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gypsy-tail-wind Auch: ohne Ariane Labed gäbe es denn Film nicht. So gut Mesquida und ein paar der anderen Darsteller_innen sind (die älteren Männer vor allem, den Lenz von Kristian Marr fand ich ziemlich platt), es ist Labed, die mit ihrer grossartigen Präsenz den Film trägt.
Labed ist eine meine absoluten Lieblingsschauspielerinnen der letzten 10 Jahre. „Malgré la nuit“ kenne ich noch nicht, ich wollte versuchen, Grandrieux chronologisch anzugehen, aber erstens: ist an „Un lac“ so gar kein Rankommen und zweitens habe ich schon etwas Angst vor „Sombre“ und „La vie nouvelle“.
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gypsy-tail-wind Auch: ohne Ariane Labed gäbe es denn Film nicht. So gut Mesquida und ein paar der anderen Darsteller_innen sind (die älteren Männer vor allem, den Lenz von Kristian Marr fand ich ziemlich platt), es ist Labed, die mit ihrer grossartigen Präsenz den Film trägt.
Labed ist eine meine absoluten Lieblingsschauspielerinnen der letzten 10 Jahre. „Malgré la nuit“ kenne ich noch nicht, ich wollte versuchen, Grandrieux chronologisch anzugehen, aber erstens: ist an „Un lac“ so gar kein Rankommen und zweitens habe ich schon etwas Angst vor „Sombre“ und „La vie nouvelle“.
Grandrieux sagte mir bisher gar nichts – Du beziehst Dich auf die bisher vier langen Spielfilme, nehme ich an? Er hat ja gemäss Wiki eine grosse Zahl von Filmen gemacht, aber das ist wohl fast alles von der Sorte, die man kaum je zu sehen kriegt.
Labed hatte ich auch nur so halb auf dem Schirm … wenigstens „Fidelio“ hätte ich aus der Reihe gerne gesehen, , der lief hier schon mal (regulär oder – ich glaube eher – beim Filmfestival), aber das klappte da auch schon nicht … und „Attenberg“ auch, aber ich glaub den hab ich in irgendeiner Form daheim, muss mal stöbern gehen …
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Und erlöse uns nicht von dem Bösen
(Regie: Joël Séria – Frankreich, 1971)Die Klosterschülerinnen Lore (Catherine Wagener) und Anne (Jeanne Goupil) sind beste Freundinnen und verbringen gemeinsam die Sommerferien. Doch Unternehmungen wie Radfahren sind nur auf den ersten Blick die Hauptbeschäftigung der beiden jungen Mädchen. Lore und Anne haben sich dem Teufel verschrieben und setzen nun alles daran, ihr Leben mit möglichst vielen schlechten Taten zu füllen…
Der erste Tag nach den Sommerferien beginnt in Schulklassen oft mit dem Austausch von Eindrücken der vergangenen freien Tage und Wochen. Vom Lehrer angeleitet,erzählen die Schüler von ihren Reisen mit Familie und Freunden oder berichten von außergewöhnlichen Ereignissen aus Balkonien. Im Falle von Anne und Lore wird nur noch Annes Tagebuch Einblicke in die letzten Sommermonate der beiden Schulfreundinnen geben können. In einem finalen Akt der Selbstbehauptung gegenüber ihrer trostlosen Umwelt, entzünden sie die jungfräulich weißen Kleidchen, die man ihnen angelegt hat, nicht nur, um sich selbst im Feuer zu reinigen, sondern auch, um dem Daseinskerker der Verwachsenen zu entgehen und einen spiritusgetränkten Neustart in die Freiheit zu wagen.
