Count Basie

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    gypsy-tail-wind
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    Ja, ich dachte in dem Kontext schon, dass ich in James‘ Buch endlich mal reingucken muss!

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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    gypsy-tail-wind
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    Wann immer Basies Band nach New York zurückkehrte, trat sie für 14 Tage im Birdland auf. So auch im Juni 1961. Roulette schnitt am 27. und 28. mit – das dritte ausführliche Live-Dokument dieser Band nach den Aufnahmen aus dem Crescendo und den ersten von Roulette im Americana Hotel in Miami in den Jahren 1958 und 1959. Vom ersten Abend sind vier, vom zweiten drei Sets dokumentiert, die Band ist zwar nicht mehr die ganz tolle Ausgabe, die manche für Basies beste Band überhaupt halten, aber immer noch hervorragend: neben der beständigen Rhythmusgruppe (Basie, Freddie Green, Eddie Johns und Sonny Payne) sind das Thad Jones, Sonny Cohn, Lennie Johnson und Snooky Young an den Trompeten (und mit Young noch dabei, ist die Frage der Lead-Trompete noch geklärt – Joe Newman als wichtigster Solist fehlt, aber den hatte Basie seltsamerweise auch in Miami nur wenig gefeaturet), Quentin Jackson, Henry Coker und Benny Powell an den Posaunen (die Veränderung ist die von Al Grey zu Quentin „Butter“ Jackson – ein mehr denn würdiger Ersatz), Marshall Royal (as/cl), Frank Wess (as/ts/fl), Frank Foster (ts), Budd Johnson (ts) und Charlie Fowlkes (bari) an den Saxophonen (der Wechsel hier ist von Billy Mitchell zu Budd Johnson, und der verdient es echt, gehört zu werden! Ich dachte, Foster speilt in den Sections hie und da auch mal Klarinette, aber live wohl nicht, die Bassklarinette von Fowlkes fehlt hier ebenfalls – die Arrangements, in denen er sie spielte, gehören nicht zu den Live-Staples der Band). O.C. Smith ist zudem dabei, der Nachfolger von Joe Williams, der im Studio zu kurz kam (gar nie gehört wurde) und als Gäste schauen Sarah Vaughan und Jon Hendricks vorbei. Smith singt am ersten Abend in Sets 1, 2 und 4 je zwei Stücke mittendrin, im dritten pausiert er, am zweiten Abend singt je drei Stücke zu Beginn des zweiten und am Ende des dritten Sets. Vaughan kommt am ersten Abend zum Abschluss vorbei und singt „Teach Me Tonight“ im Duett mit Smith (siehe weiter oben für ihre Version mit Joe Williams), Hendricks singt am Ende des zweiten Sets am zweiten Abend „Whirly Bird“.

    Im ersten Set geht es mit den Posaunen los: „A Little Tempo, Please“ – die Rhythmusgruppe lässt nicht lange bitten, Henry Coker spielt ein gutes Solo auf seine nonchalante Art. „To You“ ist dann ein romantisches Feature für Quentin Jackson. Dann folgt Budd Johnson in „Blues Backstage“, dem ersten Arrangement, das Frank Foster 1953 in die Band brachte – und das ist ein erstes wunderbares Solo, das seine immensen Qualitäten demonstriert, Coker ist dann auch wieder dabei, und Snooky Young sorgt am Ende für die Highnotes. In der langen „Segue in C“ von Wess (je nach Version hier 8-9 Minuten, was für Basie sehr ungewöhnlich ist, auch live dauern die Stücke eher 3-5 Minuten) sind dann erneut Johnson und Jackson zu hören, bemerkenswert sind auch die gedämpften Posaunen und natürlich das tolle Arrangement für Flöte/Trompete (der Komponist und Lennie Johnson). „So Young, So Beautiful“ ist eins der besten Features für das cremige Altsax von Marshall Royal, finde ich. Die gedämpften Trompeten – schon im im Intro- , die Posaunen und die Sax-Section spielen eine perfekte Begleitung, hier passt wirklich alles – und nichts ist übertrieben. Das kurzen Trompeten-Intermezzo stammt wieder von Johnson. Im Gegensatz zu den Angaben von Mosaic singt Smith hier noch nicht, doch der tritt dann in „Gee Baby, Ain’t I Good to You“ und „Don’t Push, Don’t Pull“ auf. Ihm fehlt das Charisma von Williams, aber er macht seine Sache dennoch ganz gut. Das Set endet mit „Basie“, einem Stück von Ernie Wilkins (von dem auch das Arrangement von „Don’t Push“ stammt): Ein paar Takte Trompete im Thema, Basie am Klavier und Johnsons Tenor mit ein paar von Lester Young inspirierten „false fingerings“ führen zu einem rasanten Abschluss (vor dem üblichen kurzen Set-Closer „One O’Clock Jump“, in dem die charakteristische Stimme von Pee Wee Marquette zu hören ist).

    Budd Johnson einige Jahre später mit Zoot Sims (hinten).

