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@friedrich
alles klar! schönen urlaub!--
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WerbungAlso, mal schauen, ob ich noch was Schlaues hinkriege …
Aber noch eine Vorbemerkung: Die Sache mit Konserven vs. andere Situationen hatte ich übrigens – @brandstand3000 – oben längst angesprochen und die Schwierigkeit benannt, daher fehlte das in den beiden Posts von vorhin.
vorgarten
#1
sehr interessanter einstieg. ganz einfache klavierfigur, darüber schieben sich langsam streichquartettakkorde, die sich im aufbau in einen anderen akkord drehen. bei den entwicklungen ab der hälfte weiß ich nicht, ob sie mir gefallen. das material wandert zwischen den streichern, dem klavier und zwei saxofonen hin- und her, der gestus ist plötzlich sehr expressiv, der flow wird unterbrochen, das ding endet als fragezeichen. ich würde das gerne mal maschineller, kälter gespielt hören. habe natürlich nicht den hauch einer ahnung, wer für spiel und komposition verantwortlich ist, auch nicht, aus welcher ecke das kommt. ob ich das mag, weiß ich auch nicht. könnte auch schon aus den 80ern sein (fred frith oder so).Wenn hier wer eine Ahnung hätte, würde ich mich wundern … wie ich gerade schrieb sind #1 und #13 auch als Intro und Outro angepappt worden, ich kenne die Leute, die dahinterstehen, nicht sehr gut, sah mal ein Konzert, kaufte ein, zwei CDs, die selten laufen, aber die beiden Stücke, die ich wählte, schienen mir für den Zweck, als langsame Einstimmung auf Musik, die oft eine Weile braucht, um sich zu bewegen (auch wenn da und dort eine „Steigerungslogik“ zu finden ist – da gibt es auch keine Widerrede von meiner Seite, auch nicht was den Wert oder Nutzen oder Sinn davon betrifft … aber auch da wieder der Verweis auf die Live-Situation, die man halt nicht in einen BFT pressen kann, so gesehen ist der Versuch mit aktuellen Sachen vielleicht halt doch nicht soooo schlau, ich weiss es doch selber nicht). Und das allmähliche, die Weile, die verstreichende Zeit – Musik ist ja auch ein Mittel, den Lauf der Zeit zu gliedern und damit irgendwas anzustellen, auch ein Spiel mit Vergänglichkeit, mit dem unaufhaltsamen Fluss – das verweist natürlich auch auf den Bonus-Teil, der ja wiederum auch in sich halbwegs stimmig sein sollte – bis auf den hidden track, der dann wiederum ein PS zum Gesamtpaket ist, an sich eher zu Teil 1 gehören würde, aber eben, für jene, die das Ganze reinziehen auch nochmal eine Brücke zurück zum Hauptteil schlagen soll.
vorgarten
#2
klavierdrahtfolter. daraus entwickelt sich so etwas wie ein groove. die angeschlagenen tiefen tasten sind perkussion und ton zugleich. dann kommt eine freiere geräuschebene, die aber auch auf etwas maschinelles anspielt. überhaupt, „anspielungen“. über die poppigen latin-figuren mit stotterrhythmus bin ich dann einigermaßen überrascht – ziemlich toll, wie unvorbereitet die kommen. am ende wird es wieder zugestrichen, aber es gibt nochmal eine klaviercoda, die ins offene führt. ein schöner sketch, ein bisschen arg clever, aber interessant. ich habe eine vermutung, wer das sein könnte, aber da muss ich noch mehr hören.Du beschreibst das sehr gut – für mich eine ziemlich neue Entdeckung, aber ein Album, das mir wirklich gut gefällt. Ich hätte praktisch jeden Track wählen können. Ob nun der Cleverness zuviel ist … auch da würde mich halt wieder das (in dieser Form noch nicht erlebte) Konzert interessieren, denn solche Alben sind ja oft auch eher Visitenkarten, die als Verweis auf das Eigentliche – eben das Konzert – dienen (und schnöde auch schlicht dazu, um überhaupt Gigs zu kriegen – ohne CD kriegt man ja bis heute kaum einen Gig, nicht mal in der freiesten Szene, oder man kriegt halt nur Gigs ohne Gage und das wiederum ist auch nicht gerade aufmunternd).
vorgarten
#3
ausgesprochen schöne aufnahme. alles ist ganz nah, man wird angeblasen und gestreichelt. an dem ding ist ziemlich viel auskomponiert (der ganze bass-teil am anfang, oder?). gute musiker. schön, wie drängend die das spielen, obwohl es ja quasi eine ballade ist. mit den sticks klingt der drummer nochmal so gut. das altsaxofon macht alles richtig, ohne irgendwie besonders oder auratisch zu sein. die struktur geht auch auf, mit dem rummeligen mittelteil und dem wieder eingefalteten schluss. und es swingt die ganz zeit. das scheinen mir jüngere leute zu sein, die viel gelernt haben, aber auch nicht die welt verändern wollen. aber ein schönes stück, keine frage.Das hier ist für mich eine Art Fortschreibung der grossen Monk/Mingus/Ornette-Linie – die es gar nicht in der Form gibt, aber es gehört ja auch zu der postmodernen Freiheit, dass man sich da was zusammenstellen kann, was passt, und sich daraus dann zu dem inspirieren lässt, was man selbst machen will. Sehr erdig alles, das Saxophon nicht gerade virtuos, vielleicht auch nicht auratisch, aber doch irgendwie ziemlich gut, finde ich. Erstbegegnung war ein Konzert im Radio, zweite dann ein Konzert (mit hämmernden Kopfschmerzen, aber ich blieb dort), danach leise Enttäuschung über das Album, von dem der Track stammt … die hat sich nie ganz gelegt, aber rein musste halt doch was daraus. Und neue Konzertgelegenheiten ergaben sich leider bisher auch nicht wieder.
vorgarten
#4
oh, quecksilberorgel. die programmierung ist dem altsaxofon in #3 gegenüber ein bisschen gemein, hier ist nämlich sofort eine stimme zu hören, nicht nur ein gut gespieltes instrument. bisschen kitschig hier das thema, vor allem, wenn das tenor dazukommt. vielleicht meine ich aber auch nicht kitschig, sondern zu glücklich in der abgezirkelten form, die hier noch nicht mal gedehnt wird. schöne sounds der orgel im sax-solo, das seinen guten eindruck beibehält. das orgelsolo finde ich weniger geschmacksicher, für mich bleibt das alt der star. und ich habe keine ahnung, wer das sein könnte.Das Alt kenne ich, wenn mich nicht alles täuscht, nur aus diesem Kontext, und gewiss nur ab CD. Das ist wohl der traditionellste Track, aber auch zu seiner Auswahl gibt es eine Geschichte (auf sie komme ich dann bei der Auflösung bzw. vielleicht davor, wenn jemand draufkommt). Die Orgel ist alte Schule.
vorgarten
#5
schwer atmender bass. ein schönes solo, ich könnte jetzt aber nicht richtig begründen, warum. wenn sich bass und drums auf einen groove einigen, weiß ich, was das ist. schön, es wäre genau das stück gewesen, dass ich auch ausgewählt hätte.
