Startseite › Foren › Kulturgut › Das TV Forum › Die letzte Dokumentation, die ich gesehen habe
-
AutorBeiträge
-

ford-prefect Most of my heroes still don't appear on no stampRegistriert seit: 10.07.2002
Beiträge: 11,251
Seit zwei Tagen ist bei Netflix der Dokumentarfilm „Becoming Led Zeppelin“ online, der im vergangenen Frühjahr in einigen deutschen Programmkinos lief. Der dokumentarische Zweistünder von Filmemacher Bernard MacMahon befasst sich mit der Anfangszeit der Rockband Led Zeppelin von 1967 bis 1970. Zu Beginn der Doku donnert der Song „Good Times Bad Times“ los („In the days of my youth, I was told what it means to be a man“). Gitarrist Jimmy Page erzählt von seinen Anfängen als Studiomusiker … und wie er in dieser Funktion dazu beitrug, mit Sängerin Shirley Bessey den Song „Goldfinger“ für den gleichnamigen James-Bond-Film von 1964 aufzunehmen. Außerdem nahm Page im Tonstudio mit Marianne Faithfull den Song „As tears go by“ und mit Petula Clark den Hit „Downtown“ auf. Auf diese Weise entwickelte Jimmy Page seine Fähigkeiten an der E-Gitarre weiter. Man hört einige aus Archiven geborgene und rare O-Töne von Schlagzeuger John Bonham, der nur selten Interviews gab, was wohl das gewichtigste Argument dafür ist, sich diesen Dokumentarfilm anzuschauen, wenn man glaubt, bereits alles über Led Zep zu wissen. Ganz spannend ist die Story von Jimmy Page, wie es Led Zep schafften, während einer ausgehnten Tournee nebenbei ihr zweites Album aufzunehmen, als die Band ständig zwischen Bühne und Tonstudio in verschiedenen Städten hin- und herwechselte. Eine echte Doppelbelastung.
Der Dokumentarfilm vermittelt einen Eindruck, wie die vier Bandmitglieder in der damaligen Musikszene zueinanderfanden. Deshalb lässt sich der Titel des Films sinngemäß mit „das Werden, der Werdegang von Led Zeppelin“ ins Deutsche übersetzen. Dabei erinnert sich Jimmy Page daran, wie er eines Tages mit dem markanten Riff von „Whole Lotta Love“, das in die Rockgeschichte einging, im Proberaum auftauchte und er mit seinen Bandkollegen einen vollständigen Song darum komponierte, indem Sänger Robert Plant einen spontanen und von schwarzem Blues inspirierten Text dazu improvisierte. Darüber hinaus berichten Jimmy Page, Robert Plant und John Paul Jones von ihrer ersten US-Tour an Weihnachten 1968 … die anstrengend gewesen sei, weil die Vereinigten Staaten geographisch riesig sind. Einen komfortablen Tourbus gab es nicht, die Bandmitglieder nutzten einfach jedes Fortbewegungsmittel, mit dem sie den abendlichen Auftritt erreichen konnten, also Flugzeug, Bahn, Bus, Taxi, Privatkarre usw. Zum Schluss geht der Dokumentarfilm auf das Konzert der britischen Blues-Hard-Rocker in der altehrwürdigen Royal Albert Hall in London am 9. Januar 1970 ein. Und man hört den Song „What is and what should never be“. Kritische Aspekte über den Bleiernen Zeppelin erfährt man durch den 120-Minüter dagegen keine, immerhin soll es sich bei „Becoming Led Zeppelin“ um den ersten Dokumentarfilm über das Quartett überhaupt handeln, in dessen Entstehung Jimmy, Robert und John Paul aktiv einbezogen wurden. Während des Abspanns dröhnt röhrend der hedonistische Party-Song „C’mon everybody“. Alle Amps bis zum Anschlag auf laut.
zuletzt geändert von ford-prefect--
Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!Highlights von Rolling-Stone.deDie 100 größten Musiker aller Zeiten: David Bowie – Essay von Lou Reed
The Rolling Stones und „Exile On Main Street“: Stolze Außenseiter
Welches Equipment verwenden eigentlich … Pink Floyd?