    Das zweite Set öffnet dann mit „Corner Pocket“, einem der Basie-Staples. Lennie Johnson spielt wieder das Trompeten-Solo, danach kommt endlich auch mal Frank Foster zum Zug, ist aber halb off-mike. „I Needs to Be Bee’d With“ ist ein einfaches, reduziertes Quincy Jones-Arrangement mit etwas Piano und Quentin Jacksons wunderbarer Posaune – er ist auf diesen Aufnahmen sofort als würdiger Nachfolger von Al Grey zu erkennen – aber leider blieb er ja nur kurz Zeit (wie beide Johnsons, Lennie und Budd, auch). Dann folgt Ocie Smiths Auftritt mit einer alten Lunceford-Nummer, in der er die Lyrics nicht ganz zu kennen scheint, „Pretty Eyes“, und dann mit seiner Version von „Smack Dab in the Middle“, die er mehr auf den Beat singt als Williams in Miami, was die Band dazu bringt, härter zu swingen. Budd Johnson ist in „Whirly Bird“ noch einmal zu hören, dann schliesst das Set wieder mit „One O’Clock Jump“.

    Set 3 öffnet mit „The Song Is You“ und einem sehr lyrischen Henry Coker, zurückhaltend, mit fein dosiertem Vibrato auf den langen Tönen – und einer hart swingenden Band hinter sich (arr. Billy May). Dann folgen Fosters „Easin‘ It“ mit „chases“ der Posaunen (Coker/Jackson, Jackson/Powell) und Trompeten (Cohn/Johnson/Jones/Young), Wilkins‘ Arrangement von „Moten Swing“ mit Foster und – endlich einmal, aber nur kurz – Thad Jones. Fosters „Discommotion“ ist dann das Highlight des Sets, ein Feature für die Trompeten-Section, sein Tenor und die Posaune von – erneut ein ist ein „endlich!“ angebracht – Benny Powell. Das war eins von Fosters liebsten Arrangements, das aber sehr lange auf sich warten liess (diese Live-Version erschien damals ebensowenig wie die Studio-Version, siehe dazu weiter oben – beide mussten auf die teuren Boxen von Mosaic Records warten). In „Jumpin‘ at the Woodside“, dem „warhorse“ der Old Testament-Band, hören wir erneut Jones und Foster – und fast kann man den Eindruck kriegen, dass Basie in den ersten zwei Sets des Abends die neuen Solisten (Lennie Johnson, Quentin Jackson und Budd Johnson) präsentieren will, bevor dann im dritten die ältere Garde auch zum Zug kommt. Wobei Jones ja immer ein seltener Solist war, aber Foster gerade nicht. Jedenfalls ist das vermutlich das beste Set vom ersten dokumentierten Abend, aber ganz so wie in Miami und im Crescendo in West Hollywood sprühen die Funken nicht.

    Das letzte Set des Abends beginnt mit Ernie Wilkins‘ „Red Hot Mana“, das im Studio bei derselben Session wie „Discommotion“ aufgenommen wurde. Thad Jones und Budd Johnson sind nach Basies Klavier zu hören. „Discommotion“ folgt danach gleich auch noch einmal – und klingt etwas anders, v.a. weil Budd Johnson ein anderes Solo spielt, in dem mehr Lester Young steckt, während Powells Solo dem vorigen ähnelt. Dann folgt das Vokalsegment der zweiten Hälfte des Abends: Ocie Smith singt „Every Day I Have the Blues“ in einer aufgeräumten Version, die wie bei Williams früher eine gezielte Klimax anstrebt, aber ohne die Antworten der Bläser auskommt, dann „Person to Person“ (Foster am Tenor) und schliesslich Sarah Vaughans Gast-Auftritt im Duett mit Smith in „Teach Me Tonight“, ein Höhepunkt dieses ersten Abends. Ein ausgewachsener „One O’Clock Jump“ beschliesst den Abend, Foster und Powell sind die Solisten, letzterer mit glänzend-feinem Ton. Dieser Closer ist denn auch die einzige Nummer vom ersten Abend, die auf der LP damals berücksichtigt wurde. Neun Stücke und weniger als 36 Minuten dauerte die LP. Für ein CD-Reissue von 2007 wurde der Umfang auf 17 Stücke erweitert, und dieselbe Auswahl gab es 2020 auch als Doppel-LP bei Pure Pleasure wieder (das japanische CD-Reissue von 2015 beschränkte sich – wie fast immer in Japan – wieder auf die neun Stücke der einstigen LP).

