Ducal Sounds – Edward Kennedy "Duke" Ellington

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  • #10285417  | PERMALINK

    friedrich

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    gypsy-tail-windKlar, bei Knauer kommt sicher was Ordentliches heraus … aber ich hätte halt gerne mehr als sortiertes von anderen schon Geschriebenes (das dann vielleicht in ein paar Schattierungen anders bewertet wird). Und ob Knauer das bietet ist die Frage.

    Eben!

    Ich habe deswegen auch erstmal zu einer Bio über einen anderen black american hero, James Mc Bride’s Black & Proud, gegriffen.

    --

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    #10285489  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    friedrich

    gypsy-tail-windKlar, bei Knauer kommt sicher was Ordentliches heraus … aber ich hätte halt gerne mehr als sortiertes von anderen schon Geschriebenes (das dann vielleicht in ein paar Schattierungen anders bewertet wird). Und ob Knauer das bietet ist die Frage.

    Eben!
    Ich habe deswegen auch erstmal zu einer Bio über einen anderen black american hero, James Mc Bride’s Black & Proud, gegriffen.

    Berichte darüber doch bitte gelegentlich drüben im JB-Thread!

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #10501011  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    NEW STORYVILLE RELEASE: DUKE ELLINGTON in COVENTRY 1966
    DIGIPACK EDITION

    THE 1966 SACRED CONCERT AT THE COVENTRY CATHEDRAL,
    FOR THE FIRST TIME COMPLETE AND WITH SPLENDID SOUND QUALITY

    During the year of 1966 Duke Ellington was touring Europe. Duke Ellington’s sacred concerts had many incarnations, more than the three on the commercial records: The First (1965), The Second (1968) and The Third (1973). At concerts Ellington often made changes in the proceedings – left out some numbers, and played others, and altered the succession of numbers played. This was evidenced at Coventry Cathedral on a winter’s Monday, February 21st 1966. The Coventry concert had its centerpiece in “In The Beginning God”, but apart from that it was no ordinary sacred concert: Two numbers, “Come Sunday” and “Tell Me It’s The Truth” would have a vocal on the issued record and in other performances of A Concert of Sacred Music the previous year, but were purely instrumental here – and the two numbers following “In The Beginning God” had no connection to a religious theme. With him on that day in Coventry Cathedral were some highly professional British vocalists, The Cliff Adams Singers and the baritone singer George Webb, giving the performance a special quality, which the band acknowledged by playing on the top of their game. The concert was filmed for TV, and part of it was telecast. Two numbers were regrettably omitted from the TV production, but are on this album, a powerful version of “Light (Montage)” from Black, Brown And Beige, and the above-mentioned “Come Sunday.” The concert also includes a premiere and only performance of a new Ellington composition “Come Easter,” a premiere of another new Ellington piece “West Indian Pancake,” and one of the first performances of a piece which would become an important part of many concerts during the following years, “La Plus Belle Africaine.”

    DUKE ELLINGTON AND HIS ORCHESTRA:

    Cat Anderson, Cootie Williams, Herbie Jones, Mercer Ellington (tp)
    Lawrence Beown, Chuck Connors, Buster Cooper (tb)
    Jimmy Hamilton (cl, ts); Russle Procope (as,cl), Johnny Hodges (as)
    Paul Gonsalves (ts); Harry Carney (bs, cl, b-cl): Duke Ellington (p)
    John Lamb (b); Sam Woodyard (d); George Webb, Cliff Adam Singers (voc)

    Coventry Cathedral, Coventry, England, February 21, 1966.

    TRACKS:

    01. New World a-Comin‘
    02. Come Sunday
    03. Light (Montage)
    04. Come Easter
    05. Tell Me It’s the Truth
    06. In the Beginning God
    07. West Indian Pancake
    08. La Plus Belle Africaina

    Infos von hier:
    https://www.jazzmessengers.com/en/76910/duke-ellington/in-coventry-1966

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    #10548785  | PERMALINK

    friedrich

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    Ich schiebe das mal hier rein, den Johnny Hodges war ja einer von Duke’s men.