Genesis vs. Peter Gabriel: Als „Sledgehammer“ gegen „Invisible Touch“ austeilte
So entstand Brian Wilsons Meisterstück „Good Vibrations“
Die Beatles und ihr LSD-Trip „Tomorrow Never Knows“: Ein Sprung von der Klippe
WerbungDa in Anbetracht des tragischen Todes von Laura Dahlmeier am Berg immer wieder die Frage aufkam, was treibt Bergsteiger an, immer weitere, noch schwieriger werdende Herausforderungen zu suchen und mit welcher Besessenheit sie ihre Expeditionen angehen:
Mythos Cerro Torre – Reinhold Messner auf Spurensuche (2020)
in der ARD Mediathek verfügbar bis 30.08.25--
Ever tried. Ever failed. No matter. Try Again. Fail again. Fail better. Samuel Beckett - 'Cos music is for listening and not to stored away in a bloody cupboard.
ford-prefect Most of my heroes still don't appear on no stampRegistriert seit: 10.07.2002
Beiträge: 11,251
Hab mir nun den Klimperclown von und über Helge Schneider angeschaut, der in einer Woche 70 Jahre alt wird. Im Infotext wird behauptet, dass keine Dritten im Dokumentarfilm den Werdegang von Helge kommentieren. Was jedoch nicht korrekt ist. In dem 80-Minüter spricht etwa Verleger Helge Malchow, der von 2002 bis 2019 Chef beim Kölner Verlag Kiepenheuer & Witsch war und mit Helge Schneider mehrere Buchprojekte umsetzte. Helge Malchow erinnert sich daran, wie er in seiner Kindheit unter den Hänseleien seiner Mitschüler litt, die nicht verstehen konnten, dass Helge die männliche Namensform von „Helga“ ist und ihn deshalb damit aufzogen. Erst als Helge Schneider 1994 mit dem Lied „Katzeklo“ einen Hit landete, habe ihn das moralisch aufgebaut … und gezeigt, dass man mit einem so altmodischen und skurrilen Vornamen doch Erfolg haben kann. In seiner Jugend verbrachte Helge Schneider viel Zeit in dem Jazz-Club Downtown in Düsseldorf, in dem Stars wie Duke Ellington und Chet Baker spielten … und Helge himself.
Außerdem besucht Helge seinen Kumpel Alexander Kluge in dessen Altbauwohnung, nach Meinung von Schneider ist Kluge „einer der letzten Philosophen“. Mit seiner Produktionsfirma dctp drehte Alexander Kluge gemeinsam mit Helge Schneider von 1988 bis 2018 die experimentelle Gesprächssendung „10 vor 11“, die immer zu später Stunde auf RTL lief. Wann immer ich dort zufällig reinzappte, waren in der TV-Sendung „10 vor 11“ stets erhellende Gedanken zu vernehmen. Im Dokumentarfilm „The Klimperclown“ düst Helge Schneider zudem in seinem schwarzen Sport-Audi mit Rock’n’Roller Peter Kraus über die Landstraßen. Zwischendurch sucht Helge Spanien auf, sein bevorzugtes Urlaubsland. Dazu enthält die Doku alte verrauschte VHS-Aufnahmen früher Auftritte in den 1980er Jahren. Darüber hinaus besucht Helge in einer ebenfalls alten Aufnahme mit der Heimkamera seine Eltern, wobei sein Vater in einem Wohnzimmerschrank nach gesammelten Zeitungsberichten über seinen berühmten Sohn wühlt. Und Helge stellt seine langjährigen Bandmitglieder vor. Selbst hab ich Helge Schneider bisher 1x live erlebt, im ausverkauften Mannheimer Rosengarten, was ein Ereignis war.
