Danke, Spiegel!

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  • #3998811  | PERMALINK

    cleetus

    Registriert seit: 29.06.2006

    Beiträge: 17,575

    Danke, Spiegel.
    Ich musste gerade mit Erschrecken einen Artikel über Snowboarding im Allgemeinen und Shaun White im Speziellen im aktuellen Spiegel lesen (der mit dem masturbierenden Kirchenmann vorne drauf). Entweder hat der Autor (Brinkbäumer) persönlich etwas gegen White, keinen Schimmer von was er da redet, er hegt einfach puren Hass gegen sämtliche Spitzensportler oder er trauert den guten alten Boardertagen hinterher, in welchen wir alle Dreadlocks hatten, im Sessellift Dope rauchten und alles total „chillig“ zuging.
    Er macht einen einzelnen Sportler dafür verantwortlich, dass sich bei Olympia wahrscheinlich alle anderen beim Versuch ihm nachzueifern das Genick brechen werden oder, wie bei Kevin Pearce schon passiert, im Krankenhaus landen und womöglich nie wieder laufen können werden.

    Die Essenz ist: „Michael Schuhmacher bekommt seine private Trainingsstrecke weil er so gut ist, wird dadurch noch besser und der Rest guckt in die Röhre bzw muss sein Leben riskieren um mit Grandlord Supersonic mithalten zu können.“

    So ein Krampf.

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    #3998813  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 45,074

    Ich habe den Artikel auch gelesen, sogar zweimal, weil ich es so recht glauben wollte. Ich kannte Mr. White vorher nicht und habe vom Snowboarding nicht geringste Ahnung, aber ich fand den Artikel aus vielen Gründen sehr verdächtig. Es ist fragwürdig, White vorzuwerfen, dass er immer schwierigere Sprünge oder Figuren oder Tricks in sein Programm aufnimmt. Er kann es nun einmal und es ist erlaubt, also ist es legitim. Er will sicher nicht, dass andere sich verletzten, genauso wenig wie er sich selbst verletzen will. Er ist wie viele Sportler ein Gebtriebener und die anderen – weniger talentierten – Getriebenen versuchen eben, ihm nachzueifern. Das erinnert mich an Steffi Graf, die das Damentennis revolutioniert hat. Auf einmal war eine neue Form der Athletik notwendig, um dort bestehen zu können. Wenn White eine private Halfpipe (so nennt man das doch?) erhält, dann ist das ok. Ist das verboten?

    http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,676595,00.html

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    #3998815  | PERMALINK

    cleetus

    Registriert seit: 29.06.2006

    Beiträge: 17,575

    Natürlich nicht, und natürlich will er auch nicht dass andere sich verletzen. Es stimmt auch nicht, dass alles was der Kerl abzieht unschaffbar ist und es stimmt auch nicht, dass White die alleinige Instanz im Snowboardsport zur Zeit ist (siehe Ergebnisse, siehe Rankings, siehe Coverage etc). Er hat mit Sicherheit die größten Sponsoringdeals, die meisten Fans, die dicksten Autos und einen riesigen Haufen Geld; andererseits zeichnet ihn aber nunmal auch extremer Ehrgeiz, Innovationswille und Talent ohne Ende aus. Und ein Geschäftssinn sondergleichen der ihn für solche Expertenmeinungen natürlich angreifbar macht.

    Es klingt so, als habe White viel Zeit gehabt, um aus schnellen Worten gereifte werden zu lassen, es klingt so, wie es wahrscheinlich klingen soll: Ich bin Shaun White, und sie sind Kinder.

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    #3998817  | PERMALINK

    sonic-juice
    Moderator

    Registriert seit: 14.09.2005

    Beiträge: 10,983

    Ihr seid aber zartbesaitet, was die Sportberichterstattung angeht. Letztlich lebt das Interesse am Sport doch auch von solchen polarisierenden Portraits, von Idealisierung oder Karikatur von Typen, heroes and villains, die bei Olympia auf die Bühne treten. Hallo Spiegel, bitte zu jeder Disziplin in Vancouver solche Artikel, dann schaue vielleicht sogar ich mal rein!