das thema ist in seiner einfachheit total schön, auch mit diesem angedeuteten b-teil. die ausgedehnte klavierimprovisation verzahnt sich mit bass und schlagzeug, letztere verzahnen sich oft auch nur miteinander. das klavier behält die ganze zeit etwas suchendes, trumpft nicht auf. in den intervallsprüngen liegt spannung, viele figuren gehen aber auch ins leere. ich kann ihren stil nicht richtig zuordnen, es kommt jedenfalls nicht von bill evans her. im swingteil klingt es auch ab und zu nach monk, aber es klingt sowieso ab und zu nach allem möglichen. ganz toll, wie sie zu dritt wieder in das thema finden. ein schimmerndes stück.Ich ging davon aus, dass Du den Track erkennen würdest. Mir gefällt das Album, ich kenne da noch nicht viel Weiteres, bin aber auch völlig unsicher, woher das alles kommt (und wohin es will), aber ich bleibe dran. Und ja, es musste der Track sein, obwohl er von der Länge her das Zeug dazu hatte, einen weiteren zu verunmöglichen (80 Minuten sind ja schon verdammt viel Musik, auch wenn es natürlich heute sinnfrei ist, sich an die Kapazität einer CD(-R) zu halten – eine Obergrenze zu haben ist schon okay, ich hätte ja auch noch einen dritten Teil beigeben können
vorgarten
#6
das ist ein klavier, das auftrumpft. es gefällt mir aber auch sehr gut. ich kann ihm gut folgen, nachempfinden, wann eine entwicklung zuende ist, wann es an den ideen erstmal dran bleibt. alles scheint mir frei zu sein, aber suchend ist das nicht, eher ein zusammensetzen von unzähligen draufgeschafften dingen, die ziemlich ungehemmt durch die birne rauschen, aber die finger ordnen es. ziemlich beeindruckend. könnte jetzt natürlich alexander hawkins sein… ach nein, ich hab’s, alles klar! nicht mein lieblingsalbum, trotzdem beruhigend, dass es mir auch blindfolded gefällt. die abgrenzungen zu #5 sind aber quatsch – das klavier dort kann auch auftrumpfen und das hier entwickelt manchmal auch eher was im suchen. aber energetisch sind da schon große unterschiede. das hier hat schon viel mehr biss.Hier wäre ich sehr irritiert gewesen, wenn Du nicht gleich draufgekommen wärst … Hawkins ist im BFT nicht vertreten, das Solo-Album wäre allerdings durchaus ein Kandidat gewesen (die Ensembles würde man von der Instrumentierung her gleich rauskriegen, denke ich, das Convergence Quartet wohl auch). Lieblingsalbum kann ich da noch nicht benennen, bin nicht wirklich drangeblieben und brauche mehr Zeit. Aber das ist jetzt für mich auch genau einer der Tracks, bei dem ich den polemischen 80er-Einwand einfach nicht begreife. Die Anteile dessen, was hier frei ist, was geplant, was geprobt (im Sinne von: Versatzstücke und/oder Strategien bereit haben, um auf andere Dinge – eigene, äusserliche – reagieren zu können), weiss ich nicht, aber ich höre hier schon auch eine dieser Stimmen, die es eben in den 80ern noch nicht hätte geben können (obwohl es Klaviere gab und Leute, die sie solo bedienten, aber auch da sind wir wieder im 19. Jahrhundert, wenn man Vorläufer gelten lässt auch bei Bach und sogar am Ende der Renaissance, aber das ist wiederum sinnfrei – aber eben, ich erwähne das, weil mir die 80er-Aussage halt ähnlich sinnfrei vorkommt, obwohl ich verstehe, woher sie kommt).
Mein Favorit wäre hier übrigens ein Standard gewesen, aber dann wäre jeder mit einer kurzen Google-Suche sofort draufgekommen und daher schied der halt aus, obwohl vermutlich gerade beim Vertrauten (Keith Jarrett spielte den ja auch, neben Legionen älterer Jazzer – vielleicht tut er es noch immer, keine Ahnung) die Vorgehensweisen, die hier angewendet werden, besser verstanden oder erkannt werden könnten?
vorgarten
#7
ein epos. erstmal schön arrangierte bläserwolken, ein bisschen erinnert es an „silence“ von haden. dann kommt ein vordergründig unsicheres altsax, das sich sehr eigen in die struktur bohrt. langsam baut sich ein puls auf, der immer rockiger wird und das altsax herausfordert. mir kommt das bekannt vor, haben wir das zusammen live gesehen? dann wäre das der einzige große auftritt dieses ziemlich gut und sehr jung aussehenden saxofonisten in diesem pianistisch angeführten großensemble. nachdem er seinen vorgeschriebenen höhepunkt gefunden hat, geht er etwas ein, das war live auch so. (vielleicht bin ich hier aber auch auf dem holzweg.)
die steigerungslogik des stücks lässt bei mir ein paar wünsche offen, auch der gitarrist hat etwas damit zu kämpfen, die sau rauslassen zu müssen. aber das ende ist schön, vor allem schön arrangiert.Die Wahl eines Tracks fiel mir hier einmal mehr nicht leicht … ich hatte am Ende drei und wählte dann dieses Epos, weil es mir die oben gemachte Bemerkung in Sachen Kollektiv/Individuum am besten verdeutlichte. Im Konzert ging der Bogen ja über das ganze Set, das geht natürlich nicht, wenn man nicht das ganze Album einfach so als BFT hinpappt, aber das wäre wiederum eine etwas seltsame Sache gewesen, zudem das Album ja eh nicht ganz so gut klappt wie das Live-Set, finde ich …
vorgarten
#8
das beginnt jetzt erstmal ganz frei. dann baut das klavier spannung auf und haut dann das sax weg. das stück nervt mich latent, es ist frei, aber darin total konventionell. ich höre eher abrufbereite spielweisen, die auf unbedingte abstimmung aus sind: es darf dann mal ein paar takte wild sein, dann finden sie gemeinsam sofort in ruhige geräuschpassagen, oft imitieren sie einander, das klavier hat am meisten klangfarben zu bieten, aber wirklich überraschen können sie einander nicht. plötzlich spielt der bass haden-hafte melodielinien. und plötzlich sind wir in einer ballade. aber auch das nervt mich, so schön das klingt. was sollte das vorspiel? wie abgesichert sie alle vier in etwas landen, das lange vorher feststand. extraminuspunkte für die schnarchgeräusche des saxofons.Das war auch eher ein Wackelkandidat bei der Vorbereitung, aber es gab dann Gründe … den Saxophonisten mag ich an sich eh nicht wirklich, aber das ganze Album gefiel mir neulich beim Wiederhören besser als je zuvor und ich liess dann eben doch den Track drin, kam dann auch nicht mehr dazu, nochmal nach Alternativen zu gucken, weil die Links ja raus sollten.
vorgarten
#9
oh, konzeptioneller latin. lebensfreude mit einem twist. da freut sich der klavierlehrer. hier erinnert sich jemand an seine „kulturellen wurzeln“ und macht dann etwas hochschultaugliches daraus, oder? bass und schlagzeug klingen aber super und der pianist findet auch langsam in etwas eigenes. das konventionellste stück bisher, es geht keinen eigenen weg im aktuellen klaviertriojazz. tolles bass-solo, das wieder in den latinrhythmus hineinführt. aber mit dem pianisten kann ich nichts anfangen, mit solch einer komposition auch nicht, mich langweilt sowas. vermutung: der leader kommt aus cuba, die beiden anderen waren auch schon mal in einem trio mit der dame aus #6 unterwegs?Die kulturellen Wurzeln sind nicht die eigenen … was wohl Teil des Problems ist – es sei denn man nimmt Debussy als essentiellen Bestandteil des Post-Bill-Evans-Piano-Trio-Kontinuums, dann könnte man die Sache mit den Wurzeln noch hinbiegen. Aber nein, das ist nicht Aruán Ortiz, dessen Trio-Album nicht nicht so ganz zu überzeugen vermochte. Das brandneue Solo-Album ist vom ersten Eindruck her besser, dünkt mich. Ich erwähnte vorhin schon den Bassisten hier – der Track wurde auch wegen ihm gewählt. Dass das Album überhaupt dasteht, ist aber eher Zufall und wie ich oben auch schon schrieb: es war ein Wackelkandidat für den BFT und ich weiss selber nicht so genau, was ich davon halte, aber verworfen habe ich es nicht.
vorgarten
#10
es folgt ein abstrakter blues. wieder ein toller bass. schöner tenorsaxton. hier stimmt für mich sofort alles, obwohl es auch sehr konventionell ist. vom stil her ist das sax nah an lovano, aber ich weiß nicht, ob ich den herrn (?) schon mal gehört habe. was die hier machen, können sicherlich auch viele andere aus dem ärmel schütteln, aber für das, was es will, ist es perfekt, es hat gefühl, es klingt gut, es twistet die ideen, vertraut aber auch auf die einfache geste, die das material bietet. schön.Es gibt auch Henderson-Bezüge, aber die kommen im gewählten Track wohl nicht direkt heraus – oder vielleicht in den „Twists“ (die ein Lovano aber natürlich auch drauf hat, muss man ja fast, wenn man sich heute in diesem Gebiet bewegt – und das ist natürlich nicht Lovano, einfach damit das hier steht und klar ist).
