ctte gibt Senf dazu – VÖ-Betrachtungen mit leichtem Prog-Überhang

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  • #11220515  | PERMALINK

    close-to-the-edge

    Registriert seit: 27.11.2006

    Beiträge: 29,125

    dengelIch denke, ich kenne des Rätsels Lösung: Fish On Friday – Black Rain Belgisch-englisch-amerikanische Band. Und Lula Beggs, die Tochter von Bassist Nick Beggs (u.a. bei Lifesigns, The Mute Gods, bei Steven Wilson) singt teilweise.

    Geil, alles perfekt kombiniert.

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    #11220523  | PERMALINK

    dengel

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 77,990

    Schon eine gute Platte, aber auch die Platte des Jahres?

    --

    #11245743  | PERMALINK

    close-to-the-edge

    Registriert seit: 27.11.2006

    Beiträge: 29,125

    No. 2 vom 21.10.20

    Titel-Thema wäre diesmal Fish, weil „Weltschmerz“ sicher die bedeutungsvollste Genre-VÖ der letzten Wochen ist. Da ich hier aber über zu kurz kommende schreiben möchte, und Fish ja einen Album-Thread hat, verweise ich nur darauf.

    Mir macht grad Sophia viel Spass. „Holding On/Letting Go“ ist erfrischend, leicht zugänglich und sehr transparent. Mr. Sheppard hat seine Vocals diesmal noch weiter in den Hintergrund gemischt und fast durchgänig etwas verfremdet. Die 10 Songs wirken einfach strukturiert, kommen oft ohne Refrain aus, sind aber mit viel Liebe zum Detail angerichtet. Das Album wirkt sehr rund und möchte nach dem ersten Durchgang gleich von vorn beginnen. Wer unbedingt einen Anspieltipp haben möchte, dem sei „Alive“ empfohlen, welches mit einem wunderschönen Sax beginnt, das zwar zunächst kein Solo spielen darf, dafür aber eine Keyboardspur ersetzt. Stilistisch möchte ich mich nicht äußern, Das geht ebenso als Edelpop durch wie als Alternative.

    Mit Gazpacho war ich noch nicht so weit im September. Ich habe „Fireworker“ recht oft gehört, dabei ist der Lack aber schnell etwas abgeblättert. Vor allem der zwanzigminütige Opener „Space Cowboy“ begann mir beim vierten, fünften Durchgang auf die Nerven zu gehen. Wohl, weil das Stück für die vorhandene Substanz einfach zu lang ist. Dafür wirken die beiden Folgesongs in Normallänge etwas fragmentarisch, irgenwie unfertig. Die letzen 20 Minuten werden die Platte aber überdauern. „Antique“ und die traumhafte Schlussnummer „Sapien“ reihen sich in die gesammelten Meisterwerke der Norweger ein.

    Noch gar nicht klar bin ich mir bei „Phanerozoic II: Mesozoic/Cenozoic“ von The Ocean. Der musikalische Geologenkongress hatte vor 2 Jahren beim Part 1 schon mit üngewöhnlich melodischen und gedämpft metallischen Passagen überrascht. Vor allem der brilliante Gastbeitrag von Jonas Renske blieb im Gedächnis. Diesmal hatten sie elektronische Einflüsse angekündigt. Und die sind wirklich gut dosiert. Nur ändert das nichts an den nach wie vor verstörenden Lärmorgien, mit denen man nicht immer, aber zuverlässig rechnen muss. Aber, dass wird jetzt immer deutlicher, die Berliner entwickeln ihre Musik. Früher musste man die Lyrics mitlesen, um dem Erdkundeunterricht zu folgen. Inzwischen kann man auch hören, was einem dann doch zu komplex ist.

    Kleiner Hinweis zwischendurch. RPWL spielen im November, wenn es dabei bleiben kann, 3 Abende in Folge vor der Open Air-Location Motel California der Bluesgarage Isernhagen. Kern der 3 unterschiedlichen Sets ist jeweils ein Durchlauf ihres Debuts „God has failed“. Pro Abend gibt es nur 200 Tickets zu sehr günstigen Preisen.

    Jetzt nochmal zu meinem möglichen Album des Jahres. Dengel hat die schwierige Aufgabe ja gelöst. Ich habe bei „Fish on Friday“ inzwischen nachgearbeitet, und leider keine weitere Platte gefunden, die mich nennenswert bewegt. Bei „Black Rain“ kommt einfach eine Menge zusammen, um diese günstige Mischung zu erzeugen. Tolle Songs, augeschlafene und uneitle Musiker, großartige Produktion, ein prima Flow von A bis Z und eine farbenfrohe Stimmung. Ich bin es ja gewohnt, dass mein Jahresalbum oft mit 15 Punkten auf Platz 342 endet, aber mein zeitiger Hinweis zeugt dafür, dass ich mich einsetze.