Ein solch radikaler Schritt erwächst aus den Leiden einer christlichen Erziehung in katholischen Einrichtungen, die Regisseur Joël Séria als Heranwachsender erdulden musste, ähnlich wie Österreichs abgründigster Filmemacher Ulrich Seidl. Kein Wunder, dass „Mais ne nous délivrez pas du mal“ (Originaltitel) die grausamen und schwachsinnigen Riten des Katholizismus mit Vergnügen durch den Dreck zieht und sich über Priester, Nonnen und weiteres Erfüllungsgesindel des Wortes Gottes lustig macht. Séria hat seinem Vater nie verziehen, dass er seine frühe Jugend in Gefängnissen dieser Art fristen musste, obwohl dieser als Kriegsgefangener nur zu gut wusste, welche lebensmutauslöschende Wirkung eine solche Umgebung begünstigt.
So meint man, in der den Film eröffnenden Einstellung, den alle Sinne vernebelnden Gestank des Weihrauchs in der Nase zu spüren, während die Kamera auf den Behälter des heiligen Krauts zufährt und im Hintergrund bedrohliche Orgelmusik die Demutsklaviatur in Erinnerung ruft, die ein Gottesdienst durch Architektur, Liturgie und Musik so perfide bedient. Er ist der HERR, dein Gott und du sollst keine anderen Götter haben neben ihm.
Anne und Lore zeigen wenig Respekt für den eifersüchtigen Größenwahnsinnigen, dem man prunkvolle Kathedralen baute, sie entfernen sich im Laufe ihrer einsetzenden Pubertät von der Herde, um herauszufinden, warum die Gemeindemitglieder sich den Spaß am Sex verderben lassen und sich grundlos einem Willen unterwerfen, der in seiner machtgeilen Kleingeistigkeit bemerkenswert einfach zu durchschauen ist. Ihre Verweigerungshaltung wird von den Künsten befeuert, besser gesagt durch Werke von Lautréamont („Die Gesänge des Maldoror“) und Baudelaire („Die Blumen des Bösen“), die in Totalopposition zur Kirche mündet: In einer selbstgestalteten Zeremonie, welche die Schändung von einhundert Hostien beinhaltet, verheiraten sich die Backfische mit Satan. Im weiteren Verlauf nutzen sie ihre knospenden, weiblichen Reize, um den Männern des Dorfes die Köpfe zu verdrehen. Die Darstellerinnen von Anne (Jeanne Goupil, liiert mit Joël Séria) und Lore (Catherine Wagener) waren zur Zeit des Drehs schon Twens, sehen in „Und erlöse uns nicht von dem Bösen“ aber keinen Tag älter als 14 aus, was zur provokanten Atmosphäre des Films beiträgt. Sie bringen die Herren des Dorfes um ihre mühsame Selbstbeherrschung. Eine Maske, die stets fällt und die wertlose Sexualmoral des Christentums enthüllt.
Gleichzeitig präsentiert uns Sérias Film den Sommer zweier Mädchen, deren Freundschaft von einem leichten Machtgefälle bestimmt wird. Anne scheint intelligenter und hemmungsloser als Lore, sie treibt das Duo zu immer weiteren Taten (z.B. der Tötung von Haustieren) an. Dabei behält sie nicht immer den Überblick und die Kontrolle, woraus einige sehr unangenehme Erfahrungen für Lore entstehen, aber auch die wunderbare Ambivalenz des Films: Die Mädchen sind nicht böse und schon gar nicht vom rechten Weg abgekommen, sondern erschließen sich ihre Möglichkeiten abseits ausgetretener Pfade, nicht ohne hin und wieder zu scheitern. Sobald sich die erwachsenen Dorfbewohner der Gewalt bedienen, ihres körperlichen Vorteils, stecken Anne und Lore in Schwierigkeiten.
Neben den Neckereien, der Konfrontation und dem Provokanten entfalten sich hitzeglühende Bilder eines Sommers auf dem Land, die pastoralen Postkartenmotiven entspringen könnten, im Grunde aber auf die Künstlichkeit der Idylle hinweisen. Das christliche Zusammenleben ist eine behauptete Fassade, zwar in Steintafeln gemeißelt, aber doch dem verfälschenden Licht der Erinnerung preisgegeben, die in etwa den Wert einer Ansichtskarte besitzt. Anne und Lore als Lebende unter den auf Erlösung wartenden Toten, die jeden Akt für bare Münze nehmen, wenn er in die richtige Kulisse gestellt wird. Eindrucksvoll geschildert in den Minuten des Finales, wenn die vermeintlich sichere Umgebung einer Schulaufführung den Großteil der Erwachsenen nicht bemerken lässt, was gerade vor ihren Augen geschieht.