    Aus dem BFT-Planung-Thread hier rüber kopiert:

    vorgarten

    gypsy-tail-windich hab schon ein halbes Dutzend mögliche Tracks beisammen

    dachte ich mir denk aber bitte an friedrich und mach keine 3×100 minuten daraus. falls er überhaupt lust darauf hat: hardbop ist ja thema-solo-solo-solo-thema, davon hat er sich ja letztens deutlich distanziert (wenn johnny hodges das wüsste…)

     
    Thema-Solo-Solo-Solo-Thema – im Prinzip nichts dagegen, wenn es Freude bereitet. Vielleicht stand ich beim Kommentar des BFTs etwas unter Zeitdruck und war etwas angespannt. Da rutscht mir schon mal eine vorlaute Bemerkung heraus, wahrscheinlich unzulänglich informiert und voreingenommen. Vielleicht habe ich aber auch schon zu viele Stücke nach dem Schema Thema-Solo-Solo-Solo-Thema gehört, bei denen ich mich spätestens beim Basssolo fragte, wo da noch mal der Bezug zum Thema war, welchen dramaturgischen Sinn das jetzt ergibt und ob die Aneinanderreihung der Soli hier größer ist als die Summe ihrer Teile. Kommt leider vor. Aber Schwamm drüber.

    Ich freue mich sehr über den liebevollen und anregenden Nadelstich, den @vorgarten mir hier versetzte. Ein willkommener Anlass, mal die guten alten Johnny Hodges-Platten aus dem Regal zu ziehen. Liebevoll und anregend sind auch die.

    Nehmen wir doch nur mal zum Beispiel diese alte LP mit dem atemberaubenden Cover, die ich vor vielen Jahren mal gebraucht erworben habe.

    Wild Bill Davis & Johnny Hodges – Con-Soul & Sax (1965)

    Eingespielt lange, lange Zeit nach dem Höhepunkt der Swing Ära, mehr als zwanzig Jahre später. Ich will nicht sagen, das man dieser Musik aus heutiger Perspektive nicht ihr Alter anhört, und auch 1965 war das schon lange nicht mehr der letzte Schrei. Da waren im Jazz Miles, Trane et al allemal angesagter und im Pop zeichnete sich auch eine Zeitenwende ab. Aber: Was Johnny Hodges und Wild Bill Davis an der Orgel und als Co-Leader hier machen, klingt auch Jahrzehnte später noch quicklebendig. Es ist ein Glücksfall, dass Hodges und Davis sich kein Stück verbiegen um sich dem Zeitgeschmack anzupassen, sie klingen völlig souverän, authentisch und – ja – cool.

    Über den Ton von Johnny Hodges, „the sweetest sound on the alto saxophone known to man“ muss ich später mal schreiben, wenn ich konzentrierter bin, zumal das sehr schwer ist, denn wie soll ich etwas beschreiben, das mich so unmittelbar ins Herz trifft und mir damit ein Lächeln ins Gesicht zaubert? Wild Bill Davis ist der bodenständige Gegenpart zu Hodges, halb Blues, halb Kirche. Das ist ganz die alte Schule, durchaus auch routiniert, aber immer charmant, souverän swingend und niemals langweilig. Man muss sich erstmal ein Stück weit auf diese prä-Bop-Musik einlassen – dann ist sie ein wundebares Vergnügen.

    Con-Soul & Sax ist niemals 1:1 auf CD wiederveröffentlicht worden. Mit diesem Cover, das vermutlich unfreiwillig trash oder camp ist und das die Platte nicht verdient hat, wäre das auch keine gute Idee gewesen. Es gibt sie aber im Doppelpack mit anderen Aufnahmen. Dazu später.

    Auch in der Abfolge Thema-Solo-Solo-Solo-Thema (oder so) ausgezeichnet:

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #10558381  | PERMALINK

    friedrich

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    Hier wollte ich noch was ergänzen.

    Ich habe vor einigen Tage in der Mittagspause eine sehr gute Lasagne gegessen. Satt und gut gelaunt schlenderte ich im Sonnenschein zurück in Richtung Büro und kam zufällig an einem 2nd hand-Plattenladen vorbei. In der CD-Kiste fand ich eine eigenartige Johnny Hodges 2 CD-Compilation, offenbar eine Zweit- oder Drittverwertung der französichen BMG, billig gestaltet, was mein Misstrauen aber auch meine Neugier weckte. Bei näherem Hinsehen stellte ich fest, dass das Tracklisting der ersten CD dem Album Con-Soul & Sax entsprach. Eine kurze Recherche mit mobilem Intenet ergab, dass die Tracks der zweiten CD von einem Live-Album, ebenfalls mit Wild Bill Davis, stammen. Ich wägte kurz ab: Der Kaufpreis der Compi entsprach etwa dem der Lasagne, voraussichtlich hat sie einen mindestens so hohen aber nachhaltigeren Nährwert und es ist ein noch größerer Genuss erwarten. Das Risiko hielt sich also in Grenzen und versprach sich zu lohnen. Also griff ich zu.