    Ein Youtube-Tipp gibt es auch wieder. Heinz Rudolf Kunze hat im Frühjahr ein Podcast auflegt. „Durch die Brille gefragt“ hat bisher 11 Folgen. Neben Flake und Jerry Scheff (der in Bands von beiden Elvis, Dylan und mit den Doors gespielt hat) ist Jim Rakete mein Lieblingsgespräch, weil es da vor allem um das musikalische Berlin der Endsiebziger und Achtziger geht. Nina Hagen, Splitt, Interzone, Maurenbrecher.

    So, und jetzt ist Ende. Ich gebe zurück ins Forum und danke für die Aufmerksamkeit.

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    #11245761  | PERMALINK

    wolfgang

    Registriert seit: 19.07.2007

    Beiträge: 26,564

    Der YouTube Tipp ist aber in deinem Thread fehl am Platze. :-)

    --

    Savage bed foot-warmer of purest feline ancestry
    #11245793  | PERMALINK

    punchline
    Minimalist

    Registriert seit: 15.12.2019

    Beiträge: 4,202

    Könnte doch eine neue Rätselaufgabe sein: Wer von den genannten Personen besitzt am ehesten den leichten Prog-Überhang? ;-)

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    "All I can do is be me, whoever that is." Bob Dylan
    #11245811  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    @close-to-the-edge

    Danke für den Hinweis zu “The Ocean”. Das war doch diese apokalyptisch-anmutende Platte, die immer tiefer in den Ocean abtauchte, bis es nicht mehr tiefer geht und (fast) kein Leben mehr möglich ist. Es gab das Album doch als Instrumental- und Gesangsversion, wenn ich mich recht erinnere? Ist das erst zwei Jahre her? Oder verwechsele ich da was….”The Ocean”, ich denke da an das Metal Projekt.

    Edit: Ich habe “Pelagial” (2013) in Erinnerung, ein klaustrophobisches Werk, sehr beeindruckend. Es scheint ich habe zwei Alben nachzuholen :-).

    --

    #11245827  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    punchlineKönnte doch eine neue Rätselaufgabe sein: Wer von den genannten Personen besitzt am ehesten den leichten Prog-Überhang?

    Wenn es um Heinz Rudolf Kunze geht, dann hat er bei einer Aufführung von Anyone’s Daughter das Werk “Piktor`s Verwandlungen” live erzählt. Zumindest Teile daraus.

    --

    #11245841  | PERMALINK

    punchline
    Minimalist

    Registriert seit: 15.12.2019

    Beiträge: 4,202

    mr-badlands

    punchlineKönnte doch eine neue Rätselaufgabe sein: Wer von den genannten Personen besitzt am ehesten den leichten Prog-Überhang?

    Wenn es um Heinz Rudolf Kunze geht, dann hat er bei einer Aufführung von Anyone’s Daughter das Werk “Piktor`s Verwandlungen” live erzählt. Zumindest Teile daraus.

    Danke, da ist ein Zusammenhang zu erkennen.

    --

    "All I can do is be me, whoever that is." Bob Dylan
    #11245845  | PERMALINK

    wolfgang

    Registriert seit: 19.07.2007

    Beiträge: 26,564

    Man muss wissen, das Kunze einer der Lieblingskünstler von close ist. Daher ist es nicht verwunderlich, das er ihn hier untergebracht hat, auch wenn sein Bezug zur klassischen Progmusik eher als marginal zu bezeichnen ist. Kunze ist eher der großen Dichter Fraktion wie Springsteen, The Who oder Bob Dylan zuzuordnen. (Texte okay, aber Musik strunzlangweilig)

    zuletzt geändert von wolfgang

    --

    Savage bed foot-warmer of purest feline ancestry
    #11245935  | PERMALINK

    randolph

    Registriert seit: 28.06.2007

    Beiträge: 4,017

    wolfgang .
    Kunze ist eher der großen Dichter.

     
    Nope

    wolfgang ..Springsteen, The Who oder Bob Dylan zuzuordnen. (Texte okay, aber Musik strunzlangweilig)

     

    Ernsthaft?!
    Insbesondere die formativen Jahre from his Bobness nebst dem Musical Animal (Joey Ramone bezeichnete The Who als ein solches) als „musikalisch strunzlangweilig“ zu bezeichnen, zeugt von wenig genauem hinhören.

    --

    Dead men smell toe nails
    #11246033  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    wolfgangMan muss wissen, das Kunze einer der Lieblingskünstler von close ist. Daher ist es nicht verwunderlich, das er ihn hier untergebracht hat, auch wenn sein Bezug zur klassischen Progmusik eher als marginal zu bezeichnen ist. Kunze ist eher der großen Dichter

    Ja, stimmt. Ein kleine Berührung mit einer Prog-Verwandten Richtung dem Krautrock gibt es über 5 Ecken. Denn Kunze hat sein Erfolgsalbum “Dein ist mein ganzes Herz” doch bei Conny Plank in seinem legendären Tonstudio aufgenommen. Und dieser hatte zahlreiche Vertreter des “Krautrock” unter seinen Fittichen. Die Verbindung Kunze – Plank fand ich schon immer recht ungewöhnlich. Wobei Plank ja auch New Wave Künstler wie “Eurythmics”, “Ultravox” oder “Devo” aufnahm oder produzierte. Auch Gianna Nannini…aber das ist jetzt ein ganz schön weiter Bogen geworden ;-).