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    #3998819  | PERMALINK

    cleetus

    Registriert seit: 29.06.2006

    Beiträge: 17,575

    Nee, ich hab nix gegen Satire (und White ist sicherlich der am wenigsten gemochte Profi innerhalb des Sports und auch der am öftesten satirisch Bedachte) nur hätte sich der Autor da höchstens an White’s Pop-Appeal aufhängen können. Ihm die Schuld am Unfall eines anderen zu geben finde ich dagegen eher diffamierend als humorvoll-überzogen.

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    #3998821  | PERMALINK

    sonic-juice
    Moderator

    Registriert seit: 14.09.2005

    Beiträge: 10,983

    Der Artikel ist doch nicht als Satire angelegt. Er trägt nur eben angemessen dick auf, wie offenbar momentan so die Stimmung im Snowboard-Camp ist und welche Vor/Urteile über White existieren. Ich finde auch nirgends eine Passage, dass White die Schuld an irgendwas gegeben wird (allenfalls dass er nicht sonderlich pietätvoll mit den Unfällen seiner Rivalen umgeht). Es geht doch nur um die (im Übrigen sehr bewundernde) Beschreibung des Phänomens, dass er einfach so gut zu sein scheint, dass sich die anderen eben reihenweise auf die Schnauze legen, um da halbwegs mithalten zu können. Einen Vorwurf an ihn, dass er zu gut ist, lese ich da nicht raus.

    --

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    #3998823  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 45,074

    Sonic JuiceDer Artikel ist doch nicht als Satire angelegt. Er trägt nur eben angemessen dick auf, wie offenbar momentan so die Stimmung im Snowboard-Camp ist und welche Vor/Urteile über White existieren. Ich finde auch nirgends eine Passage, dass White die Schuld an irgendwas gegeben wird (allenfalls dass er nicht sonderlich pietätvoll mit den Unfällen seiner Rivalen umgeht). Es geht doch nur um die (im Übrigen sehr bewundernde) Beschreibung des Phänomens, dass er einfach so gut zu sein scheint, dass sich die anderen eben reihenweise auf die Schnauze legen, um da halbwegs mithalten zu können. Einen Vorwurf an ihn, dass er zu gut ist, lese ich da nicht raus.

    Echt? Dann habe ich einen anderen Artikel gelesen. Ich emfand den Artikel aufgrund seiner Unterstellungen, diffamierenden Äußerungen und absurden Vorwürfe als sehr unangenehm. Da er auch noch gänzlich humor- oder satirefrei ist, vermittelt er den Eindruck, er meine das ernst. Und da stimme ich Cleetus zu, der Vorwurf an der möglicherweise dauerhaften Behinderung eines anderen Menschen Schuld zu tragen, wenn auch nur indirekt, finde ich nicht zum Lachen. Das ist keine moralische Entrüstung meinerseits, nur das Bedauern, dass der Autor sich dafür entschieden hat, eine billige Polemik zu schreiben, die eben ein ziemlich problematisches Zerrbild der Realität wiedergibt. Aber gut, das ist nun einmal so bei der Spild-Zeitung.

    --

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    #3998825  | PERMALINK

    sonic-juice
    Moderator

    Registriert seit: 14.09.2005

    Beiträge: 10,983

    Allenfalls die Überschrift könnte man m.E. reißerisch nennen „… Die Rivalen zahlen den Preis“. Ansonsten bitte mal konkrete Belege für einen Schuldvorwurf – nicht nur dafür, dass White in der Sichtweise anderer ein eingebildeter Schnösel ist (Cleetus bestätigt diese Wahrnehmung ja) und sich selbst um Kopf und Kragen plaudert („Wir alle müssen halt im Rahmen unserer Fähigkeiten fahren.“ Er grinst…) und damit starke Indizien für Überheblichkeit und die Unfähigkeit zur Empathie liefert.