    Quentin Jackson, ca. 1951 im Shrine Auditorium (Foto: Bob Willoughby) (damals gehörte Jackson zur Band von Duke Ellington)

    Vom zweiten Abend gibt es nur drei Sets, die allerdings länger ausfallen (und teils unvollständig sind). Los geht es mit „Lullaby of Birdland“, Frank Wess an der Flöte und Thad Jones an der Trompete sind in Ernie Wilkins‘ Arrangement des Stücks von George Shearing zu hören. In „Little Pony“ (arr. Hefti) übernimmt Foster den einstigen Spot von Wardell Gray und treibt die Temperatur hoch – das rasante, kurze Stück war der Opener der LP. „Li’l Darlin“ (auch Hefti, klar) folgt als Ausgleich – schneller als üblich und ohne die Arpeggi von Freddie Green, die stattdessen Basie am Klavier übernimmt. Das Solo an der gestopften Trompete stammt von Sonny Cohn, den wir am Vorabend kein einziges Mal gehört haben. Warum die Band danach „Jingle Bells“ spielte, wusste später niemand mehr – das Stück ist 1990 auf der CD „Yule Struttin‘ (A Blue Note Christmas)“ erschienen. Dann tritt Marshall Royal für Quincy Jones‘ „Midnite Sun Never Sets“ nach vorn und glänzt auch hier wieder mit einer tollen Performance, in der er Elemente von Johnny Hodges‘ Spiel mit dem von Benny Carter zu vermählen scheint. Royal ist dann auch gleich in Ernie Wilkins‘ Arrangement von „How High the Moon“ zu hören – für einmal in einem ganz anderen Rahmen Das Tempo ist rasant, das Arrangement typisch für Basies New Testament-Ära, Royal spielt ein Solo voller stechender Phrasen, denen das „Blumige“ zwar Ansatzweise angehört werden kann, aber eben auch sein vorhandenes Potential als Solist jenseits der süssen Balladen. Henry Coker folgt im Spot, der einst Thad Jones gehört hatte, bei den paar Takten Tenor würde ich auf Foster tippen (halb off-mike und etwas in der Band verschwindend), Snooky Young spielt dann am Ende die hohen Töne.

    An dieser Stelle besteht leider eine Lücke, die Bänder des Endes dieses und des Anfangs des zweiten Sets gingen leider verloren. Weiter geht es mit dem Gesangs-Segment von Set zwei, Ocie Smith in „There Will Never Ben Another You“ (arr. Buddy Bregman), „Make Me a Present of You“ und „Alright, OK, You Win“ (beide arr. Foster). Solos finden sich hier keine, aber in „Alright“ gibt es eine Art Dialog mit Drummer Sonny Payne. Danach folgt das Segment, das mehrheitlich den Inhalt der LP von 1961 ausmachte: der zweite instrumentale Teil des mittleren Sets (dieser „Teil“ bestand am ersten Abend nur aus einem Stück, hier folgen ganze vier und das kurze „One O’Clock Jump“, das Seite 1 der LP beschloss.

    Dieses Segment hat sich dann tatsächlich gewaschen und es ist klar, warum Roulette hier zugriff, als es um die Auswahl des Materials für die LP ging. „Basie“ – damals fälschlich als „Discommotion“, was den Frust von Foster gewiss verstärkte – öffnet, noch bevor Ocie Smith die Bühne ganz verlassen hat. Basie und Budd Johnson sind zu hören, letzterer hervorragend aufgelegt. In „Good Time Blues“ ist dann der Leader zu hören – und das für die LP gekürzte Klavierintro wurde wiederhergestellt. Als „Secret Service pianist“ bezeichnete Frank Sinatra Basie einst – und was er damit gemeint hat, wird hier klar: so vieles bleibt im Verborgenen – und die Aussparungen weisen zudem ziemlich direkt auf Thelonious Monk hin (klar, 1961 war Monk längst aktiv, aber Basie hatte diesen Stil ja bereits in der zweiten Hälfte der Dreissigerjahre entwickelt). Jackson ist dann an der Posaune zu hören, eloquent wie üblich. Dann folgt „Segue in C“ mit einem packenderen Solo von Johnson, der fokussierter und bissiger klingt als am Vorabend, aber mit einem gelockerten Jackson für maximalen Kontrast. In „Whirly Bird“ tritt dann Jon Hendricks auf die Bühne und übernimmt den Solo-Platz, der sonst einem der Tenorsaxophonisten gehörte, singt auch im Ensemble eine eigene Linie mit. „One O’Clock Jump“ und dann weiter mit dem letzten Set aus dem Birdland – dem letzten von diesem vierzehntägigen Gig zumindest.

