"Handgemachte Musik" – Sinnvoller Begriff oder überholte Vorstellung?

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  • #9440719  | PERMALINK

    sparch
    MaggotBrain

    Registriert seit: 10.07.2002

    Beiträge: 36,854

    War die Bedeutung des Begriffes „handgemacht“ in der damaligen BRD so viel anders? Oder gab es ihn etwa gar nicht? Ich habe ihn jedenfalls schon damals nicht benutzt und habe mir folglich auch keine Gedanken darüber gemacht, was er bedeuten könnte.

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    #9440721  | PERMALINK

    hal-croves
    אור

    Registriert seit: 05.09.2012

    Beiträge: 4,617

    Naja, es gab ihn schon, aber er wurde nicht mit größter Verbitterung verteidigt. Eine gewisse wechselseitige Herablassung zwischen „Rockern“ und „Poppern“ gab es schon, mehr nicht.

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    "Edle, freie Unbefangenheit bei Allem. ... Alle übrigen Vollkommenheiten sind der Schmuck unsrer Natur; sie aber ist der der Vollkommenheiten selbst. ... Sie ist mehr als Leichtigkeit, sie geht bis zur Kühnheit: sie setzt Ungezwungenheit voraus und fügt Vollkommenheit hinzu. Ohne sie ist alle Schönheit todt, alle Grazie ungeschickt: sie ist überschwenglich, geht über Tapferkeit, über Klugheit, über Vorsicht, ja über Majestät." (Baltasar Gracián) =>mehr<=
    #9440723  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 14,067

    ich bring das Wort diffus mit Keramik in Verbindung, weiß aber nicht mehr, wann und wo es gebraucht wurde (bzw: wann und wo ich mit Keramik zu tun hatte), weiter oben im thread haben ja schon andere Kinder der BRD das Wort mit (Glas-)Bläserei in Verbindung gebracht, das find ich auch plausibel

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    #9440725  | PERMALINK

    sparch
    MaggotBrain

    Registriert seit: 10.07.2002

    Beiträge: 36,854

    Hal CrovesEine gewisse wechselseitige Herablassung zwischen „Rockern“ und „Poppern“ gab es schon, mehr nicht.

    So in etwa habe ich das auch in Erinnerung. Ist im Grunde auch völlig normal. Nicht normal ist allerdings, wenn man 30 Jahre später noch genau die selbe Denkweise hat.

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    Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?
    #9440727  | PERMALINK

    hal-croves
    אור

    Registriert seit: 05.09.2012

    Beiträge: 4,617

    In Osnabrück ist der Begriff „handgemachte Musik“ insofern verankert, als es hier seit den Siebzigern eine vitale und traditionsbewusste Bluesszene gibt. Gleichzeitig ist hier das Niedermachen der Vorlieben Anderer in höchstem Maße verpönt. Es ist eher ein gegenseitiges Necken – bei gleichzeitig wach gehaltenem Bewusstsein, dass der jeweils eigene Geschmack genauso leicht in Frage gestellt werden kann.

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    "Edle, freie Unbefangenheit bei Allem. ... Alle übrigen Vollkommenheiten sind der Schmuck unsrer Natur; sie aber ist der der Vollkommenheiten selbst. ... Sie ist mehr als Leichtigkeit, sie geht bis zur Kühnheit: sie setzt Ungezwungenheit voraus und fügt Vollkommenheit hinzu. Ohne sie ist alle Schönheit todt, alle Grazie ungeschickt: sie ist überschwenglich, geht über Tapferkeit, über Klugheit, über Vorsicht, ja über Majestät." (Baltasar Gracián) =>mehr<=
    #9440729  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 14,067

    sparchSo in etwa habe ich das auch in Erinnerung. Ist im Grunde auch völlig normal. Nicht normal ist allerdings, wenn man 30 Jahre später noch genau die selbe Denkweise hat.

    ich glaub ein Teil des Problems ist, dass es eben doch nicht ganz die selbe Denkweise ist, so sehr sie keinen Tag jünger als 30 ist (für Rocker vs Popper bin ich allerdings eine Spur zu jung)

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    .
    #9440731  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    Ich glaube diese spezielle handgemachte, ehrliche Musik hat in der der DDR schon einen größeren Stellenwert gehabt. In der alten BRD hat das so eigentlich keine wirkliche Rolle gespielt. Oder zumindest wurde der Begriff schon damals im Westen eher augenzwinkernd verwendet. Es sei denn, handgemachte Musik war ökologisch unbedenklich. Mit ehrlicher, handgemachter Musik gegen Atomkraft und für den Weltfrieden, das ging auch im Westen.

