Startseite › Foren › Das Konzert-Forum: Wann, wer und wie › Und so war es dann › Bap, 26.12.08, Köln
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AutorBeiträge
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nail75Ich schon und zwar bei Cord. Bei ihm waren nicht näher bezeichnete Jugendliche die Opfer von „Deutschfeindlichkeit“. Aufgrund seiner schwammigen und kaum greifbaren Aussagen war und ist es äußerst schwierig, herauszufinden, ob er den „extremeren“ Standpunkt vertritt oder nicht.
Wenn Cord geschrieben hätte, was er jetzt in seinem letzten Beitrag geschrieben hat, dann hätte ich wahrscheinlich gar nicht nachgefragt.
Nail, kann es sein, daß Deine Rassismusvorwurf Reflexe etwas hypersensibel sind? Das hast Du ja oft genug im Hessenwahl Thread unter Beweis gestellt. Du solltest mal tief durchatmen.
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WerbungCordEntweder ich prangere Rassismus an oder eben nicht. Niedecken prangert explizit den von Deutschen ausgehenden Rassimus an und das ist kontraproduktiv.
Ich nehme mal an: Er prangert explizit den von Deutschen ausgehenden Rassismus an, weil das ein großes Thema seines Lebens ist, weil er sich durch eine Bewegung „Pro Köln“ in seiner Haltung als weltoffener, reisefreudiger Kölner, der mit „Arsch huh,..“ genau dieses weltoffene Köln bewegt hat, persönlich beleidigt fühlt – er erzählt „Noh Gulu“, weil das eine Geschichte war, die ihn persönlich extremst bewegt hat. Ich möchte WN´s BAP eigentlich auch genauso haben, dass mir da jemand etwas aus seinem Leben erzählt und dabei manches auch verknappt oder simplifiziert.
Wenn ich die Halle verlasse oder die Anlage ausknipse, hat das keine Bedeutung mehr. Dann lebe ich wieder mein Leben und das ist nicht so simpel, dass die 3 – 7 Minuten eines BAP-Songs das greifen können.
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...WO finde ich WO? [/COLOR]Bei vielen Liedern von Niedecken, vor allem aus der Spätphase, stimme ich dir zu. Für Arsch huuh sehe ich das nicht!
Das Lied wurde sehr deutlich für einen bestimmten Zweck geschrieben und hat einen klaren Adressatenbezug und Aufforderungscharakter!
Und das finde ich eben, geht nicht mehr. Weil es zu viel an Entwicklung ausblendet. Wenn spielen, dann quasi als historisches Dokument oder eben gar nicht.
Ich überlege jetzt, ob Niedecken sich textlich immer mehr ins Private zurück gezogen hat, weil er merkte, dass er ein wenig Gefangener seiner selbst geworden ist. Die Zeit hat sich geändert, die eigenen Bilder stimmen nicht mehr mit der Wirklichkeit überein. Die Welt ist unklarer geworden.
Vorstellbar, dass das so einige kognitive Dissonanzen auslöst.
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CordDenn es ist sein Thema! Er überblickt es nur nicht vollständig.
Denn wer richtigerweise den Rechtsradikalismus und Rassismus anprangert, der macht einen Fehler, wenn er die eine Hälfte des Problems ausklammert.
Denn egal ob einer in den Bus schmiert „Ausländer raus“ oder „Deutsche raus“, es ist Rassismus!
Entweder ich prangere Rassismus an oder eben nicht. Niedecken prangert explizit den von Deutschen ausgehenden Rassimus an und das ist kontraproduktiv.
Die Lebenswirklichkeit ist heute weitaus differenzierter.
Cord, nail hat es ja vorher auch schon geschrieben, mit den späteren Beiträgen zum Thema von Dir habe ich hier weitaus weniger Probleme als mit den ersten. Auch habe ich bewusst nicht die Formulierung „auf dem rechten Auge blind“ verwendet, weil ich die als unangemessen ansehe – ich werfe Dir keineswegs rechte Tendenzen vor!
Den einen Satz oben habe ich fett markiert, weil es das Dilemma auf den Punkt bringt: Keiner schafft das, ich nicht und Du wie man Deinen Beiträgen entnehmen kann, auch nicht.alltagspoetIch nehme mal an: Er prangert explizit den von Deutschen ausgehenden Rassismus an, weil das ein großes Thema seines Lebens ist, weil er sich durch eine Bewegung „Pro Köln“ in seiner Haltung als weltoffener, reisefreudiger Kölner, der mit „Arsch huh,..“ genau dieses weltoffene Köln bewegt hat, persönlich beleidigt fühlt – er erzählt „Noh Gulu“, weil das eine Geschichte war, die ihn persönlich extremst bewegt hat. Ich möchte WN´s BAP eigentlich auch genauso haben, dass mir da jemand etwas aus seinem Leben erzählt und dabei manches auch verknappt oder simplifiziert.