    Jazz Tribune No. 1 – Johnny Hodges and Wild Bill Davis Vol. 1-2 / 1965-1966

    Das zweite auf dieser Compi enthaltene Album ist:

    Johnny Hodges & Wild Bill Davis – In Atlantc City (1966)

    Die Platte ist live in Grace‘s Little Belmont aufgenommen, einem kleinem schwarzem Club in Atlantic City, in dem Wild Bill in den Sommermonaten ein festes Engagement hatte, in das Johnny Hodges gelegentlich mit einstieg. In Atlantc City ist ein Fest: Hodges und Wild Bill wirken herrlich entspannt und gut gelaunt, Hodges geht aus sich heraus, Wild Bills B3 faucht, die Band swingt und Lawrence Brown (tb) und Bob Brown (ts, fl) sorgen für noch etwas mehr Dampf und fügen hier und dort ein paar Akzente hinzu. Schöne Dramaturgie aus uptempo Stücken, coolen grooves und Balladen. Die Live-Athmo in dem kleinen Club mit begeistertem Publikum ist zu spüren und die Band lässt den Club kochen. Selbst so ein alter Gassenhauer wie It Don‘t Mean A Thing klingt hier jung und frisch. Partymusik – und mir scheint das gar nicht so weit entfernt von dem Auftritt der Sun Arkestras letzte Woche in Berlin. Ich wäre auch gerne im Belmont mit dabei gewesen!

    Das Belmont hat offenbar legendären Status und es damit zu einem eigenem Wikipediaeintrag geschafft: Grace‘s Little Belmont.

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    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #10559639  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    @friedrich Diese RCA/Tribune-Serie erschien zuerst auf Vinyl und war eigentlich auch nicht besonders billig aufgemacht, weil die Klapphüllen – es waren fast ausschliesslich Doppel-Alben – genügend Platz boten, dass die Liner Notes nicht so mickrig wie in den CD-Versionen gerieten, wo das ganze ja verkleinert und mühsam gefaltet wird. Jedenfalls sind sie nach wie vor empfehlenswert, wenn man Vinylkäufer ist … in Sachen Hodges/Davis auf RCA gibt es eine ganze Menge an Alben. Wenn nicht Lonehill (mit vier Volumes, teils Doppel-CDs) reingegrätscht wäre, wäre das (vielleicht, vielleicht weil etwas zu „trashig“ auch nicht) ein Fall für Mosaic gewesen, die damit den Grossteil von Hodges‘ Aufnahmen als Leader abgedeckt hätten: Es gab eine LP-Box mit den Aufnahmen aus den frühen Fünfzigern, als er sich ein paar Jahre selbständig gemacht hatte und für Verve aufnahmen, und dann eine CD-Box – ev. auch noch auf Vinyl, da bin ich nicht sicher –, die die Zeit von unmittelbar danach bis in die frühen Sechziger abdeckte, als Hodges für Verve diverse Alben einspielte, meist mit anderen Ellingtonians und/oder Swing-Stars wie Ben Webster, Harry Edison usw. (ein paar Big Band-Aufnahmen liess man leider weg). Danach folgten dann die RCA-Alben mit (ausser auf einem) Wild Bill Davis an der Orgel und diversen feinen Gitarristen.

    https://www.discogs.com/label/231581-Jazz-Tribune

    (Ich hab gerade Bechet Vol. 3/4 bestellt, Vol. 1/2 und Vol. 5 – eine der raren Einzel-LPs – habe ich schon … danke für die Erinnerung … gut/wichtig ist wohl auch Dizzy Gillespie, denn die Bluebird-Doppel-CD ist recht stark genonoist und macht nur so halb Spass, die Musik ist explosiv und sollte auch so klingen!)

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    #10559727  | PERMALINK

    friedrich

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    Thx @gypsy-tail-wind!

