voyeure unter einen Tisch gerutscht, da ich beim Wodka-Zählen den Überblick verloren hatte, während sein alter Busenkumpel Guy Clark von der Bühne nebenan – welch Ironie – den Van-Zandt-Song „No Deal“ zum besten gab. Townes hatte dafür keine Ohren, seine Augen glänzten fiebrig. Er bat um meinen Mantel, mit dem er in Richtung Theke verschwand, ohne ihn allerdings anzuziehen. Das hätte mir zu denken geben müssen, aber naiv wie ich war, verstrichen wertvolle Sekunden, bis ich begriff. Zu spät. Ich kaufte das ganze Zeug zurück und wachte fortan mit Argusaugen über diesen Mann, dessen Fan ich doch war und dessen magische, tragische Songs mir so lange schon so viel bedeutet hatten. Jener Abend versetzte mir einen Stich, der bis heute wehtut, obwohl ich in den folgenden Jahren weit Absurderes und Ängstigenderes mit Townes durchlebt habe. Es war eine Art perverser Initiationsritus für unsere Freundschaft. Wie hatte er anderntags schelmisch grinsend gelobt: „Wolf, as watchdog go, you’re a damn fine one.“
Well, as poets go, Townes was the best. Und er war ein aufmerksamer Zuhörer mit dem Gedächtnis eines Elefanten, wenn es ums Menschliche ging, um Freuden und Nöte. Oder einfach nur um gemeinsam Erlebtes. Mit Townes an der Seite nahmen die profansten Verrichtungen einen tieferen Sinn an, weil er es liebte, ihre Sinnwidrigkeit zu verhöhnen, mit dem ihm eigenen sanften Sarkasmus. Ob Uhrenkauf beim Juwelier, Eisenbahnfahrten in England oder Roomservice in Oslo, Townes fand den Irrwitz in jeder Situation. Was haben wir gelacht. Und geweint.
Und doch war er meist allein, als Hillbilly-Eremit in seiner Berghütte und in umtriebiger Gesellschaft. Als Student in Colorado (Philosophie und Literatur, was sonst) pflegte er sich mit nagender Neugier durch ganze Bücherberge zu fressen und verließ tagelang nicht sein Zimmer, um die angelesene Weisheit alsdann radikal an der realen Welt zu messen. Die berühmteste Geschichte aus seinen Tagen als existentialistischer Desperado ist jene, an die er sich später nicht mehr erinnern konnte oder mochte, für die es aber Augenzeugen gibt: Townes Van Zandt sitzt, die obligatorische Flasche im Arm, auf seiner Balkonbrüstung und kippelt so lange nach hinten, bis er endlich die Balance verliert und stürzt. Nur diesen einen Augenblick habe er auskosten wollen, erklärt er Jahre später, an dem es keine Zurück mehr geben konnte, von wo an es unweigerlich nach unten gehen mußte. Townes fällt vier Stockwerke tief, kracht auf den Rücken, die Leute kreischen. Aufprall und Geschrei bleiben tief in seinem Gedächtnis eingebrannt, der Rest geht ihm im Laufe der Zeit verloren wie ein Großteil seiner Kindheit und Jugendjahre. Townes bleibt kurz benommen liegen und erhebt sich unverletzt, im Arm noch die unversehrte, halbvolle Flasche.
So manches Mal sprang Townes Van Zandt dem Tod von der Schippe. Und hat sich schließlich ins Grab gesoffen. Es mag dafür pietätvollere Umschreibungen geben, doch ist damit niemandem mehr geholfen. Seine Malaisen und Gebrechen hatten diese eine Wurzel. Der Raubbau, den Townes jahrzehntelang mit seinen Ressourcen getrieben hat, forderte seinen letzten Tribut. Ein Blutgerinsel war es schließlich, das ihn vollends zum Stillstand brachte, wenn man offiziösen Verlautbarungen glauben möchte.