Dieser Post bringt es wunderbar auf den Punkt. Niedecken schreibt über seine Erfahrungen und von seinem Standpunkt aus. Und wenn er auffordert sich gegen rassistische Gewalt zu wenden/wehren hat er damit meine Unterstützung, selbst wenn er sich explizit nur gegen Gewalt von deutschnationaler Seite wendet und ähnliche Phänomäne auf Seiten von Ausländern oder Deutschen mit Migrationshintergrund nicht thematisiert. Das machen, wie oben auch bereits geschrieben, andere, die mehr davon betroffen sind. Und solange da nicht den Rechtsradikalen bewusst gezielt Munition geliefert wird, finde ich das auch richtig und wichtig.
Niedecken hat vor über 20 Jahren das tolle Stück Almanya geschrieben, auf der schon sehr früh über die Probleme von Türken in Deutschland und teilweise auch die Hintergründe der Problematik thematisiert hat. Dieser Text ist nach wie vor brandaktuell und wird auch von vielen Türken sehr geschätzt – jedenfalls hat WN dafür ungeahnte postive Rückmeldungen aus dieser Richtung bekommen.
Und was das Miteinander von jungen Deutschen mit ganz unterschiedlicher Herkunft betrifft, mache ich in meiner Schule die tolle Erfahrung, dass das für die Kids eigentlich keine Rolle spielt, wer woher kommt. Da mischen sich ganz selbstverständlich in der UdSSR geborene mit den türkischstämmigen, Badener und Schwaben, Niderländer und Spanier – ja und auch Nord- oder Ostdeutsche sind mit dabei und die leben uns vor, wie man wunderbar Multikulti in Deutschland leben und vor allem ein großes gemeinsames Bekenntnis gegen Rassismus teilen kann. Wobei ich die schlimmen Berichte aus Problemregionen keineswegs in Abrede stellen will. Aber die zeigen auch nur einen Teil der Realität!
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Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage BlueWo ist denn deine Schule? Wie hoch ist der Ausländeranteil? Was für eine Art Schule ist das?
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j.w.Wobei ich die schlimmen Berichte aus Problemregionen keineswegs in Abrede stellen will. Aber die zeigen auch nur einen Teil der Realität!
…und tatsächlich auch nur einen Teil der Realität in den entsprechenden Bezirken. Ein gelingendes Miteinander provoziert nur leider selten Schlagzeilen.
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...WO finde ich WO? [/COLOR]CordWo ist denn deine Schule? Wie hoch ist der Ausländeranteil? Was für eine Art Schule ist das?
Es ist eine berufliche Schule mit zweijähriger Berufsfachschule (Hauptschüler, die einen mittleren Abschluss machen), Wirtschaftsgymnasium und Berufsschule (duales System) in einer größeren Stadt im Regierungsbezirk Karlsruhe. Ausländeranteil: Gefühlte 40-50% SchülerInnen mit Migrationshintergrund.
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Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage BlueBei mir ist es eine Förderschule im tiefen Ruhrgebiet mit den Förderschwerpunkten Lernen und emotionale und soziale Entwicklung. Ausländeranteil ca. 50%.
Im Alltag ein gutes miteinander. Probleme werden in Gesprächen deutlich:
Bei einigen Deutschen verbreitet ein unbewusster Alltagsrassismuss, zum Glück keine Rechtsradikalen.
Bei vielen Türken ein deutlich vorgebrachter Rassismus gegenüber Kurden.
Bei Arabern ein deutlich vorgebrachter Antisemitismus. Hier liegt das Problem an einer extrem Islamistischen Milli Görus Moschee in der Nähe, die z.B. lehrt, dass Juden kleine Palästinenser entführen, um ihnen innere Organe und Augen für ihre eigenen Kinder entfernen.
Ich habe bei dieser Lage nicht wirklich ein Problem damit, mich gleichzeitig gegen Rechts und diese Moschee zu engagieren.
In der Regel bei allen Gruppen sehr unreflektiert. Anders gesagt: Man hört deutlich heraus, woher sie es jeweils haben.
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Klar, da wo aktuelle politsche/kriegerische Konflikte vorliegen, ob nun Kurden/Türken, Palästinakonflikt, Auseinandersetzungen in ehemaligen UdSSR-Republiken, gibt es natürlich Problemfelder – aber um die geht es hier doch eigentlich nicht, sondern um Rassismus zwischen Deutschen gegen Ausländer im allgemeinen bzw. die Gegenrichtung.
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Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage BlueSind ja nur meine persönlichen Beobachtungen in der Schule. Drei Dinge gegen die es sich allemal lohnt den Arsch hoch zu kriegen. Niedecken propagiert ja nur bei einem davon diesen Handlungsbdarf.
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Dieser Thread – ich habe das meiste gelesen – bringt sehr schön Niedeckens ganzes Dilemma auf den Punkt.
Bei einer Jugend, die politisch Ende der 70er wach wurde, konnte er sich fein einklinken, ohne wirklich etwas zu sagen zu haben, was andere nicht schon längst gekaut hatten. Und das mit einer Musik, die andere allemal schon längst besser abgeliefert hatten.
