Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Blue Note – das Jazzforum › David Murray
-
AutorBeiträge
-
octet plays trane (1999)
die letzte veröffentlichung von david murray in den 90ern, für justin time, übernahme von enja, und mal wieder ein leicht zu kommunizierendes programm für das octet. für murray ist coltrane ja keine einfache referenz, und es ist schon wichtig, dass er bei seiner version von „india“ zur bassklarinette greift, also in dolphys rolle springt, die ihm sicherlich näher ist. hier im forum ist das album nicht beliebt, @gypsy-tail-wind hat es im enja-thread regelrecht als uninspiriert und ideenlos abgewatscht, eine solch harte meinung kann ich nicht einnehmen. eine typische oktett-produktion, in manche arrangements ist sehr viel arbeit hineingeflossen („giant steps“ finde ich ein ziemliches meisterstück diesbezüglich), für anderes reichten sketche, die zum üblichen solo-reigen führen. ich brauche das nicht, aber unter kommerziellen gesichtspunkten war das sicherlich keine blöde idee, und bei den live-auftritten mit diesem programm wäre man natürlich gerne dabeigewesen.
die band: murray, ragin, siddik, best, spaulding, harris, jackson, shahid und – endlich mal wieder – mark johnson. das sind neun, aber best und siddik teilen sich den zweiten trompetenplatz, denke ich.
murray in den 90ern, fazit: zu beginn sicherlich der karrierehöhepunkt, was sound und dramaturgische fähigkeiten angeht, die energie, die ja auch in den 70ern schon da war und heute scheibar auch noch da ist, hat in den 90ern nicht nachgelassen. murrays fähigkeit des hineinwühlens, des existenziellen aufladens, fand ich in allen projekten bewundernswert.
bevor in die letzten 25 jahre durchhöre, mache ich auf jeden fall pause und freue mich auf ein livekonzert ende diesen monats.
david murray, willisau 1993 (dany gignoux)
--
Highlights von Rolling-Stone.deOh, du Hässliche! Die 25 schrecklichsten Weihnachtsalben-Cover
Legendäre Konzerte: The Concert For Bangladesh 1971
„Kevin allein zu Haus“: Ein Familienfilm ohne Familie
The Beatles: Wie die Aufnahmen zu „Let It Be“ zum Fiasko wurden
Taylor Swift: Alle 274 Songs im Ranking
Stephen King: Die besten Bücher – Plätze 10-01
WerbungHab inzwischen schon gedacht, dass ich die Justin Time/Enja-Alben nochmal neu hören müsste … aber „Octet“ war bei mir irgendwie von Beginn weg eine grosse Enttäuschung, das habe ich bisher nicht überwinden/revidieren können. Wird aber noch etwas dauern, bis ich hier wieder weitermachen kann, und meine Bestände sind eh viel lückenhafter ab den Neunzigern, so viel kommt da nicht mehr (ca. zwei Dutzend bis und mit „Francesca“ vielleicht?)
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy-tail-wind Wird aber noch etwas dauern, bis ich hier wieder weitermachen kann, und meine Bestände sind eh viel lückenhafter ab den Neunzigern, so viel kommt da nicht mehr (ca. zwei Dutzend bis und mit „Francesca“ vielleicht?)
bei mir noch weniger, ich kenne noch nicht mal das album mit sanders, glaube ich. interessant wird die verjüngung der bands zu beobachten sein, mit hicks gibt es nur noch ein album, mit burrell gar keins mehr, viele mitmusiker lebten ja schon beim jahrtausendwechsel nicht mehr. und murrays pensum wird auch geringer, hab schnell durchgezählt, ich komme auf 19 leader- und co-leader-alben und 14 gastauftritte.
--
Bei mir steht ja erst „South of the Border“ an … Zählung ab da.
Den Index aktualisiere ich dann auch mal wieder die Tage.