    Solche Re-Issues wirken auf mich oft etwas dubios. Keine Original-Covers, keine Original-Liner notes, in diesem Fall nicht einmal ein Hinweis darauf, auf welchen beiden Alben die Aufnahmen ursprünglich veröffentlich wurden, leicht schlampige grafische Gestaltung, wodurch das alles etwas billig wirkt, aber nicht „cool“ billig sondern einfach nur billig. Es sind ja tatsächlich 1:1 Re-Issues von Con-Soul & Sax und Atlantic City, was aber kaum zu erkennen ist. Musikalisch ist das aber allererste Güte!

    Mir ging durch den Kopf, was mich an dieser uralten Musik begeistert, während ich ich mich parallel gerade für aktuelle Elektronica interessiere, etwas also völlig anderes. Swing gilt ja manchmal selbst im Jazz als etwas altertümlich. Aber abgesehen davon, dass ich Johnny Hodges sehr gerne höre und die Kombi Johnny Hodges & Wild Bill Davis mit Hodges als dem eleganten Melodiker und Davis als bodenständigen Groover toll ist, steckt darin auch aus heutiger Sicht immer noch Frische und Lebendigkeit, Eleganz und Schwung. Das ist cool! Mein Vergleich mit dem Sun Ra Arkestra letztens in Berlin zielte auch in diese Richtung. Das war ja auch Swing, etwas „queer“ vielleicht (um diesen Begriff mal in etwas erweiterter Bedeutung zu gebrauchen), also eigentlich traditionelle Musik, aber mit einem Twist, der die Konventionen gegen den Strich bürstet, und gerade dadurch der Musik Leben einhaucht. Oder so ähnlich. Und das übertrug sich auch auf ein Publikum, das zum Teil noch nicht mal geboren war, als Sun Ra sich von diesem Planeten verabschiedete.

    Wenn ich den Wikipedia-Artikel über Grace’s Little Belmont lese, denke ich: This was the place to be! Und das hört man auch der Musik auf In Atlantic City an.

    Das Wort „genonoist“ musste ich ein paar mal in unterschiedlicher Betonung laut vor mir hersprechen, bis ich den Sinn erkannte. ;-)

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    #10560133  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Die Serie ist halt aus der letzten grossen Welle von Vinyl-Drittverwertungen … da gibt es aber – auch neben den bekannten Serien von Blue Note(die Twofer im Papiertütenlook) oder Fantasy (Prestige, Riverside etc. – Du erwähntest glaube ich mal den Gil Evans/Tadd Tameron-Twofer @friedrich?) bei Columbia einige gute Serien (z.B. auch von Ellington, aber auch zwei Boxen mit den Basie-Aufnahmen usw.)

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    #10560145  | PERMALINK

    friedrich

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    Du hast ein ausgezeichnetes Gedächtnis, @gypsy-tail-wind! Ja, ich habe so eine Prestige Doppel-LP, in diesem Fall sogar ein Mischpaket, halb Gil Evans, halb Tadd Dameron. Auch da ist nur schwer zu erkennen, von welchen Alben die Aufnahmen ursprünglich stammen und die grafische Gestaltung ist lieblos. Von Gil Evans gibt es ein Foto, aus einer ganz anderen Zeit, als der, in dem das das Album aufgenommen wurde, sein Debüt, Gil Evans And Ten. Die Musik ist jedoch über jeden Zweifel erhaben. Ich glaube ich erwähnte ein Steve Lacy-Solo als Beispiel für gelungenen Einsatz von Solisten.

    Ich bin ein auch visuell empfänglicher Mensch und stelle gern einen Zusammenhang zwischen Musik und Bild her. Daher weiß ich gut gestaltete Cover zu schätzen. Und es gibt ja gerade im Jazz der 50/60er dafür sehr gute Beispiele, auch bei Prestige.

    Und nochmal: Die beiden Hodges / Wild Bill-Alben klingen in ihrem altmodischen Charme quicklebendig!

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    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #10998117  | PERMALINK

    friedrich

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    Trister Sonntagnachmittag mit dicken Kopf (und das ohne vorherigen Alkoholkonsum!). Was bleibt zu tun, als auf dem Sofa herumzuliegen und die eine oder andere alte Platte zu hören?

    Duke Ellington – And His Mother Called Him Bill (1968)

    Ellingtons Tribut an seinen verstorbenen Freund und Kollegen Billy Strayhorn. Ich habe eine billige CD davon in einer 3er-Box, mit nicht entzifferbaren original liner notes und ohne neue liner notes, aber mit 7 extra tracks, alternate takes und anderen Stücken, die irgendwie bei den gleichem Sessions entstanden waren.