Er war nie wirklich vorn. Das Drama ist, dass er dies von Anfang an nicht kapiert hat. In einer Kölner Szene kein Wunder, in der sich alle auf die Schulter klopften und großartig fanden, hatten sie doch vermeintlich ihren eigenen Weg der musikalischen wie politischen Correctness gefunden.--
FAVOURITESDieser Post fördert ein ganz anderes Dilemma zu Tage.
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Das fiel mir ein als ich ausstieg.Ich glaube, Otis hat Niedecken gründlich missverstanden. Erstens bin ich ziemlich sicher, dass der sich nie bei einer wie auch immer gearteten „Jugend“ einklinken wollte. Was ist das überhaupt: einklinken? Selbst wenn es um Jugend in seinen Songs ging („Diss Naach is alles drin“), war immer eine erwachsene Erzählperspektive da. Und Niedecken war auch nie wirklich ein Sänger politischer Plakate (ausser vielleicht „10. Juni“). Sondern ein Geschichtenerzähler, der es in seinen besten Momenten schaffte, Personen, Schicksale oder auch Geschichte auf drei Minuten zu verdichten, wo andere einen Roman gebraucht hätten. Manchmal kommt mir auch der Anspruch an einen Sänger wie Niedecken so überzogen vor wie der, den Dylan Fans in den 60ern an ihr Idol hatten. In Chronicles ist einmal die Rede davon, wie Dylan sich über die Leute wundert, die in seinem Vorgarten stehen und ihn auffordern, in die Politik einzugreifen. Und er trotzig darauf besteht, er sei ein Sänger, weiter nichts. Klar sehe auch ich: manchmal greift Niedecken zu kurz, wenn er etwa in „Kron oder Turban“ quasi im Handstreich alle Weltreligionen zu Brüdern macht – mag man ihn als Multikulti Schwärmer abtun. Aber gerade wenn man das tun will, verbringt man mal einen Abend oben bei Sacre Coeur in Paris, wo sie alle friedlich nebeneinander her musizieren, dei Muslime, die blassen Europäer, die Rednecks, und man glaubt wieder: Lass dem Mann doch seinen Idealismus.
Die Musik von BAP war dabei immer das, was in einem Proberaum entsteht, wenn Leute zusammen musizieren, deren musikalische Wurzeln gefühlt in Amerika liegen, und zwar weit vor dem, was in Deutschland jemals Trend war oder ist. Das mag vielleicht Herrn Heuser interessiert haben, aber WN eher nicht. Und wo berichtet in diesem Thread jetzt eigentlich mal jemand über das Konzert, um das es eigentlich geht?--
otis, wie KL oben schon kurz angeschnitten hat, zeigt Dein Post, dass Du von Niedecken und BAP einfach nur sehr oberflächliche Kenntnis hast, dass Du vermeintliche Ansprüche auf WN projezierst und Dir da eine Meinung zusammenbaust, die Du – würde jemand ähnlich bei von Dir geschätzten Künstlern vorgehen – (mit Recht!) in der Luft zerreißen würdest. Stillstand hat ja schon vieles sehr schön auf den Punkt gebracht. Es ging bei WN/BAP nie darum musikalisch Meilensteine zu definieren, oder „vorn“ zu sein. Dass BAP musikalisch einen langen Weg gehen mussten bis sie endlich eine gewisse musikalische Qualität in der Umsetzung erreicht haben, ist doch alles längst von Seiten der Band aus berichtet worden. Die Band wurde mit einem Minimum an Ambitionen gegründet, einfach nur als Feierabendkapelle. Nur geschah es dann dass auf einmal weit über Köln hinaus deren Platten gekauft wurden und deren Konzerte besucht wurden, weil sie irgendwie den Geschmack eines großen Publikums getroffen haben. Und darüber war die Band vollends überrascht und musste erstmal langsam in die Schuhe, die ihnen verpasst wurden, hineinwachsen. Ob sie das jemals geschafft haben oder nicht, ist aber völlig nebensächlich. Niedecken berührt mit seinem Werk eine nicht unerhebliche Anzahl von Menschen und das ist ein Fakt. Und deshalb macht er sein Ding weiter. Seine Glaubwürdigkeit ist für eine große Anzahl von Menschen intakt, auch gerade weil er sein Ding durchzieht und damit auch immer Kritik, Spott und Hohn in Kauf nimmt.
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Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage BlueStillstandUnd Niedecken war auch nie wirklich ein Sänger politischer Plakate (ausser vielleicht „10. Juni“). Sondern ein Geschichtenerzähler, der es in seinen besten Momenten schaffte, Personen, Schicksale oder auch Geschichte auf drei Minuten zu verdichten, wo andere einen Roman gebraucht hätten.
Aber Ende der 80er/Beginn der 90er wurde das parolenhafte schon massiv in den Vordergrund gestellt (Denn mer sinn widder wer, Widderlich und eben Arsch huh…).
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