Da man 2018 immer noch diskutieren muss, wo die rückständigen Folterknechte des Christentums ihre Hoheitszeichen befestigen dürfen oder nicht, scheint es schon fast normal, dass „Und erlöse uns nicht von dem Bösen“ bei seinem Erscheinen in Frankreich wegen blasphemischer Elemente verboten und der Export in andere Länder untersagt wurde. Staatliche Stellen hassen autoritätszersetzende Filme mit Leidenschaft und nehmen nur zu gerne die Komplizenschaft mit faschistoiden Kulten in Kauf, um Hierarchien zu zementieren. Eltern schlafen ruhiger, wenn ihren Kindern mit den Abenteuern von „Bibi und Tina“ (auf Amadeus und Sabrina) der Kopf gewaschen wird, um wertvolle Mitglieder der Gemeinschaft zu werden. Ich freue mich hingegen über jeden Film wie diesen oder „Tausendschönchen – Sedmikrásky“, der einem wirklich die Wahl lässt, ohne durch die Hintertür eine weitere engstirnige Sicht auf die Welt zu propagieren.--
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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klimoff
Ausgerechnet den fand ich eher durchschnittlich bis unterdurchschnittlich.
Im Gros der Romcoms vergleichsweise unterdurchschnittlich? Eine derartige Fülle an lebendigen Figuren, die alle ihre Momente bekommen und unglaublich sympathisch sind, bekommt man meines Erachtens nur selten zu sehen. Oder scheitert es bei dir schon am Genre selbst?
Wie Musik ordne ich auch Filme eher nicht Genres zu. Ich gehe vorzugsweise ins Kino oder schaue mir auf Prime einen Film an. Und der gefällt mir dann sehr gut oder eher nicht so gut. The Big Sick fällt für mich eher in die zweite Kategorie. Ob es sich dabei eventuell um eine gute Romcom oder was auch immer handelt, ist eher zweitrangig.
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ford-prefect Feeling all right in the noise and the lightRegistriert seit: 10.07.2002
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Meet the Feebles (Regie: Peter Jackson, 1989)
Totaler Trash-Film, voller Blut, Pisse, Kotze und Kot. Wie eine Mischung aus „Fritz the Cat“ und „Der König von St. Pauli“ als bitterböse Muppet-Show-Parodie. Aber dass der in Zeiten von „South Park“ immer noch ab 18 deklariert ist.
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Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Ja, was hat Peter Jackson nur so ruiniert?
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@harry-rag Kennst Du „Malgré la nuit“?
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Nein. Ist das eine französische Variante von „A Serbian Film“?
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harry-ragNein. Ist das eine französische Variante von „A Serbian Film“?
Wenn das, was darüber auf der englischen Wiki-Seite steht, zutrifft, überhaupt nicht. Eine Dreiecksgeschichte ist es allerdings auch nicht, eher eine Meditation über die Amour fou – eine Amour, die nach Jahren plötzlich wieder auflebt, weil er nach Paris kommt, um sie (Labed), die inzwischen mit einem älteren Mann verheiratet ist, wieder zu sehen. Er hat derweil eine Affäre mit einer anderen sie (Mesquida) (was den Film aber noch längst nicht zur Behaupteten Dreiecksgeschichte macht), deren Vater wiederum die Fäden zieht, derweil ihm sein Freund solche Filmchen produziert, in denen sie (Labed, versteht sich) wiederum auftritt (was man aber in der grell ausgeleuchteten entsprechenden Szene davor nicht gemerkt hat, da diese wohl quasi der SnuffFilm-im-Film war und man das drumherum (Kameras, die Scheinwerfer, das Personal) nicht sah … usw. An sich schon Stoff für Dich, denke ich.