Käsebrot, Käsebrot … super sexy Käsebrot …
zuletzt geändert von ford-prefect--
Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!Nach True Grit auf arte lief gestern noch Jeff Bridges und „The Dude“ – Coole Aura, später Ruhm – Die ganze Doku | ARTE
Klasse.
--
Beiträge nicht KI- generiert Contre la guerre
ford-prefect Most of my heroes still don't appear on no stampRegistriert seit: 10.07.2002
Beiträge: 11,251
Letzten Freitag kam außerdem ein arte-Themenabend über Kurt Cobain und Nirvana … mit dem Dokumentarfilm Montage of Heck von Filmemacher Brett Morgen von 2015 und dem Konzertfilm Live at the Paramount mit einem Konzert von Nirvana in deren Heimatstadt Seattle, Washington von 1991. Ins Deutsche übersetzt bedeutet „Montage of Heck“ … eine Collage aus der Hölle. Womit die Drogenhölle von Kurt Cobain gemeint sein dürfte. Neben seiner Beziehung zu seiner frühen Jugendliebe Tracy Marander, die in der Doku ausführlich zu Wort kommt, und später mit Courtney Love liegt der inhaltliche Schwerpunkt des Dokumentarfilms auf den gesundheitlichen Problemen Cobains. Auch seine Mutter Wendy Cobain, die mir bislang unbekannt war, spricht in der Doku.
Im Jahre 1987 nahm Kurt Cobain das erste Mal Heroin, um seine quälenden Bauchschmerzen leichtfertig selbst zu medikamentieren, was eine sich über die folgenden Jahre erstreckende Abwärtsspirale bei ihm in Gang setzte. „The downward spiral“ von Kurt sozusagen, um einen Album-Titel von Nine Inch Nails zu zitieren. Nach eigener Aussage wäre Kurt Cobain bereit gewesen, alles aufzugeben, wenn er nur von seinen Bauchschmerzen geheilt worden wäre. Auf der anderen Seite befürchtete er, gleichzeitig seine Kreativität im Hinblick auf das Schreiben neuer Songs zu verlieren ohne die körperlichen Schmerzen. Ab 1990 geriet sein Heroin-Konsum schrittweise außer Kontrolle. In dem Film „Montage of Heck“ sieht man private Heimvideo-Aufnahmen von Kurt und Courtney, wie sie mit ihrem Baby Frances Bean allesamt nackt in ihrer Wohnung spielen und tollen. Was ein paar Filmszenen der Nacktheit zu viel sind, meiner Meinung nach. Wie in einer Hippie-Kommune der 60er Jahre. Schon ein wenig befremdlich. Da hätte man stattdessen den Aufnahmen im Tonstudio zum dritten Nirvana-Album „In Utero“ mehr Raum geben können.
Außerdem sind die Schnitte stellenweise zu schnell und hastig … man sieht eingeblendete Konzertflyer, Plakate, Songlisten, persönliche Notizen von Kurt Cobain und gekritzelte Tagebucheinträge … ich musste ständig die Stopp-Taste betätigen, um das genau lesen und den deutschen Untertiteln folgen zu können. Außerdem berichtet die Doku über die Journalistin Lynn Hirschberg, die im September 1992 in dem Magazin „Vanity Fair“ einen Artikel mit der Überschrift „Strange Love“ veröffentlichte, über den Heroin-Konsum von Courtney Love während ihrer damaligen Schwangerschaft. In ihrer Reportage verglich Hirschberg das Alternative-Rock-Pärchen mit John Lennon und Yoko Ono und (wohl treffender) mit Sid Vicious und Nancy Spungen. Auf diesen Medienbericht hin entzog das alarmierte Jugendamt dem Ehepaar Cobain zeitweise das Sorgerecht für seine Tochter Frances Bean. Courtney Love versah daraufhin eine Bootleg-CD von Hole mit dem Titel „Bring me the head of Lynn Hirschberg“.