Daß der Tag, an dem Townes sein Jammertal verließ, ein 1. Januar war, jenes Datum mithin, an dem auch Hank Williams einst das Zeitliche gesegnet hatte, wird die Mythenbildung begünstigen. Nicht einmal eine Woche nach seinem Tod wird er bereits allenthalben auf eine Weise verklärt, die ihm zutiefst zuwider wäre. Schon Steve Earles berüchtigter Spruch, wonach Townes der Welt bester Songwriter sei und somit besser als Bob Dylan, war dem Gepriesenen peinlich, fast so sehr wie die Wertschätzung des Kollegen Mickey Newbury, der Townes gar über Hank senior stellte. Townes hatte einen Höllenrespekt vor Dylan, und Hanks Songs hat er geliebt wie sonst nur Lightnin‘ Hopkins, seinen Lehrmeister, und die Rolling Stones.
Vier Wochen vor seinem Tod telefonierte ich zum letztenmal mit Townes, machte ihm Vorhaltungen. Wo denn die Top-Ten-Liste seiner Liebling-LPs bleibe, fragte ich. „You got it“, sagte Townes. Am nächsten Tag kam sein Fax (siehe unten). Haltung war ungeheuer wichtig für ihn, dazu gehörte das Einhalten von Zusagen wie das jeweils menschenmögliche Maß an Würde bei Auftritten, oft genug im Angesicht des Abgrunds.
Nur nicht gehenlassen. Aufstehen, sich zu ein paar Bissen zwingen, rein in den Van, kilometerfressen, einchecken, soundchecken, dann die Performance, der warme Regen. „Living on the road my friend/Was gonna keep you free and clean“. Townes brauchte diese Tour-Maloche, das Gefühle-Tanken, die allabendliche Rückversicherung.
Nicht wenigen seiner Bewunderer war dieses Aufbäumen auf der Bühne zu echt, der Blues zu authentisch, das Leiden zu nah. Townes wußte das, aber anders konnte er nicht. „Look after yourself“, hatte ich ihm Ende November wie so oft nachgerufen. Ja, genau. Wie man einem Ertrinkenden empfiehlt, einen Schwimmkurs zu belegen.
Townes Van Zandt hatte noch Pläne, war verliebt. In Memphis hatte er neue Songs aufgenommen, störrisch und stolz, bis ihn die Schmerzen übermannten. Im Hospital wurde ihm die Hüfte genagelt, er wollte es noch einmal wissen, für Will und Katie-Belle. Es kam anders. „The end is coming soon it’s plain/ A warm bed just ain’t worth the pain/ And I will go and you’ll remain/ With the bitterness we tasted.“
Du wirst mir fehlen, Townes. And I won’t forget to put roses on your grave.
FAVE RAVES Townes Van Zandt
Endgültig: die meistgeliebten LPs des Poeten Townes van Zandt1. The Rolling Stones „Sticky Fingers“
2. Bob Dylan „Blonde On Blonde“
3. Hank Williams „Honky Tonkin'“
4. Lightnin‘ Hopkins „Bad things on my mind“
5. Willie Nelson „Shotgun Willie“
6. Muddy Waters „Hard again“
7. Elvis Presley „Elvis“
8. Robert Johnson „King of the Delta Blues Singers“
9. Guy Clark „Old No. 1“
10. Bill Monroe „The High Lonesome Sound“Townes van Zandt
Highway KindDer Nachlaß, erster Teil. Townes Van Zandts allerletzte Aufnahmen, wenige Tage vor seinem Tod mit diversen Sonic-Jugendlichen in Memphis auf Band gebannt, werden wohl kaum veröffentlicht werden, zumindest nicht vorläufig. Da nur vier oder fünf Vocal Tracks fertiggestellt wurden und der Auftraggeber der Sessions, Geffen Records, unterhalb der Schwelle eines kompletten, ausproduzierten Albums gar nicht erst in die Gänge kommt, wird Van Zandts Unvollendete entweder so in die Annalen eingehen oder irgendwann in ferner Zukunft als Teil einer Compilation schmerzlich in Erinnerung zurückrufen, daß sein fortschreitender körperlicher Verfall keineswegs Geist und Seele angegriffen hatte. Wahr ist, daß das nahende Ende ungeahnte Reserven mobilisierte und sich Townes eine Selbstdisziplin auferlegte, die einen jungen, gesunden Mann gefordert hätte. Ende letzten Jahres entstanden in einem kleinen Studio in Austin so noch einmal krude, beklemmende Versionen einiger seiner besten Songs, die oft intensiver noch sind als die vertrauten Originale. So weit die Vorschau auf künftige Nachlaßverwertungen.