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbawas soll’s, weiter geht’s. ein neues quartettalbum von murray ist für 2025 angekündigt (auf verve), bis dahin habe ich vielleicht die dazwischenliegenden 25 jahre nachgeholt, in denen ich murray wirklich nur ganz am rande verfolgt habe. der output wird merkbar sparsamer, ich zähle 21 leader- und co-leader-alben, immerhin… und einiges an gastauftritten.
david murray & the gwo-ka masters featuring guy konket & klod kiavué, yonn-dé (2000)
interessant, nie gehört bisher. direkt im januar und februar des neuen jahrtausends in new york aufgenommen, mit drei gästen aus guadeloupe, die sowohl das material als auch zwei große trommeln mitbringen. dass das gut zusammengeht und nicht nach einfacher fusion klingt, hat vor allem mit sparsamkeit zu tun: es gibt keine harmonieinstrumente, pheeroan aklaff und santi debriano spielen ein paar grooves und basslinien in die lücken, der gesang der gäste beschränkt sich auch auf kurze figuren, und die drei bläser (murray, hugh ragin, craig harris) nehmen sich für ihre soli sehr viel zeit, um etwas klischeefreies zu entwickeln. eine pulsierende arbeit am ekstatischen, keine party, keine antillianische dance night.
--
kahil el’zabar & david murray, we is – live at the bop shop (2000/04)
das geht nahtlos weiter: murray mit percussion, aber hier natürlich als intimes gespräch unter freunden, in einem plattenladen in rochester, vor verzücktem publikum. el’zabar sorgt mit unterschiedlichen instrumenten für abwechslung, singt auch gerne mit, während murray sich an einem storytelling in langen bögen versucht. muss ich nicht jeden tag hören, aber nötigt mir natürlich großen respekt ab: viele ideen und klangfarben in einem äußerst reduzierten rahmen.
--
david murray power quartet, like a kiss that never ends (2000)
eine der wenigen murray-cds, die ich mir noch bei erscheinen gekauft habe, wohl, weil ich auf eine aktualisierung des quartetts mit hicks, drummond und muhammad zehn jahre früher gehofft hatte. wesentlicher unterschied: der drummer ist andrew cyrille. auch nicht schlecht, denkt man, aber so richtig passt er nicht hinein (oder, wie andere das vielleicht hören würden: er holt die drei anderen ein bisschen auch ihrer eingespieltheit heraus). es gibt eine eigenschaft, die ich nicht so mag bei ihm: dass er oft toms und becken gleichzeitig anschlägt. aber er macht auch tolle sachen, hier zum beispiel im souljazzstück „ruben’s theme song“, das eigentlich erst durch seine stop-and-go-effekte brenzlig wird. ansonsten ist das programm bewusst gemischt: der titelsong ist eine art paso-doble (schreibt ein spanier in den liner notes, der sollte es wissen), es gibt einen blues, besagten souljazz, eine schöne ballade (von drummond geschrieben), ein freies stück, ein bisschen spiritual jazz (mein highlight in der besetzung, natürlich) und zum schluss das von mir nicht unbedingt geliebte monk-stück „let’s cool one“ für dolphyeske bassklarinette und ein paar glänzende klaviertasten. sehr hübsch und selbstverständlich insgesamt, aber hier geht auch was zuende: mit hicks wird murray danach nicht mehr aufnehmen.
--
Schön, dass Du weitermachst! Hab’s mir für die Weihnachts-/Neujahrstage auch vorgenommen! „Francesca“ lief ja neulich schon zum ersten mal, quasi gespoilert (sehr gut!).
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy-tail-windHab’s mir für die Weihnachts-/Neujahrstage auch vorgenommen!
sehr schön! hab vorhin mit der idee gespielt, euch mit einem kleinen blindfoldtest über die ruhigen tage zu nerven…
LIKE A KISS hattest du auch, oder? ich fand gerade erstaunlich, dass ich das schon quasi als spätwerk höre, dabei war murray da erst mitte 40 (die anderen drei 10-15 jahre älter).
--
Ja, blindfoldtest!
--
.vorgarten
gypsy-tail-windHab’s mir für die Weihnachts-/Neujahrstage auch vorgenommen!
sehr schön! hab vorhin mit der idee gespielt, euch mit einem kleinen blindfoldtest über die ruhigen tage zu nerven…
LIKE A KISS hattest du auch, oder? ich fand gerade erstaunlich, dass ich das schon quasi als spätwerk höre, dabei war murray da erst mitte 40 (die anderen drei 10-15 jahre älter).Ja, „Like a Kiss“ hab ich auch @vorgarten – und das mit „Spätwerken“ ist ein faszinierendes Thema: Was führt uns wann dazu, sowas zu denken?