In dieser Form erinnert „Montage of Heck“ ein wenig an den umstrittenen Dokumentarfilm „Kurt & Courtney“ von Nick Broomfield von 1998, den ich mal im Frühjahr 2001 auf arte sah. Der Film „Kurt & Courtney“ geht investigativ den Gerüchten auf den Grund, ob der Tod von Kurt Cobain im April 1994 ein Mord war … um am Ende sämtliche Verschwörungstheorien dahingehend zu verwerfen. Dafür enthält die Doku „Montage of Heck“ ein paar nirvanaeske anatomische Animationsszenen. Die letzten zehn Minuten von „Montage of Heck“ gelten dem MTV Unplugged-Konzert von Nirvana im Herbst 1993. Von diesem Akustik-Konzert hätte ich gerne mehr Hintergrundinformationen erfahren.
zuletzt geändert von ford-prefect--
Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!Klasse Text, Ford.
--
Beiträge nicht KI- generiert Contre la guerre
ford-prefect Most of my heroes still don't appear on no stampRegistriert seit: 10.07.2002
Beiträge: 11,251
In den letzten Wochen wurde der Netflix-Dokumentarfilm „Babo – Die Haftbefehl-Story“ über den Rapper Aykut Anhan alias Haftbefehl von den beiden Filmemachern Sinan Sevinc und Juan Moreno heiß dikutiert, in vielen Feuilletons. Darum hab ich mir den 93-Minüter nun reingezogen. Hafti, wie ihn Fans nennen, wuchs in Offenbach im Plattenbauviertel Mainpark auf, ein trostloser und grauer Ort. Und ein sozialer Brennpunkt. Mit Bezug auf sein hessisches Heimatviertel schrieb Haftbefehl, der als Kind ein Nachwustalent der Offenbacher Kickers war, den Song „Mainpark Baby“. Der Titel der Doku „Babo“ ist kurdisch und bedeutet „Vater“. Durch den Film erfährt man, wer Aykut Anhan wirklich ist, von seiner Herkunft, dem Suizid seines Vaters, wer seine beiden Brüder sind … und wie Haschisch und vor allem Kokain sein Leben beinahe zerstörten. Es sprechen Jan Delay, Marteria, Peter Fox und Rap-Journalist Nico Backspin, die Haftbefehl unkritisch in den höchsten Tönen anhimmeln, als wäre er der Charles Bukowski der deutschen HipHop-Szene.
Im August 2022 hatte Haftbefehl einen Auftritt im Open-Air-Club Hafen49 in Mannheim, bei dem sich der 1985 geborene Rapper kaum auf den Beinen halten konnte … und fast hinstürzte. Konzert musste ausfallen. Im Dezember 2023 feierte der Deutschrapper in der Jahrhunderthalle in Frankfurt/Main seinen 38. Geburtstag. Diese Show verlief überragend … doch eine Woche später erlitt Haftbefehl in einer Hotelsuite eine Drogenüberdosis durch zu viel Kokain und musste im Krankenhaus reanimiert werden. In einer türkischen Entzugsklinik in Istanbul schafft Haftbefehl, auf Drängen seines Bruders, doch noch den Absprung und scheint mittlerweile geheilt und drogenfrei zu sein. Mit dramatischer Musik unterlegt rekapituliert der Dokumentarfilm die Höhen und Tiefen von Haftbefehls Leben in einem dramatischen Spannungsbogen. Weshalb die von Elyas M’Barek und Oliver Berben produzierte Doku stellenweise wie eine Tatort-Folge wirkt. Über den Menschen Aykut Anhan erfährt man viel … über seine Kompositionen jedoch fast gar nichts. Wenn ich das nächste Mal in Offenbach bin, muss ich mal in die Hermann-Steinhäuser-Straße fahren, in der Haftbefehl aufwuchs. Um dort ein bisschen seinem „Genius Loci“ nachzuspüren.
zuletzt geändert von ford-prefect--
Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!