Die Tracks auf „Highway Kind“ sind also mitnichten ein letztes Vermächtnis. Live im Studio, in Wohnzimmern und vor Publikum aufgenommen und ohne schlüssiges Konzept zusammengestellt, bieten sie nichtsdestotrotz einen Repertoire-Querschnitt, der sich von den zahlreichen bekannten substantiell unterscheidet. Townes-Fans werden eh eintauchen und nicht so schnell wieder luftholen, doch auch für den Uninitiierten ist hier genug Stoff, um zum Tagträumer zu werden und nachts keinen Schlaf zu finden.
Die beißenden, spöttischen, bitteren, immer beunruhigenden Songs finden in Townes‘ letzhin fragiler und nicht selten torkelnder Stimmlage eine merkwürdige, morbide Korrespondenz, die den Inhalt eher vertieft als verschleiert. Jener Teil seines Publikums, der eine konzentrierte Performance erwartete, beherzten Gesang und beherrschtes Picking einforderte, lag ohnehin falsch, verstand nicht, worum es in dieser Lyrik geht, die den Vortrag transzendiert und nicht angewiesen ist auf die Tagesform des Verfassers. Und so hat die bleierne Ödnis und das barmende Verlangen des Titelsongs gerade hier eine Heimat, uneben und karg. Und „The Hole“, dieser Seelentrip in die ewige Finsternis, der nur in Leonard Cohens „Dress Rehearsal Rag“ seinesgleichen hat, ist hier schwärzer noch und auswegloser als die über Gebühr arrangierte Studiofassung.
Nicht alles auf „Highway Kind“ geht so nahe. „Banks Of The Ohio“, ein Traditional, das Townes zeit seines Lebens liebte, wird hier von ihm launisch veralbert und andere Van-Zandt-Favoriten wie „Blaze’s Blues“ kennt man inniger, bestimmter. Auf „At My Window“ darf ein in Österreich bekannter Mundart-Rocker, so hat man mich aufgeklärt, einen Vers im Austria-Dialekt beisteuern. Bizarr, to put it mildly. Erinnert mich an Doug Sahm, der mir neulich in Austin, Texas über den Weg lief und in seiner heiseren Überschwenglichkeit von einem Coup zu berichten wußte, der seine Karriere „in good old Germany“ mächtig in Schwung bringen würde. Der aktuelle Radio-Hit von seinen Texas Tornados werde von keinem geringeren gecovert, so der gute Doug stolz, als von Wolfgang Petry, „your greatest rockstar“. Truth is stranger than fiction. Doch ich schweife ab.