vorgarten
#11
altsax solo, das sich wendig, engagiert und kenntnisreich in ein standard-thema hineinspielt, das ich nicht auf anhieb erkenne. macht auch alles richtig. weiß viel, kann sich aber auch freispielen. mehr fällt mir dazu aber nicht ein. wenn man jazz mag, mag man sowas. aber ganz genau hinhören muss man nicht.Aus symmetrischen Gründen brauchte ich hier halt auch noch einen Solo-Saxophon-Track, und schlecht ist der ja nun nicht gerade
vorgarten
#12
klavier & trompete im duo. das thema gefällt mir gut, es hat durch die aufwärtsbewegung etwas drängendes, durch das aber ordentlich melancholie durchschimmert. klavier ist toll, die begleitung ist total ambivalent, täuscht sicherheiten vor, die gar keine sind. dann der tolle einstieg der trompete, mit luft und einer großen klangschönheit. was die beiden machen, ist unmittelbar ergreifend und im höheren maße kommunikativ als z.b. das, was die leute in #8 glauben zu tun. ist sicherlich geschmackssache, aber ich mag auch die passage mit den etwas kunstgewerblichen arpeggi hier. und in den ton des trompeters bin ich entschieden verliebt, ist genau mein ding. ich habe eine vermutung, aber die wage ich noch nicht auszusprechen. ganz tolles stück, mein höhepunkt bisher.Der Trompetenton ist super, kenne ich bisher aber nur von diesem einen Album und liess mir auch sagen, dass in anderem Rahmen nicht so viel läuft wie in diesem Duo. Das Klavier beschreibst Du einmal mehr sehr gut, aber auch die Betonung des kommunikativen Aspektes … auch das ein Album, das mich ziemlich verzaubert, und das ein Ding, von dem ich wieder die 80er-Polemik fernhalten würde, auch wenn das rein formal damals natürlich möglich gewesen wäre (aber das geht dann ja in die Ecke, die seit den 60ern möglich war, in den 80ern oder späten 70ern war ja vieles auch nicht mehr neu, was aber noch aus der „richtigen“ Ecke kam, aber ich glaube die Kiste können wir jetzt auch einfach schliessen, wenn @brandstand3000 nicht nochmal nachtreten muss … darf er, klar, aber dann wünsche ich mir mehr als nur Fragen, die den anderen herausfordern aber recht wenig zur eigentlichen Diskussion beitragen, die dann halt erstmal in Gang kommen müsste – und sorry, dass das jetzt wieder in meiner Antwort an Dich steht, aber ich gehe jetzt einfach mal der Reihe nach durch und es hängt halt alles zusammen bzw. drängt sich auf).
vorgarten
#13
aus der intimität in die konzerthalle. orchester und ein filmsoundtracksax. schöner bogen zurück zu #1 irgendwie. die streicher sind außerordentlich schön arrangiert und das sax schmiegt sich natürlich an. ist überhaupt nicht kitschig, will aber unbedingt berühren. gefällt mir gut, auch hier am ende.Genau. Muss man nicht viel mehr sagen
vorgarten
sehr schöner & vor allem interessanter mix. ich höre ja nicht wenig aktuellen jazz, aber es gibt wenig, was mir so richtig gefällt, vor allem im fortschreiben der klassischen formen, besetzungen, der zunehmend akademischen stillstellung des genres. hier haben aber alle gut nachgedacht darüber, was sie mit der freiheit und der tradition anfangen können, und im mix sind eher entspannte positionen ausgewählt. im einzelnen würde ich zwischen guten musiker_innen und eigenwilligeren stimmen unterscheiden, aber vieles ist auch einfach sehr schön arrangiert und macht unmittelbar sinn. vielen dank! auf einige auflösungen bin ich sehr gespannt (#4, #10, #11, #13 und vor allem #12).Die „akademische Stillstellung“ ist übrigens durchaus auch was, womit gewisse Musiker, die in Akademia gefangen sind sich schwertun, wie ich neulich im Gespräch mit einem alten Bekannten, der eine Laufbahn als Saxophonist/Musiker eingeschlagen hat, hörte … er musste nach dem Konzert noch heim, um den Studenten seiner Arranging-Klasse Noten zu geben und hat eigentlich nichts Gutes über die Leute und die Lage gesagt. Zugleich geht das alles aber ohne einen solchen Job (und eine billige, im besten Fall von der Stadt subventionierte, Wohnung) einfach nicht. Das wäre dann wieder die Frage, ob sie nicht lieber Neben- bzw. Brotjobs hätten, die gar nicht im Feld der Musik angesiedelt sind … die Diskussion hatten wir auch schon, als ich vorhin viel zu lange nach der 80er-Diskussion suchte, stolperte ich darüber, ich glaube im Kunst vs. Kommerz-Thread, aber das suche ich jetzt nicht nochmal hervor).
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbafriedrichIch lese hier nur so quer mit. Habe den BFT downgeloadet, mal ganz kurz quergehört, gemerkt, dass das für mich Hörarbeit wird und erstmal liegen lassen. Ich hatte aber auch eine volle Woche und kommende Woche bin ich im Urlaub und dort sind alle to-do Listen tabu. Btw. fahre ich auf eine sonnige Portugiesisch sprachige Insel, ggf. werde ich mir da wohl auch auf musikalischen Wege einige melodische Nasale und weiche Zischlaute zu Gemüte führen. Wenn es all zu langweilig wird, höre ich mir den BFT aber gerne mal an.
Kenne ich bestens, im Urlaub höre ich im Regelfall überhaupt keine Musik (allenfalls beim Einschlafen ein paar Minuten, oder beim Zugfahren vom einen zum nächsten Ort, wenn ich – was oft der Fall ist – mehrere Destinationen verbinde).
In diesem Sinne: schönen Urlaub! Und wenn Du danach noch irgendwas schreiben willst, selbst wenn bis dahin schon aufgelöst ist: gerne doch!
Ach so: die Tracks für Dich sind wohl #1, #3, #4, #10, #11 und #13 – das gibt schon eine kleine Playlist von etwa 22 Minuten, ganz im Sinne von „less is more“ (ev. auch #2 und vielleicht noch #6 und #12 dazu?)
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbafriedrich Btw. fahre ich auf eine sonnige Portugiesisch sprachige Insel, ggf. werde ich mir da wohl auch auf musikalischen Wege einige melodische Nasale und weiche Zischlaute zu Gemüte führen. Wenn es all zu langweilig wird, höre ich mir den BFT aber gerne mal an.
madeira? da hatte ich 2001 einen bossa-nova-sampler mit und seitdem bin ich fan (von musik und insel) – obwohl es eigentlich nicht zwangsläufig zusammenpasst. dort sind die nasale nämlich nicht allzu melodisch und die zischlaute ziemlich scharf. und trotzdem… viel spaß!
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Ich füge der Klarheit halber mal ein „b“ vor die Nummern:
vorgarten
b#1
das ist eigentlich nur ein klaviertrio, oder? diese dunklen fanfaren kommen vom schlagzeug, schätze ich. ziemlich toll, wie die instrumente bearbeitet werden und wie düster das dräut. es klingt wie ein happening, hält aber auch musikalisch die spannung bzw. baut sie immer mehr auf. das stück bleibt großartig, es gibt ständig neue impulse, bis sich das am ende in dieser kaputten-spieluhr-figur verschraubt. ist ziemlich genau mein ding, energetisch. finde alle drei musiker super. habe kurz überlegt, ob das sophie agnel mit edwards & noble ist, aber die kenne ich eigentlich gar nicht gut. bin sehr gespannt auf die auflösung.Eigentlich nur, ja … aber eben auch wieder eines, ich sagte es oben schon, das Klänge produziert, die ich so nur aus den 10ern kenne (denen nach den 80ern, versteht sich ) – Agnel ist das nicht … das Météo-Set des von Dir genannten Trios (ein one-off, glaube ich?) habe ich griffbereit ganz oben auf dem entsprechenden Stapel (Clean Feed und anderes Zeitgenössisches), aber noch nicht angehört – und dort hätte ich einen Auszug selbst erstellen müssen, da die CD nur einen Track enthält, der dann doch etwas gar lange gewesen wäre für einen BFT (38 Minuten). Gemäss einem französischen Bekannten, der letztes Jahr am Météo dabei war und Agnel in der Gegend um Paris schon oft gehört hat, war sie allerdings noch nie so gut wie letzten Sommer, als sie im Trio mit Michael Vatcher (d, perc) und Joke Lanz (turntables) auftrat – das war wirklich ein beglückendes Set (mein Kurzbericht steht hier).