    Los geht es mit Fosters „Blues Backstage“ und „Blee Blop Blues“ (arr. A.K. Salim), den beiden letzten Stücken der LP (das erste hiess dort „Backstage Blues“). Auch hier wurde ein längeres Klavier-Intro wiederhergestellt, während dem das Publikum noch ziemlich laut ist. Das Tenorsolo ist dann wohl vom Komponisten selbst und die Posaune vermutlich von Benny Powell, die Trompete am Ende dann von Snooky Young. Das kurze Salim-Arrangement ist ein Holdover aus der Zeit der alten Band, es stammt aus dem Jahr 1947 und hiess damals „Normania“ – Lennie Johnson ist an der Trompete zu hören, Foster erneut am Tenor: „It was exciting to play. It was short, and as a flagwaver it generated tremendous audience response because of all the screaming“ (zitiert aus Chris Sheridans Liner Notes zur Mosaic-Box). Foster und Thad Jones sind die Solisten in den folgenden zwei Stücken, „Corner Pocket“ und „Moten Swing“ – wobei in letzterem die Reihenfolge andersrum ist als am Vorabend. Dann folgt das Segment von Ocie Smith, hier wieder am Ende des Sets. Smiths bis dahin bester Auftritt blieb ebenfalls unveröffentlicht. „It Won’t Be Long“ (arr. Budd Johnson), „Don’t Worry ‚Bout Me“ (arr. Edgar Sampson) und nochmal „Don’t Push, Don’t Pull“. Budd Johnsons Arrangement wurde erst ein Jahr später im Studio aufgenommen – mit Irene Reid, aber auch die Aufnahme erschien erst in bei Mosaic. Anscheinend drängte danach die Zeit: Der instrumentale Closer fehlt und die abschliessende Version von „One O’Clock Jump“ ist nur wenig länger als üblich.

    Auch wenn hier nicht ganz so sehr die Funken sprühen wie im Crescendo und in Miami, ist das ein schöner Mitschnitt – besonders auch für Fans von Budd Johnson, der zu Beginn des ersten Abends immer wieder zu hören ist, später ist dann eher – wie üblich – Frank Foster der Hauptsolist. Und Frank Wess geht leider fast komplett leer aus, was generell bei den Live-Auftritten so war, wohingegen er im Studio hie und da ein modernes Altsax-Solo einstreut (das einzige aus dem Birdland stammt ja atypischerweise von Royal), auch mal für eine Chase zum Tenor, und natürlich auf diversen etwas abenteuerlicheren Arrangements zur Flöte griff. Das sind dann halt die Stücke, die live eher nicht aufgeführt wurden.

    Eins von nur zwei bei Discogs zu findenden alternativen Cover für das Album kam 1970 in Deutschland zum Einsatz.

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    gypsy-tail-wind
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    Ein kleiner Nachtrag aus dem Jahr 1958: „with orchestra conducted by Dave Cavanaugh“ steht auf dem Cover – den Namen Count Basie findet man nirgends, aber auf der Rückseite der LP, die 1959 als „Welcome to the Club“ herauskam (und erneut 1962 in umgestellter Reihenfolge als „The Swingin‘ Side of Nat King Cole“), steht das ganze Line-Up der Band, und das sind die üblichen, vertrauten Namen (u.a. Thad Jones, Joe Newman, Snooky Young, Al Grey, Henry Coker, Franks Wess und Foster, Billy Mitchell etc.). Am Klavier sass bei den Sessions am 30. Juni und 1./2. Juli 1958 in den Capitol Studios in Los Angeles Gerald Wiggins, Cavanaugh hat die Arrangements geschrieben.

    Nat Cole hatte schon mit ein paar hervorragenden Arrangeuren und grossen Bands aufgenommen, u.a. mit Billy May und Nelson Riddle. Und Count Basie hatte natürlich immer Sänger*innen in seiner Band (nicht zuletzt Jimmy Rushing und Helen Humes, 1958 natürlich Joe Williams), hatte hie und da andere Sänger*innen zu Gast im Studio – aber zu diesem Zeitpunkt gab es noch kein einiges der diversen Alben mit Sänger*innen (Tony Bennett, Sarah Vaughan, Sammy Davis, Billy Eckstine, Frank Sinatra). Wiggins spielt seinen Part perfekt – verneigt sich sowohl vor Basie wie vor Cole, die ja beide stilbildende Pianisten waren. Auch Cole ist hervorragend aufgelegt, singt mit Gusto, mal sanft säuselnd, dann wieder zupackend und auf den Punkt, mit einem kleinen eingestreuten Vibrato hier und da. Das Programm besteht aus Klassikern wie „Avalon“, „I Want a Little Girl“, „Baby Won’t You Please Come Home“, dazu ein paar Blues-Nummern, Ellingtons „Mood Indigo“ und dem Titelsong von Noel Sherman/Dick Wolf. Die Band kriegt nicht viel Raum, aber das gefällt auch so sehr gut. Cavanaugh war wohl mit der Band und ihren Qualitäten sehr gut vertraut und weiss sie einzusetzen: satt klingende Sax-Tutti, punktierende Trompeten, die effektvollen Drums von Sonny Payne … wenn Billy Mitchell in „The Late, Late Show“ ein kurzes Solo kriegt, scheinen sowohl er wie auch die Toningenieure davon überrascht.

    In den USA erschien das Album unter dem Titel „Big Band Cole“ 1991 auf einer CD, die als Bonustrack einerseits „Madrid“ mit der Basie-Band enthält, am Ende der Session aufgenommen und ein grosses Vergnügen, u.a. mit der „Habanera“ aus „Carmen“ drin, hier arrangiert von Billy May. Andererseits folgen dann noch fünf Stücke, die Cole in den Jahren 1950 bis 1961 mit Stan Kenton aufgenommen hat. (Randbemerkung: die CD „Jazz Encounters“ von 1992 dupliziert keins der Stücke, enthält Aufnahmen, die Cole mit den Metronome All-Stars, mit Jo Stafford, Nellie Lutcher, Woody Herman und Johnny Mercer aufgenommen hat. Immer schön, wenn die Leute, sie solche Reissues zusammenstellten, wussten, was sie taten – in diesem Fall Michael Cuscuna.)