    --

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    #9440733  | PERMALINK

    hal-croves
    אור

    Registriert seit: 05.09.2012

    Beiträge: 4,617

    Ja, so ungefähr.

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    "Edle, freie Unbefangenheit bei Allem. ... Alle übrigen Vollkommenheiten sind der Schmuck unsrer Natur; sie aber ist der der Vollkommenheiten selbst. ... Sie ist mehr als Leichtigkeit, sie geht bis zur Kühnheit: sie setzt Ungezwungenheit voraus und fügt Vollkommenheit hinzu. Ohne sie ist alle Schönheit todt, alle Grazie ungeschickt: sie ist überschwenglich, geht über Tapferkeit, über Klugheit, über Vorsicht, ja über Majestät." (Baltasar Gracián) =>mehr<=
    #9440735  | PERMALINK

    demon

    Registriert seit: 16.01.2010

    Beiträge: 66,870

    Ich denke, es besteht Konsens darüber, dass Musik etwas von Menschen geschaffenes zu sein hat. Vogelgezwitscher und Meeresrauschen können schön sein, kann man sogar auf CD erwerben, aber es ist keine Musik. Kompositionen vom Computer auswürfeln oder berechnen zu lassen, hat sich m.W. auch nicht gut bewährt. Und neben der Freude am Inhalt der Musik hat es für mich auch einen Thrill, mitzuerleben wie Menschen Musik machen. (Ich kann mich an live gespielter Musik sogar dann erfreuen, wenn es eine Stilrichtung ist, die ich daheim von der Konserve nicht hören würde. Und, nein, es kommt mir dabei nicht darauf an ob improvisiert wird!)

    Meine Theorie ist nun: Je mehr Technik dabei im Spiel ist, desto größer ist eine gewisse Gefahr, dass dieser human touch verwässert wird. Es ist der gleiche Effekt, den Marshall McLuhan in der Medientheorie mit „The medium is the message“ beschreibt.

    Und daher finde ich, dass „handgemacht“ im Zusammenhang mit Musik ein durchaus sinnvoller Begriff ist. Die Deutungshoheit darüber möchte ich nicht irgendwelchen reaktionären Dumpfbacken überlassen. Zugegeben, der Begriff ist unscharf definiert. Und viele (wenn nicht gar die meiste) Musik, die ich mag, ist alles andere als komplett „handgemacht“. Es ist für mich also kein k.o-Kriterium bei der Beurteilung von Musik. Es ist eine Eigenschaft von vielen, und Musik kann mehr oder weniger „handgemacht“ sein.

    --

    Software ist die ultimative Bürokratie.
    #9440737  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 68,341

    Das Argument mit der Technik, die zu Verfremdung führt, kann mich nicht überzeugen. Erstmal ist ja jede Stromgitarre schon eine heftige Verfremdung (ein Ding aus Plastic macht Krach nach Belieben, von den Unmengen an Effekten, die man mittels Pedalen und so einstreuen kann gar nicht zu Reden), aber davon abgesehen gibt es auch in „ehrlicher“ Musik wie akustischem* Jazz die Möglichkeit zum rein Generischen, zum Breitwalzen von Längstschondagewesenem.

    *) Auch so ein Unwort, was bitte soll Musik denn sein, wenn nicht akustisch? Gut, für Gehörlose ist das anders, klar, aber sonst?

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #9440739  | PERMALINK

    roseblood

    Registriert seit: 26.01.2009

    Beiträge: 7,089

    lathoDer Satz geistert ja öfters durch’s Forum, das macht ihn aber nicht schlauer. Was hat die „Allgemeinheit“ hier zu suchen? […] Gerade weil hier (manchmal) Expertentum betrieben wird, ist das doch ein Grund sich hier zu bewegen.

    Mit meinem Satz „Man darf nicht den Fehler machen, von einem Musikforum Rückschlüsse auf die Allgemeinheit zu ziehen“ meinte ich, dass ein Forum nur ein Nischendasein fristet. Ich war auch lange im Musiker-Board aktiv und dort war die Affinität zu Metal und Rock der allgemeine Kanon und in diesem Forum würde wohl die hier versuchten „handgemachte Musik“-Erläuterungen beschmunzelt werden. Damit möchte ich nur verdeutlichen, dass es eine Rolle spielt, in welchem Umfeld wir uns über Musik unterhalten. Was hier auf Zustimmung stößt, kann anderswo für Kopfschütteln sorgen und wer mag da entscheiden, was nun wahr und falsch und (un)angebracht ist? Letzendlich entscheidet darüber unser Empfinden, welches aber keine Allgemeingültigkeit besitzt und deswegen gibt es keine richtige Definition von „handgemachter Musik“, lediglich die eigene für sich selbst schlüssige. Musik per Definition zu verstehen oder verstehen zu wollen ist aber ein falscher Ansatz.