vorgarten
b#2
akustische gitarre, bass, percussion, ein tenorsax. hier kommt alles viel mehr aus der stille und verknüpft sich zaghaft in kleinen gesprächen. die erste verdichtung kommt durch das schlagzeug, in das bass und sax einsteigen, während die gitarre rätselhafterweise still bleibt. nein, in minute 8 kommt sie dazu, diesmal elektrisch, da gibt es auch sowas wie ein thema, scheint mir. das sax ist kommunikativ, mir gefällt es aber trotzdem nicht besonders. die gitarre wirkt manchmal arg tastend und orientierungslos, versucht das aber als qualität zu verkaufen. am ende geht mir das auch zu sehr seinen gewollten gang. hier bin ich kein großer fan. hätte jetzt auf so leute wie rainey, laubrock, halvorson getippt, aber da singt jemand mit beim gitarrespielen, und die stimme passt nicht zum bild, das ich von halvorson habe ;)Das ist eine ganz andere Ecke als Rainey/Laubrock/Halvorson … mir gefällt das Sax ausgesprochen gut und es ist der Hauptgrund, warum ich von diesem Album was drinhaben wollte. Das wäre ein Track gewesen, der eigentlich auch in die erste Hälfte gepasst hätte.
vorgarten
b#3
das klingt nach mindestens zwei präparierten klavieren. es gibt so eine art grundpuls, um den herum einiges soundmäßig überraschendes stattfindet. so richtig von der stelle kommt die improvisation dabei nicht, die länge stört mich ein bisschen. ab ungefähr der hälfte klingt es mal so, als ob etwas neues passieren würde, aber es ist nur eine kleine verdichtung. aber doch, je mehr „natürliche“ klaviersounds kommen, je mehr die geräusche perkussiv werden, desto intensiver wird es. ich finde es interessant, aber es packt mich über die länge nicht wirklich.Ein Klavier nur. Die Länge der ganzen CD ist ca. eine Stunde und es fiel mir schwer, einen Track auszuwählen, weil das wieder so ein Ding ist, das man irgendwie einfach durchhören muss – wenn man denn will. Ich kam da eher allmählich rein, aber auch weil ich die Tendenz habe, solche Dinge spätabends zu hören, wenn ich nicht mehr aufdrehen kann, und die Details dann erst allmählich erkenne.
vorgarten
b#4
wow, fast 15 minuten sopransax solo. ein schöner, klischeefreier stream of ideas, sehr melodisch gedacht, der ton ist natürlich auch ganz schön. aber es wandert und schreitet so dahin, in relativ gleichen atemintervallen, das ich es recht ereignisarm finde. ein richtiger drang ist nicht dahinter. aber dann intensiviert es sich doch auch, die linien werden länger, die atmung gerät aus der gleichmäßigkeit heraus, der ton wird schärfer. zwischendurch höre ich barockphrasen heraus, kann mich aber auch täuschen. wenn es aber ab der 11. minute wirklich heiß wird, kommt schon etwas jazz durch.
naheliegenderweise musste ich an evan parker denken, den ich ja auch nicht allzu gut kenne, aber das hektische einatmen klingt eher weiblich…? höhepunkt und coda lassen mich dann doch etwas kalt, wie eigentlich das gesamte stück.Das hat schon etwas gleichmässiges und etwas im weitestens Sinne „Klassisches“ (so weit gefasst eben, dass Barock mitgemeint ist) vom Gestus her, von der Phrasierung. Mich lässt das möglicherweise auch etwas kalt, aber ich wollte da auch was dabei haben, weil ich die Dame in der Tat schätze – einmal mehr, ohne so richtig sicher zu sein, warum …
vorgarten
b#5
jetzt der 21-minuten-brocken. wieder präparierte(s) klavier(e). schönes, ideenreiches schlagzeug dazu, dann noch ein bass, alle spielen in anderen zeitmaßen. was sind das für komische luftgeräusche? dem klavier wird schwindelig. toll, wie das schlagzeug plötzlich in einen groove fällt. darin wird es aber ziemlich allein gelassen. als effekt finde ich das ein paar minuten spannend, aber ich bin jetzt auf der hälfte und frage mich, was da jetzt noch kommt. ah, der schlagzeuger hört erst mal wieder auf. um dann sehr viel schneller wieder einzusteigen. wieder interessiert es die anderen kaum. fullstop nach 16 minuten, punktgenau zusammen, als hätten sich die gegeneinanderlaufenden metren tatsächlich in einem einigen moment getroffen. pause & hidden track? nachdenkliches klavier-solo, mit schön von der begleitung emanzipierten melodielinien. die atmosphäre ist eigenwillig, eine etwas kratzige melancholie, das scheint alles frei gespielt zu sein. zunehmend fließt das alles dann doch in gelernte muster, wird die begleitung fast zum stride. sehr hübsch.Dazu gab’s dann noch einen Nachtrag, der mich in verschiedener Hinsicht beruhigte:
vorgarten
edit. das schlagzeug in b#5 ist wirklich fantastisch. eigentlich der ganze track. das wächst.Viel mag ich dazu gerade auch nicht mehr schreiben, aber dies: so ein Full Stop in einem freien Rahmen wie diesem hier, finde ich immer wieder beeindruckend. Habe ich neulich auch wieder mal im Konzert erlebt. Die Wirkung kann schon immens sein, weil man sich der hohen Konzentration gegenwärtig wird, mit der in einem solchen Rahmen operiert wird, wenn die Beteiligten wirklich gut sind. Da ist eben kein „coasting“ im Spiel bzw. falls schon, folgt auch oft die Strafe umgehend, das ganze zerfällt, wird langweilig (oder einer merkt partout nicht, dass die anderen gerne aufhören möchten … und das Publikum kann sowas natürlich durchaus merken, was dann nicht sehr souverän rüberkommt).
Der hidden track, wir können ihn gerne b#6 nennen, aber ich wollte die Symmetrie nicht brechen und sehe den Track wie gesagt auch als Schlusspunkt zum Gesamtpaket, der so gesehen auch ausserhalb der anderen 18 Tracks stehen kann – andererseits braucht es, wenn man beide Teile zusammen nimmt, auch noch ein Scharnier, um wieder auf eine ungerade Zahl zu kommen … die Atmosphäre, das „Kratzige“ (passt, kam mir nicht in den Sinn), der Umgang mit Form und Freiheit und ja, ich denke auch, dass das spontan ist, habe aber keine Ahnung (auch kein passendes Konzerterlebnis dazu, aber selbst da wäre das ja schwierig herauszulesen, wenn man nicht danach im Gespräch mehr rauskitzeln kann, was ja leider auch oft nicht geht, davon ab bin ich da sowieso zurückhaltend).
vorgarten
interessanter bonus, etwas schwierig, sowas in einem bft zu hören, weil man sich oft schon nicht mehr an den anfang erinnern kann, wenn man durch ist. protokollieren ist aber auch blöd, weil man dann den blick für den langen bogen verliert. toll fand ich jedenfalls #1, und bei #5 will ich den schlagzeuger wissen.
vielen dank!Danke Dir, dass Du das alles auf Dich genommen hast, und dann noch in der kurzen Zeit! Ich hoffe natürlich, dass es noch weitere Stimmen geben wird, aber schon dank Deiner und brandstands Rückmeldungen und der Diskussion seit gestern hat sich das alles mehr als gelohnt!
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbavielen dank für die kommentare! ich werde dazu ende der woche nochmal einsteigen. aber, um das noch mal klarzustellen – ich hatte die 80er-assoziation tatsächlich nur bei #1, und zwar nur deshalb, weil es mich an sachen von fred frith erinnernt hat (die vielleicht sogar erst aus den frühen 90ern sind).