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    #11850945  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Der letzten offizielle Live-Mitschnitt von Basie für Roulette entstand vom 9. bis 12. August 1962 im Dans In im Gröna Lund in Stockholm. Roulette hatte beschlossen, die Band in diesem kleinen Ballsaal aufzuzeichnen und nicht im grossen Konzertsaal, dem Tivoli, in dem die Band an den vier Tagen jeweils früher am Abend spielte. Die Band war über das Publikum überrascht, das ihr neustes Material – und zwar die Jazz-, nicht die Tanznummern – kannte und hören wollte. Drei Wochen spielte sie in Schweden, mit nur einem kurzen Ausflug nach Kopenhagen zwischendurch. Das ist umso bemerkenswerter, als die Band vier Monate zuvor schon durch Europa getourt war und auch in Stockholm, Göteborg sowie in Dänemark und in Norwegen aufgetreten war.

    Das Line-Up im Sommer 1962: Thad Jones, Sonny Cohn, Fip Richard, Al Aarons (t), Quentin Jackson, Henry Coker, Benny Powell (tb), Marshall Royal (as/cl), Frank Wess (as/ts/fl), Frank Foster (ts), Eric Dixon (ts/fl), Basie (p), Freddie Green (g), Ike Isaacs (b), Louis Bellson (d), O.C. Smith, Irene Reid (voc).

    Es gibt zwei bis drei Sets pro Abend, insgesamt ca. 4:10 Stunden Musik, die Mosaic in der Box „The Complete Roulette Live Recordings of Count Basie and His Orchestra (1959-1962)“ veröffentlicht hat. Die Band war schon einen Abend früher im Dans In aufgetreten, mitschnitten wurde Donnerstag bis Sonntag, ganze 59 Stücke sind erhalten, natürlich mit Doubletten, nicht nur was „One O’Clock Jump“ angeht. Auffällig ist vom ersten Takt an, dass Louie Bellson, der Retter in der Drummer-Not (siehe oben) ein ganz anderes Time-Feeling mitbringt, viel mehr nach vorn spielt als Payne, mehr in der New Yorker-Tradition eines Chick Webb als in der KC-Linie von Jo Jones, die Sonny Payne pflegte. Und Ike Isaacs am Bass klingt dunkler, tiefer als Eddie Jones. Das verändert das Klangbild, und sorgt im Fall von Bellson auch für soviel Drive, dass es schwierig ist, sich auf dem Stuhl zu halten.

    Die neuen Leute kriegen direkt ihre Spots, im ersten Stück, „Corner Pocket“, sind Fip Ricard und Eric Dixon zu hören, Ricard kriegt auch das Solo in Thad Jones‘ „The Elder“, das einst der Komponist selbst spielte. In „The Diplomat Speaks“ (arr. Bob Florence) steht der Komponist Louis Bellson im Zentrum, sein Spiel erinnert hier besonders an Fred Astaire und dessen synkopischen Tanz-Stil. In „Li’l Darlin“, dem ersten Stück vom zweiten Set, ist dann Sonny Cohn an der Trompete zu hören. Henry Coker soliert in Ellingtons „In a Mellotone“, dessen Arrangeur Frank Foster direkt danach in „Jumpin‘ at the Woodside“ das Solo kriegt, während Al Aarons ein Break spielt. Der soliert dann in Basies „Back to the Apple“ (arr. Foster) neben Dixon am Tenor.