    Das letzte Stück auf dem ursprünglichen Album ist Ellingtons Pianosolo-Meditation über Lotus Blossom, das er wie in sich selbst versunken spielt, während man im Hintergrund die anderen Musiker schon ihre Instrumente einpacken und plaudern hört. Auf der CD gibt es als allerletzten der extra tracks aber noch eine andere Version von Lotus Blossom, die mir bislang völlig entgangen war (sie ist hier mit „Test“ beschrieben.) Hier oder dort wird diese Aufnahme auch als „Trio Version“ bezeichnet – ich selbst kann jedoch nur Ellington am Piano und Harry Carney am Baritonsaxophon hören.

    Aber so oder so: Auch hier ein und wie-für-sich-allein gespieltes Piano, bei dem man zu spüren meint, wie Ellington an seinen verstorbenen Freund denkt und dann der warme Hauch von Carneys Baritonsax. Was für eine wunderbare Träumerei!

    --

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    #10998523  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Ich war am Wochenende auch wieder ein klein wenig bei Ellington – bereitete die übernächste Folge meiner Sendung auf StoneFM vor, die Paul Gonsalves in den Mittelpunkt rückt. Er kam 1920 zur Welt und ist ja leider ziemlich vergessen bzw. eigentlich gar nie angemessen bekannt geworden, wenn man mich fragt.

    Neben dem immer wieder umwerfenden Solo vom Newport-Festival 1956 über „Dimininuendo in Blue and Crescendo in Blue“ (zwei aufeinanderfolgende Nummern im Ellington-Buch, die stets zusammen gespielt wurden, zuvor meist mit einem Klaviersolo des Leaders als Verbindung) gibt es noch sehr viel mehr zu entdecken.

    Dabei entdeckte ich auch die feine Gonsalves-Website mit Biographie, Diskographie (na ja, aber hilfreich ist das auch in der Form), Artikeln, Fotos usw.:
    http://www.paulgonsalves.com/

    Creepy: Gonsalves und Ellington wussten wohl beide, dass es 1974 allmählich zu Ende ging, der Boss überliess seinem Solisten gegen Ende noch ein paar Spots, die früher Hodges gehört und in der Zwischenzeit von anderen geerbt wurden – als wolle er Gonsalves nochmal ein paar gute Extra-Momente gönnen. Gonsalves starb am 15. Mai, Ellington (Jahrgang 1899) am 24. Mai – und Harry Carney, Jahrgang 1910, folgte am 8. Oktober – er hatte von 1927 bis 1974 mit Ellington gespielt.

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    #10998869  | PERMALINK

    friedrich

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    gypsy-tail-windIch war am Wochenende auch wieder ein klein wenig bei Ellington – bereitete die übernächste Folge meiner Sendung auf StoneFM vor, die Paul Gonsalves in den Mittelpunkt rückt. Er kam 1920 zur Welt und ist ja leider ziemlich vergessen bzw. eigentlich gar nie angemessen bekannt geworden, wenn man mich fragt.
    (…)
    Dabei entdeckte ich auch die feine Gonsalves-Website mit Biographie, Diskographie (na ja, aber hilfreich ist das auch in der Form), Artikeln, Fotos usw.:
    http://www.paulgonsalves.com/
    Creepy: Gonsalves und Ellington wussten wohl beide, dass es 1974 allmählich zu Ende ging, der Boss überliess seinem Solisten gegen Ende noch ein paar Spots, die früher Hodges gehört und in der Zwischenzeit von anderen geerbt wurden – als wolle er Gonsalves nochmal ein paar gute Extra-Momente gönnen. Gonsalves starb am 15. Mai, Ellington (Jahrgang 1899) am 24. Mai – und Harry Carney, Jahrgang 1910, folgte am 8. Oktober – er hatte von 1927 bis 1974 mit Ellington gespielt.

    Ja, unheimlich und berührend, dieses Wort ging mir durch den Kopf, als ich vorhin zum x-sten mal obige Aufnahme von Lotus Blossom hörte. Da hält man den Atem an und kriegt feuchte Augen.

    … und schon am 11.Mai 1970 starb Johnny Hodges, vor ihm ging 1967 Billy Strayhorn. Da hat der Sensenmann innerhalb kurzer Zeit reiche Ernte eingefahren. Das Ende einer Ära. Wie muss sich das angefühlt haben?