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brandstand3000ZUVIEL KUNST, ZU WENIG MUSIK!
war meine erste banausen-reaktion.
da ich aber letzte woche auf montage in leipzig war, hatte ich in meiner freizeit wenig zu tun und habe mir alles 10 x aufmerksam bei spaziergängen durch die stadt auf dem mp3 player meines telefons angehört. jetzt zuhause höre ich den bft zum ersten mal über eine richtige anlage und muss einsehen, dass ich es mir und der musik damit etwas schwer gemacht habe. hier klingt vieles schon deutlich angenehmer. mein telefon und die billigen in-ear-kopfhörer heben die mitten hervor und sind naturgemäß etwas schwach im bass.
trotzdem war es interessant, mit dieser ziemlich ernsten musikzusammenstellung durch die sommerlichen wälder, parks und gassen leipzigs zu latschen. und, wie immer, durch häufiges hören habe ich einiges zu schätzen gelernt.
zu frei improvisierter musik muss ich noch sagen, dass ich die live immer gerne sehe, aber nie auf platte höre und ihr da kaum folgen kann/will. (in leipzig habe ich diese woche z.b. 2 konzerte mit einigen dieser Musiker besucht. hat spaß gemacht.)
so. und nach der ganzen hör-arbeit hatte ich aber immer noch nicht das gefühl, viel zur musik sagen zu können. und da ich auf der heimfahrt langeweile hatte, aber nicht auf dem telefon tippen wollte, habe ich gemogelt und schon mal vorgartens kommentare gelesen.
nach dieser länglichen präambel …Die Banausenreaktion ist natürlich schmerzhaft, ebenfalls, aber weniger deutlich, das Fazit, aber da Du Dir ja doch die Mühe nahmst, die Tracks zu kommentieren und die inzwischen längst in die Gänge gekommene Diskussion sehr interessant ist, einfach nochmal „Danke!“ an dieser Stelle!
Die Jungs aus den Youtube-Links kenne ich übrigens natürlich nicht … aber die ganzen lokalen Leute aus Köln oder Zürich würde man in Berlin wiederum auch kaum kennen (mit Ausnahme der Kölner, die die ganze Zeit nach Berlin fahren und der Kölner, die sich in Zürich niederlassen). Dies auch, weil es eben, wie ich schon schrieb, überall sehr viele Leute gibt, von denen wiederum ein grosser Teil zumindest auf den ersten Blick ein Ohr verdient … das Filtern und Auswählen ist oft schwer und man verpasst dabei gewiss auch die ganze Zeit irgendwelche tollen Dinge.
So gesehen schade, dass ich Dir mit meinem Mix nicht mehr solche tollen Dinge näherbringen konnte – ein paar Male hat es ja schon geklappt, dünkt mich?
Aber gut, legen wir los:
brandstand3000
#1
minimal beginnings.
spätestens bei 1:26, wenn die streicher das 2-ton-thema übernehmen, denke ich nur noch an lalü-lala, martinshörner mit dopplereffekt. die verzahnten saxofone sind vielleicht moondog-inspiriert. bisschen wie filmmusik, bisschen Bernhard Herrmann. ich hab irgendwie eine kleinkunst-assoziation.Filmmusik passt gewiss (und Moondog kann gut sein, war da selbst zulange nicht mehr bzw. kenne eigentlich eh nur die frühen Riverside-Alben recht gut, die späteren Sachen sind eine grosse klaffende Lücke, die ich durchaus zu stopfen gewillt bin, aber gut Ding will halt auch Weile haben). Das Stück ist auch ein wenig so angelegt, eine Art Erinnerungs-Suite, aus dem ich den Track nahm, weil er mir eben als Opener, quasi als langsame Heranführung an das Ganze, ziemlich gut zu passen schien. Und Kleinkunst darf man wohl sagen, das müssen solche Projekte aushalten.
brandstand3000
#2
erstes stück der abteilung „musikinstrumente gegen die betriebsanleitung gespielt“: der flügel.
wie sich aus dem schubbern auf den klaviersaiten aber ein maschineller beat entwickelt, ist richtig toll. dann zurück zum krrrch-krrch und dann ein bisschen geklingel. dann erstes geperle auf den tasten. hübsch. dann wird es sogar melodisch und auf hüpfend/stolpernde weise beschwingt. warum man dann zurück zu schubbern und klingeln muss, weiß ich nicht. die schlusstöne gedoppelt auf flügel und glockenspiel, ein bisschen wie ein signal zum sendeschluss im radio vergangener zeit.Wie gesagt, das mit der „Betriebsanleitung“ finde ich etwas unglücklich. Das ist natürlich auch etwas, was in den 60ern (oder teils auch früher schon, denke ich) anfängt und natürlich nicht neu ist, aber die Frage ist ja, was dabei herauskommt. Glockenspiel weiss ich nicht, es gibt gemäss den Angaben nur ein Piano, das wohl mit diversen Dingen präpariert wurde, aber kann schon sein, dass noch ein Kinderxylophon da liegt …
brandstand3000
#3
vor allem die konventionelleren stücke haben sehr auf meinem telefon gelitten. hier hat mich die offene hi-hat derartig genervt, dass ich kaum bis zur 2. hälfte durchgehalten habe, wenn der drummer endlich auf stöcke wechselt und die hi-hat etwas softer tritt. er ist auch waghalsig und etwas hyperaktiv, was gut ist, aber anstrengend.
bass und saxofon gefallen mir richtig gut und alles passt zusammen.ziemlich viel auskomponiert (der ganze bass-teil am anfang, oder?)
so wie ich das höre, spielen sie einfach das stück, also durchgehend einen teil, die selbe abfolge, die sie variieren und aufschrauben. und dann wieder zuschrauben. schöne nummer. bin gespannt, wer die sind.
Keine Ahnung, wieviel hier auskomponiert ist, ich denke auch, die machen das einfach so … schon irgendwie geplant (also wie lange spielt der Drummer Besen, wann wechselt er auf die Sticks, was macht er mit dem Hi-Hat …), aber auf mich wirkt das alles dennoch recht spontan und offen.
brandstand3000
#4
liebe auf der rollschuhbahn.
die alleinunterhalter-assoziation bei orgel krieg ich nicht raus.
für mich das gefälligste stück des bft. da war ich sehr dankbar für. leider als verschnaufpause sehr früh im mix; hintenraus wird es doch anstrengend ;)
auf der anlage funktioniert das mit den basspedalen der orgel ganz gut, auf dem telefon hat mir der bass schon sehr gefehlt. ist natürlich nicht die schuld der gruppe, trotzdem hätten sie ihren bassisten nicht vor dem auftritt feuern sollen!
die melodie ist fast unerträglich schön, gerade wenn das 2. saxofon noch dazu kommt. eigenkomposition oder standard? hauptsax und orgel finde ich auf jeden fall ganz toll. geiler schmusesound! bin gespannt, wer die sind.Ja, das ist wohl das konventionellste Stück, als Verschnaufpause war es natürlich nicht gedacht, aber ich versuchte schon, nicht nur „geladene“ Tracks einzubringen (und natürlich hat man bei diesen BFTs auch stets den Zwang, nicht die Tracks auszuwählen, die alle kennen und sich rasch die Lösung bei Google holen können). Wie ich oben schrieb: die Orgel ist alte Schule, aber das Altsaxophon ist natürlich ebenso massgeblich am Erfolg des Stückes beteiligt.
brandstand3000
#5
der basser kann was. aber hier können ja alle was. bass und drums dann zusammen ganz groß!
auf dem telefon war das nun folgende piano so weit im vordergrund, dass der rest des stücks mich wieder schwer genervt hat. auf der anlage ist es besser, mir aber immer noch zu laut.
dann gehen alle auf ihre nervöse große fahrt und ich winke vom bahnsteig.swingteil
tatsächlich. es gibt einen swingteil. ganz schön gut. aber da war ich immer schon in der inneren emigration wegen des telefon-pianos. ungerecht.
das thema mag ich leider auch nicht. oder ich mag es, wenn ich darüber nachdenke, aber nicht so sehr beim hören. weiß nicht warum. irgendwie so eine art „modernes jazz thema“, das ich nicht leiden kann.Tja, die Reaktion auf das Thema kenne ich – und habe sie ja selbst bei BFTs auch schon an den Tag gelegt. Die Frage ist da wohl, ob einen die betreffenden Leute genügend interessieren, als dass man sich wirklich drauf einlassen mag, ein ganzes Album hören will. Dann kriegt man auch einen besser Blick auf das Material und die Weise, wie damit umgesprungen wird. Die Tracks eines BFTs sind ja immer aus dem Kontext gerissen, und auch was das betrifft, ist das wohl mit aktueller Musik problematischer als mit älteren Sachen.