    Der zweite Abend – vom ersten ist nicht mal ganz eine Dreiviertelstunde dokumentiert, die Gesangsnummern fehlen, Reig nahm selektiv auf und manches kriegte kein „gut zum Druck“, weil die Band verstimmt war oder die Ensembles sehr unsauber daherkamen – beginnt mit Benny Carter, „Easy Money“ – den Titel kriegte das Stück möglicherweise von einer Bemerkung, die der Noten-Kopist Charlie Fowlkes machte: aufgrund der vielen Unisono-Passagen sei das Erstellen der Noten für die einzelnen Stimmen „really easy money“. Easy going ist das auch musikalisch, Ricard und Benny Powell sind die Solisten. In Fosters „Four, Five, Six“ spielt Basie im Intro atypische Block-Akkorde à la George Shearing, rhythmisch wird ein Shuffle (Fosters Lieblings-Beat) mehr angetönt als ausgespielt. Thad Jones spielt eins seiner hakenschlagenden Soli und Eric Dixon zeigt bereits zum dritten Mal bei diesen Aufnahmen, was für ein guter Solist er war. In der Delivery gar nichts so anders als Budd Johnson, robuster Ton mit sehr schönem Flow, aber etwas kerniger, voller (auch als Foster, der schlanker und etwas unberechenbarer klingt). Basie hatte an den Block-Akkorden offensichtlich Freude, denn in „Ours Alone“ von Neal Hefti spielt er sie im Intro gleich nochmal und ist – bis auf einen Spot von Al Aarons – überhaupt der Solist. Das erste Set endet dann mit „Mama Dev Blues“ in schnellem Tempo und mit Soli von Foster und – zum ersten Mal bei diesen Aufnahmen – dem an sich wichtigsten Posaunensolisten, Quentin Jackson. Das zweite Set öffnet erneut mit „Li’l Darlin'“ und Sonny Cohns Trompete. Dann folgt „April in Paris“, spätestens seit der gleichnamigen Verve-Scheibe ein Markenzeichen dieser Band. Thad Jones verzichtet auf sein „Pop Goes the Weasel“-Zitat und sorgt für den Erfolg der ersten Nummer, die für die LP ausgewählt wurde. Es folgt das rasende „Little Pony“ – für Wardell Gray und nach ihm benannt, und an ihn erinnert Frank Foster hier im Solo auch ein wenig. Selten zu hören ist „Summer Frost“ von Frank Wess, erst kürzlich ins Bandbuch aufgenommen und hier mit Al Aarons an der Trompete. Auch „For Lena & Lennie“ wurde nur selten gespielt – es öffnet das dritte Set, in dem ein Gast zur Band stösst: Benny Bailey, der Trompeter, lebte damals schon längere Zeit immer wieder in Schweden. Den Solo-Spot überlässt er Al Aarons, spielt aber im ganzen dritten Set mit, in dem noch Fosters „Blues in Hoss‘ Flat“ (Soli: Cohn, Foster, Coker) und das brandneue „Bluish Grey“ von Thad Jones folgen. In diesem letzten Stück ist zuerst Quentin Jackson zu hören und nach einer Piano-Passage vom Boss schliesslich auch der Gast Benny Bailey.

    „Corner Pocket“, der Opener vom ersten Abend, und „Four, Five, Six“, vom zweiten, wurden auf einer Schwedischen EP veröffentlicht – und danach wie der grösste Teil des Materials erst wieder in der Mosaic-Box:

    Am dritten Abend gibt es ein besonders langes erstes Set mit acht Stücken. Los geht es entspannt im perfekten Basie-Tempo mit „Ours Alone“ von Hefti, jetzt ohne die vielen Bock-Akkorde, aber immer noch mit viel Klavier und einem Trompeten-Solo von Al Aarons. „Bread“ von Ernie Wilkins ist fast doppelt so schnell, eine neue Version des Stücks „The King“ von 1952, das wiederum auf „Jumpin‘ at the Woodside“ beruhte. Fip Ricard übernimmt das Trompetensolo, das einst Joe Newman gehörte, Frank Foster ist danach am Tenorsax zu hören. Heftis „Plymouth Rock“ ist wieder im Tanz-Tempo, und nach Ricards Trompete gibt es eine Chase der beiden Franks – Foster und endlich mal wieder Frank Wess – am Tenorsax. Dieses Stück landete verdientermassen auf der LP. Nach dieser Aufnahme ist leider keine weitere mehr bekannt. „Be My Guest“ ist dann wieder rasant, auch das ein Stück von Wilkins, das 1952 (mit Oscar Peterson statt Basie am Klavier) aufgenommen wurde. Auch das eine Rarität: es gibt gerade mal drei Aufnahmen und nur diese aus Schweden mit Basie selbst am Klavier. Hier ist Bellson mal wieder besonders toll. Die Soli stammen von Ricard, Coker und Foster. Dann folgt Thad Jones‘ bezaubernde Ballade „To You“, die erstmals auf dem Album „Battle Royal“ mit Duke Ellington (Columbia) zu hören war; Quentin Jackson ist der überragende Solist, aber die Band ist hier ebenso der Star wie die Rhythmusgruppe mit Green und Isaacs. Der weiche, volle Sound der Sax- und Posaunenregister, darüber die Flöte … Thad Jones ist immer wieder für einen Höhepunkt gut. „Cherry Point“ (Hefti) ist ein weiteres Stück von den „Dance Sessions“ der frühen Fünfziger, Basie ist der Solist hier, bevor am Ende Eric Dixon die Temperatur hochtreibt. Es folgt Thad Jones‘ Arrangement von „The Touch of Your Lips“, weiterhin im Tanz-Tempo – mit Marshall Royals Girlanden und Flöte/Bassklarinette (Wess/Fowlkes) im Ensemble. Das Set endet dann mit „Good Time Blues“ und einem weiteren klasse Solo von Jackson – das nächste Stück, das auf die LP fand.