Bin mit etwas Abstand immer noch unentschlossen, was ich vom Film halten soll, aber das macht ja nichts, er wirkt tatsächlich wie erwartet nach – und wird wohl mit der Distanz eher allmählich besser, weil durchaus zum weiter- oder immer-noch-dran-denken anregend.
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ford-prefect Feeling all right in the noise and the lightRegistriert seit: 10.07.2002
Beiträge: 10,358
harry-ragJa, was hat Peter Jackson nur so ruiniert?
Eine Fortsetzung von „Meet the Feebles“ wäre super. Aber nur mit einer ordentlichen Drehbuch-Idee. Vielleicht Jackson in Zusammenarbeit mit Tim Burton.
zuletzt geändert von ford-prefect--
Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
@gypsy: „Dark, brutal, silent and slow“ klingt tatsächlich nach einem Kandidaten für mich. Besitzt er denn einen eigenständigen, interessanten Look oder räumt er der Amour fou viel Platz ein?
@ford: In meiner Bewertung von „Und erlöse uns nicht von dem Bösen“ vergaß ich zu erwähnen, dass sich Joël Séria lose auf den Pauline-Parker-Kriminalfall bezieht. Genau dieser bildet auch das Fundament für Peter Jacksons „Heavenly Creatures“. Neben seinen Splatstick-Klassikern wie „Bad Taste“, „Meet the Feebles“ und „Braindead“ ein unbedingt empfehlenswerter Film, der nur noch ratloser macht, warum sich Jackson mittlerweile für diesen Hobbit-Mumpitz hergibt.
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ford-prefect Feeling all right in the noise and the lightRegistriert seit: 10.07.2002
Beiträge: 10,358
harry-rag@gypsy: „Dark, brutal, silent and slow“ klingt tatsächlich nach einem Kandidaten für mich. Besitzt er denn einen eigenständigen, interessanten Look oder räumt er der Amour fou viel Platz ein?
@ford: In meiner Bewertung von „Und erlöse uns nicht von dem Bösen“ vergaß ich zu erwähnen, dass sich Joël Séria lose auf den Pauline-Parker-Kriminalfall bezieht. Genau dieser bildet auch das Fundament für Peter Jacksons „Heavenly Creatures“. Neben seinen Splatstick-Klassikern wie „Bad Taste“, „Meet the Feebles“ und „Braindead“ ein unbedingt empfehlenswerter Film, der nur noch ratloser macht, warum sich Jackson mittlerweile für diesen Hobbit-Mumpitz hergibt.„Heavenly Creatures“ klingt gut. Ich habe überlegt, mir eventuell noch „Bad Taste“ anzuschauen. Ich kann mich erinnern, dass der um 1992 immer als VHS-Kassette in meiner damaligen Stamm-Videothek im Regal herumstand. Sprach mich damals aber noch nicht an. „Braindead“ dagegen eher nicht. Übertriebener Splatter und Horror sind nicht so mein Fall.
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Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Naja, dann würde ich aber auch die Finger von „Bad Taste“ lassen. Besser: Beide gucken.
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ford-prefect
Meet the Feebles (Regie: Peter Jackson, 1989)
Totaler Trash-Film, voller Blut, Pisse, Kotze und Kot. Wie eine Mischung aus „Fritz the Cat“ und „Der König von St. Pauli“ als bitterböse Muppet-Show-Parodie. Aber dass der in Zeiten von „South Park“ immer noch ab 18 deklariert ist.Großartiger Film, der im Muppets-Stil alle möglichen Filmgenres persifliert. Extrem stumpf, aber klasse, wenn man sich auf das Niveau einlassen kann. Allerdings habe ich den Streifen seit 10 Jahren nicht mehr gesehen. Müsste ihn mal wieder einlegen um zu schauen, ob er den Zahn der Zeit gut überstanden hat. Wenn ich so darüber nachdenke, hm…
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"Really good music isn't just to be heard, you know. It's almost like a hallucination." (Iggy Pop)
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Extrem stumpf
Den solltest du wirklich nochmal anschauen.
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