Das Rückgrat von „Highway Kind“ bilden drei Country-Classics aus den 40er Jahren, die der Feder von Townes entsprungen sein könnten und belegen, wie ungebrochen er die Tradtition seiner Vorbilder fortgesetzt hat: „Wreck On The Highway“, jener Whiskey-und-Blut-Tearjerker, den einst Roy Acuff gehult hatte, Hank Williams‘ „Lonesome Whistle“ und Leon Paynes „Lost Highway“, mit dem das Album eröffnet: „I’m a rollin‘ stone, all alone and lost/ For a life of sin, I’ve paid the cost.“ Eine fremde Erkenntnis, die Townes nach Kräften mit Leben füllte und zur ureigenen machte, nicht ohne Reue, aber ohne Larmoyanz, und die er schließlich für „Still Lookin‘ For You“ in eigene Worte goß: „There ain’t much that I ain’t tried/ Fast living, slow suicide.“
Wolfgang Doebeling (Rolling Stone)
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Vielen Dank Santander. Den Nachruf kenne ich natürlich, aber an die Faves von Townes sowie an die Rezension von Highway Kind erinnere ich mich nicht mehr.
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@ Olifant
Die Texte schwirren schon seit geraumer Zeit im Netz herum, ich bin irgendwann mal während einer Online-Recherche darauf gestoßen und hatte sie gespeichert.@ WD
Danke für die Antwort zu Norman Petty! Und – klar, der „Oberseminar“-Vergleich ist schief, aber trotz mangelnden „Lehrwillens“ deinerseits tritt doch bei nicht wenigen Lesern der Threads hier ein Lerneffekt ein, ob sie nun wollen oder nicht ;).--
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[/SIZE][/COLOR]@ Santander
Schön, daß sich jemand die Mühe machte, diese Texte abzutippen. Unschön, daß es so schludrig geschah.
@ Amadeus
Anfangs waren Dire Straits durchaus beachtlich und völlig eigenständig inmitten marodierender, besitzergreifender „Bewegungen“ (Punk, Disco, 2Tone, etc.). Leider wurden sie dann schnell von den falschen Elementen mit Beschlag belegt, die Sorte, die Sätze absonderte wie „die beherrschen wenigstens ihre Instrumente“ oder „wenn Dylan Musiker wäre, hieße er Dire Straits“. Kurzum, die Massenakzeptanz bei den Armleuchtern bugsierte die Band in die Mitte des Rock-Stroms, die Hallen wurden größer, die Platten belangloser. Das Ende kam, als Knopfler den embryonalen Digitalismus umarmte, quasi als Sponsor für keimfreie Musik seinen Restruf zu klingender Münze machte. Das bereut er heute zwar, aber an den damaligen Aufnahmen ist nichts mehr zu retten. Die LPs höre ich so:
„Dire Straits“ * * * *
„Communique“ * * *
„Making Movies“ * * * 1/2
„Love Over Gold“ * * *
„Brothers In Arms“ * * 1/2
„On Every Street“ * *
Das eine oder andere Kleinod gelang Dire Straits auch noch in den 80ern, so hochkarätig wie etwa „Six Blade Knife“ sind m.E. indes nur zwei: „Romeo And Juliet“ und „Calling Elvis“ (beide * * * * 1/2). Knopflers Solo-Platten sind nie schlecht. Und nie so, daß man sie unbedingt ein weiteres Mal hören möchte. Habe die eine oder andere im RS rezensiert.@ Olifant
Vieles von dem, was ich zu erzählen hätte, würde ich nie erzählen.
@ Dennis Blandford
Natürlich hat „Dirty Work“ Meriten, nur eben weniger als jede andere Stones-Studio-LP. Das fängt beim scheußlichen Cover an und hört bei Lillywhites 80er-Transparenz-Produktion (keine Dichte!) nicht auf. Ich höre auf dem gesamten Album nur einen 5-Sterne-Track („One Hit (To The Body)“), auch das ein Minus-Rekord. Was Du als „hungrig“ bezeichnest bzw. als „kompromisslos“, erschien mir damals zwar energetisch, aber ohne qualitative Entsprechung beim Material. Relativ schwache Songs eben. Und „Harlem Shuffle“ ist eine gute Version, reicht aber nie im Leben an die von Bob & Earl heran. Heute, im Abstand von mehr als 20 Jahren, erscheint mir „Dirty Work“ nur insofern wichtig, als es die Stones wieder zusammenbrachte, against all odds, thanks to Woody. „Steel Wheels“ war dann fraglos das rundere, reifere Werk mit besseren Songs, gelungenen Überraschungen, kurzum: Konzentration.