    Wenn der Artikel ihm wirklich einen Strick aus seinem Können drehen wollte, dann würde da wohl nicht sowas stehen:

    SPON
    …Aber nur bei White gab es diese Momente, wie sie eine perfekte Mannschaft wie der FC Barcelona von 2009 erleben kann, Momente wie 2008 beim Finale von Wimbledon zwischen Rafael Nadal und Roger Federer, jene Momente, wenn alles so geschieht, wie es entworfen wurde, oder noch spektakulärer, nämlich zusätzlich frei und phantasievoll. Die Momente, in denen Sport so etwas wie Kunst wird, sind rar. Es war ein wenig magisch, wie White in Aspen fuhr, von Arbeit nichts mehr zu ahnen. Was zu spüren war: seine Lust.

    --

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    #3998827  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 45,074

    Jaja, der Spiegel hat Juristen, die das alles durchlesen können und die Formulierung dann so ändern, dass man juristisch niemandem einen Strick drehen kann. Ändert nichts an meinem generellen Eindruck des Artikels.

    Als unangenehmsten Teil empfinde ich das hier:

    Shaun White ist der meistgehasste Athlet der Winterspiele. Er hat seinen Sport an die Grenzen dessen getrieben, was Körper aushalten – die Rivalen bezahlen den Preis.

    Manchmal dauert es eine Weile, bis angemessene Worte sich einstellen, die diplomatischen, die höflichen Worte, meistens sind ja die schnellen und spontanen Worte die ehrlichen. Auch wenn sie schmerzen.

    „Kevin Pearce war ein begabter Fahrer“, sagt Shaun White, das sind seine spontanen Worte, Sekunden später sagt er: „Wir alle müssen halt im Rahmen unserer Fähigkeiten fahren.“

    Er grinst. Es ist jetzt still im Kaminzimmer.

    Kevin Pearce ist Shaun Whites Rivale, oder er war Shaun Whites Rivale, bis vor fünf Wochen. Am 31. Dezember probierte Pearce einen Sprung, den White eingeführt hatte, den Double Cork; wer Gold in Vancouver gewinnen will, braucht den Double Cork.

    Kevin Pearce liegt nun im Krankenhaus, mit schwerem Schädel-Hirn-Trauma, aus dem Koma zwar erwacht, doch wahrscheinlich wird er nie wieder Snowboard fahren und womöglich behindert bleiben. Es dauert ein wenig, aber Shaun White merkt dann, dass seine schnellen Worte nicht ganz angebracht waren. Er ist 23 Jahre alt, hat gelernt, dass Lakonie und Lässigkeit in jeder Situation angemessen sind, weil es in seinem Sport im Kern um das Erreichen von Lakonie und Lässigkeit als Dauerzustand geht, doch die Geschichte mit Kevin Pearce ist anders, und White spürt das jetzt. Er macht nun eine Pause, und das Lächeln verschwindet, und er denkt ein bisschen nach und spricht dann von guten Wünschen und Mitgefühl, er sagt jetzt, was man so sagt.

    „Ich hoffe, er wird gesund“, sagt Shaun White. „Ich wünsche ihm das Beste.“

    Ach ja?

    […]

    [White] gilt darum als Verräter, und all die anderen würden ihn verdammt gern ignorieren, aber das erste Problem ist, dass er so gut ist. Schwerelos, scheinbar. Artistisch, offensichtlich. Und kreativ wie keiner seiner Konkurrenten.