ford-prefect Most of my heroes still don't appear on no stampRegistriert seit: 10.07.2002
Beiträge: 11,251
Kosmische Brocken – Frank Zappa und die Deutschen, Atlantis-Kino, Mannheim, 5. Dezember 2025
Vorgestern habe ich mir den 95-minütigen Dokumentarfilm „Kosmische Brocken“ über die Zappanale, das größte Frank Zappa gewidmete Festival der Welt in Bad Doberan in Mecklenburg-Vorpommern, im Mannheimer Atlantis-Kino angeschaut. Der Filmemacher Jörg Wulf, der zudem das Musikmagazin „Vinylrausch“ herausbringt, war persönlich anwesend, um nach der Dokuvorführung von seinen Dreharbeiten, die über 15 Jahre dauerten, zu erzählen und sich in einer Frage-Antwort-Runde mit dem Publikum zu unterhalten. Es waren nur 35 Besucherinnen und Besucher ins Atlantis-Kino gekommen. Am 21. Dezember wäre Frank Zappa 85 Jahre alt geworden. Gestorben ist Zappa am 4. Dezember 1993. In den zweieinhalb Wochen zwischen seinem Todes- und Geburtstag feiern viele Fans jedes Jahr den sogenannten „Zappadan“, was wie ein religiöses Fest anmuten soll. In Erinnerung an den Altmeister.
Vor dem Film trat das No Budget Orchestra Duo auf, in dem der neue Atlantis-Theaterleiter Hari Ossa, der großer Fan von Frank Zappa ist, virtuos eine Fender Telecaster spielt. Während des 45-minütigen Auftritts interpretierte das Zweigespann mehrere Zappa-Songs. In dem Dokumentarfilm „Kosmische Brocken“ kommen viele Besucherinnen und Besucher auf dem Zeltplatz der sommerlichen Zappanale zu Wort, darunter ein Mann, der eigens aus Chicago nach Mecklenburg-Vorpommern flog, um das Festival zu besuchen. Manche Alt-Fans wurden einst durch das Album „King Kong“ von Jazz-Geiger Jean-Luc Ponty von 1970 zum ersten Mal auf Zappa aufmerksam. Außerdem äußern sich der Schriftsteller Peter Wawerzinek und die Grünen-Politikerin Claudia Roth. Hinter der Zappanale steht die Arf Society als Veranstaltungsteam. Dabei handelt es sich um ostdeutsche Rock-Fans, die in der DDR an westliche Popmusik nur durch illegalen Plattenhandel unter der Hand herankamen. In seinem Film „Kosmische Brocken“ darf Regisseur Jörg Wulf keine Original-Songs von Frank Zappa verwenden, was ihm die Söhne von Zappa als Nachlassverwalter verboten haben. In Bezug auf das musikalische Erbe soll sich die gesamte Zappa-Familie zerstritten haben. „In diesen Streit geriet ich mit meinen Dreharbeiten hinein“, erklärte Filmemacher Jörg Wulf. Aber wie realisiert man eine Dokumentation über einen Musiker, ohne darin seine Musik spielen zu dürfen? Der Dokumentarfilm beginnt mit einem archivierten Interview mit The Grandmothers, den ehemaligen Bandmitgliedern der Mothers of Invention, das Jörg Wulf am 7. Dezember 1993 in der Künstlergarderobe des Berliner Musikclubs Knaack geführt hat, drei Tage nach dem Tod von Frank Zappa, der im Alter von knapp 53 Jahren an Prostatakrebs verstarb. Inzwischen gibt es in vielen Städten huldigende Zappa-Events, zum Beispiel die Zapparossa in Gelnhausen östlich von Frankfurt am Main, die Heubacher Zappa-Nacht östlich von Stuttgart und das Mosae Zappa im holländischen Heerlen.