    (Soll nun aber nicht danach klingen, dass man seine Meinung nicht kundtun sollte, jedoch sollte nicht verlangt werden, dass diese als schlüssig empfunden wird.)

    --

    #9440741  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 37,711

    RosebloodMit meinem Satz „Man darf nicht den Fehler machen, von einem Musikforum Rückschlüsse auf die Allgemeinheit zu ziehen“ meinte ich, dass ein Forum nur ein Nischendasein fristet. Ich war auch lange im Musiker-Board aktiv und dort war die Affinität zu Metal und Rock der allgemeine Kanon und in diesem Forum würde wohl die hier versuchten „handgemachte Musik“-Erläuterungen beschmunzelt werden. Damit möchte ich nur verdeutlichen, dass es eine Rolle spielt, in welchem Umfeld wir uns über Musik unterhalten. Was hier auf Zustimmung stößt, kann anderswo für Kopfschütteln sorgen und wer mag da entscheiden, was nun wahr und falsch und (un)angebracht ist? Letzendlich entscheidet darüber unser Empfinden, welches aber keine Allgemeingültigkeit besitzt und deswegen gibt es keine richtige Definition von „handgemachter Musik“, lediglich die eigene für sich selbst schlüssige. Musik per Definition zu verstehen oder verstehen zu wollen ist aber ein falscher Ansatz.

    (Soll nun aber nicht danach klingen, dass man seine Meinung nicht kundtun sollte, jedoch sollte nicht verlangt werden, dass diese als schlüssig empfunden wird.)

    Klar, Kommunikation findet ja nicht im leeren Raum statt, ich würde auch nicht versuchen wollen, meinem Hausmeister zu erklären, warum ich den ersten Twilight-Film mag. Aber das versteht sich von selbst, darum ging es hier aber auch nicht. Es ging darum, (mit Argumenten, also jenseits von Herum-Meinen) zu klären, ob der Begriff „handgemacht“ tatsächlich etwas bezeichnet oder nur eine Floskel ist, mit der man seine Vorlieben abgrenzt. Und das ist insofern gelungen, als dass keiner „handgemacht“ schlüssig definieren konnte, auch du nicht. So gesehen, war die Diksusion ein Erfolg, es ist ja ein Ergebnis da. Dass es Leute gibt, die den Begriff weiter benutzen, ist auch klar, aber für mich zweitrangig.

    --

    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #9440743  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Ob nun das Spiel von „Gene“ Krupa, oder der Drum Computer auf „Atom Drum Bop“, beides ist kreativ, beides bereitet mir Hörvergnügen.


    1995 „Voodoo Lounge“ Tour

    einer der Top Live Acts verwendet „vorproduziertes Klangmaterial“. „Man“ ging zu der Zeit wie selbstverständlich davon aus: was ich da höre (und bezahle) ist einmalig, entsteht unmittelbar und von Hand vor meinen Augen/Ohren.
    War das nun unehrlich, gar Betrug, oder nur enttäuschte Erwartung? Zumindest war es Thema.

    An der Seeger/Dylan/Axe Kontroverse kann ich den Begriff „handgemacht“ nachvollziehen, auch die Wertung/Ideologie.

    --

    #9440745  | PERMALINK

    stormy-monday
    White Freak Flag

    Registriert seit: 26.12.2007

    Beiträge: 21,495

    An diese unsägliche SPIEGEL- Story erinnere ich mich auch. Wer die Tour verfolgt hat, weiss, dass das Intro von „Sympathy For The Devil“ vom Band kam. Diese Congas/Percussion. Das war schon vorher so und ist bis heute so geblieben. Das war`s dann aber auch schon. So what?

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    Well, he puts his cigar out in your face just for kicks                                        Contre la guerre    
    #9440747  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Am Vorabend des Schüttorf-Konzertes war Keith bis unter die Schädeldecke dicht, weil er reichlich getankt hatte. Am folgenden Nachmittag stieg er einen fetten Drink balancierend und gleichzeitig Platten signierend in eine noch fettere Limousine, um nach Schüttorf chauffiert zu werden. Der war so dicht, dass er sich unmöglich so präzise verspielen konnte. On Stage war Mick nicht amüsiert.

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