brandstand3000
#6
irgendwie habe ich sogar ganz allgemein probleme mit klavieren. ich mag akkorde. aber einzeltöne? von denen können mir pianisten mit ihren 10 fickrigen fingern einfach zu schnell zu viele spielen.
der hier ist fraglos super, aber strengt mich unendlich an.Probleme mit Klavieren sind blöd, hoffe es ist Dir nicht als Kind eins auf den Fuss gefallen?
brandstand3000
#7
ahh, ein posaunenchor. vielen dank, das tat jetzt not. (ich weiß, dass das keiner ist.) das getröte vom sax mag ich auch. und wie der groove sich drunterschiebt ist auch wieder super. das rockt krautig los. mag ich. dass krch-krch von der e-gitarre auch. kann sich der flügel bitte zurückhalten? dankeschön. tolles bläserarrangement! alles komplett. alles spitze. aber nein, dass trottelige piano (dass den ganzen kladderadatsch zugegebenermaßen wahrscheinlich komponiert und chef-mäßig arrangiert hat) meldet sich bei 5:22 mit einem kleinen musikhochschul-thema. ein bisschen wie bei indie-bands, die zu viel wollen, z.b. sufjan stevens. obwohl der toll ist. und das hier ist ja auch gut. aber da fehlt friedrich der sagt: weniger ist mehr.
und das 2. verstolperte funky thema bei 7:53 gefällt mir auch schon besser. leider etwas kurz. dann wieder ein sehr schöner bläser-ausklang, der mich an das AEoC erinnert.
wie wertvoll jetzt die ganzesteigerungslogik
ist, weiß ich auch nicht, aber das macht schon spaß. falls vorgarten richtig liegt, war ich bei dem konzert ja auch. würde schon passen.
Da liegt vorgarten in der Tat richtig, und ich verweise dann auch einfach mal auf meine Rückmeldung zu seinem Kommentar.
brandstand3000
#8
zurück zur freien impro.
der anfang so, wie vielleicht siebenachtel aller freien improvisationen anfangen, dann wird aber zügig losgelegt. bisschen standard vielleicht, sag ich nach absicherung von vorgarten. sorry.
wie fand ich es selbst, auf sonnigen waldwegen an der kläranlage vorbei zwischen leipzig-gohlis und leipzig-lindenau? keine ahnung. wenig hängengeblieben. wenn die ballade kommt, finde ich’s ganz schön. gerade den bass.wie abgesichert sie alle vier in etwas landen, das lange vorher feststand.
das weiß ich nicht. ich würde ihnen das als in der improvisation entstanden abnehmen. aber ist natürlich eine interessante frage: wenn leute oft zusammen spielen, wie frei improvisieren sie dann noch?
Bei mir ist das Album wie erwähnt überraschend – und in der Tat erst beim Zusammenstellen der Auswahl – nochmal gewachsen … aber ob man da einfach so was rausgreifen kann, ist halt auch wieder eine Frage. Ich hab’s versucht und nahm ein Stück, das ich beim Wiederhören tatsächlich im herkömmlichen Sinn „schön“ fand. Due Frage mit dem Zusammenspielen und dem Improvisieren … denke da gibt es keine Antwort, denn sie entwickeln sich ja weiter, sowohl zusammen aber auch jeder für sich allein (in anderen Projekten, aus Anstössen, die man auch in diesem einen „Zusammen“ kriegt, aber individuell weitertreibt etc.) … im besten Fall werden sie einfach immer besser, bleiben wach und aufmerksam und fallen gerade nicht in vertraute Muster, aber wenn es bei solchen Dingen um eine Beurteilung geht, spielt wohl auch wieder der Geschmack eine Rolle. Ist z.B. das Schlippenbach Trio weiterhin interessant, auch nach 50 Jahren noch? Ich sage ja, aber verstehe (bedaure aber auch), wenn andere seit 30 Jahren nicht mehr hinhören mögen.
brandstand3000
#9
ach, das pianola…
wieder eine art „modern jazz“, die ich nicht leiden kann. in meiner rotzig-uniformierten art denke ich da an ECM in den 80ern, was immer das heißen soll.
darüber habe ich bei diesem bft sowieso nachgedacht: das scheint ja alles relativ aktuell zu sein. aber vieles könnte so doch auch aus den 80ern stammen, oder? seit wann gibt es z.b. die heutige form frei improvisierter musik? hat jazz ein „ende der geschichte“? also wie in allen bereichen von kultur, spätestens seit den 80ern ist alles so verzweigt und differenziert, dass es nur noch variationen gibt? postmoderne? ende der ironie? etwas platt. die experten, euer einsatz bitte!
bei häufigem hören gewinne ich schon spaß an den instrumentalisten, aber mögen tu ich’s immer noch nicht.Ende der Ironie, übrigens, wäre ja begrüssenswert – die Postmoderne brachte ja auch eine Spielweise der Ironie hervor, die inzwischen Idiotenveranstaltungen wie einen Trump an die Oberfläche gespült hat. Es gibt vieles, was mir an diesem Aufbrechen, den Aufbrüchen, den Brüchen überhaupt, wichtig bleiben wird, aber anderes – wie die wohl in den Neunzigern durchgesetzte permanente Ironisierung von Allem und Jedem (die ich vor zehn Jahren zugegeben selbst noch befürwortet, vertreten hätte, ich bin ein Kind der Neunziger) finde ich ziemlich verfehlt. Wir leben vermutlich seit 25 Jahren oder so in einer Art uneigentlichen Welt, in verschiedenen Filtern (Luhmann labert halt von Systemen) und das ist ein ziemlich lamentabler Zustand, dem man mit Ironie gerade nicht entgegentreten kann, den man damit eher noch potenziert, weil es keine Verpflichtung mehr zu einem halbwegs seriösen Diskurs mehr gibt. Dass die Kunst bzw. wie Du schreibst „alle Bereiche von Kultur“ ein „Ende der Geschichte“ (das es ja gar nie gab, bloss hat der „freie“ Westen das reichlich spät bemerkt) erlebt hätten, würde ich denn auch bestreiten, ohne da allerdings sattelfest argumentieren zu können (und im Bewusstsein, dass ich mich vielleicht auch bloss an eine Hoffnung klammere).
brandstand3000
#10
darauf ne coole ballade.abstrakter blues
gefällt mir gut. toll zurückgelehnt, ohne lasch zu sein. bei meinen ca. 10 bft durchläufen, war ich hier aber schon so ermattet, dass ich nicht mehr viel mitgekriegt habe. mein spaziergang näherte sich dann auch wieder dem hotel, und die sonne war schon recht heiß. es lohnt sich die stücke nochmal einzeln zu hören :)
Die coole Ballade ist eher ein abstrakter Blues, aber ja, das führt natürlich wieder zu den Anfängen bzw. dem Ende zu.
brandstand3000
#11
ich mag auch vor allem gruppen, das zusammenspiel verschiedener instrumente. solo-sachen haben für mich oft etwas von fingerübung, bzw. schlicht üben. mit ner band find ich alles besser. also grundsätzlich.
das saxofon hier ist toll gespielt, hör ich auch gerne, mehr fällt mir bisher nicht ein.Die Diskussion hatten wir auch schon (bin mir nicht sicher, ob mit Dir oder sonstwem), ich sehe die Sache mit dem Solo=Üben völlig anders – müsste man den Pianisten dann auch vorwerfen, oder nicht? Reine Gewöhnung oder wirklich ein essentieller Unterschied? Gitarre solo? Harmonien + Melodie geht? Bach, Violine solo? Schlagzeug solo?
brandstand3000
#12
leider wieder kunst. nicht meine tasse tee. wenn ich vorgarten lese, bekomme ich eine ahnung. wenn ich mich hinein versenke, komme ich auch ein bisschen rein, aber ich versenke mich eben selten.
sehr traurig.
freue mich darauf, was du darüber schreibst.Traurig, ja. Bzw. halt einfach schade. Weiss auch nicht, was ich darauf entgegnen soll. Lies halt im Bedarfsfall, was ich bei vorgarten schrieb oder warte auf die Auflösung – das war es ja vielleicht, was Du meintest?