    Das zweite und wahre Problem ist, dass sie alle ihm nacheifern müssen, weil seine Sprünge der Maßstab sind; ohne seine Sprünge gewinnt niemand mehr, doch sie sind gefährlich. Es ist ein Sog entstanden im olympischen Jahr, und viele Riders, wie die Reiter der Hochgebirge sich nennen, verletzen sich. „Sie jagen sich gegenseitig auf Stufen hinauf, auf denen sie nicht mehr sicher sind“, sagt Kanadas Trainer Tom Hutchinson, „unser Sport wird zu Kunstturnen auf Eis. Bei den Spielen wird es darum gehen, wer überlebt.“

    --

    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #3998829  | PERMALINK

    tokyoeye

    Registriert seit: 22.10.2008

    Beiträge: 1,819

    Shaun Whites Front Double Cork 10

    Dieses Mannöver ist dermaßen krank! Ich finde diesen Sport toll und so leid mir Pearce tut, White hat recht. Jeder sollte innerhalb seiner Möglichkeiten fahren. Wer einen dermaßen abgefahrenen Sprung versucht, braucht sich doch nicht zu wundern wenn er sich dabei die Knochen bricht, oder nicht?

    Im Gegensatz zum Bobfahren oder bei der Abfahrt, wo man mehr oder weniger der Strecke und den kranken Hirnen der Streckendesigner ausgeliefert ist, wird man hier nicht gezwungen den Trick nachzumachen.

    (Und bitte nicht missverstehen: Kevin Pearce tut mir aufrichtig leid. Nicht wegen der verpassten Spiele, sondern weil er seiner Leidenschaft wahrscheinlich nie wieder nachgehen kann….)

    --

    #3998831  | PERMALINK

    themagneticfield

    Registriert seit: 25.04.2003

    Beiträge: 34,031

    TokyoEyeShaun Whites Front Double Cork 10

    Dieses Mannöver ist dermaßen krank! Ich finde diesen Sport toll und so leid mir Pearce tut, White hat recht. Jeder sollte innerhalb seiner Möglichkeiten fahren. Wer einen dermaßen abgefahrenen Sprung versucht, braucht sich doch nicht zu wundern wenn er sich dabei die Knochen bricht, oder nicht?

    Im Gegensatz zum Bobfahren oder bei der Abfahrt, wo man mehr oder weniger der Strecke und den kranken Hirnen der Streckendesigner ausgeliefert ist, wird man hier nicht gezwungen den Trick nachzumachen.

    (Und bitte nicht missverstehen: Kevin Pearce tut mir aufrichtig leid. Nicht wegen der verpassten Spiele, sondern weil er seiner Leidenschaft wahrscheinlich nie wieder nachgehen kann….)

    White war gerade im Sport Studio. Ist der jetzt wirklich so unsymphatisch? wirkte gar nicht so. Einzelgänger halt. Die haben in ihrem Bericht übrigens ziemlich klar dargestellt, dass nicht White (auch nicht indirekt) dafür zu verantworten ist, wenn sich andere Boarder beim Versuch seine Tricks nachzumachen, verletzen. Ist ja auch völliger Humbug, warum soll einer, wenn er irgendeine Figur drauf hat, diese nicht auch zeigen. Beim Eiskunstlauf würden sie dann wahrscheinlich heute noch vorwärts und rückwärts ihre Kreise ziehen. (Mir ist natürlich klar, dass die Verletzungsgefahr bei einem drei oder vierfachen Irgendwas geringer ist als bei solchen Stunts in der Half-Pipe)

    --

    "Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!
    #3998833  | PERMALINK

    sonic-juice
    Moderator

    Registriert seit: 14.09.2005

    Beiträge: 10,983

    In einem Artikel über David Sanborn: „Schon David Bowie wusste das zu schätzen, als er den smarten Amerikaner 1976 als Sideman in seine Band holte, mit der er sein legendäres Album „Changes“ einspielte.“

    Gemeint ist offensichtlich „Young Americans“ von 1975.

    --

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    #3998835  | PERMALINK

    the-imposter
    na gut

    Registriert seit: 05.04.2005

    Beiträge: 38,732

    das hat mich gestern auch geärgert, typisches Spiegel Geschwafel, als ob man sowas nicht auch mal kurz prüfen könnte bevor man es in die Welt hinausposaunt .. zumal die Changes Teile ja auch schnöde Compis waren


    edit:
    und Sanborn war schon bei dem ’74er Live Doppelalbum dabei, an dem Satz stimmt also praktisch gar nichts

    --

    out of the blue
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