BFT fände ich auch toll!
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaabdoulaye n’diaye, toué (2001)
im senegal aufgenommen, von david murray für justin time produziert. der leader spielt ein kompetentes, aber nicht außergewöhnliches sopran-, alt- und tenorsaxofon, ein paar weitere musiker aus dem senegal sind dabei, spannender ist die band, die murray für die session mitgebracht hat (wahrscheinlich sein quartett auf tour): dave burrell, jaribu shahid und hamid drake. die fügen sich gut in die westafrikanischen und die jazzgrooves ein, murray sprengt das ganze vorsichtig ein bisschen mit ein paar soli auf tenor und bassklarinette, am ende spielen die us-jungs noch ohne afrikanische beteiligung „darn that dream“. nicht weiter bemerkenswertes album, aber mir reichen ein paar burrell-momente, um ganz glücklich damit zu sein.
--
james carter, live at baker’s keyboard lounge (2001)
rampensaudämmerung in detroit, james carter entfesselt das biest und das publikum fällt ihm zu füßen. die gäste, die er eingeladen hat, sind z.t. aus der gegend, aber david murray ist halt auch dabei, und der scheut natürlich solche aufgaben ungern. der freedom jazz dance wird zum battleground, publikumswirksam im straighten groove, murray spielt ein solo, das alles zeigt, was er diesbezüglich zu bieten hat, ein solo to end all solos. carter reagiert super schlau, ändert erst mal die parameter und nimmt sich dann alle zeit der welt – sein solo bleibt aber unfassbar oberflächlich, ohne bezug zur quelle, den murray immer behält, lauter gimmicks und das chefprivileg der unendlichen ausdehnung, denn eigentlich geht ihm nach 2 minuten die luft (nein, die nicht) bzw. die ideen aus. zum schluss alle nochmal zu „foot pattin'“, und da zeigt johnny griffin am ende, wie man das macht, wenn man es schon sehr lange gemacht hat. und zirkularatmung kann er auch.
--
david murray & mal waldron, silence (2001/08)
große kunst. vor allem des begleitens und zusammenspielens. 2001 in brüssel aufgenommen, ein jahr vor waldrons tod, damit aber noch vor den duetten mit archie shepp. und irgendwie sind diese aufnahmen bis 2008 verschwunden. waldron und murray sind eine weniger naheliegende kombination als waldron/shepp, aber sie finden mühelos eine gemeinsame sprache. „hooray for herbie“ z.b. ist shepp-trance-material, murray kann nicht anders als dort etwas zu entwickeln, kontraste zu setzen, verschiedenes auszuprobieren, wo shepp es bei der beschwörung belassen hätte. wie immer also ein dokument der murrayschen arbeit, des hineinwühlens, der recherche, der neukombination von methoden, die aber immer auf eine basis bezogen bleibt. und was waldron hier macht, der diese basis quasi schlicht verkörpert, ist nicht weniger kunstvoll, aber eben keine arbeit, sondern hindurchfließenlassen. das schönste: die aufnahme hat auch humor, sie kramen tatsächlich miles‘ späte kinderliedmelodie „jean-pierre“ heraus und machen auch daraus was sinnvolles.
--
davd murray latin big band, now is another time (2001/02)
murrays ambitioniertes afrokubanisches projekt, bei dem ihm nur hugh ragin, craig harris und hamiet bluiett jazz-nestwärme bieten, führt zu einem der wenigen alben von ihm, mit denen ich wirklich kaum was anfangen kann. die arrangements sind komplex, die kubanischen musiker vertreten selbst einen modernistischen, keinen traditionellen ansatz, darin gehe ich ziemlich verloren. das mag an mir liegen, aber allein wie percussion und drums da gegeneinander arbeiten, ohne dass das irgendwie aufgefangen wird, bringt für mich alles in schieflage. dazu kommt, dass murray zwar aufdreht, aber rhythmisch total schwimmt. vielleicht kommt er mit clave nicht klar, oder er hört andere rhythmen, für mich verstolpern die dominanten drums die schönen details. geht mir selten so, ich bin also nicht ganz sicher, ob ich vielleicht einfach falsch höre, denn die musiker sind ja alles experten. ich bin also ziemlich ratlos.
--
-
Schlagwörter: David Murray, Tenorsax
Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.