brandstand3000
#13
komposition und arrangement gefallen mir irgendwie nicht. filmsoundtrack passt. klingt für mich nach einem tango-film aus den 90ern. klingt nach filmförderung. das, was ich bei #1 mit kleinkunst meinte, hier in gefällig. die tangoschule muss schließen, der jugoslawische tangolehrer wird abgeschoben, alle weinen. das ist alles gemein und ungerecht.
tatsächlich erreicht mich die sehnsucht des tracks, aber irgendwie hab ich keinen bock.Wenn Dich die Sehnsucht ja doch erreicht (die aber hier eher an der Oberfläche bleibt, finde ich), ist wohl auch bei #12 (der nach meinem Gutdünken viel tiefer schürft) noch nicht alles verloren?
brandstand3000
B#1
ein auftakt, als würde jemand aufstehen, dann gehts los. super sounds. die düsteren schläge auf die flügelsaiten. die komischen dröhn- und quitsch-sounds wahrscheinlich vom schlagzeuger der feucht über felle und becken schmiert. top-soundscape. bin voll dabei. und habe auch gerätselt, ob es nur ein pianotrio, oder vielleicht pianotrio + extrapiano oder + percussion ist. lieblingsstelle: wenn bei 3:39 die bierflasche umfällt.
dann wirds immer musikalischer. den schlagzeuger find ich super. den bassisten auch. selbst das piano! hier stimmt auch das lautstärkenverhätnis! :)kaputten-spieluhr
ist wieder gut. das gestake mag ich auch. die will ich live sehen. freue mich auf die auflösung.
Die will ich auf live sehen – hatte leider noch nie die Gelegenheit dazu.
brandstand3000
B#2
das mag ich tatsächlich auch. das leicht bescheuerte mitgesinge des gitarristen im ich-kann-micht-anders-gestus. das thema ist zwar modern, aber gefällt mir auch. das suchende transportiert sich schön. die hohen abgestoppten basstöne. das gewollt unbeholfene geklöppel und gegonge. mittagspause auf der offenen station.
wenn sie ins spielen kommen, hat es für mich was nett folkiges. auch so ein kraut-feeling. 70er NRW. das saxofon dazu, beat vom bass und gepauke auf den toms. sehr angenehm. lockeres gesteigere, die insassen kommen auf die beine, noch ein tänzchen vor den nächsten pillen. die kommen dann in form der e-gitarre. toll, wie die verhallt von hinten rein und drüber geht. ab 9:10 wirken die pillen dann. waren vielleicht doch ein bisschen überdosiert. wurst. wegdösen in flageoletts.
da lass ich mich auch einliefern.Doch was vergessen … nachträglich auch hierzu noch ein paar Worte: Es ging mir hier primär um das Saxophon, das mir wirklich sehr gut gefällt. Die Gruppe ist aber als ganzes ziemlich toll. An Kraut denke ich nicht, aber das ist auch eine Lücke bei mir, die zu füllen mich weniger reizt als z.B. Moondog … vielleicht ergibt sich das ja irgendwann mal noch.
brandstand3000
B#3
ein flügel ist ein flügel ist ein flügel. oder zwei. ganz gute sounds, aber nicht mein ding. da spüre ich wieder die länge. zur zeit hab ich was gegen klaviere (so ein unsinn) und mag lieber saxofone.Nunja, siehe:
brandstand3000
B#4
na, da hab ich ja grade was gesagt. aber hier greift wieder meine solo-regel. wow, über die strecke geht das in richtung chinesische wasserfolter. am anfang gefällt es mir richtig gut. betörend, in der rhythmischen wiederholung und harmonischen entwicklung echt hypnotisch. ich dachte auch, ich höre hier eine frau atmen. da ich sonst keine kenne, dachte ich gleich an die verstorbene heidelbergerin, aber wenn vorgarten sie nicht erkennt, ist sie es wohl nicht :)
steigerungen und durchhaltevermögen sind absolut beeindruckend. aber auch das hab ich eher zum ende meiner spaziergänge gehört, als ich schon das gefühl bekam, einen sonnstich zu haben. da passte es perfekt.Die Heidelbergerin kenne ich nach wie vor überhaupt nicht. Dass Du hiervon einen Sonnenstich gekriegt hast, dafür möchte ich mir aber in aller Form entschuldigen.
brandstand3000
B#5
leidet unter der programmierung. so spät im bft dachte ich, nur mehr vom selben. dann noch die enttäuschung: das ist gar nicht 21 minuten lang, nur 15 wie der rest. dann kommt noch ein hidden track. so hab ich es mir erst gestern im zug etwas genauer angehört, und eigentlich finde ich es ziemlich gut. für mich ist wieder der schlagzeuger die hauptshow, deshalb finde ich es gut, dass der rest relativ gleichmäßig durchdengelt. wieder super sound. könnte von mir aus von den selben leuten wie B#1 stammen :) ist da ein bläser dabei? das instrumente-gerate bei frei improvisierter musik ist schon lustig. soll das so klingen? oder ist nur die heizung kaputt? ist das kunst, oder kann das weg? irgendwann ruft einer noch, hey, find ich gut. war das bei diesem stück? finde die stelle grade nicht mehr. (nee, war bei B#1.) das ende ist auch super! live killt das bestimmt. spielen freie improvisateure live die hits von ihrer platte??Könnte durchaus … und nein, kein Bläser. Die letzte Frage, LOL … wenn ich das richtig verstehe, ist das eine Combo, die einfach spielt, lange Stücke (was meine Wahlmöglichkeiten begrenzte), dann ev. nochmal, wenn noch Zeit ist, noch Ideen, Lust vorhanden sind … Hits (bzw. Stücke) gibt es da nicht im eigentlichen Sinn, vermute ich.
brandstand3000
B#Hidden track
fühlt sich jetzt an wie eine klavierminiatur, ist aber auch 4 minuten :)
an dieser stelle gefällt mir das sehr gut. kontext ist king. toll, wie es sich vom nocturn-melancholischen zum sonnig-fröhlichen hochschraubt. durch ein paar dissonante harmonieverschiebungen mit bluenotes und beschwingteres, humoristisches spiel. toll. erinnert mich an die methode in #2.Davon hatten wir es ja schon … mir gefällt das Stück sehr gut. Eine Schwäche derjenigen Improvisatoren, die quasi die freie Impro der Siebziger fortsetzen (ich weiss jetzt selbst nicht, ob wir dabei vom Jazz oder von EFI reden, dass die Vermischung problematisch ist, das Auseinanderhalten aber auch oft schwierig bis unmöglich, schrieb ich ja schon), ist ja, wenn man es pauschal und salopp sagen darf: Angst vor der Melodie. Dass es Leute gibt, die das Freie und die Melodie verbinden, ist natürlich ebenfalls nichts Neues, aber die Lockerheit im Umgang damit scheint mir heute selbstverständlicher zu sein als bei älteren Generationen, und ich sehe das als eine der positiven Entwicklungen der letzten Jahre (oder der ein, zwei letzten Jahrzehnte). Und klar, alles, was ich hier schreibe, lässt sich auch auf #2 beziehen …
brandstand3000
das fazit, lieber gypsy, gefallen hat mir wenig, aber ich fands große klasse. dein bft kam jetzt vor allem so krass wegen friedrichs schmuse-bft zuvor. immer dieser kontext.
ich bin sehr gespannt, später ausführlicheres von dir zu den stücken zu lesen.
schon mal vielen dank für diesen fordernden bft. muss auch mal sein :) gerne wieder, gerne noch härter! gerne wie du willst.So übel war’s nun aber doch gar nicht, dünkt mich … aber auf jeden Fall wie gesagt danke für die Zeit, die Du Dir genommen hast und die Kommentare und die bisherige Diskussion, die hoffentlich noch ein wenig weiterläuft!
brandstand3000
nachtrag zu #5
hier hör ich auch bekanntes in der improvisation, z.b. motive aus west side story. wenn man 10 min impro raushaut, füllt man wahrscheinlich mit bekanntem auf :)West Side Story ist mir jetzt noch nicht aufgefallen, aber Zitieren gehört ja seit langem zum Jazz … in New Orleans zitierte man Arien aus Opern (oder verwurstete sie gleich zu ganzen Tunes), die Bopper zitierten olle Broadway-Kamellen (die wiederum auch schon mal auf Schubert basieren) und machten aus dem Zitieren fast schon eine eigene Disziplin (Dexter Gordon oder Stan Getz waren Meister darin, die beiden wurden ja in derselben Zeit – aber geographisch und äh, demographisch in anderen Ecken – sozialisiert). In der freieren Improvisation ist das dann wohl eher Zufall oder auch Unterbewusstsein, aber es gibt gewiss auch welche, die gerne mit Versatzstücken spielen.
