Re: "Handgemachte Musik" – Sinnvoller Begriff oder überholte Vorstellung?

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demon

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Ich denke, es besteht Konsens darüber, dass Musik etwas von Menschen geschaffenes zu sein hat. Vogelgezwitscher und Meeresrauschen können schön sein, kann man sogar auf CD erwerben, aber es ist keine Musik. Kompositionen vom Computer auswürfeln oder berechnen zu lassen, hat sich m.W. auch nicht gut bewährt. Und neben der Freude am Inhalt der Musik hat es für mich auch einen Thrill, mitzuerleben wie Menschen Musik machen. (Ich kann mich an live gespielter Musik sogar dann erfreuen, wenn es eine Stilrichtung ist, die ich daheim von der Konserve nicht hören würde. Und, nein, es kommt mir dabei nicht darauf an ob improvisiert wird!)

Meine Theorie ist nun: Je mehr Technik dabei im Spiel ist, desto größer ist eine gewisse Gefahr, dass dieser human touch verwässert wird. Es ist der gleiche Effekt, den Marshall McLuhan in der Medientheorie mit „The medium is the message“ beschreibt.

Und daher finde ich, dass „handgemacht“ im Zusammenhang mit Musik ein durchaus sinnvoller Begriff ist. Die Deutungshoheit darüber möchte ich nicht irgendwelchen reaktionären Dumpfbacken überlassen. Zugegeben, der Begriff ist unscharf definiert. Und viele (wenn nicht gar die meiste) Musik, die ich mag, ist alles andere als komplett „handgemacht“. Es ist für mich also kein k.o-Kriterium bei der Beurteilung von Musik. Es ist eine Eigenschaft von vielen, und Musik kann mehr oder weniger „handgemacht“ sein.

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