    Paul Gonsalves ist mir zumindest ein Begriff, auch wenn ich ihm noch nie gezielte Aufmerksamkeit gewidmet habe. Er hat ja auch einiges unter eigenem Namen als leader veröffentlicht. Ein Album davon habe ich zumindest digital, Boom-Jackie-Boom-Chick. Das ist jetzt eine gute Gelegenheit, es zu hören.

    Schöne website über Paul Gonsalves!

    --

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    #10999039  | PERMALINK

    vorgarten

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    friedrich
    Schöne website über Paul Gonsalves!

    ja, vielen dank für den hinweis, @gypsy-tail-wind! ich finde ja immer noch keinen zugang zu ellington per se, aber mit paul gonsalves kann ich sehr viel anfangen. verfolge ihn ein bisschen, seit katharsis mal „boom jackie boom chick“ im blindfoldtest vorgestellt hatte und liebe vor allem das cleopatra-album sehr. schön, dass du eine sendung über ihn vorbereitest.

    --

    #10999361  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Ich schliesse mich an … mit dem Album beginnt der letzte Block von vier CDs in der grossen Centennial Edition mit Ellingtons gesammelten RCA Victor-Aufnahmen. So richtig spät ist 1966 ja noch nicht, direkt davor hatte der Duke noch bei Reprise sein eigenes Ding gemacht, aber zu RCA, seinem ersten Immer-wieder-Label (Columbia war das zweite) kehrte er am Ende wieder zurück.

    Ich fand im Booklet (fast Buch – man muss dieses sorgfältig behandeln, wenn man nicht will, dass es bricht und einzelne Seiten sich herauslösen, ich hab’s bisher geschafft) auch die Lösung zu „Lotus Blossom“ bzw. der Testversion @friedrich: beim ersten Versuch war das Mikrophon aus der Bass-Kabine im Studio schon entfernt worden, drum ist der Bass von Aaron Bell nicht zu hören – aber mitgespielt hat er anscheinend tatsächlich. Auf Band sind dafür die Geräusche des Rests der Band, die sich darüber unterhält, was mit dem angebrochenen Abend noch unternommen werden soll, Türen zuschlägt usw. Ellington scheint zudem auf der Testversion ein paar Male danebenzugreifen, drum machte man am nächsten Tag nochmal eine, mit Carney und mit Mikrophon für Bell – aber die erste war dann wohl von der Atmosphäre her eben doch unschlagbar und kam auf die Platte.

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    #10999463  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    @friedrich sobald es mehr als Coverbildchen und „ich hör grad“ ist, von mir aus gerne! Also das hier gleich im Ellington-Faden:

    Ich lasse mich inspirieren, finde späten Ellington ja eh toll – kaum eine Band hatte so viel Charakter, so viel personality (dank der vielen personalities, zweifellos, aber das Ganze ist eben doch mehr als Summe der Einzelteile) … auf dem 3-CD-Set unten gibt es einige Fussnoten zur RCA-Box (und einige Verdoppelungen: das Eastbourne-Konzert ist nochmal da, „Duke at Tanglewood“ auch, aber letzteres mit zwischen die Tracks eingespiesenem Promo-Interview, in dem Ellington über die Musik spricht), darunter v.a. die ganze CD 3, auf der Ellingtons Band (Teils sass der Leader nur im Kontrollraum und Luther Henderson übernimmt am Klavier) die „Hits des Tages“ spielt, zuerst auf der obigen 6-LP-Box von Reader’s Digest erschienen. Darunter finden sich das Schlussthema aus Fellinis „Otto e mezzo“ (mit feinen Soli von Hodges und Cootie Williams), „Mañha da Carnaval“, „A Taste of Honey“, „Mr. Lucky“, aber auch Sonny Rollins‘ „Alfie“ (im Master-Take spielt Wild Bill Davis, der die Hälfte der Stücke arrangiert hat, das Solo, es gibt aber einen Alternate Take, in dem Harry Carney und Norris Turneys zu hören sind) … charmant, und eben: voller Charakter. Was nun nicht heisst, dass das super wäre, aber unterhaltsam ist es auf jeden Fall (und ein ganzes Dutzend Alternate Takes, z.T. eben erheblich anders als die Master Takes, sind noch beigegeben worden).

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