brandstand3000
nachtrag zu #6
dass das klavier das stück mit diesem wilden rauf-und-runter-halligalli als thema beginnt und beendet (und in der mitte auch nochmal als chorus spielt), gefällt mir jetzt doch ganz gut. auf der straße ist das nix, zuhause kommts recht gut.Das müsste man wohl auch live hören … ich hatte leider auch erst einmal – und unter suboptimalen Umständen – die Möglichkeit dazu. Jedenfalls ist das Halligalli Teil einer grossen Wucht, bei der aber auch Raum für Nuancen ist, für ganz feine Dinge – und selbst in der Wucht ist noch Platz für feinste Verschiebungen, am faszinierendsten wird es, wenn die beiden Hände völlig auseinanderzudriften scheinen, nur um wenig später wieder zusammenzufinden … als könnten da zwei Hälften quasi zeitweise entkoppelt werden.
brandstand3000
was für in-ears hast du? und hörst du telefon? oder anderen player? was ist dein set up? empfehlungen?
ich such immer besseres, und dann erwisch ich doch wieder mist. einmal hatte ich teure sennheiser; die hatten dann nach einer woche kabelbruch…Ich höre via Smartphone (irgendein Samsung Galaxy, drei vier Jahre alt und vor einem halben Jahr komplett abgekackt, aber da lief die Garantie noch eine Woche, war wohl Glück im Unglück bzw. die hatten den eingebauten Timer zur Selbstlöschung falsch programmiert), Sennheiser auch (für 80 Franken gekauft, keine Ahnung, was das heisst, teure elektronische Geräte sind hier im Vergleich oft eher günstig, Zubehör wohl aber eher überteuert), mit glaube ich 3 Jahren Garantie, d.h. Kabelbruch wäre mir momentan noch Wurst … der Musikplayer ist die einzige App, für die ich je Geld bezahlt habe, wurde mir hier im Forum empfohlen (von @nicht_vom_forum glaube ich) und hat sich ausgezahlt, weil es ein paar zusätzliche Sortiermöglichkeiten gibt (bzw. eine Hierarchiestufe mehr) als auf der Standard-App, zudem recht nützliche Voreinstellungen. Aber klar, wenn man in einer Strassenbahn mit eckigen Rädern fährt (und da die neuen Trams in Zürich kleine Räder haben ist das Phänomen leider sehr verbreitet), nützt das alles nichts bzw. es besteht die Gefahr, dass man so laut aufdreht, dass das Gehör leidet.
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Ich hoffe, ich habe nichts vergessen … wenn irgendwo noch ein loser Faden ist, sag(t) es mir!
@vorgarten: keine Eile, ich hoffe ja, dass die nächsten Tage noch ein paar weitere Rückmeldungen kommen. Bin mir auch bewusst, dass die Menge an Musik gerade bei der kleinen Runde durchaus ein Wagnis ist, aber das war halt alles Teil des Planes hinter diesem BFT.
Was Frith (und die 80er) betrifft, kann ich nur sehr wenig sagen, kenne da nur sehr Weniges. Aber es fällt mir gleich noch ein Album ein, das auch BFT-tauglich gewesen wäre …
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbavielen dank für deine ausführlichen, klugen kommentare. letzten endes gefällt mir gar nicht so wenig und vieles immer mehr.
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brandstand3000letzten endes gefällt mir gar nicht so wenig und vieles immer mehr.
Das freut mich natürlich zu hören! Ich war ja auch – als ich zunächst Präambel und Fazit gelesen hatte – etwas enttäuscht, aber als ich Deine Kommentare dann alle gelesen hatte, schien mir das Fazit eh etwas zu düster.
Der oben verlinkte 80er-Thread fehlte übrigens bis heute Nachmittag im Index, drum fand ich ihn fast nicht mehr (aber eine Google-Suche mit „site:forum.rollingstone.de“ klappte überraschenderweise … anscheinend bessert sich das allmählich und es geht wieder). Muss ich auch erst wieder nachlesen, aber habe ich als recht interessant in Erinnerung (hoffe jetzt sehr, da steht nicht nur was von mir drin, sonst klingt das … aber die Diskussion gab es schon vorher verstreut, viel zu vieles versenken wir ja leider im fortlaufenden Hör-Thread und seit dem Forumsrelaunch ist Auslagern recht mühsam, zudem wird man dann auch manchmal gescholten, und Posts, in denen irgendwas Gutes steht, aber dann auch noch drei Bildchen drin sind, will man ja auch nicht verschieben und dann zensieren – verdoppeln und inhaltlich anpassen/halbieren geht seit dem Relaunch auch nicht mehr, drum ist generell alles, was die Leute dort einstellen, auch für immer dort versenkt).
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der Musikplayer ist die einzige App, für die ich je Geld bezahlt habe, wurde mir hier im Forum empfohlen (von @ nicht_vom_forum glaube ich) und hat sich ausgezahlt, weil es ein paar zusätzliche Sortiermöglichkeiten gibt (bzw. eine Hierarchiestufe mehr) als auf der Standard-App, zudem recht nützliche Voreinstellungen. …
Freut mich, dass der Tip Dir geholfen hat. Ich lese hier übrigens mit und werde die BFT-Tracks auch noch ausführlich hören, bin aber gerade auf einem Kurzurlaub in Polen und habe wenig Zeit für Musik.Bei Track 2 musste ich spontan an den Musiker hinter „Salon des Amateurs“, „Silfra“ und „Abandoned Cities“ denken. Sind jedenfalls Hörtips, wenn dieser Track gefällt.
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Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away. Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dicknicht_vom_forum
Bei Track 2 musste ich spontan an den Musiker hinter „Salon des Amateurs“, „Silfra“ und „Abandoned Cities“ denken. Sind jedenfalls Hörtips, wenn dieser Track gefällt.sehr interessante idee. in die richtung habe ich noch nicht überlegt, würde aber passen.
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@nicht_vom_forum Hauschka? Ich kenne da nur „Silfra“, das sich aber recht rasch abgenutzt hat und seit damals auch nicht mehr lief … kommt auf den Hörstapel der nächsten Tage. Und klar, dass ich den Namen ausspreche deutet natürlich darauf hin, dass wir wen anderes hören
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy-tail-wind@nicht_vom_forum Hauschka? Ich kenne da nur „Silfra“, das sich aber recht rasch abgenutzt hat und seit damals auch nicht mehr lief … kommt auf den Hörstapel der nächsten Tage. Und klar, dass ich den Namen ausspreche deutet natürlich darauf hin, dass wir wen anderes hören
Ja, genau. Und natürlich ist Hauschka auch nicht Jazz (noch nichtmal im weiteren Sinn), aber das Thema „präpariertes Klavier“ erfolgreich in einem Pop-/ Elektronik-Umfeld zu positionieren ist ja auch schonmal was. Ich finde jedenfalls einiges von dem, was er macht durchaus hörenswert. Obwohl er sich nach einem Hersteller von anthroposophischer Kosmetik benannt hat.
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Ja, genau. Und natürlich ist Hauschka auch nicht Jazz (noch nichtmal im weiteren Sinn), aber das Thema „präpariertes Klavier“ erfolgreich in einem Pop-/ Elektronik-Umfeld zu positionieren ist ja auch schonmal was. Ich finde jedenfalls einiges von dem, was er macht durchaus hörenswert. Obwohl er sich nach einem Hersteller von anthroposophischer Kosmetik benannt hat.Genau … aber was würde sich denn über das Album mit Hilary Hahn hinaus anbieten, um da mal einen besseren Einblick zu kriegen? Pop und Elektronik gibt es auf „Silfra“ ja nicht (bzw. Pop irgendwie schon, aber …)
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Ich nenne (ich kenne aber auch bei weitem nicht alles – insbesondere nicht die Remix-Alben) mal Salon des Amateurs – mit John Convertino, Joey Burns und Hilary Hahn – und Abandoned City – Hauschka solo. Alles aus dem Gedächtnis…
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Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away. Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dick -
Schlagwörter: blindfoldtest, Jazz
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