„Primitive Cool“ ist insgesamt nicht übel, da hast Du Recht, aber extrem erratisch. Den drei, vier tollen Tracks stehen ebenso viele recht laue gegenüber.
Morrisseys Verhältnis zu den Stones war für mich stets ein Born der Heiterkeit, besonders natürlich, wenn er sich im Gespräch verrennt und am Ende selbst lachen muß. Als Präsident des NYD-Fanclubs empfand er es als persönliche Verletzung, daß die Stones „seine“ Band standhaft ignorierten. Tatsache aber ist, daß die Stones habituell so gut wie alle Bands ignorierten, immer schon, will sagen: endorsements aus dem Stones-Camp im Stil werbewirksamer Biz-Usancen gab es nie. Der Morrissey/Keef-Clash spricht da Bände. Was Morrisseys Musikverständnis in Bezug auf die Sixties betrifft, so verweise ich auf die Filmchen, die er bei seinen Shows vorführt: tuntige Twister, Italo-Schlager, emotionale Inkontinenzen, etc.@ Pavlov and his dog
Gern: yes = ja, Sir = Herr (ehrerbietig), zusammen mithin ungefähr: ja, Wertester.
@ Alf
Wüßte nicht, wie man die Wirkung von Text und Musik voneinander trennen könnte. Natürlich waren die frühen Dylan-Aufnahmen primär Wort-motiviert, erst ab 1965 kam dem musikalischen Setting eine vergleichbare Dringlichkeit zu (was nichts mit Lautstärke zu tun hat), nie aber losgelöst von der Aussage der Songs. Das gilt im übrigen für alle großen Künstler/Song-Werke: das Zusammenspiel von Wort und Ton, das dialektische Aufeinanderbezugnehmen erst macht den Unterschied. Einer der Gründe, warum es so indiskutabel und ärgerlich ist, daß hier meist dummschlurchig „Song“ und „Track“ synonym gebraucht werden. Besonders deppert im Thread „Die besten Bässe in Songs“.
Nein, John Fahey durfte ich nie persönlich kennenlernen, leider. Habe ihn aber mal live erlebt, Ende der Siebziger. War schwer beeindruckt.@ nite flights
Kenne besagtes Werk nicht. Ist das derselbe Andrejew, der in den 90ern als Wunderkind der Kammermusik herumgereicht wurde? Frühreifer Komponist, große Zukunft und so? Erkläre doch mal bitte, was Dich daran so fasziniert.
PN-Ecke
1. Zu Joe Meek empfehle ich die aktuelle Ausgabe des „Record Collector“. Nein, habe den Artikel im RS nicht gelesen. Aber: ja, der Umstand, daß Meek schwul war, ist durchaus erwähnenswert.
2. Nein, mit John Lennon hatte ich nie persönlich zu tun. Mit George Harrison übrigens auch nicht. Nur mit Macca und Ringo.
3. Mein Ranking der Tracks auf „Some Girls“? Easy…1. Far Away Eyes
2. Some Girls
3. Before They Make Me Run
4. Shattered
5. Beast Of Burden
6. Respectable
7. Lies
8. Just My Imagination
9. Miss You
10. When The Whip Comes DownNachtrag: Werde weiterhin alle PN-Anfragen ohne privaten Hintergrund in diesem Thread beantworten. Warum also nicht gleich hier vorstellig werden? Eben.
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@ Wolfgang
Um noch bei Townes zu bleiben:
Ich würde gern noch deine Lieblingssongs (ja, wirklich Songs i.S.v. Kompositionen und nicht Aufnahmen, die es ja gerade bei Townes in vielerlei Variationen gibt) gelistet sehen. Ich gehe mal davon aus, dass die ersten 10 wohl alle ***** erhalten (!?).