    --

    #11246063  | PERMALINK

    close-to-the-edge

    Registriert seit: 27.11.2006

    Beiträge: 29,125

    wolfgangMan muss wissen, das Kunze einer der Lieblingskünstler von close ist. Daher ist es nicht verwunderlich, das er ihn hier untergebracht hat, auch wenn sein Bezug zur klassischen Progmusik eher als marginal zu bezeichnen ist. Kunze ist eher der großen Dichter Fraktion wie Springsteen, The Who oder Bob Dylan zuzuordnen. (Texte okay, aber Musik strunzlangweilig)

    Dazu passt, dass HRK für die Springsteen-Biographie „Like A Killer In The Sun“ von Leonardo Colombati 100 Texte ins Deutsche übersetzt hat, und in eben diesem Podcast mit Rakete darüber spricht, wie man die filmische Sprache vom Boss adäquat überträgt.

    Zum Thema HRK und Prog sei gesagt, dass er King Crimson und Yes verehrt (auch Soft Machine, ELP, Procol Harum und Genesis bis ´77), zu Neo oder Metal Prog aber nie einen Zugang gefunden hat. Bei Anyone´s Daughter war er dabei, weil Matthias Ulmer ja seit 96 auch in seiner Band spielt.

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    #11246073  | PERMALINK

    close-to-the-edge

    Registriert seit: 27.11.2006

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    mr-badlandsIch habe “Pelagial” (2013) in Erinnerung, ein klaustrophobisches Werk, sehr beeindruckend. Es scheint ich habe zwei Alben nachzuholen :-).

    Die war mir zu sperrig, immer wieder tolle Ansätze, aber dann doch zu brachial. Deshalb war ich sehr angetan, dass die 2018er für mich leichter zugänglich war.

    Dass sie stets auch eine Instrumentalversion veröffentlichen, von der es auch eine eigene Vinyl-Auflage gibt, machen sie schon lange so. Ihr Label Pelagic hat auch stets aufwenige Box-Versionen mit Schieferplatten, in Madagaskar gesammelten Muscheln und Ähnlichem in opulenten Holzkisten.

    Edit zu Conny Planck: HRK hatte sich 1985 längst eine üppige Fangemeinde erspielt, aber die WEA wollte an die Plattenverkäufe von Lage und Grönemeyer ran. Deshalb Heiner Lürig, der gleich als erste Arbeit die Musik zu „Dein ist mein ganzes Herz“ lieferte, und Planck als Produzent. Da das für Visionär Conny aber bei aller Wertschätzung nicht wirklich eine Herzensangelegenheit war, war es eigentlich Lürig, der den Sound der Platte prägte. Zur nächsten Platte blieb man dann auch in der Wedemark und produzierte im nagelneuen eigenen Madagaskar-Studio selbst.

    zuletzt geändert von close-to-the-edge

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    #11248167  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Vielen Dank für Deine Antworten, habe ich gerne gelesen. Bei Heinz Rudolf Kunze bin ich fast ein weißes Blatt Papier. “Dein ist mein ganzes Herz” lief damals sogar in allen großen Samstagsabendshows im TV. Das Album habe ich allerdings als etwas sperriger in Erinnerung. Ich hatte mal gelesen, dass Kunze wohl ein bekennender Fan von “Tales from Topographic Oceans”, einem teilweise umstritten Album, selbst unter YES Fans.

    Bei “The Ocean” werde ich wohl wieder ansetzen.

    Bzgl. Conny Plank: Bin sehr fasziniert von seiner Arbeitsphilosophie und der ganzen Art, wie er das damals aufgezogen hat. Der umgebaute Bauernhof…Da sind sehr viele Top Alben dabei herausgekommen. Vor allem aus der elektronisch-experimentiellen Ecke, wie NEU!, Kraftwerk, Cluster, Harmonia oder Brian Eno.

    --

    #11257053  | PERMALINK

    dengel

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 77,990

    close-to-the-edge Mit Gazpacho war ich noch nicht so weit im September. Ich habe „Fireworker“ recht oft gehört, dabei ist der Lack aber schnell etwas abgeblättert. Vor allem der zwanzigminütige Opener „Space Cowboy“ begann mir beim vierten, fünften Durchgang auf die Nerven zu gehen. Wohl, weil das Stück für die vorhandene Substanz einfach zu lang ist. Dafür wirken die beiden Folgesongs in Normallänge etwas fragmentarisch, irgenwie unfertig. Die letzen 20 Minuten werden die Platte aber überdauern. „Antique“ und die traumhafte Schlussnummer „Sapien“ reihen sich in die gesammelten Meisterwerke der Norweger ein

     
    Zustimmung!

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