Während der Unterhaltung mit dem Publikum erzählten Kinobesucher, damals beim chaotisch verlaufenen Frank Zappa-Konzert im Mannheimer Eisstadion im Juni 1980 dabei gewesen zu sein. Leider sieht man in dem Film „Kosmische Brocken“ nicht den Konzertveranstalter Fritz Rau, der in den 1970er Jahren viele wichtige Tourneen von Zappa auf deutschen Bühnen organisierte. Den Rau habe ich ein wenig vermisst als Zeitzeuge. „Fritz Rau habe ich verpasst während der Dreharbeiten. Obwohl er mal auf der Zappanale war“, antwortete Filmemacher Jörg Wulf auf meine Erkundigung. Und Wulf bekannte: „Frank Zappa war schon ein merkwürdiger Mensch. Mit ihm befreundet hätte ich nicht sein wollen.“ In seinem Dokumentarfilm sieht man den Musikjournalisten Ben Watson, wie er auf der Zappanale-Bühne aus einem dadaistischen Buch vorliest. Leider konnte ich den Titel des Buchs in seinen Händen nicht richtig erkennen.
Vor einem Jahr erschien die Autobiografie „Earth to Moon – Aus dem Schatten meines Vaters zu mir selbst – Erinnerungen“ von Moon Unit Zappa, die Tochter von Frank Zappa, auf Deutsch im Heyne-Verlag. Es gibt noch den Dokumentarfilm „Ein Leben als Extravaganza – Das Genie Frank Zappa“ der beiden Filmemacher Rudi Dolezal und Hannes Rossacher, die als Produktionsfirma DoRo in den 1990er Jahren die sonntägliche Portrait-Reihe „Jam“ auf Viva gedreht haben, in der sie Rock- und Popstars vorstellten. Der Extravaganza-Film von 1993 gilt ja mittlerweile als Standardwerk, muss ich mir mal anschauen. In der Filmbranche standen Regisseur Jörg Wulf und sein Kollege Rudi Dolezal zeitweise im regen Austausch, was Filmmaterial betrifft. Gegenwärtig arbeitet der Berliner Jörg Wulf an einem neuen Dokumentarfilm über das Thema „Rock in der DDR“. Hoffentlich kommt er mit dem fertigen Film wieder nach Mannheim ins Atlantis-Kino. Am kommenden Dienstag, 9. Dezember, wird Filmemacher Jörg Wulf mit Vinyl-Experte Frank Wonneberg im Online-Radio http://www.rockradio.de von 18:00-20:30 Uhr zu Gast sein, um über seinen Dokumentarfilm „Kosmische Brocken“ zu berichten und feierlich den Zappadan zu begehen.
zuletzt geändert von ford-prefect--
Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!
ford-prefect Most of my heroes still don't appear on no stampRegistriert seit: 10.07.2002
Beiträge: 11,251
Vorführung des Frank-Zappa-Dokumentarfilms „Kosmische Brocken“ im Mannheimer Atlantis-Kino in Anwesenheit von Filmemacher Jörg Wulf

--
Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!
ford-prefect Most of my heroes still don't appear on no stampRegistriert seit: 10.07.2002
Beiträge: 11,251
Vor der Filmvorführung spielte das No Budget Orchestra Duo mit Atlantis-Theaterleiter Hari Ossa an der Fender Telecaster ein 45-minütiges Set zur Einstimmung

--
Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!Robert Plant By Myself
--
If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
ford-prefect Most of my heroes still don't appear on no stampRegistriert seit: 10.07.2002
Beiträge: 11,251
Norbert Schwefel – Musiker.Mannheim, Cinema Quadrat, Mannheim, 16. Dezember 2025
Am letzten Dienstag besuchte ich das kommunale Programmkino Cinema Quadrat, um mir dort den Dokumentarfilm über den Alternative-Rockmusiker Norbert Schwefel, der im südhessischen Lampertheim aufwuchs und im Mannheimer Jungbusch lebte, von Filmemacher Dieter Wöhrle anzuschauen. Mit zwei Stunden ist der Director’s Cut dieser Doku recht lang ausgefallen. Während der Vorführung saß Regisseur Dieter Wöhrle im Publikum, der nur kurz einen guten Abend auf der Bühne wünschte und anschließend seinen Film für sich sprechen ließ. Nach der Vorführung konnte man mit dem Wöhrle, der früher in der Musikabteilung im Media Markt in Worms gearbeitet hat und seinen Kumpel Norbert Schwefel einst zufällig im Urlaub im indischen Goa kennenlernte, locker ins Gespräch kommen.