Äußerst interessant wäre es für mich zu erfahren, welche Song-Texte dich besonders begeistern/berühren.--
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[/SIZE][/COLOR]Wolfgang, wie stehst Du zu Jazz? Du hattest letztens John Coltrane erwähnt und das hat mich neugierig gemacht, wie weit Dein Interesse für dessen Musik und Jazz im Allgemeinen geht. Welches sind Deine Lieblingsjazzer? Gibt es bestimmte Spielarten des Jazz, die Du besonders magst?
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.Wolfgang, ich habe eine Frage an Dich bzgl. des Songs „Gram’s Song“ von John Phillips, der auf seinem letzten Soloalbum „Phillips 66“ ist. In dem Text über Gram Parsons heißt es: „Cockney gangsters with electric guitars / Pretending to be dying saints / And he sang for them out under the stars / And they rung him out til he’d faint“
An welche Adresse mag das gerichtet sein? Im ersten Augenblick dachte ich an die Stones, aber dann fiel mir gleich ein, dass er in den 70s mit ihnen gut befreundet war und die Glimmer Twins auch zwischen 1973 und 1979 sein (herrlich kaputtes) zweites Soloalbum „Pay, Pack & Follow“ produziert hatten.
Wo wir schon mal dabei sind: Wie siehst Du seine 3 Soloalben?--
Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage BlueObwohl ich schon an 4. Stelle stehe, hoffe ich, Du gestattest eine eher technische Frage zwischendurch, weil es zeitlich etwas drängt:
Die LP „Love And Pain“ auf dem Label Aura wird in vielen Diskographien als Willie Nelson’s erstes Album von 1961 geführt, obwohl ich doch stark vermute, dass er mit „and then I wrote“ auf Liberty debütierte. Kennst Du die Aufnahmen und lohnt es sich, für die LP Geld auszugeben?--
I like to move it, move it Ya like to (move it)@wolfgang: vielen Dank für deine Anmerkungen zu Dire Straits. Auch mir gefällt ihr erstes Album am besten, und deine Abstriche bei der weiteren Entwicklung kann ich gut nachvollziehen, wobei ich „brothers in arms“ nach wie vor als ihr zweitbestes Werk einschätze.
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Keep on Rocking!Wolfgang Doebeling@ Santander
Schön, daß sich jemand die Mühe machte, diese Texte abzutippen. Unschön, daß es so schludrig geschah.
Genau das dachte ich mir auch, als ich den Text hier einkopiert und eine halbe Stunde damit beschäftigt war, die gröbsten Fehler herauszueditieren. Ich hätte es also umgekehrt machen sollen. Leider bin ich mit dem nachträglichen Editieren nicht fertig geworden, sorry; ich kann das aber noch nachholen, bis der letzte Fehler beseitigt ist.
Mittlerweile habe ich auch wieder die Quelle hier im Netz entdeckt – ein Fan von Townes Van Zandt natürlich, mit entsprechender Website, kein Amerikaner, sondern Deutscher. Er muss das damals wirklich abgeschrieben haben, denn bei den vielen z. T. auch sinnentstellenden Fehlern kann es sich nicht einfach um Scanfehler handeln.
Themenwechsel: Fragen habe ich zwar noch (Prefab Sprout betreffend), stelle sie aber erst mal angesichts der aufgelaufenen Postings hier zurück, das hat Zeit.
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@ Santander
Wenn Du Dir die Mühe machen willst: danke. Bei diesem Text tun die vielen Fehler schon weh.