    Im zweiten und dritten Set sind am Samstagabend gleich zwei Gäste anwesend: zu Benny Bailey (t) stösst noch Ake Persson (tb), auf seinem Instrument zweifellos einer der besten Musiker in Schweden, wie Bailey etwas moderneren Gefilden zugetan als Bailey, aber die NT-Band war ja selbst für so manches offen – offener als ihr Leader. Frank Fosters „Blues Backstage“ öffnet mit dem Herrn am Klavier, danach hören wir den Komponisten am Tenor, Persson an der Posaune und zuletzt Aarons am Klavier – und auch dieses Stück landete auf der LP, die fünf Stücke von diesem dritten Abend, eins vom zweiten und zwei vom letzten Abend enthält. Es folgt „Splanky“, das etwas zügiger gespielt wird als üblich und dank Louis Bellsons Spiel tighter, zupackender klingt als üblich. Foster ist hier der Solist, wie auch im rasenden „Little Pony“, das wieder auf die LP fand. Fosters „Who Me“ ist dann gleich das dritte Stück aus diesem Set auf der LP – mit einem Highnote-Solo von Benny Bailey am Ende. Das Stück war erstmals 1959 für „Chairman of the Board“ (s.o.) aufgenommen worden und in der Auswahl aus dem Americana Hotel in Miami, die auf „Breakfast Dance and Barbecue“ erschien (mit Snooky Young im Solo-Spot). Nach dieser Version aus Schweden ist keine weitere mehr bekannt. Das mittlere des Abends endet mit „Sweet & Purty“, einem After-Hours-Blues von Thad Jones, der hier zum zweiten und letzten Mal (nach dem 1960er Album „Not Now, I’ll Tell You When“) erschien.

    Das letzte Set öffnet wieder mit einem Blues von Foster, „Blues in Hoss‘ Flat“. Sonny Cohn, Foster und Gast Ake Persson (anstelle von Quentin Jackson) sind die Solisten. Bellson treibt die Band mächtig an, Basie und Al Aarons (mit cup mute) sind am Ende auch noch zu hören. Auch wenn von den vier Stücken dieses Sets keines aufs Album fand, ist klar, dass die Band an diesem Abend hervorragend gelaunt war. Das ist auch im folgenden „Moten Swing“ zu hören: im Intro beschwört Basie auf humorvolle Weise Willie „The Lion“ Smiths Klavierspiel herauf, Frank Wess wirkt danach in seinem beeindruckenden Solo (am Tenor) direkt nüchtern, bevor Thad Jones ein Solo voller Haken bläst. „Whirly Bird“ war stets Anlass für die grossen Sonny Payne-Festspiele – und auch Feature für die folgenden Drummer der Band. Doch Bellson beschränkt sich auf das Outro – und lässt Wess (wieder am Tenor, auf dem er auch nach dem Wechsel ans Alt seine meisten Soli spielte) und Basie mehr Raum. Es folgt ein ein kurzes „One O’Clock Jump“ und dann war Schluss für den Abend.

    Vom letzten Abend – ohne Gäste – gibt es wieder zwei Sets, wobei das erste sehr umfangreich dokumentiert ist, ganze 14 Stücke und tatsächlich ein paar Stücke mit Irene Reid und Ocie Smith umfasst es. Die Trompete in der letzten bekannten Aufnahme von „Ours Alone“ ist wieder jene von Al Aarons. Es folgt „Splanky“, wieder mit Frank Foster. Nach diesen zwei mittelschnellen Swingern liefert Eric Dixon eine hervorragende Performance eines brandneuen Arrangements (vermutlich von Ernie Wilkins) von Ellingtons „I Got It Bad“. Mit „Peace Pipe“ (ein Wilkins-Stück von den Dance-Sessions und noch eins, das nach dieser Tour aus dem Repertoire gefallen ist) zieht das Tempo an. Basie spielt ein längeres Solo bzw. rifft über zwei, drei Motive. Gestopfte Trompeten und Wess am Tenor präsentieren das Thema, dann spielen Wess, Fip Ricard und Henry Coker kurze Soli – das ist das zweitletzte Stück dieser vier Abende, das auf die LP fand. Danach folgt eine Rarität: „Prelude“, eine Variation über „Blues in the Night“ von George Williams, aus dem Buch der Bellson-Band geliehen. Dixon kriegt erneut die Chance, in einer Ballade zu glänzen, bevor Sonny Cohn am Ende auch noch zu hören ist. „Sixteen“ ruft Basie am Ende – „Sixteen Men Swinging“ von Wilkins ist das nächste Stück. Hier wird eine kleine Schwäche hörbar: Bellson fehlte es an Routine mit der Band, die Tempi sind nicht immer akkurat, brauchen manchmal eine Weile, bis sie sich setzen und fix werden. Das hindert Foster, Powell und Ricard allerdings nicht dran, lebendige Soli beizutragen. Es folgen drei weitere instrumentale Stücke, „Li’l Darlin“ (wieder mit instabilem Tempo: von 90 auf 72 runter, bevor es sich bei 78 stabilisiert, so Sheridan in den Liner Notes, Sonny Cohn spielt wieder das Trompetensolo, mit Dämpfer), „The Deacon“ von Thad Jones in einer hervorragenden Version (perfektes Tempo hier, klasse Basie, tolles Arrangement, gute Soli von Jones und Jackson) und Heftis „A Little Tempo Please“ (auch eine tolle Performance – dank Bellsons steady stomp und der Posaune von Coker). Dann ist Ocie Smith mit „Person to Person“ und „Deed I Do“ zu hören – beides gute Versionen. Vor Irene Reid ihren Auftritt hat, hören wir die einzige bekannte Version von Wilkins‘ „The Third Stage“. Roulette hatte es kurz davor auch bei einer der letzten Studio-Sessions mit Basie aufgenommen, aber die Studioversion ist nie erschienen. Basie öffnet das Stück, dann sind Benny Powell, Eric Dixon, Al Aarons und am Ende Basie selbst zu hören. Das folgende Stück ist ebenfalls eine Basie-Rarität, Bessie Smiths „Backwater Blues“ aus dem Jahr 1927, dem Jahr, in dem Basie nach Kansas City kam. Irene Reids Performance ist klasse und die ganze Band zeigt wieder einmal, wie gut sie den Blues spielen konnte. Foster und Jackson kommentieren den Gesang von Reid an ihren Instrumenten, andere Musiker rufen auch mal was dazwischen („someone’ll shoot me“), klasse auch Ike Isaacs – und Bellsons tighteres Schlagzeug-Spiel kommt ebenfalls sehr gut. Kein Wunder, landete das Stück (als letztes von diesen Aufnahmen) auf der LP! Das Set endet mit Reid und Marty Paichs Arrangement von „Almost Like Being in Love“ – „engaged, telescoping phrasing“ schreibt Sheridan, und ja, das passt. Mich erinnert Reids Delivery ein wenig an Dinah Washington, die mir früher zu heftig, zu ruppig klang, die ich inzwischen aber ganz gerne mag.