Im Jahre 1986 landete Norbert Schwefel, der sich musikalisch im dunkel-narkotischen Post-Punk und New Wave bewegte, mit dem Song „Schizophrenic Party“ einen Szene-Hit, weshalb Schwefel von den Lesern des Musikmagazins Spex zum Newcomer des Jahres 1987 gewählt wurde. Auch die Bravo berichtete über ihn, was der Mannheimer Alternative-Rocker jedoch eher distanziert aufnahm. Der Mainstream war nie das Ziel von Norbert Schwefel gewesen, der sich auch nicht als Post-Punker verstand, sondern sich emotional mit den progressiven Rock-Sounds der 1970er Jahre verbunden fühlte, etwa mit Glam-Rock im Stile von Marc Bolan und T.Rex. In dem Dokumentarfilm, in dem zum Beispiel der Jazz-Schlagzeuger Erwin Ditzner, Söhne Mannheims-Gitarrist Michael „Kosho“ Koschorreck und Indie-Musikerin Barbara Lahr (ehemals De-Phazz) sprechen, sieht man Norbert Schwefel mit seiner Band auf dem hippiesken Finkenbach Festival im Odenwald rocken und mit Guru Guru-Drummer Mani Neumeier, ein Begründer des Finki Festivals, herumalbern. Die Clique um diese Musiker herum fand in den frühen 1980er Jahren in dem alternativen Kulturraum Fabrik in der Zornstraße in Worms zusammen, als Ort ein Schmelztiegel für kreative Freigeister in der Region Rhein-Neckar. An dieser Stelle äußert Norbert Schwefel den denkwürdigen Satz: „Mein Stiefvater riet mir: Du kannst jede Besetzung machen. Nur kein Trio. In einem Trio arbeiten immer zwei Musiker gegen einen.“ Altes Filmmaterial aus dem Archiv zeigt die Schwefel-Musiker in einer Kfz-Werkstatt in Schriesheim industrialmäßig wie die Einstürzenden Neubauten auf Werkzeugen zur Klangerzeugung herumhämmern.
Von 1988 bis 1992 war der Schlagzeuger Ralf Laubscher, den ich bislang lediglich als Chefredakteur des 2012 eingestellten Stadtmagazins Meier kannte, ein Kreativpartner von Norbert Schwefel. In der Doku tragen Laubscher und Schwefel in einem alten Interview coole Sonnenbrillen in einem dunklen Raum. Haben sie wohl gar nichts mehr gesehen. Ein wichtiges Album von Schwefel war 1988 die Platte „Hot in Hongkong“. Darüber hinaus war der Schwefel ab 2003 Veranstalter des von ihm gegründeten Sulphur Sonic Festivals, das am Neckarufer in Mannheim stattfand und Newcomer-Bands aus dem Sektor Alternative/Indie eine Bühne bot. Sulphur ist das englische Wort für Schwefel. Selbst habe ich über Norbert Schwefel, der gegen Ende seines Lebens eine komplette Schwefel-Oper veröffentlichte, ein Portrait für meine Zeitung geschrieben, im Frühjahr 2013. Damals war er bereits so krank, dass ich nur per E-Mail mit ihm kommunizieren konnte. Im Juli 2015 starb Norbert Schwefel mit knapp 55 Jahren an einer neurologischen Erkrankung.
zuletzt geändert von ford-prefect--
Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!Danke, Ford.
--
Beiträge nicht KI- generiert Contre la guerre -
Schlagwörter: Dokumentation, TV
Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.