@ Jan Wölfer
Das Songzitat bezieht sich schon auf die Stones, ergibt freilich keinen Sinn. Schon inhaltlich nicht, weil die Fakten nicht stimmen (von „Cockney“ bis zum unterstellten Abhängigkeitsverhältnis, das ja andersherum gepolt war). Biographisch auch nicht. Konsultiere in diesem Zusammenhang ruhig mal Phillips‘ Autobiographie. Die heißt „Papa John“, ist an und für sich nicht lesenswert (ein umfängliches Drogen-Brevier eigentlich), spricht aber Bände re. GP/Stones: zu GP findet sich eine halbe Seite (talentiert, Country-beseelt, gut situiert) ohne einen einzigen Bezug zu den Stones. Über letztere hat Phillips sich dann allerdings auf Dutzenden Seiten ausgebreitet (brillante Musiker, gute Kumpel, kenntnisreiche Apotheker und überhaupt Inspiratoren), wobei immerhin die Kollaboration im Studio erhellend beleuchtet wird (das Album hatte ein recording budget von $ 125.000, das in kürzester Zeit aufgebraucht war, was zur Nichtvollendung führte). Kurzum, mir scheint, daß Phillips ins Klo greift, um einen Effekt zu erzielen (späte Rache für irgendetwas, Reim-Sklaverei ’saints/faint‘ o.ä.). Insgesamt nicht wert, länger reflektiert zu werden. Seine erste Solo-LP, „Wolfking Of LA“, ist allerdings hervorragend (* * * *), die anderen schwächer, aber allemal hörenswert (habe die letzte im RS rezensiert).
@ nite flights
Schönen Dank für die Ausführungen. An eine frühe Veröffentlichung kann ich mich dunkel erinnern, wurde vor einigen Jahren in „aspekte“ oder „ttt“ vorgestellt und erschien mir (u.U. deshalb) nicht bedeutsam. Werde mich nun aber mal um das spätere Song-Werk kümmern, Van Dykes und Deinem Rat folgend.
@ nail75
Ich hatte John Coltrane erwähnt? Teufel auch. Da muß ich ja irgendwie zu Jazz stehen, oder? Aber wie weit geht mein Interesse? Gute Frage. Schwierig auch. Wie Jazz selbst. Also Coltrane zum Beispiel kann ich zwar jederzeit erwähnen (siehst Du, schon wieder!), aber goutieren? Da lobe ich mir doch Dixieland (meine Lieblingsspielart) oder Swing (aber nur den mittelschnellen, weil mir der schnelle Kopfschmerzen verursacht, während mir beim langsamen die Füße einschlafen). Meine Lieblingsjazzer? Chris Barber und Paul Kuhn!
@ Amadeus
Wenn Du „Brothers In Arms“ trotz der offenkundigen Klang-Asepsis gerne hörst, bist Du wohl CD-Hörer und hast Dich an dieses desinfizierte Klangbild gewöhnt. Ein direkter Vergleich mit der ersten LP auf Vinyl könnte da helfen. Oder auch nicht. Es gibt ja inzwischen eine ganze Generation von digital konditionierten Hörern, die natürliche Klangbilder als minderwertig betrachten. So wie es Leute gibt, die frischen, unverdünnten Orangensaft nicht mögen, weil sie sich an Onkel Dittmeyers Frucht-Nektar gewöhnt haben.
@ Olifant
Meine Townes-Faves sind…
1. Kathleen
2. Pancho & Lefty
3. Rake
4. Waitin‘ Round To Die
5. Nothin‘
6. Tecumseh Valley
7. The Hole
8. Highway Kind
9. Lungs
10. MarieAll-time fave song? „You Win Again“ (s. RS-Special „500 Greatest Songs“). Songtexte, die mich begeistern/berühren? Hunderte! Die hier zu listen würde indes zu weit führen.
@ Sonic Juice
Es gibt Willies (brillantes!) Frühwerk in vielerlei Varianten. Weitgehend unbehandelt (minimale noise reduction, strikt analog) findest Du es auf der Doppel-LP „1961“ auf dem Austin-Label Shotgun Records. Nicht komplett, mind you, jedoch mit den essentiellsten 20 Tracks. Diese Pressung erschien 1977 und schlägt spätere Reissues nicht nur klanglich um Längen (schönes Foldout-Cover auch!).