    Vom zweiten Set ist etwas mehr als eine halbe Stunde dokumentiert, wieder rein instrumental. Los geht es mit einer zweiten Version von Fosters „Four, Five, Six“, deutlich schneller als zwei Tage zuvor, mit einem hervorragenden Soli von Thad Jones und Eric Dixon. Dann ist in „Royal Blue“ (Komponist/Arrangeur unbekannt) natürlich der Widmungsträger am süssen, girlandenreichen Altsax zu hören, bevor es mit Jones‘ „Counter Block“ wieder zur Sache geht – mit Foster am Tenor, vermute ich, und überhaupt viel Arbeit für die Sax-Section, aber auch für Bellson (und ja, die vielen guten Jones-Arrangements machen grosse Lust, vor weiterem Basie mal zum Jones-Lewis Orchestra rüberzuschwenken). Die nächsten zwei Stücke hatte die Band fünf Tage, bevor sie den Flieger nach Schweden bestieg, bei der letzten Studio-Session für Roulette aufgenommen: „Peppermint Pipes“, mit den Flöten von Komponist Wess und von Dixon, sowie „One Note Samba“ (wie im Studio wieder Dixon am Tenor), gleich nochmal mit den Flöten, bevor Dixon zum Tenor wechselt. „Pipes“ hat die Band leider danach nie mehr gespielt. Auch das folgende „Slides ’n Hides“ ist eine Rarität, ein weiteres vom Repertoire der Bellson-Band geliehenes Stück, das der Leader zusammen mit Benny Carter komponiert und arrangiert hat. Der Titel deutet es schon an, dass hier (neben den prominenten Drums, die am Ende ein paar Exchanges mit der Band spielen) die Posaunen im Zentrum stehen: zuerst spielt Coker Call-and-Response mit seinen Kollegen, danach sind alle drei zu hören, in der Reihenfolge Coker, Jackson, Powell. Den Abschluss macht dann Jones‘ „Bluish Grey“ in einer Version, die länger ist als die kurz davor entstandene Studio-Fassung: vor dem Plunger-Solo von Jackson gibt es hier davor auch noch ein Solo von Jones.

    Und das ist ein passender Ausklang, denn die kommenden zehn Jahre waren für Basie eher schwierig: Arrangements wie die von Frank Foster, Ernie Wilkins oder Thad Jones standen nicht mehr auf dem Programm, oft wurde kommerzielles Material aufgenommen, und nach der Rückkehr zu Verve wechselten die Label fast von Album zu Album (Dot, United Artists, Command, MPS, Flying Dutchman). Ich habe diese Aufnahmen noch nie konzentrierter angehört, es gibt allerdings ein paar hervorragende darunter, Fortsetzung folgt, auf die eine oder andere Weise (vielleicht auch zuerst mit dem Kapitel 1952-1956 sowie weiteren Live-Aufnahmen von während den Roulette-Jahren).

    Frank Foster, vermutlich bei einer Basie-Session … tippe auf 1957, als Lockjaw und Foster am Tenor sassen (die kurze Rückkehr von Lockjaw war der Moment, bei dem Wess vom Tenor aufs Alt wechselte), als Lockjaw später zurückkehrte (1964/65) war er Fosters Nachfolger und sass neben Eric Dixon in der Band.

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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