PN-Ecke:
1. Falco: schmierige Operetten-Hanswurstiaden fürs Schlager-TV und Dorf-Discos. Eine Differenzierung kommt nicht in Betracht, gebe * für das Gesamtwerk. Von Fragen nach Heino, Blanco, Gildo, etc. bitte ich abzusehen.
2. Kunze: * 1/2 für das musikalische Lebenswerk (der halbe Stern für die zwei, drei brauchbaren Pop-Melodien zu E-Gitarren-Posing: rührend!), abzüglich eines Sterns für die unverzeihlichste und hochnotpeinlichste aller Erbärmlichkeiten: die öffentliche Einklagung einer Deutschquote im Radio.
3. Mein Tracks-Ranking von „Tattoo You“? Wohlan…1. Black Limousine
2. Waiting On A Friend
3. Worried About You
4. Tops
5. Start Me Up
6. Neighbors
7. Hang Fire
8. Heaven
9. No Use In Crying
10. Little T & A
11. SlaveNachtrag: ich werde mich hier wie gehabt weder zum Joe-Meek-Artikel im RS äußern noch zur Qualität sonstiger Beiträge dort.
Aus gegebenem Anlaß: das gilt auch für den PN-Bereich.--
Wolfgang Doebeling
@ AmadeusWenn Du „Brothers In Arms“ trotz der offenkundigen Klang-Asepsis gerne hörst, bist Du wohl CD-Hörer und hast Dich an dieses desinfizierte Klangbild gewöhnt. Ein direkter Vergleich mit der ersten LP auf Vinyl könnte da helfen. Oder auch nicht. Es gibt ja inzwischen eine ganze Generation von digital konditionierten Hörern, die natürliche Klangbilder als minderwertig betrachten. So wie es Leute gibt, die frischen, unverdünnten Orangensaft nicht mögen, weil sie sich an Onkel Dittmeyers Frucht-Nektar gewöhnt haben.
@wolfgang: Ich habe die ersten fünf Dire Straits Alben sowohl auf Vinyl als auch auf CD also incl. „Brothers in Arms“. So etwa Mitte der 80iger bin ich umgestiegen und habe mir die eine oder andere LP (teilweise sehr viel später) als CD gekauft. Die Zeit, in der ich regelmässig Dire Straits hörte, waren die 80iger und ich hatte zu diesem Zeitpunkt noch keine CDs von ihnen. Die CDs von Dire Straits waren später günstige Gelegenheitskäufe und ich habe sie weitaus seltener gehört als die Vinyl LPs früher. Quervergleich bzgl. der Klangbilder habe ich keine erstellt. Besser ist der Klang allerdings nicht geworden, eher glatter. Die Songs sind auf der „Brother in Arms“ CD teilweise unnötig verlängert worden.
Es stimmt, dass es mich an die CDs längst gewöhnt habe und mein Gehör den feinen Unterschied nicht mehr erkennt. Deswegen schalte ich mich normalerweise nicht in die Vinyl – CD Diskussionen ein. Ich bin damals aus rationalen Gründen (bequemere Handhabung, zunehmend besseres Angebot, günstigere Preise) umgestiegen. Meine Vinyl Platten habe ich alle noch, hören tu ich sie allerdings selten. Dies wird für die Vinyl Vertreter sicher nicht so gut nachvollziehbar sein, wobei ich mich nie intensiv mit dem Thema Klangunterschiede analog versus digital befasst habe. Ergo: ich bin bei diesem Thema ein Laie und weiß das auch.
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Schlagwörter: DJ, Ex cathedra, out to lunch, Playlists, Radio Eins, Roots, Warten auf die Rückkehr des Herrn
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